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Mittwoch. S. Juni 1926 Dresdner Nachrichten Mit dem Rechtsstaat Wt der Reichspräsident. Loebell über seinen Brief an Aindenburg. Berlin, 8. Juni. Z» bemlVricfivechsel zwischen dem RetchS- piäsidenten v. Hindenbnrg und dein früheren Staatsminister v. loebell Uber die Frage der Fürstenenteignung wird nun mehr mich der Wortlaut deS Schreibens an den Reichspräsi- dcnlcn veröffentlicht. Dem umfänglichen Schreiben deS StaatsmiuifterS v. Loebell entnehmen wir folgendes: Hvchvcrehrter Herr Reichspräsident! In schwerer Sorge wende ich mich an Ew. Exzellenz und bitte, mich über eine An gelegenheit frei anSsprechen zu dürfen, die mir um sv mehr am Herzen liegt, als ich eine» Teil der Verantwortung dafür trage, das, Sw. Exzellenz sich zu dem großen Opfer der lieber- »ahme des Amtes des Reichspräsidenten vor Jahresfrist be- rciterklärt haben. Seit Wochen werden nach ganz bestimmten Pläne» unter den Wählern der Parteien, die sich für das sozia listisch-kommunistische Enteigniingsgeseb einseve», das die vcr- mögcnSrechtliche AiiSetnandersetznng zwischen den Ländern »nd de» Fürstenhäuser» nur im Sinne einer Enteignung zu löse» versucht. Gerüchte verbreitet, das. Sie. hochverehrter Herr Reichspräsident, anch daS jetzt zum Volksentscheid gestellte Gesetz vollziehen würde«. Pv» der Gefahr einer Staatökrisis und einer Präsidenten- krisis könne, so heißt es. auch »ach einem Erfolge des Volks entscheids keine Rede sein. Ich halte es für meine Pflicht, Ew. Exzellenz daraus aufmerksam zu mache», das, mit solchen falschen Behauptungen eins der wirksamsten Propaganda- mittel der sozialistisch-kommunistische» Agitation gewonnen wird. Die in allen bürgerlichen Kreisen an sich vorhandene Entrüstung über das Enteigniingsgeseb hindert nicht, das, dnrch die ganz materiell eingestellte Agitation der radikalen l'inke» Verwirrung in die bürgerlichen Kreise htneingetragen wird, wenn nicht von höchster Stelle des Reiches ans diese» Tendenzen znr Zerrüttung deS Rechtsstaates mit aller Ent- chiedenheit entgcgcngctreten wird. Ich sehe, obwohl es mir ehr »aheliegt, davon ab, mich politisch zur Frage der Ans- cinaiidersetznng zu äusiern. Ich glaube aber aus zahllosen, mir zugegangene» Aensternngeu und Mitteilungen entnehmen zu könne», das, das gesamte deutsche Bürgertum einig war in dein Bestreben, die Rechtsgrundlage deS bürgerlichen Staates, wie sie anch die Weimarer Verfassung gibt, aufrcchtcrhaltcn zu wollen. Man «ntcrdrückt geflissentlich, daß cS sich bei dem sozialistischen Enteignnngsgcseh um den Versuch der Ent eignung des Privateigentums eines zunächst eng begrenzten Kreises handelt. Man verschweigt, daß die hier erstmalig angewandte Methode der Enteignung durch Volksentscheid zur Entcignnng deS Vermögens der Kirche, des landwirtschaftlichen Grundbesitzes, des städtischen HanSbcsitzcS, der Unternehmungen der Industrie, der Banken, der Handwerker un- der Arbeiter führen m«st, zumal die Bestimmungen der Rctchsvcrfassnng über die Mög lichkeiten einer Enteignung unklar sind. Ich halte cs daher für meine Pflicht, Sie hochverehrter Herr Reichspräsident darauf aufmerksam zu machen, das, allen Gerüchten Uber Ihre Stellungnahme zum sozialistisch-kommunistischen Ent- eignungsgesctz mit allem Nachdruck entgegen- gearbeitet werden muß, und das, weit mehr, als das bisher geschehen ist, der Kampf gegen diese Zerstörung deS bürgerlichen Rechtsstaates von der verfassungsmäßigen Re gierung ausgenommen werden must. Sie hochverehrter Herr Reichspräsident, haben mit Ihrem liehen Amt die Aufgabe übernommen, die