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Nr. 23H Seile 2 bemvkraten sein, nichts alS Sozialdemokraten, die innerhalb der internationalen Ziele vielleicht eine gewisse nationale Linie eingehatten wissen wolle», die aber eine zwischen Sozial demokraten und Demokraten siebende Gewerkschaftspartei mit nationale» fielen ebenso ablehne», wie sie an den grund legenden Stelen des Marxismus festzuhalten willens sind. Und so sehr man den Mut der neuen Männer anerkennen muh. mit dem sie »>n die taktische Einstellung ihrer alten Partei rinne», so wenig man auch dir Bedeutung zu verkennen braucht, die die neue Bewegung unter Umständen siir die ge- samte KoalitionSpolitik im Reiche und in den Ländern g«. winnen kann, so wenia wird man von der neuen Partei einen arundstürzenden Neuansba» der in überlebten Zielen seft- aefahrenen Sozialdemokratie erivarken können. Seit langem schon ist die Sozialdemokratische Partei eine Partei ohne Seele, eine Rur-Partei, in der man kein Wort mehr hört, das über das rein Parteftaktiiche hingnSgeht, und in der die Selbsibescheidnna aus das Organisatorische geradezu Mm Programmounkt geworden ist. Taktische fragen sind cS auch, um die es in dieser Partcikrise gebt. Und was ans der neuen Bewegung gniiüigslensalls bervorgche» kann, das ist eine ähnliche Spaltung, wie sie im Jadre Ulli, die Absonderung -er Unabliängigen von der Mebrheitssozialdemokralie gebracht bat. Elinas aber bat sich seit damals grundlegend geändert was ein bezeichnendes Licht ans die Wandlung wirft, die in der Sozialdemokratie seit 1!'-"-'. seit der Wiedervereinigung mit den Unabliängigen, eingetreten ist. Damals war die Bk i n d c r- heit radikal und knn.di.gle der besonneneren und mehr staats- bejahend eingestellten Mehrheit die Gefolgschaft. Heute aber ist der Nadikalisiernngsprozes! in der S. P. D. bereits so weit fortgeschritten, dag diejenigen, die an der damaligen Gin stellung der Ge'amtnartei sestbalten. z» einem verzweifelten Kampf gegen eine nberinäcbngc Parteiorganisation gezwungen sind, gegen einen Radikalismus und eine Unduldsamkeit, die es den besonnenen Elemente» der Partei unmöglich machte ihre Ansicht in der Parteipresse nur irgendwie znm Ausdruck zu bringen. Noch im Jahre 1828 war es der Unabhängige Crispien, der, im April d. I. ans Anlaß seines 58. Geburts tages von der Parteipresse angehimmclt, in seinem Handbuch der Unabhängigen Sozialdemokratie schreiben konnte: „Die Ebert, Scheidemanu Landsberg. NvSke haben jede Achtung bei den Massen verloren . . . Als Begünstiger der Weiße» Garde sind sie für immer in den Auge» des deutschen und internatio nalen Proletariats gebrandmarkt. So wenig wir uns einigen können mit Kgpftglisten und Agrariern, so wenig könne» wir uns einigen mit ihren Lakgien und Dienern, mit Verrätern gn der Arbeiterklasse." Das war vor sechs Jahren. Wer aber — Dresdner Tlachrichken — jetzt die gesamte sächsisch« sozialistische Presse verfolgt hat. der könnte auf den Gedanken kommen, daß dieses „Hand buch der Unabhängigen" da» Lexikon für die Schimpf- und Schmähworte gebildet hat. mit denen die Ueber.zengnng der 23 in den Schmutz gezogen wurde. Doch diese Schimpfereien gehen heule nicht mehr von einer radikalen Minderheit aus. sondern sie sind die Stimmen der allmächtig herrschenden Par teiorganisation. Und nichts kann deutlicher und einwandfreier das Mab der Radikalisierung kennzeichnen, die inzwischen in der Sozialdemokratie ringetreten ist. und die letzten Endes, da man heut« tm Zentrum und in der Demokratie mehr denn je auf die Sozialdemokratie baut, de» wahren Grund für den jämmerlichen Zustand der Innenpolitik im Reich« und in Preußen bildet. Diese Radikalisierung der Sozialdemokratischen