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12 »Dresdner Nachrichten" Akllö 12 Sonntag, 17. September 189V Nr. 258 ** Von dem dieser Tage verstorbenen „Eiscnbahnkönig" Corne lius Vanderbilt und seinem ciinigen ernsthaften Konkurrenten, dem schon früher verstorbene» Ja» Gould, entwarf unlängst der Ameri kaner L. de Norvins i» einer Arttkrlreihe, in der er Charakter bilder ans der New-Norker Milliardärsmelt zeichnete, folgende Schilderung: Jan Gould war ein «vlt-mmiv man, Vanderbilt batte schon Millionen von seinem Großvater ererbt. Beide be- oienten sich desselben Mittels, um ihre unberechenbaren Vermögen zu vergrößern: der Trusts. Jeder verfuhr aber dabei auf seine Art. Jan Gould war zwar auch „Eilenbahnköiiig", aber von der Ciscnbahinechnik batte er nur eine sehr ungefähre Kenntniß. Für ibn bestand das Unternehmen nur in einer gewissen Anzahl ver schiedenartiger Paniere. Er war in erster Linie Börsenmann. er handelte aiisüllließlich mit Aktien, Obligationen und Prioritäten, ries bald eine Hausse, bald eine Baisse hervor, kaufte, verkaufte und speicherte einen immer größeren Borrath solcher Papiere auf. In der Wahl seiner Mittel kannte er keine Skrupel. Charak teristisch für die Schätzung, die er genoß, ist folgende Erzählung de Norvins': Ein Freund führte mich während meines Aufent haltes in Ncw-Aork auch an die Börse. Inmitten des Getriebes fiel ein Mann auf, der, an eine Wand gelehnt, einer ganzen Schaar von Mallem, die sich mit devoter Miene um ihn drängten, feine Befehle erlhcilte. Sieh! rief niir mein Freund plötzlich zu, das nenne ich Glück. Du kannst heute etwas sehe», was man nicht oft zu sehen bekommt! Wirklich? fragte ich; waS gicbt es denn? — Jener große Herr im graue» Hut ist Ja» Gould. der Eisenbahn könig. Und was ist so Besonderes an ihm zu sehen? Sieh ihn nur an! Du wirst ihn vielleicht niemals so Wiedersehen. Er hat die Hände i» seinen Taschen, bis jetzt halte er sie immer nur in — anderer Leute Tasche» gesteckt! . . . . Vanderbilt bediente sich im Gegensatz hierzu nur oer traditionellen Verfahren der Truste. Wenn er es aus eine Gesellschaft abgesehen hatte, so ruhte er nicht eher, bis sie in seinen Händen war. Er gründete und drohte mit der Gründung von Konkurrenz-Gesellschaften, drückte anf die Güter tarife, erregte Ausstände und kaufte ihre ausstchendcn Schulden auf. So wurden nach einander die Ncw-Vork-Ccntral-, die Phila delphia- und die Chicago-Linie dem Trust einvcrlcibt. Den großen Gesellschaften, die nun an die Reihe kommen sollten, gegenüber änderte er seine Taktik. Er begann unter allen möglichen Vor wände» Prozesse mit ihnen, und es gelang ihm mit Hilfe seiner Millionen in der Regel, sic zu gewinnen. Die Gesellschaften, die sich beständig bedroht sahen, wurden cingeichüchtert und streckte» die Waffe». Auf diese Weise wurde die Boston-Linie mit etwa 25 Prozent des Preises der Aktien, wie sie heute stehen, abgetreten. Als Ja» Gould nun Besitzer der New-Nvrk-Erie-Linie. der Kon kurrentin der Ncw-Aork Central-Linic, geworden war. erwarteten die Spekulanten mit geheimer Angst den Zusammenstoß dieser beiden feindlichen Mächte. Würde Gould Vanderbilt oder Vander bilt Gould verschlingen? Zu allgemeinem Erstaunen fand kein Konkurrenzkampf statt. Die beide» Gegner kannten ihren gegen seitigen Werth und begriffen nur zu gut, daß in einem derartigen Kampf nicht nur der Besiegte in Gefahr war, gänzlich rninirt zu werden. Anscheinend hatten sich die beiden Eisenbnhnkvuigc in die Herrschaft getheilt. Das dauerte Jahre lang. Eines Tages fand aber in, Klub ein Wortwechsel zwischen Ja» Gould und Cornelius Vanderbilt statt, ohne daß man so recht den Grund desselben wußte. Die Einen behaupteten, daß eine soeben aus Italien gekommene hübsche Ballettänzerin, die Anderen