Verfassung und die Gesetze zu wahren und Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben. Ich bin überzeugt, das, Sic nie und nimmer ein Gesetz billigen werden, das die Gerechtigkeit mißachtet und große Teile unseres Volkes aufs tiefste beunruhigen «nd verletzen müßte. Deshalb richte ich an Ew. Exzellenz die Bitte, in dieser für die Stellung Deutschlands in der Welt und für die Entwicklung des deutschen Volkes in der Zukunft gleich- wichtigen Frage vor der Oeffentltchkcit, sei es in einem Er las, an die Neichsrcgicrung, sei es In einer anderen Kund gebung an das deutsche Volk, persönlich Stellung zu nehmen. Weite Kreise des deutschen Volkes erwarten von Ihnen, Herr Reichspräsident, zu hören, wie Sie dieses Volks begehren und den »unmchr unvermeidbar gewordenen Volks entscheid ansehcn, und wie Sic persönlich sich zu ihm stellen werden. Staatsminister v. Loebell veröffentlicht ferner eine Erklärung, in der er sich mit den Vorwürfen befaßt, die ihm von sozialdemokratischer und demokratischer Seite ge macht werden. Ich habe mit dem Reichspräsidenten v. Hindcn- burg, erklärt Herr v Loebell, tatsächlich einen Briefwechsel über das sozial-kommunistische Enteignungsgesctz gehabt. Der Grund liegt auf der Hand. Jeder der, sei cs auch nur mit dem Wahlzettcl vom 26. April, die Verantwortung für die Wahl des Feldmarschalls v. Hindenbnrg übernommen hat, hat die Pflicht, den Reichspräsidenten zu verteidige». Das sozialistisch-kommunistische SntctgnungSgcsctz will die Zer störung deS heutigen Rechtsstaates. Mil dem Rechtsstaat« sällt der Reichspräsident. Ich habe, wie jeder Deutsche, das Recht, den Reichspräsi denten über seine Stellung zum Enteigniingsgeseb z» be fragen. Ich habe eine Antwort erhalte», die die Mehrheit des brutsche» Volkes beruhigen wird. Ich kenne kein Verbot, dem deutschcu Volke Worte des Reichspräsidenten, die mit einem Schlage die politische Lage klären, bekanntzugebe«. Ei» der artiges Verbot besteht nicht, im Gegenteil, kein Gesetz und keine Bestimmung der Verfassung kann mich deshalb daran hindern, den ohne jede „Intrige" geführten, nur dem Ziele der Erhaltung des Rechtsstaates dienenden Briefwechsel mit dem Reichspräsidenten zu veröffentliche». Ain-enburgs be-eutungsvolle Mahnung Berlin, 8. Juni. Die „T ä g l. Rundschau", die sich heute morgen Liner Beurteilung des H l » d c n b u r g - B r i e s e ö noch enthalten hatte, well sie zunächst abwarte» wollte, ob der Reichspräsident die Publikation genehmigen würde, erklärt, nachdem dies erfolgt ist. zu dem Briefe Hiudenburgs solgen- dcS: Nachdem die erwartete Erklärung des Reichspräsidenten nunmehr erfolgt ist, könne» wir nur unsere gestrige Meinung wiederholen, daß daS Schreibe» des Reichspräsidenten in klaren und wuchtige» Worten alles zusaminensaßt, was grundsätzlich gegen den Volksentscheid, der tntsächlich ein Kampf 'um die Grundlage» der Moral und des Rechtes ist, gesagt wer den kann. Die Worte des gewählten Führers der Nation werden im Volke einen tiefen Eindruck machen und viele, die von der ungeheuerlichen Agitation der Entelgnnngösreunde ver wirrt und eingefangen sind, auf den Ernst der Entscheidung, die am 2». Juni sällt. nachdrücklich Hinweisen und zur Selbstbesinnung bringen. Die Frage der Fürstenabfindung ist durch die Schuld der Ne gierung wie deö Reichstages, namentlich aber dnrch die ge wissenlose Parieiagitation, die diese Rechtsfrage als Vorspann für politische Machtzicle benutzt, so nngehcnerlich verfahre», daß heute die Gefahr besteht, daß Hnnderttansende sa Mil lionen am AbstimmungStagc ihre Stimme für eine Sache ab- gcbe», die sie