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^ 155, 8. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 8105 denken, Preußen weit voran. Es treffen nämlich im Reichsdurch schnitt auf den Kopf der Bevölkerung für die Vermehrung der Staatsbibliotheken 2,65 Pfennig, in den außerpreußischen Staaten 4,1 Pfennig, in Preußen aber nur 1,8 Pfennig, während für die Vermehrung aller öffentlichen Bibliotheken in den nichtpreußischen Staaten 5,07, im Deutschen Reich 3,95, in Preußen aber nur 3,24 Pfennig ar»f den Kopf der Bevölkerung ausgegeben werden. Angesichts solcher Zahlen wird man der Ansicht vr. Ermans gewiß beipflichten müssen, daß für den preußischen Staat die Zeit gekommen sei, die Vernachlässigung dieser Art Bildungsinteressen aufzugeben. Diese mag früher, als der preußische Staat fast allein die Heereslaüen für Deutschlands Verteidigung zu tragen hatte, unvermeidlich gewesen sein, ist aber in dem heutigen starken und wohlausgebauten preußischen Staate sicherlich nicht mehr am Platze. Interessant ist übrigens auch Ermans Hinweis, daß auch unter den neuen preußischen Provinzen im Hinblick auf ihre bibliothekarische Versorgung auffallende Ungleichheiten bestehen, und daß, entgegengesetzt einer viel verbreiteten Meinung, gerade Rheinland und Westfalen, in auffallender Weise vernachlässigt erscheinen. K. Schneider. Verzoll»»««, von Katalogen, Preislisten und anderen Reklamedrullsachen. — Das Verkehrsbureau der Berliner Handelskammer hat die auf die Verzollung von Katalogen, Preislisten und andern Reklamemitteln bezüglichen Vorschriften gesammelt und in einem zunächst zum Dienstgebrauch bestimmten Heftchen übersichtlich dargestellt. Da diese Übersicht geeignet sein langen unentgeltlich zur Verfügung gestellt, kann also gegen Ein sendung des Portos von 5 H vom Verkehrsbureau der Handels kammer zu Berlin 7, Dorotheenstraße 7/8, bezogen werden. * Akademie der Wissenschaften in Heidelberg. — Am 3. d. M. erfolgte in Gegenwart des großherzoglichen Paares und des Prinzen Max von Baden in der Aula der Universität die feierliche Eröffnung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die Festrede hielt Professor vr. Koenigsberger. Dem Stifter des Gründungsfonds, Herrn Kommerzienrat Lanz in Mannheim, wurde aufrichtiger Dank ausgesprochen. * Große Berliner Kunstausstellung. — Die Kommission der Großen Berliner Kunstapsstellung 1909 hat am 3. d. M. unter Leitung ihres Vorsitzenden, Professors Hans Looschen, in einer gemeinschaftlichen Sitzung mit dem Oberbürgermeister Kirschner, dem Bürgermeister v>. Reicke und den Stadtverordneten Geheimen Baurat Kyllmann und Paul Singer die von der Stadt Berlin für hervorragende Leistungen auf der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung bewilligten Ehrenpreise im Gesamt beträge von 12 000 ^ folgenden vier Ausstellern zu gleichen Teilen zugesprochen: den Malern Professor Willy Hamacher und Franz Türcke, dem Bildhauer Arthur Lewin-Funcke und dem Holzschneider Martin Hönemann. Bibliographisches auS England und Amerika. — Die Oxkorck-Huivsrsitx kress hat soeben einen beschreibenden Katalog der frühen Ausgaben Shakespeares in der Bibliothek von Lton OoUkAS herausgegeben. Die Sammlung der Quart-Ausgaben umfaßt in fünf Bänden 22 Ausgaben von 18 Stücken; von diesen sind mehrere unvollständig, während andere als schlecht erhalten Jahre 1623 gedruckt. Die erste Folio-Ausgabe der Sammlung ist ebenfalls ein ziemlich minderwertiges Stück, desgleichen die dritte, während die zweite und vierte Ausgabe als gut erhalten bezeichnet werden. Die sehr vollständige bibliographische Beschreibung, die zugleich die Rangordnung der Stücke in der Folio-Ausgabe und andere auf die Druckgeschichte derselben bezügliche Angaben ent hält, ist von Walter W. Greg verfaßt. — Charles Evans, 1045 Pratt Avenue, Rogers Park, Chicago, hat soeben den fünften Teil