meinten, daß einige von Vanderbilt über das Benehmen Ja» Gould's un kluger Weise geäußerte Worte die erste Ursache des Streites ge wesen seien. Thatsache ist. daß schwere Bclcidigmigcn fielen. Alsbald wurde der Krieg erklärt: am folgenden Tage begannen schon die Feindseligkeiten. Die New-Aork-Erie-Linic Ja» Gould's und die New-Aork Ccntral-Linie Vanderbilt's hatten hauptsächlich Vichtransporte in ganzen Wagenladungen zwischen der Grenze Canadas und New-Bork. Bis jetzt waren die Tarife gleich ge wesen, 10V Pik. pro Waggon. Vanderbilt crvffncte die Feind seligkeiten und setzte die Fracht ans 80 Mk. herab. Ja» Gould folgte mit V0, Vanderbilt ging aus -10 herunter und Woche für Woche wurden die Preise von den beiden konkurrircnden Gesell schaften erniedrigt. Vanderbilt trug schließlich mit 4 Mk. vro Waggon den Sieg davon, Ja» Gould gab nach. Aber Vanderbilt hatte einen Phrrhussieg errungen. Je mehr volle Viehzüge er nach New-Aork brachte, um so mehr verlor er. Die New-Aork- Eric-Linie hatte den Gütertransport ganz ausgcgeben, und Ja» Gould bat nicht um „Gnade". Vanderbilt war durch dieses un verständliche Stillschweigen beunruhigt, und nach einigen Nach forschungen erhielt er die Losung des Räthscls: Anstatt sich beim Vichtransport durch den lächerlich billigen Preis von l Mk. pro Waggon zu ruiniren, hatte Ja» Gould in Canada alles verfüg bare Vieh aufkaufcn und — von der Linie seines Rivalen bcfvr- ^ der» lasse». Dann verlauste er es mit großem Prosit an die Schlächter Ncw-Norks und brachte auf diele Weise den größten Theil von dem, was sein Konkurrent verlor, in seine Tasche. — Vanderbilt scheint in dem Besitz seines ungeheuren Vermögens nicht viel Befriedigung gesunden zu haben. Er soll einst auf eine diesbezügliche Frage geantwortet haben: Ein Reichihnm wie meiner ist eine zu schwere Bürde für einen einzigen Plan». Sein Gewicht drückt mich nieder und tobtet mich. Ich habe kein Ver gnügen von diesem Reichthum und kann keinen Gebrauch von chm machen. In welcher Beziehung bin ich in Wirklichkeit besser gestellt als mein Nachbar, der nur eine halbe Million Dollars besitzt? Er genießt eher als ich alles Glück des Lebens; sein Haus ist so luxuriös ansgeslattct wie meines; er ist gesünder als ich. weil er weniger den Qualen der Unruhe unterworfen ist. Er wird wahrscheinlich länger lebe» als ich, und vor Allem — er darf seinen Freunden trauen. ** lieber die Behandlung des SilbcrgMsirrs crthcilt die „Köln. Vvlkszkg." einige Rathschläge, deren Wiedergabe manchen Leserinnen vielleicht willkommen sein wird. Das genannte Blatt schreibt : Die Vorräthe an Silberzeug, Schalen. Bestecken und dergl. sind gewiß Gegenstand der Sorgfalt jeder Hausfrau und müssen es auch sein, da diese kostbarsten Taselreguisiten nur bei sorgsamer Behandlung schön und ansehnlich bleibeu. Man wird sie nicht der Willkür und Unachtsamkeit der Dienstboten überlassen, sondern nach jedesmaligem Gebrauch die Reinigung überwachen und dabei selbst die letzte Hand anlegen. Welche Hausfrau hätte nicht, neben der Freude an dem glänzenden Silbcrschmuck und dem gediegenen Srlbcrinhalt ihres Buffets, auch schon mit be kümmertem Blick bemerkt, wie einiges aus ihren Schätzen trüb, unansehnlich gelb, ja schwärzlich wird! Da Hilst nur sorgfältiges Reinigen und richtiges Putzen auch des lange nicht benutzten Silbers. Man wäscht das Silber nach jedesmaligem Gebrauch rasch in heißem Wasser, auch leichtem Selsenwasser ab und trocknet es sofort ab. Ist es sehr schmutzig, so wäscht man cs in leichtem Salmiakwasser, spült und trocknet rasch. Sand und sonstige scharfe Putzmittel, wie sie für Stahl und dergleichen verwendet werden, dürfen niemals für Silber genommen werden. Geschabte Kreide, Silberputzseife oder Putzpulver, wie eS in Silberwaarengeschäfte» verkauft