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Sächsische Volkszeitung : 11.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193009119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300911
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-11
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.09.1930
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DiSzesannachrichlen Der hochwürdigste Herr Bischof hat den Verzicht des Pfarrers Georg Zieschank auf die Pfarrei O st r o mit Anspruch auf Ruhegehalt mit Wirkung vom 1. Oktober dieses Jahres angenommen und das genannte Pfarramt dem Pfarrer an der St.-Iohannes-Pfarrkirche in Döbeln Nikolaus Just mit Wirkung vom 16. 10. 1930 übertra gen. Das Pfarramt Döbeln wird zur freien Bewerbung ausgeschrieben. Frist läuft am 27. September ab. 5>us <i«r I.su5i1r Aus der Leukersdorfer Gemelndefkube Die Verpachtung des Straßenobsteg ergab in diesem Jahre die Summe von 991.75 RM. Das VolkÄnldungsministerium bewilligte für die Umbauten an der Niederen Schule die Summe von 1599 NM. Die Zahl der gewerblichen Arbeiter ist seit 1928 und 1929 zurückgegangen auf 1298. gegen 1864 und 1554 in den früheren Jahren. Der Zinssatz bei der Sparkasse wurde auf 4. 5 und 6 Prozent festgesetzt mit Wirkung vom 1. Januar 1931 bei täglicher, monatlicher und vierteljährlicher Kündigung. Für Hypotheken wurde ein Zinssatz von 7 Prozent beschlossen. An die Dezirkssiedlungsgesellsciiaft Zittau werden zur Errichtung eines Zndustriearbeiterwohnhauses 750 Geviertmeter hinter dem niederen Gemeindehaus«: verkauft zum Preise von je 1.50 RM. Der Betrag wird bis zur Tilgung der ersten Hypothek gestundet und mit 4 Prozent verzinst, dann aber jährlich mit 390 Prozent zurückgezahlt. Für dieses und das neue Gemeinde haus wird ein gemeinsamer Brunnen angelegt. Einverstanden erklärt man sich mit dem Umbau der alten katholischen Schule für Wohnzwecke. Als Sachverständige zur Feststellung bei Viehschäden werden gewählt G.-V. Seifert und Flcischermcister Münch, als Stellvertreter G.-Aelt.'Preus; und Fleischermeistcr Wünsche. Der Bau der Zentralkläranlage ist so weit gefördert, dotz die Ausschreibung erfolgen konnte. Die Vergebung er folgt dieser Tage, so dass etwa Mitte September mit dem Bau der .Hauptschleuse begonnen werden kann. Der Einspruch von Seifhcnnersdorf wurde bedingungsweise zurückgenommen, da Leutersdorf zu weiteren Verhandlungen bereit ist. Die Weiter behandlung wurde dem Finanzausschuß übertragen. k. Funkausstellung der Oberlausitz. Da die Große Dresdner Funkausstellung dies Fahr ausfüllt, wird an deren Stelle Ende September eine Funkausstellung der Oberlausitz in Bautzen, dis „Bau funk", stattfinden. Sie wird Neuerungen auf dem Ge biete des Funkwesens zeigen und soll außerdem dem Besucher einen tieferen Einblick in das gesamte Gebiet und seine wissen schaftlichen Grundlagen erschließen. Unterstützung ist bereits zu gesickert von der Reickspost, der Reichs-Rundfimk-Gefellschaft, der Mitteldeutscken Sende Gesellschaft in besonderem Maße und vom Funk Verband Ostsachsen. Auch das neue Gebiet des Fern sehens wird nach Möglichkeit berücksichtigt werden: es ist zu hoffen, daß es der Ausstellungsleitung gelingt, eine geeignete Vorfiihrungscinrichtung dafür zu beschaffen. Zwar halten die am Fernsehen arbeitenden