Volltext Seite (XML)
Sächsischer Ienlrumsparleilag am 13. Oktober. Die Sächsische Zrntrumspariei hält am Sonntag, dem 13. Oktober, in Dresden einen außerordentlichen Landköparteitag ab. Die Verhandlungen des Parteitages beginnen nachmittags 2 Uhr im obere,, Saale des Hotels „Drei Raben", Marienstraße 18. Mit dem Parteitag verbunden ist eine I u g e n d t a g,, n g, die von den sächsischen Windthorstbitnde,, veranstaltet wird. Die Jugeudtagnng beginnt vormittags 9 Uhr im Bankettzimmer des Hotels „Drei Raben". Di« Parteifreunde werden gebeten, sich den 13. Oktober sür de» Laudec-parteitag freiznhaltcu. Ter genaue Taguugöpla» wird noch bekanntgegebrn. t.«iprig unel Umgebung Die Sorgfattspflichk eines Kausbesitzers Leipzig, 5. September. Vor der Dritte» Strafkammer des Landgerichts Leipzig ats Berufungsinstanz hatte sich der Gasthaus- bcsitzcr Hugo Krug aus Oschatz wegen fahrlässiger Tötung eines Menschen zu verantworten. Am 10. März d- I. löste sich vom Dach des „EVistlxiuscS zum Schwan" eine Eisscholle: der ans dem Fuß steig vorübergehende Schmiedemeistcr Dor» wurde von den Eis massen getroffen und getötet. Krug hatte nach den Feststellungen des Ekrichlcs cs au der nötigen Sorgfalt mangeln lassen. Es wäre seine Ausgabe gewesen, das Eis sachgemäß vom Dache beseitigen zn lassen. Krug wurde vom Schöffengericht Leipzig zu 1500 Mark Geldstrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte er Berufung ein gelegt, die aber am Mittwoch vom Landgericht kostenpflichtig ver- vcrworscn wurde. ) Keine sreien Bäder für Erwerbslose. Der Rat der Stadt Leipzig hat den Stadtverordneten mitgetcilt, daß er der An regung, den Erwerbslosen in allen städtischen Beider» sreien Eintritt zu gewähren, nicht folgen könne. Es werden an Er werbslose gegen Zuschüsse des Rates Bäder zum Einheitspreise von 5 Pfennig verabfolgt. Soweit Erwerbslose diese 5 Pfennig nicht aufznwenden vermögen, wird auf die Benützung der Frei bäder im Flutbccken an der Frankfurter Straße und in der Pleiße am Sehleußigcr Weg verwiesen. Der Weg dahin könne den Erwerbslosen, die in anderen Stadtteilen wohne», unbe denklich zugemutet werden. Die Zuschüsse zur Verbilligung der Bäder betragen zur Zeit 100 000 RM. ) Ostmesse i„ Lemberg. Wie uns das Konsulat der Repu blik Polen mitteilt, findet die polnische Ostmcsse in Lemberg ln der Zeit vom 7. bis 19. September d. I. statt. Die Eintritts- Horten zum Preise von 6 RR!, können auch im Konsulat er worben werden. Besucher der Ostmesse erhalten das Einreise visum nach Polen unentgeltlich. ) Professor Felix 7V Fahre alt. Der Professor für Palä ontologie und Geologie, Vorstand des Paläontologischen Mu- stums der Universität Leipzig Dr. phil Johannes Felix, vollendet Vm l>. September sein 70, Lebensjahr. Der Jubilar ist korre spondierendes Mitglied der ungarischen Geologischen Gesell schaft „Alzale" in Mexiko und außerordentliches Mitglied der Sächsische» Gesellschaft der Wissenschaften. ) Unter schwerem Verdacht. Ein ganz eigenartiger Verfall hat "sich am Ticnstagnachmittag im Eonnewitzcr Ferst bei Leipzig, eiueni Vielbesuchten ErlwlungSpark, ereignet. Dort hat ein junger Mann ous Leipzig eine Francnspcrson getroffen: die beiden sinh eine sZeitlang nebeneinander hergcgangen, ohne sich näher miteinander bekannt zu mache». Das Mädchen machte einen sehr deprimierten Eindruck und äußerte mehrfach Selbstmordabsichte». Plötzlich zog sic eine Pistole ans der Tasche »nd erschoß sich vor den Angc» ihres Begleiters, der alsbald bei 'der zuständigen Polizeiwache Mel dung über den Vorfall erstattete. Die Erwittlunge» ergaben, -aß es sich bei der Gelötte» tvahrscheinlicb um eine acwisse Klara Viereiscl aus Erfurt handelt. Der junge Mann wurde zunächst in Haft ge nommen, aber wieder enttasscn, als die vollkommene Richtigkeit seiner A>mabe„ sich erwiesen halte ) Sven Hedin spricht im Rundfunk«. Am Dienstag, den 10. September. 