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2Vl, 23. November 1S14. Redaktioneller Teil. Kleine Mitteilungen. Schriften gegen die Fremdenlegion. — Die von uns in Nr. 246 ! des Bbl. mitgeteilte Bekanntmachung des Polizeiamts der Stadt Leipzig i über das Verbot des Anslcgens und des Verkaufs von Liefcruugs- > werken über die Fremdenlegion »und der sonstigen Druckschriften gleicher Richtung« wird jetzt von dieser Behörde dahin eingeschränkt, daß sich das Verbot nur auf »die billigen Druckerzeugnisse«, nicht aber auf diejenigen Schriften beziehe, »in denen in nur zu billigender Weise vor der französischen Fremdenlegion gewarnt wird, wie in einem im Lutz'schen Verlage in Stuttgart erschienenen, die Sachen be treffenden Büchlein«. Es märe jedenfalls verständlicher, wenn auch jetzt nicht von »billi gen Druckerzeugnissen«, wie vordem von »sonstigen Druckschriften gleicher Richtung« gesprochen, sondern das Verbot als das gekenn zeichnet würde, was es sein soll, nämlich ein Mittel zur Verhütung der Ausbreitung von Schund, speziell auf dem Gebiete der Lite ratur über die Fremdenlegion. Alle literarisch wertvollen Schriften über dieses Gebiet werden von dem Verbote nicht berührt. Verlängerung von Fristen zur Vornahme Wechsel- und scheckrecht licher Handlungen in Österreich. — Eine Verordnung des österreichi schen Iustizministers vom 30. Oktober 1914 lautet: Auf Grund des 8 1 der Kaiserlichen Verordnung vom 29. August 1914, Neichsgesctzbl. Nr. 227, wird verordnet: 8 1- Bei Wechseln und Schecks, die ganz oder teilweise am 31. Oktober 1914 oder später bis einschließlich 31. Dezember 1914 zahlbar sind, gelten die Präsentation zur Zahlung und die Protcsterhebung als recht zeitig, wenn sie innerhalb zehn Werktage nach dem Zahlungstage vor- genommen werden; ferner wird bei solchen Wechseln und Schecks die Frist für die Benachrichtigung der Vormänner auf zehn Werktage ver längert. §2. Diese Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Kundmachung in Wirk samkeit. sReichsgesetzblatt für die im Neichsrat vertretenen Königreiche und Länder vom 21. Oktober 1914, S. 1164, Nr. 300.) Persmillliilichrichteil. Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Das Eiserne Kreuz erhielten ferner die Herren: Bert kau, Hauptmann und Nedaktionsmitglied des Verlages Ullstein L Co. in Berlin; Ern st Hochmeister, Geschäftsführer der Firma Agnes Mocker in Bremerhaven, Unteroffizier im Nescrve-Jnfanterie-Negiment Nr. 31; Hans Edler v. d. Planitz, Hauptmann und Redaktions mitglied des Buchverlags Ullstein L Co. in Berlin; Hermann Polter, im Hause G. I. Göschen'sche Verlags handlung, G. m. b. H. in Berlin, Gefreiter der Reserve im Infanterie- Regiment Nr. 105; Freiherr v. Reitzen st ein, Oberleutnant und Redaktions mitglied des Verlages Ullstein L Co. in Berlin; Hermann Sack, Inhaber der Firma Hermann Sack in Berlin, Offizier-Stellvertreter im Infanterie-Regiment Nr. 52. Die gleiche Auszeichnung erhielt noch der Sohn des Herrn Paul Nohrmann, Geschäftsführers des Verlags von Wilh. Gottl. Korn in Breslau, Herr Max Rohrmann, Offizier-Stellvertreter bei den Pionieren. Ernennung zum Mitgliede der Städtischen Schuldeputation in Berlin. — Durch das Vertrauen des Berliner Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung in Berlin wurde Herr Walter Prausnitz, Inhaber des gleichnamigen Verlags in Berlin, zum Mitgliede der Städtischen Schuldepntation ernannt. Da diese Wahl durch das Königl. Provinzial-Schulkollegium bestätigt worden ist, so wird Herr Prausnitz, der sich auch um das buchhändlerische Vereinsleben Ber lins als früherer Vorsitzender des Berliner Sortimenter-Vereins und Schriftführer der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsen- vcreins verdient gemacht hat, noch in diesem Monat in sein neues Amt eingcführt werden. Gestorben: an seinen im Kampfe bei Flirey erhaltenen Wunden Herr Theo- phil N o h r. ein treuer Mitarbeiter im Hause Kober C. F. Spittlers Nachf. in Basel. Sjirchsllül.