Volltext Seite (XML)
8t94VörsendUM f. d. Dtschrr. «uchhankel. Redaktioneller Teil. 141, 18, Juni 1924: oft sehr wünschenswerte Freizügigkeit und die Druckereiabteilung die Freiheit ihres besonders gearteten Betriebswillens, Es ent spricht dieser Lage, daß der Verlag vielfach, Wohl an Stelle der Kombination, andere Formen der organisatorischen Annäherung sucht und sich damit begnügt. Für den Verlag reicht es ja z, B, aus, wenn lediglich auf Grund eines Vertrauensverhältnisses ein engeres Zusammenarbeiten mit bestimmten Druckereien erreicht wird. Ist eine festere Form erwünscht, so genügt ihm vertragliche Abmachung ohne Eingriffe in die beiderseitige Selbständigkeit. Noch weiter ginge eine Kapitalbeteiligung, wie sie vielfach beobach tet wurde, oder die Gründung besonderer Aktiengesellschaften für gemeinsame Unternehmungen, Ob damit der Umfang der möglichen organisatorischen Zusammenfassungen erschöpft ist, kann dahinge stellt bleiben. Der Kern des Problems ist von vr, Pustet richtig gekennzeichnet. Recht geben wird man ihm auch in seiner Ableh nung der Auffassungen von Borgius und Bücher, die glaub ten, die Kombination sei «in Beweis für vorhandene oder drohende Überproduktion, Pustet weist mit Recht darauf hin, daß der Be griff der Überproduktion im Buchhandel überhaupt nur mit Ein schränkung anwendbar ist und daß bei dieser Auffassung Ursache und Wirkung meist verwechselt werden. Er mahnt auch mit Recht, zwi schen Neugründung und Fusion bei diesen Kombinationserschei nungen zu unterscheiden. Der letzte Abschnitt behandelt das Standortspro blem, das ja in die Frage der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Druckerei und Verlag sehr wesentlich mit hineinspielt. Freilich kön nen Untersuchungen darüber überhaupt nur sehr beschränkte Ergeb nisse zeitigen, denn die statistischen Unterlagen sowohl auf seiten des Verlags wie auf seiten des Druckereibetriebes sind so unzu länglich, daß Folgerungen, die allgemeinen Wert beanspruchen dürften, gar nicht gezogen werden können. Es erübrigt sich daher Wohl auch, auf diese Fragen hier näher einzugshcn. Doch verdienen, diese Probleme einmal eine eingehendere Behandlung, denn es läßt sich auch darüber doch Wohl noch mancherlei sagen, und es sind das vor allem Fragen, di« für die wirtschaftliche Gestaltung gerade des Buchhandelsbetriebes von allergrößter Bedeutung sind. Neben bei sei nur erwähnt, daß vr. Pustet noch schärfer die Tatsache hätte herausarbeiten müssen, daß für den Verlag das Standortproblcm doppeldeutig ist. Der Vcrlagswohnort liegt mit der Herstellungs stätte und Vcrtricbsstätte nicht immer zusammen. Daraus ergibt sich eine ganze Reihe von Fragen, die -erst geklärt sein müssen, ehe weitere Schlüsse daraus gezogen werden können. Im ganzen wird aus diesem kurzen überblick über die Pustet- sche Arbeit schon erkenntlich geworden sein, wie interessant die Probleme sind, die darin zur Erörterung kommen. Der Verfasser hat sich damit zweifelsohne «in Verdienst /auch um den Buch handel erworben. Freilich fällt an manchen Stellen auf, daß er doch mehr auf Seite der Drucker als der der Verleger zu stehen scheint. Er streicht wiederholt den Drucker heraus und nimmt ihn dem Verlag gegenüber in Schutz, Daß sachlich dabei die Interessen und Probleme des Verlags in der Untersuchung zu kurz kämen, soll nicht gesagt sein. Immerhin darf Wohl der Wunsch ausgesprochen werden, daß die gleichen Fragen doch auch noch einmal «in« Unter suchung spezifisch vom Standpunkt des Buchhandels aus finden. Eine solche Arbeit könnte die vorliegende nicht unwesentlich ergän zen, und beide zusammen würden dann auch für den Praktiker man ches Wertvolle zu bieten imstande sein. Schon jetzt muß man wün schen, daß all« angehenden Buchhändler sich in die Pustetsche Arbeit vertiefen. Es kann das für ihre betriebswirtschaftliche Schulung nur von Vorteil sein, vr. Men z. Die Sommerakademien für den Snngbuchhandel 1924. Die letzte Kantate-Versammlung hat den