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D*es-irev Nachrichten. Nr. ÄS«. Seite S. M» Freitag. IS. Scptbr. I8S» «» i «-»«, »».io. N»M«na «v-nNr «.». viriugikle» Lira »ürien 22,70. rürkenloose >22,00, Ottomandanl «71.00. Slaat», «ahn . Lombard!» —. Aesl. Varl«. Proimilknmarkl, W>urn per Septbr, >8,so, per No»«r.-gkbr. >8,20, ruh kpiruu. vir «epldr, S8,V0. per Üanuar-April S7.7H, seil, Mbol per Septbr, or.i per Januar,Ävril 51.00. fest. «mfterdam. !pr°duki-n-Berichi. weiten perNovdr, —, per Mr> —, gelchLstilo«, behauplct, Roggen per Llloder >11,00, per Mali llg.vo. certlicheö und SiichsischeS. — Ihre Blajestäten der König und die Königin beab sichtigen sich in den ersten Tagen des Oktober, wie bereits mit- aetheilt winde, nach Bremen zu begeben, um de» den Namen Sr, Majestät des Königs führenden Norddeutschen Lloyd-Dampfer vor der Ausreise nach China zu besichtigen und mit demselben eine mehrstündige Seefahrt zu unternehmen. — Ihre Majestät dieKö »igin besuchte gestern Vormittag 10 Uhr in Begleitung Ihrer Excellcnz der Frau Oberhofmeisterin v. Pslugk, der Hofdame Irl, v. Nauendorfs und des Oberhos meisterS Wirkl, Geh. Ratbes v, Malortie, Excellein, die von Gorbitz nach Eisenberg-Moritzburg verlegte Rettungs- und Diakouen- bildungSanstalt, Ihre Majestät wurde bei der Ankunft von den Mit glieder» des Direktoriums der Anstatt, Generalleutnant v. Zcschau, Major Freiherr» v, Spörcken und Gemahlin, Komtesse Münster, Pastor Weidnuer und dem Hausvater Pastor Hohne und Frau bemüht, Nach der Bemühung wurden die sechs neuen Anstalts- gcoäude eingehend besichtigt, — Se, Königs Hoheit Prinz Friedrich August ist gestern Mittag aus Schmiedeberg hier wieder eingetroffen. — Ihre Kaiser!, König!, Hoheit Prinzeß Friedrich Augu st trisst heute Abend mit den drei kleinen Prinzen aus Münster am Stein hier wieder ein, — Gestern Abend 6 Uhr 58 Min. trafen Ihre Kaiser!, und Königs Hoheiten die Frau Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich, Wittwe weiland Sr. Kaiser!, und Königs Hoheit des Erzherzogs Carl Ludwig, nebst Erzherzoginnen Töchtern Maria Annunciata und Elisabeth zum Besuche Ihrer König!. Majestäten hier ein und nahmen nn Residenzschlossc Quartier, In der Be gleitung befanden sich: Hofdame Freiin v Pateani und Kammer- Vorsteher Kämmerer Graf Cavriam. Ihre Majestät die Königin kam Abends von Morihburg nach der Residenz und begrüsjte den hoben Besuch Hierselbst. Ihre Majestät übernachtete im Residenz- jchlvsse und gedenkt beute nach Morihburg zurückzukehren, wohin auch die fürstliche» Gäste heute folgen werden. — Vorgestern Nachmittag statteten Se. König!, Hoheit der Großhcrzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, sowie dessen Bruder. Herzog Adolf Friedrich, dem Körucr- Mm'cunl eine» längeren Besuch ab. wobei der Direktor des Museums, Herr Hosrath Dr, Pesthel, die geschichtlich und litterarisch interessanten Sammlungen rm Körner-Schillerhaus ein gehend erklären konnte, — Se. Majestät der König hat dem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Geh. Rath Freiherr» v. Friesen in München die Erlaubnis; zur Annahme und zum Tragen des ihm von Sr, Majestät dem Könige von Württemberg verliehenen Großkreuzcs des Friedrichsordens crtheilt, — Dem Obcrschaffuer Johann Karl August Stöckhardt in Zittau, der am l, Oktober in den Ruhestand tritt, wurde das Albrechtskreuz verliehen. — Herr Oberbürgermeister Beutler ist von seinem