selbst nicht wollen und die sie selbst früher mit aller Energie bekämpft haben. Haben doch auch die Sozial demokraten früher die völlige und entschädigungslos«: Ent eignung alles Fürstenbesitzes selbst bekämpft. In der „Gcrma » i a" heißt cs: Herr v. Loebell hat seine Absicht erreicht: Der Reichspräsident ist in den Streit der Parteien hineingczogcn. Er wird nun von der einen Seite benutzt und von der anderen Seite attackiert werden. Er wird nun nicht mehr allgemein als das ruhig thronende Snmbol der völkischen und staatlichen Einheit betrachtet wer den. — Der „B orwärt s" aber scheut sich nicht zu erklären: Loebell hat erreicht, daß Hindenbnrg das Zlertranen verliert, das er sich eine Zeitlang durch sein loyales Verhalten er worben hatte. Amerika und -er Kindenburg-Brief. Nenyork, 8. Juni. Die Veröffentlichung des Hindenburg- Bricfes ist hier außerordentlich beachtet worden. Hin den- burg gilt als Persönlichkeit, deren Urteil unantastbar ist. Daher ist, wie die amerikanischen Zeitungen schreiben, der Brief danach angetan, manchen Schaden wiedcrgntzu- mache», der i« der letzten Woche zum Nachteil Deutschlands durch die Propaganda für die Fürstcnenteignung angcrichtet worben ist. Die Zeitungen heben hervor, daß Hindenbnrg die Enteignung als eine Bedrohung Deutschlands im Kampfe um den Wcltkrcdit betrachtet und sie aus moralischen «nd rechtlichen Gründe« ablehnt. Ablehnung -er Abän-erung -er bayrischen Verfassung. München, 8. Juiri. An der in der heutigen Plenarsitzung des Bayrischen Landtages erfolgten namentlichen Abstimmung über die Anträge betr. die Acndcrnng des 8 02 der bayrischen Vcrfassungsurklindc beteiligten sich die im Hause anwesenden 128 Abgeordneten. 86 Abgeordnete der Koalitions-Parteien und des Völkischen Blockes und einige Mitglieder der Freien Ver einigung stimmten für die Acnderung. Da für die Annahme der Anträge 86 Stimmen (Zweidrittelmehrheit) notwendig ge wesen wären, sind die Anträge gefallen. Das Ergebnis der Abstimmung wurde von den Parteien der Linken mit lcb- lnistcn Bravorufen und Händeklatschen ausgenommen. Den Ausschlag für das Fallen der Anträge hatte der dem Bauern bunde, also der Koalition, augehörige Aligcordncte Klarhauser gegeben, der sich der Abstimmung enthielt. Bismarck un- -er Rembran-l-Deuksche. - Julius Langbchn. der Verfasser des Werkes „Rem- brandt als Erzieher", das im Jahre 1890 ein so großes Aufsehen erregte und durch seine weiischauende Voraussicht beute wieder neuen tieferen Sinn erhält, gehört zu den eigen tümlichsten und bedeutendsten geistigen Erscheinungen, die in Demschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgetreten sind. Lange Zelt war seine Persönlichkeit, die er selbst in daS Dunkel der Anonnmität hüllte, ganz unbekannt, sein Name verschollen, und über sein Leben und Wirken gingen die wun derlichsten «Sagen um. Nun wird diese in vielem vorbildliche Cchcr- und Deukcrgesialt ins belle Licht der Geschichte gerückt durch das Werk »Der Ncmbrandtdeiitsche" von Benedikt Momme Nissen. Eines der interessantesten Kapitel dieser Lobensschilde- rnng, die von dem nächsten Freunde des Dargestcllten ver saßt ist und seine Beziehungen zu vielen hervorragenden Per sönlichkeiten der Zelt darlegt, ist bas Kapitel, das die Be- licgnuiig des Nembrandtdcntschen mit dem größten Deutschen seiner Tage, mit Bismarck, erzählt. Man wußte bisher nur. daß Langbchn den Fürsten kn Varzin besucht hat, und Bis marck selbst hat im Gespräch über das Nembrandtbuch gesagt: „Fch finde es erfreulich, daß ein solches Buch so großen An hang gefunden hat. Es ist ja doch kein Roman von