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DMirsivllv Mittwoch» den 12. November 19ZO L«»«de» M»»«Ig»«t>rrts»r DI. lgkspallen« peM-rlle SU Familleck an«eig»n u.Slellengeluche !kS 1- Die petilrettamezeU«. 8S mm »reit, I ^r. Für Anzeigen außerhalb de» VerbrcNunilSgeblcleS «« 1. die pelitreklamezeilc I.»«X. Briesgeb SU^. Im Falle höherer Bewail erlischt jede Verpflichtung aus Lieserung sowie Erfüllung d. Anzeigen < Austrügen u. Leistung d. Schadenersatz, Äeschüstiicher Teil: Fraa» Buogartz, Dresden. Nummer 282 — 29. Jahrgang Erscheint 8 mal wöchti. mit illustr. Gratisbeilagen.Heimat und Weit' und der Kinderbetiage.Frohmut', sowie den Textbeitagen ,Sl. Benno-Blatl'. .Unterhaltung und Wisse»', .Die Welt der Fra»'. »Aerztlicher Ratgeber'. .Da» gute Buch', .Ftlmrnud- schau'. Monatlicher BezugSpret» 3 einschi, Bestellgeld. Einzelnummer 10 1, Sonnabend- u. Sonntagnummer SU 4. Hauptichristleiter- Dr. G. De-czhk, Dresden. t«c>chati-fl«IIe. Dran ».'vertag - >«ermama, A..,S. sür Verlag „ndDnnkerei. Filiale Dresden, Dresden.»!. I. Polierflrafle N. FernruilllNIlt. Poilichei7loiUo Dresden luuitlonio Siadttianl DreSden Vr >11" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der TSchflichen ivolkilzeitring Dr«Sden.AllIiab> t, Polierslrafle II. Feriiru, Ml> nne unia Ein Schmutzfink Und eine angesehene Jeilung» die ihm 2lsyi gewähr! Ausgerechnet die nntionalliberale „Allgemeine Zet- t u NF C h e in n i tz" lässt sich „von einem katholischen Politiker" einen Artikel schreiben über die gefährlichen Wege, auf denen angeblich das Zentrum wandelt. Dieser brave Katholik nennt natürlich, wie in solchen Fällen üblich, seinen Namen nicht. Das ist schade, denn wir hätten ihn gern für unsere heitere Ecke als Mitarbeiter gewonnen. So müssen wir uns begnügen, sür unsere Leser aus dem erwähnten Artikel ein paar besonders prächtige Stilblüten zu pflücken. Der brave Katholik singt das alte Liedl „Seit zwölf Fah ren lebt das Zentrum in engster Brüderschaft mit diesen materia listischen Hassern des Christentums," Nämlich mit der Sozial demokratie, Diesem „Politiker" scheint cs unbekannt zu sein, dah von diesen zwölf Fahren nur rund vier Jahre lang sozialistische Minister im Reiche regiert haben, Acht Fahre lang: unter Fehrenbach, Enno, Stresemnnn, Marx, Luther und Brü ning ist ohne die Sozialdemokratie regiert worden. Auch in Preuhen, dem vielbeschrienen Preutzen, hat Stegerwald vier Fahre lang ein „marxistcnfreies" Kabinett geführt. „Das Zentrum ist für rot farbenblind" Der Verfasser dieses vortrefflichen Artikels ist also unwis send: er ist aber auch dumm. Er erzählt — ausgerechnet in einem sächsischen nationallibcralen Blatte! — datz man aus fol gendem Gründe nicht mit der SPD, zusammen regieren könne: „Tagaus, taget» trügt die gesamte sozialistische Presse allen Unrat aus der ganzen Welt zusammen, der ihr nur irgend ge eignet erscheint, gegen Religion und Christentum im allgemeinen und die katholische Kirche im besonderen zu Hetzen," — Richtig! ^llber was den Katholizismus anbetrifft, gilt dieser Satz Wort 2iir Wort auch sür die meisten bürgerlichen Blätter in Sachsen, «Mir haben seit Fahren laicht aus Neigung, sondern aus Pslicht) Angriffe der sozialistischen wie der nichtsozialistischen Presse Sachsens gegen die katholische Kirche verfolgt. Und wir können getrost beeiden, das; „Unrat" dieser Art in der bür gerlichen Presse in gleichem Matze zu finden ist wie in der s 0 z i a l i st i s ch e n. Der Artikelschreiber behaup tet, die Zentrumspresse sei für diese Entgleisungen der sozialisti schen Presse „farbenblind". Unsere Leser wissen, datz wir uns stets die Freiheit genommen haben, Angriffe gegen die katholische Kirche anzuprangern. Wir