kurzen Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der städtischen Geschäfte wieder übernommen, — Der Wasserstand der Elbe hat sich seit vorgestern Mittag bis gestern früh nur um etwa 70 Ccntimcter erhöht; er betrug Vormittags noch etwa 20 Ccntimcter unter Null. Hochwasser- nachrichtcn gehe» aus viele» Gegenden ein, da die Niederschläge sich über weite Gebiete erstreckt haben. Die Wcißcritz. Müglih, Gottleuba, die Mulde und die Reihe bei Zittau haben durch mehr oder weniger starkes Anschwelleu Ueberschwemmungen herbeigcfiihrt, denen kleinere Brücken, Stege und Einzäunungen zum Ovser ge fallen sind, auch sind Grummet- und Ackererträanisie vielfach zer stört bez. wcggesührt worden. Von der König!. Wasierbaudirektion gingen uns gestern folgende Mitthcilnngcn zu: In den Zufluß- aebietcn der Moldau, kleinen Elbe, Jscr und Eger in Böhmen haben in den kehlen Tagen, gleichwie auch hier in Sachse», er giebige Niederschläge stattgefundcn, die ein erhebliches, noch an dauerndes Steigen der genannten Flüsse zur Folge haben. In Folge dessen ist auch bereits hier die Elbe von —128 Ceiitjmctcr am 12. ds M. früh aus si-50 Ccutimeter gestern Abend gestiegen und von der Kaiser!, König! hydrographischen Landcsabthcilung zu Prag wird ein weiteres Ansteigen der Elbe vorausgesagt. An den böhmischen Pegelstationen sind nach den einnegaugenen Nachrichten bisher folgende Wasserstände gestern beobachtet worden: In Bnd- weis (Moldau) -s- 261 Ccutimeter, in Prag (Moldau) -l- 852 Cm,, in I ungbuuzla» (Jser) -j- 82 Ein,, in Lau» (Eger- -s- 127 Cm., in Brandeis (Elbe) -1- 184 Cm,, in Leitineritz (Elbe) -l- 140 Cm, Nach Voraussage der hydrographischen Landcsabtheilnng zu Prag wurde die Elbe in Dresden heute Abend einen Stand von 330 Centimeter über Null, langsam steigend, erreichen. — Die Dienststelle der W a s s e rba n d i rek t i o n für Hochwasscrbcnach- richtigung, Terrassenufer 1, ist seit gestern Nachmittag eröffnet worden. — In Pirna fand am Mittwoch Abend im Saale des Hotels zum Kaiserhof eine von dem Wahlausschuß für die Wieder wahl des Herrn Lohe einberufene öffentliche Wählerversamm - lnng statt. Der Saal war gut gefüllt und es mochten An gehörige der Ordnungspartcien und ihre Gegner etwa in gleicher Stärke vertheilt sein. An der Thür hatte sich die übliche Gruppe stehender Personen gebildet. Die Versammlung wurde vom Vor sitzenden Herrn Rechtsanwalt Dr. Spieß gegen V«9 Uhr mit einem Hoch ans Kaiser und König eröffnet. Herr Tr. Spieß gab in Kürze bekannt, daß ein Komitee aus Anhängern der konservativen, uationalliberalen und deutschsozialen Reformpartei, sowie Mit gliedern des Bundes der Landwirthe sich gebildet habe, um allen Anhängern der Ordnunasparteien die Wiederwahl des Herr» Lotze zu empfehlen. Dieser Zusammenschluß sei nöthig, da seitens der Anhänger der Fräßdors'schcn Kandidatur die verzweifeltsten Anslrengungc» gemacht würden, den Sieg zu bekommen. Da der Kandidat selbst an einem anderen Orte hatte persönlich erscheinen müssen, hatte .Herr Oberlehrer Dr. Metzler aus Dresden, welcher von vornherein als Mitglied der konservativen Partei vorgestellt wurde, den Vortrag übernommen. Redner erörterte in ruhiger und sachlicher Weise den tiefen Gegensatz zwischen den monar chischen. staatserhaltcndcn Parteien und der Umsturzpartei. Nicht der Volkswillc könne die Quelle der Obrigkeit sein, sondern ein starkes Königthum von Gottes Gnaden sei zur Lösung der