Zola. Im Gcaentcil setzt cs eine gewisse Gnmnastik des Geistes voraus. Im Bett, wo ich vor dem Einschlafen gern noch etwas zn lcicn pflege, kann tch es nicht gebrauchen. Jedenfalls ist es cin geistvolles Buch. Den Verfasser habe ich zu mir etngeladcn, cr war zwei Tage bei mir. Er ist ein kindlich bescheidener Mensch, den man erst anstostcn muß, um ihn zum Reden zu drinnen, was um so merkwürdiger ist, als er ja mit Keulen schreibt." Bismarck begrüßte den Gast mit den Worten: ,^Sie wvllen die Deutschen sammeln, die sich um ihre eigene Achse drehen." Langbchn erbat, wie er selbst später erzählte, non dem „großen Welt- und Menschenkenner" einem Rat darüber, wv man eheste» in Deutschland materielle Unterstützung für seine Nefvrmplänc erhoffen könne. Bismarck meinte, es sei dusiir eher Hilfe von Großindustriellen als von Adligen zu ncwinnen. Am tiefsten blieb Langbchn von ihren Gesprächen im Gedächtnis, das, Bismarck sich iiiigescheiit zu ihm itber den Niedergang in der Hohenzollerndyiiastie seit Wilhelm I. ans- ivrach und dafür drastische Belege bcibrachte. Langbehns Hi»- ivoise ans die schweren Schäden im Deutschen Reich bestätigte r mvd sagte wörtlich zu seinem Gast: ,Hch sehe eine Kala- rasche kommen." Langbchn bemühte sich nicht, Bismarck auf das rein poli tische Interessengebiet zn folgen. Er faßte bei dem Fürsten weniger die staatsmäniiischen Leistungen, als die gewaltige Heldeunatnr ins Auge. Bismarcks äußere Erscheinung strebte er mit seinem scharfen, an Kunstwerken geschulten Blick zu durchdringcn. So schrieb cr 1888, Bismarck trage einen Crom- wcllschcn Rundkvpf von bester Form, fast einer Kanonenkugel gleich, die alles vor sich wcgfcgen möchte. Nachdem er ihn ge sehen hatte, sprach cr von dem „breiten Blick und -er Natür lichkeit Bismarcks". Er fand in seinem Wesen etwas vom englischen Landlord, eine Weiße und „Ncingewaschenheit", um sein mächtiges Antlitz, die Lenbachs Bildnisse gar nicht ahnen ließen. Kühn sagte er: „Bismarcks Augen sind veilchenblau, wenn er klebt, und stahlgran, wenn er haßt." Der stille Mann bewegte sich frei und ungezwungen in der Familie. Die Für stin schätzte er hoch, weil sic ihren Gemahl so »nt pflegte. Ein mal unterhielt er sich mit Graf Herbert so angeregt, daß dem Fürsten, als cr plötzlich hinübcrsah und den Wortkargen so ungewöhnlich lebhaft reden hörte, vor Staunen die lange Pfeife fast ans dem Mund fiel. Der Fürst freute sich darüber, daß Langbchn die Buttermilch lobte und liebte: er bedauerte nur, -aß er sic selbst so selten vorgesetzt erhielt. Bet einem Gang durch den Sachscnwald erinnerte er sich an den Lang- behnschcn NiiSsprnch, daß jeder Baum senkrecht zum Erd- zcntriim wachse, niemals zn dem Abhang, ans Sem er gründe. ,Ha," sagte der Fürst, „das ist richtig. Nur die Fraktions- Politiker stehen immer senkrecht zu ihrem Programmboden." Auf einer gemeinsamen Spazierfahrt zog Bismarck einmal seine Uhr heraus. Da befürchtete La-ngbehn, ihm lästig zu sein, und machte Miene, am Wege auszustetgen, wovon ihn der überraschte Fürst natürlich abhielt. Kunst un- Wissenschaft. s Dresdner Thcatcr-Dpkclpla« für heute. Opern haus: „Der Freischütz" ((^8). Schauspielhaus: „Mrs. Ehencns Ende" (148). A l b c r t - T h c a t e r: „Antonia" (V28). Residenz-Theater: „Das HoNandwcibchcn" l8j. Neues Theater: Geschlossene Vorstellung. Ccntral-Theater: „Die Frau ohne Kuß" ((48). P Schauspielhaus. Die Erstaufführung der beiden Lustspiele „Die Laune des Verliebten" und „Die Mit schuldigen" von Goethe mnst auf den 1l. Juni verschoben werden. Die Vorstellung (anstatt .Wilhelm Tell") beginnt um A8 Uhr. Am Donnerstag, dem 16. Juni, wird das Lust spiel „Mrs. Ehencys Ende" gegeben. Nr. 265 Sette Z Der Geschiislsberlchl -er Reichsbahn. 