Firmen noch der breiteren Oefsent- lichkeit gegenüber mit ihren Erfolgen zurück, da manche tech nische Einzelheiten sich noch immer im Versuchszustande befin den. doch wäre es eine bedeutende Werbung für die geplante Ausstellung, wenn jedermann lüer jene neue Errungenschaft der Technik auch auf ihrer gegenwärtigen Stufe kennenlernen könnte. l. Sturz vom Heuwagen. Fu Soll schwitz stürzte die Witwe ljletschbe von einem hochlx>lodenen Wagen Grummet herab. Sie erlitt dabei schwere Kopfverletzungen und muhte ins Krankenhaus gebracht werden. l. Die Berufungsinstanz erhöht die Strafe. Das Gemein same Schöffengericht Slautzen hatte am 24. Mai d. I. den Fa brikanten und Sägciverksbesitzer Richard Byhain aus Groß- schönau in Verfolg eines Konkursverfahrens wegen Untreue. Urkundenfälschung. Gläubigcrbegünstigung und anderer Delikte zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und Ehrenrcchtsvcrlust verur teilt. Gegen dieses Urteil hatte sowohl Byhain als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Das Berufungsgericht verwarf nunmehr die Berufung Byhaius und erhöhte die Strafe aus 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. tz. Neue Krankenkassenlelter In Aue. Der Stadtrat hat, nackzbem der zum Leiter des neuen Krankenhauses gewählte Arzt Dr. Bachlejner von seinem Bortrag zurückgetreten ist, nunmehr Dr. Lange (Chirurgie) und Dr. Morgenstern (innere Krankheiten), beide am Krankenstist in Zwickau tätig, als leitende Aerzte mit gleichen Rechten für das neue Kranken haus gewählt. tz. Gefährliches Spielzeug. In Oelsnttz >. V. hatten sich drei halbwüchsige Bürschchen aus einer verschlossenen Kiste, die in einem ebenfalls verschlossenen Raum aufbewahrt wurde, Sprengkapseln und Zündschnur geholt und waren mit der Beute aufs Feld gegangen, um dort damit zu spielen. Die Zündschnur wurde angebrannt, und die spannend erwartete Ex plosion erfolgte, aber so unglücklich daß einem der Experimen tierenden, dem 15 Fahre alten Fürsorgezögling Johannes Hüb ner, drei Finger der rechten Hand weggerissen wurden Er wird wohl nie wieder unbefugterweise eine Sprengkapsel an- rührcn. Das Re-Kk zur Abhaltung von Reifeprüfungen Nach einer Im Sächsischen Gesetzblatt vom 6. September enthaltenen Verordnung betr. Aenderung der Vereinbarung der Länder über die gegenseitige Anerkennung der Reifezeug nisse der höheren Schulen kann das Recht zur Abhaltung von Reifeprüfungen mit der Wirkung der gegenseitigen Anerken nung solchen privaten Schulen ohne Oeifentlichkeitscharakter verliehen werden, die einer anerkannten Form der öffentlichen Schule im wesentlichen entsprechen, und die im Sinne der Ver einbarung der Unterrichtsverwaltungen der Länder über die Durchführung des Art. 147 1 der Reichsverfassung den ent sprechenden öffentlichen Schulen auch nach ihren Leistungen gleichwertig sind Für die mündliche Prüfung gelten die Be stimmungen der Prüfungsordnung für öffentliche Schulen. Die Reifevrüsung ist durch einen Beauftragten der staatlichen IIn- terrichtsverwaltung zu leiten. Dieser kann nicht durch den Lei ter oder einen Lehrer der Anstalt und in der Regel auch nicht durch den Leiter oder einen Lehrer einer benachbarten öffent lichen Schule vertreten werden. Du klagst bei der Parteien Fülle: „Wer hat nun recht bei dem Gebriille?" Dann mach' doch