Volltext Seite (XML)
Tagungen in Dresden Um die Erwerbslosen Di« o«rf«hlte sozialdemokratische Spekulation. Täglich wird das Heer der Arbeitslosen an den Stempel stellen von einer wahren Flut von Flugblättern überschwemmt, die in allen Tonarten um die Stimmen der um ihr Brot Besorg ten werben. Es ist sicher kein Zeichen von innerem Kraftbewuht- 'ein, wenn ausgerechnet sogenannte Arbeiterparteien alles dar- ,us anlegen, die seelisch gedrückten und vielfach verzweifelten krwerbslosen vor ihren Parteikarren zu spannen. Die Töne Ser Radikalen sind zu bekannt, als daß man auf sie noch näher rinzugehen brauchte. Wenn aber jetzt die Sozialdemokra tie auftritt und auf ihren Flugblättern so etwa die ganze So zialgesetzgebung auf ihr Konto schreibt, so ist das eine An maßung, die allerorts eine entschiedene Zurückweisung ver langt. Glaubt denn irgendein deutscher Arbeiter, daß irgend eine wichtige sozialpolitische Maßnahme je ohne den energischen, bahnbrechenden Einsatz des Zentrums zustandegekommen wäre? Es ist ein B e r d u m m u n g s v e r s u ch, wenn die SPD. jetzt in ihren Flugblättern den kurzsichtigen Eigensinn Wissells noch sogar als heroische Tat preist, obgleich Wissell die Regierung Müller sprengte, weil er über Einzelheiten, von denen das Grundsätzliche nicht berührt wird, das große Ganze vergaß! Heute, wo die Regierung Brüning sich infolge des Ver sagens der Sozialdemokratie vor die Aufgabe gestellt sieht, alle Energie einzusetzen, um die Arbeitslosenversiche rung überhaupt zu halten und ihre finanzielle Sicherstel lung herbeizuführen, hebt in den Reihen der patentierten Arbei terpartei eine Verdächtigungskampagne an, die ihresgleichen sucht. In einer Berliner Zentrumsversammlung sagte ein Arbei ter kürzlich, daß man vielleicht einmal die R e g i e r u n g B r ü - ning als die sozialste ansprechen wird, weil sie den Mut gefunden habe, die Sozialpolitik mit Entschiedenheit aus der unsicheren Pumpwirtschaft herauszuführen. Es ist erfreulich, daß gerade in der heute erwerbslosen Arbeiterschaft die kritische Erkenntnis verantwortungsbewußter Führung im steten Wachsen ist. Ein Dokument dafür ist die Entschließung, die arbeitslose Zcntrumsarbeiter am 28. August auf einer Erwerbslosenkundgebung des Saargebietes faßten und in der es hieß: „Die heute in Wadern im furchtbar notleidenden Saar grenzgebiet versammelten arbeitslosen Zentrumswähler sind überzeugt, daß in der Notzeit des deutschen Volkes nur sachliche, verantwortungsbewußte und fleißige Arbeit der Volksvertretun gen zur Ueberwindung der Notstände führen kann. Dem dienen nicht verlogene Kritik, unerfüllbare Versprechungen und feiges Veiseitestehen. Sie versichern, daß sie fester denn se zur Deut schen Zentrumspartei halten, denn diese war jederzeit ein leuch tendes Vorbild praktischer, wirklich erfolgreicher Arbeit. Sie war führend in gesunder Sozialpolitik." Der Arbeltsmarkk in Sachsen Die Arbeitsuchendenkurve ist, wie das Landesarbeitsamt mitteilt, in der Berichtszett vom 15. bis 31. August 1930 fast in gleichem Ausmaße, nämlich um über 10 000, angewachsen wie in der ersten Augusthälfte und erreichte am 31. August den Stand von rund 416 700. Während in der Arbeitslosenversicherung durch die fortschreitenden Aussteuerungen eine weitere Ent lastung um 1581, oder 0,8 v. H., eintrat und die Zahl der Haupt- unterstiitzungsempfänger von 195 337 auf 193756 gesunken ist, erfuhr