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Oonirsr über äem 8ekwar2^a!6 vsr kau ckes 8ckIueksveHv«rkes — 450 M lionei, Kilo^vstlstunüe» sc» len erreuFt ^verrlen — Der k^arsuliscke ^lrlrunauls or Wer in diesem Jahr.die gesegneten Täler der südlichen Schwarzwaldes besuchte, der wurde Tag für Tag in seiner ge- nußsrohen Ruhe gestört durch eine Reihe von Explosionen, die nicht nur tagsüber, sondern sogar des Abends die Luft erschüt terten. War denn ein Artillerieschießplatz in der Rübe mitten im Gebirge? Oder übten gar die naben Schweizer Ercizforts? Denn um kleine Geschütze konnte es sich nach der Heftigkeit und Tragweite des Schalles nicht handeln. Fragte man aber einen der Einheimischen, so wurde man ausgelacht. Das waren ja nur die Sprengungen für das Schluchseewerk, die war man seit Jahr und Tag gewöhnt. Ja, was denn das Schluchscewerk wäre? Run, ein besonders großes Wasserkraftwerk, das die reichen Gewässer des südlichen Schwarzwaldes ausnütze» solle, die halbe Welt sei an dem Bau beteiligt, nicht nur die Badische Landes-Elcktrizitätsvcrsorgungs A.-G. (Badenwerk), in deren Gebiet es ja gebaut werde, sondern auch das Rheinisch-West fälische Elektrizitätswerk und sogar mehrere Schweizer Elek trizitätswerke 450 Millionen Kilowattstunden sollten darin erzeugt werden, die schon alle fest verkauft seien. Diese Auskunft mufzte natürlich die Neugier gewaltig reizen, und so wurde der Beschlufz bald gefaßt, dieses merkwürdige Werk ini Entstehen zu besichtigen. In einem sich gegen den Feldberg hinaufzichenden Tale des südlichen Schwarzwaldcs, das selbst schon eine recht erhebliche Höhenlage ausweist, liegen hintereinander zwei Gewässer, der kleine Windgfällweiher, der kaum den Namen eines Sees ver dient und der langgestreckte Schluchsee, dessen Name schon auf die schlauchförmige Gestalt hinwcist. Zwischen beiden erstreckt sich ein mooriges Gelände, das Feldmoos, durchzogen von einem kleinen Flüßchen, das dem tiefer liegenden Schluchsee den Wasserüberfluß des Weihers zusührt. Das Tal ist nicht so freundlich wie häufig die Täler des südlichen Schwarzwaldes, ernst, fest, rauh ist sein Charakter, der schon stark an das Hoch gebirge mahnt. Nur wenige Häuser stehen aus seinem Grunde, die paar Ortschaften liegen hoch drüber an den Berge», die es rings herum vollkommen einschlicßen wie einen Kessel. Auch die Bahn führt hoch am Rande dieses Talkessels entlang Der Anblick des völlig geschlossenen, tiefen Kessels mußte freilich in jedem Fachmanne den Gedanken an eine Wasserspeicherung nahciegcn, denn die Wasfermengen, die er faßt, gehen in die Hunderte von Millionen Kubikmetern. Dazu kommt noch ein anderer sehr günstiger Umstand. Am südlichen Ende des Schluchsees entspringt die Schwarza, ein Flüßchen, das sich seinen Weg zur Alb bahnt, in die es dicht unterhalb von St. Blasien einmündet. Dieser Schwarzatcil gehört zu den wildromantisch sten Tälern des Schwarzwaldes. Seine Tiefe nimmt schnell zu, die Straße, die am Südende des Schluchsees in gleicher Höhe mit diesem beginnt und nur sachte ansteigt, liegt bei .Häusern, am Ende des vielleicht 8 bis 10 Kilometer langen Tales, wohl 150 bis S0v Meter über der Schwarza. Gelänge es also, das riesige Becken des Sckluchsees zur Wasserspeicherung nuszu- niitzen, so wäre hier in kaum 10 Kilometer Entfernung die Möglichkeit gegeben, das gespeicherte Wasser die gewaltige Höhe durchlaufe» z» lassen und jo große Energiemengen zu ge winnen. Freilich konnte es sich nicht um eine gewöhnliche Talsperre handeln, bei der das zulausende Wasser durch eine Sperr mauer in seinem Laufe auiaebalten und angestaut wird, bis es die Höhe der Mauerkrone erreicht. Bon der Menge des zulaufenden und natürlich auch wieder absließenden Wassers und der Höhe des Staues hängt die Größe der zu gewinnenden Maschinenleistung ab. Die wäre hier nun kaum beträchtlich ge wesen. die Schwarza führt