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opfern. Sine Abwendung von der vernünftigen Politik Rechenbergs in Ostasrika würden wir als ein Unglück ansehen. Nene Lberpräsidente». Als Oberpräsident für die Provinz Schlesien ist Herr Unterstaatssekretär Holtz im Ministerium genannt: diese Vermutung hat vieles für sich, denn Holtz war früher Regierungspräsident in Oppeln und hat selbst das Gefühl, daß seine Stellung unhaltbar wird. Er ist ein ausgesprochener nationalliberaler Parteigänger rnrd der neue Chef ist konservativ. Wenn der Minister und der UnterstaatSsekretär soweit politisch auseinandergehen, so ist eine gedeihlicl-e Erledigung der Arbeiten kaum zu er warten. Holtz gilt im Ministerium als der scharfe Träger der polenfeindlichen Politik; wenn er nach Breslau kommen würde, würde in Oberschlesien wohl die Polenbekämpfung noch schärfere Formen annehmen. Als Oberpräsident für die Rheinprovinz werden zwei Namen genannt, Oberbürger meister v. W a l l r a f f in Köln und Regierungspräsident v. Sand in Aachen: beide sind .Katholiken. Oberbürger meister Wallraff war lange Jahre Oberpräsidialrat in Koblenz, so daß seine Berufung naheliegt: sie würde jeden- falls im ganzen Rheinland« begrüßt werden. Regierungs präsident v. Sand ist j»-i'm>nn ^l-ntu beim Kaiser und wurde schon mehrfach als Ministerkandidat bezeichnet. — Ein unbegreiflicher Beschluß der Rcichsvcrsicheruugs- kommission. In der Rcich-versichernngskommission wurde der Antrag der Zeittnnnsabg. Irl und Erzberger, die Wochenhilfe nur verheirat ten Wöchnerinnen zu geben, gegen die Stimmen des Zentrums abgelehnt. Mit an- deren Worten: jede uneheliche Mutter (Dienstmädchen, Arbeiterin usw.) soll kraft des Neichsgesetzes aus acht Wochen hindurch Krankengelder erhalten, den Arzt frei usw. Wenn aber die Frau eines Arbeiters oder Handwerkers niederkommt, erhält sie nichts; nur das Zentrum konnte noch durchsetzen, daß dann die Hebam nendiensie und ärzt liche Geburtshilfe frei sind. In welcher Welt leben wir denn? Wenn die Gesetzgebung solche Sch.ilte unternimmt, muß das sittliche Gefühl untergraben weiden. Und welche Ungerechtigkeit gegen die Arbeiter?! Diese müssen erhöhte Beiträge bezahlen, damit ein gefallenes Mäochen acht Wochen lang von der Kasse unterstützt werden kann. Im Volks wird mau eine lo'cbe Gsletzesmachr-rei nicht verstehen. — Der apostolische Nunzius Friihwtrth soll, wie wir schon erwähnten, „der Mittelsmann zwischen dein Vatikan und der kawpsbcdürsligeu Richtung i.u Zentrum gewesen sein." Ter Nunzius hat diese Nachlicht als eine glatt srivol erfundene Unwahrheit erklärt, da er von der Existenz der Enzyklika nicht früher erfahren hatte, bis sie im „Osser- vatore Romano" veröffentlicht wurde. Einem Vertreter des „B ysr. Kurier" gegenüber erklärte der Nunzius: „Ich weiß nicht, soll man über düse Erzählungen der „Täglichen Rundschau" hell auslachen oder soll man ein solches Märchen, das so gründlich von Anfang bis Ende erfunden ist. wie je eines, wirklich mit einigem Ernst be handeln. Da aber schließlich doch jemand in Einfalt diese Darstellung für bare Münze nehmen könnte, und da man möglicher-, vielleicht sogar wahrscheinlicherweise im gegen- wärtigen Augenblick versuchen möchte, diese Wahnideen als Tatsachen auszuschlachten für ganz bestimmte Zwecke, so sehe ich mich veranlaßt, zu erklären — und ich habe An spruch darauf, daß mir geglaubt wird —, daß der Nun zius in München gar nichts von der Existenz der Enzyklika gewußt hat, bis er sie zum erstenmal in der Veröfsent- lichung des „Osservatore Romano" zu Gesicht bekam. Jedermann sollte wissen, daß der Heilige Stuhl die Nun zien nicht zu befragen pflegt oder ihr Gutachten einholt, ob eine Enzyklika erscheine» soll oder ob sie opportun