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Kapellmeister L. Schröder, morgen die des König!. Sachs. Pionier- Bataillons Nr. 13 unter Direktion des Herrn Stcwshornisten A Lange. -Vogelwiese. Aus den grüne» Auen oberhalb Anton'S" wird es von Tag zu Tag immer lebendiger. Seit drei Wochen sind Hunderte emsiger Hände thätia, um die grohe Zeltstadt der Vogelwiese rechtzeitig bis zu den, am 20. Juli beginnenden Vogel schießen der priv- Bogenschützengelellschast fertig zu stellen. Die größeren Jesibauten sind so ziemlich unter Dach und harren nur noch ihrer innere» und äußeren Ausstattung. In der Anordnung des Bebauungsplanes des Vogelwlesen-Areals ist auch dieses Jahr keine wesentliche Veränderung eingetreten. Tic meisten größere» Blerpaläsie und Singspielliallen befinden sich wieder an der alten «stelle Wie immer die erste am Platze sehe» wir Otto Brelt- feld's Singspielhalle, die bekanntlich lnngc vor Beginn des Festes als offizielle Baukantinc dient. Als alte gute Bekannte linden wir wiederum vertreten den Riesenbau „Zum Globus" des Herrn Hermann Sommerschuh, deu Hippodrom von August Reibcbolz, den Feenpalall von Clemens Fffcker. Wicke's Krvstallhallen, Großmann'S Victoria Theater, das Ca sä National, die Berliner Walhalla, den Kaisersaal von Mar Tettenborn und den Fürstcnvalast. Die große Bicrhalle zniu „Deutsche» Herold" ist in den Besch des Heim Gustav Fritzlche vom „Eldorado" über- gegangen. Die Hofbräu-Snscl ist von der Bildslächc der Vogel wiese verschwunden An ihrer Stelle erhebt sich seht in neuer Ausstattung das Ballctnblissemcut „Avollo" des Herrn Julius Fächer. Der Platz, den früher der Apollo-Saal innegehabt hatte, ist dem Hippodrom von Dechant zngcwiesen worden. Eine wesent liche Veränderung wird das Nürnberger Bratwurstglöckleiu er sahrcn. dessen Bewirthschaftung das Restaurant Markus «Pfoten hauerstraße) übernommen hat. Unter Leitung des durch seine groß artigen derartigen Unternehmungen aus Ausstellungen und Volks- ststcn in Berlin, Wien :c. in weiten Kreisen bekannt gewordenen Herrn Georg Lang aus Nürnberg wird hier eine echt bapcriichc Natioualkapelle „D'Oberlandlcr" coucerlireu. Dabei werden echte Nürnberger Original-Rostbratwürstl, genau wie im Nürnberger Bratwurstglöckleiu an der Mvritzkapelle, auf dem Rost bereitet, sowie echt Nürnberger Lederer-Bräu durch 20 aus Nürnberg mit gebrachte fesche Kellnerinnen und 4 Bierzapfer in Nationaltracht verabreicht. Wie bisher sind noch vertreten die bekannten Tanz- ialons von F A. Dietzel und O. Anger, welch' letzterer diesmal sein 25jähriges Vogelwiesen-Iubilänm feiert, das Pilsner Bierzelt von Hoher, das Kaffee- und Knchenzelt von Fröde, die bekannte» drei Bratwurstzelte von Herrn. Teich, Jost Schlegel und Adolph Fritzsch. sowie der bekannte Hamburger Jächsalo» des Hern, Albrecht, der gleichfalls in diesem Jahre zum 25. Male die Vogel wiese besucht. Die Bewirthschaftung des Schützenzeltes liegt wieder in den bewährten Händen des Herrn August Henner vorn Lincke'schen Bad. Schon setzt sind eine große Menge Schaubude» angemeldet. darunter mehrere Museen, ein Eirkns, 20 große CarrousielS w.. sodaß auch dieses Jahr für abwechselungsrcichste Unterhaltung gesorgt ist. — Durch seine persönliche Thcilnahme am Stapellani des Rcichsvostdamvfers „König Albert" in Stettin am 24. verwichcnen Monats hat Sc. Majestät König Albert erneut das große Interesse dokumentirt. welches er an der