15« Millionen Mark Reingewinn. Berlin, 8. Juni. Die Deutsche Retchsbahngesell, schast legt jetzt ihren Bericht über das erste GeichiistSiahr vor, der den Zeitraum vom 1. Oktober >921 bis zum 81. Dezember 1925 umfaßt. Im ersten Geschäftsjahr stellten sich die Be- triebsein ii ah me ii ans 5,7 Milliarden Reichsmark, die Betriebsausgaben auf 1,9 Milliarden Reichsmark, so daß sich ein BeiricbSüberschus, von rund ».8 Milliarden Reichs mark ergibt, der nach der Bilanz svlgenderniaste» Beriveiidniig finden wird: «99 Millionen siir den Dienst der ReparationS- schuldverschreibnngcn. 118 Millionen als Zuweisung znr ge setzlichen Ansgleichörücklage. 160 Millionen für Abschreibungen und Rückstellungen und 15« Millionen als Reingewinn. Der Geschäftsbericht hebt hervor, daß die Deutsche Reichsbahn- gesellschaft daS größte Rctrlebsnntcrnchmcn der Welt ist. Ihr Eisenbahnnetz einschließlich der Nahnhofsanlagen be sitzt eine Ausdehnung von 68 00» Kilometer. Tie zahlreichen Stationen — ihre Zahl beträgt 11 787 — sind neuzeitlich aus- gestattet und uiitcrhglien. Die Gleisanlagen und Belriebs- cinrichtungen, insbesondere dos Sicherungswesen. sind unter Benutzung aller Erfahrungen ans dem Gebiete moderner Eiscnbahntechnik ansgebaut. ES steht ein Fuhrpark von 28 200 Lokomotiven und Triebwagen, 68 600 Pcrsviienwagen, 23 000 Gepäckwagen und 707 000 Güterwagen zur Verfügung. An bauliclicn Anlagen sind außer den zahkreichen Kuiistbanten, wie Brücken, Tunnels usiv-, 102 000 Wohnungen für das Personal, 86 Elektrizitätswerke, 89 Gasanstalten, 1167Wasser werke und 1900 Lokomotivschuppen vcrhandeii. Dem Geschäftsbericht, der erstattet ist von dem Präsidenten des Verwaltungsrates C. F. v. Siemens und General direktor Dorpmttller, entnehmen wir noch folgende Aus führungen: Eine Vermehrung der Einnahmen dnrch Erhöh nng der Tarife, insbesondere der Gütertarife, glauben wir so lange als möglich im Interesse der Wirtschaft vermeiden zu müssen. Wir hosscn, daß noch im Lause de,-' Geschäftsjahres 192« eine Besserung cintrctcn wird, so daß weitere Maß nahmen außer den bisherigen Einschränkungen der Ausgaben nicht nötig werden. Besondere Schwierigkeiten boten die Personalverhält nisse. Mit dem Abbau des während der Kriegs- und Nach kriegszeit über da? tatsächliche Bedürfnis eingestellten Perso nals hatte bereits die Denische Reichsbahn begonnen. Soweit die Pcrsonnlvcrmehrnng durch die Kriegs- und Nachkricgs- Verhältnisse hervvrgcrusen war, kann der Abbau in fast allen Bezirken als abgeschlossen gelten, ausgenommen bei den Werkstätten. Im Berichtsjahre war es möglich, die Gesamtzahl des Personals von 77119» aus 711381 Köpfe zu senken und damit ans einen Jahresdurchschnitt ttn Kalenderjahr 1926 von 788 000 Köpfen zu kommen. Der Verbesserung der Betriebssicherheit hat die Ncichö- bahngescllschast ihre besondere Sorge gewidmet. Die eingehenden Versuche mit Vorrichtungen zur Verhütung des Uebcrsahrens von Haltesignalen und Nebertragung der Signale auf die Lokomotive wurden fortgesetzt. Sie bedürfen noch weiterer Vervollständigung, da eine zufriedenstellende Lösung bisher nicht gefunden morden ist. Tic Gesellschaft war nicht in der Lage, allen an sie herantretendcn Wünschen auf Ermäßigung von Tarifen, darunter vielen, deren Berechtig»»« sie an erkennen mußte, zu entsprechen. Ihre Hanptsorgc muß cs bleiben, znr Abwendung aller Gefahren für den deutsche« Charakter der Bahn, die ihr durch das DawcS-Gcsctz aus- crlcgtcn finanziellen