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oder iu radikale Farben kleiden. DaS seien die heil bringenden Lebensmächte, welche daS unerträgliche Ueber- maß deS sozialdenwrkratischen LebelS vielleicht zur Be- thätigung aufrufen wird. Der Borstand der sozialdemokratischen ReichStagS- fraction war, wie man melket, vorgestern in eruem Zimmer deS Reichstags zusammengetrrlen, um sich über die auf dem Halle'schen Parteitage zu befolgende Taktik zu verständigen. Man war ernig darüber, baß die Hauptaufgabe deS Parteitages sei, für Deutschland eine neue Organisation der sozialdemokratischen Partei zu schaffen. Die Wahl des Präsidiums soll der Initiative der Versammlung in Halle überlassen bleiben; besondere Anträge wurden Seitens der Fraktion nicht vorbereitet. Die Verhandlungen des Parteitages sollen öffentlich sein und die Presse aller anderen Parteien zugelassen werden. Als Redner des Vorstandes der parlamen tarischen Fraktion wurden Bebel, Singer, Grillenberger und Auer bestellt. Frankreich. Mermeix, der Verfasser der Coulrssen des Boulangismus, soll an der beim letzten Duell mit Dumonteil erhaltenen Verwundung so schwer erkrankt sein, daß die Aerzte ihn aufgeben. Schweiz. Zur Wiederherstellung der Ruhe im Kanton Tessin wird jetzt das Mittel vorgeschlagen, die feindlichen Brüder zu trennen und, wie einst den Kanton Basel ip Basclstaot und Baselland, das Tessin in die Halbkantone lieino sotto Lonors (unterhalb des Monte Cenere) und lieino sopra Oonore (oberhalb des Monte Cenere) zu therlen. Cs würde dadurch eine Scheidung zwrschen dem liberalen und industriellen Süden und dem konservativen und bäuerlichen Norden erreicht. Bekanntlich zerfallen außer Basel auch die Kantone Unterwalden und Appenzell in Halbkantone, ersteres in Obwalden und Nidwalden, letzeres in Inner-Rhoden und Außer-Rhoden. Der Kidgenossenschaft gegenüber bilden dre genannten Kan tone aber nur einen einzigen Staatsverband, was sich u. A. darin ausdrückt, daß in den Ständerach (Senat) die Halbkantone nur je einen, nicht wie die Vollkantone je 2 Vertreter entsenden. Jedenfalls stehen aber der Verwirklichung des Vorschlags noch große Schwierig keiten im Wege. Portugal. Das Journal „Seculo" meldet über die telegraphisch gemeldeten Vorgänge in Coimbra: Eine über 2000 Personen zählende Volksmenge erwartete den Journalisten Almaida, welcher eine Strafe wegen eines Zeitungsartikels verbüßt hatte, am Ausgange des Gefängnisses, wollte denselben mit Musik nach Hause begleiten und stieß hierbei aufrührerische Rufe aus. Die Polizei schritt ein, gebrauchte die Waffen und zerstreute den Volkshaufen. 2 von der Menschen menge und ein Polizist wurden verwundet. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 27. September 1890. — Auf einem Neubau an der Alber tstraße hatte gestern sin Maurer das Unglück aus dem ersten Stock werke herabzustürzen und dabei einen Bernd.uch zu erleiden. — Gestern verhandelte das Kgl. Landgericht Dres den gegen die 29 Jahre alte, in Zeithain wohnende Bahnarbeitersehefraa Johanne Rosine Höfer geborene Zscheile wegen wiederholten Rückfallsdiebstahls. Die bereits zweimal wegen Eigenthumsvergehens nicht er heblich vorbestrafte Angeklagte gab zu, am 25. Juni d. I. aus Röder auer Flur von einem Felde des Guts besitzers Kaul 27 Rozgengarben im Werthe von mindestens 10 Mk sich auf diebische Weise zugceignet zu haben. Der Ehemann der Höfer hat ein Feld gepachtet, welches an dasjenige des Zeugen Kaul an grenzt. Die gestohlenen, dem Eigenthümer wieder zu gestellten Garben waren von der Angeklagten unter Getreidepuppen auf dem erpachteten Felde ihres Ehe- ' Mannes versteckt worden. Die Höfer verwirkte wegen eines einfachen, im wiederholten Rückfalle begangenen Diebstahls, unter Annahme mildernder Umstände, eine Gefängnißstrafe in der Dauer von 4 Monaten. Möge das