maritimen Machtstellung des Deutschen Reiches nimmt, ein Interesse, welches Se. Majestät vor nicht allzu langer Zeit auch durch eine erhebliche, der Kieler Gesellschaft „Seemann sh aus für Unteroffiziere und Mann schaften der Kaiser!. Marine" gewidmete Spende zum Ausdruck gebracht hat. Diese Gesellschaft bezweckt bekanntlich den Bau von Seemanushäilscrn in Wilhelmshaven und Kiantschou, und hosstc, schon im kommenden Herbst die Grundsteinlegung dieser beiden Humanitären Anstalten vornehmen zu können: doch sind von dem benöthigten Kapital von ca. 400,>M« Mark erst gegen 240,«M Mark ausgebracht. Das Bankhaus Ed. Rocksch Nachs. in Dresden ist die Sammelstelle der für die Gesellschaft „Seemanns- Haus" n. s. lv. bestimmten Beträge. — Aus Anlaß der Lucaü Cranach-Ausstellung versammelten sich die Nachkommen des große» Meisters, die Mitglieder der Familie vonCranach, vorigen Sonntag zu einem Familien- tage. Unter Führung des Geh. HosrathS Prof. Woerinann be suchte die Familie am Vormittag die Deutsche Knnstcnisstellnng. Um 5 Uhr fand aus dem Belvedere ein Diner statt. Anwesend waren 24 Angehörige der Familie, Damen und Herren, unter ihnen auch der greife Senior, Generalmasor a. D. von Cranach zu Dresden, ferner Schloßhauptmann Haus von Cranach (Wart burg). der älteste in der zehnten Generation des Geschlechtes, und der Maler Wilhelm von Cranach (Berlins. — Die Feuerwehr hielt gestern früh > 45 Uhr aus dem Fabrik- areal der Firma Gehe u. Co, Lcipzigcrstraße 1:4, ein größeres Löschmanöver mit Anwendung beiderDampsspritzeu ab. Vom Zeitpunkt des Alarms ab arbeiteten bereits Leute der Fabrik mit zwei Schlauchleitungen, bis die Mannschaften der alsbald ein- getrossencn Löichzügc in Thätigteit traten. Von der Leivzigcr- itraße aus wurde mit drei Httdrantcnleitungcu angegrisjc», während die zuerst anlangendc Tampsspritze nächst dem Hafen an der Elbe Ausstellung nahm und aus ^dieser daS Wasser saugte. Diese Maschine betrieb zwei starke «Schlauchleitungen, die über Leitern nach den Dächern der Gebäude geführt waren. Ter eine Strahl zeigte eine besonders mächtige Kraft und gab der Ueberlegenheit über die Wasserleitung Ausdruck. Die etwas später ringetrofsenc zweite Dcimvffpritzc erhielt in der Hcisenstraße ihren Standort, wo sie das Wasser aus Hndranlen zugesührl bekam und Pier kleinere Schlauchleitungen speiste, die zur Deckung in Gefahr gedachter 'Nebengebäude verwendet wurden. Die Hanptansicht des Manövers bot sich somit von der Elbicite, wo alle nenn Strahlen beobachtet werden konnten. Gegen '40 Uhr wurde das Manöver, welches Herr Brandmeister Hcrrmann koinmandirte, abgebrochen und die 43 Fahrzeuge winden zur Rückfahrt sormirt. Dem Inhaber der Firma gebührt für die Ermöglichung des Manövers durch bereitwillige Hergabe der Gebäude 'Anerkennung Deutsches Neich. liegt folgende Meldung TagcSficschichtc. lieber die Nordlandsreije des Kaiier s »uS Hellenist vor: Der Kaiser hielt an Bord der „Hohenzollcm" einen Gottesdienst ab, an dem auch die Mannschaft der „Hela" theilnahm: später unternahm der Monarch einen längeren Spaziergang an Land. Gestern wurde die Fahrt nach dem Gripcmgerftord fortgesetzt. Der Monarch erledigte Re- gierungsgeschäste. Das Wetter ist trübe. Trotzdem wurde nach der Ankunft in Merok ein Spaziergang nnternommen. Voraus- sichtlich bleibt die „Hohenzollern" einige Tage im Geivangcrfjord Vor Anler. Ter verstorbene Staatsminister v. Achenbach, der