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A» «U «mtta, »« 1« Gegründet 1838 Dradtanlchritti »«chrtchle» De«»«»», gerniprecher > Sammelnummer: SV S»1< Nur für NachlgelprSch,; SV 011. Bezugs.«ebührNLL^°L^»K° Zustellung fr», Anus l.SÜ Marti. Di, Nnäeigen wei Anzeigen-Preise: itzn» PostzuNellungsgedvtzr. atu,»I»»«»«r I» Ps,»»I,. «rechnet; dt, «»ivalllge Zl »eigen uns SlrUengeiuche ohne drest» Neklamezetl, ISO PIg.. >. Nutlrstge oeoen Noraueke^akl. >, Nn»«ig«n werden nach «atdmart, »«rechne«; dt, «»ivalllge 30 mm drell« "r au««»Srt« 38 Ma yamtt,»nan»»>g»n und Stellengesuche odn, „ auherdald 20 Mo. dt« M mm " " auf,ert>a»> 2M Mg vstertenaedlldr 10 Mg. Nu»w. Schrtstlellunq und Kaupigetchdstistev« Martenltrast» SS 42. Druck u. Nntaq oon Ut«»Ich L Netchnrdt «n Dreeden. Pastlchech-jtanld 10SS Drenden. Nachdruch nur mit deulltcher Quellenangabe l.Dresdner Nachr." tulstfsta. Unser,ang,» SchritMuch, werde» nicht auldewadrt. Osten unri ttercle trsuk» man preiswert im Asetigsnetlütt PI,» Karin« 'n^.- eeü»r«t, 8r. rmngerstt. 13 VlII » III8 verniprectier; IKA2 dtsti« Noeiplatz. Ha»»»«»»«»»»», ISe - «ec»krl»r>- une» 0»»- - O»u»et»e»e,ct-0»t»e, - Seklügs,' - Sülls - I^strs - pkoslen sie. KI»uN»Ii«r>> SrSSt« 4o»w»NN t-«»t» ckaolaaN« unck «ngllaoN« Sporlgsrnt» s. WSUN«>^, prsnsr Slrsks 32 INOKkEK-W Kunslspivlpisnos seit 1S34 dsstdswüliriss cZeisIitLisksbrikst k4«ia«n I. Ls., ^srtln5»r«a« 12 Entspannung in der inneren Krise. Die Regierungsparteien auf der Suche nach einem Ausweg aus den Wirren -es Flaggenslreikes. Zwiespalt in -er englischen Streikleitung. — Wiederbeginn -er Kiimpse in Marokko. — Erössnungsseier -er Gesolei. Die Ftaggenveror-nung bleibt bestehen. Berlin, 8. Mai. Trotzdem die demokratische Presse fort» führt, die Flaggenverordnung in den schärfsten Tönen zu be kämpfen und durch „Staatsrechlslehrcr« ihre BerfassungS- widrigkeit nachweiicn zu lassen, um dem Kabinett Luther daS nabe Ende zu prophezeien, ist man doch in politischen Kreisen der Meinung, das, dieser Sturm schneller abflauen könnte, als man zunächst annimmt. Man glaubt, das, cs mit den an geblich so kriegerischen Absichten der Demokraten, zumal die demokratischen Minister ernstlich bemüht sind. Sie Dinge wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wohl nicht so weit her sein dürste. Die demokratische Rcichstagöfraktion soll bereits damit einverstanden sein, das, ein Weg gesucht wird, der ihr --stattet, ihre Haltung der Flaggenverordnung gegenüber ,« «vidieren «nd sich mit dieser Lösung etwa im Hinblick auf eine in Aussicht genommene grnndsäkliche Regelung der Flaggcufrgge überhaupt abzusiudcn. Die Negierung scdcnsalls denkt nicht daran, die Flaggenverordnung etwa znrtickzuziehen. Die Flaggcnvcrordnuüg selbst wird aus jeden Hak bestehen bleiben, und dies sei auch den Demokraten in ganz uu« mihverständlicher Weise gesagt worden. Zu der am Freitag im Reichstag abgehaltenen tnter- sraktioncllcn Besprechung wird noch mitgcteilt, daß es sich dabei nicht um Bcrsncl,« gehandelt habe, die Differenzen innerhalb der Koalition durch einen konkreten Berstän- dignngSoorschlag z» beseitige». Man überlasse lner die Fnitiaiive wohl dem Kabinett und insbesondere dem Ncichsansiciinitnister Dr. Külz, der bei seinen engen Be ziehungen zur demokratischen Fraktion dazu ja auch die ge gebene Persönlichkeit sei. Die gestrige Besprechung diente in der Hairptjachc einer Erörterung des KoaliiionSvcrhält- nisses, wobei von verschiedenen Seiten mit aller Entschieden heit betont wurde, datz an der gegenwärtige» Koalition fest, gehalten «erde« müsse und datz keine Negierungsfraktion die Verantwortung übernehmen könne, wegen des Flaggen erlasses eine Krisis von unübersehbaren Folgen heraus zubeschwören. Dieser Auffassung wurde, wie