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alle orgtländischer Anzeiger M 34 nerstag 22 Marz »84S und langsam und sicher heranrcifen zu lasten, eine Veranlas sung, die er Haden würde, wenn er wüßte, daß dem Sohne einmal das zu Gute kommen werde, was der Vater vorbe reitet hat. Und neue Wahlen bringen neue Intriguen, und neue Spaltungen und neue Eifersucht und neue Feindschaft sowohl unter den Fürsten als unter den einzelnen Stammen. Wenn das Wahlreich in der That ein Wahlreich sein soll — und das ist es nur kann, wenn die Verhältnisse nicht nvthi- gen, immer denselben Fürsten, oder immer den Fürsten des selben Staates wieder zu wählen, sondern wenn die Mög lichkeit gegeben ist, daß einmal der und einmal ein anderer gewählt wird, wenn also das Wahlreich nicht bloß ein schein bares ist, — so werden auch bei jeder neuen Wahl dieselben Erscheinungen hervorlreten und mitwirken zur Trennung, nicht zur Einigung des Vaterlandes. Und wenn dann die Wahlen einmal in die Zeiten der größten innern Aufregung, in die Zeiten eines auswärtigen, Deutschland auf das Tiefste bedrohenden Krieges fallen, in Zeiten, wo es vor allen an dern nölhig ist, daß kein Schwanken und keine Unsicherheit in so wichtigen Verhältnissen stattsindet, wer kann dann vor- aussehcn, in welch unabsehbare Wirren wir eben durch die Wahl gestürzt würden; wer kann uns die Bürgschaft geben, baß eben nicht dann auswärtige Mächte sich einmischen in diese innerste Angelegenheit unseres eigenen Landes, und daß kiese Einmischung hier und da, bei Hohen und bei Niedern willkommen geheißen würbe, wie es zu unserer Schmach schon so oft geschehen ist; wer könnte cs dann über sich gewinnen, die Hand zu bieten zu einer Einrichtung, die geeignet ist, uns, unser Gluck, unsere Macht, unsere Einheit in so große Gefahr zu stürze^? Wir wenigstens können cs mit unserer Ueberzeugung, und darum auch mit unserer Liebe zum Va- terlanbe nicht vereinigen, dem Wahlkaiserlhum das Wort zu reden. Aber, so lassen sich manche Stimmen vernehmen, das Wahlkaiserlhum ist euren Ansichten günstig, es muß ganz von selbst zu einem erblichen führen. In der Wirklichkeit ist ja gar keine Wahl, wenigstens nicht unter vielen. Die Fürsten der kleinern Staaten können doch nicht gewählt werden. Es ist das wahr, die Verhältnisse selbst drängen zur Erblichkeit hin. Aber warum sollten wir denn das, was wir wünschen, erst auf Umwegen zu erreichen suchen? warum sollten wir das, was nach unserer Ueberzeugung noth thut, nicht offen tlnd nicht gleich jetzt aussprechen? Wir sind für konstitutionelle Monarchie, nicht bloß in Sechzigster Jahrgang. antwortliche Redaction: v r. (Y Jahn. Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. s zukünftige Oberhaupt Deutschlauds ( Forts» tz ung.) !un, so entscheidet euch für einen Wahlkaiser, wenn mal einer sein soll und ein aus dem Volke gcwahl- läsibent nicht möglich ist, werden uns vielleicht manche en. Aber für welchen Wahlkaiser sollen wir uns enl- cn, für einen auf Lebenszeit, oder auf 12 Jahre, ober » Jahre, oder auf 3 Jahre gewählten, oder etwa, wie m Voigt in Frankfurt wünscht, einen auf Kündigung clllen? Der auf Lebenszeit gewählt*- Kaiser wohl unter diesen Vorschlägen noch der beste, aber die km, welche sich gegen die andern gellend machen, lref- uch diesen. Zuerst schreckt uns die srühere Geschichte schlands. Wir hatten das Wahlkaiserlhum schon, s hat Deutschland zur Trennung und Auflösung, zur äche und Schmach geführt. Schritt um Schritt wurde aiserlhum selbst zur Ohnmacht gedrängt. Die cinzel- iustcn machten immer mehr, was sie wollten, und die r mußten cs geschehen lassen, und das Volk hatte den m davon. Wir wollen aber eine starke Regierung, ir die Einheit wollen. Wir wollen das Wesen und kie Form. Wir wollen nicht, daß unser deutsches Volk als ein Spott unserer mächtigen, nichts mehr als unsere il fürchtenden Nachbarn werde. Wir wollen die Macht csammlcn Volkes in einer und zwar in einer starken , damit cs niemand, weder Frankreich noch Rußland onst irgendwer wage, die deutsche Ehre anzutasten. Und schützt uns cin Wahlkaiser in der Zukunft so wenig, r es in dcr Vergangenheit gcthan hat. Ein Wahlkai- ird den Kern seiner Macht immer in seinem Stamm suchen müssen, aber nicht im gesammten Reiche. Denn laminlanb bleibt ihm, das Reich nicht. Es kann sein mland nicht aufgehen in dem ganzen Reiche, es wird ein besonderer Staat nicht sowohl im als neben dem sein und die Trennung nicht vermindert, sondern ver- t werden. Muß er nach einer bestimmten Zeit wieder men, oder muß er erwarten, daß, wenn er todt ist, ohn nicht auch sein Nachfolger in der höchsten Reichs- , sondern, daß er es nur in /einem Stammlande sein so wird ihm selbst daran liegen müssen, die Macht sei- auscs sowenig als möglich durch die Macht des Kaisers nkcn zu lassen, so wird cr weniger Veranlassung Ha ie Macht und Kraft des Ganzen im Stillen zu pflegen icher Abonnement-preil für diese- Blatt 1 Thlr. ü Ngr. — Die Jnsertion-gebühren werden mit I Neugroschen für die ßtspaltene Evevu--Zeile berechnet, größere Schrift nach Verdältniß de- Raumes. —