Ober- Präsident der Provinz Brandenburg, erfreute sich der besonderen Werthschätzling des Kaisers, seitdem er im Jahre 1882 den Auftrag erhalten hatte, de» Prinzen Wilhelm in die Civilperwaltung ein- zusichren. Nach Beendigung dieser Beschäftigung richtete Kaiser Wilhelm I. am 28. Marz 1883 ein Schreiben an v. Achenbach, i» dem es heißt: „DaS Vertrauen, welches Ich bei Uebcr- tragimg dieser wichtigen 'Aufgabe in Sie gesetzt, ist zu Meiner Freude gerechtfertigt worden. Wie Ich selbst wahrgeiiomme» und wie Mir von Meinem Enkel bestätigt wird, haben Sie sich der 'Ausbildung des Prinzen mit Eifer und Hingebung gewidmet. Ihrer einsichtsvollen, sachgemäßen Unterweisung ist es gelungen, nicht nur den Prinzen ans praktischer Grundlage in die Cwil- vmvaltung einzusühren. sondern ihm auch ein reges Interesse an den staatlichen und mirthschaftlicheii Einrichtungen unseres Staats lebens cinzuslößen. Ich bin über dieses Ergebniß in Würdigung seiner Bedeutung für den dereinstigen Beruf des Prinzen hoch erfreut und nehme daher gern Veranlassung. Ihnen für Ihre er folgreiche Thätiakeit Meine volle Anerkennung und Meinen König!. Dank anszusprechen." Bei den Urwahlen für die Kammer der 'Abgeordneten in Bayern siegte im Wahlkreile München I ein Kompromiß zwischen Sozialdemokraten und Ccntrum. Die Wahlkreise München II und Nürnberg wurden ebenfalls von den Sozialdemokraten behauptet. In Fürth, wo bisher liberale Abgeordnete waren, siegte die Wahlliste der vereinigten Sozialdemokraten und Demokraten. Das Ccntrum gewann bisher ein Mandat in Passau (bisher Bauern bunds und ein Mandat in ReaenSburg (bisher liberal) und wahr scheinlich zwei Mandate in, Wahlkreise Weiden (bisher ein konser vativer und ein liberaler Abgeordneter). Rudolf v. Bennigsen seierte am Dienstag in voller Rüstig keit seinen 75. Geburtstag. In Folge der Vorarbeiten zur Einführung des Bürgerlichen Erlaß mit lücksich auf Ferien Urlaub verzichten, da die Einführung drS Bürgerlichen Gesetzbuchs noch viele Vcrwaltuugs-Angelegenhetten erledigt werden müssen, die den nicht recht informmen Vertretern nicht gut überlassen werden können. Der sozialdemokratische Agitator Rudolph Sobota ln Bremen hat den Ausweisungsbefehl erhalten: er muß binnen 48 stunden das bremische Staatsgebiet verlassen. Mittelst Ausklinaelns durch den Gemeindedienrr wurde im Dorse B. in, Ortelsvurger Kreise zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß der Lehrer ferner nicht mehr das Recht bade, die Scküler zu prügeln oder „unanständig" zu behandeln. Ter preußische Kultusminister wird seine Helle Freude über diese Art der Bekanntmachung seiner Erlasse haben. Angeblich wegen Unterschlagung ist ein Vice-Fcldwebel von, Garde-Regiment „Königin Elisabeth" in Charlottenburg auf Grund einer ammhmen Denunziation verhaftet worden. Oesterreich. Acht Versammlungen in Wien, die von der sozialdemokratischen Parteileitung als Vcreinsversamm- lnnncii cinberuscn waren, wurden in Folge des Verbots von Volksversammlungen von der Arbeiterschaft m dem Glauben, daß alle Arbeiterveriammlungen verboten seien, mir schwach besucht und verliefen rulftg. Eine der Versammlungen wurde aufgelöst. Etwa 1000 Sozialdemokraten veranstalteten vor der Sommer frische des Wiener Bürgermeister-Stellvertreters Strobach in Knlkslmrg eine Kundgebung. Die Arbeiter riefen: „Nieder niit »trobcich. nieder »nt Lueger!" „Nieder mit den Wahlrcchts- räuber» !" Die Gendarmerie