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Nummerkül Söchsische Dolkszeikung II November No'^pn Die Liquidation der Deutschen Demokratischen Aartei macht einen Rückblick auf die Geschichte dieser Partei notwendig. Sie war nach der Staatsumwälzung von 1619 als eine Zusammenfassung der bis dahin in den linksliberalen Gruppen (Fortschrittliche Partei. Freisinn) mit weiter rechts stehenden Kräften (Naumann und seine Freunde) gegründet morde». In den folgenden Jahren ging der Kurs der Partei immer weiter nach links und gleichzeitig nahm die Werbekraft der Demokratischen Partei ständig ab. Die Liste der Mandctts- zahlen der Demokratischen Partei im Reichstag spricht für sich: 1616 75 1620 §5 1621 Mai) ... 24 1624 (Dezember) . . 32 19>8 25 1930 14 (Staatspartei, nach Abmarsch der 6 Volksnationaien) lieber die Gründe dieses Rückgangs schreibt das „Berliner Tageblatt", dessen Chefredakteur Th. Wolfs 1618 zu den Mit begründern der Demokratischen Partei gehört hat: „Die No vember Demokraten verloren sich. Gerade die mittleren Scyich- ten, auf die sich der Liberalismus früher stützte, wurden von In flation. Deflation. Wirtschaftskrise besonders schwer getroffen, zum Teil aufgerieben. S'-e wandelten teils nach rechts, zu einem so unpolitischen und widerspruchsvollen Gebilde, wie die Wirt- scbaftspartci, in der sie den Schutz ihrer bedrohten Sondcrinter- effen zu finden meinten, teils noch links, wo die Wandlung der Ss'iaidemokratischen Partei zu einer staatsbejahenden Reform partei vielfach Hemmungen beseitigte, die früher einem Uebcr- tritt im Wege standen. Das politische Ideengut der Demokra tischen Partei verlor um so mehr an Anziehungskraft, je mehr es im S'aatsleben rmmvirklicht oder von anderen Parteien über nommen wurde. Die Methode des Ausgleichs, die Funktion der Brücke zwecken rechts und links war weniger reizvoll als die radikale Phrase. Ihr fehlte das religiöse Bindemittel, das das Zentrum besitzt, die Bevorzugung einer Wirtschaftsschicht, auf dch sich Polksparlei und Sozialdemokratie stützen. Hinzu kamen schwere Fehler der Führung Unentschiedenheit, zuletzt eine Mut losigkeit die, Wirkung des Medergarwes. zugleich Ursache neuer Schwächung wiMe: den Anhängern und Wählern fehlte das Ber- trauen zu den Führern, den Führern der Glaube an sich selbst." Die S t a a t s p a r t e !. zu der sich die Demokratische Bartel nunmehr gewandelt hat. ist nichts als eine Fortsetzung der Demokratischen Partei unter neuer Firma. Wird es dieser Firma gelingen den seit 1616 ununterbrochenen Niedergang der Partei nufzuhaffe»? Die Dresdner Deutschnationalen haben in ihrem Wachen blatte zur Gründung einer . D e u t s ch n a t i o n a l e n Schuh abteilung (DNSA1" ausgeruscn und damit den höchsten Zorn der Nationalsozialisten erregt. „Der Freiheitskampf" schreibt .Kameraden, wißt ihr. was das bedeutet? Der Ehren titel SA Mann, den Adolf .Hitler den Helden und Kämpfern unserer Bewegung verliehen bat, den wir in Heiszen Kämpfen durch alle St'-gtzen Deutschlands getragen haben, sollen in Zu kunft Leu'e führen, die zu weiter nichts da sind, als deulsch- nationale Damenkränzchen zu behüten Wo waren die Kämpfer für Schwarz weih rot. als wir Braunhemden in blutigen Aus einandersetzungen den Terror der roten Horden brachen? Warum