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Ein Protest -er Bankangestettten Die geplanten Massenenllasfungen infolge -er Dankenfufion sehr viel Zeit und sind nicht zuletzt ein areschenk der göttllihen Enade und Vorsehung, zu dessen Verwirklichung wir Lhristen- menschen nur wenig tun können. Wie tressen-d paffen doch z» dieser Erkenntnis die Eedankengänge des römischen Pontifex, Pius X!., die er in seiner Enzyklika „dtoerrlium enimo," über die Förderung der wahren Einheit der Religion dargelegt Hai Das> diese Bedenken gegen eine voreilig zu versuchende Verwirklichung der Ziele der ökumenischen Bewegung nicht nur aus denjenigen protestantischen Kreisen laut werden, die wie Brunner, in den geistig-religiösen Zwiespältigkeiten inner halb der evangelischen Kirchen, das Erundübel ihrer gegen wärtigen Not sehen und erst in der Beseitigung diesem Hemm nisse, die ersten positiven Voraussetzungen für eine fruchtbare Einigungsarbeit ihrer Kirchen sehen, sondern daß man auch abseits aller theologischen Abwehrstellung, vom Standpunkt der praktischen Kirchenarbeit aus, vor einem übertriebenen öku menischen Optimismus warnen mutz, haben die Aussährungen von Rudolf Otto über „Die gemeinsamen Aufgaben des Pro testantismus in der Gegenwart" einhellig bewiesen. Auch er fordert, vom Standpunkt des praktischen evangelischen Tat- christenlums aus, erst eine Einigung der Protestanten unter sich, damit sie so als „dritte Säule", neben der anglikanischen und Ostkirche, einen soliden tragsähigen Unterbau der „öku menischen Kuppel" gewährleisten können. Er sieht es als einen Mangel an, „wenn neben den beiden bestimmten Einheiten des Anglikanismus und der Ostkirche,.der Protestantismus hier nur in getrennten Gruppen, nicht aber seinerseits als eine pro testantische Wirkenseinheit Mitwirken wollte". Ja. er will hierin „geradezu eine Gefahr für die ökumenische Bewegung selber sehen. Also auch hier der Ruf nach einer Einheit im Protestantismus; allerdings nicht geboren aus dem unerträg lichen Gefühl des religiösen Zwiespaltes der evangelischen Kirchen sondern lediglich aus der praktischen Erkenntnissolge« rung eines minder stark vorhandenen, aus den gemeinsamen Tatwillen gegründeten, praktischen Machtkollektivums der Kirchen in ihrer jetzigen Zersplitterung. (Die weiteren Aus führungen Ottos, auf die hier einzugchen wir verzichten müssen, haben diese Ansicht bestätigt.) Otto fordert darum auch nicht etwa wie Brunner, eine „Einheit im Glauben", sondern eine mehr äußerliche „Wirkens-Einheit" des Protestantismus, als gleichberechtigt und wirksam gegenüber den anderen christ lichen Kirchen, auch der katholischen. Interessant ist hierbei immerhin, das; man hier von rein praktischen, lediglich auf die äußeren Wirkungen einer (also doch!) „sichtbaren Kirche" hin- zielenden Gesichtspunkten, davor warnt, in der Frage der Wiedervereinigung aller Christen, „den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun". (Otto.) Ob nun diese von Otto an'gestrebtq praktische „Einheit in der Vielheit" durch Gründung eines von ihm vorgeschlagenen „Allgemeinen protestantischen Weltrates" iin Kommenden ihre Verwirklichung erfahren wird, mästen wir abwarten. Möglich dürfte es immerhin erscheinen, weil man 'ja hier unter Umgehung aller prinzipiellen Schwierigkeiten »n Fragen des Glaubens, wenigstens nach außen hin eine ge meinsame, loyale Zusammenarbeit in Fragen des praktischen Christentums auch mit den anderen christlichen Kirchen im Auge hat. dürste dieser Plan auch von den Katholiken sreudig begrüßt werden. Denn auch die römische Kirche wünscht