machte einen Bajonett-Angriff gegen die Menge, die beim Zurückweicke» eine Holzumzäunung durchbrach, wobei mehrere Personen in's Wasser sielen. Mehrere sind verletzt, einige Skandalmacher verhaftet. Frankreich. Die Kundaclmngcn der sranzösHchen Presse zu dem drohenden Kriege zwischen England und der Südafrikanischen Republik werden immer heftiger, und hauptsächlich wegen dieics neue» unfreundlichen Vorgehens Englands sieht man in Frankreich mit großer Spannung der Weiterciftwickclnng der Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland entgegen, die durch die Ereignisse in Bergen wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt worden ist. Man begegnet jetzt in Paris vielfach der Ansicht, daß die französische Diplomatie an die deutsche in dieser Hinsicht mit direkte» Vorschlägen hccantreten müsse, da sowohl die politischen Interessen Frankreichs, wegen Madagaskars, als die materiellen, wegen der großen Kapitalien, die i» den Goidbcrgwcrke» von Transvaal angelegt sind, die der Deutschen übcrwiegen. Frankreich müsse den ersten Schritt thun. und das um so mehr, als es versichert sei» kann, überaus entgegenkommend behandelt zu weiden. Die offiziösen Pariser Blätter enthalten sich rivar noch siir's erste direkter Aufforderungen, lassen aber aus der Zusammenstellung ihrer Dcveschen ans London und Berlin erkenne», daß die französische Regierung sich mit den schweren Fragen, die die Haltung Englands hervorgcrmcii hat und die die Aender- nng der europäischen Konstellation endgiltig besiegeln dürste, un ausgesetzt beschäftigt. Die hierbei Ausschlag gebenden Faktoren sind derartig delikat, daß man natürlich mit Andeutungen und st,'ole» sich überaus vorsichtig zeigt. Man wünscht offenbar in Paris und glaubt auch diesen Wunsch in Berlin gecheckt, das; der Präsident Krüger in irgend einer Form die Intervention der Groß mächte verlangen möchte. Jedenfalls steht so viel fest, daß, wenn England leinen Ucberfall gegen die Buren wirklich zur Ausführung bringt, die eventuelle Beschlagnahmung der Tclagoa-Bucht aus leinen Fall seitens Frankreichs, daZ dann Madagaskar bedroht sehen müßte, ruhig hingenommen werden möchte. Zn», Bestich des dentschen Kaiier s an Bord der „Iphigenie" schreibt stives Gnvvt im „Siöcle": „Nebertreiben wir nichts. Der deutsche Kaiser bat den Wunsch geäußert, ein französisches Kriegsschiff zu' besuche»: ihm eine Ablehnung cntgegenzusetzen, wäre eine unbeschreibliche Flegelei gewesen. Ter Austausch der Drahtungen zwischen dem Kaiser und dem Präsidenten waren Höflichkeitsbezeigungen. Nur Nationalisten, die Frankreich eher heute als morgen in de» Krieg stürzen möchten, können mit Pollonais vom „Soir" sagen, der deutsche Kaiser habe nls Frohn- hcrr seinen Fuß auf die „Iphigenie" gesetzt. Th at stich sich ändert der Besuch nichts an der Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland. Wenn er. wie die Nationalisten behauvten, eine Vorrede zum WeltanssteUnngsbeiuche des deutschen Kaisers ist. so sagen wir, daß zwischen dem Besuche eines Kriegsschiffes in einem ausländische» Hasen und einem Spaziergang in Paris ein Untcr- jchicd besteht. Das jüngste Ereigniß wäre Alles in Allem nur dann hochcrnst, wenn wir das Unglück hätten, viele Deroulödes, Drnmonts und Jestiiten nntcr uns zu haben, die nicht zögern würden. Frankreich in die schlimmsten Abenteuer zu stürzen, wenn sic hoffen könnten, im Trüben z» fischen." Die „Gazette