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Redaktioneller Teil. X: 92, 9. Mai 1919. Max Prengel war am 17. Dezember 1870 in Königs berg i. Pr. geboren, machte seine Lehrzeit in Karl Lehmanns Verlag durch und war sodann in verschiedenen Stellungen in Darmstadt, Frankfurt a. M., Hamburg usw. tätig. Seit 20 Iah. ren gehörte er dem Globus Verlag an. Bei Ausbruch des Krieges stellte er sich seinem Regiment freiwillig zur Verfügung, wurde als Vizefeldwebel im September 1914 eingczogen und bald zum Leutnant befördert. Während der letzten zwei Jahre war er als Bataillons, und Kompagniesuhrer eines Gefangenen- Arbeiter-Bataillons in Kowno tätig. Von einer Beerdigung zurückkehrend wurde er am 1. September 1918 zusammen mit einem Postbeamten im Wagen beim Passieren eines Eisenbahn überganges von einem Zuge überfahren und getötet. Am 9. September 1918 verstarb Herr Karl Althoff, Geschäftsführer von F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung. Am 31. Mai 1863 geboren, hatte der Verstorbene seine buchhändle rische Lehrzeit bei A. Huch in Zeitz durchgemacht und war so dann tätig in den Firmen A. Hartleben in Wien, I. Ricker in Gießen, C. Bohsen in Hamburg, W. Schultz-Engelhardt in Berlin und Eisenschmidt's Buch« und Landkartenhandlung in Berlin. Seit dem 16. Januar 1899 war er bei F. A. Herbig in Berlin angestellt, zuletzt als Geschäftsführer der Firma. Am 30. Dezember verschied plötzlich und unerwartet in- folge Schlaganfalles im 75. Lebensjahre Herr Robert Lud wig Prager, Inhaber- der Firma gleichen Namens. In Robert Prager hat der deutsche und vor allem der Ber liner Buchhandel eines seiner ältesten und beliebtesten Mit glieder verloren. Fleißig und tüchtig, klug und belesen, rede gewandt und mit vortrefflichem Gedächtnis begabt, streitbarer und doch äußerst umgänglicher Natur stand Prager jahrzehnte lang im Vordergründe aller buchhändlerischen Fragen, fast zehn Jahre lang war er Vorsteher des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel und hat als solcher eine wichtige Tätigkeit, und zwar immer im vermittelnden Sinne entfaltet. Er war von Herzensgründe ein gütiger Mensch, voll des wärmsten Interesses für die wirtschaftlich Schwächeren und deshalb der Vertrauensmann vieler. Hochangesehcn und beliebt bei seinen Berufsgenossen hat er ein langes, arbeitsreiches und glückliches Leben führen können, sein plötzlicher Tod — er ver schied auf dem Wege zu seinem Geschäft — hat ihm längeres Kranksein erspart. Noch wenige Tage vor seinem Tode nahm er in voller Frische an einer langen und anstrengenden Sitzung von Berufsgenossen teil, niemand konnte ahnen, daß wir ihn zum letzten Male unter uns hatten. über Pragers äußeren Lebensgang hat das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel in Nr. 3 eingehend berichtet. Unter regster Anteilnahme weitester Kreise, namentlich des Buchhandels, vollzog sich am 4. Januar 1919 die Bestattung des Verstorbenen im städtischen Krematorium. Aus Wunsch des Heimgegangenen hielt Herr Paul Nitschmann die Ge dächtnisrede und gab in formgewandter und von Herzenswärme durchglühler Darstellung ein Lebensbild des Verstorbenen und dessen, was er dem deutschen Buchhandel gewesen. Sodann rief Ihr Vorsteher namens der Korporation dem langjährigen ver dienten und vielfach in Ehrenämtern auch der Korporation bewährten Mitglieds und Freunde warme Dankesworte in die Ewigkeit nach. Der Buchhandel ist um eines seiner besten und gewichtigsten Mitglieder ärmer geworden. über den weiter verstorbenen Herrn Karl Lüders dorfs waren nähere Angaben leider nicht zu erhalten. Es muß dem nächsten Jahresbericht Vorbehalten bleiben, sofern bis dahin alle kriegerischen Unternehmungen endgültig abgeschlossen sind, eine Zusammenstellung der Beteiligung des Berliner Buchhandels am Weltkriege und der aus seinen Reihen gebrachten Opfer zu bringen. Eine Rundfrage wird zu gegebener Zeit erfolgen. Aus der Korporation sind ferner ausgeschieden: Herr H. Baur (Liebel'sche Buchhandlung) infolge Verkaufs seiner