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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.05.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926051901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926051901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-19
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.05.1926
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Mittwoch. IS. Mal isro — vre»8ner llachrlchke» — Nr. Sette 8 Am -a» HkchNgimg«rechk -e» Lehrer» 1 drehte sich «in «rößerer Strafprozeß vor de« Sem «l«»- so men Schöffengericht Dresden, der einem ganz ungewöhwltchen Etiizelfalle seine Entstehung verdankt. Die »«klage richtete sich gegen den 1804 zu Großschvnau, AmtS- Haupt Mannschaft Zittau geborenen, an der Volksschule tn Rtesa-Wetda amtierenden Lehrer Erich MaviuS, der be schuldigt wurde, am 13. Mär» d. I. als Klassenlehrer gelegent lich de» Unterrichts die drei Tage darauf verstorbene 11 Jahre alt« Schülerin Erna Lehmann vorsätzlich körperlich miß handelt zu haben, indem er mit der flachen Hand dem Kind einige Schläge ins Gesicht und aus dt« Schulter verabreichte. Der Beschuldigt« führte hierzu u. a. auS. daß er den Lehrerberus seit 1V14 auSübe und seit 1928 an brr Schul« zu Weida Unterricht erteile. Am fraglichen Tage mar für die letzt« Stunde von 12 bis 1 Uhr als Unterrichtsfach Erdkunde angesctzt. Etwa eine Woche zuvor war den Kindern erneut -gesagt worben, sie sollten Meldung machen, wenn sich eines -krank oder unwohl fühle. Beim Abfragen zeigte sich die Erna Lehmann unaufmerksam. Trotz fünfmaliger Wiederholung und auch nachdem die zur Beantwortung gestellte Krage an die Tafel geschrieben war, gab die Schülerin keinerlei Ant wort. Dt« ganze Unterrichtsstunde erschien in Frage gestellt. Erregt über den Mißerfolg, und weil er sich in einer zuvor stattgefundenen Lchrerkonfereuz Uber eine ganz ungerecht fertigte Anschuldigung geärgert hatte, will der Angeklagte der Erna Lehmann mit der flachen Hand einen Schlag tn daS Gesicht gegeben und zwei wettere Schläge auf die Schulter verabreicht haben. Daß die Schülerin fett Tagen zuvor Kopfschmerzen gehabt, oder tn der betreffenden Unterrichts stunde den Eindruck einer Erkrankten gemacht, sct thm nicht ausgefallen. Der Borsall ereignete sich Freitags. Am Tage darauf war die Lehmann nicht zum Unterricht erschienen. Erst am Montag früh hörte der Angeklagte vom Schulleiter, -aß die Schülerin erkrankt und nach dem Krankenhaus ge- dracht worden mar. Mittags sei ihm dann der inzwischen ein- getretene TodLes Kindes gemeldet worden. Er fühle sich nicht schuldig, die auSgctetlten Schläge seien nicht schmerzhaft gewesen. Angeklagter glaubte infolge der angenommenen fortgesetzten Unaufmerksamkeit tn Notwehr gehandelt zu haben. Auf Vorhalte, warum der Schülerin dann nicht eine Gtrasstunbe auferlegt worden sei, erklärte der Angeklagte, dies sei einmal ein sehr umständliches Verfahren, dann sei eine derartige Abstrafung kein Ersatz für eine sofort vor- genommen« Züchtigung, zumal sich auch die Kinder vielfach ouS derartigen Nach- oder Strafstunden nichts machen. Schulleiter Alfred Winkler stellte dem Berufskollegen ein gutes Zeugnis