haben aber in dieser Beziehung eben so oft gegen „bürgerliche" <und neuerdings auch nationalsozia- j listischej wie gegen sozialistische Blätter Kümpfen müssen. „Datz diese fortgesetzte rote Beeinflussung schon erheblich gute Zenlrumssitten verdorben hat, wer vermag es zu bestrei ten!" ruft der Gewährsmann des liberalen Blattes aus und ver fällt dann ganz in den Ton eines Klageweibs: der Volksverein sei durch diese (gar nicht vorhandene) „Brüderschaft" mit der Sozialdemokratie zerstört worden, und auch die Katholische Aktion habe aus dem gleichen Grunde erfolglos bleiben müssen Dann wird dem langjährigen Führer der deutschen Katholiken, dem Altreichskanzler Marx, ein Eselsfutztritt versetzt: seine ^ Reden hätten „kleine und kleinlichste Gehässigkeiten" enthalten. ^ l)ber „keinen einzigen positiven Gedanken"! Wer nur einmal ^ine Rede von Wilhelm Marx gehört hat. weitz, datz hier der vortreffliche Katholik der Allgemeinen Zeitung einfach frech lügt. Einem Politiker von so unbeirrbarer Sachlichkeit, einem Katho liken von so tiefer Religiosität wis den, Kanzler Marx solche Schmähungen unter dem Schutze der Anonymität nachzuwerfen, das kann nur ein ganz übler Schinutzfink, w "l io w „Der deutsche Episkopat duldet die Sozialdemokratie" Aber dieser Ritter von der traurigen Gestalt blamiert sich noch weiter. Er behauptet, durch die Konkordate in Preu- tzen und Bayern sei der evangelische Volksteil „glatt übergan gen" worden. Der Mann weitz' natürlich genau, datz Bayer» einen Staatsvertrag mit der evangelischen Religionsgemeinschaft bereits geschlossen hat und datz in Preutzen ein gleichartiger Ver trag, dank dem Drängen des Zentrums, vor dem Abscbluh steht. Aber er behauptet, statt der Wahrheit die Ehre zu geben: „Die Erbitterung unter den evangelischen Volksgenossen ist matzlos ge wachsen ... Die Folge mutz neuer Streit und Hatz zwischen de» Konfessionen sein... Schon ist die Gründung eines evange lischen Zentrums Wirklichkeit geworden..." — Jawohl! Und der Sprecher dieses evangelischen Zentrums im Reichstag, der Abg, Simpfendörser, hat sich in seiner ersten Rede schars gegen das Gerede gewandt, datz nur auf der Linken der Atheis mus stehe, und erklärt: „Wir finden den Atheismus und Materialismus auch sehr stark nertreten in den besitzenden, politisch rechtsstehenden Kreisen." — Mit diesem „evangelischen Zentrum" werden wir uns leicht verständigen, nicht aber mit Katholiken wie dem Gewährsmann Er*oli der Reaierunq Brttninn: Die Preise sinken Drok, F;eNch und Mttch werden im Einzelhandel billiger Das Vorbild Berlins Berlin, 11, November. Fm Rahmen der Preissenkungsaktion der Rcichsrcgierung haben in den letzten Tagen i,n ReichZministerium sür Ernäh rung und Landivirtschajt wiederholt Besprechungen mit den Vertretern des Fleischergewerbes statlgefunden. Hierbei wurde fcstgestellt. datz Lne Schweinefieischpreise im Monat Oktober gegenüber dem September dieses Fahres beträchtlich zurück- gegangen sind und datz die dcrzcitmen Preise sür Schweine fleisch den Schweinemarktpreisen gefolgt und angepatzt sind. Fm Hinblick ans die nngünsiigen wirischastucke» Verhältnisse hat der Deutsche Fleischerverband folgenden Entschlutz gefotzt: „Das Fleischergewevbe erkennt an. datz in Anbetracht der wirtschasllichen Notlage ein allgemeiner Preisabbau, auch sür Lebensmittel, durchgesührt werden mutz. An die Verbands- milgliedcr wird deshalb die Aufforderung gerichtet, aus der Grundlage der Einkaufspreise unter Berücksichtigung der Stenern, Gebühren und sonstigen Lasten, die das Fieischer- geiverbe zu tragen Hai, schars zu kalkulieren und die Spanne für Schweinefleisch um 5 Rps. je Psund zu senken. Das Fieijch- gewerbe gibt eine Vorleistung, die mir