Partei ge kennzeichnet und den Kainps gegen den sozialistisch-kommunl- stischcn Bolschewismus mit unerschrockener Energie gusgenom- men zu habe», ist schon ticiiie ein dauerndes Verdienst der ver antwortungsbewußten Organisatoren der neuen Partei Buck, ohne Rücksicht darm f. ob sie sich gegen eine übermächtige Par teiorganisation ohne Hilfsmittel und vor allen Dinge» ohne eigene Presse durchsetzen können oder nicht. Ob sie eS ver mögen. muß einer späteren Beurteilung vvrbcb'lten bleibe». Gewiß wird niemand verkennen, daß es leichter ist. mit radi- kalen, rein ans agitatorische Wirkung eingestellten Zielen die Massen hinter sich zu bringen, als mit einer Real- und Ver- nnnftSpolitik. wie cS die RechtSsozlalisten unternehmen. In sofern ist die neue Partei zweifellos weil schwieriger daran, als die frllhcre llnabtiünaige Partei. Anderseits aber kann man auch nicht übersehen, daß es gerade die Intelligenz der Sozialdemokratie ist. die sich a» die Spitze der neuen Bewegung stellt und die in den besonnenen Kreisen der Partei, und be sonders der Gewerkschaften, über einen weit größeren Anhang im Lande verfügt, als es die Parteiinstanzen erkennen lassen und wahr haben wollen. Anis seden Fall Ist das. was sich heule in der Sozialdemokratie vollzieht, mehr als ein interessantes Experiment. Es ist ein untriigliches Zeichen der schweren Krise, in die eine verrannte und verbohrte radikale Führcr- schaft die Pariei knnciiigcftilirt hat, von der die Entwickelung unserer innerdeutschen Verhältnisse zu einem sehr wesentlichen Teile abhängt. Und wenn man in der neue» Bewegung auch gewiß nichts erblicken kann, wgs neue grundstürzende Ideen eines parteipolitische» Zusammenschlusses. erkennen läßt, so läßt sich die Bedeutung dieser Entwickelung für die Koalitions- politik nicht verkennen, für die eine selbständige rechtSiozia- listischc Pgrteibildung.unter Umständen neue Möglichkeiten für die Fundierung der deutschen Politik schaffen könnte. Deutschland verlangt allgemeine Abrüstung. Gras Bernslorfss Erklärungen in Genf. iDarib F u n t I p k u lb.i Gens, 18. Mai. Der Führer der deutschen Delegation im Vorbcreüungsausschttß für die Abrüstungskonferenz, Graf B e r n st o r f f, hat in der heute nachmittag ervffneten Gene raldebatte eine Erklärung abgegeben, in der cS heißt: Die Regierung und die ö'sentliche Meinung der deutschen Republik baben mit viel Interesse und viel Sympathie alle Versuche des Völkerbundes zur Herabsetzung und Beschrän kung der Rüstungen verfolgt. Ans sittlichen Gründen muß kür die Zukunft die Vermeidung eines neuen Krieges angestrcbt werden: ebenso fordert dies die Politik, weil die Geschichte uns lehrt, daß übertriebene Rüstungen immer znm Kriege führen, und hinsichtlich der wirt schaftlichen Lage wird niemand bezweifeln, daß die durch den letzten Krieg verarmte Weit auf die Dauer keine schweren Rüstungen tragen kann. In der Präambel des Teiles 5 des Vertrags von Versailles geht dem die Abrüstung betreffenden Artikel eine Erklärung voraus, daß diese Maßnahme zur Er möglichung einer allgemeinen Abrüstung getroffen wird, und bekanntlich imben am >>!. ,3uni >819 die Vertreter Deutschlands nnd der alliierten Mächte einen Schriftwechsel geführt, ans welchem in durchs»» klarer Weise hervorgeht, hast die Abrüstung Deutschlands das Vorspiel zn einer plan mäßigen allgemeinen Abrüstung dnrch den Völkerbund sein sollte, die übrigens ausdrücklich durch das Protokoll von Lo carno vorgesehen ist. Ans Grund der erwähnten Vereinbarungen Hai daS deutsckw Volk vollkommen abgerüstet. DaS Ziel wird nach unserer Ansicht um so leichter zn erreichen sein, je mehr wir die Zahl der zu behandelnden Fragen be grenzen. Wie die Initiative der