auS, Beschwerden über ihn seien nicht er hoben Görden. Die Vernehmung der Klasscnschülertnnen war widersprechend und teilweise ungenau. — -US wettere Zeugen wurden die Kriminalkommissare Freygang und Ztllmann vom Kriminalposten Nicsa gehört, die eine An zahl Schülerinnen vernommen hatten. Die Aussagen der Kinder deckten sich zunächst allgemein mit den Angaben dcS Lehrers, sie gingen aber über die Art und Heftigkeit der Schläge auseinander. DcrLodcSfall hatte auch zu ganz übertriebenen Gerüchten geführt. Danach sollte die Lehmann so mißhandelt worden fein, daß-ste in die Bank gestolpert und gegen eine andere Schülerin.gestürzt sei. Dies war völlig unwahr. Einige Zeit zuvor nzar das Mädchen mit einem Absatz hängen geblieben und so auf ihren Platz gestolpert. Es bestand also keinerlei Zusammenhang mit der viel später erfolgten Züchtigung, wie die in der Bevölkerung verbreiteten Gerüchte wissen wollten. AIS das-Mädchcn nach dem Unterricht heimgekommen, habe es gebrochen und über zunehmende Schmerzen geklagt, aber auch zuvor den Eltern nichts darüber mitgetetlt. Die-von der Staatsanwaltschaft Dresden angeordnete ge- rtchtliche^Sektion der Ktndesleiche lxit am 18. März statt-gesun den. Geheimrai Professor Dr. meb. Schmor! lDreSden) und Bezirksarzt Dr. med. Nößlcr sNtesaj bekundeten über einstimmend, daß als Todesursache eine eitrige Entzündung der Gehirnhaut festgestellt worden ist. Derartige Erkrankun gen verkaufen fast immer tödlich. Stach dem festgestcllten Um fange der eitrigen Entzündungen — im Rückenmark befanden sich bereits Eiterbildungen — muß das verstorbene Kind schon einige Zeit zuvor erkrankt gewesen sein. Bei der Sektion wurde fcsigcstellt, daß kein Zusammenhang zwischen den ver abreichten Schlägen und der Krankheit bczw. der Todesfolge bestand, es sei auch ganz ausgeschlossen, daß die etrvaige Auswirkung der Schläge die Krankheit verschlimmert, mithin den Tod beschleunigt haben könnte. Die erteilte Züchtigung und die Erkrankung des Kindes und dessen Tod könnten in keinerlei Verbindung ge bracht werden. Staatsanwalt Dr. Hartmann ergriff hterauif -aS Wort zur Anklagerede. Deshalb sich die Straffehördc mit dieser Angelegenheit zu be fallen habe, ist lediglich der Tod des KtndeS. Nach den zum Vortrag gebrachten ScktionSprotvkollen ergebe sich einwand frei und unanfechtbar, daß die ausgetetlten Schläge des Lehre,» mit der Erkrankung und dem etngetretenen Tode der Lehmann nicht in Verbindung gebracht werden könnten. Der Angeklagte habe zugegeden, baß er der Schülerin mit der flachen Hand einen Schlag lSchellelj tn» Gesicht und zwei wettere Schläge auf die Schultern gegeben hatte. War er dazu berechtigt? Der Paragraph 28 de» Sächsischen Schul- bedarfSgesetzeS vom 81. Juli 1932 besagt, daß die körper liche Züchtigung unzulässig ist. Danach hatte An geklagter tn keinem Falle «tn Recht dazu. ES seien hier aber noch zwei Gesichlspunkt« zu prüfen. Handelte der Beschuldigte etwa in der Richtung, baß ihm ein abgeleitetes Züchtigung- recht »ustand, oder lag ein ihm ,»stehendes Notwehrrecht vor? Beides sei zu verneinen. Ein Notwehrrecht könne nur tn Frage kommen, wenn ein Kind aufsässig, unbotmäßig oder dergleichen sei. Hier lag