sei. Die Nunzieu sind nicht die Berater des Papstes, sondern die Vollzugsorgane für seine Anordnungen. Was auch be hauptet werden mag, sicher ist, daß im gegenwärtigen Falle der Nunzius weder dic>kt noch indirekt einen Rat gegeben oder etwas gewußt hat von einer Enzyklika, bevor sie erschienen war. Und so gut dies für mich zutrisft, ebenso fest bin ich auch überzeugt, daß niemanden in Deutschland, weder Geistlichen noch Laien, etwas von dem Rundschreiben bekannt war, und ebenso ist es ausgeschlossen, daß irgendwer in Deutsch'and dessen Erscheinen veranlaßt hat. Wie stellt man sich denn überhaupt so etwas vor? Wenn es sich um ein Aktenstück handelte, das bloß ans Deutschland Bezug hätte, wären doch wenigstens einige Vorarttsetzungen gegeben, durch die sich das Entstehen solcher Annahme» rechtfertigen ließe. Aber da die Enzyklika an die .Katholiken der ganzen Welt ohne Unterschied einer Nation sich wendet, so sind es nicht HnmnnisinnS durch Veröffentlichung solcher" Urteile alt- heidiiisclx'r römischer und griechischer Schriftsteller vorge- arbeitet (vergl. Paulus S. 215). Nicht ohne Lächeln kann man den Abschnitt „Die Ein- manernng der Heren in Rom" lesen. Wen überläuft auch nicht eine Gänsehaut, wenn er da in höchster Entrüstung einen zürnen hört: „^Tas Lebendigeingemauerlwerden war ein Urteil znm langsamen Verfaulen und Ersticken im eigenen Unrat. Ter Tod konnte nur eine Frage von wenigen Wochen sein." Natürlich, wer möchte so was be zweifeln? Aber wer hat denn solche Scheußlichkeiten verübt und nngeordnet? Niemand! lautet die verblüffende Ant wort. Tenn die jo gewaltig schreienden Ankläger der katho lischen Römer können wieder einnial nicht mittelalterliches Latein lese» und wisse» nicht, daß irnmnrntü» (die Ein- mauernng) nichts anderes ist als - Einkerkerung. Aber es heißt doch: „in vier Mauern einschließen". Ganz recht. Aber wenn es im Französischen heißt: «-nkc-i-nn-r ,,»,-Ii>n'»i, >-n >,nrile«-!>< n,iirniIli-!<, so heißt das halt: jemanden ins Gefängnis stecken uud nicht einmanern. und wenn wir im Tentsclu'n sagen: der sitzt hinter vier Mauern, so denkt feiner an ein Eingemauertsein! Taß Rom selbst vom Herenbrand fast ganz befreit blieb, dürste zu der Erkenntnis führen, daß der Katholizismus als solcher nichts mit diesen traurigen Verirrungen der Rechtspflege zu tu» hat! Es dürfte endlich mal die Stunde kommen, >vo derartige Tinge, die „hüben und drüben" ge schehen sind unter der Nachwirkung altgermaniscl>er Mytho logie. ans der konfessionellen gegenseitigen Befehdung ver schwinden I die Verhältnisse der einen oder anderen Nation, die hier berührt werden, sondern vielmehr die der Gesamlkirche, und diese zu beurteilen, und sie allein zu beurteilen, ist einzig Sache des Heilsgen Stuhles. Sagen Sie zu der Behauptung, der Nunzius sei der Mittelsmann zwischen dem Vatikan und der „kampfbedü-ftigen Richtung im Zentrum" gewesen, in aller Bestimmtheit: DaS ist einfach eine glatte, aufgelegte, frivol erfundene Unwahrheit, er- funden, ich weiß nicht von wem. wohl nur zu dem Zwecks. Uneinigkeit und Mißtrauen unter die deutschen Katholiken zu säen. Es gibt in Deutschland nicht Katholiken ver schiedener Richtungen, sie sind hierin alle gleich, nämlich gleichmäßig Katholiken. Abweichende religiöse Auffassungen wären eben nicht katholisch zu nennen. Und wenn die deutschen Katholiken einmal in einer Frage nicht überein- stimmen würden, so wäre hierfür die Autorität der Bischöfe zuständig und ausreichend. Der NanziuS. das möge man wissen, ist keinWerkzeug in derHand des einen oder dcS anderen oder der einen oder der anderen oder irgend jemandens. Ec er- füllt einfach seine Pflicht, hört alle, empfängt alle, die ihn besuchen, lädt alle gleichmäßig zu sich. Und um seine