sozialen Probleme der Gegenwart unentbehrlich. Der Sozialpolitik müsse die schonungslose Abwehr der Umsturzbcstrcbuugeu zur Seite treten. Nachsicht von Seiten des Staates, au dessen Gcuudvcsteu gerüttelt werde, sei Tborheit. Zum Schluß forderte Redner alle orduungs- gesinnten Wähler auf, sich ihrer Wahlpflicht bewußt zu sein und am Montag an der Wahlstälte nicht zu fehlen. Die Versammlung hatte die klaren und rein sachlichen Ausführungen des Redners ruhig angehört und spendete lebhaften Beifall. Die anschließende Debatte sollte »m so stürmischer verlaufen. Ein Pirnacr Sozial demokrat Herr Albin Schulze erging sich zunächst in Schmähredeu über die freisinnige Kandidatur des Herrn Strohdach, der sich auf keine andere Fähigkeit berufen könne, als daß er der Sohn seines Vaters sei. Um Uebrigen sei er ein ehrcnwerther Demokrat, Die freisinnige Partei sei slottensromm, marinefromm und militärfromm geworden und sei doch nur auf sozialdemokratischen Krücken in den Reichstag gehumpelt. Auch Herr Lotze, für den jetzt ei» Sammel surium von Parteien eintrcte, habe nichts, was rhu befähige, das Amt eines Abgeordneten auszuüben. Die deutschsoziale Reformpartei sei eine rückständige Partei, die lediglich auf Klaffeuhaß beruhe, sie sei alles Andere eher als eine Volkesvertreterin und habe sich zu allen Attentaten aus des Volkes Freiheit stets bereit erklärt. Die Arbeiter setze man in Friedenszeiteu der Hungersgefahr aus und schaffe Gesetze, um ihre Rädelsführer in's Zuchthaus zu sperren. Solches thaten die patriotischen Parteien, welche sich 1870 nicht eher ge müßigt fühlten, dem Staate ihre Millionen vorzustrecken, ehe nicht die entscheidenden Siege erfochten waren. (Lärmende Zustimmung.) Tiefe Herren ließen den Patriotismus nur so weit gelten, als er ihnen Prozente abwerfe. Der Arbeiter wolle leben und sein Fleisch aus dem Tisch haben und deshalb dürfe er nicht für eine solche Kandidatur wie die Lotze sche eintreten. Nachdem der Referent die absurdesten Behauptungen dieses Redners richtiggestellt hatte, fertigte ihn Herr Reichstagsabgeordneter Bindewald-Berlin «deutschsozial) des Weiteren ad. Die Sozialdemokratie, deren Redner hier, ohne Beweise beizubringen, vom hohen Rosse herunter geredet habe, arbeite aus die Verdummung der Klassen hin, (Oho- Ruse aus der einen, großer Beifall auf der anderen Seite,) Sie gehe heuchlerisch vor, wenn sie bei dem einheitlichen Zusammen schluß der staatserhaltenden Elemente von einem Sammelsurium spreche. ES sei Heuchelei, wenn sie kn ihrem FluMatte um die, Stimmen des Handwerkes und deS Kleinbauernstandes buhle. I während in der ^Arbeiterzeitung" erklärt worden sei. das Handwerk sei nicht mehr ezistenzberechtigt, nicht nur den Gntshösc», auch dem kleinste» Bauernhof müsse der Krieg erklärt werden. Wen» das bestritten werde, so gehe daraus hervor, daß die Arbeiter selber. nicht wissen, was m ihre» Zeitungen steht. (Lärm.) Dem Angriffe! ans die Freisinnigen müsse er entgegenhalten, daß eine Anzahl > sozialdemokratischer bayerischer Abgeordneter nur aus den Krücke» der EentrumSPartei in den Landtag gehumpelt sei. Wer aber 1870 so gehandelt habe, wie es Vorredner schilderte, das seien die lüdischen Kapitalisten gewesen. (Großer Lärm.) Nunmehr meldeten sich noch die Sozialdemokraten Fleißuer und Eichhorn zum Worte. Die Stellungnahme des Bureaus, diesen beiden Herren das Wort nicht mehr zu ertheilen, da bereits jede Partei zu