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einer mit reichen Teppichen bedeckten Er höhung Platz gemacht, auf welcher ein Thron mit karmoisinrothcm Sammet mit goldenen Lilien errichtet war, darüber eine Krone und 3farb. Fahne, nrbft noch 2 solchen Fahnen zur Seite, melche die Behängung mit den Li lien fast ganz verdeckten. Im Ganzen wa ren etwa 200Deput. und 50 bis 60 Paks an wesend und zwar nicht, wie sonst, in mit Lilien besäcten Uniformen, sondern in schwarzer oder blauer Civilklcidung. Der Herzog von Orleans hielt eine sehr besonnene und ge mäßigte Rede, und machte zugleich bekannt, daß er am 2. Ab. 11 die Abdankungsakte des Königs für sich und den Daiiphin erhalten, wobei jedoch die Krone für den Herz. v. Bor- deaur in Anspruch genommen werde, welchen man sogleich alsHcinrich V. zu proklamiren habe. Aber gleich regten sich die Journale in heftigen Ausdrücken dagegen, daß der ge stürzte König von seinen Völkern und Rechten spreche und im Konstituzivnell hieß es sehr heftig: „Sie danken ab! Wir verwerfen ihre Abdankung! Sic sind gestürzt, recht mäßig gestürzt! Frankreich weist Sic zurück, Sic, Ihren Sohn und angcblichcn Enkel. Es will von Ihnen nichts mehr wissen! Reisen Sic ab!. JhrcGcgcnwart bcflcckc nicht mehr dcn Boden Frankreichs! Sie haben Karl IX. übertroffen, und die Nachwelt wird nur ge recht seyn, wenn sie, um Sie auszuzeichnen, ' sagen wird von Karl dem Eidbrüchigen und Blutdürstigen." (?) In andern las man: „Frankreich wird dcn Thron mit einem Für sten seiner eigenen Wahl besetzen, und der äl teste Zweig des Hauses Bourbon hat zu regie ren aufgehört." — In der Sitzung am 5- hielt Berard einen schönen und gemäßigten Vortrag, worin er darauf antrng: den Herz, von Orleans zum Könige zu wählen mit der Thronfolge auf ewige Zeiten (?) nach dem Rechte der Erstgeburt, jedoch mit Ausschluß der Frauen; daß aber in der Eharte, auf welche er zu verpflichten sey, Wegfällen müß ten die Eingangsworte, der 6. Art., welcher die kath. Religion für Staatsreligion erkläre, und daß Art. 14 statt: „Der König erläßt die zur Vollziehung der Gesetze und zur Sicher heit des Staats erforderlichen Reglements und Ordonanzen" es heißen müsse: „erläßt die zur Vollziehung der Gesetze erforderlichen Reglements u. Ordonanzen unter Verant wortlichkeit der Minister w." Der Beifall war fast allgemein, nur einzelne Ein wendungen erfolgte», und nur einige Mitglie der der äußersten Linkem (Republikanische) und 8 bis 10 der rechten Seite (Royalistische) stimmten dagegen. Der Gegenstand wurde hierauf einer Kommission zur weitern Prü fung übergeben. Leider! zog am Schlüsse dieser übrigens so ruhigen Sitzung unter dem Versammlungshause ein wilder Haufen vor über, welcher rief: Nieder mit der Pair- schaft!" welchen jedoch Lafitte u. e. A. end lich auch beruhigten. — — Entschei dung und Königswahl. Die Sitzung der Deputaten-Kammer am 7. August war äußerst wichtig; rs wurde über Herrn Be rards