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213, 12. September 1912. Nichtamtlicher Teil. «vrlmdlatt f. »- Ltschn. vllchtzanblL. 10551 wohler gefühlt als an jenen beiden Tagen im Ardennerwald.! wo er kaute äs nrisux nur von Schwarzbrot und Speck habe leben müssen. Aber eine sauber gedeckte Tafel mit gefüllten Schüsseln, mit allerlei Salaten, mit vielerlei Fisch, geräuchert, mariniert und eingekocht, mit mancherlei Leckerbissen, von Ochs, Schwein, Geflügel herstammend, Käse nicht zu vergessen, dazu nach Wahl kalte und heitze Getränke, — na, zu verachten i das gerade auch nicht! Es war unter den mehr als 50 hun grigen Menschen, die sich an der Tafel niederlietzen, nur eine Stimme höchsten Lobes und Dankes für dieses Mahl. Später, an der Festtafel nämlich, als man die überraschend grosse Zahl der Teilnehmer erörterte, traf ein humoristischer Redner den Nagel auf den Kopf, indem er sagte: »Das ist doch ganz klar, das feine Frühstück Hai sie hergelockt; wo cs gut ist und dann nichts lostet, da laufen die Leute immer hin«. — Erwähnt sei noch, daß Richard Quitzow einige herzliche Begrüßungsworte sprach, denen später Schmidt von Lübeck eine geographische Situationserklärnng folgen ließ. Schwartau wäre oldcnbnrgisches Gebiet, im Norden sei es nicht weit bis zur Ostsee, bis zur Mecklenburg-Schweriner und Strelitzer Grenze seine Enklave) im Osten sei es nur ein Katzensprung, südlich begönne bald das Herzogtum Lauenburg, und nach Westen umgrenze uns Holsteiner Land. Mutmaßlich haben alle diese Lande und auch die See beisteuern müssen zu unserm üppigen Mahle und daher deren Erwähnung. In den vornehmen Räumen des Hauses der »Gemein nützigen Gesellschaft« fand die Hauptversammlung und die Festtafel statt. Ein wenig eng waren die Räume, allein die große Zahl der Teilnehmer hatte sich nicht voraussehen lassen. Sonst war alles vorzüglich. Rach der Suppe erhob sich Otto Meißner, um den ersten Gruß und das Gelübde der Treue dem Kaiser darznbringen. Es wird an der Festtafel im Kreis Norden geredet, vielleicht viel geredet. Jedenfalls zählt eins der Tischlieder mit der Überschrift »Die Rednerliste des Kreises Norden. Fcstgestellt in Lübeck von einem aufmerksamen Zu hörer« zehn Redner auf und schließt dann mit dem Vers: »Soviel jedoch ist alle» klar, Kreis Nordens Zukunft offenbar, Dies lehrt uns diese Stunde: Wenn's Reden ihn erhalten kann, Dann geht er nie zu Grunde!« Dieser schalkhafte Dichter unterzeichnet sich O. H., ist in einer Stadt an der Ostsee zu .Hause und schon seit vielen Jahren freudig begrüßter Gast bei unseren Versammlungen Ich wollte, ich dürfte alle achtzehn Verse des heiteren Liedes hier abdrucken, gewiß würden viele Leser sich an den scharf nmrissencn Charakteristiken der Redner des Kreises Norden erfreuen. Übrigens sprachen von diesen bei Tisch doch nur Otto Meißner, Richard Quitzow, Hermann Seippel, Theodor Weitbrccht, Justus Pape, Oskar Hollcsen, Gustav Wolfhagen, Theodor Christiansen. Daneben richteten dann noch teils ernste, teils launige, teils dankende Worte an die Tischgesell schaft die als Gäste anwesenden Herren Kommerzienrat Siegismund, R. L. Prager und Julius Zwißler. Von den Tischliedern wurden schon zwei genannt. Außer dem sangen wir noch, der vaterländischen Stimmung ent sprechend, die bei uns immer stark durchklingt, »O Deutschland hoch in Ehren, du heiliges Land der Treu«, und ein anderes, überschricben »Der Sortimenter im Lichte der Volksbildner«. Bei so vielen Genüssen ist es nicht verwunderbar, daß die Tafel erst nach 8 Uhr aufgehoben wurde. Während noch oben im Festsaal Karl August Westphalen uns mit seiner klangvoll starken Stimme durch einige Lieder erfreut hatte, war unten im Kaffeesaal bald so eine Art von TböÄtrs variötö im Gange. Lorenz Johannsen zeigte sich als Klaviervirtuos (virtus — Kraft, Stärke — die Saiten klirrten) und neckischer Coupletsänger mit scharfen buchhändle rischen Spitzen. Auf diesem letzteren Gebiete trat ihm Adolf Busch zur Seite, und