deutschen Negierung, die zu dem Abkommen geführt lxtt, zeigt, ist unsere Außenpolitik, wie ich erneut fcststelle» möchte, vollständig von dem Vertrag und dem Geiste von Locarno getragen. In dem gleichen Geiste müssen wir an die Abrüstungssrage Herangehen. Ohne Abrüstung wird der Völkerbund niemals erfolgreich arbeiten können. Solange cs ans der einen Leite übermäßig gerüstete Völker gibt nnd wieder andere, deren Rüstungen nicht einmal für ihre eigene Sicherheit ausrcichcn, wird die Durchführung der Völkcrbnndssaknng erheblichen Schwierigkeiten begegnen. Deutschland, das seine Verpflich tung zur Abrüstung so vollständig erfüllt hat, darf mit gutem Rechte erwarten, daß die anderen Nationen ihm ans diesem Wege folgen iverden, woraus sich für Europa und die ganze Welt ein Zustand dauernder Befriedung und gegenseitigen Vertrauens ergeben wird. Lord Robert Eecft erklärte anschließend, die Ab- rüstungsfrage müsse von den zwei Gesichtspunkten der wirt schaftlichen Zusammenhänge und der nationalen Sicherheit be trachtet werden. Wie alle anderen Länder, müsse auch England Ersparnisse in den Ausgaben für seine Streitkrüste erzielen. Was die Frage der Sicherheit betrifft, so bestehe die einzige Lösung in der Herstellung einer allgemeinen Sicher heit, dank der man zur allgemeinen A b r ü st u n g ge langen könne. Das englische Volk werde daran Mitarbeiten, um im Rahmen des Möglichen die Abrüstung, die eine Grund bedingung für den Frieden ist. zu einem guten Ziele zu führen. Der Abrüstnngsgcdankc sei keine leere Illusion, sondern sehr wohl praktisch durchsiihrbar. Nach den Darlegungen von Lord Robert Cecil und der bereits gemeldeten Erklärung des ersten deutschen Delegierten Grasen Berustoris sprach Gibson, der Vertreter der Ver einigten Staaten, als letzter Redner in der Generaldebatte. Er bemerkte daß Amerika im allgemeinen Wettrüsten einen wichtigen Faktor sehe, der den Ausbruch von Kriegen be günstige. Der Präsident der Vereinigten Staaten wie auch die amerikanische» Delegierten seien von dem zuversichtlichen Glauben erfüllt, daß bei gegenseitigem guten Willen ernste Fortschritte erzielt werden können. Für eine Politik der Rüstilngseinschränknngen wäre cs daS beste, regionale Bündnisse abznschlicßen. WaS die Abrüstung der S e c st r e t t k r ä f t e anlangt, so wirb die amerikanische Negierung sich jeder Maßnghme an- schlietzen. die dem Wettrüsten zur See neue Schranken setzt. Gibson schloß mi» der Forderung, daß da? gcacnscitigc Miß trauen, das das Wettrüsten mit sich bringt, ans der Welt ge schasst werden müsse. Nach einer längeren Debatte zwischen den Vertretern Englands, Frankreichs. Italiens nnd Belgiens über die Frage, was unter Abrüstung überhaupt zu verstehen sei, wurde beschlossen, die beide» Unterabteilungen der Frage 1: WaS soll nnter Rüstungen verstanden werden? an den tech. Nische» Unterausschuß zur Begutachtung zu über weisen. In der nichtöffentlichen Sitzung der Nbrüstnngskonfe- renz wurde über die Zusammensetzung der beiden Kom- «sfsionen des Völkerbundes, der ständige» beratenden Kommission für Militärsragen nnd der gemischten Kommis sion beraten, die dem Abrüstunaskomitee mit beratendem Eharakter als HilssauSscknisse bcigegeben sind. ES wurde beschlossen, die ständige beratende Militärkvmmission neu zusammenzusetzen. Ein italienischer Antrag, in ähnlicher Weise auch die gemischte Kommission neu zu bilden, indem diese nur noch aus Rcnierungöoertretcrn bestehen soll, hat wenig Aussicht ans Annahme. Bekanntlich gehöre» der ge mischten Kommission eine Reihe von Sachverständigen und vor allem auch Arbeitcrvertrctcr an. Die europäischen Armeen. Paris, 18. Mai. Nach einer soeben veröffentlichten Statistik des Völkerbnndssekretariats