19 30 Uhr bringt die Mirag einen Vortrag des bekannten schwedisäw» Forsclwrs Sven Hedin. über seine Ent- dcekersahrlen. Sven Hedin spricht in Stockholm, sei» Vortrag wird von dort übertrage». Schach-Weltmeisterschaft Aljechin—Vogoljubow in Wiesbaden Am Freitag beginn« in Wiesbaden zwischen Dr. Aljechin «nd seinem Herausforderer Vogoljubow der Wettkampf um die Weltmeisterschaft im Schach. Es werden 30 Partien gespielt. Sieger ist, wer mindestens 151L Punkte erzielt, sofern sechs Kc- winnzähler enthalten sind. Hat Dr. Aljechin nach 30 Partien mehr Punkte als lein Gegner, ohne aber sechs Partien ge wonnen zu haben, so ist der Kampf als unentschieden abzu brechen. Wenn jedoch Bogoljubow nach 30 Partien einen Punktvorteil hat, so muß der Kamps fortgesetzt werden, bis der Herausforderer entweder sechs Gewinne erzielt hat, oder vom Weltmeister eingeholt worden ist. Der Begriff einer Weltmeisterschaft im Schach ist noch nicht allzu alt. Erst als der Oesterreicher W. Steinitz 1886 in Ame rika einen Wettkampf gegen Zukertort gewann, nannte man Steinitz Schachweltmeister. Der erste ernste Rivale Steinitz' war der Russe Michael Tschigorin, gegen den Steinitz 1889 uno 1892 Wettkäinpfe um den Titel gewann. 1894 trat der damals 25jährige Enianuel Lasker aus Berlinchen in der Neuinark dein 58 Fahre alten Steinitz zum Wettkampf um den Titel gegen über. In diesem Treffen, das in Amerika stattsand, brachte Lasker, der 10 Partien gewann, 5 verlor und 1 unentschieden machte, die Schackweltmeisterschast mich Deutschland. Zwei Jahre später machte Steinitz vcn Versuch, den Titel wieder zuerobern. Lasker wies den Oesterreicher jedoch überlegen ab. Der Deutsche verteidigte die Weltmeisterschaft sehr zähe. 1907 schlug er den Amerikaner Marshall, ohne daß dieser auch nur eine einzige Partie gewann. 1908 hatte Lasker in leinein Landsmann Dr. Tarrasch einen weit schwereren Gegner, oen er aber ebenfalls mit 8:3 bei 5 Remisen niederzwingcn konnte. 1909 gewann Lasker in Paris überlegen gegen Janowski, aber 1910 konnte Lasker gegen den Wiener Meister Schlechter nur unentschieden kämpfen, was ihm immerhin zur Behauptung des Titels genügte. Erst in der Inflationszeit trat Lasker dem Lubaner Eapablanca in seiner Heimat gegenüber und konnte bei dem in Havanna herrschenden Klima gegen Eapablanca, der glatt gewann, nicht bestehen. Eapablanca konnte die Welt meisterschaft nicht so lange behaupten wie Lasker. der fast drei Jahrzehnte im Besitze des Titels war. Schon sein erster Her ausforderer, Dr. Aljechin. schlug ihn überraschend. Der zum Franzosen gewordene Russe Dr. Aljechin hat diy Meltineisterschast nun znm ersten Male zu verteidigen. Nach Papiersorm müßte man Aljechin einen sichern Sieg Voraus sagen, aber hat man nicht damals auch angenommen, daß Eapablanca sicher über Aljechin siegen wird? Aljechin zeigte i«i Cuba zu aller Erstaunen, daß er eben so nüchtern spielen kann wie der Cubaner. Vielleicht erleben wir diesmal bei Bogol-i iubow etwas ähnliches. Bogoljubow hat im Karlsbader Riesenturnier sehr enttäuscht. Er hätte weniger Partien ver loren, wenn er sie nicht durchaus hätte gewinnen wollen. Viel leicht geht Vogoljubow in dem Wettkampfe gegen Aljechin auch zum Cicherheitsstil über, und dann weiß man nicht, was aus diesem Tressen gegen