Volltext Seite (XML)
Bürgermeisterwohnung. Zum Schuhe dieser Grundstück« wurde eine ganze Nullst Schlauchleitungen eingesetzt. Tic Molorjpritzcn entnahinen ihr Wasser aus dem Parkteiche Ter durch den Ort fließende Bach, das Reiu- hardtegriinmacr Wasser, war infolge der andauernden Hitze völlig auogctriukncl. Bnrgcrmeislcr Arnold gab daraushi» Anweisung, daß der i»i Obcrorl gelegene große Teich langsam ab gelassen wurde. Tie Spritzen sanglen dann in der Nabe der Brandstelle das Wasser aus dem lebendig gcmachlen Bache wieder auf. Während der umfängliche» Löfcharbeile» erlitten einige Fcucrwchrlcule leichie Verletzungen. Tas Feuer dürft« im Lause des Tonncrstag gänzlich zum Erlöschen kommen. Bereits in der Abendstunde konnte ein großer Teil der auswärtige» Fcncrn>cnrcn wie Dresden, Sachsenwcrk, Niedersedlitz usw. wieder abrücken. Ter verursachte Brandschaden dürste sehr erheblich sein. « Am Tienstagnachmillag brach in dem Anwesen von Erwin Zillchncr in Dittersdorf ein Brand aus. der mit großer Geschwindigkeit um sich griss und in kurzer Zeit das Wohnhaus sowie die Scheune mit großen Ernlevorrätcn in Asche legte. Nur dos Vieh konnte gerettet werdcn. Der Besitzer erlitt infolge der Aulrcgung einen Ncrvenchok. Eine Schneidemühle abgebrannt Witticheuau, 5. September. Am Dicnstagmiltag gegen 1 Uhr brannte die Schneidemühle der Firma Fitten u. Fasold bis auf die Grundmauern nieder. Das Feuer entstand im Maschincnliaus und sand in den großen Holzv orräten reichlich Nahrung. Die Maschinen, die zum großen Teil neu waren, wurden zer stört. Die Feuerwehren, die auch ans den Nachbarorte,, cinge- trofscn ivarcn, vermochten des Brandes nicht Herr zu werden. Erst gegen Abend gelang es. das Feuer einzndämmen. Der tKebiinde- schadcn ist durch Versicherung gedeckt, doch werden 25 Arbeiter beschäftigungslos. Die Höhe des Materialschadens konnte noch nicht sestgcstcllt werden. vr«elrn und Umgebung 73 Jahre Kaufhaus Renner Das iveit über die Grenzen Dresdens hinaus bekannte Kaufhaus Renner lionnle gestern auf ein 7üjährigcs Be stehen zurückblicken. Gegründet wurde die Müls große Häuser am Altmarkt umfassende Firma 1854 von Traugott Adolph Renner, die damals in einem kleinen Tuchivarengeschäst an der jetzigen Iohannstraße ihren Grundstock hatte. Den Iubellag leitete eine schlichte, eindrucksvolle Haus- seier für das gesamte Personal ein. Die 1200 An gestellten Hallen sich in der festlich geschmückten Verkaufshalle des Lichthoses versammelt, ivo der Sen^'rchef des Hauses Mar tin Nenner in einer Fest« ns che den Ausstieg des Hauses würdigte. Es wurde anschließend der Wortlaut einer doppelten Stis- tungslnmdc verlesen, durch die das Haus Renner zugunsten seines Personals 15 000 RN!, zu der bereits bestehenden Jubi läum s st i f t u n g und 00 000 NA!, als Fonds zu einer Pen sionskasse spendet. Am Montag findet im Opernhaus eine Son dervorstellung des „Freischütz" statt, die Generalmusikdirektor Friß Bt>sch leite» wird und an der das gesamte Personal der Firma tcilnehmen wird. Der Festakt wurde umrahmt von musikalischen Darbie tungen der Feiercis-Kapelle. Im Lause des Tages gingen im Hause Nenner eine Anzahl von Glückwünschen von Be hörden, Vereinigungen und Freunden der Firma ein. Die B l u m e n s p e n d e n füllten die in ?n Räume und gestalteten sic zu einem wahren B Iütcnha > n. Oberbürgermeister Dr. V l ü h e r übermittelte in einem Schreiben die Glückwünsche der Stadtverwaltung und bezeichnete den Aufstieg des Iubelhauses als ein Stück der Stadt- und Wirtschaftsgeschichte Dresdens. Vor den Gerichlsschranken : Gedächtnisfeier sitr Meto Seinemeqer und Alfred Meyer. Dem Gedächtnis an Meta Seinemeqer und Alfred Meyer wird Sonntag, den 8. September, vormittags K12 Uhr, im Schauspielhaus eine Gedenkstunde gewidmet verden. Eintrittskarten zu der Veranstaltung sind in beschränk- er Zahl am ll. und 7. September von 0—2 llhr gegen Einzeich- ,ung in der lüeneralintcndanz der Staatstheater, Taschenberg 3. Etage, erhältlich. Ungetreuer Beamter Dresden. 