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Nr. Z7Z Leite 2 — »Dresdner Nnchrlchten" — Mttwoch. tt. «a>afi 1S2« eine Etnheitsflagge zu schaffen, Uber die zxrzeit im Ausschuß beraten wird, schien letzthin in der Flaggenfrage eine Art stillschweigender Burgfrieden eingetreten zu sein, auf Grund dessen man ans der Rechten annahm, das« die leitenden Stellen möglichste Ziirücklxiliung üben und insbesondere auf die zwangsweise Beslaggung der Schulgebäude mit Schwarz-Rot- Gold verzichte» würden. Daß diese Erwartung leider eine Täuschung war, beweist ein Erlaß de» preußischen Kultu». minister», der den Schulen die Anschaffung schwarz, rot» goldener Fahnen anbefiehlk, um sie am II. August zu bissen. Diese Verfügung hat auf der rechten Seite starke» Un- behagen auSgclöst. dem auch die „Tägliche Rund'chau" unver. bullt AuSbviick gibt. Das volkSpartetliche Organ, dessen Aeußeruugen wegen seiner Beziehungen zum Reichsaußen- minister immer eine besondere Bedeutung zukommt, erklärt u. a., eine solche veflaggung werde, wie die Dinge zurzeit liegen, in sehr vielen Gemeinden direkt als ein »nsreuiidlicher Akt gegen die Anhänger von Schwarz Weiß-Rot empfunden werden. Darin liegt der wunde Punkt des ll. August, und e>>e der nicht ausgemerzt ist. kann es nicht besser werden. Wie wenig guter Wille auf der (Gegenseite zur Herbei führung eines Kompromisses herrscht, läßt sich aus der Haltung der radikalen Presse nur zu deutlich eutnebmen. Der „Borwärts" gibt die Parole auS: ..Run erst recht Schwarz- Rot-Gold!" und regt sich darüber auf. daß Bauern und Württemberg amtliche 'fieranstaldungen am N. August ab- gelehnt Ixiben. Die Württembergcr Erfahrung ist für die Sozialdemokratie deshalb sehr schmerzlich, weil dort da» Zentrum regiert, I» beiden Ländern haben die Regierungen die Anregung des Reichstniienministers zu einer „schlichten amtlichen Bersannngsfeier" lediglich zur Kenntnis genommen und den einzelnen 'Behörden kreigestcllt, am BerfassungStage die ichu-arz weiß-rete Fahne aufziiziehen. Der ,.Born»ärtS" ist darüber sehr erbost und richtet an das Sutrum „mit seinem starken Einfluß in Württemberg" die Frage, waS denn alle republikanischen Kundgebungen und Versicherungen für einen Werl hatten, wenn die maßgebenden Perlönlichkeiten der Partei in amtlicher Siellnng nichts täten, um derartigen Versicherungen auch öffentlich und insbc'vndere bei einer Kundgebung wie der ReichsversassungSfeicr in der not wendigen Form Ausdrink zu geben. Derartige Vorkommnisse beweisen immer auf» neue, wie sehr sich die Linke auf die unhaltbare Formel „Republik gleich Reichsbanner" versteift. Es ist die verhängnisvolle Eigenschaft des KiaggenstreitS, daß er unser nationale» Erbübel, die innere Zwietracht, fort, gesetzt schürt und nährt. Auch die bedauerlichen Szenen, bt« sich auf dem Bonner Stubententage abspielten, müssen allen einsichtigen Volksgenossen ohne Unterschiod der Partei da» (tzewissrn dafür schärfen, daß dt« endliche Ausschaltung eine» so gefährlichen Zankapfels au» nuferem bffentllchen Lebrn rin« dringende vaterländtsche Ausgabe ist. Daß dl« Lieb« zu Schwarz-Nelß-Rvt sich schlechterdings nicht unterdrücken läßt, daß jede patriottlche Begeisterung mit elementarer Gewalt Ilch lm Zeichen der alten Farben Lust macht, ist eine unnmsiöß. llche Tatsache, die bei zahlreichen Gelegenheiten allgemein in Erscheinung tritt und deren Wirkung sich am VcrfassnngSlage in seiner heutigen Gestaltung durch die kühle Zurückhaltung der patriotischen Kreise wegen ihrer geflissentlichen Briiö- kicrung durch eine