sehn- lichst eine fruchtbringende Zusammenarbeit mit allen anderen christlichen Konfessionen in allen Fragen des praktischen und sozialen Lebens der Gegenwart. Auch würden sich nach Ver wirklichung dieses Planes nicht mehr gewisse Einzelpersönlich keilen und Gruppen und Erüppchen innerhalb des Protestan tismus erlauben können, ihre ost gehästigen und unnützen An feindungen gegenüber dem Katholizismus, als gemeinsame, ein hellige Auffassung und Handlung aller nichtrömischen Christen zu proklamieren. Die Zukunft wird es also beweisen müssen, ob denn dieser „Protestantische Weltrat" auch tatsächlich, und in pcixi, die offizielle Vertretung aller Protestanten darstellt. Hierbei wird die am Katholizismus so sehr geschmähte kirchliche Disziplin auch für diesen vereinten Protestantismus Bedeutung gewinnen mästen. Ob denn nun diese praktische „Wirkens-Einheit" des Pro testantismus über kurz oder lang kommen wird? Nach dem Ergebnis der Marburger Tagung zur urteilen, besteht selbst hier keinerlei Hoffnung. Denn als man am Schlüsse der Be ratungen eine Resolution einbringcn wollte, welche die Pläne Ottos wenigstens im Prinzip für realisierbar erklären sollte, und dem hessischen Protestantismus auf Grund seiner alten Vcrmittlertradilion, wenigstens den vorerst doch ganz unver bindlichen Auftrag eines Wirkens in diesem Sinne übertragen wollte, da war aus dieser „Einheit in der Vielheit" leider wieder, oder nur noch, eine Vielheit der Auffassungen gewor den. so daß man auf eine Beschlußsastung verzichten mußte. Der alte Zwiespalt zwischen Orthodoxie und Liberalismus, zwischen Aktivismus und Versöhnlichkeit trat von neuem in seiner gan zen unseligen Schärfe in Erscheinung. Daß man sich also nicht einmal in dieser rein praktischen Frag«, die doch von so bren nender Wichtigkeit für den weiteren Fortbestand des Prote stantismus sein kann und ist, einigen konnte, ist im Hinblick aus den Aufwand an Mühen und ehrlichen Willen nach Ver ständigung und Friede, der manchen Teilnehmer auszeichnete, sehr zu bedauern. Diese symbolhafte Parallelität des Aus- ponas der ..Reliaionsaclvräcbe" von ,529 und 1929 ist ein tief- Dresden. 3. Oktober. Die durch die bekannte Bankenfusion und die in folgedessen ausgesprochenen zahlreichen Kündigungen von An gestellten im Bankgemevbe hervorgerufene Beunruhigung unter den Bankangestellten fand Mittwochabend in einer außerordent lich stark besuchten Versammlung des Dentsäzen Bankbeamten- vcreins ihren Ausdruck. Gaugeschästsführer Landtagsabgeord neter Voigt behandelte das Thema Bankensufion — Personalabbau. Ungeheuerlich mute es an. daß in Deutschland jeder angebliche wirtschaftliche Fortschritt mit Masserientlassnngen beginne. Die zusammengelegten Institute Deulsclie Bank und Discanto-Gesellschaft hätten die Absicht, einige tausend Angestellte abzustoßen. Andere Groß banken hätten offenbar ähnliche Entschlüsse gefaßt, aber auch kleinere Institute griffen zu diesem unsozialen Mittel, um Ein sparungen zu erzielen. Voraussichtlich würden die Banken in den Winlermonalen über das jetzt übliche Maß hinaus Mehr arbeit von den Angestellten fordern. Gerade die Bankinstitute hätten es leicht, ihren Betrieb zu verbilligen, wenn sie die über setzten Leitungsapparate abbauen wollten. Das aus Deutscher Bank und Diseonto-Gcsellschast entstandene neue Unternehmen habe nicht weniger als 100 Aufsichtsratsmltglleder, die eine Riesensumme von schätzungsweise 114 Millionen Reichs mark jährlich für sich beanspruchten. Da allein beim Dresdner Arbeitsamt zur Zeit 3900 kaufmännische Ange stellte als arbeitslos gemeldet sind, sei