Worte gelangt sei und andererseits nur nationalaesinnte Wähler eingeladen seien, entfesselte einen Sturm der Entrüstung bei den anwesenden Sozial demokraten und eine gereizte Gcschästsordnungsdebatte. Schließ lich wurde beiden Herren eine Redezeit von je 5 Minuten zu- gestanden. Herr Fleißner, der sich eigentlich nur immer wieder holte, ohne von etwas Anderem zu sprechen, als der angeblich von den Konservativen beabsichtigten Verschlechterung des jetzigen NcichStagswahlrechtes. redete und schrie aber ununterbrochen weiter, als seine Zeit abgclaufen war, bis seine Rede in entrüstetem Lärme unterging, und als nun gar Herr Redakteur Eichhorn von der „Sächsischen Arbeiterzeitung" von vornherein erklärte, er sei nicht einverstanden mit der Beschränkung der Redezeit, darüber habe die Versammlung ganz allein z» bestimmen, erkannte man, daß es von jener Seite daraus abgesehen sei, die Versammlung zu sprengen. Ein Entrüstungssturin brach los, und um weitere» Schritten des aufsichtssührende» Beamten zuvorzukomme», schloß der Vorsitzende gegen 11 Ubr die Varfammlung mit einer» Hoch aus Kaiser und Reich, woraus sich der Saal rasch leerte. — An der bevorstehenden Laiidtagswabl im dritte» länd lichen Wahlkreise, welcher sie Lundorte der ehemaligen Gcrichtsamtsbezirke Ostritz. Reichenau und Herrnhut umfaßt, wird sich auch die freisinnige Volkspartei belhciligen, deren Vertrauens männer sich vor Kuizem dahin geeinigt haben, Herrn Kohlcn- werksbesiher Julius Buchheim in Zittau als Landtngskandidaten auszuslcllen. — Auch die Manöver des zweiten König!. Sächs. (XIX.) Armee korps sind gestern abgesagt worden und erfolgt die Rück beförderung der ihm nuterstehendeu Truppenkörver mittelst Eisenbahn cbeusalls zeitiger als ursprünglich geplant und zwar schon heute am 15. d. Mts. Die Truppen der Divisionen, welche im Erzgebirge ihr Manöver abhielten, komme» zum Tlicil in Zwöuitz bei Aue, zum Theil in Scharseustein bei Annaberg und in Burkhardtsdorf bei Chemnitz zur Einschiffung. Drei Souderzüge gelangen Vormittags ll Uhr 27 Min., Nachmittags 12 Uhr 25 Min. und 2 Uhr 51 Min. in Zwöuitz zur Abtastung. Der erste dieser Züge befördert den Stab " fa und das erste Bataillon des 133. Jnfauterie-RegimeutS nach Zwickau, Jeder weitere Zug führt ein anderes Bataillon desselben Regiments nach gleicher Garnison, wo diele Souderzüge Nach mittags 1 Uhr 52 Min,, Nachmittags 2 Uhr 52 Mi», und Nach mittags 5 Uhr 24 Min. auf dem Wege über Aue-Wiesenburg nnlnngen werden. Das 134. Infanterie-Regiment wird in Scharseu stein cingcschisft und erreicht ebenfalls m 3 Zügen Leipzig über Chemnitz. Geilhain-Lausigk. woselbst der Stab mit dem 1. Bataillon Nachmittags 2 Uhr 45Mn., das 2, Bataillon Nach mittags 4 Uhr 48 Mi», und das 3. Bataillon Abends 6 Uhr 34 Min. eiutreffe». Ein weiterer Souderzug mit dem 3. Jäger- Bataillon Nr. 16 verläßt Bnrkhardtsdvrf Vormittags 8 Uhr 5l Min. und trifft in der Garnison Wnrzen über die Route Chemnitz- Narsdors-Rochlitz-Eolditz-Großbvthen Nachmittags 2 Uhr 22 Min. ein. — Aus dem Manöver helmkchrcnd. passirte gestern Mittag kurz vor 12 Uhr das Gardereiter - Negiment die Augustus- brückc. Das schöne Hcrbstwetter mit Sonnenschein schien die Truppen für die ausgestandenen Strapazen bei ihrem Einzug in die Garnison entschädigen zu wollen. Lustig flatterten die Lanzcn- sähnchcn im Winde und Roß und Reiter sah man keinerlei Ermüd ung an. Eine halbe Stunde später folgte, mit