de France" veröffentlicht einen Geheimbericht des früheren Polizeivrafetten Blaue an den Oberstaatsanwalt vom Mär; 1800. nacb welchen« die Partei der Royalisten die Anti- scmitenliga und die Patriotenliga stibvcntionirt und sür den Putsch versuch Dörvulede's 300,M« Francs ausgcgeben habe. Törouludc crkläct stn „Drapeau", daß cr entschieden gegen die Behauptung vrotestiren müsse, cr sei ei» Verbündeter des Herzogs von Orleans. Er habe niemals von der monarchisthcheii Partei Geld erhalten: cr wisse, was cr «volle — die Republik für und durch das Volk sei und bleibe sein Ziel. Was seinen letzten Putschversuch anbetreise, so behauptet Doroulede, daß er diesen mit eigenen Geldmitteln in Scene gesetzt habe. — Tic konservativen Blätter, besonders der „Figaro" und der „Gciulois". und mehrere republikanische Blätter, darunter der „Mcitin", nehmen den Bericht des vormaligen Polizci- vräsettcn Blcme nicht ernst, sondern betrachten ihn als eineMyili- fftativn. Der „Soleil" stellt die Frage, ob dieser Bericht nicht auch ein Werl von „Karl", des Freundes Bcaurepaire's sei. Das „Journal" behauptet, im Verlaufe der Untersuchung über die Machenschaften der Royalisten «eien mehrere bloßstcllendc Schrift stücke, darunter Briefe des Herzogs von Orleans, aufgefunde» worden, die über die Absichten deS Herzogs keinen Zweifel ließe». Der Bevollmächtigte des Herzogs äußerte einem Redakteur des „Figaro" gegenüber, der in der „Gazette de France" veröffentlichte Bericht «ei authentisch: cr befinde sich in dem Aktenbündel, be treffend die ropalistiiche Jugend. Unter den vom Präsidenten Loubet anläßlich des bevorstehen den Ncitioiialscstes Begnadigten besindcn sich de JvicS- EvinbeS und de Banley. welche in Folge der Ausschreitungen aus den« Rennplätze in Autcuil verurtheckt worden waren. Pater Flaminiaiius, der angeichuldigt worden war. einen Knaben in einer Erziehnngsanstait in Lille ermordet zu haben, wnrde außer Anklage gestellt und sofort aus freien Fuß gesetzt. Die drei französischen Artilleristen, welche am Sonnabend von den italienischen Behörden sestgciioinmen wurden, sind nach einem Verhör frei gelassen worden. Das Verhör ergab, daß sie ohne Borwisscn die Grenze überschritten hätten. Italien. Die drei deutschen Botaniker, die bei dem Eolle di Bttirta bei San Rcinv verhaftet worden waren, sind wieder frcigclassen worden. DaS Rnuberunwesen auf der Insel Sardinien hat wieder einmal zu einen« blutigen Kampfe geführt, der noch weitere zur Folge haben dürfte. Wie aus Sassari berichtet wird, sandten die dortigen Behörden aus die ihnen zugcgcingene Nachricht, daß sich mehrere Banditen in dem dichten Walde von Morgogliai ver borge» hielten, Carabinieri und eine Truppenabtheiliing dorthin, uni de» Wald zu umzingeln. Es kam zu einem Znsammcnftvß mit den Banditen, bei welchem zwei der Letzteren gctödtcl wurden Ein Vice-Brigadier der Carabinieri wurde verwundet und ein Carabinicrc getvdtet. Die Banditen ließen Waffen und Lebens mittel zurück Ter Wald wird fortdauernd cernirt. Innerhalb eines Zeitraums von weniger als zwei Monaten haben die Be hörden 61 Banditen festgenominen, darunter 25, aus deren Ergreif ung Preise ausgesetzt waren. England. Im Unterhaus fragte der Ire Davitt an. ob cs wahr sei. daß die Soldaten in Südafrika mit den berüchtigte» D u m d u m - Geschosse» bewaffnet seien, die die Haager Konferenz verurtheiltc. Der Staatssekretär des Krieges Wyndham