sind sic nicht früher ausgetreten, als sie sich »och nicht hinter dec gewaltigen braunen Front Adolf Hitlers vor dem Marxismus verkriechen konnten? Wir Nationalsozialisten verbitten es uns aber, das; das Ordnertrüppchen eurer Standes- und Klassen partei den Namen SA." mifzbraucht. der uns alle» ein heiliger Begriff für den Menschentypus des kommenden Deutschlands geworden ist." Offenbar wollen die Nationalsozialisten ihren deulsch- nationa'cn Freunden recht oft zeigen, wie sie ibnen das so oft bewiesene Wohlwollen zu vergelten gedenken Es ist doch eine groteske Ueberhebung. wenn die SA der Nationalsozialisten, die doch zum größten Teil aus suimcn Leuten ohne Felderfuhrung beff-chmi. hier als „Helden und Kämpfer" den Dcutschnationalen >" nuiüberaestellt werden, tue in ihren Reihen jedenfalls minde stens ebenloviel Trontkämvfer baden wie die „braune Schar" Adolf Hitlers. Aber die Deutschnationalen unter Hugenbergs Führung haben ja selbst diesen Größenwahn der Hitler-Leute grohgezogen. Am die Gelriinkesleuer Erneule Debatten im Sla-iparlamenk — Die Frage der Arbeilszeitttürzung Dresden. 11. November. Es wurde wieder viel schöne Zeit nutzlos vergeudet. Die Sozialdemokraten und Kommunisten lieferten sich das übliche Rededuell, auch di« Nationalsozialisten schlossen sich an und be nutzten die Gemeindcgetrnnkesteuer, um gegen die politische Führung des Reiches loszumettern. Oberbürgermeister Tr. Blüher ergriff das Wort zu bemerkenswerten Ausführungen über die Notwendigkeit der Gcmeinüegetränkesteuer und die Verantwortungslosigkeit der Stadtveroi-dneten, die sich scheuen, die Verantwortung für unpopuläre Maßnahmen zu trage». Es ist ein wenig erhebender Anblick, festzustellen, wie di« Deuiscl>e Bolkspartei. die doch die Gemeindegetränkesteuer im Oktober niit beschlossen hat, nun aus einmal aus Angst vor den Wühlern umfäill und sogar ihren Oberbürgermeister im Stiche läßt. Ein besonderes Zeichen von Verantwortungs-Bewußtsein kann man dos kaum nennen! — Zu Beginn der Sitzung gratuliert der Vorsteher dem Stadtv. Fischer, der gerade seinen 70. Ge- burtstag >n voller körperlicher Frische und geistiger Regsamkeit begehen konn'e. Außer der Getränkesteuer beanspruchten noch ein Antrag der Kommunisten auf Verkürzung der Arbeitszeit unter vollem Lohnausgleich und ei» Antrag, die Kreisfürsorge- stcllen an ein-elnen Wochcntaoen zu schließen, geraume Zeit. — Um Mitternacht wurde schließlich die öffentliche Sitzung abge brochen und in die nichtöffentliche eingctreten. Sitzungsbericht: Zunächst wurde die Antwort des Rates auf eine kürzlich? Anfrage der Deutschen Volkspartei verlesen, nach welcher angeb lich die Dürer sch ule vor einiger Zeit eine Verbrü derungsfeier veranstaltet hat, bei der der französische Generalkonsul anivesend war. Die Feier hat in einem Raum staltoesunden. der mit den Neichsfarb-n und der französische» Triko'ore geschmückt war. Die französischen Farben sind nach der Feier nicht sofort beseitigt worden Der Anfragende ver urteilt es. da nach seiner Auffassung durch derartige Veranstal- tunoen der Heranwachsenden Jugend von unserem Verhältnis zu Frankreich ettic ganz falsche Vorstellung eingeimpft wird, und daß die Kmder zu dem Glauben gebracht werden, daß Freundschaft zwischen uns und Frankreich herrscht. Aus