Urtheil zur Warnung dienen. — In der Geschäftswelt macht sich seit geraumer Zeit der Mangel an Kronen (Zehnmarkstücken) geltend und es find dementsprechend, wie die „Tägl. Rdsch." schreibt, Eingaben von verschiedenen Handelskammern an den Bundesrath gerichtet worden. Sicherem Ver nehmen nach wird die Frage den Gegenstand weiterer Erörterungen bilden und berechtigten Ansprüchen wird wohl R chnung getragen werden. Es sei hiermit be merkt, daß die Absicht, die alten kleinen Zwanzig- Pfennigstücke aus Silber nach und nach aus dem Ver kehr zu entfernen und durch die größeren Nickelmünzen zu ersetzen, Wünsche namentlich aus Süddeutfchland entgegengctreten sind, wo die kleine silberne, in Nord- deutschlaud nicht gen> gesehene Münze sich besonderer Beliebtheit zu erfreuen hat. Auch diese Frage dürfte im BundeSrath einer eingehenden Erörterung unter zogen werden. — Der Andrang zur Aufnahme in die Unter offizier-Schule zu Marienberg ist in diesem Jahre in Sachsen nicht so groß gewesen, wie in früheren Jahren, so daß di« vorhandenen Baranzen nicht voll ausgefüllt werden konnten. Aspiranten können sich daher noch heute anmelben, eS ist nicht ausgeschloffen, daß die selben noch dieses Jahr ausgenommen werden. — Falb bezeichnet den 28. September als einen kritischen Taz erster Ordnung und prophezeit für diesen bedeutende Unfälle. Ueberhaupt sollen nach Falb in diesen Tagen Hochwasser für andere als die jüngst be troffenen Bezirke eine stehende Rubrik in den Zeitungen werben. Bi lleicht sind die rn Frankreich jetzt auf tretenden Hochwasser die Vorboten der neuen Ueber- schwemmungeo. — Die Sächsische Bank hat gleich der „Reichs bank" den Zinsfuß, zu welchem sie Wechsel diScontirt, auf 5 Proc. und den Lombardzinsfuß auf b'/z Poc. bez. 6 Proc. festgestellt. — Ter sächsische Militär-Feuerversicherungs-Verein zu Zwickau hat jetzt auf Anregung von Sachsens Militärvereins-Bund beschlossen, bezüglich der Feuer versicherung von Kameraden keinerlei Beschränkung be ziehentlich Ausschluß wegen der Baulichkeit oder der Lage der Gebäude mehr eintreten zu lassen. Mit Rück sicht hierauf hat auch der sächsische Militärvereins- Bund beschlossen, im Falle des Betreffens von ehe maligen Miluärs von Brandschäden etwaige Unter stützungsgesuche nicht mehr zu berücksichtigen, da nun mehr Jedermann sich durch Versicherung vor pekuniärem Schaden zu schützen vermöge. — Das Sommer-Semester 1890 hat für die große Zahl der Schulen mit gestern sein Ende erreicht, da heute die Michaelis-Ferien ihren Anfang nehmen. Die Schulzeit von Ostern bis Michaelis, in welche bekannt lich der größte Theil dec gesetzlich bestimmten Ferien fällt, ist durch diesen Umstand einer nachhaltigen, weniger ausgesetzten Arbeit nicht besonders günstig, wie auch der oft über die Freizeit aus gesundheitlichen und anderen Rücksichten verlängerte Aufenthalt der Schüler und Schülerinnen in Bädern und Sommerfrischen hier für eine weitere Bestätigung giebt. Umso intensiver stellt nun das kommende Halbjahr seine Aufforderungen an die Schule und mahnt jeden Lernenden, Fleiß zu zeigen in allen Stücken, auf daß dann der Oftertermin mit seiner gefährlichen Klippe, „Versetzung" genannt, nicht verhängnißvoll werde. An der hiesigen Bürger schule begannen die Mrchaeliöfeiien nach vorausoe- gangener Censuren-Vertheilung mit heutigem Tage und währen acht Tage. Der Unterricht, welche: demnach Montag den 6. Oktober wieder begonnen wird, nimmt von diesem Zeitpunkte ab nicht mehr um 7, sondern Vormittags 8 Uhr seinen Anfang. — Eindringlicher als je zuvor, so schreibt die „Deutsche Turnztg.", möge der Ruf zum fleißigen und ausdauernden Turnen beim Beginn der kälteren Jahres zeit ergehen an alle Männer und Jünglinge, welche ein gesundes Herz und frohen Sinn haben. Denn nichts sagt dem gesunden Körper mehr zu, als Bewegung in