klingendem Spiel durch die innere Stadt ziehend, das Leib-Grcuadicr- Regiinent Nr, 10 0, Ein Zug Meldereiter ritt au der Spitze des Regiments, die Radfahrer - Abthcilung und Bagagcwagen bildeten den Schluß, — Mittelst zweier Souderzüge (12 Uhr und 2 Uhr 23 Min, Nachm.) passirte das 3. I u f a n ic rie - R eg i in c n t N r. 102, von Großhai tmauusdvrs bez. Freiberg kommend, nach seiner Garnison Zittau hier durch. Das hier verbliebene Wachtkommando der Lausitzer Regimenter (102., 103- 178.) fährt erst Sonnabend wieder ab. — Die Kapelle des Pionier-Bataillons Nr. 12, die beordert war, vom Schlesischen Bahnhofe die Pionier-Kompagnie abzuhvlen, erhielt Plötzlich Kontrevrdrc und begab sich mit dem Zuge 2 Uhr 30 Min. nach Riesa, Dort fand Abends der festliche Einzug der daselbst verbleibenden 3Kompaguikn (4,, 5. u. 6 ) des neuen Bataillons Nr. 19 statt. Als Stabshvrnist dieser ist ein Hoboist des 2. Grenadier-Regiments Nr, 101 dcsignirt, — Nachmittags 3 Uhr 24 Min. trafen der Stab und das 1. Bataillon deS Schützcn- Negimcuts mittelst 60 Achse» starken SvnderzugS auS Bantzcu auf dem Schlesischen Bahnhöfe aus dem Manöver ein, Anssehen erregten bei dem zahlreich angesammelten Publikum die harmonisch abgetönten Waldhörner (Geschenk Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August) des Hvrnisteuzugcs, — Herr Leutnant Mohrman» von der 2. Pionier-Kompagnie wurde vorgestern im Hause seines Quarticrwirlhs in Paulsdorf vom Pferd geschlagen. Der Verletzte fand Aufnahme im hiesigen Garnijvnlazaceth. — Im Bürgerlichen Gesetzbuche für das Deutsche Reich ist bestimmt, daß ein Verein, dessen Zweck nicht auf einen wirth schriftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, durch Eintragung iu das Bcrciusregistcr des zuständige» Amtsgerichts Rechtsfähigkeit erlangt, und daß die Verwaltungsbehörde Einspruch gegen die Eintragung erheben kann, wenn der Verein nach dem öffentlichen Vereinsrecht unerlaubt ist oder verboten werden kann oder wen» er einen poli tischen, sozialpolitischen oder religiösen Zweck verfolgt. Das König!, Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts hat es nun für geboten erachtet, daß bei religiöse» Vereinen von Personen, die keiner im Königreiche Sachsen anerkannten Reliaiousgescllschaft an- gehören, von dem gedachte» Einspruchsrechte dann Gebrauch gemacht wird, wenn sie nicht den Nachweis erbringen können, daß ihnen die vorgeschriebeue staatliche Genehmigung zur Ausübung ihres besonderen religiösen Kultus erthcilt worden ist. Was anderc Vereine mit religiösen Zwecke» betrifft, so wird nach Ansicht des Ministeriums das Einspruchsrecht bei ihnen namentlich anzu- wcndcn sein, wen» von ihrer Vcrcinsthätigkcit eine Störung des konfessionellen Friedens zu erwarten ist, Ta aber die Frage, ob diese Befürchtung im einzelnen Falle gerechtfertigt ist. sich nicht »ach den Verhältnissen eines einzelnen Ortes oder Bezirkes, sondern nur »ach denjenigen des ganzen Landes beantworten läßt, cs auch wünschenSwertli erscheint, daß gleichartige Vereine dieser Art iu den verschiedenen Landestheileu nach gleichen Grundsätzen behandelt werden, so erscheint es dem Ministerium angezeigt, daß die zu ständige» Verwaltungsbehörden, bevor sie bei dergleichen Vereinen über die Geltendmachung des Einspruchsrechts sich schlüssig machen, die nach der einen oder anderen Richtung hin ihnen beigehenden Bedenken dem Ministerium unterbreiten und dessen