der Antwort d"s Rates geht hervor, daß im August d. I. in der Turnhalle der Dürerichule französische Austauschschüler begrüßt wurden und daß n, d'-ffsr Feier auch Behörden eingeladen wor den sind. Zu dieser Bsgrüßunosieier sind nicht Fahnen, sondern farb'ae Papierstreifen in den deutschen und französischen Farben angebracht aeweten. Der Rat bemnnoelt. daß die Feier, um die es sich hi"r handelt, nicht in den Rabinen gereaelter lehrvlan- wäs;->xr Arbeit gehört und vorher hätte genehmigt werden müssen. Für Verkürzung der Arbeitszeit. Vom Fiiwnzaus'chnß wur^e ein Gutachten vorgctragen. wonach mir rest'osen Wied-weinstelsung aller Arbeiter und An- geste'tten soiarl in allen Dienststellen d--r 7-Stundentag und die 46 Stund-mwocbe mit entsvrechendem Lohnausgleich eingeführt wm-den soll. 6-q ng-d ^orin vorgelchlaoen: 1. Beim Arbeit- <^ernerba>'d Sächffscke Gemeinden mi beantragen, mit den zu ständigen G-n'l-rkschasten über die Emstihrun" der 40-SIun.den- nwche mit Lohrwuschchch aus Ursterstiißunasmittcln zu verhan deln. um d'» Emsiihrung von Erwerbslosen in kommunalen Betrieb"» dumchzubihr"»: 2. bei etwa einlretendem Arbeitsmangel in kow'-'unal"» B"trieb'n cke Entlasst»»! von Arbeitnehmern durch A'-zmiLityeck-'na zu v-rmeid-n. uu-d 3. unter Ausickövstma aber stiOfflcks,-, Mittel irckts unversucht zu lassen, um durch "'»b-itsavst'-ä-,» Arbeitsgelegenheit -u schassen. Vom Stadt». Esschner ID. V" ) wird hier»» beantragt, die Worte ..mit Lobn ousoseich" z» strchä-on. da die G"mäbr»ng eines vollen Lahnaus- as"!ck"s U"r die B''"d--Ktio»->'asten steigern und damit zu einer westö'-en Erumrst-Eastl-i-oi; lühi-oa würde Es Komm» daran« an. dm vorhandene Ai-Keff unter möglichst viele A'b-itslole zu n-m-eiien. lärwerer A"swrack" h---rmi wurde schließlich der Wmkt t mit Stimmengleichheit abgelehnt. Punkt 2 und 3 ein stimmig aiwenommen. Das O'tenßg'ten hex Kreisüelleii des Fiirsorgeamts. D"r schon mehrfach behandelte Antrag der kommunistischen Fraktion, tue Kreisstirlorgestellen wieder täolich offenzuhaiten, l wird in einem Gutachten des Prüfungsausschusses dem Kolle gium vorgelragen, und zwar sollen die Kreisstellen des Fiir sorgeamts für den öffentlichen Verkehr werktags außer Mitt wochs von 8—12 ofsengshalten werden. Die Kommunisten be antragen hierzu, die Kreisfürsorgestellen alle Tage offen zu halten und zur Erledigung dringender Arbeiten mehr Hilss. Kräfte einzustellen. Stadtv. Müller (Zsntr.) führt hierzu aus, daß die An nahme des Gutachtens nicht dazu fuhren wird, «ine reibungs losere Abwickelung der Geschäfte in den Fürsorgestellen zu er reichen. Die Anordnung des Rates, einen Tag um den anderen die Kreisstellen für den Publikumsverkehr — außer für drin gende Fälle — zu schließen, beruht auf praktischen Erfahrungen und entspricht den tatsächlichen Bedürfnissen. Mit einer Ver kürzung der Sprechzeit, wie es das Gutachten vorsieht, ist keiner Seite gedient: es werden 12 Uhr mittags noch soviel Fürsorge empfänger auf Abfertigung warten, die unmöglich von den Be amten abgewiesen werden können, wenn nicht die größte Unzu friedenheit eintretcn soll. Die Leute haben vielfach schon von vormittags an geivartct und können dann nicht unverrichteter Dinge nach Hause geschickt werden. Da ist es viel besser di» Leute wissen, daß