nur wenig Wasser, und trotz der statt lichen Stauhöhe von >50 bis 200 Nieter hätte sich keine Leistung der Wasserkraft ergeben, die den hohe» Kosten des Ausbaues entsprochen hätte Dafür wurde aber hier eine Anlage geschaffen, Sonntagsbeilage — Donner über Schwarzwald 2 — (Korpus) die zwar nicht etwas ganz Neues darstcllt, aber in ihrer Eigen art doch zu den technischen Merkwürdigkeiten dieser Welt ge hören wird, nümlnü eine P u m p s p e i ch e r a n l a g e größ ten Stiles, llm das zu verstehen, ist es notwendig, ein wenig aus die Eigenart des Eleitrizitätsverbrauches einzu gehen. Im tiefen Dunkel der Winternacht liegen die Großstadt und das sie umgebende Industriegebiet da. Schweigen herrscht in den mächtigen Anlagen, lind im Elektrizitätswerk, das hier her den Strom liefert, herrscht auch Nahe, zwar laufen ein bis zwei Maschinen des Nachts durch, aber es sind nur kleinere, die Belastung ist la zu gering. Tic großen Maschinen der Jndustrie- werkc, die den Hauptslromverbrauch verursachen, stehen noch still, von der Straßenbahn fährt nur hin und wieder einmal ein Wagen und außer de» Straßenlaternen brennt kein arm seliges Lichtlein. Aber das kann nicht mehr lange bauern, denn der Zeiger der Uhr hat die 0 schon hinter sich gelassen, die Stunde des Arbeitsbeginns naht. In den Arbeiler- quartieren flammen die Glühbirnen aus, die Straßenbahn wagen verkehren in immer dichterer Folge, und bald beginnen auch die großen Jndustriemaschincn ihren gewohnten Arbeits takt. Allen diese» Bewegungen folgt getreulich der Zeiger des großen Kilownttmcters im Elektrizitätswerk, das den gesamten Stromverbrauch anzeigt. Immer höher steigt er, eine Maschine nach der anderen fängt an, sich zu drehen, ein Kegel nach dem anderen geht in Betrieb, bald ist die volle Belastung erreicht, die „Spitze" ist da. Nun summt alles gleichmäßig weiter, bis der Mittag kommt. Abermals fällt die industrielle Be lastung ab, um nach halb- dis einstündiger Pause von neuem anzusteigen. Wenn es erst 4 Uhr durch ist, meldet sich überall das Lichtbcdürsnis, die Geschäfte schalten ihre Reklame beleuchtung ein, die Wohnungen und Büros erhellen sich. Schlagartig steigt so der Stromverbrauch, wenn die „Licht- spitze" kommt, in kurzer Zeit kann er auf das Mehrfache seines vorherigen Wertes steigen, um dann nach ihrem Borbciaang. nach Beendigung der Tagesarbeit in der Industrie, ans einen ganz geringen Wert abzusinken. Allen diesen Schwankungen soll das Elektrizitätswerk ge wachsen sein. Wenn irgendwo Strom in beliebiger Menge ge braucht wird, muß er in dem Augenblick zur Bersügung stehen, in dem der Schalter eingelegt wird. Das ist nur zu erreichen, wenn immer eine Anzahl Kessel unter Feuer stehen, um gegebenenfalls sofort die Dampfliefcrung anszunehme», wenn rechtzeitig einige große Maschinen angewärmt werden, um so fort in Betrieb zu gehen usw. Alles das aber kostet Kohle, d. h. Geld. Da ist viel idealer der Akkumulator, der geladen dasteht und jeden 'Augenblick bereit ist, Strom zu liefern. 'Nur ist er für unsere heutigen großen Verhältnisse nicht mehr recht geeignet: um die Lichtspitze einer Großstadt anfzufangc», wären LnttaltunS Alles ist im Keim enthalten, Alles Wachstum ein Entfallen, Leises Aus-inanderriicken. Dafz sich einzeln könne schmücken, Was zittamm-n war geschoben. Wie am Stengel stets nach oben Vliit' um Blüte rücket weiter, Sieh' es an. und lern so heiter Zu entwickeln, zu entfalten. Was im Herzen >st enthalten! krieäk-ick Rückend unvorstellbar große Batterien notwendig. An seine Stelle tritt Sa, wo es die Verhältnisse gestatten, in zunehmendem Maße da» Pumpspeicherwerk, der hydraulische Akkumulator. Der Westen Deutschlands ist wie von einem riesigen Spinnennetz von einem Gewebe von Höchstspannungsleitungen überzogen. Dicht bei Köln ist der M i t t e I p u n k t diese« Netzes, von hier aus geht es rheinauf- und -abwärts mit 