Auffassung gefragt, spricht er — wenn er zu sprechen eS überhaupt für nötig hält — offen seine Meinung aus. Anzunehmen endlich, daß der Heilige Stuhl eine Enzyklika erläßt, um etwa eine Richtung in Deutschland zu be günstigen. kann nur Ausfluß einer grandiosen Unkenntnis unserer Verhältnisse sein. In der katholischen Kirche, wo das Fundamentalprinzip, zu gehorchen und zu befehlen, zu hören und zu lehren besteht, ist es nicht so leicht, daß Laien, auch wenn sie von den besten Intentionen beseelt sind, den Heiligen Stuhl bewegen können, gewisse Fragen zu behandeln. In summa., um mich nicht zu sehr ins Detail zu verlieren: Sagen Sie in Ihrem Blatt, daß der Inhalt des Artikels der „Täglichen Rundschau", über- schrieben: „Die Borromäns-Enzyklika ein Werk des deutschen Uitramontanismus", der mir präsentiert worden ist, von Anfang bis Ende unrichtig ist. In ihm finde sich nicht einmal der geringste Schatten von Wahrheit. Er ist eine Erfindung, eine fortgesetzte Unwahrheit, ich möchte nicht sagen eine Bosheit. Aber Bosheit, bösartige Bosheit und nichts anderes ist es. zu sagen und zu denken, daß die Enzyklika erlassen worden fei, um den konfessionellen Frieden Deutschlands zu stören. Daß eine solche Behaup tung der Wahrheit schnurstracks zuwiderläuft, das zu er sehen, genügt der Hinweis aus die klare und loyale Erklärung des Heiligen Vaters, der mehr als jemand anders den Frieden wünscht." Wir wagen nicht, zu hoffen, daß mit dieser bündigen Erklärung das Märchen verschwindet. Gewisse Leute brauchen eben solche Märchen, um ihrer Hetzsucht nach Herzenslust fröhnen zu können. — Von der neuen Militärvorloge weiß eine Berliner Korrespondenz allerlei zu berichten. Hiernach soll es sich handeln um eine Verstärkung der Kavallerie und Feld artillerie, damit beide den französischen Organisationen gleich werden. Die Infanterie soll um 8 bis 10 neue Bataillone vermehrt werden. Diese Behauptungen sind vollständig unzutreffend, denn endgültige Beschlüsse sind noch gar nicht gefaßt worden. Die Verhandlungen zwischen Generalstab und Kriegsministerium sind noch nicht ab geschlossen; das preußische Staatsministerium hat keine Stellung genommen und noch weniger liegen dem Reichs schahamte größere Forderungen vor. Die Behauptungen der Korrespondenz, soweit sie sich auf Frankreich beziehen, sind vollständig unzutreffend. Frankreich hat nur 500 Jnfan- teriebataillone, wir besitzen 083 und haben ganz andere Reserven als Frankreich; ebenso ist unsere Kavallerie weit überlegen, Frankreich hat nicht ganz 400 Schwadronen und wir besitzen 510. In der Artillerie ist Frank reich uns scheinbar voraus, da es 000 Batterien bc sitzt, während uns 574 zur Verfügung stehen, aber das ist nur ein scheinbarer Vorsprung Frankreichs; denn dort hat die Batterie nur 4 Geschütze, während unsere Batterie 0 besitzt, von den deutschen Kriegsformotroncn garnicht zu sprechen. Der Hinweis auf Frankreich ist also in dieser Hinsicht vollständig verfehlt; unsere Friedensformationen sind stärker wie die französischen, an Kriegsformationcn sind wir Frankreich um mehr als 50 Prozent überlegen. Wenn man nun auch einen Krieg von zwei Fronten in Betracht zieht, so läßt sich gerade bei einer solchen Kom bination doch nicht eine Forderung ausstellcn, wie sie in der genannten Korrespondenz umschrieben ist. Es handelt sich hier um eine müßige Kombination, deren Einzelheiten mit den früheren Zusage» der Heeresverwaltung im schä.fsten Gegensatz steht. Wahlauosichtcn der Sozialdemokraten erörtert Ge- nasse Bernstein in den „Soz. Monatsheften"; nach seiner Ansicht kann die Sozialdemokratie in Preußen erobern 30 konservative, 23 nationalliberale, 12 reichsparteiliche und 8 Zentrninsmandate. Daß diese Berechnung sehr optimistisch ausgefallen