an diesem oder jenem Tage überhaupt ge schlossen ist und sie können sich dann die Wege sparen. Auch eine Neueinstellung von Hilfskräften habe eine Grenze. Es handelt sich gerade bei den Fürsorge« betreuten vielfach um kranke und verbitterte Menschen, die be sonders sorgfältig behandelt werden müssen: deswegen könne nicht jede Hilfskraft ohne weiteres die eingcarbeiteten Sozial» verwaitungebeomten ersetzen. Die Sozialbeamten der Dresdner Kreisfürsorgestellen verwahren sich dagegen, daß die Schließung der Kreis st eilen an einzelnen Werktagen in ihrem Interesse vorgeo mmen worden sein soll. Sie betonen vielmehr, daß die Schließung nur im Interesse der Fürsorgebetreuten liegt. Nur so sei es möglich, den jetzt bestehende» unbcsridigenden Zustand, daß den Bor sprechenden immer und immer wieder gesagt werden muß. daß die in Frage kommenden Anträge noch nicht bearbeitet we>-den konnten, beseitigt wird. Wenn ein Tag um den anderen ge schlossen wird, kann die umsangreiche Aktenarbeit, die nun ein mal bei der behördlichen Wohlfahrtspflege nicht zu umgehen ist. erledigt und aufgearbeitet werden. Dadurch wird die Ar- beilsfreudigkcit allgemein gehoben: die Spannungen, die sich sehr leicht gerade in den Fürsorgestellen ergeben, werden ver mieden und es wird «ine viel glattere Abwickelung aller Ge schäfte erreicht. Nack den Beobachtungen des Redners sind in den Fürsorge- steilen bei den jetzigen Verfahren des Rates auch wesentliche Klagen nicht vorgekommen und es würde im Interesse aller liegen, wenn es bei der vom Rate getroffenen Regelung bliebe, umsomehr als auch beim Ortsamt für Kriegerfürsorge. -Wz die Versorgung jo für ganz Dresden zentral durchstihrt. schon seit Jahren dieselben Maßnahmen mit Erfolg angewendet werden. Der Antrag der Kommunisten unter Punkt 1 würde hierauf aboelehnt, unier Punkt 2 angenommen und schließlich mit den Stimmen der Kommunisten. Sozialdemokraten und National- sozialislen das Gutachten des Prüfungsausschusses angenommen. Der Kamps um die Getränkesteuer. Die Nationalsozialistie» Hallen einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, de» Rat zu ersuchen, van der Erhebung der Gc- tränkesteuer mit sofortiger Wirkung solange abzusehen, bis der Antrag auf Nichteinziehung sämtlicher von der Gemeindekam. wer beschlossenen neuen Steuern erledigt ist. Obeibürgermeister Dr. Blüher erklärte hierzu, daß die Haushaltrechnungen der Stadt in den Jahren t625 bis 1626 mit immer steigenden Fehlbeträgen abgeschlossen haben, eine geord nete Finanwerwaltung verlange aber einen balancierenden Etat. Die steigende Zahl der Wohifahrtserwerbslosen habe alle Berechnungen des Haushaltplanes über den .Hausen geworfen. Bei Aufstellung des Haushaltes waren 2000 Wohlsahrtserwerbs- lose vorhanden, jetzt 13 000. Rechne man für die Unterstützung eines Wohlfahrlseriverbslosen manatüch nur 50 RM„ so bedeu. tet die Unterstützung der Wohlsabrtserwerbslose» durch die Stadt eine Ausaabe von 7 bis 8 Millionen NM. jährlich. Eine solch)« Summc.könne nicht durch Deschneidung der Ausgaben ge deckt werden, dafür müßten neue Einnahmequellen bescixn'it werden. Bei den Einnahmen sei die Stadt auf die We^ie anqe- Tagung sür «christliche Kunst in Duisburg Es war ein glücklicher Gedanke des Duisburger Museums leiters Dr. Hofs, die