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beinahe ganz Europa nicht nachgeben wolle, auch gezwungen seyn würde, mit den übri gen Mächten gcmcinschaftlichcSache zu mache n. — Herr von Ribeaupierrc war in Triest angckommen. Ein eben daselbst angclangtes griech. Schiff wurde nur unter der Bedingung zugelassen, daß es seine Flagge abnahmc. — Der Beobachter erklärt, daß der bekannte Hattischcrif des Sultans kein Manifest oder diplomatisches Aktenstück, sondern nur eine geheime Erklärung für die Ayans sen, um im Fall eines unausweichlichen Vcrthcidigungskriegcs, da zu einem Angriffskriege die Pforte nie schreiten werde, die entfernten Provinzen mit der Nothwendigkeit allgemeiner Verthcidigungs- maßregeln bekannt zu machen, so wie diese Schrift selbst sehr verfälscht sey, und der Reis Effendi über die unbefugte Bekanntmachung derselben nachdrückliche Beschwerde geführt habe. (War auch nicht recht.) Preußen. Hessen-Darmstadt ist dem preuß.Zollvcrbandc beigetreten; auch Hessen- Kassel und Nassau (?) sollen beigetreten seyn. Im nächsten Frühjahr sollen zArmeekorps nebst Landwehr, zu Uebung in den Waffen, auf 4 Wochen zusammcngezogen werden, aber die Punkte waren noch nicht bekannt. Baiern. Zu Baireuth haben sich un längst 2 Soldaten auf der Wache zu gleicher Zeit erschossen. Hessen-Kassel. Am 1. März ward auf dem kasseler Hvftheater Figaros Hochzeit zum Trauerspiele. Herr Pistor spielre den Doktor Bartolo, aber im zweiten Akte er schien statt seiner Herr Gerber, weil nämlich ersterer sich den Hals so tief abgeschnitten hatte, daß er auf der Stelle todt blieb. (Den hatte man rufen sollen.) Die Sängerin Dem. Heinefetter ist auf lebenslang mit 3500 Thlr. cngagirt und erbält, falls sie un brauchbar würde, 800 Thlr. Pension. (Ver dient!) Baden. S. D. der Großherzog hat am 28. Febr. die Ständeversammlung mit einer schönen Rede eröffnet, worin cs unter andern. heißt, daß die Angelegenheiten der kathol. Kirche gleich beruhigend für die evangelischen und katholischenUnterthanen geordnet wären, die innere Verwaltung in ihrer Entwickelung fortschrcite, die Lage der Finanzen erfreulich und Einnahme und Ausgabe im Gleichgewicht sey (etwas Seltenes) u. s. w. Der Schluß heißt: ,, Vertraut mit den Bedürfnissen mei nes Landes und mit den Wünschen seiner ge treuen Bewohner, rechne ich auf Sie, cdlc Herren und liebe Freunde, auf Ihre erprobte Liebe und treue Ergebenheit bei jedem Vor schläge, den Ich im Interesse des Vaterlandes nothwcndig erachte. Beginnen Sic nun ihre Arbeiten in Eintracht, und vollenden Sie solche in Frieden." In tiefer Bewegung er hob sich die Versammlung von ihren Sitzen. (Wie hätten auch solche humane Worte nicht treffen sollen!) — Ende Februar starb zu Karlsruhe der vor einiger Zeit zur cvangcl. Religion übcrgctrctenc Fürst Konstantin von Valm-Salm. Niederlande. Die Handelsgesellschaft wird nächstens 33000 und Private 15500 Ballen Kaffec versteigern, daß also dieser Artikel wahrscheinlich noch wohlfeiler werden wird. (Freuet euch! Wer?) Frankreich. Aus 4 von der Deputir- tcnkammer vorgeschlagenen Mitgliedern hat S. M. der König Herrn Royer Collards einen der edelsten Männer und Vaterlands- freunde, ob er gleich nicht die meiste!! Stim men hatte, zum Präsidenten derselben er nannt, welche Wahl fast allgemeine und große Freude erregt hat. England. Dcffcntliche Blatter wider- spreckcn der Sage, als ob S. M. der Kaiser von Rußland die Ernennung des Herzogs von Wellington zum ersten Minister ungern ge sehen habe. — Der ministerielle Kurier vom 25- Februar enthalt eine merkwürdige Stelle, welche den letzten Hattischcrif des Sultans als eine offene Kriegserklärung betrachtet, und wobei noch folgendes gesagt wird: „Man glaube ja nicht, daß wir uns freuen, zum Kricgc gezwungen zu seyn; er ist herbei-