lebensfrischer Gesellschaft. All' die vielen kostspieligen Hülssmittel, welche das deutsche Turnen, wie es von Gutsmuths, Jahn, Eiselen, Spieß und vielen tüchtigen Volkserziehern eingerichtet ist, ersetzen oder gar ver bessern wollen, führen zu nichts, der Geist erlahmt dabei und bald wird der große Vorsatz zur kleinen Spielerei ohne jeden Werth. Auch die vielen kleinen Verbindungen, meist ohne anderen Zweck als den, in selbstgedachter Herrlichkeit sich zu Vergnügen oder die Zeit zu Vergeuden, bestehen nur kurze Zeit und end-n ihr Dasein, ohne Befriedigung geboten zu haben. Verwerflich ist jede der Jugend unwürdige Thätigkert oder Nichtsthun. Das Turnen ist eine wetteifernde Uebung der Leibeskräfte, bringt Freude an gemeinsamem, herzerfrischendem Spiel und Wanderungen in der freien Natur, erhält und vermehrt die Lieb- und Treue für unser schönes Vaterland. Der Gedanke muß begeistern, einer guten Sache zu dienen unter dem Banner der großen deutschen Turnerschaft, unter welchem sich Tausende von Männern ohne Rücksicht auf Stand oder Besitz zu gleichem Streben verbunden haben. — In den Kreisen der Weinbergsbesitzer dürfte es interessiren, daß einer der renommirtesten Weinbauer im Elsaß, Bürgermeister Oberlin in Beblemheim, in den Reblaus-Herden zu Hegenheim die Beobachtung gemacht hat, daß in denjenigen Weinbergen, wo Ameisen hügel sich befinden, an den Reben der Umgebung keine oder doch nur wenige Rebläuse aufzefundcn werden konnten. Es habe sich sogar herausgcfiellt, daß die jenigen Weinfiöcke, die sich unmittelbar in Contact mit ' einer Lmeisenrvlonie befanden, weder Notositäten noch Wurzelläuse «ufzuweisen hatten. In einem andere, Falle vertilgten Ameisen 50 Puppen deS einbindige, Traubenwicklers (Heu- und Sauerwurm, Made), welche im Garten unter Bedeckung mit einer Glasglocke be hufs Beobachtung deS AusschlüpfenS der Motten unter gebracht waren. Puppen, welche man in Ameisenhügel legte, wurden sofort verschleppt. Oschatz. Die Sammlungen für die Ueberschwemmte, an der Elbe haben hier 1115 M., eine ganz stattliche Summe, ergeben. Dresden, 26. September. Se. Majestät der König wird sich, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich folgend, wie wir schon mit- theilten, zur Theilnahme an den kaiserlichen Hofjagd» nach Wien begeben. Die Abreise Sr. Majestät ist in Begleitung des Flüzeladjutanten Major von Hrugk nunmehr auf Dienstag, den 30. d. M., Abends be stimmt. Aus dem Erzgebirge, 22. September: Als vor etwa 60 Jahren in der Gegend von Karlsfeld die Noth unter den Arbeitern sehr groß war, wurde da selbst die Uhrenfabrikativn eingeführt. . Im Jahre 1837 ! nahm eine Aktiengesellschaft mit lO OOO THalern Grund kapital die Fabrikation von Uhren in die Hand; doch wurde weniger auf Geschästsgewinn als vülmehr darauf ges Herr, daß dieser Industriezweig sich immer mehr einbürgerte. Außer Wanduhren aller Art wurden später auch Zugscderuhren, Regulateure und auch Thurm uhren gebaut. Im Jahre 1870 entstand neben der Actienfabrik noch ein zweites Uhrengeschäft. Heute ist dieser Industriezweig nicht mehr bedeutend, da das Hauptabsatzzebiet, O.sterreich, infolge der hohen Zölle I verloren gegangen ist; es werden aber in Carlsseld i Tactmeffer (Metronome) hergestcllt, welche durch die I Musikwaarengeschäfte in Markneukirchen in alle Weh I hinaus gesandt werden. In Carlsseld hat auch die I Harmonika- und Glasfabrikation eine Stätte gesunder. I Chemnitz. Dre Belästigung durch Rauch I und Ruß ist in allen größeren Städten laut geworden, I Obwohl man verschiedene Mittel zur Bekämpfung und I Abhülfe dieses Uedcls vorgeschlazen und die mannich-1 faltigsten Feuerungsanlazen errichtet hat, um den sich D entwickelnden Rauch zu verbrennen, ist es doch noch! nicht gelungen, di« Rauch- und Rußkalamität gänzlich D zu beseitigen. Beachtenswerth erscheint, nach dem „Cs. I T", eine Erfindung des Herrn Johann Bielenberg, I Zschopauerstraße 99, hier, welche, nach einer am Frei-1 tag staltgesundenen Prob; zu urtheilen, sich bewährt» I dürfte. Die Probe, zu der sich verschiedene Interessent!