verlautet, auch von seiten des Zentrums zugestimmt und von seiten der Demokraten jedenfalls nicht sonderlich schars widersprochen. Wen« auch in der gestrigeu Sitzung der demokratischen Rcschstagssraktiou sestgeftellt wurde, es sei an der Situation keine Aendernng eingetreten, so schlicht das, wie man in poli tischen Kreisen anntmmt, doch keineswegs aus, datz bis zum kommenden Dienstag diese Acnderung doch noch bemerkbar wird. Retchsinnenmtnister Dr. Külz hat sich am Freitagabend zur Eröffnung der Gesolei nach Düsseldorf begeben und traf dort am heutigen Vormittag mit dem Reichskanzler Dr. Luther zusammen. ES liegt auf der Hand, das, Dis- Luther und Innenminister Dr. Külz sich dabei auch über die politische Lage aussprechen werden. Wie es heißt, wird Reichskanzler Dr. Luther nach seiner Nücktthr am Montagvormittag die Führer der Demokraten und des Zentrums zu einer Be sprechung empfangen. Bekanntlich ttete» am Montag- vormittag die Rcichspartiivorttände sowohl des Zentrums als auch der Demokraten zusammen. <> Bon der Berliner Prelle sieh» die „Ger m ania« die Lage nicht mehr so kritisch an. Das Blatt schreibt: Eine Erklärung der Regierung, die der Stimmung in -en Regierungsparteien cnt- gcgenkommt, könnte nach der Auflassung parlamentarischer Kreise vielleicht die Grundlage zu Verhandlungen bieten, die einen Ausweg aus der Krisis zeigen. — In der d e m o k r a t i - scheu Fraktion soll man jedoch, laut „Boss. Ztg.". den Bcr- söhnungsaktionen sehr skeptisch gegenüberstchen. Kanzlerrede zur Eröffnung der Gesolei. Die De-eulunq -er öffentlichen Gesun--- heilspflege. Düsseldorf. 8. Mai. Anläßlich der Eröffnung der Keso lei dielt Reichskanzler Dr. Luihcr folgende »lebe: Ein Zufall hat rS gefügt, das, ich i» der letzten Zeit kurz hinter- einander zwrinial vor der deutschen Oesscntlichkett das Wort ergriffen habe. Iedeömal handelte cS sich um daS eine grobe Ziel deS Wiederaufbaues DciitschlaudS. Aus welchem Wege man diesem Ziele auch »achstrebt, — immer wird man die drei großen Kräfte nutzbar machen müssen, die uns zur Verfügung stehen: Die deutsche Arbeit mit Kops und Hand, die Schätze des deutschen Bode » S und den deutschen Mensche n. Als ich in der vorigen Woche vor dem Industrie- und Handelstag in Berlin sprach, lag daS Schwergewicht meiner Rede natur gemäß aus der deutschen Arbeit. Als ich gestern in Darmstadt an der Sitzung deS Landwtrtschastsrates tcilnahm, handelte cs sich entscheidend um den deutschen Boden und seine Frucht barmachung. Heute hier in Düsseldorf ist das große Leitmotiv: Der deutsche Mensch. Aus dem Leben des deutschen Menschen umfaßt die Aus stellung den Drciklang: Gcsundhcitöpslcgc, soziale Fürsorge, Leibesübungen. In der össcntlichcn Gesundheitspflege erblicke ich eine der herrlichsten Großtaten menschliches Geistes. Ans keinem anderen Gebiete — ich sage diesen Satz trotz der wcltnmwälzenden Leistungen der Technik im all gemeinen — hat der deutsche Mensch mit seinen Geisteskräften so entscheidend in den Ablaus der Natur eingegrtssen. Auch außerhalb Dentschlaiidö hat deutsche Gelehrtcnarbeit ihr Größtes geschaffen. Die fast vollständige Ausrottung deS gelbe» Fiebers und anderer Krankheiten, die ganze Gebiete der Erde neu der Siedlung erschlossen hat, hat ihren Ursprung in deut scher Geistesarbeit. Ter stärkste Beweis aber für die ungeheure Kraft, mit der die hngienische Arbeit gewaltige Gefahren überwunden hat. ist die Tatsache, daß trotz der Hungerzcit des Welt krieges und trotz der folgenden schweren politischen und wirt schaftlichen Erschütterungen keine Seuche das deutsche Bolk dahingcrasst hat. Sicherlich kann man vom Standpunkt einer nur mit Verstand rechnenden Politik die Frage aus- ivcrfcn, ob die Lage Deutschlands nicht leichter wäre, wenn aus deutschem Boden