eine begrenzte sein kann und nur aufrecht erhalten wird, wenn die von der Reichs- regiernng aus der gnnzen Linie zngcsagte» Abballniasiiohin.nl sich schnellstens auswirken werden und wenn die Länder und insbesondere auch die Gemeinden ans keinen Fall die hohen Abgaben und Lasten beibehalten, sondern im Gegenteil eben falls erheblich herabsetzen," Die Reichsregierung begrübt diesen Beschlutz des Deutschen Fleischerverbandes, der dem Ernste der Zeilnmstündc Rechnung trägt. Sie erwarlet. datz nicht nur die Ladcnsieiscker dieser Alissvrderling Folge leisten, sondern datz auch die übrigen an der Fleischversorgung beteiligten Gnipmn. darunter die Kon sumvereine. sich dem Vorgehen des Deutschen Fleischer- verbanbes anschlietzen. Der Bezirksverein Berlin im Deutschen Fleischerverband erklärt hierzu, datz er vom Dienstag, den 11. November, dem Beschluss seines Reiclisverbandes entsprechend den Preis sür Schweinefleisch um 5 Rps. je Pfund herabsetzt. Dieser Beschluss gilt für den Bereich der 16 Berliner Flcischerinnungen. Auch mit den Vertretern der Spitzenorganisalion der Deut schen Bäckerinnungcn. dem Zweckverband der Bäckermeister Grotz-Berlins und der Bereinigung der Brotsabrikanlen Gross- Berlins fanden Verhandlungen statt, die am Monlng zum Ab schluss gebracht wurden. Die Vertreter des Bäckergewerbes »nd der Brolsabrikanten wiesen bei den Verhandlungen darauf hin. datz die Brolprcise sich fortlaufend den Mehlnreisen an gepatzt holten und datz die derzeitige Spanne zwischen lieiden in der Hauptsache auf die Erhöhung der allgemeinen Abgaben und Unkosten zurückzuführen sei. Sie erklirrten sich jedoch unter voller Würdigung der allgemeinen Notloge und mit Rück sicht ans die von der Reichsregiernng zu ihrer Behebung und zur Senkung der öffentlichen Abgaben und Lasten eingelei- tetcn bcziv, in Aussicht genommene» Massnahme» zu folgenden Abmachungen Iiercit: 1. Bäckergewerbe und Brotkabrikanten verpflichten sich, grundsätzlich der Forderung des Reichsministeriums sür Ernäh rung und Landwirtschaft entsprechend da-, Brot in Zukunft einheitlich nach lgewicht zu verkaufen. 2. An Stelle des sür die Zeit vom ll. bis 9. November sür Gross-Berlin matzgeblichen Taselgewichto von 1225 Gramm sür das Roggenbrot wird in Zukunft ein Einheitsgewicht von 1256 Gramm sür das Norinalbrot treten. 3. Der Preis für das Normalbrot von 1256 Gramm wird bei gleichbleibender Qualität In Berlin ab 13. 'November von 56 Rps. aus 46 Rps. gesenkt. Tie Reichsregiernng erkennt die Opferivilligkeit de« Bückergewerbes und der Brotsabrikanten. die darin zum Aus druck kommt, datz die Preisstwnne für das Normalbrot bei gleichzeitiger Erhöhung des Gewichts gesenkt wird, voll im ganz an Sie erwartet, datz nicht mir die einzelnen Bäcker und Brotsabnkonien den Bereinöarungen ihrer Vertreter mit dem ReichSeriiährungsnünisterium vollauf Rechnung tragen, sondern datz auch die übrige» an der Brolversorgung beteilig ten Gruppen sich der allgemeine» Preissenkung in einer Weise anschlietzen. datz sie für den einzelnen Verbraucher fühlbar wird. « Der Verband der Vereinigten Berliner Milchhändler, die Arbeitsgemeinschaft der freien Berliner Milckbändler und der Miichvcrkanssvei'band Norddeutscher Meiereien werden ihren Mitgliedern empfehlen, voin nächsten Montag ab die Han delsspanne der Milch um 1 Rps. herabsetzen, Und in SaMen? Dresden. 