Klotz die Augen auf Und setz' dein -j- beim Zentrum drauf! Nazis wühlen kommuniitiief» l Neber die Nazis ist ein tolles Durcheinander gekommen. Wenn es nicht so schwer wäre, sich durch den Irrgarten von Gruppen und Erllppchen der verschiedensten Nazi-,.Richtungen" zurechtzufinden, wäre es verlockend, eine Komödie darüber zu schreiben. Jedenfalls hat das neueste „Ereignis" aus der nationalsozialistischen Bewegung, die „Meuterei der Prätori aner", wie ein Akt einer Groteske gewirkt. Adolf Hitler hat seine „Getreuesten" finanziell vorläufig beschwichtigen können, aber naturgemäß nicht alle! Und so muß er nun aus diesen Kreisen, nachdem bekanntlich Otto Straffer schon strikte Wahl enthaltung propagiert, die Drohung hören, daß die Nazis am 14. September kommuni st isch wählen würden. In Flug blättern, die jetzt in Berlin verteilt werden, und von den oppositionellen „SA.-Kameraden vom Sturm 9" unterzeichnet sind, wird folgende „Parole" ausgcgeben: „Keine Stimme für Liste 9. Wir stimmen nicht in allen Fragen mit den Kommu nisten überein, aber wir werden ihnen dennoch unsere Stimme geben, weil wir glauben^ daß sie eine ehrliche Arbeiterpartei sind." Womit allerdings nur aufs neue bewiesen wird, daß der grundsätzliche Unterschied zwischen Hakenkreuz und Sowjetstern nicht sehr groß ist und daß die Brüder einander wert sind. Interessant sind aber aus den Flugblättern noch einige Mit teilungen über Nazi-Interna. Von Goebbels und Wille wird darin gesagt, daß sic die Sturmabteilungen wochenlang betrogen hätten. Dann heißt es weiter: „Doch kauft Herr Goebbels in einer Zeit, wo unsere Be wegung kein Geld hat. einen neuen Merccdeswagen, der min. bestens 15—20 090 Mark kostet. Herr Goebbels läßt sich von der Partei jede Rede bezahlen. Herr Wille, Gaugcschästsführer, kann sich von seinem Parteigehalt ein Zigarrcngeschäft kaufen. Kein Arbeiter, kein SA.-Mann ist aussichtsreicher Kandidat für die Reichstagswahl. Wir müssen uns herum schlagen. Unsere Führer: Parteiangcstcllte, ehemalige Offiziere, bürger liche Geschäftsleute, Schriftsteller oder Fabrikanten, werden Ab geordnete. Sie werden im Reichstag ebensowenig für uns er reichen wie Minister Frick in Thüringen." Stahlhelmee und Nazis Der stellvertretende Bundeskanzler des Stahlhelm B. -. F.. Major a. D. Wagner, hat für die Stahlhelm-Verbands- zeitung einen Artikel „Wahlen und Stahlhelmpolitik" geschrie ben. Darin such, er unter Hinweis auf die erste Marneschlacht zu begründen, weshalb „die Stahlholmführung auf eigene Ver. afftivortung den Bund in die politische Reserve genommen" habe: heute sei auf dem politischem Felde ein Führer der ge samten nationalen Opposition überhaupt nicht vorhanden. In. dem wir seststellen. daß. wie auch aus dem Artikel klar hervor geht. die Stahlhelmführung sich Hugenbergs Programm voll ständig zu eigen macht, erwähnen wir hier nur folgenden Passus aus diesem Wahlaufsah. „Gewiß, die Braun Hemdenkavallerie am rech ten Flügel, frisch und unternehmungslustig, wird zu nächst gut vorwärts kommen. Sie wird — wie das Husaren, brauch ist — verächtlich auf die schwere Infanterie blicken. Sie wird den Feind ärgern und zerren. Den nationalen Sieg entscheiden wird nicht sie. sondern wir — dis schwere Fnfan. terie. planmäßig durch die Führung aus der Reserve angesetzt zu der