Verpslichtungcn Ln erfüllen. Wechsel bei -en -rutschen Militiirsachver- ständigen in Gens. Genf, 8. Juni. Oberst v. S t ü l p n a g e l, der Führer der deutschen Militärdclcgation bei der vorbereitenden Ab rüstungskonferenz in Genf, ist an einem Herzleiden schwer er krankt, so daß er durch Oberstleutnant v. Bötticher abgelöst werden mußte. (T. 11.) Neue Verhandlungen im englischen Sireik. London, 8. Juni. Die Führer des Vergarbcitervcrbandes haben mitgcteilt, daß sie bereit sind, eine Abstimmung unter den Bergarbeitern darüber zu veranstalten, ob diese bereit sind, einer längeren Arbeitszeit oder einer Lohn- vermindcrniig oder der Festlegung von Bezirkslöhnen zuzu- stimmen. Wenn die Bergleute einen dieser Punkte annchmcn sollten, so würden die Führer auf dieser Grundlage wegen Wiederaufnahme der Arbeit verhandeln. sW. T. B.j VerZiv sie niekt, die »teuerfreie Kamera sum Ke8tlra1ten froker Stunden Y von pttOTO-NokiK, Kingstr. 14. nsbsn Nskkss NSnig. P JahreSschau-Parktlieater. Sonnabend (12.>, nachmittags k> Mir: „Weh dem der lügt" von Grillparzer. Spielleitung: Gottfried Falkenbausen. Leon: Paul Berhoeven, Kattwald: Hermann Rudolf. Attalus: Franz Kullmann, Galomir: Navul Alster, Bischof: Albert Willi, Edrita: Hanni TaSlcr. Vorverkauf l» der KartcnauSgabc der Jalircsscha», Lennsstr. 3, und bei Nies. Sonntag, den lü. Juni, nachmittags 5 Uhr, Wiederholung des Gastspiels der Sächsischen Staatstheaicr. P Gesellschaft für Philosophie der Gegenwart. Ober- regierungsbaurat Koch sprach über philosophische Prinzipien in ihrer Anwendung auf den Siedln ngsbau. So seltsam es klingen mag, und so schwer man eine Verknüpfung der beiden Dinge hcrbciführen kann, gelang es dem Vortragenden doch, klarznlcgcn, daß ihn seine durch Kant stark beeinflußte Weltanschauung zu festen Baukunst-Regeln geführt hat, nach denen sich die Allgemein heit richten kann. Die wissenschaftliche F-vrschungsarbeit soll nicht nur Materielles finden, sondern uns beim Suchen- nach Urerlcbnissen die Anschauung vom Unendlichen geben. Wenn man Philosophie treibt und eine Verbindung mit dem Volke haben will, so muß man bei dem ansctzcii, was der Mensch braucht: Kleidung, Nahrung, Wohnung. Für Woh nung?- und Hausbau muß man ein System anisiellcn können» das sich in die Welt einsügt: das Haus soll einen Zweck er füllen und in seiner Größenaiismcssnng den vier Elementen Rechnung tragen. Das von dem Vvrtragcnden ausgestellte GrößenverhältniS 8,25 Meter mal 6,60 Nieter fördert den Zweckgodanken: das geneigte (steile), mit Naturstoffen gedeckte Dach, das für jeden Hausban. vor allem für jeden Siedlungs- Hausbau anzuwcnden ist. Der Vortragende legte seinen Aus führungen über das rein Vanliche Kants kategorischen Jm- peratip zugrunde und bezeichnet«: den Zweck als Ganzes und -ie Mittel zum Zweck als das Sunnncnhaste. — In der leb haften Aussprache wurden die Weltanschauungen Goethes, Sprangers und Dilthcys verglichen. Der Vortragende fand in der Methode Kants, in der Gegenüberstellung von An- schaucn und Denken, im Transzendentalen den richtigen Maßstab. -j- KriflS im Dcntschen Bühnenvercin. Die Berliner Thecitcrdircktoren Reinhardt, B a r n o w s k n, Robert und Fried m ann-Frcdcrich haben gemeinsam ein Schreiben an das Präsidium des Deutschen Bühncnvcrcins gerichtet, In dem sie ohne Angabe von Gründen ihren Aus tritt aus dem Deutschen Vühiiciiverein und damit auch aus dem Verband Berliner Bühnenleiter erklären. -f* Eine GedächtniStafel für Franz Schubert in Baben. In Baden bei Wien wird demnächst im Hanse Rathaiis- straße 11 (Hotel schwarzer Bvc'i in dem Schnberi eine vier-