5. September. Eine ungewöhnliche Strafsache wegen schwerer Unterschlagung im Amte, Verbrechen nach den 88 350 und 351 St, G. B., beschäftigte die dritte große Forien- stiaskammer des Landgerichts Dresden als Berufungsinstanz. Ter 47 Jahre alte Verivaltungsinspektor Richard Artur Helmert war von 1018 bis zum 31. Juli vorigen Jahres als Geschäftsführer des öffentlichen Arbeitsnachweises von Meißen und Umgegend tätig. Er wurde beschuldigt, in drei verschieden, artigen Fällen eine Unterschlagung begangen zu haben. Tas Schöffengericht Meißen verhandelte in der zweiten Iunihälfle gegen Helmert. Er wurde in zwei Fällen mangels Beweises freigesprochen. Im dritten Anklagepunkt hatte er sich u. a. auch damit verteidigt, es sei alles im Einverständnis mit Stodtrat Güldner, dem Dezernenten des Arbeitsamtes, ge schehen. So wäre geplant gewesen, eine Art Geheimfonds zu bilden, damit man hinter dem Rücken des Landesarbeils- amtes ausländische Arbeiter an werben 0) und in den Meißner Bezirk einsuhren könnte. Die Schuld galt jedoch hier für erwiesen. Der Angeklagte wurde wegen schwerer Unterschlagung im Amte zu sieben Monaten Gefängnis ver urteilt. Soweit aus Freisprechung erkannt worden war, hatte die Etaatsanivaltsrliaft anfänglich Berufung eingelegt, diese aber wieder zurückgezogen. Helmert focht das Urteil gleickifalls mit diesem Rechts- mittel an und erstrebte auch in dem dritten Falle seinen Frei- spruch. Die erneut üurchgeführte vielstündige Beweiserhebung ergab in der Hauptsache wieder das gleiche Bild. Stadtrat Göldner machte unter Eid wesentlich entlastende Angaben. Die Ferienstrafkammer unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Lehmann kam aber dem Anträge des Staatsanwaltes Lange entsprechend zur kostenpflichtigen Verwerfung der Berufung. In der Begründung des Urteils betonte der Vorsitzende des Gerichts, die Schuld gelte bezüglich der veruntreuten 415 Reichs- mark als voll erwiesen. Helmert habe hinterher falsche Be lege beigebracht. Damit sei der Tatbestand der schweren Un terschlagung im Amte erfüllt. Auf die hier angedrohte Mindest- strase von sechs Monaten Gefängnis konnte nicht herabgegangen werde». Berkrauensbruch einer Verkäuferin Dresden, 5. Septeinber. Mit einem selten groben Ver trauensbruches einer langjährigen Verkäuferin der Firma Lud- wig Bach in Dresden hatte sich am Mittwoch das Amtsgericht Dresden zu beschäftigen, wo sich die 43 Jahre alte Verkäuferin Ludmilla Hedwig Kühn geb Iansky aus Dresden wegen Diebstahls und der wegen Unterschlagung mehrfach vorbestrafte, zur Zeit in Untersuchungshaft befindliche Reisende Ernst Hein rich Sehe „ermann aus Dresden wegen gewerbsmäßiger Hehlerei verantworten mußten. Frau Kühn war seit 1924 bis zum Juli 1929 als Ver käuferin in der bekannten Firma Ludwig Bach, Dresden, tätig und genoß dort „ich: unerhebliches Vertrauen. Frau Kühn lohnte das ihr entgegcngcbrachle Vertrauen aber sehr schlecht, insofern sie in den letzten Jahren fortgesetzt Waren im Gesamt werte von über 5000 NM. entwendete und durch den Mit angeklagten Ccheuermann verkaufen ließ In den Erlös teilte man sich In der Beweiserhebung waren beide Angeklagte geständig. Frau Kühn will völlig unter dem Einfluß des Mitangeklagten Scheuermann gestanden haben, der sie zur Begehung weiterer Diebstähle gezwungen