entscheidenden Zeit an der entscheidenden Stelle." Also die S t a h l h e l m f ü h r u n g erkennt die National sozialisten als Kameraden an sogar als gewissermaßen bevorrechtigte, denn im alten Heere spielte doch die Kavallerie eine besondere Rolle Wir beneiden die wirklichen Frontkämpfer aus dem Stahlhelm nicht um solche Kameraden! ?lber aus dem Vergleich des stellvertretenden Bundeskanzlers kann man auch Schlüsse ziehen auf die innere Verbindung der deutschnationalen Parteileitung mit den Hitlerianern. W i e stolz das „Heer der Rechten" auf seine „Braunhem denkavallerie" sein kann, sollte eigentlich auch dem Herrn Major a D. Wagner aus den Vorkommnissen der letzten Tage im Hitlerlager bekannt lein. Vielleicht liest er heute einmal »das Blatt Otto Strassers „Der Nationale Sozialist" über diese Vorgänge, und vielleicht liest er dabei auch folgenden Satz: „Es ist vorgekommen, daß. um einen prominenten Redner der Partei, der 150 Mark Rednerhonorar forderte, zu befrie digen. die SA.-Männer aus ihren Taschen die fehlende Summe Zusammenlegen mußten, als durch Eintrittsgelder die Summe nicht aufgebracht wurde." Wie wäre es. wenn Hugenluwg usw. auch für ihr« ,.K a v a I l e r i c" etwas tiefer in den Beutel griffen?! Reichswehrminiskerium gegen Künstler Das Reichswehrministerium teilt mit: Nach den Berichten verschiedener Blätter hat Herr Franz Künstler in einer Wahlversammlung der Sozialdemokratischen Partei behauptet. Offiziere der Reichswehr seien mit dem russischen Militärattache und deutschen Kommunisten zusammengekommcn und hätten mit diesen die Grundlage für den Aufruf der KPD. vereinbart. Diese Angaben sind so phantastisch und ungeheuerlich, daß Herr Künstler hiermit öffentlich aufgefordert wird, auf folgende Fragen zu antworten: 1. Wann und wo ist diese Zusammenkunft gewesen? 2 Welche Offiziere haben daran teilgenommen? 3. Welche Beweise kann Herr Künstler hierfür vorlegen?! Sollte Herr Künstler den Beweis für sein» Angaben schuldig bleiben, so würde er sich selbst als Verleumder kennzeichnen, gegen de» sich dag Reichswehrministerium gerichtlich^ Sch ritte vorbehält. Ferner hat Herr Künstler di« Namen einiger früheres Offizier genannt, die angeblich in Rußland tätig sein solle« Da diese Namen schon öfter genannt worden sind, hat da« Reichswchrministcrium folgendes über sie festgestellt: Genera» major a. D. Thomson-von der Lieth hat de» Reichswehr niemals angehört. Er lebt feit Jahre» schwer krank und fast erblindet in Schleswig-Holstein. Genera der Artillerie a. D. Ludwig ist 1929 aus der Reichswehr aus geschieden und wohnt in Berlin. Zwischen ihm und dem Reichs, wehrministerium bestehen keine dienstlichen Verbindunger irgendwelcher Art. Major a. D. Ritter von Nieder« mnyer ist schon am 31. Januar 1922 aus der Reichswehr au» geschieden. Er ist Dr. der Geographie und seit seiner Verab^ schiedung auf diesem Gebiete wissenschaftlich tätig. Ebenfalls ist in diesem Zusammenhang in einer Zeitung der Major a. D» Iustrow genannt worden, der im Jahre 1929 den Abschied erhalten hat. Er hat sich, soweit dem Reichswehrministerium bekannt, seitdem dauernd in Deutschland aufgehalten. Dienst liche Bezieungcn zwischen ihm und dem Reichswchrministerium bestehen nicht. Staalsidee und Wellanschauung Ein Vortrag von Kaplan Fahsel. In einer