Meinungs äußerung cinholeu. — Die im Laufe des gestrigen Tages von auswärts ein- getroffenen Abgeordnete» zum 9. Vcrbandstag deutscher und osterreichischerEisenbahnbeamten-Vereine wurden auf dem Personcnhauptbahnhofe vom Empsangsnusschusse bewill kommnet und ihnen in einem reservirtcn Zimmer daselbst die Fest karte und das Festzeichen, sowie Führer durch Dresden und eine Anzahl Ansichtspostkarten überreicht. Im Anschluß an die Ver handlungen, die am Sonnabend beendet sind, wird am Sonntag ein Ausflug mit Sonderdänipfer nach Wehlen, Vormittags 9 Uhr, zum Besuche der Baste! unternommen werden. Die Rückfahrt wird ebenfalls mittelst Sonderdampsers von Rathen ab zurückaelcät. Recht erfreuend würde es auf die Theilnehmer an der Dampsschifs- fahrt, insbesondere die auswärtigen Gäste, einwirken, wenn bei der Rückfahrt des Dampfers die Anwohner der Elbe, wie so oft schon bei derartigen Gelegenheiten, einige „feurige" Grüße von den Höhen und Ufern übermitteln wollten. Die Schönheiten des jächsnchen Elbgeländes und die Liebenswürdigkeit seiner Bewohner würden dann um so angenehmer in der Erinnerung der auswärtigen Gäste verbleiben. -- Infolge des eingetretenen guten Wetters findet heute daS mehrfach abgesagte große Pracht-Feuerwerk vonC. T. Brock u. Co. aus London im Ausstellungspark der Deutschen Kunst aus st ellung statt. Der Beginn ist diesmal eine halbe Stunde früher, also auf V»S Uhr. festgesetzt. rage»gesch««le. Deutsches Reich. Der Kaiser ist gestern in Wildpark- station eiugetrosfen und begab sich später mit der Kaiserin nach Hubertusburg. Die „Karlsruher Zeitung" veröffentlicht folgendes Sand» schrciben des Kaisers: „Durchlauchtigster Fürst I Freund- lichst geliebter Vetter. Bruder und Oheim! Bei dem heutigen Scheiden aus Ew. König!. Hoheit Landen ist es Mir ein auf richtiges Herzensbedürfnis;, Ew- König!. Hoheit durch Uebcr- sciidung anliegender Abschriften Meiner Ordres an die komman- direndcn Generale des 14. und des zu Ew König!. Hoheit Armee- Inspektion gehörigen 15. Armeckorvs von Meiner hoben Freude Kenntniß zu geben, mit der Mich der vortreffliche Zustand beider Armeekorps erfüllt hat. Das nie ermüdende Interesse und die hingehende Thätigleit, welche Eiv. König! Hoheit mit Aufopferung Ihrer Kräfte allezeit der Ausbildung Ihrer Truppen widme», finde» in so glänzenden Erfolgen ihren schönsten Lohn. Mir aber gereicht es zu wahrhafter Genugthuung, Mich mit Ew KSuigl. Hoheit in vollster llebercinstiiumung zu wissen über die zu er strebenden Ziele und die hohe Wichtigkeit, die der Erhaltung und de, Stärkung der Wehrhaftigkeit unseres deutsche» Vaterlandes ge bührt. Ich verlasse heute das herrliche Baden mit den herzlichsten Segenswünschen und mit warlnbewegtem Danke für die Aus nahme. die Mir hier von Ew. Kvninl, Hoheit, von der Stadt Karlsruhe und von alle» Kreise» der Bevölkerung zu Theil ge worden ist. Es hat alles das Meinem Herze» wahryast wohl ge- than nud kan» Ich nur mein lebhaftestes Bedauern wiederhole», daß die Kaiserin. Meine Gemahlin, nicht mit Mir an diese» er hebende» Eindrücken theilnehme» konnte. Ew. König!, Hoheit würde Ich ganz besonders dankbar sei», wenn Sie auch alle» Bc- thkiligtcn in Ihren Landen Kenntniß von diesen Meinen Gefühle» gebe» möchte» Ich verbleibe mit herzlicher Liebe, unveränderlich aufrichtiger Verehrung und Freuudschast Ew. König!. Hoheit srenndwllliger Vetter, Bruder und Neffe (gez.) Wilhelm Rer. Karlsruhe, de» 