habe. — Das Gericht verurteilte die An geklagte Kühn wegen fortgesetzten Diebstahls, Vergehen nach 8 212 des Str G. B. zu 3 Monaten Gesüngnis. Scheuermann wurde wegen gewerbsmäßiger Hehlerei. Verbrechen nach de» 88 259,60 des Str. G. B. zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurteilt. Sitzung -es Gefamkrakes Um den Kostenaufwand sil« Stadtoerordnetenwahlen. Dresden, 5. September. Der Rat beschloß in seiner Ge samtsitzung am Mittwoch, den durch die Stadtverordnetcnivahlen zu ermartenden Kostenaufwand, da die im Haushaltplane vor gesehenen Mittel für Wahlen bereits durch die Landlagswahl verbraucht sind, als Ueberschreitung des Haushaltplans im Nechenschastsbericht zu begründen. Tas Ministerium für Volksbildung hat zu dem Schulorls- gesetz über die Unierrichtsgänge und Schulwanderungen der städtischen Volks- und Hilfsschulen in einer zwischen Rat und Stadtverordneten bestehenden Meinungsverschiedenheit dahin entschieden, daß mehrtägige Wanderungen nichi verbindlich gemacht werden dürfen, vielmehr die Teil nahme daran in das freie Ermessen der Eltern zu stellen ist. Der Rat nimmt von dieser Verordnung Kenntnis. Neben weiteren Beschlüssen über Grundstücks erwerbung zur Verbreiterung der Krundstraße und zur Aufteilung des Siedlungsgeländes im Stadtteile Dres den-Trachau ivcrden noch iveitere sieben Punkte erledigt. : Geschästsstellenverlegung. Die gemeinsame Gesclstrsisstelle des Sächsischen Gemeindetages, Arbeitgeberverbandes Sächsischer Gemeinden, Vauunfall Versicherungsverbandes Sächsischer Ge meinden und Wirtschaftsnerba»des Sächsischer Gemeinden ist aus dem Neuen Rathaus nach den neuen Geschäftsräumen in Dresden-A. 1. Lessingslraße 1, verlegt worden. Fernruf Nr. 44251 Sammelnummer. : Bauunsatt. Aus einem Neubau in der Pillnitzer Straße stürzte heute vormittag eine Rabilzdcckc auf ein Baugerüst herunter. Ei» 50 Jahre alter Bauarckeitcr wurde schwer ver letzt und mußte ins Krankenhaus gebracht werdcn. Staatsoper. In der „Bauernehre" und !m „Ba- jazzo" erfreuten zwei hochinteressante Neubesetzungen. Als „Sanluzza" Claire Born, als „Nedda" Maria Rajdl. Bei beiden Künstlerinnen fesselte zunächst die prachtvolle Slimm- kultur. Der Wohlklang des Soprans von, Claire Born wett eiferte mit der Mclodienpracht Mascagnis. Das Spiel wurd« vom Ausdrucke südlicher Glut und Leidensckiaft getragen. Dl« Helle, silbrige Tongebung der Stimme Maria Rajdls wieder vermischte sich ausgezeichnet und brillierend mit der koketten, seitzsuellen Charakterisierung der Nedda. Beide Künstlerinnen fanden herzlichsten Beisallsdank. In sehr guter Verfassung befand sich Tino Pattiera. Eine genaue rhythnnsclze Behand lung der „Siziliana" in der „Dauernehre" ivüre aber dringend nötig. —Ist— X 25jähriges Bestehen des Pfarrkirchenchores Cäcllla Dresden-Iohannstadt. Der Psarrkirchcnchor Cäcilia Dresden- Iohannstadt begeht den Gedenktag seiner am 14. September 1904 erfolgten Gründung schon Sonntag, den 8. September 1029, mit, einem feierlichen Hochamte um 9.30 Uhr: Iubilüumsinesse von Adalb. Nihovsky, Veni sancte Spiritus von Ett, Ave Maria von Ett, Beat« es, virgo Maria von Tresch, Tantum ergo von Hage-' dorn. Die iveltttclze, öffentliche Feier wird mit dem Iiibiläum der Pfarrkirche im Herbst 1030 verbunden. Alle ehemaligen Mitglieder des Chors sind zu dieser kirchlichen Feier aus diesem Wege herzlich eingeladen. 