ist das Stürkcverhältnis der europäischen Armeen folgendes: Europa hat alles in allem 2 623 888 Mann unter den Waffen, während cs 1913 4 1861108 Mann hatte. Deutsch land hat aus Grund der Bestimmungen des Versailler Brr, träges die größten Einschränkungen vorgcnommen 185 888 statt 815 888j. 9kußland 562 888 statt 1 288 888. F r a n k r - i ch 841 888 statt 873 888. Italien 238 888 statt 275 888, Die „Informativ»" stellt an Hand der Statistik fest, daß nur Großbritannien und die Vereinigten Staaten ihre Heeresbcstäiide vermehrt haben. sT.-U.j Brasilien und -er Einlrilt Deutschlands in -en Völkerbund. Genf, 18, Mai. Nach Abschluß der Beratungen bcS Prüfiingöansschusses für die Zusammensetzung des Bölker- bnndrates haben noch politische Besprechungen zwischen dem Botschafter v. Hoesch und dem brasilianischen Bertreter MontarroyoS stattgcfundcn. MontarroyoS hat kurz vor der Abreise des deutschen Botschafters diesen ausgesucht und ihn über die brasilianische Haltung in der Ratsfrage im Auf träge seiner Regierung Mittcilnngen gemacht, die den durch die gestrigen Erklärungen des brasilianischen NertreterS be reits hervorgernscnen günstigen Eindruck von den Absichten Brasiliens hinsichtlich seiner zukünftigen Haltung zur Frage des Eintritts Dentschlgnds in den Pöllerbundörat noch wesentlich zn bekräftigen geeignet sind. Abreise ber RalskommWon. tDurch Funkspruch.> Berlin, 18. Mai. Botschafter v. Hoesch und Ministertal direktor Gauß, die Deutschland ans dein Prüfungsausschuß für die Zusammensetzung des Völkcrbundsrates vertreten haben, sind heute von Genf abgereist und treffen am Mittwoch vor- mittag in Berlin ein. Bei der Abfahrt des Botschafters aus Genf war der brasilianische Bertreter aus dem Bahnhose anwesend, um sich von Herr» v. Hoesch zu verabschieden. Berlin. 18. Mal- Die deutsche Delegation für die Studien kommission des Völkerbundes wird am Mittwoch früh wieder in Berlin sein, Botschafter v. H o e s ch nnd Ministerial direktor Dr. Gauß werden dem NeickSkabtnctt Uber die Genfer Verhandlungen Bericht erstatten Die Besprechung der Ergebnisse der Genfer Beratungen tm NeichStaasausschnst kür auswärtige Angelegenheiten wird voraussichtlich am Donnerstag siattsinden. An den zuständigen deutschen Stellen verkennt man nicht daß die Hanptschwiertgkeit eigent lich nur vertagtist. und daß es. wenn die Stndienkommission am 28. Juni wieder znsammentritt. erst zu dem eigentlichen Kampf »m die Ansprüche Brasiliens und Spaniens kommen wird, weil dann über die ständigen Sitze verhandelt iverden soll, nnd beide Staaten bisher ihre Forderungen nach ständigen Sitzen nicht anfgegcben haben. Krieysschuldsrage nnd Airchenkonserenz. Berlin, 18. Mai. Bei den soeben in Amsterdam ge- pflogcncn Verhandlungen über die F o r t s e h u n g der Arbeit der Weltktrchenkonfercnz von Stockholm hat sich, wie der Evangelische Pressedienst mittetlt, der in Stockholm eingesetzte NollzngSaiisschilß auch mit der Kriegsschnldsragc beschäftigt. Anlaß dazu bot daS bekannte Schreiben der deut- ichcn Delegation an den FortsctzungSausschuß. das mit dem Ausdruck der Uebcrzeugung schließt, daß eine Klärung der Schuldfrage eine im Hinblick ans die Zusammenarbeit der Kirchen unabweisliche Ausgabe ersten Ranges sei. Nach dem dieser Brief von amerikanischer Seite ein verständnis volles Echo gesunden hatte, galt es in Amsterdam die Basis für eine gemeinsame Erklärung zu finden. Die Verhandlun gen darüber, an denen sich sowohl die deiiifthc Vertretung wie auch die französische beteiligen, werden erst tm August d. I. bei der Vollsitzung des ForlictzungSkvmttecs In Bern znm Abschluß kommen, lassen jedoch bereits jetzt etne befriedi- gendeLösung erhoffen. 