nur Unaufmerksomkett vor, bet der e» auch kein von den Eltern oder Erziehern abgeleitetes Züch- ttgungSrecht gebe. Paragraph 28 dcS Sächsischen GchulbedarfS- gesetzcs verbiete jede Züchtigung, der Lehrer müsse sich an dieses Verbot halten, und dies sei nur bann wirksam, wenn darüber volle Klarheit herrsch«. Ein Verstoß liege hier u». zweifelhaft vor, da» Vergehen sei aber nicht allzu schwerer Natur, cS komme hier auch ntcht auf die Höhe der Strafe an — er beantragte fünfzig Mark Geldstrafe — als vielmehr auf da» Prinzip. AlS Jugenderzteher habe Angeklagter seine Kinder schlecht beobachtet, er mußte -te Erkrankung wahr- nehmen. Nach nahezu etnstündlger Beratung wurde der Angeklagte wegen Beleidigung zu zwanzig Reichsmark Geldstrafe verurteilt. - : VerlObuntzs-Anreitzen! verfolgen clen 2veeck, cten Kreisen eu begegnen, clle 1 clurck eine persönliche Anreize nickt erreicht vercien,- ; lsllen 5le ! «Ile lkrige in ckem klatt lkrer tZeseilsckaftskrclfe, » in den . Dresdner ^3dirick1en j 1 ersckeinen. ! kesiellungen für ckle pslngst-dlummer erbitten wir ; : «ins im Interesse einer geschmackvollen Aursiikninz i s einige sage vorher ausrugeben. ?ür Lamliien- : : Anreigen beckcutenct ermäßigter 2eilenprels. - ! ! Sin yef» -er ehem. SUchf. Rettenden Artttterle. In beträchtlicher Anzahl hatten sich am 8. und 9. Mai die ehemaligen Angehörigen der Sächs. Reitenden Artil lerie in ihrer alten Garnison Königsbrück zusammen- gefunden. Galt eS doch, eine dreifache Feier zu begehen: DaS 2 5 jährige Bestehen der freien Vereinigung ehemaliger Unteroffiziere der Sachs. Rettenden Artillerie, e. B., Sitz Dresden, die Weihe ihres Banners und eine allgemeine Wiedersehen Sfeier aller ehemaligen Säch sischen Rettenden Artilleristen. Von nah und fern waren sie herbcigeetlt, die alten Reiter, um an der Stätte ihres ehe maligen Solbatendicnstes Gruß und Gcgengruß zu tauschen. Am Sonnabend fand festlicher Empfang der Gäste am Bahnhof und Einzug in dte Stadt statt. Anschließend sammelte man sich im geräumigen Schützenhaussaalc zum Fest- kommerS. Eine besondere Ehrung wurde der Festver sammlung zuteil durch die Anwesenheit dcS Generaloberst von Kirchbach. der erst kürzlich sein SNsährigeS Dtenst- jubiläum feiern konnte und einer größeren Anzahl von Offi zieren der ehemaligen Rettenden Artillerie, darunter meh rerer Generäle, die als ehemalig« Regiments, und Abtet- lungSkommandeure der früheren Garnisonstaüt KönigSbrück besonders nahestamben. Nach Musikstücken, dirigiert von dem letzten Führer des Trompeterkorps der Reitenden Artillerie, Kamerad Dähnc, begrüßte der 1. Vorsitzende der Unterofft- ztersvereinigung der ehemaligen „Rettenden", Kamerad Merker aus Döbeln, die Fcstversannnlung tn markiger Rede. Seine Mahnung, neben der kameradschaftlichen Treue auch die Treue für den Herrscher über alle Dinge auf Erben nickt zu vergessen, und sein Hinweis, daß nur ein gotteS- sürchttgc» Volk den Weg -um Aufstieg wieder finden könne, fanden in den Herzen der Zuhörer ernsten Widerhall. Namens der Stadtvcrtretung rief hieraus Bürgermeister Leßmann der Fcstversammlung herzliche WtllkommenSgrüße der ehe maligen Garnisonstabt zu. Im Aufträge der übrigen Dresdner