die Zahl der Hauptunterstützungscmpsänger in der Kri- senunterstützung wiederum die erhebliche Steigerung von 83 589 auf 88 900, also um 6,4 v. H. Die stärksten Zugänge an Arbeit suchenden kamen wiederum aus der Metallindustrie und aus der Lohnarbeit wechselnder Art mit je über 2300. Das Spinnstoffgewerbe gab in der Berichtszeit 1600 Personen frei, darunter 950 weibliche. Vergleicht man die einzelnen Arbeitsamtsbezirke nach dem Ausmaße der Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung und Krisenunterstützung auf 1000 Ein wohner nach dem Stand vom 15. 8. 1930, so stehen besonders ungünstig da die Arbeitsämter Sebnitz mit 28,4 v. T. in der Krisenunterstützung und 45,7 v. T. in der Arbeitslosenversiche rung, Freital mit 24,9 v. T. in der Krisenunterstützung und 47,! v. T. in der Arbeitslosenversicherung, Neugersdorf mit 24,7 v T. in der Krisenunterstützung und 68 o. T. In der Arbeits losenversicherung, Flöha mit 24,7 o. T. in der Krisenunter stützung und 45,2 v. T. in der Arbeitslosenversicherung und Chemnitz mit 24 v. T. in der Krisenunterstützung und 42,4 v. T. in der Arbeitslosenversicherung. Aus -er Arbeit -es Bezirksausschusses Dresden, 10. September. Der Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft Dres den hielt am Dienstag in Dresden eine Sitzung ab. Nach Er ledigung verschiedener Ortsgesetze wurde die Anerkennung der Gemeinde Hosterwitz als eigener Grundsteuer bezirk ausgesprochen. Den Gemeinden Somsdorf und Omsewitz wurde die Aufnahme von Darlehen in Höhe von 5500 bzw. 3000 Mark genehmigt. — Eine Aufsichtsbeschwerüe gegen Ansetzung einer Abstimmung nach Z 33 der Gemsindeord- nung auf den 14. 9. 1930 in Wachwitz wurde abgelehnt. Zur Aenderung bzw. Aufhebung der Richtlinien über Festsetzung eines Teiles der Richtsätze der gehobenen Fürsorge als Woh nungsgeld vorliegende Gesuche verursachten eine längere Aus sprache. Es wurde schließlich eine Kommission eingesetzt, die über die Gesuche vorbereitend befinden soll. Nächtliches Schadenfeuer Am Dienstagabend kurz vor 11 Uhr wurde die Feuerwehr nach der Cottaer Straße gerufen, wo auf einem Lagerplatz ein mit Holz und Baumaterialien gefüllter Schuppen in Brand ge raten war. Das Feuer dehnte sich in kurzer Zeit auf das ganze langgestreckte Gebäude aus. Die Feuerwehr rückte mit dem Großbrandlös chzug, drei Normallöschzügen und einem Pionierzug aus und bekämpfte den Brand nnt zahlreichen Schlauchleitungen. Gegen 12 Uhr nachts war die Hauptgefahr beseitigt, so daß der Großbrandlöschzug, ein Normallöschzug und der Pionierzug wieder zurückgezogen werden konnten. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch unbekannt. Der Scha den dürfte beträchtlich sein. : Früherer Hallenschluß in der Internationalen Hygiene- Ausstellung. Wie die Direktion der Internationalen Hygiene- Ausstellung mitleilt, werden mit Rücksicht auf den früheren Ein tritt der Dunkelheit die Ausstellungshallen um 13 Uhr ge schloffen. : Dl« Tarifregelung Im Dresdner Einzelhandel. Wie wir erfahren, haben die Arbeitnehmer den bekannten Vermittlungs- Vorschlag des sächsischen Schlichters für die Tarifregelung im Dresdner Einzelhandel angenommen. Die Arbeitgeber haben ihn dagegen abgelehnt. : Ereignisse des Tages. Am Dienstagabend gegen 8 Uhr wurde an der Canaletto- Ecke Wintergartenjlrahe ein älterer Mann von einem Motorradfahrer angefuhren und zu Boden ge Dresden, 10. September. Im Rahmen der Städtebau- und Wohnungshygiene-Woche hielt am Dienstag Stadtbaurat Dr.