13. September 1899." Der „Staatsauzeiger für Württemberg" enthält folgende Königliche Ordre: „Die hohe »ud uneingeschränkte An erkennung. die der Kaiser Meinem Armeekorps nach der Parade wie am Schlüsse der im großen Verbände stattgehabtc» Manöver gezollt hat, erfüllen Ni ich mit großer Freude und gerechtem Stolz Ich beglückwünsche Meine Truppen zu dem vollen Erfolge, mit dem sie vor den Augen des obersten Kriegsherrn bestanden haben, und spreche denselben Meinen wärmsten Dank aus für die treue und unermüdliche Hingabe nn die vielgestaltigen Ausgabe» des Dienstes, welche sich allerorts und in allen Dienstgraden bethätiat und ein solch' vorzügliches Resultat gezeitigt hat. Daß Mein Armeekorps nicht rasten, sondern vvrschreitcnd seinen ehrenvollen Platz in der große» deutschen Armee behaupten wird, dessen bin Ich sicher I Stuttgart, den 13. September 1899. gez. Wilhelm." Der Preußische Kricgsminister v. Goßler ist zum General der Jnsauterie befördert worden. Das Befinden des Finnuziniuisters Dr, v, Miguel hat sich etwas gebessert, so daß der Minister einige Stunden außerhalb des Bettes zubcingc» konnte, Ter Landrath vonHasjelbach, der vor der entscheidenden Abstimmung über die Kanalvorlage sein Mandat als Landtags- Abgeordneter »iedcrlegte, erklärte, ei» Mandat für den Landlag unter keine» Umständen wieder anznnchmen, lieber die tiefere» Gründe des Rücktrittes deS Preußischen KultusmiuistcrS Dr. Bosse erfährt man nun Näheres. Das Schicksal des Lehrcr-Neliktengcsetzcs soll demnach die vornehmste Ursache sein. Die „Preußische Lehrerzcitung" erinnert daran, daß cS schon bei der Berathuna im Abgeordnetenhaus«: z» einem Konflikt zwilchen Dr, Bosse und Dr, Miguel gekommen war. Von dem Wunsche beseelt, das Gesetz uuter Dach zu bringen. Halle Dr. Bosse den Abändcrungsvorichlägen der Mehrheit des Hauses nicht den Widerstand entgegengesetzt, den der Fiuanzminisler gewünscht hatte. Die Aenßcrung „es ginge auch so" verstimmte Miguel überdies sehr und von da ab hatten die srcundschastlichen Beziehungen beider Minister einen Riß auszuweiscn, der sich nicht mehr schloß. Tic „Deutsche Tagcsztg." schreibt: „Eine wohl nicht beab sichtigte Wiikunn haben die letzte» Maßnahmen der Regierung gezeitigt. Obwohl in der jetzigen Zeit das Interesse der Landwirthe am politische» Leben nicht allzu rege ist. und obwohl der „B und der Landwirthe" nirgends Versammlungen abhält, die ihm neue Anhänger znsührcn könnten, mehren sich die spontanen Beitrittserklärungen zum Bunde i» den letzten Tage» ganz erheb lich. Die meisten Landwirthe und Gewerbetreibenden, die ihren Beitritt anmeldcn, begründen es damit, daß sie zwar bisher aus äußerlichen und innerlichen Gründen dem Bund scrugcbliebe» seien, es aber jetzt für ihre unabweisbare Pflicht erachten müßten, bei- zutrelcn, damit der Bund seine Thätigkcit zu Gunsten der Laud- wirthschaft und des Mittelstandes trotz der Befehdung um so ent schiedener »nd kräftiger durchführen könne. Unter de» Beitretcnden sind — und das ist besonders interessant — ziemlich Viele, besonders aus Schlesien, die offen erklären, daß sie früher freisinnig gewesen, jetzt aber durch das Vorgehen der Regierung und durch die Halt ung der freisinnigen Partei belehrt seien. Endlich verdient auch hcrvvrgchvbeii zu werde», daß eine ziemliche Anzahl von Staats beamten a. D. dem Bunde in jüngster Zeit beigetrete» sind. Einer dieser Beamten begründet seine» Beitritt