erwiderte, daß diese Geschosse in Woolwich sabricirt und allerdings nach Südafrika verschickt worden seien, worauf die Iren schrieen: „Es ist eine Schande!" Im Hause herrschte die größte Aufregung über diese 'Auskunft, die sich auch nicht legte, als der Speaker die Lärmenden zur Ordnung ries. Als Epilog zum Londoner Frauen konstreß hat das eng- lstche Unterhaus das Amendement des Oberhauses zum Londoner Städteverwaltungsgesetz angenommen, wodurch der besseren Hälfte des menschlichen Geichlechts Sitz und Stimme in den Rüthen der Verwaltung der verschiedenen Gemeinden, in die der Koloß der Metropole zerfallen wird, nachträglich verwehrt wird. Bet aller Shmpathie für die Damen, die das Pech batten, gerade in den Tagen der großen Propaganda für die Rechte ihres Geschlechts diese Ablehnung zu erfahren, scheint doch die allgemeine «Stimm ung in England daraus hinzudeuten, daß man sich davor hüten will, ein all»« rasches Tempo in der Erweiterung der öffentlichen Rechte der Frau ei,«Zuschlägen. Es rst woyi meyr aus diesen all gemeinen Gesichtspunkten, wie aus der Furcht vor einer Schädigung der Interessen Londons, die Ablehnung mit iv über wältigender Mehrheit dnrch's Oberhaus vollzogen und nachträglich durch s Unterhaus ratisizirt worden, worin seinerzeit die Freunde des Frauenstimmrechts durch einen glücklichen Zufall eine Mehr heit zu Gunsten ihrer Wählbarkeit in die Magistrate zu erhaschen vermocht hatten. In einer Versammlung der Liberal-Forwards in London wnrde bezüglich der Transvaal-Frage eine Resolution an genommen, in der crllärt wurde, daß die Versammlung die Abstellung der Beschwerden der Uitlanders zwar wünsche, rückhalt los aber die böswilligen Versuche eines TheileS der Presse und gewisser Parlamentsmitglieder verurtheile, die das Land zum Kriege drängen wollten. Nuffland. Wie bereits in einem Thccke der gestrige«« Auslage unseres Blattes gemeldet wurde, ist in Abbas Tuman de« Großfürst-Thronfolger Georg von Rußland infolge einer plötzlichen starken Hämorrhagic in der Kehle gestorben. De« Verstorbene wurde als zweiter Sohn Aleranders III, am 27. Avril (jo. Mai) 1871 zu Zcirskvie Selo geboren. Er «vnr von Kindheit auf schwächlich, und es bildete sich bei ihm. als er noch im Jung lingsalter stand, ein Lungenlciden ans. das sich bald derart vor schummerte, daß sein 'Ableben nur die Frage einer verhältnißmäßig kurz bemessenen Spanne Leit sein konnte, 7m den letzten Jahre» hat er ausschließlich im süde» gelebt : den größere» Theil des Jahres Pflegte cr in Abbas Tuman in Trnnstankasie» zu per leben. Im Winter l807 ging er nach der Riviera, doch ver scklimmerte sich sein Zustand seit der Zeit io, daß es unmöglich erschien, ihn im vorigen Winter «nieder die Reise »ach dem Süden antrctcn zu lassen. Er war Chef mehrerer russischer Regimentei und wurde in den Listen des Könial. Preußischen Ulanen Regiments Kaiser Alcrandcr III von Rußland (Westvreußiiche dir. l) geführt. Berlin hat er zum letzten Mal im Jahre ISA« mit seinem Vater. Kaffer Alerander III.. besucht. Tic russische Thronsolge ist init dem Tode des Großfürsten Georg aus dessen jüngeren Bruder, den Großfürsten Michael, nbergcgangen, der am 22. November (4. Dezember) 4878 zu Petersburg geboren wurde. Die Erbfolge würde jedoch, wenn den« Kaiser ei» Sohn geboren werden sollte, aus diesen übergehen. — Der „RcgiernngSbotc" vc, össentlicht nachstehendes Manifest des Kaisers: Am 28. Juni a. St. verstarb