mit einem an- derwciten Unterkommen der jetzt abzubauendcn Bankbeamten in den seltensten Fallen zu rechnen. Slbg. Voigt berichtete sodann über die im sächsischen Arbeite- und Wohlfahrtsministerium gehabte Aus sprache wegen des Personalabbaus und über die dort unter breiteten Vorschläge und Anregungen, die der Arbeitsminister durchzusühren versprach. Auch das sächsische Volksbil dung s m i n i ste r i u m wurde von einer Deputation des Deutschen Bonkbeamtenvereins ausgesucht, um die Wirkungen zu schildern, die der Bankangestelltcnabbau auf die ehemaligen Schüler höherer Lehranstalten ansllben wird. Die oberste Schul verwaltung versicherte, alles ausbicten zu wollen, um offenbaren Uebelständen zu begegnen. Nach einer Aussprache faßte die Protestversammlung eine Entschließung, in der es u. a. heißt: Die zwischen der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft erfolgte Fusion steigert die Leistungsfähigkeit der Bankinstitute und ver pflichtet sie in höherem Maße der Allgemeinheit und ihrem Personal gegenüber. Abgangsentschädigungen müssen tragisches Verhängnis, öäs bei allen den Frieden und die Ein heit wollenden Christen, schmerzlich empfunden werden wird. Möge dem Protestantismus doch endlich aus dem Erlebnis die ser Marburger Tagung, mit Gottes Hilfe, die tiefere Schau der Dinge und Bedingtheiten um die Problematik kirchlicher Einheit erwachsen. Ten Außenstehenden hat es gezeigt, daß das Ziel einer Einheit der protestantischen Kirchen in weiter Ferne liegt. Wenn ihre Realisierung nun wiederum die „conclirio -ine gur non" für die Verwirklichung der ökumenischen Ziele sein soll, wann eigentlich werden dann ihre Wege sichtbar und ihre Ziele greisbare Gestalt annehmen können? Nacht und trennende Verwirrung waltet also auch weiterhin über die Christenheit. Wir wollen die göttliche Vorsehung um Erleuchtung aller christ lichen Mitbrüder bitten und unser Gebet emporsenden zu Gott, NN Glauben an ihn und die „uvarn rnncram cacboliesm er cposcolicaiv Lcclcriam". ^lex Lmmerieb-Kärrburg. s. Die Kohlenförderung im Monat August. Im Monat August betrug die Kohlenförderung in Sachsen 354101 Tonnen Eieinkohlen (im gleichen Monat des Vorjahres 338 679 Tonnen), 1 139 635 Tonnen Braunkohlen (1046 374), 19 757 Tonnen Koks (18 954), 7034 Tonnen Preßkohlen aus Steinkohlen und 340 710 Tonnen Preßkohlen aus Braunkohlen (8940 und 304 761). s. Auswanderung aus Sachsen im ersten Halbjahr 1929. Wie wir erfahren, sind im ersten Halbjahr 1929 911 Männer und 633 Frauen aus Sachsen nach Uebcrsee ausgewandert, zusam men also 1544 gegen 1449 im ersten Halbjahr 1928. Die Aus wanderung aus Srchsen ist erheblich niedriger geivcsen als aus den kleineren Ländern, Württemberg (2512) und Baden (2299) und stehen namentlich auch gegenüber dem etwas größeren Bayern mit 5433 Auswanderungen ganz bedeutend zurück. Im Ganzen sind im ersten Halbjahr aus Deutschland 30 452 Per sonen nach Uebersee ausgewandert. in solcher Höhe zugebilligt werden, daß die Betroffenen bis zur Erlangung einer neuen Position vor wirtschaftlicher Not geschützt sind. An die Sozialministerien, an die Arbeitsämter und ander« Zuständige Behörden richtet die Versammlung das dringende Ersuchen, alles aufzubieten, damit die Angestellten vor weiteren wirtschaftlichen Nachteilen bewahrt bleiben." Dienskverhällnls und Konkurs Dresden, 3. Oktober. Wenn die Firma, bei der der kauf, männische Angestellte tätig ist. in Konkurs gerät, ist der Kon kursverwalter berechtigt, dos Dienstverhältnis mit der gesetz lichen Kündigungsfrist zu kündigen. Unter gesetzlicher Küiidi. gungsfrist ist