schwarz-rot-goldene Partctinachc offenbart. Wenn die Vcrsassungsfeier wirklich zu einem Rationalsest werden soll, dann muß man auf der Linken völlig mit der bisherigen üblen Gepflogenheit brechen, den 11. August ein seilig im Sinn« der Nrichsbanner^Organisatton auszuwerten,- dann darf die Linkspresse nicht jedeSmal in tendenziöser Weise auf Schwarz-Rvt-Gold hernmreiten und gehässige Vor stöße gegen Schwarz - Weiß - Rvr unternehmen. Mögen doch beide Flaggen friedlich nebeneinander weben, bi» man über die neue Einheitsflagge zu einem Einverständnis gelangt Ist! Das könnten sie sehr wohl, wenn der politische Kamps bei uns mit dem Anstand geführt würde, der in der Achtung vvr der ehrlichen lleberzengnng de» Gegners wurzelt. Solange aber die radikale Linke dem übrigen Teile des deutichen Volkes eine VersassinigSfelcr ln ihrem parteipolitischen Sinne anfzunötigen sich anmaßt. wird eS auch bei dem jetzigen Zu- stände sein Bewenden haben, bet dem der 11. August gerade deS wichtigsten Merkmals eines wahrhaften Rationalfestes ermangelt, weil seine Feier nicht ci'iS einem Herzensbedürf nis des Volkes liervvrgeht und nicht alle Gemüter in einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl vereinigt. Fetzt ist die Vcrfassilngsfeier im wesentlichen gleichbedeutend mit einem RcichSbannertag«. Deshalb ist der ll. August für die Nalion ein toter Tag. Frankreich beschwichtigt in Washington. S«n»»rk. 10. August. Während die amerikanttche, Zet. tunge» fast ausnahmslos tn Leitartikeln ba» Vorgehen SlemenceanS nicht billigen, versucht der französische Se. fchäfi»trä»er di« vernichtende Wirkung de» Briefe» dadurch abzuschwllchen. daß er erklärt. Elemencean» Brief trage keinen amtlichen Charakter- Präsident Coolidg, batte von seinem Fertenort aus ein lange» Telrphongespräch mit Staatssekretär Kellogg wegen de» Briefes. Am nächsten Sonnabend wirb der Präsident mit Hoover über die Schul- benfrag« konferieren. Senator Ernst, -er Hauntberater der Regierung tn der Schuldensrage, erklärt«. Clemencean» Vort« seien iMpertinent m»d unverschämt. «ebnltch scharf« Worte werden Cvoltdge zugeschrieben. lW. T. V.t Dt« Folge de» EIemeneea«-Driese» Erneuter Frankcnrückgang. Berlin, IN. August. Die starke AnfwärtSbewegimg de» Franken in den letzten Tage» ist nicht von Dauer gr- wesen. Angesicht» de» langsamen VorwärtSschreitenS der Sa. »ierungöinaßnahmen, vor allem aber unter dem Eindruck der schrossen Absage Amerikas «ns daS Hilsegesnch ClömenecanS, ist der Frank, -er noch gestern mit l64 notiert wurde, lzeute auf 170 gegenüber dem englischen Pfund zurückgcgangcn. Drlan-s neues Datkan-System. Pari», 10. August. Der setzt unterzeichnet« französisch-rumll. ntsche Frenndschasts. und Garantievertrag ist de» Blättern zu« folge auf Grund ähnlicher Verträge abgeschlossen, wie die Ver träge Frankreich» mit Polen und der Tschecho-Slowa. ke i. ES bandle sich um einen reine« Desenflvvertrag ,»r Ausrcchterhaltnng deS »totu» quo ans dem Balkan. Ein ähnlicher Vertrag wie mit Rumänien ist auch mit Jugoslawien bereits paraphiert und steht vor der Unter. Zeichnung. Die franzö'-sche Negierung, sv schreibt der „Matin', hat mit diesen Verträgen alle ihre Ziele im neuen Orient erreicht. Die jugoslawische Note an Bulgarien. iDurch Funkspruch.) Hörsing sucht sich zu rechtfertigen. Maßlose Ueberheblichkeilen gegenüber -er Justiz. Berlin, 10. August, In der Linkspresse meldet sich heute der Oöerpiäsiöeut der Provinz Sachsen, Herr Hörsing, zum Wort, um sein unberechtigtes Eingreifen in die Magdeburger gerichtliche Untersuchung zu