Aljechin hcrauskommt. In Wiesbaden werden zuerst nur 15 Partien durchgesührt. In der Leitung des Wettkampfes ist u. a. unser Tennis-Altmeister Froitzheim^ der in Wiesbaden Polizeipräsident ist. Der Kamps beginnt am 0. September, gespielt wird von 14—19 Uhr. Die am gleichen Tage nicht zu Ende geführten Partien werden am nächsten Tage weitergespielt, ohne daß an diesem Tage noch eine neue Partie angesangen wird. Trinkwassernol in Sachsen Dos Städtisckg: Wasserwerk in Chemnitz bringt erneut der Chemnitzer Einwohnerschaft das Sparen mit Wasser in Erinnerung. Am Dienstag erreichte der Wasserverbrauch 37 500 Kubikmeter. Der Wasserbestand in den Chemnitzer Talsperren, die ein Fassungsvermixzen von 3,9 Millionen Kubikmeter be sitze», beträgt zurzeit nur etwa 1,9 Millionen Kubikmeter. Die neuerliche Erinnerung des Städtischen Wasscrwevksanttcs hat sich dadurch nötig gemacht, daß in letzter Zeit die vom Rat er lassenen Einschränkungen über den Verbrauch von Trinkwasser nicht mehr beachtet wurden. » Da der Trinkivasservorrat in Freiberg Im Hochbehäl ter anfgebrancht ist, hat die Direktion der Städtisäzen Betriebe der Einwohnerschaft äußerste Sparsamkeit in der Entnahme von Leitungswasser zur Pflicht gemacht. Der Wassermangel ist in erster Linie darauf zuriickznführcn, daß der Verbrauch von Trink,nasser infolge des uwrmen Wetters in letzter Zeit eine» »och nie dageivescnen Höchststand erreichte und bisweilen täglich den Wasserzulauf um 1200 Kubikmeter überstieg. » Infolge der durch die anhaltende Trockenheit cingetretencn Wasserbnappheit hat sich der Stadtral in Brand-Erbis- dorf veranlaßt gesehen, das Gießen der Gärten und das Blei chen der Wäsche, sowie das Spülen von Kosetts und alles Bade» zu verbieten. * Der Gemeinderat in Wilthen hat angesichts des zurzeit herrschenden Wassermangels die Mnutznng von Wasserschläu chen. ganz gleich für weiche Zwecke, das Gießen von Gärten, das Sprengen von Wegen, Straßen und Plätzen sowie das Rei nigen der Kraftfahrzeuge mit Leitungswasser verboten Laut einer Bekanntmachung des Gcmeinderats wird jede widerrechtliche Wasserentnahme ans der Gemeindewasscr- leituno-sowie jede mißbränchiiche Benützung des Wassers aus derselben mit mindestens 50 Marli bestraft Der Gemeinderat hat sich zn dieser Maßnahme infolge des geringen Wasserzu laufes im Hochbehälter veranlaßt gesehen Schadenfeuer Plaue», 5. September. Mittwoch früh gegen 3 Uhr brach in der Hirschbcrger Lederfabrik in Hirschberg an der Saale ein Schadenfeuern aus, von dem das Fichten m a gazin , in dem 15 Tonnen geschnittener Rinden lagerten, sowie ein anderer Schuppen, in dem vier Waggons fertiger Leder waren ausbeivahrt wurden, betroffen und vollständig ver- nichtet wurden. Außerdem griff das Feuer auf den Häute- Ichuppen über, in dem sich eliva 70 000 Häute befanden, von vcnen eine Anzahl verbrannten. Das Feuer säzeint infolge der großen Hitze durch Selbstentzündung entstanden zn sein. An der Bekämpfung des Brandes beteiligten sich außer der Fabrik wehr auch die Hirschberger und Schleizer Feuerwehren. An der Talsperre bei Bleich loch brach am Mittwoch ein großer Waldbrand n»s. Eine Fläche von etwa 300 Pieter Länge und 50 bis 80 Meter Breite steht vollständig ill Flammen. Der Brand drohte sich infolge des heftigen Windes noch weiter auszudehnen. Die Mannschaften der Talsperre waren im Verein mit der Uebcrlandspritze Plauen estrig be müht, des Feuers Herr zu werden. Leipziger Sender Freitag, ben 6. September: 12.00 Uhr: Schallplattenkonzert. Dazwischen 12.50 Uhr: Wettervoraussage. 12.55 Uhr: Nauencr Zeitzeichen. 