damit, daß er cs für seine Pflicht halte, die Bestrebungen des Bundes im Interesse des Standes zu nnterstützen, der dieicnigen Elemente in sich ver einige, welche unserem Herrscherhause, unserem Heere und den Beamten hauptsächlich dazu verholten hätte». Preußen zum «roßen Staate zu machen. Ei» Anderer schreibt, daß er sich dem Bunde jetzt um so lieber anschlicße, als es den aktiven Beamten verwehrt werden solle, mit den staatscrhaltendcn Landwirthe» zusamnien- zugehcn und ihrer Interessenvertretung anzngehören. Einige dieser Beamten a. D. stellen sich dem Bundesvorstände mit That, Work und Schrift zur Verfügung." Zn Ehren des gern aßregelten Landraths Wolfs in Mogilno fand ein Festessen statt, an dem nach dem „Gnes. Gencralanz." 140 Personen sich bctheiligte». Rlttergutspächtec Hell-KaHerSwaide feierte die Verdienste des Landraths »ud schloß mit einem brausend ausgenommenen Hoch aus den Gemaßregeltcu. Der Landrath betonte in seinem Dank, er sei durch diese aufrichtige Kundgebung reichlich belohnt. Der Raum solle ihn von seinen Freunden nicht trennen. Die Hvswürdenträger,' Schloßhauptleute und Kammerherren. die gegen den Kanal gestimmt haben, sind, wie gemeldet, bis auf Weiteres vom Hvslager verbannt worden. Als Hofwürden- trägcr kommen im Ganzen 19 Mitglieder des Abgeordnetenhauses in Betracht, 16 Kammerherren, von denen 2 auch Schloßhaupt- lcutc sind, außerdem noch der Schloßhauptmann v. Dziemvowski. Kammerjuiilcr Gras Finck zu Finckciislein und der Erbtruchseß Graf zu Solms-Rödelheim, Die 16 Kaiiunerherren sind die Abgg, v. Arnim, v. Bandeiuer, Freiherr v. Bodeiihausen-Burgkemnitz, Freiherr V. Bodenhausen-Lebma, v. Buch. Freiherr v. Duddcn- brock, Regicrungspräsident v. Colmar-Meyenburg, Burggraf zu Dohna, Frciherrr v. Erffa. v. Heyden. Gras v. Könitz, Rabe v, Pappcnheim. Freiherr v. Plettenberg-Mehrum, v. Prittwitz und Gafsrvn, v. Rlcpcnhausen und v. Veltheim. Die Abg. v. Buch und v. Veltheim sind nicht bloß Kammerherren, sondern auch Schloßhauptlcute. Von den 19 Hoswürdenträaern ist nur der Schloßhauptmaun v. Dzlcmbowski freikonservatw; alle Uebrigen gehören der konservative» Partei an. Von diesen Hofwürdenträgcrn sind die beiden Lnudräthe Freiherr v. Bodenhausen-Burgkemuitz und Freiherr v. Bodenhau!en-Lebusa, sowie der Regierungspräsident v. Colmar wegen ihrer Kanalabstimmung bereits zur Disposition gestellt worden. 16 von 19 Hofwürdentrügern haben in allen 4 Abstimmungen gegen de» Kanal gestimmt. Wie bereits mit- getheilt, haben drei iKammerherren, Burggraf zu Dohna, Freiherr v. Plettenberg-Mehrum und v. Veltheim, m der ersten Ab stimmung für den Dortmund-Nhelnkanal gestimmt, sich aber bei de» übrigen Abstimmungen theils der Stimme enthalten, theils ohne Entschuldigung gefehlt. Da bereits früher mitgcthcilt worden ist, daß Gras Limburg-Stirum, der nicht direkt zu den Hofwürdcn- trägcrn gehört, von der Hofliste gestrichen worden ist, jo dürfte sich die Verbannung vom Hose noch auf eine aanze Reihe anderer konservativer Abgeordneten erstrecken. Sicherlich weit mehr als die Hälfte der konservativen Abgeordneten steht in Beziehungen zum Hofe. Wird denn diese Politik der kleinen Nadelstiche, schreibt sogar die „Frels. Ztg.", schließlich die Reserveoffiziere unter den Konservative» verschonen, die als Abgeordnete gegen den von der Militärverwaltung dringend befürworteten Kanal gestimmt haben? Der Abgeordnete Freiherr v. Plettenberg-Mehrum,