rechtfertigen. Er erklärt, daß er Rudolf Haas bis zur Stunde nicht kenne und nie g e i e h e u habe. Den Vater und Bruder des Rudolf Haas habe er erst nach der Inhaiticriuig kennengelernt. Keiner von den Haas sei Sozialdemokrat, keiner von ihnen gehöre dem Reichsbanner au. keiner von ihnen habe mittel- oder unmittelbare Betrüge dem Reichsbanner gegeben. Als ich von der Verhaftung deo Ru doli Haas, süürt Hörsing weiter aus, erfuhr, war ich mir auch nicht eine Minute darüber im un klaren, daß diese Verhaltung entweder ein Wahnsinn oder ein Verbrechen oder beides war. Da mir von mehreren sehr an gesehenen Bürgern, u. a, auch durch den Schwager deS Inhaf tierten. den Bundeoschatzmeistcr deS Reichsbanners, meinem Freunde Paul Krohn, der seit fahren sich mit der Firma HaaS überworscn halte, mit allem 'Rachdruck versichert wurde, daß der inhaftierte Haas ein intelligenter, geistig gesunder und srikcher Mann ist, forschte ich nach, ob denn die Hauptvoraus- setzung -er Mordbcichiildigung, nämlich die Steuerhinter ziehung, ziitreffe. Ich stellte fest, daß einige Finanzbcamte seit mehr als einem Jahre bei Haas die Bücher revidieren, aber kein Ment cd, am allerwenigsten das Finanzamt, weiß etwas von einer Steuerhinterziehung der Firma Haa s. Aus diesem Tatbestand folgerte ich nun, daß für (vias ein Mord oder Anstiften dazu nicht in Frage kommen kann. In jedem Falle stand eine „politische" s?> Un geheuerlichkeit allertollstcr Art bevor, die ich als politischer Kommissar der Staatsregicrung verpslichtct war, mit allen mir zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln zu verhindern. Es folgen dann Lobeserhebungen auf den Polizeikom missar Büsdorf und Angriffe gegen verschiedene Richter und einen Staatsanwalt wegen ihrer rechtsgerichteten politischen Gesinnung. Hörsing spricht von einer „völkisch-nationalistischen Iuristengruppe im Magdeburger Iusti^ialast", deren Führer der Landgerichlsdirektor Hosfmann sei. der Präsident der NeichSdisziplinarkammer, Bezirk Magdeburg, der bis zum 1. August Vorsitzender der für die Haflbeschwcrde zuständigen Strafkammer war. Gleichzeitig lmt Herr Hörsing der Linkspresse eine Er klärung übermittelt, in der er u, a, behauptet, daß in Deutsch land „das Recht durch die Reaktion in der Justiz verloren sei". Dem Reichsbanner stehe ein harter Kamps bevor, und es werde ihn zu führen wissen. Es ist Herrn Hörsing zu empfehlen, sich folgende Aus lassungen des vvlksparteilichen rheinische» Organs, der „Kölnischen Zeitung", zu Gemiite zu ziehen: „Wenn eines der schönsten Privilegien unseres Landes, die Nnbceinsluß- barkcit und Unabhängigkeit der Richter, in den Parteisumpf hineingezogen wird, dann kann man wirklich bedenklich wer den, wohin es mit uns geht. Das aber ist der Sinn des Kriminalftrcitcs von Magdeburg sowie des Kampfes, der hinter den Kulissen gestihrt wird und dessen weitere Aus wirkungen die Oefscntlichkeit wahrscheinlich erst später er fahren wird." Das Blatt beschäftigt sich dann eingehender mit der eigen tümlichen Stellungnahme der Linkspresse für die Person des Magdeburger Industriellen Rudolf Haas, den Schröder anführie, um sich zu entlasten, und schreibt: „Die Berliner Linkspresse hatte hcraiiSgcsnndcn, daß HaaS jüdischen Glan- bens, demokratisch und dem Reichsbanner nahestehend war. Also stürzte sie sich für ihn ins Gefecht mit einem Eifer und einer Hetze, die wahrscheinlich erst die Magdeburger Richter in ziemliche Ungclegcnheit gebracht haben. An und für sich wäre es Pflicht der Presse gewesen, jede Parteinahme aus dieser Lache