außerordentlich stark besuchten Versammlung de» Zentrumsvereins Charlotten bürg im großen Saale des Tiergartenhofs sprach Kaplan Fahsel zu dem Thema: Staatsidee und Weltanschauung." Der Vor sitzende des Zentrumsvercins Charlottcnburg, Bürgermeister Edelscharf, betonte in seiner Begrüßungsansprache, daß diese Versammlung sich bewußt von den üblichen Wahlversamm lungen unterscheiden wolle. Sie diene nicht der Agitation, sondern der sachlichen Aufklärung. Dann ergriff Kaplan Fahsel das Wort. In glän zender freier Rede zeichnete er dir philosophischen Untergründe, auf denen die verschiedenen Welt- und Staatsaufsassungcn der deutschen politischen Parteien stehen. Theoretisch teilt Kaplan Fahsel die extremen Parteien in sechs sroße Gruppen ein, und innerhalb dieser sechs Gruppen unter- chcidct er zwei Gegensätze der Staatsausjassung, die eine, die ich in der Idee auf Epikur zuräcksühren läßt und die im Staat ein Nebeneinander lauter einzelner selbständiger Jndi- vidicn sieht, und die andere, von Plato gedacht, daß der Staat eine Einheit darstellt. Oder praktisch gesprochen: die Individualisten und die Sozialisten. Innerhalb dieser beiden großen Gruppen unterscheidet Kaplan Fahsel je drei Untergruppen, je nach der Wertbemessung der Dinge, die sich die Anhänger dieser Auffassung zu eigen gcmacku haben. Und zwar unterscheiden sie sich danach, ob sie die geistigen Dinge, die körperlichen oder die den Menschen umgeben den äußeren Dinge als die höchsten Güter des Lebens an« sehen. Die individualistische Auffassung, die die geistigen Güter als die höchsten Wert« des Lebens ansieht, vertritt die Auffassung, daß der Staat ein Rechtsstaat der individuellen Freiheit sei. Vertreter dieser Auffassung sind di« Humanisten: Kant, Herder, Lessing. Die Freiheit des einzelnen ist ihnen das höchste Gut, und der Staat hat nur die negative Auf gabe Willkür einzuschränken. Di« andere Grupp« der indivi dualistischen Auffassung, die die kürperl ich« Entwicklung de« Menschen al« oa» höchst« Gut bezeichnet — Vertreter ist Sneneer — . treten a»in tür da» individuell« körperlich« Lu«. leben des Menschen. Der Staat — so sagen ste — hat die Pflicht, jedem Menschen dieses sreic Auslebcn zu garantieren. Staatsfürsorge ist unerwünscht, weil alles Gesunde sich allein durchsetzt. Beeinflußt ist diese Geistesrichtung vom Darwi- n i s mü s. Die dritte Auffassung, die die äußeren Güter des Menschen ab- das Wesentliche ansicht, sicht ihren Vertreter in dem englischen Wirtschastsphilosophcn Adam Smith. Forderung: Freiheit des Handels, des Forschcns, Freiheit der Wirtschaft! Als Folge versprach sich diese Richtung einen glän zenden Ausstieg der äußeren Güter des menschlichen Lebens. Wenn sie auch aus der einen Seite einen Aufschwung der Wirt schaft und Industrie in gewaltigem Maße gefördert hat. so .zei tigen sie doch auf der anderen Seite verderblich« Erscheinungen, wie die Auswüchse des Privatkapitalismus. In der anderen der beiden Hauptgruppen, die Kaplan Fahsel theoretisch unterteilt hat, i» der Gruppe der Sozialisten, wirkt sich die Auffassung von der Wertbemessung der Güter in einer anderen Weis« aus. Diejenigen, die die geistigen Dinge als das höchste Gut des Mcnschcn ansehen, sind der Mei nung. daß die menschliche Gesellschaft zwar gewisse Tugenden hat, daß aber eine