plötzlich erschien, trotz alles vorherigen Abschwörens, »Isaak Silberslein« mit aller ihm eigenen Grazie und Mimik im Saale, einen wirklich ungestümen Beifall er weckend. Eine ganz neue Kraft lernten wir in Alfred Carl jun. aus Stuttgart kennen, der die Geschichte von seinem »Grauß- vater«, dem Gemeindevorsteher und »g'scheit'sten Mo in ganz Plattenhardt «, in echtem schwäbischen Dialekt zu Gehör und zur Geltung brachte. Dank sei Hermann Lorenzcn, dem geduldigen und nie versagenden, für die viele Klavier begleitung ausgesprochen. Die Stunden verstrichen, der Glockenschlag mahnte die jenigen zum Aufbruch, die mit de» letzten Abcndzügen nach Hause fahren wollten. Manche blieben natürlich noch im gast lichen und gemütlichen Lübeck zur Nacht. Ja, es waren, der Ungunst des Wetters zum Trotz, am andern Morgen noch siebzehn Mann, die sich auf dem Bahnhofe zur Fahrt nach Mölln einsanden. Nur der, dessen großer Ahnherr, Till Eulen spiegel, dort begraben liegt, war nicht darunter. Um die Mittagszeit klärte sich der Himmel auf, und die rüstigen Wan derer hatten noch genußreiche Stunden im Walde und an den Seen der lieblichen Landschaft. Es waren schöne Tage in Lübeck, Höhepunkte im Laufe des sonst so arbeitsvollen Jahres. Hamburg sei auf deiner Hut, damit du, wenn im nächsten Jahre liebe Gäste in deinen Mauern weilen, nicht in Schalten gestellt wirst! Hamburg, 5. September 1912. Justus Pape. Kleine Mitteilungen. Buchhandel und PrllsnuasanSschülse. — In der vor liegenden Nummer ist unter dieser Überschrift ein Brief z»m Abdruck gebracht worden, mit dem sich die Herbstversammlung des Verbands der Kreis- und Ortsvereinc in Bayreuth noch eingehend beschästigen wird, sodaß wir auf eine Stellungnahme kurz vor Toresschluß verzichten können, zumal das Thema iu letzter Zeit des öfteren Gegenstand der Erörterung in diesen Blättern ge wesen ist. Nicht verzichten können wir dagegen aus die Zurück weisung der Behauptung, daß der Referent über Prüfungsaus schüsse und Buchhandel für die Bayreuther Tagung Herr Georg W. Dietrich-München »wohl zurzeit als der erbittertste Gegner der Priisungsausschtisfe im Buchhandel gelten könne«, nachdem vor kurzem <vgl. Nr. LOS) von dem genannten Herrn die Erklärung abgegeben worden ist, daß ihm eine Verständigung mit der Lehrerschaft unter gewissen Voraussetzungen erwünscht sei. Zurückwciscn müssen wir weiter die Bemerkung, »daß sich die Prüfungsausschüsse im Börsenblatt nicht verteidigen durften gegen die Anklagen und Vorwürfe, die gegen sie erhoben wurden«. DiesesRecht der Verteidigung,wie es die Prüfungsausschüsse iu Verkennnng der Aufgaben des Börsenblattes und der strafrechtliche» Verantwortung der Redaktion verstehen, ist ihnen unter Hinweis auf h 11 des Prcßgesetzes erst beschränkt worden, als sic in seiner Ver folgung z» »ngcrechtsertigtcn Angriffen und Beleidigungen der Gegner übergingen und es ablehnten, zu sachlichen Kragen sachlich Stellung zu nehmen. Daß im übrigen das Börsenblatt auch den Meinungen der Anhänger der Prüfungsausschüsse nicht verschlossen geblieben ist, beweist der Briesschreiber selbst durch den Hinweis ans die dem Börsenblatte entnommene Äußerung eines Hamburger Buchhändlers über die Ausstellungen an Elternabenden. Welcher Wert dem »allerlei Material« des Herrn Brunckhorst bciznmesscn ist, wird sich erst nach dessen Bekanntgabe feststcllen lasten: wenn es sich nicht ganz wesentlich von den in der ungezogenen Bro schüre veröffentlichten Beweisstücken unterscheidet, werben wir nicht viel damit anfangen können. Red. sic. Warenzcichenschutz und Namcusrecht. Urteil des Hansea tischen Oberlandcsgcrichts vom 5. März lvIL. lNachdrnck ver boten.) — Der ß 13 des Warenzeichengesctzcs enthält die für den Zeichenschutz besonders wichtige Bestimmung, daß durch die Ein tragung eines Warenzeichens niemand gehindert sein soll, seinerseits seinen Namen oder seine Firma, sei es auch in abgekürzter Gestalt, auf Waren, deren Verpackungen oder Umhüllungen anzubrtngen 1.371'