herauszulassen, bis die Untersuchung beendigt und alles geklärt war. Was auS der Rechtspflege in Zukunft werben soll, wenn solche Erscheinungen bei jeder Mordsache vor, kommen, danach kann man sich wirklich fragen. Schon die Entsendung von Kommissaren aus Berlin wird nicht jedem UntersuchiingSrichter in der Provinz recht sein. Der Fall ist zwar bei manchen Mordiachen der letzten zwanzig Jahre vvrgckomiiicn, aber eS kommt dann immer darauf an, das, diese Kommissare sich innerhalb ihrer Zustän digkeiten halten, und daß sie sich vor Indiskretionen hüten. Dies letztere haben nun die Berliner Kommissare in der Mordsache Selling bestimmt nicht getan. Die Art. wie die Linksblättcr jede Vermutung als Gewißheit, icde Kom- bination als festen Schluß verkündeten insofern es sich um die Entlastung von Rudolf HaaS und um die Belastung des ihnen verhaßten Untcriiichungsrichters Kölling handelte, muß Unwillen und Kritik hcrauSsordern. Tie Magdeburger Pollzet und die Untersuchung hatten die Fährtevon HaaS ausgenommen. Sie war eine Fährte wie jede andere. Sie mußte zunächst verfolgt werden, auch wenn das End ergebnis, wie es jetzt wahrscheinlich ist. sich als nicht richtig erwteS. In Magdeburg wollte man den geruh- kamen Gang der Untersuchung abwartcn. Dazu ließen aber die Berliner Kommissare, die Berliner Kritik und die ganze künstliche Parteihetze, die sich daran knüpfte, gar keine Zeit und gar keine Stimmung. Man konnte wirklich glauben, diese Mordgeschichte Helling sei wieder einmal eines der Mittel, einen Volksteil gegen den anderen anszuhetzen." Herr Scvcring läßt sich ebenfalls hören, indem er In einem Schreiben an den Polizeipräsidenten von Berlin den Leiter der Kriminalpolizei, Dr. Weiß, und dessen Beamten seine uneingeschränkte Anerkennung wegen ihrer Magdeburger Tätigkeit auSspriclit. Aus dem Preußen Severings. Die Partei über alles. Berlin, 10. August. Nachdem die Mißwirtschaft, die durch den sozialdemokratischen Landrat Krüger im Hannover, scheu Landkreis Linden herbeigefiihrt wurde, durch den Sturz dieses Beamten ein Ende gefunden hat. soll nun als Nach, folgcr Krügers wieder ein Sozialdemokrat, und zwar der Landgertchtsrat Dr. Scholz, auSersehen sein. In Znsammenküiistcn der interessierten Bevölkcrniigskrcise wird demgegenüber darauf hingewicscn, daß die Ernennung eineö unpolitischen Landrats erforderlich sei. In einer Entschließung wird von der preußischen Staatöregicrung gefordert, daß sie die Entscheidung über diese Frage ihrerseits aussctzt und nicht in die kaum beseitigte Verwaltung des Landkreises Linden durch einen neuen Wechsel in der Person ihres Leiter» Unsicherheit trägt, solange nicht die Besprechungen mit den beteiligten Vevölkernngskreisen zu einem Abschluß gekommen sind. Zugleich wurde an den preußischen Innenminister ein Telegramm gerichtet, tn dem er gebeten wird, die Entscheidung betr. Ernennung eines Landratcs für den Landkreis Linden auszuietzen. Die angebliche Regelung der Bcsetzungssrage. heißt es in dem Telegramm, ruft bei der Mehrheit der Be- völkcrnug stärksten Widerspruch und Beunruhigung hervor. Das Eigentum und -er Wiener Iuriflen- kongreh. Wien, 10. Aaigust. In der von Lord Phillimore geleiteten Akcion »er International Law Association wurde heute die Frage »es Schutzes des privaten Eigentums bolmn- dclt. — Pros. Bellst berichtete über die Vorschläge, die der besondere Ausschuß der Gesellschaft ausgcarbcitet hat. Sie enthalten vier Grundsätze bzw. Feststellungen, deren Annahme der Konferenz empfohlen wird, und znnir: 1, daß Privateigentum nur