11, November. Fn Dresden hoben die Fleischer im allgemeinen die Sch'veinesleisckpreisc schon vor etwa vier Wochen gesenkt, als damals eine Ermäßigung der Schweinenreise einirat Während sich Anfang Oktober die Preise ans 57 und 60 RM, stellten, schwankten sie ans dem letzten Oktobermarkl bereils zwilchen 57, und 63 RA!, Ans dem Markt am 6, November zwischen ck> und 6l RM, und aus dem Markt am 10, November -mischen 60 und 60 RM, Sic waren im letzten Monat noch stärker ge- süeoen, wenn nicht eüi grober Anstrieb vorhanden gewesen wö-e. Wie wir erfahren, wird trotz dieser Steigerung der Schweinenreise kein Preieanncklag in den Fleischerläden ein- treten. ober eine neue Senkung der Kleinhandelspreise er scheint den hiesige,, Fleischern vorläufig unmöglich. Auch eine Senkung der Vrotpreile ist in Dresden, wie wir an anderer Stelle berichten, nur insofern eingetreten, als für Erwerbslose künftig der Preis ans 60 statt ans 61 Pfennig herabgesetzt wird. Abgesehen davon, datz diese Maßnahmen den Erwerbslosen zwingt, bei jedem Brotkauf seine traurige wirt- scliaftliche Lage feststellen zu lassen, liegen Masmahmen. die nur für einen Teil der Verbraucher der Preise verbilligen, nicht im Sinne der'Aktion der Reichsregiernng. Fmmerhin ist es nntzerordentlich zu begrüßen, datz Bäcker, Fleischer und Milchhändler wenigstens in d-r ReichshaiijNstadt den Mut aufgebracht heben, das gute Beispiel zu geben, das heute nottut. Wir hoffen, datz ihnen nicht nur die andere» Zweige des Lebens-initteihandel-z folgen, sondern auch das Be. Kleid ungsge werbe »nd die anderen Branchen des täg lichen Bedarfs, in den«,, die Preisspanne zwischen Erzenger- u»d Verbraucherpreis heute zum Teil noch grötzer ist als auf dem Markte der Lebensmittel. Das Berliner Beispiel in n h i m ganzes Reiche Nachahmung finden! Bon den Ländern und Gemeinden aber darf man erwarten, datz sie nicht durch Auibürdung neuer Lasten die Absichten der Neichsregierung durchkreuzen. Nur wen» tatsächlich eine Preis senkung erreicht wird, die tatsächlich jedem einzelnen Ver braucher fühlbar wird, Könen mir Kossen, ohne soziale Krise über diesen Winter hinwegzukommen. der „Allgemeinen Zeitung", die vergiftete Pfeile aus dem Hin terhalle gegen ihre Glaubensgenossen abschietzcn. In die Kirche scheint besagter Katholik nicht zu kommen, auch nicht in katkolische Vereine, ebensowenig scheint er katho lische Zeitungen zu lesen. Sonst müsste er doch etwas von den immer wiederholten Warnungen von geistlicher Seite vor der Sozialdemokrotle und dem Kommunismus gehört haben. Statt dessen behauptet er: „Trotzdem aber ist der deutsche Epi skopat vcranlatzt worden, sein Anotkewa gegen die National sozialisten zu schleudern, gegen den Feind der christliche» Kullur und Sitte, die Sozialdemokratie, dagegen stillschweigende Dul dung zu üben," Unrichtig in allen Punkten! Auch hinsichtlich der Nationalsozialisten: der deutsche Episkopat ln seiner Gesamt heit hat zu dieser Frage überhaupt noch nicht Stellung genom men. Vielmehr hat e i n Bischof, der Bischof von Mainz, nüchtern festgestellt, datz Artikel 21 des nationalsozialistischen Programms dem katholischen Dogma widerspricht und datz die national sozialistischen Sturmabicilnngen daher als geschlossene Gruppen nicht an katholischen Begräbnissen teilnebmcn können swäkrend selbstverständlich kein einzelner Nationalsozialist von der Teil nahme an kirchlichen Handlungen ausgeschlossen ist). „Taufschein-Katholiken bestimmen den Zentrumskurs" Der dickste Knüppel kommt zuletzt: Das Zentrum hat eine Inflation erlitten, eine Inflation der Gesinnung, Die Taufschein-Katholiken der Vorkriegszeit Koben sich in Hellen Scharen die Konjunktur zunutze gemacht... Diese sind in Kellen Scharen zum Zentrum gestotzen und geben ihm jenes Gesicht, das so wenig erfreulich ist. Jene bestimmen heute den Kurs des Zentrums, jene Streber, die heute in hählicher Aufdringlichkeit katholischer sind als Papst „nd Bischöfe und doch weiter nichts im Auge haben als ihren persön lichen Vorteil. Die ohne Gewissensnot eher heute als morgen