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155, 8. Juli 1909 Nichtamtlicher Teil Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel- 8097 Zu diesem Paragraphen hat der erste Herr Vorsteher des Börseuvereins die Erklärung abgegeben, daß doch die Möglichkeit bestände, vielleicht sogar die Wahrscheinlichkeit, daß die hierin auf- genoinmene Bestimmung, wonach der Verleger künftighin berechtigt sein soll, auch einzelne Exemplare — was in dem Wortlaut der Satzungen des Börsenvereins in § 3 Ziffer 5d nicht vorgesehen ist, der nur von Partien spricht — ausnahmsweise an Einzel personen in der Form, wie ich es Ihnen hier verlesen hatte, abzu geben, — daß diese Bestimmung möglicherweise eine Änderung der Satzungen des Börsenvereins involvieren würde; ans diesem Grunde solle § 11 vorläufig nicht in Kraft gesetzt werden, son dern es solle dafür derjenige Weg eingeschlagen werden, den die Satzungen des Börsenvereins für eine Satzungsänderung vor schreiben. Es soll nämlich in der morgen stattfindenden Haupt versammlung beschlossen werden, diesen gesamten Paragraphen an den für Satzungsänderungen vorgesehenen Ausschuß von fünfzehn Personen zu verweisen, der dann in der Hauptversammlung des Jahres 1910 darüber Bericht zu erstatten und die Genehmigung dieses Paragraphen durch die Hauptversammlung von 1910 zu beantragen haben würde. Das sind diejenigen sachlichen Veränderungen, die gestern abend an der Verkaufsordnung beschlossen worden sind, und wie ich gehört habe — eine authentische Nachricht habe ich dafür nicht, es ist mir aber gesprächsweise mitgeteilt worden — soll der Ver legerverein in seiner Sitzung heute morgen beschlossen haben, dieses auch so zu akzeptieren — (Zustimmung) —, wie es gestern abend in unserer außerordentlichen Hauptversammlung sestgestellt worden ist. — (Lebhaftes Bravo.) Erster Vorsteher des Börsenvereins Herr vr. Ernst Bollert: Ja, meine Herren, ich wollte nur bestätigen, ums Herr Pape eben zuletzt gesagt hat. Der Deutsche Verlegerverein hat heute vor mittag seine Hauptversammlung gehalten, und der Vorstand hat in dieser nach einem eingehenden Bericht seines Mitgliedes Herrn Meiner über die gestrigen Verhandlungen in der außerordentlichen Delegiertenversammlung in warmen Worten dem Verlegerverein Vvrgeschlagen, in der morgigen Hauptversammlung des Börsen vereins die Verkaufsordnung in der Fassung, die hier gestern abend in Vorschlag gebracht worden ist, en bloc anzunehmen. Wenn sich diesem Rate des Verlegervereins auch die Vertreter der Orts- und Kreisvereine, die wir ja doch als die Vertreter des Sortiments in erster Reihe ansprechen müssen, anschließen werden, so haben wir die begründete Hoffnung, daß morgen die Verkaufs ordnung angenommen und in Kraft gesetzt werden wird, bis auf deu § 11, dessen Inkrafttreten wir aus satzungsgemäßen Gründen noch um ein Jahr hinausschieben müssen. Ich möchte hinzufügen, daß der Vorstand des Börsenvereins in einer heutigen Sitzung die Abänderungsvorschläge, die hier gestern abend beschlossen sind, durchweg zu den seinigeu gemacht hat — (Bravo!) —, und daß er morgen in der Hauptversamm lung die Verkaufsordnung in dieser Fassung zur Beschlußfassung unterbreiten wird. — (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Wünscht noch jemand das Wort zu einer Frage oder sonst? — Das ist nicht der Fall; dann können wir weitergehen. Aber ehe wir in der Tagesordnung der Hauptversammlung des Börsenvereins fortfahren, habe ich Ihnen das Wahlresultat zu verkünden. Es sind 85 Stimmen abgegeben von stimmberech tigten Abgeordneten; davon entfallen 72 auf Berlin, 2 auf Ham burg-Altona und 11 weiße Zettel. Ich frage nun die Vertreter von Berlin — die anwesenden Vorstandsmitglieder der Berliner Vereinigung —, ob sie die auf sie gefallene Wahl annehmen. Herr R. L. Prager: Meine Herren, im Namen Berlins er kläre ich, daß wir die Wahl, die auf uns gefallen ist, mit Dank annehmen. — (Lebhaftes Bravo!) Als die Anfrage Ihres jetzigen Verbandsvorstandes nach Berlin kam, war ich förmlich erschreckt über den Antrag, der