-Ing. Wolf einen Vortrag über Flächenaufteilungspläne. Er hob hervor, daß die Praxis des Städtebaues an Planarten unterscheidet: die Landesplanung, die Flächenaufteilungspläne, Bebauungspläne für das gesamte Stadtgebiet, Bebau ungspläne für einzelne Stadtteile und Einzelpläne zur Regelung von Fluchtlinien und Vorschriften kleineren Umfanges. In dem Flächenausteilungsplane sollen die Ueberlegungen in der künf tigen Entwicklungsmöglichkeit des Plangebietes ihren Nieder schlag finden. Während der Flächenaufteilungsplan ein Wunsch plan sei, sei der Fluchtlinienplan stets zur förmlichen Fortsetzung bestimmt. Zu unterscheiden sind gemeindliche und zwischen gemeindliche Flächenaufteilungspläne. Von seiten der Städte sei zu fordern, daß eine Beeinträchtigung der Selbstverwaltung durch Ueberordnung staatlicher Planungsstellen vermieden wird. — Stadtbaurat Ritter <Leipzig) besprach sodann den Einzel bebauungsplan und bezeichnete diesen im Verhältnis zu dem Flächcnaufteilungsplan als sekundäre Art. Die Behand lung der Verkehrsländer sei nur unter Berücksichtigung der Einzelbebauungspläne sichergestellt. Durch den Flächenauftei lungsplan sei eine Zersplitterung durch Einzelbauten vermieden. Ter Redner erklärte dann eingehend die das Gebiet betreffen den behördlichen Bestimmungen. Eine einheitliche technische Darstellung der Plane müsse durchgeführt werden, in denen neben den Fluchtlinien auch die Höhenlinien einzutragen seien. Die Behandlung der Einzelbebauungspläne habe nach wirtschaft lichen Richtlinien zu erfolgen, so daß ein Ausgleich von Aufwen dung und Einnahme erfolge. Die künstlerischen Aufgaben unter lägen dem Zwange der allgemein wirtschaftlichen Not, und vor allem den hygienischen Förderungen, in den ideellen und mate riellen Nutzeffekten. Den gesteigerten Anforderungen der Hy giene sei man bereits weitestgehend nachgekommen. Heber das Thema Freiflächen, Spiel- und Sportflächcn sprach dann Stadtbaurat Lut Hardt (Gera). Die Stadtcnt- wickelung sehe ihren Ausbau und ihre Erweiterung im Kampfe gegen Zusammenballung der Stadtmenschen und für Grün, Sonne, Luft und Wasser und körperliche Ertüchtigung. Grün flächenbau bedeutet Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Volksgcsamtheit. Der Redner entwickelte sodann, wie die Ent würfe für ein Sport- und Spielplatzgesetz entstanden. — Ober regierungsrat Dr.-Ing. Mackomsky (Leipzig) behandelte dann die Bauordnung, einschließlich des Bauland beschaffungsgesetzes. Der Grundgedanke aller am Ausgange des 19. Jahrhunderts entstandenen Baugesetze und Bauordnungen sei die materielle Baufreiheit ge wesen. Ties habe zu einer Ueberspannung des Bedürfnisses nach Bauland geführt. Unter dem Einflüsse der Kründungs- spekulation hätten vor dem Kriege in vielen Großstädten die schlimmsten Wohnungsoerhältnisse geherrscht. Erst die einschnei denden Veränderungen des Wirtschaftslebens durch die Kriegs jahre, die Ernährungsschwierigkeiten und der gesteigerte Kohlen abbau hätten zu einem planmäßigen Aufbau ganzer Wirtschafts gebiete geführt. In verschiedenen Gegenden Deutschlands seien Landungsplanungen, die die Grundlage der Flachenaufteilungs- pläne seien, im Gange. Sie stellten ein Entwicklungsprogramm für ein einheitliches Wirtschaftsgebiet dar, durch das eine unge störte Entwickelung der verschiedenen Wirtschaftszweige