Unteroffiziers, und Brndervercintgungen über brachte Kamerad Junker, Dresden, Grüße. Musikalische und gesangliche Darbietungen beschlossen den ersten Teil. Der »wette war der Weihe der neubelchafsten Standarte gewid met. Unter den Klängen de» Parmiemarsches der Sächs. Ret- teuden Artillerie zogen die Ehrc«ju»gsrauen mit verhüllter Standarte auf die Bühne, wo sie durch den Vorsitzenden des tandartenauSschusscS. Kamerad Kahl bau, mit markigen Worten an die Verenigung übergeben wurde. Einem vom Schriftsteller Karl Wand. Dresden. verfaßten, von Frä». lein Marianne Ludwig aus Dresden mit schöner Betonung vorgetragcncn Vvrspruch folgte dbe Festrede und Weihe durch Pfarrer Sktrrl. Anknüpfend gu das bekannte Wort ans dem 1. PrtrllSbrtes« legte er de«, allen Unterossizteren die Pflichten tn einer drctsachen Mahnung ans Herz: Seid treu dem Vaterland! Habt die Brüder lieb! Fürchtet Gottt Der Wethe schloß sich die Uebergabe einer großen Anzahl Fahne», nägcl, Fahnenbänder und Schlcjifen an. Besondere Freud« rief die im Aufträge des Königs -Friedrich August von Sachsen durch Generalmajor Wagner erolgte Uebcrrcickuiig eines Fahnenbanbrs hervor. Der t. Vorsitzende dankte für all« Be weise der Zuneigung urrd kanieradjlchaftltchen Liebe. Hierauf er folgte die Ehrung von 12 Mit-«liebern mit 25jährtger Ver- etnszugehörigkctt durch Ucbcrrcftchung von silbernen Ehren nadeln. Wettere Darbietungen musikalischer, turnerischer und szenischer Natur verschönten den Abend. Der Festsonntag versammelte 9 Uhr die Mitglieder der Vereinigung zur Jahreshauptversammlung tm NatSkellcrsaale, während die übrigen Festtetlnchmer sich in den Standauarticren zum Früh,schoppen trafen. Von N bis 13 Uhr fand Platzmusik auf dein Marktplatze statt. Nachmit tags versammelte man sich zum Frstzuge. der IN Fahnen mit sich führte. Am Gefallencndent mal der Neidenden Artillerie senkten sich die Fahnen zum lhnuße an die toten Kameraden. Von der Verenigung ehemaliger Unteroffiziere der Retten den Abteilung und von der Osfiztersvereintgung derselben ehemaligen Truppe wurden Kr-l-nze am Tcnkmal niedergelegt. Auch das Ehrenmal auf dem (Sxheibtgenberge war mit einem Kranze geschmückt worden. Dp»,, bewegte sich der Zug zum Schützenhause, wo ein Festball die Feier abschloh. — Guttempler-Taguua. Der Distrikt Sachsen des Deutschen GuttemplervrdenS sJ. O. Ä. T.) hielt am Sonntag in Meißen eine aus ganz Sachsen zahlreich beschickte Tagung ab, tn der der staatliche Fürsorgebeamte Grunert über die vergangene und die künftige Arbeit des Ordens berichtete. Die Logen beschäf tigten sich vor allem mit der Rettung und Betreuung von Al- koholkranken, deren Zahl infolge des steigenden AlkoholtsmuS dauernd im Wachsen ist, wodurch dem einzelnen, den Familien- und der Allgemeinheit unabsehbarer sittlicher und wirtschaft licher Schaden zngefügt wirH. Die Rettung und dauernde Heilung Alkoholkranker ist nur möglich durch Erziehung zur Nüchternheit. Damit leisten, die Guttemplerlogen eine frei willige LiebeSarbeit, die mehir als bisher öffentliche Anerken nung und ideelle und materielle Förderung verdient. Die Für- sorge für Alkoholkranke, eftne Pslichtaufgabe der sächsischen Wohlfahrtsämter, ist