uns Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. gestellt wurde. Ich kann Ihnen hier nicht des Näheren aus einandersetzen, wie gerade in Berlin die Verhältnisse für die Ver waltung eines solchen Amtes recht schwierig sind. Das Zusammen kommen der einzelnen Mitglieder ist durch die mannigfachen Ver pflichtungen, die dem einzelnen obliegen, so erschwert, daß schon dadurch die Übernahme des Amtes ein schwierigeres ist als anderswo. Wenn wir trotzdem uns entschlossen haben, die Wahl anzunehmen, unter der Voraussetzung, daß eine größere Majorität uns wählt, so geschieht es aus dem Grunde, weil Berlin stets bereit ist, in die Bresche zu springen, wo es das Wohl des deutschen Buchhandels gilt, und so tun wir es auch diesmal. Wir werden versuchen, den Verband in der Weise zu leiten, wie der Buchhandel und wie die Mitglieder des Verbandes es beanspruchen können. Meine Herren, Sie werden von mir nicht ein Programm verlangen. Wir werden versuchen, nicht eine Revolution zu machen, sondern in Bahnen weiterzuwandeln, die uns vorgezeichnet sind: wir werden aber auf der andern Seite auch — das sage ich Ihnen ganz offen — die Sortimenterinteressen etwas mehr in den Vordergrund schieben, als es bisher geschehen ist. Es hat heute vormittag eine Versammlung getagt, um einen Sortimenterbund zu gründen. Einstimmig hat sich diese Versammlung dafür ent schieden, daß dies nicht opportun sei. Sie hat es aber für wünschenswert erklärt, daß dem Verband eine Anzahl Männer als Sortimentervertretung angegliedert wird, die die Interessen des Sortiments noch mehr wahrnehmen können, als dies ein Vor stand allein vermag, der ja ebenso die Interessen des Verlages wahr zunehmen hat, da sich die Kreis- und Ortsvereine nicht nur aus Sortimentern, sondern auch aus Verlegern zusammensetzen, sodaß also auch die Verleger die Berechtigung haben, eine Wahrung ihrer Interessen zu verlangen, obwohl ein besonderer Verleger verein existiert. Aber, meine Herren, aus der auch von denen, die nicht ganz derselben Meinung waren, als geradezu musterhaft anerkannten Auseinandersetzung des Herrn vr. Ehlermann klang es auch hervor, daß er eine wirklich allgemeine Vertretung der Interessen des Sortiments für zweckmäßig hält; ich glaube, ihn wenigstens richtig dahin verstanden zu haben, daß er gesagt hat: der Verband ist die Vertretung des Sortiments. Meine Herren, wenn das der Fall ist, wenn der Verband die Vertretung des Sortiments ist, dann darf und muß dies auch von dem Vorstande des Verbands betont werden, — vielleicht etwas mehr betont werden, als es bis jetzt geschehen ist. Der Vorstand hat sich bis jetzt immer streng an die Statuten gehalten, die einen Ausgleich zwischen den Interessen des Sortiments und des Verlages be zwecken. Ich glaube, man kann das auch dahin ausdehnen, daß das Sortiment geschützt wird, wo es einen Schutz nicht findet, und daß es geschützt wird auch gegenüber den Verlegerinteressen, die ja im Verlegerverein vertreten und geschützt werden. Aber, meine Herren, erwarten Sie von uns nicht, daß wir Ihnen die Sterne vom Himmel holen. Wir werden auch mit Wasser kochen, wie es unsere Vorgänger getan haben. Wir werden aber versuchen, das zu tun, was dem Wohle des Sorti ments, was denl Wohle des ganzen deutschen Buchhandels und was dem Wohle unseres Börsenvereins entsprechend ist; das kann ich Ihnen versichern. — (Lebhaftes Bravo.) Ich danke Ihnen nochmals für die Ehre, die Sie uns er wiesen haben, und möchte bloß noch auf das, was Herr Ganz betont hat, zurückkommen. Es ist mir eine gewisse Genugtuung, daß das Wort, das einst gefallen ist, »aber die Berliner!« im deutschen Buchhandel keine Geltung mehr hat, sondern daß Sie erkannt haben, daß der Berliner vielleicht einmal ein bißchen schroff ist und auch vielleicht einmal mit der Zunge etwas weiter vorausgeht, als es manchem lieb ist, daß aber das, was der Berliner sagt, ein Wort ist, worauf Sie bauen können. — (Lebhafter, anhaltender Beifall.) Herr Nitschmann: Meine Herren, gestatten Sie, daß auch ich, der ich die Ehre haben werde, dem Verbandsvorstaude anzu- 1050