8 Dresden. Pfarrkonferenz Dienstag, den 10. September, nachmittags 3 Uhr, bei Sr. Gnaden Prälat Dr., Kaiser, Schloßstraße 32, 2. d. Eine Meistergeige gestohlen. Eine Meistergeige im Werte von 700 NM. wurde Anfang Juli hier entwendet. Als Dieb des kostbaren Instrumentes wurde nun in Ncichenbcrg in Böhmen der 23jährige Gelegenheitsarbeiter Franz Nowolny aus Neubudschow in Böhmen verhaftet, der auch »och anderer Eigen- tumsdelikte beschuldigt ersclieint. Er gestand, die Geige sür 20 NM. in Dresden weitervcrkanft zu haben. d. Schulweihe in Pirna. Die Höhere Mädchen schule, die nach großen Opfern und Kämpfen endlich fertig, gestellt iverden konnte, ist am Mittwoch im Rahmen einer wür- digen Feier ihrer Bestimmung übergeben worden. Die sechs- stustge Höhere Mädchenschule nimmt den unweit des Bahnhofes an der Weststraße liegenden Flügel des Schulgebäudes ein. das dort in den letzten Jahren errichtet worden ist und nun- mehr in seiner Gesamtheit drei Schulen birgt. Aufgabe glänzend fertig. Der Zuschauer liest in ihrer Mimik deutlich die Schwierigkeiten der Besteigung, die Schmerzens- Irämpse, und dann die Freude über den glücklich beendeten Weg. Die Geste des chinesischen Schauspielers ist nicht weniger vollendet und überraschend. Er ist imstande, den Zuschauer zu überzeugen, daß die Bambusstäbe ein Gasthaus, und der Lappen aus dem Stuhl ein Baldachin sei. Wenn der chinesische Schauspieler über die eingebildete Schwelle tritt, nachdem er das Schloß einer eingebildeten Tür ausbricht, so ist seine Geste so anschaulich, daß die nicht existierende Schwelle sichtbar wird. Dieselbe Illusion entsteht, wenn die Schauspielerin die eingebildete Decke des nicht vor handenen Bettes zurückmirst. Man fühlt das Gewebe zwischen ihren Fingern. Die Geste des chinesischen Schauspielers ist nie mals zusällig. Er muß dem Zuschauer den tatsächlichen Charakter der gespielten Handlungen zeigen, und er zeigt ihn. Außer durch die außerordentliche Kunst der Mimik und der Geste überrascht das chinesische Theater durch seine blitzartige Dynamik. Alle bedeutenden chinesischen Schauspieler und Schauspielerinnen sind unvergleichliche Springer, Jongleure, Fechter, Akrobaten. Die Mehrzahl der chinesiscizen Stücke ent halt Massenturniere, Jongleurszcnen und akrobatische Tricks. Das Tempo dieier Szenen, die unter donnerndem Lärm des Occhcsters vorübcrziehen, ist blitzartig, scharf und präzis. Die Bewegungen dcr zwanzig und mehr Menschen, die wie rin Sturmwind ücr die Bühne fegen, sind harmonisch und nie plan los. Diese bunten, tollen Paare und ganze Bataillone stoßen znsummen, haue» mit blitzenden Schwertern aus einander ein, durckjstoßcn einander mit Sperren, machen mit Waffen in den Händen Kopssprüngc, und erstarren plötzlich zu steinerne» Standbildern. Das Repertoire des chinest'ßhe» Theaters ist unerschöpslich. Historische, tausendjährige Stücke, dramatisierte Legenden und Märchen, Satiren des Stadt- und Dorslebeng, lyrische Liebes geschichten. lehrhafte Tendcnzslücke, eigenartige Harlekinaden, die viel Aehnlichkeit mit dcr Comedia dcll' arte haben, zeitgenössische Farce» — da» alles findet lich in dem Programm eines beliebi gen chinesischen Theaters. Aber die hervorragenden klassischen Stücke sind allen bekannt und werden jede Saison oft wieder holt. Meist stellt das alte chinesische Stück irgendeine historische Episode dar. Solch« Stücke genießen besondere Popularität. Aber obgleich di« stärksten und pathetischsten Stellen meist di« Form von voka- lischen Arien und Duetten haben, reagiert das chinesiscki« Publi kum lieber aus die Geste als aus das Wort. Das chinesisch« Theater besteht durchweg aus Symbolen. Das geringste Detail dcr Schminke, des Kostüms, der Bewegung hat seine Bedeutung und rust ein« ganz bestimmte Vorstellung in den Zuschauern hervor. Ein Fell um den Hals bedeutet einen Wilden. Di« Kaiser tragen Mäntel aus gelber Farbe mit gestickten Drachen. Zwei lange Fasnnsedern im Kopspntz