ist, gibt Bernstein selbst zu. Er meint, die Ge samtsumme dieser Mandatsvcrluste werde „etwas" verkürzt werden müssen, da in einer Anzahl von Fällen die Parteien sich untereinander beistehen würden. Aber der Eroberung durch die Sozialdemokratie sollen in Preußen ganz besonders nahe sein je 9 konservative und uationalliberale, 7 reichs parteiliche und 4 Zentrumsmandate. Das wäre für dis Sozialdemokratie in Preußen ein Gewinn von den ge nannten Parteien in Höhe von 29 Mandaten. Voraus gesetzt ist bei einem Teil davon, wie Bernstein betont, daß die Mehrheit der freisinnigen Wähler diesmal für den sozialdemokratischen .Kandidaten stimmt. „Wir dürfen," so heißt es weiter, „in dieser Hinsicht das Beste hoffen, wollen aber deshalb noch nicht in Wunderglauben verfallen. Natürlich wird der voraussichtliche Zuwachs der sozialdemo- kratiscl-en Mandate sich nicht lediglich auf Kosten der oben genannten Parteien vollziehen. Eine beträchtliche Zahl von Mandaten wird vielmehr vom Freisinn auf die Sozialdemokratie übergehen, teils als zurück eroberter Besitz, teils als neuer Erwerb. Dieser Zuwachs unseres Besitzstandes ändert jedoch am Stärkeverhältnis der großen Parteigruppen (Rechte, Mitte, Linke) nichts, sondern verschiebt nur das Verhältnis inner-? halb der Linken. Doch können die Freisinnigen resp. Volksparteilcr Entschädigung für jene Verluste von den Konservativen, Reichsparteilern und den National» liberalen holen. In 7 bis 8 jetzt konservativen, 2 jetzt reichs parteilichen und 2 jetzt nationalliberalen Wahlkreisen ge nügt eine Verschiebung nach links im oben angegebenen Ver hältnis, um die Volkspartciler in die Mehrheit zu bringen." Das kann auf dem Papiere stimmen; aber in -er Praxis sieht die Sache anders aus. — Im Alleinsteiner Mordprozeß, der nun schon seit zwölf Tagen dauert, ohne daß etwas Neues dabei zutage träte, hat am 18. Juni der Berliner Kriminalkommissar W annowski auf die Frage eines der Rechtsanwälte, ob der Kriminalkommissar nickst bemüht gewesen sei, von dem Geständnis des Hauptmanns Goeben nichts in die Presse zu bringen, geantwortet: „Jawohl. Ich habe mich sogar für berechtigt gehalten, der Presse unwahre Mitteilungen zu machen." Wenn die Vertreter der Polizei der Presse keine Mitteilungen machen wollen, so ist das ihre Sache; wenn sie es aber tun, so müssen ihre Mitteilungen unter allen Umständen wahr sein! Sonst verliert das Publikum jedes Vertrauen zur Polizei. — Nationalltberaler Katzenjammer. Der Wahlausfall n Friedberg hat auf einige Kreise doch sehr ernüchternd gewirkt; zu diesen gehört auch die Dortmunder Zeitung, welche jetzt schreibt; „Die Dinge nahmen nun den Verlauf, den wir mit leider gutem Grunde geahnt hatten. Der Rest: Friedberg-Büdingen für den Nationalliberalismus verloren! Ein Landwirtschaflsbündler und ein Sozialdrmokrat werden am Stichwahlslage umS Los werfen. Wir aber richten m Hinblick auf Friedberg-Büdingen, auf Koburg, auf Eisenach, auf Landau-Edenkoben-Neustadt und auf andere Wahlen der jüngsten Zeit an unsere nationalliberale Partei leitung die ernste mahnende Frage: Soll das so weiter gehen? Soll der Nationalliberalismus auch fernerhin — n Frankfurt a. d. O.-Lebus scheint man auch schon wieder darauf und dran zu sein — sich in doktrinärer Sentimen talität der linkSliberalen Anmaßung beugen zu eigenem Schaden? Wird man endlich an maßgebender Stelle den innrer wieder eindringlich tönenden Warnungen vor der Linkenhofgängerei Gehör schenken? Den Liuksabrutsch leugnen, hat keine praktische Bedeutung, nein, man muß die Ableugnung beweisen durch die Tat! ' Diese Worte eines nationalliberalen Organes sind sevr bemerkentwrrt. Die Liberalen könnten heute schon das Mandat Friedberg n Händen haben, wenn sie den früheren Abg. Dr. B.