1 TNIktwoch, IS. Mal 1^28 Pantkjlimmuira an -er Pariser Börse. Eaillaux kommender Finanzmiuifter? Paris, 18. Mat. Paris steht heute im Zeichen bcS bisher schwersten Frankcnstnrzcs. Das Pfund, da» amtlich gestern mit 181,78 notiert wurde, stieg dis znm Echluß der vvri« aui 168,48. Nach der Börse setzte sich die Hausse der fremden Devisen sort. DaS Piund stieg ans 172. Für 188 Reichsmark, die gestern mit 784 Frauke» notiert wurde«, «nrden heut, nachmittag bis zu 82d Kranken bezahlt. Der belgische Fron, kcn schloß sich der Abwärtsbewegung de» französischen Frau, ken annähernd an. während alle übrigen Devisen die Hausse mitmachten. Die panikartige Stimmung an der Börse erklärt sich vor allem durch die ungünstigen Nachrichten, die in Paris über dir Londoner Echuldcnvcrhandlnngcn eingetanscn sind. Die Bemühungen deS französischen Finanzministers in London, eine Anleihe zur Frankenstütznng zn erhalten, scheine» bisher vergeblich gewesen zu sein. Auch die Verhandlungen über die Rückgabe des an die Bank von England verpsändeicn französischen Goldes gestalteten sich seür schwierig. Finanz- minister Peret wird für Mittwoch abend in Pari- zurück- erwartet. Für Donnerstag ist bereits ein Mintsterrcit ein- bciusen, damit der Fiiianzmlnister über die Ergebnisse seiner Londoner Reise berichten kann. Sollte dieses Ergebnis wirk- lich so gering sein, wie eS sich bisher gnläßt, so muß mit der Möglichkeit einer Finanzministerkrise gerechnet werden. Es gehen in Paris schon wieder Gerüchte über die Neubesetzung des Finanzministeriums »in und. wie stet- bet den letzten Krise», wird auch diesmal Eailla » x an erster Stelle als kommender Mann genannt. Der Gedankenaustausch mtt Churchill hat also zu keinem greifbaren Ergebnis geführt, sondern die bestehenden Gegen, jästze noch deutlicher hcrvortreten lassen. Die Verhandlungen werde» auf schriftlichem Wege fortgesetzt werden. — Die Sach- verständigen der Bank von Frankreich werden vorläufig noch in London bleiben, um die Verhandlungen mit der Bank von England über das Gvlddepot sortznsetzcn, bas ln Höhe von 7i Millionen Pfund Sterling beim AnSbrnch deS Krieges von ber Bank von Frankreich bet der Bank von England deponiert worden ist, 53 Millionen Psnnd wurden davon als Garantie für englische Anleihen nach den Vereinigten Staaten geschickt, über den Nest von 18 Millionen wurde sowohl von der Vank von Frankreich wie auch von der Bank von England Rechnung geführt. Falls entaegen der von den französischen Delegierten ausgesprochenen Bitte dieser Betrag nicht an die Bank von Frankreich znrückgcgcbcn wirb, so würde die offi zielle Bankrescrve der Bank von ^renkrsich antomaftsch nm dielen Betrag vermindert werden und die Folge wäre eine weitere Entwertung d-s Franken und eine BerftLrkung der Emission von Banknoten. DasFiasko des englischenDergarbeilerskeiks ID a-r ch F u n k I p r u ch,I London, 18. Mai. Der Sekretär der Bergarbettertnter- nationale, HodgeS, erklärte in einer Unterredung mit einem Vertreter der Prcßassvciation: Der letzte Generalstreik ist sehlgcschlagen, weil er eine riesenhafte, aber zwecklose Anstrengung war angesichts der Stärke der wirtschaftlichen Tatsachen und der sozialen Kräfte, denen er gcgenübertrat. In den zwei grauen Wochen des Streikes sind die Erfolge der Gewerkschaft eines halben Jahrhunderts zunichte gemacht worden. Die wirtschaftliche Lage in der Kohlcnindustrie ist jetzt viel schlimmer als vor dem Streik. Bor dem Streik konnten bessere Vrdinanngen für die eiwlisclien Beraarbctter gesichert werden als jetzt, nachdem wilde Leidenschaft eine Maschine auSprobicrt hat, die zwar theoretisch ausgezeichnet funktionieren mußte, aber der menschlichen Natur und den harten Tatsachen nicht