gegen Entschädigung enteignet werden soll,- 2. den gleichen Grundsatz für den zwischenstaatlichen Rechts verkehr: 8, den Grundsatz, daß jeder Staat das Eigentum seiner Angehörigen gegen diskriminierende allgemeine vder offenbar ungerechte besondere Maßnahmen eines anderen Staates schützen darf,- 1. die Feststellung, daß auch In den FriedcnSvcrträgen fllr cnteigneteS feindliches Privateigentum eine Entschädigung vor- gesehen ist. In der Debatte erklärte der Präsident deS Reichs- gerichts. Dr, Simons, der Führer der deutschen Gruppe, daß er den Grundsätzen nur unter ausdrücklichem Vorbehalt ziistimmen könne, Der erste Grundsatz entspreche auch dem Landesrecht Friedrich» des Großen und !rt mit der Reichsver- sassung vereinbar, insofern schwerlich i» Deutschland ein Ent» «ignungSgesetz durchgehen werde. Las für wahres Privateigcn- tum nicht eine Entschädigung zuerkenne. Der zweite und dritte GrunÄsah «nif>prcche öer ständigen Praxi» deS Deutschen Auswärtigen Amtes. Die 4. Feststellung sei »war bedeutsam insofern, alS sie die Verpflichtung zur Entschädigung nochmals betone, aber die Mittel, mit denen die Verfasser der Frtedensverträge diesen Grundsatz diirchzufiihren versuchten, seien nicht in Ein- klang zu bringen mit dem bisherigen Völkerrecht. Während die Requisition ans den Kriegsschauplätze«, die Wegnahme für Kriegszwecke unter Verweisung des Enteignet«« an die Ent» ichädigung durch den unterlegenen Staat zulässig sei, müsse das Eigentum der Ausländer, die im feindlich«« Staat Woh nung genommen und ihm ihr Eigentum anvertrant hätte«^ vor solcher Behandlung sicher sein. Die richtige Behandlung finde sich vorgezetchnet im Vertrag zwilchen Friedrich dem Großen nn» den Vereinigten Staaten. Es sei unzulässig, baß der Siegerftaat sich von seiner Sntschäbignngspslich, dadurch srcizvmachen suche, daß er den unterlegenen Staat als Schuld ner unterschiebe, ganz besonders dann, wenn er gleichzeitig diese» Staat durch die anderen Vertragsbestimmungen imh» lungSnnsähig mache. Der Redner verwahrte sich deshalb aegeu jede Billigung solcher Methoden durch dt« internationale Law Association. Der Grundsatz 4 wurde alSdann von vielen Rednern de» kämpft, auch von Angehörigen der Sicgerstaaien. Endlich wurden die Grundsätze mit einem von Lord Phillimore ovr- grschlagenen Zusatz angenommen, der ausdrücklich die Me thoden der Entschädigung, die die Friedensverkräge »orsehe«, als unbesricdigend verwirft. sW.T.B.» Belgrad, 10. August. Der jugoslawische Gesandte tn Sosia, Nakitsch, wird voraussichtlich noch im Laufe des heutigen Tage- die Rote seiner Regierung in Sofia übergeben. Wie „Vreuio' erführe, enthält sie folgende Forderungen: 1. Anflösnng deS mazedonischen Komitee». , L. Auslieferung der Komitatfchi-Fiihrer. , ». Sntschädignng der Familie« der bei den ttinaste« Gren» zwischcnsällcn »ms Leben gekommenen Personen. sWTB.s Gute Ratschläge Englands und Frankreichs an Bulgarien. Belgrad, 10. August. Der englische Gesandte In Belgrad erschien gestern beim Minister des Acußcren, Nini- schitsch. und ersuchte ihn, wie „Politica" erfährt, um Jnfor- mationen über die jugoslawische Note an Ruiaarien. Der Ge sandte betonte, daß seine Intervention mit Wissen und Zu stimmung Italiens und Frankreichs erfolge und empfahl dem Minister des Aeußercn, den jugoslawisch-bulgarischen Streitfall der Septembcrtagung des Völkerbundes zu unterbreiten, Nlntschitsch gab die Wünsche der iugoilawischcn Regierung bekannt und versicherte dem Gesandten, daß die Haltung der jugoslawischen Negierung nicht im geringsten agressiv