vom Lauensteiner Kreise ausgehenden Antrag »Auf die Kreisvereine dahin zu wirken, daß sie geeignete praktische Einrichtungen für die Entwick lung der Berufsfreudigkeit unter ihren jüngeren Mitarbeitern treffen. Als geeignetes Mittel wird die landschaftsweise Durch führung von Sontmerakademien im Zeitraum von 10 bis 12 Tagen für jeden Teilnehmer vvrgeschlagcn» einstimmig ange nommen, Es gilt nun, die Konsequenzen zu ziehen. Am 15. September 1923 wurde im Börsenblatt über den Verlauf der beiden Sommerakademien in Elgersburg und Holzminden berichtet und die praktischen Folgerungen für die weitere Durchführung im nächsten Jahr gezogen. Sie seien nochmals betont: 1, Die Akademien sind im Geiste der Jugendbewegung zu halten. Möglichste persönliche Bedürfnislosigkeit, Absti nenz von Alkohol usid Nikotin, dafür aber geistige Be reitschaft. 2, Darum bedeutet Teilnehmerschaft eine Auswahl aus der Masse, 3, Der Charakter der Ferienerholung muß gewahrt bleiben. Es genügt im allgemeinen der Vormittag für die geistige Arbeit. Alle anderen Anregungen durch Einzelvorträge, Wanderungen, Musik, Spiel, Gesang und Tanz ergeben sich aus den Verhältnissen und der Eigenart der Teil nehmer. 4, Die Zahl der Teilnehmer darf höchstens 24 betragen, denn das leitende Prinzip der Sommcrakademie sind nicht Vorträge, sondern gegenseitige Aussprache (möglichst im Grünen) in Form von Arbeitsgemeinschaften. Wenn aber eine Arbeitsgemeinschaft fruchtbar sein soll, ist die Höchst grenze 24, die Mindestgrenze 12 Teilnehmer. Selbstver ständlich sind auch weibliche Teilnehmer willkommen, 5, Zur Leitung einer Sommerakademie genügen für die Arbeitsgemeinschaften zwei sich ergänzende Kräfte, der eine mehr naturwissenschaftlich oder soziologisch inter essiert, der zweite philosophisch, religiös oder literarisch, 6, Das Grundprinzip der Sommerakademie ist nicht etwa Erörterung von buchhändlerifchem Fachwissen, oder Ein paukerei von Lsieraturwissen, sondern Hinführung zu selbständigem Denken gegenüber den Lebenserscheinungen und damit Auseinandersetzung mit den Problemen unserer Zeit, * 7. Selbstverständlich sollen buchhändlerische Fragen nicht beiseite geschoben werden. Im praktischen Leben stehende Menschen werden mehr oder weniger von den Erfahrun gen ihres Berufes aus urteilen, und so wird im wechsel seitigen Gespräch der Arbeitsgemeinschaften natürlich auch die notwendige buchhändlerische Einstellung gestreift. Gewiß sind auch einzelne buchhändlcrische Fachvorträge für Nachmittag oder Abend erwünscht. Sie werden sich daraus ergeben, wie weit sich Chefs oder sonstige Fach leute dafür zur Verfügung stellen. Wie ist eine Sommerakademie zu organisieren? Eigentlich müßte jede Landschaft eine fertigbringen. Mit Majoritätsbeschlüssen wird nichts erreicht, und auch das zur Verfügungstellen der nötigen Geldmittel ist nicht das Entschei dende, Entscheidend ist, daß sich eine Persönlichkeit aus dem betreffenden Bezirk dafür einsetzt. Es braucht das nicht einmal ein Chef zu sein, sondern es kann auch von einem Angestellten ausgehen, der dann Verbindung mit dem betreffenden Vorstand des Kreisvereins sucht. Ohne Aktivität verwirk lichen sich die schönsten Ideen nicht. Ohne Ver antwortungsgefühl, das zur Tat drängt, blei ben wir Buchhändler im Gerede stecken. Darum muß ein einzelner den Anfang machen, und es wäre schön, wenn die jugendfrischen Elemente im Buchhandel die eigentliche Organisationsarbeit in die Hand nähmen. Die Mit- arbcit der Älteren ist durch den Beschluß der Kantate-Versamm lung gesichert. Die nächsten praktischen Fragen sind: 1, Wie beschafft man die Kosten und wie hoch belaufen sie sich? Die Kosten wird der Kreisver« ein am besten durch eine Umlage bei feinen Mitgliedern aufbringen, etwa nach der Größe des Geschäftes 1—3 Mk, Es sind etwa 500,— Mk, nötig, man kann aber auch, wenn sich die Vortragenden umsonst zur Verfügung stellen, mit viel weniger auskommen. Die Kosten für Lehr kräfte und Organisation zusammenzu-