starke Hand nötig ist. um alle diese Tugenden der einzelnen zusammcnzusaffen. Dies« Lehre geht aus Macchiavelli zurück. Hobbcs führt sie weiter, indem er erklärt, di« Men>chcn sind egoistisch, darum braucht der Staat die absolute Gewalt. Hegel baut die Lehr« philosophisch aus und erklärt den Staat für eine göttliche Idee. Schölling und Fichte sehen auch die Einheit des Staates, sehen sie begründet ans der Gemeinsainkei! der Körixr. auf der Gemeinsamkeit des Blutes und der Raffe und leiten daraus ab, daß das gleiche Blut, also die Einl>eit der Raffe, das Fundament des Staates sei. Die dritte Gruppe, die in den äußeren Umständen die wesenilichsten Güter des Mensclzen sehen, sind die modernen, praktisilze» Sozialisten, deren Lehre aus Engels, Marx und Lenin znrückgeht. Wie Hegel im Geistigen di« Allmacht des Staates anerkennt, so die Sozia listen im Materiellen. Der Staat muß die!l>erteilnng der Güter in die Hand nehmen, damit alle Mensche» gleict-ermaßen von diesen Gütern profttierpn. Nachdem Kaplan Fahsel ln dieser allgemeinverständlichen Gliederung di« philosophischen Grundlagen der einzelnen Staats- -Auffassungen «ekenuzeichnel hat, leitet er zu. einer glanz vollen Svntüel« dieser kecbs Aiiffaffunaen über unter Einbeziehung ver natürlichen Gesichtspunkte. Alle diese Auf fassungen haben nur «ine ciniziae Seite der Natur gesehen. Alles in der Natur besteht aus Gegensätzen. Und wollte man nur einen dieser Gegenstände sehen, so ergäbe sich daraus ein verschrobenes Bild der Welt. Ebenso ist es auch bei diesen sechs gegeiieinnnderstchenden Auffassungen vom Staate und der menschlichen Gesellschaft. Wie in der Natur eine höhere Kraft die Gegensätze Zusammenhalt und über das Kegeii!ätzlickw hinaus zu einer gewaltigen Einheit zusanimenfaßt. so müssen wir auch m der Staalsidee zu einer Zusammenfassung der Gegensätze ge langen. Im einzelnen geht Kaplan Fahsel dann noch einmal an Hand seiner Disposition den sechs verschiedenen Staats- aussassnngen nach, liest aus ihnen heraus, was gut und was falsch, das heißt unnatürlich, gesehen ist. und schafft dann ans diesen sechs verschiedenen Anschauungen di« Snnthese, die kein Kompromiß, sondern eine nalürlicl,« und vernllnstige Staats- idec darstelll. Sticht einmal ist Kaplan Fahsel während seines Bor trages von dem Thema einer pliilusophisäen. staatspolitisckzen Auseinandersetzung abgewichen. Sticht e i n m a l ist er ins rein Politische geraten: und doch war dieser Vortrag, insbesondere jetzt vor der W'ft. e:«e heilsame Besinnung für di« große Nt asse er. Kap'an Fahsel ließ keinen Zwei fel darüber, daß er in der Politik, die von dei Z e n l r u in s p a r l e i nerlrelen wird, die B e - m ü l> u n g ui» die Verwirklichung dieser ver- niinstigcn und aus den Eesetzcn der Stalur sich a u > h a u e n d en Staalsidee liebt Kumor Finanzen. „Waren Sie schon verreist. Herr Zuckerguß?" — „Ich verslet)« immer verreist Du lieber Gott, ich habe ja nicht einmal so viel Geis, um hier zu bleilwii." * Wunsch an die Past. Ein Rabbiner hatte einst den Zorn bcs südisäzeu Philosophen Maimonibes erregt. Maimouidea schrieb >ym: «Wenn sich Prügel schreiben ließen, würbest Du «inen laugen Brief von mir brliommen. So aber weih ich nicht, was ich Dir schreiben soll."
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