sind Merkmale eines bar barischen Kriegers. Ein rot geschminktes Gesicht bezeichnet einen gute» Menschen, ein weißes «inen listigen, dem man nicht glau ben darf, «in blaues «inen nomadisierenden Wilden. Die Sprache der Requisiten ist nicht minder Interessant: Am Rücken angebrachte Fähnchen zelgen die Anzahl dcr Armeen an, über die der General kommandiert. Ein kurzer Stock mit aus wärts gerichteter Quaste ist nichts anderes als «in Pferd. Wenn di« handelnde Person den Stock mit der Quaste in ausgestreckter Hand hält, so heißt es, daß sie auf dem Pferd dahinsprengt. Wird der Stock hingeworfen, so ist der Reiter vom Pferd abgestiegen. Wenn der Held sich vor den ihn versolgcndcn Feinden verstecken muß, so klettert er auf «Inen Stuhl und bedeckt das Gesicht mll den Händen: er ist gerettet. Die Mauern des Schlosses oder di« Tore des Tempels schützen ihn, und wie oft die F«indc auch über die Szene rasen, sie sehen den vor ihnen verborgenen Flüchtling nicht. Dieselbe Bedeutung haben die Gesten. Eine Gest« wird an gewandt um zu zeigen, daß der Held rudert, eine ander« bedeutek das Graben einer Grub«. Wichtig« Personen gehen über di« Szene langsam, pathetisch. Jeder Schritt wird so ausgesührt, daß, wenn das Bein sich hebt, es einen Augenblick in der Luft erstarrt. Beim Gehen werden die B«ln« nach verschiedenen Sel ten geworfen. Di« Frauen gehen mit kleinen Trippelschrittchen. die Bein« bleiben bis zu dem Knie zusammengepreßt. der Körper muß rhythmisch schwanken. Di« elegantesten, bezaubernsten Fraucnrollcn werdcn nicht von Frauen, sondern von Männern ausgesührt, und zwar so, daß auch der europäisch« Zuschauer, der dies« Eigenart de» chinesischen Theaters kennt, auf keinen Fall glauben will, daß die schöne, schlank« Frau «in Mann ist. Alles: die Frisur, das Gesicht, di« Hände, d«r Gang ist »ine vollständig« Illusion des dargeflellten Geschlechts. Das dünne Falsett kann den ungläubigsten, skep- tischsten Zuschauer täuschen. Weder das Auge noch das Ohr sind imstande, dies« erstaunlich künstlerische Maskerade zu enträtseln. Aber dies« Meisterschaft ist nicht leicht zu erwerben. Der chinesische Schauspieler geht durch «in« lange, strenge und schwer« Schule. Die Lehrzeit beginnt im acht- bis zehnjährigen Alter. Täglich müssen di« jungen Schauspielerkandidaten Dutzende hals- brccherischer. akrobatischer Uebungen machen; st« lernen sichten, st« vervollkommnen sich in besonderem Gang, sie erreichen di« Kunst des durchdringenden Falsetts. Die künftigen Schöpfer der zauberhaften Mondsecn und verführerischen Frauen trai nieren am eifrigsten. Sie müssen sogar den Schmerz der banda gierten Füße ertragen, die im Wachstum zurückgehalten werden, um größer« Aehnlichkeit mit Frauenfüßen zu bekommen. Nach derartigem Training betritt der Schauspieler di« Bühn« mit vielseitiger, genau geschlissener Technik, jede seiner Bewegungen ist vollendet und harmonisch, sein Gang ist leicht und elegant, so daß er ln seinem künstlerisch drapierten Kostüm einem ge drechselten Figllrchcn aus bemaltem Elfenbein gleicht. Aber China hat nicht nur männliche Truppen, sondern auch rein weibliche Theater, wo all« männliche Rollen von Frauen gespielt werden. Und diese Schauspielerinnen werden ebenso prachtvoll mit ihren Rollen fertig. Ei« sichten, turnen, voll- fiihrcn die halsbrecherischen Kunststücke mit einer Geschicklichkeit, di« der ihrer Kollegen nicht im geringsten nachsteht. Das chin«-> fische Theater ist eben «in Märchen, «ine ununterbrochen« Hallu zination, eine unaufhörlich gleitend« Legende, di« von den er staunlichen chinestfchen Schauspielern geschaffen wird. lUedertragen von M. Lharo l.) - «, 8orgo> -U>inov.