jede dem Handlungsgehilfen nach dem Gesetz zu- stehende Kündigungsfrist zu verstehen. Wenn das Kündiguugs. schutzgesetz für älteste Angestellte in Frage kommt, so ist der Konkursverwalter auch an die Fristen dieses Gesetzes gebunden. Scheidet das Gesetz aus, so kann der Konkursverwalter mit der Kündigungsfrist von 6 Wochen vor dem Schluß eines Viertel, jahrcs kündigen, wenn nicht für das Dienstverhältnis vertraglich eine kürzere Kündigungsfrist gilt. Entsteht dem Angestellten durch die Kündigung ein Schaden (Stellenlosigkeit usw.). so kann er Schadenersatzansprüche geltend machen. Bezüglich der Forderungen gilt für den Konkursfall svl- gendes: Die Vergütung für die Tätigkeit des Handlungsgehü. fen nach Eröffnung des Konkurses ist Masscnforderung. Diese ist dem Konkursverwalter zu befriedigen. Ihre Befriedigung hat aus der Masse laufend bei Fälligkeit zu geschehen. Die Forderungen aus der Zeit von einem Jahre vor Eröffnung des Konkurses sind bevorrechtigte Forderungen (an erster Sielle). Die bevorrechtigten Forderungen sind aus der Verteilungs- Masse an erster Stelle zu befriedigen, ehe an die Verteilung auf die gewöhnlichen Konkursforderungen gegangen werden kann. Ist die Firma in Konkurs geraten, so sind die Forderungen innerhalb der vom Konkursgericht bekanntgegebenen Frist z»r Konkurslabelle auzumelden, wobei anzugeben ist. ob die For derungen als bevorrechtigt angemeidet werden oder nicht, llede: die Stellungnahme des Konkursverwalters zu der angemeldeicn Forderung gibt der Auszug aus der Konkurstabelle Aufschluß, der dem Gläubiger zugcstellt wird. Erkennt der Konkursoor- ,voller die Forderung überhaupt oder in der angemeldeten Art nicht an, so vermerkt die Konkurstabelle, daß die Forderung als solche oder ols bevorrechtigte bestritten wird. Auszug nur: „Das Recht des kaufmännischen Angestellten", Sieben-Stäbe- Verlags- und Truckereigesellschaft m. b. H., Berlin. vrercken un<I Umgebung Werbefonnkag -es Dolksvereins Bon den Sonderveranstaltungen des letzten glänzend ver laufenen Katholikentages in Freiburg hat die Generalver sammlung des Volksvcreins für das katholische Deutschland wieder die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und auch im Lande die ihr zukommende Beachtung gesunden, lim bis von ihr ohne Zweifel ausgehenden starken Wirkungen zu sichern und zu erhöhen, soffen am Christ-König-Sonntaa. -ec: 27. Oktober, wie in früheren Jahren in ganz Deutschland Werbeversammlungen abgelzolten werden. Diele sollen vor allem auch dazu dienen, dem katholischen Volke die Notwendigkeit des Volksvcreins als Gesamtorganisation der deutschen Katholiken zur Wiederherstellung ihrer Einigkeit und Wahrung ihrer Geltung im öffentlichen Leben Nachdruck, lichst vor Augen zu führen und neue Mitglieder zu werben. Wir machen auch an dieser Stelle bereits auf diesen Weröe- sonntag aufmerksam und bitten um recht zahlreichen Besuch der Volksvereinsveranstaliungen. Die Wer bewache, die die Sozialdemokratie in den Tagen vom 12. bis 19. Ok tober veranstaltet, füllte uns eine Mahnung sein, auch ixun Volksverein durch Zuführung neuer Mitglieder die ihm gebüh rende Stärke und Bedeutung zu verschaffen. : Die ersten Stadtverordneten-Kandidaten. Die Komimi- nisten haben als erste Partei ihre Bewerber für die Sladivcr- ordnetönwohl im November ausgestellt. Im allgemeinen sind die bisherigen Stadtverordneten von neuem vorgeschlagen worden. An der Spitze steht Arbeiter Grüner, Schaffner Gabel, Hausfrau Körner, Graveur Neuhos, Klempner Schneider, Ox',- lehrer Schrapel, Heimarbeiterin Gansouge, Schmied Lade, Tisch, ler