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86, 15. April 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 4661 Sie ist es auch, der wir die Unzahl der Werke schulden, die wir unter dem Sammelnamen »Erotische Literatur« zusammenfassen. Die Geschlechtsverhältnisse geben eben den leichtesten, jederzeit bereitliegenden und auch dem schwächsten Witz erreichbaren Stoff zum Scherze ab, wie die Häufigkeit der Zoten beweist, und das wäre nicht der Fall, wenn nicht der tiefste Ernst gerade ihnen zugrunde läge. Für den Forscher auf dem Gebiete der Kultur- und Sitten geschichte sind diese Erzeugnisse erotischer Literatur eine der wichtigsten Quellen, die schier unerschöpflich ist. Bringt doch fast jeder Tag neue auf den Markt, die von fast ebensovielen Be schlagnahmen und Beanstandungen begleitet sind. Sie für das Gebiet der deutschen Literatur zum erstenmal in bibliographisch genauer Übersicht zusammengestellt zu haben, ist das Verdienst Hugo Hayns. 1876 legte er die erste Auflage seiner »Libliotbeoa Oerwanoruw erotiea« vor, ein dünnes Bändchen. 1885 folgte die zweite, stark vermehrte Auflage (Leipzig, Verlag von Alfred Unflad). Auch sie ist schon längst vergriffen und immer stark begehrt gewesen. So kommt diese dritte, ungemein vermehrte Auflage dem längst gefühlten Bedürfnis der öffentlichen Bibliotheken, der Antiquare und der Bibliophilen des In- und Auslandes entgegen. Das gewaltige Anschwellen dieser Bibliographie, deren erster Band (7^—6), wenn auch in größerem Satz, allein stärker ist als die ganze zweite Auflage, erklärt sich daraus, daß in dankens- werter Weise zahlreiche Schriften, deren Inhalt mehr des Kuriosen als des Erotischen bietet, ebenso eine Menge nicht oder nur dem Titel nach erotischer Werke ausgenommen wurden, hauptsächlich aber daraus, daß fast alle großen deutschen öffentlichen Bibliotheken nach erotischer Literatur durchsucht worden sind, und eine um- fassende bibliographische Hilfsbibliothek durchforscht worden ist. Natürlich sind auch die zahlreichen Neu- und Privatdrucke der letzten beiden Jahrzehnte nicht vergessen worden. Die häufigen Nachweisungen von Exemplaren in öffent- lichen Bibliotheken, besonders Berlin, München, Dresden, Breslau, Wolfenbüttel, Leipzig, Hamburg, Stuttgart, Darm stadt, Nürnberg, Karlsruhe, Hannover, Göttingen, Wien (Stadtbibliothek), Zürich, London (kritisb Lluseuw), sind für den Literarhistoriker, Bibliophilen und Sammler von besonderem Wert; die vorige Auflage wies nur die Berliner und Münchner Exemplare nach. Für den Buchhandel und die Sammler sind die zahlreichen Preisnotierungen im Anti quariat und auf Auktionen der letzten drei Jahrzehnte eine wichtige Beigabe. Die schon in der zweiten Auflage getroffene alphabetische Einrichtung von Gruppen, welche Titel verwandten Stoffs ent halten, ist auch in die neue Auflage übernommen worden. So enthält dieser Band die Sondergruppen Berlin (genau 100 Seiten mit über 600 Nummern), Breslau (11 Seiten), Köln am Rhein, das unter 0 erscheint, Conkubinat usw. Diese Zusammenstellung ist sicher berechtigt und bietet manchen Vorteil. Doch ist es dann nötig, durch einen Kolumnentitel darauf hinzuweisen, daß wir mitten in den Buchstaben ^—6 einer Sonderrubrik begegnen, die von ^—2 läuft und sich, wie bei Berlin, über 100 Seiten erstreckt. So kann beim Nachschlagen manches Mißverständnis, manche Weiterung vermieden werden. Die frühere Auflage hatte wenigstens die unter Berlin, Leipzig usw. zusammengestellten Titel a liosa gedruckt und so Mißverständnissen vorgebeugt. Auch sind nach unserem Dafürhalten öftere Verweise dringend nötig. Der zweite Titel unter Berlin (S. 235) lautet z. B.: »Abritz des gesellschaftlichen Lebens und der Sitten in Frankreich, der Schweiz und Deutschland. In Briefen entworfen fehlt im Anonymen-Lexikon.« (was die Aufnahme in dieser Bibliographie um so wertvoller macht). Dann heißt es in Petitdruck: »Enthält auch interessante Nachrichten über Berliner Verhältnisse und das Leben am preußischen Hofe in Potsdam und Berlin.« Wenn ich nur den Titel des Werkes, nicht den Inhalt kenne, und das wird meist der Fall fein, suche ich natürlich auf Seite 15 im fortlaufenden alphabetischen Register unter Abriß, finde aber weder das Buch, noch einen Hinweis auf das Berliner Sonderregister. Bei einem so allgemein gehaltenen Titel wie dem zitierten muß ich also gegebenenfalls unter Berlin, Breslau, Leipzig, München, Wien, bzw. unter den Sammelnamen Herrnhuter, Hexen, Mägde, Moden stutti quanti suchen. Diese Aus- Börsenblatt fllr den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. stellung hat dem, sich bei anderen zahlreich unternommenen Stich proben stets als äußerst zuverlässig erweisenden großen Werke gegenüber natürlich nicht allzuviel zu bedeuten; immerhin läßt sich vielleicht — ohne die Einheitlichkeit zu gefährden — beim Druck der späteren Bände manch solcher Hinweis einfügen, zum mindesten aber bei den alphabetischen Sonderregistern ein ent sprechender Kolumnentitel am Kopf der Seite Vordrucken. Die Neubearbeitung dieser Bibliographie ist, wie Hugo Hayn im Vorwort ausdrücklich betont, nur durch die energische, dauernde Mitarbeit vr. Alfred N. Gotendorfs möglich gewesen. -Iw. Übersetzungen aus dem Deutschen in die dänische, englische, französische, holländische, italienische, norwegische, schwedische und spanische Sprache. Mitgeteilt von Hermann Mühlbrecht in Berlin. 1910, 2. Halbjahr. (1910, 1. Halbjahr siehe BB. 1912, Nr. 63. 64. 65 und 66.) (Fortsetzung zu Nr. 86 d. Bl.) (8. U.) (28 war.) In-16, 64 p. 15 e. 1 60 /e/cke, F. Knn§e.) 50 H. 52 s. 80 ö. Del: 1,^3 i lVlörbeb. 120 8icker 1 8. (^arbu8.) Varcke, 1^oti8o. 80 ü. Oeb. 6 .<L. ' ' ^ ( ' pe . ) 6. van Oelcker. '8-Oravenbage, U. üol3. 8". (III, 317 blr.) 2 kl. 40 e.; ^eb. 2 kl. 90 o. 0. Tkr'n-r'e^s.) Oeb. 7 .k 50 H. (Messen 7997, ^4. T'öpe/nrann.) Oeb. 1 .k 70 H. ol., 1 K 50 e. neb. Laukk, Wilbebn, k'air^ 1ale8. IIIu8t. 8vo, pp. 344. I^onckon, Xi8ter. 7 8b. 6 cl. 7999, Kpr-rnAer.) Oeb. 10 .k. ^X^438 0- keranZer. Oeb. 4 50 H. Heer, I. 0., Lelbgvancket. Over8at ak Zitzurck lVlüUer. 300 8icker i 8. 608