und des Wohnwesens sichergestellt werde, sowie die Perkehrsfragen ge löst und die Waldgebiete geschützt würden. Diese Aufgaben zwängen zu einer Aufgabe des Grundsatzes der uneingeschränk worfen. Der Motorradfahrer kam ebenfalls zum Sturz. Beide erlitten erhebliche Verletzungen und mußten dem Carolakran kenhaus zugeführt werden. — In seiner Wohnung auf der Gutzkowstraße geriet früh ein Dienstmann mit seinem 26 Jahre alten Sohn in Streit. Der Sohn wußte schließlich, um sich vor seinem sich wie rasend gebärdenden Vater zu retten, keinen anderen Ausweg mehr, als aus dem Fenster zu springen. Er blieb mit erheblichen Verletzungen liegen und mußte ins Carola- Krankenhaus gebracht werden. Ter Vater wurde der Heil- und Pflegeanstalt zugeführt. — Am Montagnachmittag bemerkten Bewohner eines Hauses auf der Reitbahnstraße auf dem Dache eines Grundstücks der benachbarten Carolastraße einen jungen Mann liegen Wie die polizeilichen Nachforschungen ergaben, bandelte es sich um einen Ktempnerlehrling, der mit eineni Tachdeckergehilfen mit Ausbesserungsarbeiten auf dem Dache beschäftigt gewesen war. Beide waren in Streit geraten, in des sen Verlauf der Lehrling von dem Gehilfen bewußtlos geschla gen und hilflos auf dem Dache liegen gelassen worden war. Der Lehrling wurde geborgen und dem Friedrichstädter Kranken haus zugeführt. Wieder Zinnbergbau in Attenberg? Die erinnerlich hatte die Amtshauptmannschast Dippoldis walde Ende April dieses Jahres nach Gehör des Oberbergamts Freiberg ungeordnet, daß die Zwitterstocks.A G. in Allenberg in ihrem bekanntlich seit 400 Jahren im Gang befindlichen Bergbaubetrieb die Abwässer nicht in den Tiesenbach, das rote Wasser oder andere Zufliisse der Muglitz mittelbar oder unmit telbar einleiten dürfe. Diese Verfügung bedeutete die Still legung des Zinnbergbaues in Altenberg, da die Amtsbaupl- mannschast Dippoldiswalde schon im voraus einem etwaioen Rekurs die aufschiebende Wirkung versagt hatte. Die Ver fügung war auf Beschwerden hauptsächlich von Papierfabriken im Unterlauf der Muglitz ergangen, deren Betriebe durch d e Einführung der Abwässer der Zwitterstocks-A G. in die Mug'itz beeinträchtigt wurden. Nun besteht aber der Zinnbergbau schon seit 400 bis 500 Jahren, ist also viel älter als die erst im 19 Jahrhundert errichteten Fabriken im Unterlauf der Muglitz, die mithin bei ihrer Ansiedlung mit jenem Nachteil der verschlamm ten Wässer rechnen mußten. Wie nicht anders zu erwarten, hat. wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, die Kreishauptmannschaft Dresden als Rekurs behöröe die Verfügung der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde aufgehoben. Der Zinnbergbau in Altenberg kann also wieder eröffnet werden, sobald es die Weltmarktpreise ge statten. Aller Voraussicht nach ist mit einer Schadensersatzklage der Zwitlerstvcks A G., die durch die mehrmonatige Still legung geschädigt worden ist, zu rechnen. d. Gefaßte Messerhelden. Noch am Montag ist es der Po lizei gelungen, die nächtliche Mordtat an dein 23>ährigen Kuh melker P Iachta aus Röhrsdorf aufzuklären Als Täter wur den ermittelt der 22 Jahre alte Kuhmelker Willi Schuppan aus Kleinschönberg bei Wilsdruff und der 17 Jahre alte, aus Weisiropp gebürtige Dienstknecht Kurl Urban, ebenfalls aus Kleinschöuberg. Die beiden Täter wurden fcstgenoiuiuen und von der Dresdner Mordkommission „ach Dresden uoergesühct. ten Baufreiheit. Es