100 000 Volt, nach Osten ins Westfälische hinein mit 22V00Ü Volt und nach Süden Uber Mannheim, Stuttgart in die Vorarl berger Alpen und zum Oberrhein gar mit 000 Volt. An diese !!80 000-Volt-Lcitung ist auch das Schluchseewerk an geschlossen. Dampf- und Wasserkraftwerke von vielen hundert tausend Kilowatt Maschincnleistung schicken ihren Strom !» dieses Leitungsnetz, das ihn an den größten Teil der rheinisch- westfälischen Industrie weiterliefert. Auch dieses gewaltige Leitungsnetz hat seine Spitzen, di« plötzliche Inbetriebnahme von Maschinen notwendig mache». Aber nicht mehr müssen dazu Kessel angcheizt und unter Feuer i gehalten werden. Ein telephonischer Anruf von Vrauweiler bei Köln nach Häuser» im südlichen Schwarzwalde genügt. Bt< hoch hinaus an die Talhänge wird der Schluchsee angestaut sein. 00 Nieter über dem jetzigen Secspiegel soll da» Wasser stehen. Bon der Mitte des lang gestreckten Schlauches au», wohl 20 Meter unter dem künftigen Wasserspiegel aber führt ein Stollen 10 Kilometer weit durch den Felsen des Habs« berges, bis er im Schwarzalaie oberhalb von Häusern zutag« tritt. Bon dort führen eiserne Druckrohrleilungen riesigen Um fanges in senkrechtem Absturze auf den Grund des Schwarza tales, ins Kraftwerk Häusern. Aus de» Anruf aus Vrauweiler hin werden die riesigen Absperrschieber gezogen, das Wasser des Schluchsees strömt durch die Leitungen, die Turbinen be ginnen sich zu drehen und haben im Zeitraum von Minuten ihre volle Geschwindigkeit erreicht, die Stromlieferung beginnt. Der hydraulische Akkumulator arbeitet wie der elektrische augen blicklich. Ist aber die Spitze vorbei, so werden die Schieber ge schlossen, die Turbine steht, ein, Nachwirkung ist nicht vor handen. Das dem See entnommene Wasser aber läuft nicht mit der Schwarza zu Tale, sondern wird in einem besonderen Eegcnbeckcn ausgcfangen. Des Nachts aber kehrt sich die Arbeitsweise um. Dann wird das Schluchseewerk plötzlich zum Slromverbrancher. Dieselben Maschinen, die vorher al» Generatoren liefen und Strom in die Leitung schickten, werden nun zu Motoren, die riesige Pumpen antreiben. Düste drücken dann das Wasser aus dem Gegenbecken durch die Rohrleitungen , wieder hinauf i» den See. Und am nächsten Tage kann er Qekan^en, ^esalxen, Ae^e88en inrluülrie um clen Hering Nicht nur eines der populärsten, sondern infolge seiner Billigkeit auch eines der bedeutendsten Nahrungsmittel ist der Hering. Wen» der Lenz ins Land zieht, beginnt er in großen Schwärmen, zum Leidwesen des Fischers von Tintenfischen ver folgt, an der Ostküste der Hebriden vorbei seinen großen Zug um die Nordküste Schottlands herum, an den Shetlands- und Orkney-Inseln vorbei südwärts durch die Nordsee, um im Herbst an dem südlichen Teil der britischen Ostküste wieder auj- zytauchen. Die Fischer, und alle die Leute, die mit dem Heringshandel in Verbindung stehen, sind gezwungen, seinem Zuge zu folgen. An der Nord- und Ostküste Irlands beginnt im Frühjahr der Heringsfang. Hier und bei den Hebriden wird der beste Matjeshering gefangen. Aber nur kurze Zeit währt hier die Heringsfischerei. denn die Heringsschwärme ziehen weiter, um Schottland herum in di« Nordsee. Deshalb ist die englische Küste, hoch oben von den Shetlands-Inseln, wo als einer der Hauptfangplätze Lerwick liegt, bis in die Gegend nördlich von London, wo Great Parmouth der Hauptplatz für den Winter fang ist, reich an Heringssischereihäfcn. Zn diesen Hafenstädten herrscht zur Zeit der Herings- fischerei ein überaus reges Getriebe. Die Fischdampfer fahren ständig ein und aus: Hunderte und aber Hunderte von den kleinen Fischdampfern, die dem Zug des Herings folgen und von einem Hafen zum andern ziehen, liegen an den Kais und löschen ihren Fang. Mit unglaublicher Schnelligkeit werden die Heringe in Doppelkörben am BoNwerk aufgereiht. Taxatoren schreiten von Dampfer zu Dampfer, um die