Selz-ivarze, Metallarbeiter Werner und Rechtsanwalt Heim. Christliche Volkskunst Abschluß der 6- Tagung für christlich« Kunst. Die sechste Tagung für christlich« Kunst fand am Mittwoch mit einem Vortragsabend im Katholischen Gesellenl>ous Dresden ihren Abschluß. Der Vorsitzende der Tagung, Geheimrat Dr. v. Neu- m o n I, sprach einleitend Wort« des Dankes für die Teilnahme, die die Tagung in Dresden gefunden lxtt. Es wäre zu wünsclzen, daß die Ekdanken der Tagung hinauswirken in das katholische Volk und reich« Frucht tragen. Abschließend trug P. Weißenhofer (Wien) in klarer, von seinem Humor durchleuchteter Rode grundsätzlich« Gedanken über christlich« Volkskunst dar. Wenn man in katholischen Landen die Kruzifixe und Kapellen an de» Wegen betrachtet, könnte nian vicl- lecchl meinen, die christlich« Volkskunst sei etwas, was nur »och fern von Len großen Städten gedeihe, ein« anspruchslose, absichtslose, nawe Knust, die keine ästhetischen Problem« kenn«. Wen» man ober ein Werk der Volkskunst im besten Sinne sicht, wie es die Dreifal tigkeilssäule am Graben in Wien ist, dann erkennt man, daß der Be griff Volkskunst nicht so eng gefaßt werden darf. Dies« Säule ist von erste» Künstlern der Zeit gcsci-asscn worden, sie ist Hoskunst aus der Zeit Leopolds und doch im höchsten Sin»« volkstümlich. Jede Kunst ohne Ausnahme, ohne Unterschied der Qualität der Herstellung und der Stellung des Auftraggebers ist Vglkskunst, wenn sie reli giöse Kunst ist. Diese Tatsache, die früher ein« Selbstverständlichkeit war, ist Mir scheintxir in Frage gestellt worden durch di« Z«rsplitlcrung der Bildung, die nach dein End« des Barocks cingetrelcn ist. Es ist die Celmld der Aufklärung, wenn zwischen sogenannte» Gebildete» und Ungcbiidctcn eine so scharfe Trennnngslinie gezogen worben ist und pienn die Spezialisierung der Wissenschaften, solche Fortschritte gemacht i)a! Die Aufklärung hat auch «rst den scharscn llnlerschicd zwischen profaner uno religiöser Kunst gemacht und schließlich inner halb der religiösen Kunst die hohe liturgische Kunst von der einfachen Volkskunst begrifflich geschieden. Diese Scheidung, di« verschärft wurde durch den Spott der Intelligenz, ha! das Volk, dos früher einheitlich die Kunst erlebt«, in Gruppen geschieden- Es sind auf der «inen Seite di« Künstler, auf der anderen Seile das an der Kunst tiilercssicrtc „Publikum", daneben ab«r weil« Schichten, die sich be wußt um Kunst nicht kümmern und die Masse, di« für Kunst un- empfänglich geworden ist. Als man die verhängnisvollen Folgen dieser Entwickelung für die Kunst erkannt hatte, hat man ans Abhilfe gesonnen. Das Schlag- wort kam ans: „Kunst für das Volk." Heute scheint es so, als ob di« Arbeit, die unter diesem Schlagwort geleistet worden ist, fast restlos verloren sei. Das ist freilich ein Irrtum, denn die Erfahrung einer lKencralion genügt nicht, um ein abschließendes Ergebnis über den Wert, einer solclnm Bemühung zu fällen. Auch was wir heul« leisten, geschieht meist unter der Parole „Kunst für das Volk"; ein« Minderheit versucht, bei der Mehrheit wieder Verständnis für wahr« Kunst lebendig zu mackren. Von einer wirklichen Volkskunst kann aber erst dann gesprochen werden, wenn die Kunst aus dem Volke entsteht, wenn wieder ein einheitliches religiöses Gefühl sich in der .Kunst den angemessenen Ausdruck scl-afst. Diese inneren Quellen der Kraft gilt es im Volk« zu stärken, in ollen. Teilen des Volkes dos 'Selbsibcwntztsein wieder lebendig zu machen und ihm zu zeigen,, wo sein« Bedeutung für die Kunst liegt. In dieser Richtung können wir wirklich Wegbereiter einer