bedürfe eines Reichsgesetzes, das unzwei deutig sestslelle, in welchen Fällen für eine aus städtebaulichen Gründen notwendige Baubeschränkung Entschädigung zu leisten sei. Der vom Reichsarbeitsministerium veröffentlichte Gesetzent wurf über die Erschließung von Baugeländen sei der erste Schritt zu einer Reichsstädlebaugesetzgebung. Am Dienstag wurde in Dresden der 24. Bundestag des Bundes der Inspektoren und Amtmänner der Deutschen Reichs- Post eröffnet. Die Begrüßungsansprache hielt der Buudesoo» fitzende S ch ä s e r b a r t h o l d. Der Vorsitzende der Dresdner Bezirksgruppe, Poslinspeklor Schneider, bildete de» Vor. sitz. PrüsideiU Weigel von der Oberpostdirektion Dresden wies in seiner Begrüßungsansprache auf die schwierigen Zeit verhältnisse hin, die es unmöglich machten, alle Wünsche der Postbeamtenschajl zu erfüllen. Die Postverwallung iverde tun, was ihr irgend möglich sei. Nach weiteren Begrüßungs ansprachen erstattete der Bundesvorsitzcnde den Geschäftsbericht, worauf Oberpostinspeklor Menge über das Be russbe am te ntum sprach. Es sei nicht richtig, wenn behauptet werde, daß die Besoldung der Veamtenschast zum übrigen Volksein kommen in keinem gerechten Verhältnis stehe. Man dürfe nicht außer Acht lassen, daß der Beamte mit dem Staate orga- nisch verwachsen und deshalb seine stärkste Stütze sei. — Ein weiterer Vortrag, den der Bundesvorsitzende Schüferbarlhold hielt, setzte sich mit Personal- und Slandesfragen auseinander. Der Redner hob hervor, daß es nicht genüge die Beamten zu besolden, man müsse sie auch zur rechten Zeit zur Beförderung bringen. Die Besoldungsordnung von 927 habe die Postinspektoren in unerträglicher Weise benachteiligt. Tie Personalpolitik der Neichspost sei seit mehr als dreißig Jahren Veranlassung zu Klagen der Organisationen geworden. Tie heutige Lage der Pastinspektoren sei dadurch hervorgerufen worden, daß die Neuordnung auch nicht die geringste Rücksicht auf Bestehendes genommen habe. — An die Vorträge schloß sich eine rege Aussprache an. — Am heutigen Mittwoch und am Ton- ners'ag sinden Gesamtsitzungen und Ausschußberatungeil statt, am Freitag sollen die endgültigen Beschlüsse gefaßt werden. Das Privatunternehmertum in der Milch. Wirtschaft hat eine Tagung des Reichsverbandes deutscher Molkerei- und Käsereibesitzer und -Pächter zum Thema, die am Tienstaguachmittag im Hygiene Museum begann. Nach den üblichen Begrüßungsansprachen hielt Minister a. T. Dr. u. Ertl (Wien) einen Vortrag über die Bedeutung der Privatwirtschaft in der Molkereivorwertung. Die Bedeutung des Milchvraduk- gewerbes sei daraus zu ersehen, daß z. B. in Deutschland jährlich 2! Milliarden Liter Milch, 7ff- Millionen Zentner But ter und 3 Millionen Zentner Käse erzeugt werden. Im weiteren untersuchte der Redner die Gegensätze zwischen Genossen schoffs» betrieben una P:ivatunternchmen und verwies dabei ans die vielfach, z. B. in der Schweiz, einaetreienc Vereinigung der Privatindustrie mit den Genossenschafts betrieben. die namentlich in den Ländern großen Erfolg habe, die großen Export dieser Erzeugnisse hätten. Tann beschäftigte sich Ncchtsanivalt Dr. Schobacher (Kempten) mit der Bedeutung der Privatmolkereien und Käsereien in der deutsclie» Milchwirtschaft. Er kritisierte die Vorschriften des tz 38 des Neichsmilchgesetzes. dis auf einen zwangsweisen Zusammenschluß aller an der Milchwirtschaft be teiligten Gruppen