^ Wie neue Buchhändler entstehen. Das Erscheinen der verschiedenen Kriegszeitungen veranlaßte mich, deren Vertriebe meine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Durch eifrige Werbearbeit gelang cs mir, nahezu 2000 Abnehmer innerhalb meines kleinen Bezirkes zu finden. Bei der Bearbeitung des Ortes Edemissen stellte ich fest, daß der Verlag Levy L Müller in Stuttgart dort 100 Besteller gefunden hatte, die der Gemeiude- diener sammelte. Gleiche Werbevorschläge hatten nahezu alle Vor steher des Kreises Peine erhalten. Infolgedessen schrieb ich am 17. September an Levy L Müller und bat, mir den Auftrag von Edemissen zu überweisen, indem ich gleichzeitig um schnellste Zu sendung von 5 Paketen des ersten Heftes bat. Ich wünschte Draht nachricht, um keine Zeit zu verlieren. Am 21. September ant worteten Levy L Müller und bestritten, aus Edemissen einen Auf trag auf 100 Exemplare erhalten zu haben. Der Verlag hielt mir außerdem in diesem Briefe einen Vortrag, daß es für den Sorti menter leicht wäre, am Pulte zu sitzen und Bestellungen herankommen zu lassen. So freundlich es von Levy L Müller war, mir Lehren über Werbearbeit zu geben, so konnte ich mich trotzdem nicht zur Arbeit für seine Kriegszeitung begeistern, da ich ans Edemissen Be scheid bekam, daß Levy L Müller tatsächlich das 1. und 2. Heft ihres Weltkrieges 1914 bereits geliefert hätten. Ich wandte mich noch einmal an Levy L Müller am 14. Oktober. Auf dieses Schreiben kam keine Antwort; ich erbat sie noch einmal am 25. Oktober und erhielt am 27. Oktober eine ausweichende Antwort. Am 30. Oktober schrieb ich etwas dringender, und am 2. November gaben daun die Herren Levy L Müller zu, daß sie ihren »Agenten« in Edemissen das Heft des Weltkrieges zu 15 H, also mit 40° , liefern. Zum Schlüsse des Briefes folgt die Drohung, daß die Herren Levy L Müller auch in Peine selbst den Vertrieb in die Hand nehmen würden, wenn von mir innerhalb 14 Tagen keine befriedigende Nachricht eintreffen sollte. Soweit die Tatsachen. Daß Levy L Müller 100 Besteller auf ihren Weltkrieg in E. gefunden haben, berührt mich nicht sehr. Um so bedauerlicher ist die Tatsache, wie dieser Verlag, der seine Jugendschriften zum größten Teil durch den Buchhandel absetzen will, Auch-Buchhändler »gründet«. Mit 40U erhält irgend ein Dorfschuster oder -Schneider eine Kriegschronik, und daß dieser Nachlaß im Dorfe nicht unbekannt bleibt, ist selbstverständlich. Ich klage deshalb die Herren Levy L Müller öffentlich und mit allem Nachdruck an, zu ihrem Teile und mit bestem Erfolge beizutragen, das Zeitschrtftengeschäft aus den Händen des Buchhandels zu nehmen. Daß der Verleger das Recht zum eigenen Vertrieb hat, ist selbstverständlich das habe ich Levy L Müller auch in meinem ersten Schreiben mit geteilt. Wenn aber der Sortimenter diese Tatsache erfährt und um Überweisung bittet, mußte der Verlag anders handeln als in diesem Falle. Das Schlimmste aber ist, daß ein xbeliebiger Mensch zum Buchhändler gestempelt wird und ohne weiteres mit 40L geliefert erhält. Der vollständige Briefwechsel zwischen Levy L Müller und mir ist dem Börsenblatt übergeben worden, das vielleicht auch seinerseits Stellung zu der Frage nimmt. Peine. Curt Rother. Erwiderung. Unser Lteferungswerk »Der Weltkrieg 1914« ist für die große Masse der Bevölkerung insbesondere auf dem Lande geschrieben und findet auch dort eine große Verbreitung, wo meistens kein Buchhändler wohnt und auch keiner hinkommt. Unsere wiederholten Aufforderungen an den Buchhandel durch Rundschreiben im Börsenblatt, sich für das Werk zu verwenden, verhallten — wie vorauszusehen war — ganz wirkungslos. Obgleich wir anfangs das Sammelmaterial (1. Hefte, Unterzeichnungslisten usw.) dem Sortiment in sehr reicher Anzahl lieferten und den Vertrieb durch Besprechungen unseres »Weltkrieges 1914« in einigen hundert Zeitungen unterstützten, gingen die Fort setzungs-Bestellungen nur sehr spärlich ein, so daß vorauszusehen war, daß wir mit der veranstalteten großen Auflage sitzen bleiben würden. Uns dagegen zu wehren, war unsere Pflicht und Schuldigkeit. Wir suchten uns daher an Plätzen, wo eine richtige Buchhandlung nicht existiert, Vertreter, die innerhalb ihrer Gemeinde den Vertrieb der Hefte in die Hand nahmen. So auch in Edemissen, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Peine, wo Herr Curt Rother, wie es scheint, weder Rundschreiben noch Börsenblatt liest: er hatte jetzt erst in Erfahrung gebracht, daß ein Werk »Der Weltkrieg 1914« 1683