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Redaktioneller Teil. Xr 92. 9. Mai 1918. einigung Deutscher Buchhändler E. G. m. b. H. in Leipzig Ende April 1918 ins Leben getreten ist. Die Grün- dungsversammlung zählte 37 Mitglieder, in der Aufsichtsrat und Direktorium gewählt wurden, in denen der Vorstand und der Hauptausschuß durch drei Mitglieder vertreten ist. Die Ge schäftsstelle der Vereinigung befindet sich im Buchhändlerhaus. Der Grundgedanke der Schöpfung war. eine fachmän nische Prüfung des Papiermarktes im Sinne der Ver braucher einzurichten und die Vorteile der Zusammen fassung des Bedarfs wahrzunehmen. Der neuen Grün dung standen anfangs gewisse Schwierigkeiten entgegen. Sie »Uchte erst ihre Zulassung zum Handel mit Papier nnd Pappe nachsuchcn, da eine Bnndesratsverordnnng die Gewerbe- sreiheit wegen des wildwachsenden Handels auch auf diesem Gebiete zwcckmäßigerwcisc eingeschränkt hatte. Nachdem die notwendige Befugnis durchgcsetzt war. konnte die Wirksamkeit der Genossenschaft beginnen. Die Zahl der Teilnehmer betrug Ende 1918 423 aus allen Kreisen des deutschen Buchhandels mit ./( 339 500.— Genossenschaftskapital. Die Schwierig keiten des Anfangs waren bald und ohne Nachteil überwunden. Die Aufträge steigerten sich in erfreu lichem Maße, sodaß um die Jahreswende ein Auf tragsbestand von 500 000.— vorhanden lvar. Auch die Erzeuger voll Papier usw. gewannen rasch Vertrauen zu der neuen Unternehmung trotz anfänglicher Zurückhaltung, die durch Bedenklichkeit des alten Papierhandels hervorgcrufen war. Die Aussichten für die Unternehmung sind inlinnehr sehr gün stig, da alle Bedingungen für ersprießliche Tätigkeit gegeben sind. Zu Kantate 1918 hielten einige deutsche Buch händler für die Mitglieder des Deutschen Verleger-Vereins sehr wertvolle und anregende Vorträge über deutsche Buch handlungen im Ausland. Die dort gegebenen An regungen wurden auch von unserem Vorstand weiter verfolgt, und es konnte nach mehrfachen Besprechungen mit den anderen buchhändlcrischen Organisationen unterm 5. Oktober eine Ent schließung gefaßt werden, die die Begründung einer »Deut schen Gesellschaft für Auslandbnch Handel« in Aussicht nahm und bei der wiederum der Vorstand des Ver eins durch seinen Vorsteher vertrete» ist. Die Wiederaufnahme der Beziehungen des gesamten Buchhandels zu dem neutralen und jetzt noch feindlichen Ausland gehört auch für den Leip ziger Buchhandel, als Hauptverkehrsplatz, zu den allerwichtig sten Aufgaben. Der Kriegshilfskasse für den Leipziger Buchhandel sind insgesamt rund 64000 -kk zugeflossen, von denen etwa 60 000 .// zur Unterstützung von 96 Familien und einer größeren Anzahl von Einzelpersonen Verwendung ge funden haben. Mit Ende des Krieges wurden diese Unter stützungen eingestellt und der Restbetrag der Mittel der vom Vorstande ins Leben gerufenen Hilfs- und Auskunft?« stelle für Angehörige des Leipziger Buchhan dels zur Verfügung gestellt. Die Hilfs- und Auskunft? stelle für Ange hörige des Buchhandels, die am 21. November 1918 zur Steuerung augenblicklicher Not. zur Beratung von Arbeit gebern und Arbeitnehmern und zur Arbeitsvermittlung für ans dem Felde Heimkehrende ins Leben gerufen wurde, hat mit dem 28. Februar 1919, wenigstens zunächst einmal, ihre Tätigkeit abgeschlossen. JhreLcitung lag unter demVorsitz eines Vorstands- Mitgliedes in den Händen einer Reihe von Mitgliedern des Vereins und von Gehilfen als Vertretern der verschiedenen Buch« handlungsgchilfen-Organisationcn. Reben einem Angestellten als Geschäftsführer war während der Dienststunden, auch Sonntags, stets einer der Prinzipale anwesend, außerdem auch noch ein oder einige Gehilfen. Mit Ausnahme der Fälle, in denen Rechtsauskunft erteilt wurde, wurden über alle Fälle von Anstelllings- oder Beihilfe- gcsuchen nach Vordrucken Aufzeichnungen als Unterlage für weitere Bearbeitung gemacht. Am ersten Tage meldeten sich 7, am 29. November 1918 als Höchstzahl 42. Im Durchschnitt wurden täglich 12 Fälle erstmalig behandelt, zu denen immer 388 eine Anzahl Rückfragen und ein nicht unbedeutender Briefwechsel kamen. Es gehörten dem Verlag 213, dem Sortiment 225, dem Kommissionsbuchhandel 168, dem Musikalienhandel 30 und dem Antiquariat 4 Gehilfen an. selbständig waren 23 gewesen. 