D i ö z e s a n g r u p p e Münster der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst zu einer Tagung in Duisburg zu vrranlasien, in Verbin dung mit der unlängst hier besprochenen Ausstellung kirchlicher Kunst im Duisburger Museumsver« e i n. Die kulturellen Bande zwischen Rheinland und Westfalen werden damit, wie durch die Frühjahrstagung in Maricnthal bei Wesel, enger geknüpft auf einem Gebiete, das die kathnii» scheu Slammprovinzen des Arstens seit Jahrhunderten im be sonderen eint. Künstler von Namen und Kunstfreunde, nebst einer erfreulich großen Zahl Theologen, waren von nah und fern gekommen, so daß die Ausstellungsräume bei der nachmittäg lichen Besichtigung fast zu klein erschienen. Dr. Hoff wies daraus hin. daß die Ausstellung natürlich nur eine» Ausschnitt bieten könne und kam dann besonders aus die Fragen des Kirchcnbaus zu sprechen. Zunächst gelte es auch, die alten Kirchen als Museumsstücke anzusehem die beste Denkmalspflege sei, sie. unter Heranziehung der lebendigen Künstler, zu regenerieren aus den Geist unserer Zeit Wie es frühere Jahrhunderte nicht anders gehalten, die romanische Kirchen mit gotischen Anbauten versahen, ihnen Renaistanceportale vorletzten oder Barockaltäre hineinstellten. Und ooch wuchs alles zu organischer Einheit, wie heute unter anderem etwa St. Georg in Köln, mit de» neuen Thorn-Prikker-Fenstern. Gegenüber den erborgte» Eebets- formen des 19 Jahrhunderts, das im Kirchcnbau unfruchtbar war, sei letzterer wieder. Uber die bloße Nutzausgabe hinaus, notwendige religiöse Acußcrung geworden, von innen, vom Sinn her gebaute Farm. Die daker auch nicht einfach den Stil des neuzeitlichen Profanbaucs übernehmen darf. Religiöse Strömungen der Zeit, wir die liturgische Bewegung, sind der schöpferische Grund, dem der neue Stil erwächst. Ein aktiver Kulturwille, mit dem Gefühl der Verantwortung vor den Jahr hunderten. wird von Dr. Hoff für den heutigen Kirchenbau ge fordert. wobst da» Wertbeständig« an der inneren Kraft zu «oelle» «L. Die Ausstellung ist inzwischen noch du-ch Einzelheiten, wie farbig kostbare, im Stil einfach strenge Meßgewänder, bereichert worden. Auch sei des Xantcner Töpfers Hehl ursprüngliche, hernorragend schöne keramische Krippengruppe. in einer an Tim- mermanns erinnernden Erdhaftigkeit und Innigkeit, nachträg lich erwähnt. Nach der Ausstellungsbesichtigung versammelte man sich zu den von Dr. Haff und Professor Böhm vorgesehenen Vor trägen. Einleitend dankte Domkapitular Professor Emme rich im Namen der von ihm geleiteten Diözesangruppe Münster, dem Duisburger Museumsverein und seinem Leiter für das Zustandekommen von Ausstellung und Tagung. Die lebendige Kirche bedarf einer lebendigen Kunst, und die Ausstellung er weise. daß eine solche vorhanden. Dr. Hofs dankte sür das zahl reiche Erscheinen, um zu einem aufschlußreichen Vortrag: „Frühchristliche Kunst als L e h r m e i st e r i n der Gegenwar t". überzugchen. Es hat sehr lange gedauert, bis man sich mit frühchristlicher Kunst auscinandersetzte. di« man bis dahin nur historisch und ikanographisch. b;w. archäologisch, genommen. Ihre kUnstlerische Wertung ist erst sehr jungen Datums. Die ganze Kunstgeschichtsschreibung seit Humanismus und Aufklärung mar. indem sie nur den Maßstab der Antike