13.15 Uhr: Presse- und Pörsenliericht. Nach dem Nanener Zeitzeichen: Schaliplattenkonzeri. 15.00 Uhr: Blicherstunde der Frau. Sprecherin: Adele Luxen- berg, Leipzig. 15.45 Uhr: Wirtschastsnachrichten. 10.00 Uhr: Tr. Axel Necls. Berlin: „Die Bedeutung der Großen Deutsche» Fiinkansstellung für den Schulfunk." <Denlsche Welle, Berlin.) 10.30 Uhr: Alte Hausmusik. 17.55 Uhr: Wirtschastsnachrichten 18.05 Uhr: Prof. Tr. Dietterle, Leipzig: „El titeraturo kaj movado" tEspcranto). 18.20 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18.55 Uhr: Arbeitsnachiveis. 19.00 Uhr: Robert Grötzsch, Dresden. „Durch die nordalbanische Wildnis." 19.30 Uhr: Dr. Arno Schirokaner, Leipzig: „Dichter auf Reisen." IV.: „Was sic sahen, schrieben und was man ihnen glaubte." 20.00 Uhr: Ueberlragung aus Eisenach: Feier-Stunde anläßlich der Tagung des Fortsetzungsausschusses der Siockhoimev Weltliirchenkonsereuz. 20.30 Uhr: Wiener Volksmusik. 21.30 Uhr: Humor der Weltliteratur. 22.00 Uhr: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportsunk. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanz- und Unterhaltungsmusik. Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo >108 ForOctziinfl.» Ter nächste Tag war der 3. Juni, dcr 3. Juni IM, denn wir > «Nüsse» wegen ver wichtigen Ereignisse, die sich damals vorbereiteten i»int, so schwere Gefahren über Paris bringen sollten, die Daten setzt 'genauer angeden Am Abend dieses Tages ging also Marius dcn- stlbcn Weg wie immer. Dasselbe Entzücken im Herzen, als er ans dem Boulevard Eponine bemerkte, die auf ihn zukam. Zwc> Tage hintercinandcr? Das war ihm zuviel. Er wandte sich rasch seitwärts und ging ans einem anderen Wege nach dcr Ruc Plnmet- Das hatte zur Folge, daß Eponine ilm, »achging, was sie bis dabin noch nicht getan. Sie war zufrieden gewesen, wenn sic ihm ans de», Boulevard begegnete und hatte ihm nicht einmal aus- gelancrt. Sic ging also hinter ihm her, ohne daß er cS ahnte. Sic sah, Wie er die Gitterstangc lxiseitcschob und sich in den Esinten schlich. „I was! Er geht hinein!" Sie ging ans das Gitter z». untersuchte die Gittcrstangen «Ine nach der anderen, und fand bald diejenige, die Marius heraus- znnchmen pflegte. „Das will ich lieber bleiben lasscnl" mnrinclte sic schwer» wütig. Sie setzte sich auf den Sockel des Gitters, neben die lockere Stange, als wollte sie dieselbe bewachen. Es nxir gerade die Stelle, wo das Gitter an der Mauer des Nachbarlianses endete, ein Winkel, in den« Eponine nicht leicht gesehen werden konnte. lieber eine Stunde saß sie da, regunglos »nd In trüb« Gedan ke» versunken. Gegen zehn Uhr abends kam ein alter Mann, der sich verspä tet hatte und sich beeilte, „m über diese» einsamcn und übel berüch tigten Ort schnell hinanszngclange», an dcr Stelle vorüber und hörte eine dnmpsc »iw drohende Stimme. „Nun wundert eS mich nicht mehr, daß er alle Abend den Boulevard entlang kommt " Ter alte Herr ließ seine Augen umhcrschweiscn, sah niemand, wagte nicht, die dunkle Ecke zu untersuchen und fürchtete sich. Er eilte also schnell vo» dannen, »nd das war sehr gescheit. Denn wenige Augenblicke nachher kamen sechs Männer, in einiger Entfer nung voneinander, an der Mauer entlang, in die Rice Plnmet herein. Sie blieben vor dem Gitter stehen. „Hier ist es!" flüsterte der eine. „Ist ei» Köter im (Wirten?" fragte ein anderer. „Ich weiß nicht. Für jeden Fall lmbe ich ein Klößchen mit- gcbracht, womit wir ihn znm Schweigen bringen können." „Hast dü Kitt, damit wir eine Scheibe ausbrechcn können?" „In." „Das Gitter ist alt", bemerklc der fünfte mit einer lflanch- stimme. „Desto