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Redaktioneller Teil. X° 141, 18, Juni 1924, ». ^n--SNSS bringen, sollte eine Ehrenpflicht der Chefs sein. Sollte dieses nicht gelingen, so ist alles Gerede von Volksgemeinschaft eine Phrase, 2. Die Kosten für Unterhalt und Unterkunft tragen die Teilnehmer selbst. Ungefähr werden Wohl 4 Mark pro Tag herauskommen. Es ließe sich aber auch an Orten, wo Jugendherbergen zur Verfügung stehen, billiger machen, nur leidet dabei die Geschlossenheit, auf die es für die Bildung des gemeinsamen Zusammenhaltes sehr ankommt. 3. Es ist nicht leicht, den entsprechenden Ort zu finden. Darum ist ein Anschluß an die Volkshochschulbildungs- bewcgung der betreffenden Landschaft ratsam, zumal auch zur Beschaffung der nötigen Lehrkräfte, 4, Die Dauer muß mindestens acht Tage sein, wenn etwas dabei herauskommen soll. Das Beste wird fein 10—12 Tage, um eventuell gemeinsame Wanderun gen und Besichtigungen dazwischen cinzuschieben. Die Urlaubszeit des Teilnehmers beträgt wohl in der Regel 14 Tage. Es wird gut sein, den Sonntag zur Anreise zu benutzen, sodaß abends die erste ungezwungene Zu sammenkunft ist und Montag die Arbeit beginnt. Etwa in der Mitte der zweiten Woche ist Schluß zu machen, damit die Teilnehmer noch ein paar Tage Wanderungen einzeln oder in Gruppen anschließen können. 5, Die geeignete Zeit wird am besten der August sein, weil sowohl die Lehrkräfte am leichtesten zu beschaf fen sind als auch die Unterkunft, Aber auch Anfang Sep tember wäre es noch möglich. Ein deutscher Kleinstaat hat sich schon bereit erklärt, nötigenfalls entsprechende Kräfte aus dem Schuldienst zu beurlauben. Ich glaube, ich könnte dies auch im preußischen Kultusministerium erwirken, 6, Es ist dann von jedem Teilnehmer ein Bericht zp fordern, in dem er seine Eindrücke nicderlcgt nnd sich kritisch zu dem Dargebotenen äußert. 7. Ich bin bereit, mit Rat und Tat mitzuhelfen, Eugen Diedcrichs. Neue buchhändlerische Hauszeitschriften. Noch ehe das Meer neuer Zeitschriften seine Wellen über den deutschen Buch- und Zeitschriftenhandel ergoß oder doch wenig stens zu ergießen versuchte, sind, veranlaßt durch den Drang nach verstärkter Werbetätigkeit, verschieden« neue buchhändlerische Haus- Zeitschriften geschaffen worden. Neben einzelnen Verlegern ist es diesmal auch eine Reihe Sortimenter, die di« Initiative nach dieser Richtung hin ergriffen und sich dem Charakter ihres Hauses ent- sprechende Werbeorgan« geschaffen hat. Von verlegerischer Seite wartete Carl Schünemann in Bremen im Vorjahre erstmalig mit seinem Erntewagen auf, einer kleinen Zeitschrift, die sich aber getrost manchem älteren und größeren Bruder zur Mte stellen, darf, ohne sich dabei ihres Kleides oder ihres Inhaltes schämen zu müssen. An Stelle eines Programms steht der Hinweis auf die über 100 Jahre alte Tra dition des Berlages, die für die Gestaltung des Erntewagens maß gebend sein soll. Die ersten Hefte lassen die Pfleg« der Heimat literatur im weiteren Sinne erkennen, der der Verlag ja auch durch seine Zeitschrift Niedersachsen die Wege ebnet, Gut gelungen ist das zweite Heft, das dadurch, daß es vorwiegend Ottomar Enking gewidmet ist, ein einheitliches Gepräge erhielt. Durch biographische und autobiographische Skizzen und besonders durch knappe Kost proben fröhlichen Charakters ist ein lebendiger, kräftiger Zug in das Werbeblatt gebracht worden, für das Wohl in den meisten Sor timenten Interessenten vorhanden sein dürften, die auch für Das H, Belehrende Zeitung vom Ernst Heimeran Verlag in München nicht fehlen werden. Der Geist der Antike, dessen Er weckung der Münchener Verleger durch die Herausgabe der Tus- culuin-Bücher, der zweisprachigen Taschenausgaben antiker Auto ren, herbeiführen will, regiert im H, Das erste Heft dieser kleinen, äußerst sorgfältig ausgestatteten Zeitschrift bringt neben mehreren Textproben »Gedanken über Horaz von Franz Burger- und eine Erstveröffentlichung des bisher einzigen zeitgenössischen Autors des Ernst Heimeran Verlages: »Di« Schlacht« von Ernst Penzoldt. Ferdinand Hirt in Breslau und F, HirtLSohn in Leipzig bieten Hirt's Li t« r a tu r be r i ch t dar. Die da von bishervorliegendenHefte weisen einen einheitlichen redaktionellen Aufbau auf: jeweils einen Einleitungsaussatz, Briefe der Autoren über ihre Werke, Urteile der Presse über Hirt'sche Verlagswcrke, Textproben und «in Verzeichnis »Neue Werke«. Natürlich tritt bei diesen Berichten, der Verlogsrichtung der Herausgeber entspre chend, die pädagogische Literatur stark in den Vordergrund, und die einzelnen Aufsätze lassen deutlich erkennen, daß dies« Hauszeitschrift in erster Linie den Kontakt des Verlages mit der Lehrerschaft be- festigen soll. Der Werbecharakter der Zeitschrift tritt nur, unauf fällig in Erscheinung, ganz selbstverständlich klingt z, B, ein'Artikel »Pädagogische Gegenwart von Georg Wolfs« mit dem Hinweis aus: Bei dieser Arbeit im Dienste der eigenen Persönlichkeit, des Kindes, der Schule und der Volksbildung ist des deutschen Lehrers bester Führer und treuester Freund: das deutsche Erziehungsbuch. Daß die regelmäßige Zusendung des Berichtes nicht kostenlos, son dern nur gegen Vergütung der Versandspesen erfolgt, wird ihn in den Augen der Abonnenten nur wertvoller erscheinen lassen. Die Neuen pädagogischen Nachrichten, die der Verlag I u - lius Be ly in Langensalza seit einiger Zeit herausgibt, haben durch di« Hirt'schen Literaturberichte unzweifelhaft eine be achtenswerte Konkurrenz erhalten, obwohl die Nachrichten an und für sich die laufende Orientierung nicht so stark Pflegen, Das 7, Heft dieser Vertriebszeitschrift stellt eher einen durch die Bei gabe von Aufsätzen veredelten, umfangreichen Katalog dar, was auch schon durch den Sondertitel: »Die Schulbücher der Grund- und Arbeitsschule« gekennzeichnet wird, einen Katalog, der auch — der Platz zum Firmenaufdruck weist darauf hin — dem Sorti ment als Vertriebsmitte! dienen soll. Man ist versucht, in den Tagen, in denen der Pfennig bei der Kalkulation wieder eine Rolle spielt, vom wirtschaftlichen Stand punkt aus die Existenzberechtigung der Hauszeitschristen zu unter suchen, und man wird sich fragen müssen, ob die gemeinsame Pro paganda mehrerer Verleger durch Schaffung einer statt mehrerer Vertriebszeitschriften — wie es bei den beiden vorher besprochenen pädagogischen Zeitschriften z. B, möglich wäre — nicht vorteilhafter erscheinen wird. Man wird aber doch in den Fällen, in denen es sich um die Werbezeitschriften von Verlegern mit einer bestimmten, scharf abgegrcnzten Verlagsrichtung handelt, der Hauszeitschrift di« Lebensberechtigung nicht absprechen wollen. Dem aus dem Gebiete der okkulten Literatur führenden Verlag Asokthebu O, t t o Wilhelm Barth in München wird man das Recht zur Herausgabe seiner Briefe der okkulten Bücherstube zu- crkennen. Die Freunde der Geheimwisscnschasten und besonders di« auf okkulte Literatur eingestellten Bibliophilen werden diese übri gens einen Hersteller von Geschmack verratende Zeitschrift nicht missen wollen, da sich ihr Inhalt vorwiegend aus Ankündigungen grundlegender Schriften und Buchreihen zusammcnsctzt. So wer den im 3, Heft u, a, Hinweise auf die von Sudhoff besorgte große Paracelsus-Ausgabe, auf die Logos-Drucke, die Klassiker der Astro logie und die Lotus-Blätter gegeben. Würde sich der Verlag noch entschließen können, am Schluß eine Bibliographie der in fremden Verlagen herausgekwachten Neuerscheinungen zu geben, dann könn ten feine Briefe sich bald von der Haus- zur Litsroturzeitschrift auf dem Gebiete der Geheimwissenschaften entwickeln, was für diese Literaturgattung durchaus kein Schaden wäre. Eher möchte man wünschen, daß mit der Herausgabe neuer Werbeblätter all ge- meiner Richtung im Interesse der bereits bestehenden allmäh lich gestoppt würde, obwohl man einzelnen der auf diesem Gebiete neu erschienenen Zeitschriften eine gewisse Originalität nicht ab streiten kann, z. B, nicht dem Kuckucksei, Ein kleines Blatt für Bücherfreunde und solche, die es werden sollen, gelegt vom Gra phischen Kabinett in Berlin, Der frisch-fröhlich« Geist, die knappen, lebendigen Übersichten über die einzelnen Neuerschei nungen der verschiedenen Literaturgebicte und eine kleine Anek- dotcnecke: »Buchhändlers Freud und Leid« werden dafür sorgen, daß sich dem kleinen, mit einer Zeichnung von Trier neckisch ge schmückten Ei viele Nester öffnen werden. Daß cs sich bei dieser Zeitschrift um ein nur für die Privatkindschaft des Graphischen