schöneren Zukunft sein. Mit Dankeswortcn des Diözesonvorsitzendcn, Pfarrer Klesse, wurde der Vortragsabend und damit di« Tagung geschlossen. E-mun- Kretschmer Im nächsten Jahr wird sich am 31. August zum 100. Male der EKburtslag des in Ostritz bei Zittau geborenen Komponisicn Ed mund Kretschmer jähren. Eines Meisters der Töne, dessen Name mit der Geschichte der Sächsischen Staatsoper durch die Er folge seiner Opern „Die Folkunger" und „Heinrich der Löive" aufs engste verbunden ist. Narneittlich die der ersleren waren starke und nachhaltige. Fast über alle größeren deutschen Bühnen ging das Werk, wurde in Berlin so gut gegeben wie in Wien. In München, Köln, Stuttgart, Hamburg, Leipzig, Prag usw., überall fand es warme Aufnalmie. lind in dem Dresdner Gcnrrolmnsikdirektor Ju lius Rietz, der am 21. März 1874 di« Uraufführung leitete, hatten di« „Folkunger" un, deswillen einen besonderen Selwtzer gesunden, weil er von eine» Stilvcrschmelzung der romantischen (Wagner) mit der historischen Großen Oper (Mcyerbccr) Gutes für die Opcun produktiv!, erhoffte. Jedenfalls hatte der bühne „kundige „ich fruchtbare S. H. Mo- > scnthoi, der Verfasser der Libretti zu Nicolais „Lustigen Weibern", Brülls „Goldene!» Kreuz" und Goldmarks „Königin von Saba", dem Komponisten auf Grund eines StosscS aus der Geschichte -er Freiheitskämps« der Schwede,, gegen di« Dänen (13. und 14. Jahr- lpmdert) mit geschickter Hand «in der dramatischen Spannung nicht entbehrendes Texlbuch romantisch-hist arische,, Eharaklers verfaßt, Und dieses hatte die schöpferisel>e Phantasie des Komponisten in glück licher Weise inspiriert. Also, daß dos Werk, in der Tonsprache der beiden erfolggekrönten Vorbilder desselben vertont, wirkliche musi kalische Höhepunkte aufweist, die ihm ein« langjährige, nicht zu be streitende Volkstümlichkeit gewonnen. Solch« HÄ-epunkt« waren vor allen, der Eriksgang im zweiten und im dritten Akt, di« große Szene am Dom zu Upsala mit dem Krönungsmarsch, der sich eine beinahe an die des berühmten Marsches ans dem „Propheten" Meycr- beerS hcranreichcnde Popularität gewann. Ms Ganzes betrachtet stellt daS Werk, ähnlich Goldmarks „Königin von Saba", eine der besten musikdramatischen Kundgebun gen ans der Zeit, der es entstammt, dar. und bei einer festlichen Ge legenheit gegeben, wie sie di« Feier des 100. Geburtstages scincS Schöpfers barstcllen würde, wird es seine Wirkung auch heute noch nicht verfehlen. Ein« solche festliche Gelegenheit aber würde sich von selbst er geben, wenn man ins Auge faßte, in der Landeshauptstadt den M. Geburtstag Edmund Kretschmers als eines Kindes der sächsischen Lausitz, der auch ein Marschner, Hiller, Schicht, Schneider u. a. enl- stannnen, würdig zu begehe». Dazu würde aber auch sonst genügsam Anlaß bestehen, da sich Edmund Kretschmers ganzes ersprießliches Wirken als Komponist wie als Organist, Dirigent und M-usikpäda- gog in Dresden abspielte. Und überdies gehören ja sein« geistliche« Musiken, wertvolle Chorkompvsilionen, heut« noch zu d«m eisernen Bestand des Repertoires der Kirchenmusiken in der katholischen Hos- kircltt zu Dresden Es unterliegt auch keinen, Ztveifel, daß in den Kreisen der Vertreter des deutschen Männevgesangcs Edmund Kretschmers als des Schöpfers crsolgbcwährler Chonverkc ehrend gedacht werden Ivird. Prof. Otto Schmid, Dresden. Dr. August Wcinmann -ff. In P I e se nh o f e n hei Regens- burg verschied plötzlich am 26. September 1929 der E'emeralpräses des Allgemeinen EäcilienvcreinS für Deutschland, zugleich Direktor d«k Regensburger Kirchenmusikschul«. Dr. August Weinmann. R. i- p.