anlegte, der frühchristlichen Kunst gegenüber einseitig belangen. Die von der Antike beeinflußten Bildwerke werden besonders stark betont auf Kosten der eigenschöpicrischcn. wie wir sie schon unter den Katakombenbildcrn des ersten, zweiten und dritten Jahrhunderts in überraschender Kraft und Vollendung sehen. Statt des antiken Körpergcfükls. in Bildniskunst wie Archi tektur. tut sich in ihnen das Bckenntnishafte der Flächenkunst und eine neue Svmbolsprache, mit ungeheurer Ausdrucks kraft von innen her. kund. Im Gegensatz zum naturalistischen Individualismus ist das Symbol immer verbindender Ausdruck einer Gemeinschaft, wie sie im jungen Christentum erst malig aufblllhte. und viel durchbluteter als die gedankliche Allegorie. Die Farben werden gleichfalls symbolisch gebraucht, und auch in ihrer ungebrochenen Ausdruckskraft ergeben sich überraschende Parallelen zu heutiger Kunst, etwa zu Emil Nolde. Wie überhaupt für den, der die alte Kunst kennt, das Einsühlen in die neu« Kunst nicht schwierig ist. Der Engel ist nicht da» schön« Modell, sondern ein« übersinnliche Kund. a«b»»« v«m inner«» Wuckt. — Mit einer An-ahl Lichtbild«» der Bildwerke und Bauten frühchristlicher Kunst, vom roicn- erweckenden Christus in der Kallistkatakombe <2. Jahrhundert) bis zu den repräsentativen Iustinianmosaiken in Ravenna be legte Hofs seine Ausführungen, die in dem Wunsch ausklongen, dag Tagung wie Ausstellung sür die Gegenwart fruchtbar werde. Alsdann zeigte der mit einer Sonderschau in der Ausstel lung vertretene Kirchenbaumeister Profesior Dominikus Böhm die Reihe seiner Sverke von den ersten, tastenden An fängen bis zur Gegenwart im Lichtbild, wobei er Weg und Ziel seiner inneren Entwicklung, sowie die Aufgabenstellung bei den Einzelbauten, das Mithineinspielen von Landschaft, Stadt oder Darß Mensch und Zeit bei der Gestaltung, fesselnd darlegte. Wobei alles doch immer dem erhabenen Sin» des Gotteshaus?« untergeordnet bleibt, der gerade in Böhm einen der bedeutend sten Offenbarer in unserer Zeit gefunden. Landesne'rwattungs- rat Dr. Busley sprach, im Namen der Westdeutschen Gruppe der Gesellschaft, den Rednern seinen Dank aus und schloß mit der Hoffnung, daß die Zeiten endgültig vorbei wären, wo di« Architekten mit Musterkofiern aller Kirchenstile bei den Au'trag- gebern hausieren gingen. Das Wahrwerden, der Weg cur Väahr- heit sei der Weg der neuen Kirchenkunst: er bitte um Vertrauen zur Künstlerichafl. Festgestellt verdiene ui werden, daß die Be zirke am Nicderrhein und im Münsterlande di« weitaus leben digsten der Gefelljchast feien. k. 6. Olettl. Deutscher Almanach 1631. (Perlaq Philipp Reciam. zig. Preis 1.50 NM.) — Als erster von a" i Beriagsalmanacken erscheint diesmal der ausgezeichnet redigierte Reciainscho. Im B. lepunkte steht natürlich Nietz^'w. der wiederum in fr''' ^'K>c Erinnerung ist. Der Verlag bereitet in der Unioersalbiblictthek das Erscheinen seiner Werke vor und nimmt daher Gelegenheit, den Philosophen besonders zu behandeln. Mehrere andere mo derne Philosophen folgen mit Aufsätzen zu Tages- - Die heutige Musik, die Lebenshaltung der neueren Generation. Kierkegaard und sein Kampf mit dom „Korsar", Lyrik und Er zählungen vervollständigen das vornehm ausgestaüete und i, 'i 15 Bildern geschmückte Buch. Zck. » r.