« I eingefunden hatten, erfolgte bei Herrn Bäckermeister I Müller auf der Chemnitzerstraße in einem Backes«,. I Dieser war mit der von Herrn Bielenberg erfunden!« I neuen Schüttofenfeuerung mit oberer Luftzufühnug D und Rauchverbrcnnung versehen. Der Backofen wurde mit Stein- und Braunkoblcn befchL I Das Feuer brannte vorzüglich, es entwickelte sich aber in in I Esse rnchl der geringste Rauch. Bei der Biclcnberg',chen SW- D osenfeuerung wird die Luft nicht, wie sonst üblich, durch de« D Rost den brennenden Kohlen zugesührt, fondern durch den Hch D schacht, d. h. durch dieselbe Röhre, durch welche der Herd ml D Brennmaterial versehen wird. Die Lust wird gezwungen. W W oben einzulrctcn. Las Brennmaterial zu passiven und sich z« D erwärmen, ehe sie in Verbindung mit den glühenden Kohl!« D tritt, bezw. der Sauerstoff der atmosphärischen Luft von tai W Kohlen avsorbirt wird; durch die Erwärmung der Luft ist ist D Schlackend ldung aus dem Feuerderü fast vollständrg auSze- D schlossen, wätucnd der sich aus den anbrenncnden Kohlen enl- D nuckelnde Rauch, der bekanntlich nichts Anderes ist als Sohle«- D stoff (oder Kohle in anderer Gestalt), gezwungen wirb, ülstt D die glühenden Kohlen hin, den Rost zu passt en. Dabei wird D der Rauch verbrannt und die hieraus resultirende Hitze mH D zusammen mit dem aus den vollständig verbrannten Sohl» V aus dein Rost erzielten Heizeffekl den Ofenwandungen süglih I eine größere Hitze mitthcckcn, als Lies bei den bisherig!« D Oefen der Fall ist. Durch Anbringung von Klappen oberhold I Les HcizschachteS kann der Zug „ach Bebürsmß regulirt werde«. D Die Einrichtung läßt sich -n allen Zimmer-, Koch- und Nu!- I öscn mit leichter Mühe ohne wesentliche Kosten aubringe«, D ebenso kann dieses System bei allen Arten von Dampfkessel-, W Lokomotiv- und Dampfschifsfeuerungcn zur Anwendung gebrch W werden. Markranstädt. In der nächsten SchwurgerichtV Periode zu Leipzig wird betreffs der Fanny Schiel die unter dem fürchterlichen Verdachte steht, ih«W Eltern, den Bürgermeister Schrön und Gattin, diut» Gift getödtet zu haben, verhandelt werden. Eisleben,24.September. Den socialdemokratische« Bergleuten Bunte und Siegel ist es hier nicht gelungen, als Redner aufzutreten. Sie wurden vielmehr von den Bergleuten mit Hohngelächter und theilweise so gar mit thätlichen Begrüßungen empfangen, s» daß sie die Flucht ergreifen mußten und schnell wieder abreisten. / Salfeld, 25. September. Lek Streik der zahl reichen Drahtwebcr ist jetzt zu Gunsten der Fabrikant«! beendet worden. Laut, hat der bei nehmer Bo »vertraute schlagene § belaufen. Sassenlocal< auS demselk den Austra dem Herrn Briefe klag Es wird in Bogel die I Fälschungen betrieben ha selbe stets i gemeinde di die ungetrer gezogen^ sein vorn aebeug und Schnur «ar mit du Wie ich I lese, will dei I den Zwische I Die Idee hc I des; denn tt I der Händler I deutendes ge I leicht wird r I do- wohl ei I einfacher Lan I bandel nothn I Herren Volks I deswegen, so I Freilich, wie Lieh wenig doch, als hä sehr in ihre Schlachtvieh etwas cinzieh mn ihnen i sehen könnte, seifigen will, nicht selbst w können, ist w sammtc Schic Großhändler i zum Herrn I unsere Thiere, eigenen Komr zu kostspielig jein, denn de Händler, sond das Ohr hau, gelernt und i erstens einen ! dann gesichert er nicht weiß, Provision nich Sehalt, dann dem Umsatz. . rechten Mann z wie soll ers r zu Rande zu ein Haufen S soll zu gleich denn wir liefe. Tn muß er a auf !die er si gut bezahlt sei nach dem Sch laden, hintreib mehrere Leib« diel Geld! 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