besser!" meinte der zweite. „Dann wird cs nxm'gcr Lär„, machen, wenn man cs dnrchsügt." Der sechste, der den Mund noch nicht ausgctan hatte, unter suchte das Gitter, wie Eponine vor ihn,, und gelangte endlich a„ die Stange, die Marius losgcniacht hatte. In dem Augenblick, wo er sic packen wollte, kam plötzlich eine Hand ans dem Schatte» heraus^ legte sich auf seine» Arm, stieß ihn gegen die Brust, und «ine heisere Stimme rief: „Achinng! Hunde!" Er sah ein blasses Mädchen vor sich. Der Man» subr heftig zusammen. Sein Schreck glich dem lineS wilden Tieres, so furchtbar und widerwärtig sah er aus. Er trat zurück und stammcltc: „Wer mag denn die sein?" „Deine Tochter!" Als Eponine bervorgctretcn war. kamen die fünf anderen, nämlich Elagncsons, Gnenlemer. Babet, Moutparuassc „nd Brnjon, zu Thcnardicr Hera», ohne Eteräusch, ohne einen Laut von sich zu gebeii, mit der unhcimltchcn Langsamkeit, die den Söhnen der Nacht eigen ist. „Wos soll das heißen? Was hast d» hier zu tun?" schrie Thcnavdier, so laut man schreien kann, wenn man leise spricht. „Warum kommst du her und hinderst uns beim Arbeiten?" Eponine lachte und schlang ihre Arme in» seinen Hals. „Ich bin da, Väterchen, weil ich da bin. Was ixrbt ihr hier zu suchen, da ich doch gesagt hatte, daß hier kein Geschäft zu macken ist? So gib mir doch einen Kuß. V-äterchc». Es ist ja so lange her, daß ich dich nicht gesehen habe! Also du bist frei?" Thcnardicr suchte sich aus ihrer Umarmung losznrcißcn und brummte: „Nun ist's gut. Jetzt mach', daß du fortkommst." Aber Eponine ließ ihn nicht los und w»rd« immer zndring. lichcr mit ihre» Liebkosungen. „Aber Tausend, wie hast du das denn angesangen, Vaierchen? Wo ist denn Mutter? Was macht sic?" „Mach', daß du forikommst, sage ich dir." „Ich will aber jetzt nicht fortgchcn", sagte Eponine mit dem Eigensinn eines verzogenen Kindes, das sich ziert. „Du schickst ,»ieh fort und ich lxibe dich doch seit vier langen Monaicn nicht gesehen und geküßt." Und sie umklammerte wieder ihren Vater. „Nun wird mir aber die Geschichte zu bunt!" ries Babel. „Macht dcr Sacke ein Ende", sagte Gnenlemer. „Die Greiser könne» jede» Augenblick hier vorbcikommeu." „Ach, Sie siud'S, Herr Brusou!" ries Eponine. „Guten Abend, Herr Babel. — Guten Abend, Here Elaguesous. — Er kenne» Sie mich denn nicht. Herr Gnenlemer? — Wie gebt's, Moutparuasse?" „Sic erkennen dich. Aber nun adieu. Drücke dich!" „Fetzt ist die Zeit, wo die Füchse, nicht die Hübner draußen sind", sagte Monlparnassc. „Du siehst doch, daß wir hier zn arbeiie» Hatzen, siel Babet ein." Eponine ergriss Mo»tt>a>nasscs Hand. „Nimm dich in acht. Du wirst dich schneiden. Ich habe ein offenes Messer in der Hand." „Lieber Montparnanc, man muß Vertrauen z„ den Leuten haben, denen man eilten Auftrag gibt. Ich bin ja wobt die Tochter mciucS Vaters. Herr Babet, Herr Gueulcmer, Sic Katzen mich hierbcrgcschickl, um auszukundschaften, ob hier ein Geschäft z>l machen wäre," Sie sagte nicht „ansbaldowern". bediente sich nicht mehr dcr Stziitnerspracke. Das abscheuliche Idiom war ihr zuwider geworden, seitdem sic Marius kannte. Seltsam, »sie gewaltig dies Mädchen wirkte. Keinem gab sie nach. Sie schritt mit wilder, schrecklicher Energie ans die Banditen zu und lackte grimmig aus: „F>i, i«! Ich srag' grad' darnach! Diesen Sommer werde ich sowieso nichts zn essen lwben und im Winter frieren. Was dir Sebafököpse von Männer komisch sind, wenn sic sich -i»üiidcn, si« könnten einer Dirne 'Angst cinsagcn! Hier sah sie Thcnardicr scharf an und sagte: „Auch vor dir nicht, Leiter." (Fortsetzung folgt.)