seiner »^.werioan öid1io§rapd^, 1639—1820« erscheinen lassen, der die Jahre 1774—1778 umfaßt. insofern nicht ohne Bedeutung, als in dieser Zeit an die Stelle des bis dahin vorherrschenden religiösen Inhalts der politische tritt, entsprechend der Wandlung, die in dieser Zeit in dem Ver- (Nach: »kudliblisrs ^Vsel^«.) Serbien. Zollbefreiungen. — Durch das Finanzgesetz für das Jahr 1909 ist der serbische Finanzminister ermächtigt worden, nach vorausgegangener Prüfung auf Grund des Gesetzes, be treffend die Unterstützung der heimischen Industrie, von der Zahlung von Zöllen und allen Zollnebengebühren zu befreien: 1. das Kriegsministerium für sämtliche Anschaffungen, die zum Kriegs- und sonstigen Ausrüstungsmaterial des Heeres ge hören oder zur Herstellung dieser Gegenstände erforderlich sind; 2. die Verwaltungen und Institute, welche den einzelnen Ministerien unterstehen (die Direktion der Staatsmonopole, die Direktion der serbischen Staatsbahnen, die Post- und Telegraphen direktion, die Staatsdruckerei, das militärtechnische Institut und andere ähnliche Verwaltungen und Institute), für alle diejenigen Anschaffungen, welche diese Verwaltungen für ihren Bedarf und zur Ausübung ihrer Tätigkeit machen. (Lrxsks I^ovino.) (Aus den im Reichsamt des Innern znsammen- gestellten »Nachrichten für Handel und Industrie«.) Reformfchulen in Preußen. — In Preußen bestehen zur zeit 22 Gymnasien mit Reformplänen und 3 Progymnasien, außerdem 65 Realgymnasien und 17 Nealprogymnasien, also 25 humanistische Anstalten und 82 Realanstalten, zusammen 107 Anstalten mit Reformplänen. Da darunter mehrere Doppel anstalten sind, so würde als Gesamtzahl 104 erscheinen. Von diesen Anstalten sind 18 königlich, 86 städtisch. Unter den 18 staatlichen Anstalten sind 8 Gymnasien, 7 Realgymnasien und 3 Realprogymnasien. (Nationalztg.) *U»»iversität Würzburg. — Die Universität Würzburg zählt in diesem Sommersemester 1369 immatrikulierte Studierende. Hierzu kommen 61 Hörer. Die Gesamtbesucherzahl ist 1430. * Gustav Siegle - Stiftung. — Unter dem Namen Gustav Siegle - Stiftung hat die Familie des verstorbenen Kommerzien rats von Siegle in Stuttgart den reichen Betrag von 500 000 ^ zur Förderung der Bildungsbestrebungen aller Ge biete der Wissenschaft und Kunst ohne Unterscheidung religiöser und politischer Richtungen gestiftet. Zur Erreichung dieses Zweckes soll in Stuttgart ein eigenes Gebäude errichtet werden, in dem öffentliche der Kunst und Wissenschaft dienende und allen Kreisen des Volkes zugängliche Veranstaltungen getroffen, insbesondere öffentliche Vorträge auf den verschiedenen Gebieten des Wissens gehalten werden sollen. Das Gebäude wird, so teilt man der Frankfurter Zeitung mit, auf dem Leonhardsplatz an Stelle des Kornhauses errichtet werden. Zur Erwerbung dieses der Stadt gehörigen Grundstücks hat die Familie Siegle weitere 100 000 ^ gestiftet. Krebs, Verein jüngerer Buchhändler in Berlin. — Bei kühlem, langsam aufklärendem Wetter fuhr am Sonntag, den 6. Juni, gegen 9 Uhr früh ein mit Buchhändlern und ihren An gehörigen gefüllter Dampfer die Spree aufwärts. Als Treptow erreicht war und die breite, mit Fahrzeugen aller Art belebte Wasserfläche vor den Augen der Fahrenden sich ausbreitete, brachen die ersten Sonnenstrahlen durch, und eine Stunde später, bei der Einfahrt in den Müggelsee, mußten dem ärgsten Hypochonder die Zweifel daran vergehen, daß wir uns wirklich in der Zeit nach Pfingsten und in einer hoffnungsvollen Frühsommerlandschaft be fanden. Ich schweige davon, daß die Musik mit Pauken und Trompeten die Stimmung zu erhöhen suchte, auch davon, daß über der ganzen Gesellschaft jenes erwartungsvolle Summen und Zwitschern lag, daß das beste Anzeichen dafür ist, daß all das aufgespeicherte volle Maß an Lebensfreude nächstens zum jubelnden Ausbruch kommen wird, sondern beschränke mich darauf, 1052