sei. Der französische Gesandte suchte gestern gleichfalls Ntntschitsch auf. Wie „Pvlitlca" erfährt, stand der Schritt de» französischen Gesandten tm vollen Einklang mit dem Besuch de» englischen Gesandten. Nintschitsch begab sich gestern nach Beides. (W.DB.) Der Ma-ri-er Vertrag. Zur Wahrung der spanisch-italienischen Mittelmeeriuterrssea. Rom, 10. August. Wie bereits gemeldet, ist der Abschluß eines italienisch-spanischen Freundschaftsver- träges bekanntgegeben morden. Obwohl seit dem spanischen Monarchenbeiuch zwilchen Rom und Madrid gut« Beziehungen bestanden, kommt die Nachricht überraschend. Die faschistische Presse gibt stolz zu, daß die Geheimhaltung der Vorbesprechun gen trotz des Zeitalters der „geschwätzigen Diplomatie" ge» lungcn ist. Der Vertrag wird dem Völkerbund zur Notifizie rung vorgelegt werden, doch, wie die „Tribuns" meldet, erst dann, wenn die Negierung den Zeitpunkt für gitnstig erachte» wird. Heber den Inhaltdes Vertrages wird vorläufig nur mitgetetlt, daß er weitgehend an die vorangegangencn Ver trüge mit der Schweiz, mit Diidslawicn und der Tschccho. Slowakei anknitpft. Auch sei der Vertrag sehr umfangreich. Der wichtigste Punkt sei die Zusicherung gegenseitiger Ren- tralität tm Falle eines unprovozierten Angriffes. Da die Verhandlungen in Madrid abgeschlossen wurden, soll der Vertrag den Namen „Madrider Vertrag" er halten. Die italienische Presse unterstreicht die Bedentuna de» Vertrages durch den Hinweis auf die gemeinsamen Interesse», die Spanien und Italien an der Verteidigung des Mittel, mccrrs hätten, wo beide Nationen znriickgesctzt würden, ferner die Bedeutung eines gemeinsamen Vorgehens in Nord afrika usw. Auch Kamenew abgeseßt. Die Moskauer Machthaber gegen die Opposition. Riga, 10. August. Wie eS hier heißt, ist der HandelSkoo» misiar Kamenew seines Postens enthoben worden. Zu seinem Nachfolger ist Mukajan, ein Freund Italien», be stimmt worden. Mukajan wurde erst kürzlich als Kandidat für den Posten eines Mitgliedes des politischen Bureau- ge nannt. Rakowskis neue Dolimachien sür Pari». MoSka«, 10. August. Der russische Botschafter tn Pari», Rakowskt, der zur Einholung neuer Instruktionen sür die Verhandlungen mit der französischen Regierung über die Schuldensrage in Moskau weilte, hat sür Paris neue außer ordentliche Vollmachten erhalten. Man spricht von weit gehenden Konzessionen in Südrußland, Interesslerung der französischen Schwerindustrie an südrnssischen Werken, sowie an der Ausrüstung der Schwarzcn-Meer-Flotte. sT. U.s Rumänien als Urheber -er russischen Unruhe- Nachrichten? London, 10. August. „Daily News" weist bezüglich der unbestätigten Alarmmeldiingen ans Rußland daraus hin. daß die Tatsache ihres rumänischen Ursprunges nicht ohne Bedeutung sei. General Averescu sei im Vcartss, Nom zu besuchen, um dort wichtige diplomatische Erörterungen zu führen, die u a. das beßarabische Problem berühren würben. Es sei keineswegs nnivahrscheinlich. daß unbedeutende Un ruhen im siidrussischen Nachbargebict Rumäniens statt- aefuiidcn hätten, und der Propagandawert einer Uebcrtret- bung solcher Unruhen sei klar. lW. T. B.i Lettisch-polnisches Zusammenwirken gegen Litauen. Riga, 10. Aug. Ende Juli hatte sich der lettische KriegS- minister und am 8, August eine Kommission, bestehend au» drei GeneralstadSossizieren nach Dünabnra begeben wo eiu Znlammcntrcssen mit polnische» Gcneralstabsosslzleren i« Gelände ftattsand. Diese Rekognoszierung steht ossenbar in Verbindung mit den Gerüchten über militärische Operatione» gegen Litauen. (T.-U.)