weniger Menschen zu ernähren wären. Auf solche Fragen gibt es nur eine Antwort, daß jeder deutsche Mensch ei« Träger deutschen Wesens und deutscher Kultur ist, und daß wir vor Gott und der Geschichte unsere Auf- habe nur darin erblicken können, dieses deutsche Bolk. daS als eine festgefügte Nation mit einheitlichem Lebensziel den Weltkrieg übcrstanden hat, ungeschmälert und so st a r k wie möglich einer besseren Zukunft entgegenzuführen. Freilich setzt die Not unserer öffentlichen und privaten Wirtschaft demsozialen Wollen unübersteigbarcGrenzen. Solche Grenzsetzung kann niemals die tragenden Grundgedanken der Sozialpolitik berühren. Wohl wird eS aber großer Sorgfalt bedürfen, in immer steigendem Maße die Sozialpolitik zur bestmöglichen Fürsorge zu formen. Diesem Ziel, das deutsche Bolk z» größter Kraftleistuna anzuspannen, dient auch die Pslege der Leibesübungen. SS geht ja nicht nur um die Körperpflege deS einzelnen, so wichtig sie Ist, weil nur aus ge sunden Menschen rin gesundes Bolk aufgebaut werden kann: cS handelt sich bei alle» Leibesübungen auch darum, das Bewntztsei« des eiuzelue» alS Glied des deutschcn Volkes von Jugend aus zu wecken und ein ganzes Leben hindurch wachzuhalten. So gehören auch die Leibesübungen, richtig verstanden, in daS weite Gebiet deutscher K u l t u r b e t ä t j g u n g hinein, denn echte Kultur ist unr möglich als Bolkskultur und echtes Volksleben. So dient die Ausstellung t» ihren drei Richtun gen dem ein großen großen Ziel: der Pflege des deutschen Menschen. Der deutsche Mcnsch hat die Prüsungen n»d Nöte der KriegSzcit und Nachkriegszeit ttberstande». Er wird seinen Weg nach oben sortsetzen, denen Ziel nur die Wieder gewinnung eines wirklich freien Vaterlandes sein kann. Nur ein solches freies Deutschland wirb über den eigenen Nutzen hinaus seine großen kulturellen und schassenden Kräfte mit voller Wirksamkeit in den Dienst der Menschheit stelle» können. Mit einer Kiilturtat, wie cs diese Ausstellung ist, verwirklicht Deutschland in besonders crgreisender Weise bas Wort des große» deutschen Geschichtsschreibers Leopold non Ranke: Das Grötzte, das dem Menschen begegnen kan«, ist es wohl, in der eigenen Sache die allgemeine zu ver teidige«. Mm Zeichen dieses Wortes eröffne ich die Düsseldorfer Ausstellung sür Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen und gebe ihr de» Wunsch der Neichsregierung aus den Weg. baß sie dem deutschen Vaterland und Volk von reichem Nutzen sein möge. Dresden, 8. Mai. Bon der sächs. Regierung haben sich Wirt- schaftsminister Müller. ArbettSmtnister ElSner, Justiz- minister Bünger. der Präsident des LandeSaesundheitS- amtes Dr. Weber, der Letter des Dcutschci, Hygiene, museums. Regierungörat Scirtiig, Oberbürgermeister Bliiher u. a. nach Düsseldorf begeben. Zur Ausstellung gelangen u. a. WohlfahrtSctnrichtuugen des sächsische» Staates Ausstellung „Der Mensch«, ergänzt durch zahlreiche historische und ethnographische Modelle. Das parlamentarische ASisel. Ein ins Groteske verzerrtes Bild des Parlamentaris mus: Am Freitag ein parlamentarischer Sieg des Kabinetts Luther, wie er noch von keiner deutschen Regierung erfochten wurde, und am Dienstag schon soll der mit vollen Backen angcblascne Entrüstungssturm Uber de» Regierungschef ent fesselt werden, dem soeben erst noch das Vertrauen einer unge wöhnlichen Mehrheit bescheinigt worden ist. Die Sonne par lamentarischer Gunst ist wandelbar wie das Tagesgcstirn im Arril. Aber nach der Rcichstagsabstimmung am Freitag saßt man sich doch an den Kops, weil wohl schwerlich jemand Ver ständnis dafür aufbringcn wird, daß eine Bertrauenskuud- gebung keine Vertraucnskundgcbung ist, sondern der Auftakt zu einer heute noch recht ernsten Krise. Vergebens wird man in dieser unehrlichen