praktisch nur wirksam, wenn sie durch diese Arbeit unterstützt wiyd. Darüber hinaus wolle» dt« Logen durch allgemeine Verbreitung dcS Gedankens der Nüchternheit vorbeugende Arbeit im Dienste für daS Wohl unseres Volkes leisten. Di« Meißner Tagung ließ erkennen, baß dieser Wille lebendig ist und sich durchsetzen wird. — Achtung Saarländer! Alle Personen, die im Laar- grb'iet, da» sind die Kreise Saarbrücken iStadt und Lands, Saarlouis, Ottweiler, Merztng und St. Wendel, sowie di« Bezirke St. Ingbert (Stakst und Landl. Homburg und Zwei- brückcn geboren sind oLer vor Kriegsausbruch daselbst wohnten oder während oder nach Noendigung des Krieges von dort hier zugezogen sind, werden vom Polizeipräsidium Dresden ersucht, sich tnneichalb der nächsten acht Tage unter Vorlegung ihrer AuSwctSpnptere tn ihrem zuständigen Be- zirksmeldeämtern innerhalb -er Geschäftszeit von 8 tiS 2 Uhr zu melden. — Güntzbad. An den Helden Pftngstfeiertagen bleiben sämt- ltche Abteilungen des BaHes geschlossen. Am Pftngstsonnabend sind sämtliche Abteilungen, einschließlich des HundebadeS, un- unterbrochen von früh ft Uhr bis abends ^8 Uhr geöffnet. Kassenschluß K7 Uhr, für das Schwitzbad und das Hunbebad XS Uhr. uo»eu»-«- pu»«»-- r »«»»-«»- ! »»ul»- rsiokke Tuod»>«u» »erm. pöneksl! SckekkststraSv 19/21 ! - »Hk.!»"»»Islursliavr I * AV,rd«rr»ch1I«r Au»bruckw»in. v»dei>Ip,nd,nd. welld-kcm»«. * ' Srvhe Auswahl aul»r Nahrgüng» d»r I»I,I»n ttinfzl» Jahr«. 8 ^ , Auneografi» I Bauynar Slrahr S «Salrriigrah» I , lenkt werden sollten. Schumann war auf der Suche nach einer neuen Sensation für seine Frankfurter: hier glaubte er sie gesunden zu haben. Ich selbst war zwar dem eigentüm- lichen Einfall gegenüber sehr skeptisch, doch dem Schüler und Anfänger war der Vorschlag Schumanns reizvoll genug, um einen Versuch zu wagen. Ich baute also in einen Sattel mein« serntätigen Schaliorgane rin, und an einem schönen Vormittag sollte im Zirkus, der damals seinen ständigen Sitz am Haupt- bahnhof hatte, der erste Versuch steigen. Ein prächtiger Fuchs sollte daS Opfer sein. Schon als dem Tier der Sattel aufgesetzt wurde, begann eS unruhig zu werden. Seine Nüstern bebten, die Augen blickten ängstlich umher, die Beine wurden unruhig und nervös,- das Pserd merkie sofort, baß der „drahtlose" Sattel, der Ihm da aufgesetzt wurde, nicht ganz geheuer war. In der Manege strä'itbte sich bas Tier denn auch trotz aller gütigen Zureden und Be schwichtigungsversuche Schumann» energisch gegen diese- mysteriöse Sattelzeug: eS bäumte sich auf, schlug nach allen Richtungen hin a»S: die seinen Instrumente tm Sattel kamen binchcinawder, wurden verbogen, und ohne daß wir eS wollten, begannen die selbsttätigen Apparat« zu arbeiten. In wilden Sprünge» jagte das aiifgehehtc Tier in der Manege umher, und es kostete viel Mühe, eS etnzufgngen, zu beruhigen und ihm den Sattel wieder abzunchmen. KmumissiouSrat Schu mann war zuerst sehr enttäuscht, sah aber dann «in, daß die Erfindung am lebenden Objekt schwer anwendbar sei. Do verzichtete er, gewiß nicht leichten Herzens, auf seinen Plan, die Pferde drahtlos zu lenken, und die Frankfurter waren um eine Sensation ärmer geworben. Schumann hatte sich