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141 daß er glaube, daß die Maßregel, selbst im Interesse der Nazionalfreiheiten, die er achte und derenVertheidigcr er stets gewesen, einer längern, gründlicher» Prüfung des Patriotismus und dcrVcrnunft hätten unter worfen Mrden sollen; (Aber xericulum in mors!) daß es gefährlich skyn könne, die ganze Zukunft des Volkes auf die bloßen Eindrücke und Vorurthcile des Augenblicks gründen zu wollen. Er schloß mit Wünschen für Frankreichs Ruhe, Glück und Freiheiten, und verließ die Tribune mit reichlich fließen den Thräncn und unter allgemeinem Beifalls?) Nachdem noch Mehrere im Sinne desHrn.B. Constant gesprochen, die meisten Mitglieder der rechten, besonders äußersten Seite aber erklärt hatten, daß sie an der Bcrathung kei nen Antheil nehmen würden, begann die Dis kussion mit der Erklärung: daß der Thron erledigt scy; sodann wurde die Abschaffung der Eingangsformel und die Abänderung mehrerer Artikel der Charte beschlossen und endlich unter der Bedingung der Annahme dieser modificirtcn Charte der Herzog von Orleans nebst männlicher Nachkommen schaft mit 219 gegen 33 Stimmen zum Kö nige der Franzosen, nichtFrankrcichs, gewählt. In der Pairskammer begann hier auf die Diskussion über diese Beschlüsse, und außer Andern sprach besonders Hr. v. Cha teaubriand eifrig zu Gunsten des Herz. v. Bordeaux, und die Kammer gab einen Beweis von Unparteilichkeit dadurch, daß sie den Druck seiner und ähnlicher Reden beschloß; indeß trat auch sie den Beschlüssen der Deput. Kammer mit 89 gegen 14 Stimmen bei, nur mit Ausnahme des einen: „daß alle unter der Regierung Karls X. geschehenen Ernen nungen neuer Pairs als null und nichtig an gesehen werden sollen," als welchen Gegen stand man der hohen Weisheit des Reichsver- wesers überlasse. Der Moniteur sagt über dies wichtige Ercigniß: „Der heutige Tag hat Frankreichs Geschick fcstgestellt; der Frie de hat die Freiheit gekrönt. Auf das Ieugiiiß seines Gewissens und die Wünscht des Vater lands gestützt, wartete derHerz. von Orleans ruhig die Entscheidung ab, welche dem provis. Zustande, welcher am Ende einer Anarchie geglichen hätte, ein Ende machen sollte. Die Sitzung der Kammer war eine der großartig sten; alle Gesinnungen, alle Meinungen, alle Gefühle des Bedauerns wurden geachtet; die Versammlung gab das Beispiel einer bewun dernswürdigen Ruhe und Würde." Die ganze Deputirtenkammer begab sich nun zum Herz, von Orleans, welcher, von seiner Fa milie umgeben, sic empfing! Hr. Lafitte nahm das Wort und las die Konstitutionsaktc vor. Der neue Wahl- oder Bürger-König antwortete darauf: „Ich betrachte meine Erwählung als den Ausdruck des Nazional- willcns, und sie scheint nur den polit. Grund sätzen angemessen, zu denen ich mich mein ganzes Leben hindurch bekannt habe. Von Erinnerungen erfüllt, die mich von jeher wünschen ließen, niemals zum Throne be stimmt zu scpn, frei von Ehrgeiz und an das ruhige