ziele. — An die Referate schloß sich eine Aus- svraclz« an. als deren Ergebnis eine Entschließung angenommen wurde, in der gewesen wird. Auswirkungen des tz 38 von den Molkereien und der Landwirtschaft fernzuhalten. I-eiprig uncj Umgebung Vor einem Slreik der „Pflichlarbeiker"? Leipzig, 10. September. Tie Leipziger ..Pf'ichtarb: ter", das sind ausgesteuerte Er werbslose, die in Leivzig zu Erdarbeiter! herangezoaen werden, machen dem Rat große Schwierigkeiten. S e haben jetzt in Farm eines bis 10. September befristeten Ultimatums gefordert: 1. So fortige Ueberführuag aller Pliichtarbeiter in ein feiles Arbetls- verhältnis: 2 tarifmäßige Bezahlung «Anerkennung aller tarif lichen Bedingungen nach der jeweiligen Art der Beschäftigung«: 3 kostenlose Lieferung von Arbeitskleidung iSachen und Schuhe«: 4. Bezahlung Ser Zeit, wo durch Dstterun.iseinfluß nicht gearbeitet werden kann: 5. sofortige Einberufung des Ltadtpa.rla:ncn:es. um zu d-ewn Fordern:: :cu Stell::::', zu neh men. - Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, so wollen die Pflichtarbeiter in den -treck treten. ) Noch einmal die Leipziger Bleivergiftungen. Der Rat der Stadt Leckzck g:Lt bekannt, daß :n. der Anrelerenne:: d.r Bleweraiktun.ren d-s zum 6 September c:n>ckdcß ch n -1 Fal len von Aerzren der Verdacht der Bleivergiftung ausgesprochen und entwreckende An-.eme erstattet worden sei - Fusge'amt sind im Hoaien'chen Inst-tur 15«/) Personen untersucht worden, die sich aeckörder glaubten An: 6. September waren im ganzen noch sieben Perwnen wegen Biewer m'stuna in Krankenbaus- beban.dlunit be-'ck'en sich alle a:ck:r Geckbr. « Engii-cher Be'uch aui der IP'.'l. Am T en-'-tag traf S» E'twrrd Er-me. D rcktor der Ueber'ee Handelsabteckuna des bru 'ä'.'n Au-o' ncker'uu'.s. und der enaü'che Re chskun't- war: 21 L.miden :u,n Besuch der IPA. in Leipzig ein. T:e Guite beöck:w:en unter Führung des Poriitzinden. des Londoner IPA Kam-tees Mr S C. Claobam im Lame des aan zen Traes 'ämtl'cke Hallen und den Tiergarten der "nternatmnaien Pelz- und Ja gdäusstellung. Die Herren wracken über den Ausbau . nd icke Ausgestaltung der IPA ibre volle Anerkennung aus Ten Rckchskunstwarl interessierte natürlich in erster ü n:e die stagdkunstausstellung. wo besonders die Erzeugnisse der deut schen P'"ellanmannsakturden seinen Bei'all fanden 1 Di« nicht alle werden.... Am Sonnabend erschien bei einer Wohnungsinhaberin m Grundstück Endnerstraße 5 in Lewzig Gohlis eine unbekannte Frau, cke nach Schirmrevara- tnren fragte. Ta Sie Woknunasinbaberw oernewte. iah die Un bekannte sie scharf an und erklärte, daß sie krank sei und viel 7e nde um sich hätte. Tabei belasten sie d:e Wohnungsinhaberin und murmeire unverständliche Worte Hierauf verlangte dis U"bekannke Geld S e sr.me.t auch etwas Kleckaelö. worauf sie erklärte, daß ne großes Geld haben mußte, wenn die Wohnungs- inbaberin H:.r'e haben wolle. Tiefem Wunsche wurde - es Klingt fast unglaublich tatsächlich eniwrochen Die erbaltenen 50 Reichsmark wickelte die Unbekannie in Zeltungspapier und in einen Lappen ein und verschnürle beides mit einem Faden. Dann verlangte sie ein Glas Wasser. Als sie dieses erhalten hatte, gab sie Sei Wahnunasinbabertn das verschnürte Päckchen und entfernte sich. Das Paket sollte von der Wobnungsinhabe- rin in acht Tagen nachgesehen werden. Beim Ocsfnen stellte sich nun der Schwindel heraus, denn die 50 RM. fehlten.