Rechnung trug. Jeder weitere Tag deS Stillstandes in der Bergbanindustrie macht die Lage noch schlimmer. Alles muß sich jetzt daraus konzentrieren, wie man die Periode der unvermeidlichen gegenseitigen Opfer so kurz wie möglich machen, und wie man erreichen kann, daß die Regierung, die Grubenbesitzer und die Bergarbeiter sich so bald wie möglich an die große Ausgabe des Wieder aufbaues machen. IW. T. V.) Daldwins Ausglelchsverhandlunsien. London, 18. Mat. Der Vorstand des ExekutivausschusseS der Bergarbeiter verhandelte heute abend tm Unter- hauS mit B a l d m i n. Die Haltung der Bergarbeiter gegen über dem EtnignngSvvrschlag Baldwtus ist noch ungewiß. In einer große» Bergarbcitervcrsammlnng in Wigan IJndn- strtcgebict von Manchesters wurden die Vorschläge Baldwins einstimmig verworfen. Die Grubenbesitzer erklären die Meldung, wonach sie dem Vorschlag ablehnend gegenüber- sichen, für falsch und weisen daraus hin, daß sie erst am Donnerstag eine endgültige Entscheidung treffen werden. Wie die Leitung der Eisenbahnverwaltungen mitteilt, beträgt die Ziffer der Reisenden aus den großen Linien, da der Konflikt in der Kohlenindnstrie noch nicht betgelegt ist, zurzeit nur 58 Prozent. (W. T. B.) gwischensiille im Relchslags-Unkerluchuligs- ausfchutz. Nervosität ber Linke« über RrüninghanS' Referat. Berlin, 18. Mai. Während des Referats des Abg. Brüninghaus kam eS zu Zwischenfällen. Der Redner hatte schon mehrfach daraus hingewiesen. daß der Abg. Dittmann iToz.j als erster Berichterstatter AktcnauSzüge einseitig und mit bestimmter politischer Tendenz gemacht hatte. Daraus waren von Abgeordneten der Rechten Entrüstnnasrufe laut geworden. Aber auch der Abg. Kuhnt ISoz.j, ber als Zu hörer den Verhandlungen beiwohnte, griff mehrfach mit Zwischenrufen in die Verhandlungen ein und bczeickmete die Darstellungen bcS Redners als nnrick'tta oder tendenziös. Als der Redner hernorbob, dast kttr Abg. Dittn--"'" Ausführungen deS KricgSgcrichtsrcftö Dr. Lvesch entstellt wiedergegeben habe, entstand lebhafte Unruhe bei Abgeordneten der NcckL'" die als Zuhörer anwesend waren. Einige sprangen erregt von den Sitzen auf und riesen: DaS ist geradezu unerhört, das ist eine Fälschung! Abg. Kuhnt sSoz.) ant- wortete mit lebhaften Gegenrufcn, ES herrschte minutenlang groste Erregung tm Saal. Der Vorsitzende Abg. Dr. Philipp iD.-N.j griff beschwichtigend ein nnd stellte fest, daß die Beteiligung an den Berhgndlnnaen durch die als Gäste an wesenden ReichStogSabgeordneten weder erwünscht noch zu lässig sei. Auf Antrag deS Zentrums wurde alS Spezial- sachverständiger noch der Obermatrose Stumpf, ein christ- sicher Gewerkschaftler. ,«gezogen. Um ^2 Mir unterbrach Abg. BriininghanS seinen Vortrag, um ihn morgen fortzusetzen. Nm Donnerstag wird Abg. Dittmann ISoz.j seine Erwide- rnngSrcde halten. 8000 Sprilschieber in Deutschland! Berlin. 18. Mai. Im Zusammenhang mit dem großen Spritschieberprozcß, der das Berliner Gericht schon seit mehreren Wochen beschäftigt, und dem noch eine größere An zahl ähnlicher Prozesse folgen werden, gewinnt eine Aus stellung an Interesse, die die NcichSmonovolvcrwaltung für Branntwein jetzt dem NeichStagsuiitcrsuchnngSanSschuß für das Branntweinmonopol vorgclegt hat. SluS dieser Zu sammenstellung geht hervor, daß zurzeit in nicht weniger als In 8841 Fällen Strafverfahren wegen Spritschiebnnaen und Hinterziehung der Gebühren schweben, die sich acacn 8888 Be schuldigte richten. Die HInterzogencn Alkoholmenacn betragen 811 788 Hektoliter, und die htnterzogencn Gebühren stellen sich auf >4,8 Millionen R.-M. Diese letztere Summe macht nahezu den zehnten Teil ber gesamten Ein nahme aus. die das Reich ans dem Branntivcinmonopol jährlich hat.