in Abbas Tuman Unser geliebter Bruder, Thron folger Großfürst Georg Alcrandrowitich. Die Krankheit, von de« der Großfürst befalle«« war, konnte vielleicht, wie cs schien, de« eingclciteten Kur und dem Einfluß des südlichen Klimas weichen dach Gott hat cs cmdcrS beschlossen Indem wir Uns ohne Murren dem Rathschluß Gottes unterwerfe», fordern wir alle ge treuen Untcrthanen aus, den liefen Kummer init n»S zu theile» und herzlich um die Seelenruhe Unseres verewigten Bruders zu beten. Von »nn an, so lange es Gott nicht gestillt, Uns durch die Geburt eines Sohnes zu «cgiici«, gebührt das Recht der Thron folge au« der Grundlage des Erbfolgegen'i'.es Unserem geliebten Bruder Michael Alerandrowiiich. Gez. Nikolaus. — Wegen des Ablebens des Großsnrsten-ThrvufolgerS ist am Kaiserlichen Hole eine dreimonatliche Hoitrauer angeordnet worden. Die Minister des Innern, des öffentlichen Unterrichts und der Justiz, svwic der Oberpwtnrcttor des heiligen Synod erließen eine gemcinsgnie Verfügung, durch die das Erscheinen des Blattes „Natschalo" vollständig verboten wird. Bulgarien. 'Ans de» kritischen Tagen in Bulgarien liegen setzt Mittheilungc» r» bulgarischen Blättern vor, die unter« Couvert versandt worden sind. Karawelv's Blatt beschuldigt offen! den Fürsten, daß er sich sofort nach Untersertignng der Cöenbahn- verträge eine halbe Million Fraurs auswhien ließ. Zaickows „Bulgaria" schreibt« „Ferdinand »neckt in Elnmgrad und wartet Geld aus dein Ausland ab. um sorglos Lnstreiien zu nnternehmeii". Stoilvw'S „Mir" deutet gchcimnißvvll a», daß Bulgarien vor einem drohenden Gewitter stehe. Seil einigen Tagen erscheint ein Gehcimorgan unter dem Titel „Republik", das den Fürsten be schuldigt, das Land verkauft zu haben. Tie Redaktion dieses Blattes gab auch eine Broschüre gegen den Fürsten heraus, die jedoch in Rnstschnck in der Druckerei koniiszirt wurde. 'Am heftig sten greift den Fürsten die „Tribuns" an. die nach dem Sturz Stoilvw'S gegründet wurde. DaS Platt beschuldigt den Fürsten, den Eid aus die Verfassung gebrochen zu haben. Bulgarien brauche nicht einen Herrscher, der nur an Vergnügungen denke und sich dcffür zwei Millionen vom Volle zahlen lasse. Tie«c Nummer wurde konsiSzirt. Serbien. Bis >etzt wurden in Folge des Attentats aitt Milan v e r h a f t e t: drei ftÄhere Minister, drei Staatssekretäre, zwei KassntioiiSrichter. fünf Hochichnlprofessorei«. vier Gymnasial Direktoren, vier Lehrer, zehn Abgeordnete, vier Rechtsanwälte, zwei Prälaten, vier Studenten, zwei Oberste», zwei Hanpttcntc. Letzterer Umstand beweist, daß der Radikalismus auch in die höheren Offizierskreise gedrungen ist: die jüngeren Offiziere sind größtcn- theils radikal angehcmcht. Uebrigens dauern die Verhaftungen fort. Im Lande herrscht große Erregung. Tie nichtverhaftcten Radikalcnführer versandten ein Rundschreiben, worin sic zur Ruhe mahnen. lieber die Stadt Belgrad und das Departement Belgrad ist der Belagerung S z » ft a u d verhängt worden. Die Maßregel wurde beschlossen in Folge gewisser Enthüllungen im Lause de« Untersuchung über das Attentat auf König Milan. - Tic Verhäng nng des Bclagernngsznstandcs wnrde durch Königlichen Utas im Amtsblatt bekannt gemacht. Dieier bestimmte zugleich, daß die Geltung des Standrechtes nnch ans die anläßlich des Attentats am König Milan verhastclen Personen ausgedehnt werden soll. — T«n dikalce, wurde vc»« übergeben. Zwe« et worden. De« d>ck" hat das Erscheinen eingestellt. Der AppellatiuiiSrrchte 'Nastns Antonvvitsch ist zum Untersuchungsrichter in der Attentats- Afsairc bestellt worden. 