soeben entlöschten Heringe zu versteigern. Die kauflustigen tzeringssalzer um- drängen sie und bieten, je nach dem Ertrag des Fanges. In dessen nehmen vie Heringsdnmpser Kohlen ein und machen zur abendlichen Ausfahrt alles klar. Im Hintergründe der Kais, wo zahlreiche Möven uni die vielen Masten kreisen, reihen- sich die Heringsschuppen an einander. Ueber ihre Dächer ragen große Stapel neuer, weißer Heringssässer, die ihres Jnhulis warten, hinweg. Hundert- tausende und aber Hunderttansende von Heringen müssen ihr Leben lassen, um sie zu füllen. Fleißig sind Frauen und Mäd- chen, die zumeist von de» Hebriden stammen und ihr Leben lang zwischen den Heringen arbeiten, damit beschäftigt, die Heringe zu kehlen, zu salzen und zu packen. In Gruppen zu dreien füllen sie täglich ungefähr vierzig Fässer und lassen zu diesem Zweck Uber zehnlnusend Heringe durch ihre Hände wandern. Neben den Fischdampfern finden sich dann zahlreiche Handelsdampscr ein, um die leckere Ladung nach diesen und jenen Plätzen, speziell nach Stettin, das vor dem Kriege der größte Heringshandelsplatz war, und nach Danzig zu bringen. Auch bei der Verladung der Heringe herrscht ein emsiges Trei ben. Ein Fuhrwerk reiht sich ans andere, denn ehe durchschnitt lich viertausend Faß längsseits des Dampfers geschafft wurde,^ sind, haben sich viele Hände regen müsse»: und ehe einige Hunderttausend Faß verkauft und verladen worden sind, hat viel Mühe und Fleiß gekostet. Nicht uninteressanter ist das Leben an den Heringskais in den Importplätzen. Fast täglich legen dort vor den Herings schuppen di? Dampfer an, lassen aus ihren Schiffsleibern durch fleißige Arbeiterhünde ihre Fässer ans Land rollen und dampfen wieder ab, um neue Ladnnaen z» holen Bereidtte nehmen an ven Luken der Dampfer Platz, um mit gewissen haften Augen die Zahl der entlöschten Fässer festzustellcn. Vormittags, wenn die Entlöschung im schönsten Gange ist, finden sich die Heringsimporteure mit ihren Kunden und Agenten ein, um die Besichtigung der neu angekommenen He ringe vorzunehmen, um Qualität und Güte der Heringe sest- zustellen. Nahezu vierzig Namen van Heringsanen ichwirren durch die Luft, daß es einem geradezu erstaunlich dünkt, daß man einen Hering, der doch immer ein Hering ist. gerade wie ei»e Forelle in so viel Sorten teilen kann, je nach der Größe und den, Alter der Heringe. Die Arbeiter Halen mit ansgetrempelten Aermeln einen Hering aus dem Innern des Fasses heraus, ziehen ihm mit sicheren. Griff die Haut ad, und lzaltei, seine» seilen Rücken dem Kaufmann zum Kosten hin. Mit verständigen, Blick nimmt der Hcringshändler einige Bissen, lobt oder tadelt den Hering, freut sich über die Qualität der gekauften W-re oder verweigert die Annahme, weil er nicht io aussäkll. wie er soll. Indessen stiegt aus der Hand des Arbeiters mit kräftigem Schwung der Rest des Herings auf das Pflaster, wird breit« getreten, und findet hier, wie viele seiner Brüder, so sei» Ende. Sobald die Dumper enilöscht sind, werden die Fässer ab gefahren, mit der Eisenbahn oder mit einem Kahn verladen, um weitere» Dampfern Platz zur Littlöschung zu geben. Es Hort sich schon ungeheuerlich an. daß allein ans einem Dampfer durchschnittlich vier- bis fünftausend Fässer Heringe entlöscht werden, die ungefähr drei bis vier Milttanen Heiinge in sich bergen. Wie groß aber wird die Zahl erst in einer Woche, in einem Monat, in einem So,,,,',er. Denn täglich kommen und gehen die Dampser. Daraus laßt sich ermessen, was für ein volkstümliches Lebensiniltel der Salzhering, den man im Bolksmund ja auch „Beaiittenlachs" oder „Maurer speck" scherzhaft nennt, ist. Das wird so bleiben, solange man zu frischen Pellkartoffeln gern einen seiten Matjeshering ißt, solange Spar- und Kegel klubs zur Hebung des Vicrdurstes Heringsessen veranstalten und Stammtischbrüder Rollmöpse in gar großer Zahl ver« schlingen. tt. v—tt.