22 gingen aus der Lehre ins Feld. 5 waren Buchhandlungsreiscnde und 126 Markthclfer. Auch 36 weibliche Buchhandlungsangc« stellte und 13 Nichtbnchhändler (Redakteure, Schriftsteller) hatten sich an die Hilfs- und Ausknnftsstelle gewandt. Die Hälfte von allen konnte in entsprechende Stellungen, hauptsächlich in die. aus denen sie ins Feld gezogen waren, eintreten, der Rest lvar bei den leider obwaltenden Verhältnissen am 28. Februar noch stellungslos. Unter diesen befand sich fast der gesamte Zuzug, d. y. solche, die vor Eintritt in das Heer nicht in Leipzig ge wesen waren, nämlich 47 aus Verlag, 117 aus Sortiment, 5 aus Kommissionsbuchhandel. I aus Antiquariat. 6 aus Musikalicn- handel, 11 selbständige Buchhändler usw. Im Auslande waren vor dem Kriege 40 der Herren und 5 der Damen tätig gewesen. Die neben der Vermittlung und Beratung nötigen Bar mittel gewährten der Verein der Buchhändler (.F 1325. aus der Kriegshilfskasse, -L 2000.— aus Stiftungs-Mit teln, ,/t 500.— aus laufenden Mitteln), der Börsen- vereiu (./( 500.—) und Herr K. W. Hierscmann (./( 50. ). Ferner stiftete das Bibliographische Institut 10 Zentner Feuer holz. das in Posten von je einem halben Zentner dankbare Ab nehmer fand. Vor Weihnachten stellten auf Wunsch 12 Firmen 160 Gcschenkwerke für Kinder der Schutzbefohlenen zur Verfü gung. Einige Firmen halfen mit Schreibmaschine, Bürobedarf u. a. aus.; der Verein für die Blindenbücherei überließ ent schädigungslos den von ihm gemieteten Raum im Buchhändler- Haus. Die baren Beihilfen erfolgten teils als einmalige Gaben, teils als Darlehen, rückzahlbar je nach den Verhältnissen ohne bindende Verpflichtung; von diesen Darlehen waren bis 28. Februar ./( 100.— zurückgezahlt, von 625.— ist es be stimmt zu erwarten. Soweit die Rückzahlung erfolgen wird, soll sie an den Verein zu späteren Beihilfen erfolgen, an den auch der verbliebene Rest der bewilligten Mittel zurückgegebcn wurde. Nach Schluß der Hilfs« und Auskunftsstellc noch Vor sprechende sollen sich in erster Linie zwecks Beratung und Stellen- Vermittlung an den Nachweis bei der Geschäftsstelle des Börsen vereins wenden, in zweiter Linie wegen Beihilfen an die Ge schäftsstelle des Vereins der Buchhändler. Sollte demnächst nochmals ein stärkeres Bedürfnis für die Aufgaben der Hilf?- und Auskunftsstelle eintreten, etwa um den ersten April herum oder zur Zeit der Rückkehr unserer noch in feindlicher Gefangen schaft schmachtenden Berufskollegen, so wird die Hilfs- und Auskunftsstelle sofort ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sie hat bewiesen, das; ihre Einrichtung nicht unnütz war. daß der Leip ziger Buchhandel --- Prinzipale. Gehilfen und Markthelfer ge meinsam — auch in sozialer Hinsicht das Gebot der Zeit er kannt hatte und ihm gerecht zu werden bemüht war. Allen, die dabei mitwirkten, sei recht herzlich gedankt. Aus der uns dankenswerter Weise eingeräumten Beteili gung an der A r m e e b uch h a n d l u n g der 1. Armee er gab sich bis zum 31. Juli ein Gewinn von .Ä 126 526.43, der uns von der Firma F. Volckmar überwiesen wurde. Für diese reiche Gabe gebührt der Firma F. Volckmar aufrichtiger Dank des Vereins. (Schluß folgt.) Korporation der Berliner Buchhändler. Aus dem Jahresbericht über die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1918, erstattet für die Hauptversamm lung am12. März1919 von dem Vorsteher der Korporation Arthur Georg i. (Schluß zu Rr. V1.) Neugegründct wurde am 23. August 1918 der »Verein der Berliner Buch- und Kunftantiquare«, Vor sitzender Herr Martin Breslauer. Wir begrüßen diese Neugründung als einen erneuten Beweis der Wichtigkeit des