wird, dient znm Abreiben und ein neues Leder zum Nach- polrren solcher Gegenstände. Sind die Silbergegenslände verziert, so bediene man sich einer weichen Bürste. Braune Flecke, die z. B- beim Essen von Eiern an Silberlöffeln entstehe», weichen einem Abreiben mit Salmiak und iiachheriaem Abspülen und sorg samem Trocknen. Verzierte Schalen, Tafelaufsätze und Achnliches reinigt man vollkommen ans „neu" mit einer kleinen, weichen Bürste, die man in Salmiak und dann in Schlemmkreide taucht, wobei man mit gelindem Druck alle Vertiefungen und Flächen chic glänzenden! putzt, bis sie hellglänzend ericheincn und die Bürste trocken wird.. Dann spült man tüchtig mit lauem Wasser nach und trockiict sorgfältig mit weichem, altem Leinen. Um solche silbernen Schaugegenstände vor dem Anlaufen zu schützen, erwärmt inan sie leicht, wenn sie geputzt und getrocknet sind, und bestreicht sie mittels eines Haarpinselchcns mit in Weingeist verdünntem Kollodium. Das giebt einen feinen, unsichtbaren Ucberzug, der völlig vor dem Anlaufen oder Gclbwerden schützt und sich leicht nach Belieben mit warmem Wasser entfernen läßt. Es giebt auch einen besonderen Lack, mit dem die Silberwaarenhäiidler ihre Prachtstücke im Schaufenster übeniehen. und der In manchen Droguengcschästen käuflich ist. Er ist sehr zu cmpschlen, wenn Lttivn-LLpilLl: Mark 9,VVV,V0V, «oron stini lt 8,229,090 olvzrvralrlt. Wir vergüten bis auf Weiteres für Bankeinlagen auf Depositenbuch bei täglicher Verfngnng 3'/r Zinsen x. s, bei einmonatlichcr Knndignng NVi "/o Zinsen p. ». bei dreimonatlicher Kündigung 4 "/§ Zinsen p. » Wir empfehlen uns ferner znm An- nnd Verkauf von Staats- nno Wertpapieren, zur Annahme offener und geschloffener Depots, zur Gewährung von Darlehen ans Werthpapiere, zur Einlösung von Coupons und Dividendcnscheinen, zur Diskontirnng von Wechseln und Eröffnung von lausenden Rechnungen. LLeksisLkv NMÄeLsdrmk, ' ' -,,N' Dev am t. Oktober d. I. fällige Liosvallvoa 22 Ser kriorULts-Lalsibe obiger VvsoUnvbatt gelangt vom Verfalltage ab mit Vlrsi SL Sß,SL an unserer Kaffe zur Anszahlnng. »rv8«Ivu. im September L80S. glänzendes und mattes Silber wie für versilberte und plattirte Gegenstände. Mattes Silber reinigt man lieber mit leichter warmer Sodalösung als mit Salmiak und Kreide, unter Umstäno kann man auch Seife anwenden; dann putzt man mit Watte mv Versilberte Geräthe behandelt man mit derselben Vorsicht wie echt silberne; zu heißes Wasser beim Abwaschen ist als schädlich zu ver meiden. Sonst putzt man sie wie angegeben. Nie lasse man solche Messer, Gabeln oder Löffel lange m sauren Saucen oder Sortsetzrmg Hetze nächste Seite. veillAlie stttkeiig-Ijlkrcliilm- frlM, vviiiiliiz 8«>i<Iermilii L 8tier. « Bankgeschäft, ?rLUSQ8kL8LS, Loks äsr kLlsrlskkLNs. An- »ililvkrkiinllioilStiilils- niid WkrllMpieml, 2iv1v8M§ VON L0UM3, 8 Nnlwechsclnilll von „llsliiilvischel» Vlillklwtcn, Gold rc. Annahme von Geldern im Depositen- und Checkverkehr. Domieil-ZtvUs kür JVseüssl. Der um 1. Oktober füllige Zinsschein der 4 « I'iioiitril obiger Gesellschaft wird vom Verfalltage ab an unserer Kaffe eingeiöst. 8 LekloZL-LtrLWö Nr. 3. veamIvilmrlmLo, Staatl. gen. 8./1. 98. 2 jähriger Kursus Eins. Kursus» welcher vom 3jähr. Besuch der Fortbildungs schule befreit. (Tageskasse 32 Std.) FsrtbildungKfchule. Abendklassen 0,8—V,19. Schulgeld 15 ev. 20M. das Jahr. Bauzeichnen Sonntags früh. 8 Direktor HVoltvi s, Rosenstr. 28 «. Sv. verreist bi- 2«. September. Zcimliskr Plipicr-FMik. Der am 1. Oktober d. I. fällige Coupon Nr. 8 unserer Pri oritäts-Anleihe wird vom Verfalltage an mit WU- «r MttrlL bei unserem Bankhanse vrssLsn, elukvliist. Sebnitz, in, September 1699. Vor Vor«t»u«I. llSnlg Mekt-KiMelleii höchst bklleö«. vlgaroNou kadrib vagäaä. !»>«» «»»vdzrivr, Dresden.