allevding» tn seine Idee so bineingelebt, -aß sie thm noch lange Zeit keine Ruhe ließ, Immer wieder kam er zn mir, schlug mir neue Versuche vor, aber ich hatte keine Lust mehr zu diesen zirzensischen Experimenten. Flettucr und Gras Zeppelin. Meine Erfindung war inzwischen tn ernste» Fachkreisen bekanntgcivordcn. Nach Anöbruch des Weltkrieges interessierte sich mich Graf Zeppelin sehr eingehend für meine erste Arbeit. Er trug sich mit der Idee, Luftschiffe durch Fernlenkung von Ser Erde aus zu steuern oder aber eine Waffe z» schassen, die ans drahtlosem Wege in Tätigkeit gesetzt werden konnte. Oft sagen wir zusammen und sprachen alle Möglichkeiten durch: trotz seines Alters mar der Graf geistig ungemein rege, sprach von seinen großzügige» Plänen, von seinen Luftschiffe», die er über alles liebte. Nie stand sein Geist still, nie blieb er beim Erreichten stehen, immer wieder drängte eS ihn stürmisch nach vorwärts. Neue», Große», GcivaltigeS zu schassen, und erst der Tod fetzte seiner rastlosen Arbeit «in End«. Der Graf verkörperte den Typ de» von seiner Idee felsen fest überzeugten Erfinder». Er ging, ohne nach der Seite zu blicken, unbeirrt seinen Me«. An seine ersten gelungenen prak tischen Versuche reihte sich eine Kette von Mißerfolgen. Die Kritik, die Skepsis, -er versteckte und offene Hohn der Nörgler und Mißgünstige» blieb nicht ans. Man blieS gegen seine Erfindung Sturm, aber der Graf arbeitete weiter, oft nur mit wenigen Getreuen Er war hart, dieser schlichte Schwabe, hart wie Granit, trotzdem aber von jugendlichem Feuer beseelt: so kämpfte er, ohne einen Augenblick zu verzagen, für sein großes Werk, das leider erst lange Jahre nach dem Tode des Er finder» tn der Amerikafahrt des „2. R. III" seine Krönung fand. Rastlos war er um die Vervollkommnung seiner Vuft- krenzer bemüht,- daneben fand dieser große Deutsche doch noch Zeit, fremde Erfindungen zu studieren, zu prüfen, Ratschläge zu erteilen und für die Verwirklichung dieser Pläne seinen Einfluß bei den maßgebenden Stellen geltend zu machen. Er wußte ja selbst nur zu gut, wie schnurr eS ist. neue Erfindungen einznführen, wie unüberwindlich fast die Schwierigkeiten sind, die sich einem jungen Erfinder entgegenstemmen, und wie aus- sichtslos oft der Kampf für eine neue Idee auSläuft. ES war eine Freude, mit diesem Edelmann im wahrsten Sinne des Wortes zusammcnzuarbeiten: nie werde ich die Stunden an seiner Seite vergessen. Charakteristisch für die Großzügigkeit deS Grafen war, daß er trotz seiner grenzenlosen Begeisterung für di« praktische Verwendbarkeit der Luftschiff« sich ebenso energisch für den schleunigen Bau großer Flugzeuge eingesetzt hat. Im ersten KrlegSsahr schon trat er mit der dringenden Fovderuug an die Heeresverwaltung heran, dem Großflugzeugtyp weit mehr Be- achtung zu schenken und den Bau dieser Lufbivaffc zu be- schleunigen. Aber seine Vorstellungen stießen damals airf taube Ohren. Zwischen dem Techniker und den sachvcrständtgcn militärischen Stellen wurde ein erbitterter Kampf hinter den Kulisse» geführt: niemand kann ermessen, wie viel« Möglich keiten tn den entscheidenden Tagen dcS ersten KricgöjahreS verabsäumt worden sind. Erst viel später sah