'Amerika. Der New-Norker „Globc" meldet. .Kriegs minister Alger wurde vom Präsidenten crincht, seinen Potte» niederzulegen. Der Kriegsminister verweigerte dies mit dem Be merken, er wisse nicht, warum er nicht im 'Amte bleiben solle, da er doch a» der allgemeinen Rcgieruiigspvlftik festhaltc und de« republikanischen Partei treu bleibe. Der Präsident erachtete die Haltung Alger's für anstößig. Er beries den Oberst Rvoicvelt und bot ihn« daS .Kricgspvitescnillc an. Sollte dieser den Posten nnnehmen, so dürfte die Armee auf den Philippinen hinlänglich verstärkt werden, um die Insurgenten in einem turzen Feldzug zu zertrümmern. General Otis soll im Oberbefehl durch General Lawton ersetzt werden. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat das von Oestc« rcich-Ungarn gestellte Verlange», die Hazlctvn - Angelegenheit durch ein Schiedsgericht entscheiden zu lasse», abgelchnl Der Konflikt stammt aus dem Jahre 1897, Damals entstand am 17. September in Hazleton (Peiinsylbanicii) ein Streit zwischen de« Polizei und streikende» Arbeitern, zumeist Slovakei«, wobei viele Arbeiter getvdtet wurde««. Infolgedessen wurde die Bezahlung einer Enrschädigung an die Hinterbliebenen begehrt, und da dies in Washington verweigert wnrde, die Verweisung der Sache an ein Schiedsgericht beantragt. Von Kapitän Coghlan, der sich vor einiger Zeit in Rewyork in so gehässiger Wehe über die deutsche Politik ausgc sprochen und ein Svottlied aus Kaffer Wilhelm gesungen hatte, ist in St. Louis in Gesellschaft von Dcutich-Amerilaiicrii ein Hoch aus de«« deutschen Kaiser ausgebracht worden. Sämiiitliche Zeitungen berichteten diesen Vorfall mft großen Uebcrschriften, und manme. Z B sogar die ernste Newyorker „Times", benutzte«! ihn als Gegenstand zu Leitartikeln, in denen der Beweis versucht wurde, daß die Deutsch-Amerikaner sich mit Coghlan versöhnt hätten Der Vorfall trug sich angeblich so zu: Die Loge der „Elks", zu welcher auch Coghlan gehört, hatte eine Straßenvaradc gehabt, nach welcher der Kapitän sich in eine Schänkwirthschast begab, in welcher sich zufällig gegen fünfzig deutsche „ElkS" aus Cineinnat« niedergelassen hatten. Man erkannte den Kommandeur deS „Raleigh" und zeigte ihm ein freundliches Gesicht. Er mischte sich unter die Derttichen, es kam zum Händeschütteln, und schließlich trat de, Kapitän an die „Bar und lud alle Anwesenden cm, mit ihm aus das Wohl des Kaisers Wilhelm ein Glas zu trinke». Das wurde mit Freude angenommen, und Coghlan rief: „Hoch der Kaffer!", woraus die Deutschen inbelnd mit einslimmten. So lautet der Bericht. Die Newyorker „Times" meint die Deutschen zu loben, wenn sia sagt, daß, wenn Coghlan unter gleichen Umständen in eine Gesellschaft von Italienern, Spaniern ober Franzosen gcrathen wäre, es ihm wahrscheinlich schlecht ergangen fein würde. Dem Kapitän des amerikanische» Dampfers „Paris", der am 31. Mai bei Cornwall Schiffbruch «litt, wurde auf zwei Jahre daS Patent entz ogen. Er gab rn. einen Fehler in der Be- .noing wcnan vernagele«« Pernmen ansgeocyni Iveroen io CrzpricsterMikia Ginriesa, ein hcrvmmgendei« Radikaler. Uzcca nach Belgrad gebracht und der Polizei übergel Mitarbeiter des Journals „Odjck" sind perhastct wo« Dresdner Nachrichten. Ar. IVI. Seite 3. Mittwoch. 12. Juli 1890