-cker als Kandidat aufgestellt hätten, auf den sich alle bürger- Uchen Parteien geeinigt hätten. Statt dessen gingen sie mit dem Freisinn ins Verderben. WaS tut übrigens jetzt der Hansabund in der Stichwahl? Nachdem er so viel Geld in diesen Wahlkreis geworfen hat. muß er eine klare Parole ausgeben und wir fordern eine solche. Wenn er chweigt unterstützt er die Sozialdemokratie. England — „Daily Telegraph" erfährt, daß der König seinem ältesten Sohne, dem Herzog von Cornwall, bereits an keinem bevorstehenden 16. Geburtstage den Titel deS Prinzen von Wales verleihen werde. Der Geburtstag des Thronfolgers fällt auf den nächsten Donnerstag. Aus Stadt und Land. Dresden, den 2t. Juni 1910. o— * Tie neue Gebühr für außergewöhnliche Zcitnngs- bei lagen. Gemäß den bereits in Kraft getretenen Bestim mungen beträgt die Gebühr der Post für außergewöhnliche Zeitungsbeilagen einen halben Pfennig für je 25 Gramm jedes einzelnen Beilageexemplars. Ein bei Berechnung des Gesamtbetrages sich ergebender Bruchteil einer Mmx wird auf eine durch 5 teilbare Pfennigsumnie aufwärts abge rundet. Bei Berechnung der Gebühr gilt jeder Teil der Drucksachen bis zur Stärke von zwei Bogen oder Blättern, ofern diese nach Stärke und Farbe des Papieres einander gleich sind und sich durch Druck und Inhalt als zusammen gehörig kennzeichnen, als eine besondere Beilage. Treffen diese Voraussetzungen nicht zu, so ist die Gebühr für jeden einzelnen Bogen oder für jedes einzelne Blatt zu berechnen. Als Bogen wird bei ungeklebten, ungehefteten oder unge bundenen Drucksachen jedes in der Bogenform zusammen hängende, gefaltete oder nngefaltete Blatt ohne Rücksicht auf seine Größe angesehen, während bei geklebten, gehefteten oder gebundenen Drucksachen die Zahl der durch das Falzen und Kleben oder Heften entstandenen Blätter auch dann für die Berechnung der Gebühr maßgebend ist. wenn die Bogen nicht durch Ausschneiden in einzelne Blätter zerlegt wor den sind. —' Kuriosa von dem Protestrummel des Cvaugel. Bunde- in Sachsen. Selbst in den kleinsten N.stein, wo er Filialen mit etlichen zehn Mitgliedern bat. veranstaltet der Hetzbund durch ganz Sachsen P-otestversommlungen. In Zwickau hätte Kirchenrat Mey-r gern selbst gesprochen. Der alle Herr war aber krank, und deshalb sprach ein Pastor Kräher; er rief: Der Papst sei ein Meister im Fluchen auf Andersgläubige, Virtuos im Ve,fluchen der Ketzer. Diesmal habe er sich im F'uchen selbst übertroffen. Ei, vcrflucktl — Der Ephorus Hässelbarth in Freiberg nannte den König in einem Telegramme „amor st ckalicnas populi Laxoniei", was sich eigentlich aus den „römischen" Kaiser TituS bezieht, der „Wonne und Freuds des Menschen geschlechts" hieß. Der biedere EphoruS bedachte nicht, daß er in der „Sprache RornS" redete! . . . sv. —* Nrber die Laudarbeitrrfrage hielt am 4. Februar Dr. v. Kahlden-Dresdcn in der Ockonomischen Ge sellschaft einen Vortrag, der jetzt im Druck erschienen ist, und klar, übersichtlich und eingehend den wichtigen Gegen stand behandelt. In den Jahren 1882 bi» 1907 sank die Zahl der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Sachsen von 2i8 000 auf 186 000, während die der Industriearbeiter von 460 000 auf 919 000 stieg. Als Gründe der Ab neigung. landwirtschaftliche Arbeit zu verrichten, gibt Dr. v. Kahlden folgende an: 1. die Unannehmlichkeit mancher landwirtschaftlicher Arbeiten an sich, namentlich der Arbeit in Ställen und mit Vieh; 2. die Ueberschätzung der höhercn Barlöhne in der Industrie und die Unterschätzung de: Natural-Vergütung in der Landwirtschaft; 3. den Zug nach der Stadt mit ihren Vergnügungen, scheinbar höheren Löhnen, ihrem Unbeobachtetsetn in der Masse. In Deutsch lands Großstädten wohnen jetzt schon 11'/, Millionen