man die Fehler ein, die neben aipderen Gründen ihren Antetl an unserem Zusammenbruch hatten. Ein Tank »hne Besatzung. Im Sommer 1915 bewegte sich bnrch die Straßen de» nörd lichen Berlins ein eigentümliches, schwerfälliges Fahrzeug. In seiner Grüße und Form glich cS einem flachgebauten Tank. ES war mit vier Lisenrädern versehen, die durch schwere Lauf ketten miteinander verbunden waren. Dt« Berliner be trachteten dieses seltsame Ungetüm mit großen Augen. WaS sollte das bedeuten?. Auf einem Uebungsplatz wurde haltgemacht. Schützen- grüben und Drahtverhaue waren angelegt, und bald begann ein höchst merkwürdiges Schauspiel. Der Tank setzte sich plötz- ltch ohne Bemannung in Bewegung, überwand Gräben und Hindernisse spielend leicht, wendete sich nach rechts und links, vorwärts, rückwärts, aufwärts, abwärtS: von ferne sah er aus wie ein großes Untier aus der Steinzeit. Vor dem au» Wtnkelcisen bestehenden Drahtverhau schossen vom Tank ans plötzlich die grellen, zischenden Flammen einer Autogen- Schneideeinrichtung hervor, und in wenigen Minuten waren die Hindernisse vernichtet. DaS ganze Manöver dcS Tanks wurde durch Fernlenkung von unbekanntem Ort aus geleitet. Auf -fe Idee dcS ferngelenkten AntrtcbSwagenS oder, wie man es auch nannte, LeS Land-Torpedos kam ich durch meine Beschäftigung mit der Konstruktion ferngelenkter Waffen für Luftschiffe und Wasserfahrzeuge. Auch bei diesen Plänen ge währte mir Graf Zeppelin die größte Unterstützung Außer- dem war «S mir gelungen, die Berlin-Anbalttsche Mafchinen- bau-Akttengesellschaft und gemeinsam mit ilir -aS Ingenieur- Komitee des KriegSmtntstcriums, insbesondere dessen Leiter, -den General Haufe, für meine Absichten zu gewinnen. Bon fetten deS VALsAO-KonzernS hatte» sich Geheimrat Arnold, DirektorKorn und Direktor Preißrr für ineineErfindungen ein- gesetzt. Trotz der Bemühungen dieses Komitees wurde -er ferngelenkte Antriebswagen von den militärischen Sachver ständigen für eine Verwendbarkeit an der Front abgelehnt,- man war damals der Meinung, daß bemannte und unbemannte Tank» zur Verwendung an der Front keine Erfolge ver- sprechen würden. Heute Ist allgemein bekannt, daß sich die be- treffenden Stellen zn Anfang dcö Krieges in der Tankfrage geradezu verhängnisvoll geirrt haben. Später kamen uns die Gegner tn den Angriffen an der Westfront zuvor: ihre Tank geschwader waren von verheerender Wirkung, und erst all man den Wert der fetndltchcn Tanks bet uns erkennen mußte, ging man schleunigst selbst zum Bau über. AVer man Haiti die Tankfrage doch wohl viel zu spät ernsthaft bearbeitet. Der tm Jahre 1915 erbaute ferngelenkte Tank war selbst« verständlich nur ein Anfang und stellte lediglich die erste Stuft einer Entwicklung dar, die, wenn man sie nicht abgebrochen hätte, sicher zu einem Ergebnis geführt hätte, durck daS die Einsetzung dieser wichtigen Waffe schon viel früher als bei unseren Gegnern möglich geworden iväre. Nach der endgültigen Ablehnung meines ferngelenkten Tanks durch die militärischen Stellen kehrte ich »ach Frankfurt am Main zurück und nahm meine Tätigkeit als Lehrer tm städti- fchen Schuldienst wieder auf.
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