Firma, Herr Felix Domes, Herr Kommerzienrat Kurt Gerber (A. W. Hahns Erben), 370 Herr Max Hermes (Wtlh. Hermes) wegen Geschäftsaufgabe, Herr Siegfried Landau (S. Simion Nachf.) wegen Aus scheidens aus der Firma, Herr Otto Reich! (Otto Reich! Verlag) wegen Verzugs nach Darmstadt. Neu ausgenommen in die Korporation wurden: Herr Heinrich Heise, Prokurist der Fa. Franz Wahlen, Herr Hans Hermann Richter, i. Fa. Hans Hermann Richter, Herr Hermann Krahn, Geschäftsführer d. Fa. F. A. Herbig, Herr Bernhard E. Schulz, Geschäftsführer d. Fa. Lau- dcs-Verlag G. m. b. H., Herr August Reher, i. Fa. August Reher's Verlag. Die neu aufgenommenen Mitglieder heißen wir auch an dieser Stelle herzlich willkommen. Die Zahl der Mitglieder der Korporation betrug am 31. De zember 1918 204. Der Vestcllanstalt gehören 480 Firmen an. Die Mitgliederzahl der Korporation hat sich mithin um sechs gegen das Vorjahr vermindert. Bedauerlicherweise stehen eine ganze Reihe angesehener Firmen, namentlich Sortimentsbuch handlungen, der Korporation noch fern und sind lediglich der Bestcllanstalt angeschlossen. Es ist dringend zu wünschen, daß der Berliner Buchhandel über kurz oder lang lückenlos der Kor poration als Mitglied angehört, da mit der Mitgliederzahl die Bedeutung der Korporation wächst. Es ergeht daher an unsere Mitglieder die Aufforderung, ihnen geeignet erscheinende Fir men zum Anschluß an die Korporation zu veranlassen. In ernster, schwerer Zeit schließen wir unseren Jahres bericht. Möge unserem teuren Vaterlande beschieden sein, all die fast unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten, die jetzt aufgetürmt vor ihm liegen, doch glücklich zu bewältigen, und möge es in Kraft und Stärke neu emporwachsen zu einer bes seren Zukunft. Zu der Satzungsänderung des Börsenvereins und der Erwiderung der Echriftleitung des Z Börsenblattes. Von Emil Felder. <Bbl. Nr, 8S vom 3V, April ISIS.) »Mich deucht es längst! Ich war ein Tor, Jetzt komm' ich mir recht schal und albern vor,« Aber doch nur so wie Mephisto dem Baccalaureus gegenüber. Wenn ich die Deutsche Bücherei für überflüssig halte, so kan» sich bas die Schriftlcitung »nur damit erkläre», baß ich mich noch nicht eingehend mit Wesen und Aufgaben der Deutschen Bücherei beschäftigt habe«, d. h. ich rede über Dinge, die ich nicht verstehe. Diese Folgerung ist sehr beliebt bei Leuten, die sich selbst für unfehlbar halten: sie kommen gar nicht ans die ebenso naheliegende, daß gerade die eingehende Be schäftigung mit einer Sach« zu einer andern Ansicht als der ihrigen führen kann. Aber der Schriftleiter des Bbl, sollte mit Äußerungen solcher Art ganz besonders vorsichtig sein: denn seine Meinung über die Deutsche Bücherei war nicht immer die heute vertretene. Er hat mir s, Z,, es war wohl 1811, mit ebensolcher Fülle von Worten, wie er jetzt im Bbl, aufwendet, mündlich eine sehr andere vorgetragen und, wie er mir erzählte, auch schriftlich geäußert, bis er darüber aufge klärt wurde, daß er damit gegen die Ziele des Börsenvereins handle. Auch ist es nicht ganz ehrlich, wen» er eingangs seiner langen Aus führungen den Anschein zu erwecken sucht, als ob ich mich dadurch be schwert gefühlt hätte, daß meine Einsendung dein Vorstande vorgelegt worden ist. Davon steht keine Silbe bei mir. Beschwert habe ich mich lediglich über den Versuch, eine nicht genehme Meinungsäuße rung zu unterdrücken, Barum dieser aussichtslose Versuch gemacht wurde, ist mir jetzt, nach der langen Auseinandersetzung der Schrift leitung, erst recht unverständlich. Diese konnte ia auch gleich damals angekuüpst werde», den» alles, was jetzt Uber Zweck und Nutzen der Deutschen Bücherei angeführt wird, stand doch damals zweifellos auch schon sest. Ich müßte sonst annehmen, daß erst meine bescheidene Ein sendung die Fülle der Gesichte hervorgerufen hat. Auch von einer anderen beliebten Kampfart macht die Schriftlei tung reichlichen Gebrauch: Man läßt den Gegner aus Beweggründen handeln, die ihm ganz fremd sind, und setzt Annahmen bet ihm vor-