Abstimmung nach Anhaltspunkten suchen, die die wahre Einstellun« der Parteien zum Kabinett erkennen lassen. Nur daS eine tst klar, am Dienstag wird bei der Abstimmung über den sozia listtschcn Mißtraucnsantrag „gegen den Kanzler, der die F-laggcnvcrordnung gcgengczeichnet bat«, der schärfste Kamps um das Haupt Dr. Luthers ausgcfochtcn werden, den der Kanzler der letzten andcrll>alb Jahre bisher zu bestehen hatte. Und die Abstimmung am Freitag tst nur der Schleier, hinter dem die Parteien nach der günstigsten Anfmarschstcllung suchen. Wenn cs nach den Demokraten ginge — und nach dem Energieverbrauch Ihrer Großstodipressc müßte man an- »chmen, daß die 82 Demokraten im Reichstage die Achse des politischen Geschehens in Deutschland wären —, dann wäre allerdings das Schicksal Dr. Luthers heule schon besiegelt. Sie haben jedem, der cS hören wollte, die Versicherung gegeben, daß sie jedem Mißtrancnsantraa ihre Stimme geben würden, mag er gegen das Kabinett in seiner Gesamtheit oder nur gegen seinen Leiter gerichtet sei». Also Kabinettskrise ans scden Fall, auch um den Preis des demokratischen Innen ministers Külz, der nicht das richtige Verständnis für die demagogischen Bedürfnisse seiner Partei aufgebracht hat, und den zu halten sür eine aus Agitation eingestellte Partei un möglich geworden ist, nachdem die kühnen NcichSbannerleutc bei ihrer Berliner Flaggcndemonstration laut genug „Nieder mit Külz!« gebrüllt haben. Aber was dann? Die Minder- heitskoalition zerbreche», die so bedeutsame Posten für die Demokraten zu vergeben hat? Das wäre zu viel. Und so besinnt man sich darauf, daß der Finanznnnister Rcinhold, obzwar mit der gleichen Schuld behaltet wie Külz, doch eigent lich kein Parteiministcr sei. sondern ein Fachministcr, gegen dessen Verbleiben im Kabinett nichts cinzuwendcn lei. Ein Opfer des entflammten PartcizorncS über die unerträgliche Selbständigkeit des Kabinetts wäre in Külz gefunden, und es wäre die einfachste Sache der Well. Dr. Külz gegen einen zuverlässigeren reinen Paricigeichältsführer iin Kabinett, wie etwa Koch, auszutanschcn, wenn nur die anderen Parteien dabei mitmachtcn. Wer sich noch der schweren Kämpfe bei der Bildung dcö jetzige» KabineltS im Januar mit dem scharfe» Einspruch der Bayrischen Bolkspartci gegen die Kandidatur Kochs erinnert, wird allerdings die Lage nicht so einfach finden, lind daS »m ko urenigcr, alS der noch Ansicht der Demokraten unvermeidliche und auch von dem linken Zen- trumsfliigel stark propagierte Kanzlcrivechsel das mühsam hcrgcstelltc, an sich schon labile Gleichgewicht in der Koalition vollends anshcbcn müßte. Dazu kommt, dis, sich die weiter rechts stehenden Koalitivnspartcien, die Bolkspartci, die WtrtschastSpartei und die Bäurische Bolkspartci. schwerlich an einem Kabinett beteiligen könnten, das den Stempel eineL Kampskabincttü gegen die von ihnen gewünschte Flaggenver- ordnung erhalten soll. Eine rein personelle Ausivcchslung im Kabinett ist also ein Ding der Unmöglichkeit. Ob die demokratische Partei nicht auch anders können wird, wird sich am Dienstag zeigen müssen. Wenn aber die demokratische Partei an ihrem Kampfbeschlnß scsthält, so ist die augenblick liche Koalition abgetan. Es ist wohl nicht anzuinchmen, daß irgend jemand dieser innerlich zerfahrenen Koalition, die in sich wett stärkere Gegensätze birgt, als Ne zwischIK» den einzelnen Parteien der Koalition und den rechts m,d links von ihr sitzenden Oppositionsparteien bestehen, eine Träne der Wehmut nach weinen würde. Schwieriger und heikler wäre allerdings die Frage, ivaS man a» ihre Stelle setzen will,- denn regiert muß doch werden. Und wenn schon am Ende der stcbcnwöchigen Regierungskrise um die Jahreswende diese ausgesprochene VerlegenhcitSlösung als letzter Versuch da»