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138 stellt und auch'die während der 100 Tage ver liehenen Ehrenlegionsorden dürfen wieder ge tragen werden. — Die Gazette und Quoti- dienne, die einzigen Zeitungen, welche noch mit dein kön. Wappen und Stempel erschie nen, sind seh, zahm geworden, und das Jour nal du Eommcrcc gab ihnen die Versicherung, daß weder ihre Pressen zerschlagen, noch ihre Medaktcrs ins Gefängniß geschickt werden würden. — In einer Ecke des freien Platzes beim Louvre wurden am 30- Jul. die Leich name von ungefähr 80, am 28- u.29. gefalle nen Bürgern in 2 großen Gruben zwischen 2 Kalkschichten feierlich beerdiget, über ihr großes Grab gefeuert, die Erde von einem Priester geweiht und dann ein einfaches Kreuz darauf gesetzt, mit der Inschrift: „Den für die Freiheit gefallenen Franzosen." — Der Tag des Erscheinens der verhängnißvollen Ordonanzen soll den Staatsgläubigcrn einen Verlust von 196 Mill. Fr. verursacht haben. Der entflohene Ouvrard, heißt es, habe durch den Ungeheuern Fall der Rente viele Mill, gewonnen, v. Rothschild dagegen sehr bedeutend verloren, und beschwere sich daher bitter über Polignac, der ihn bis zum letzten Augenblicke im Dunkeln gelassen (wie den Kö nig selbst) und ihn veranlaßt habe, auf Stei gen zu spekiliren. — Auf den Fahnen und Knöpfen der Nazionalgardk sollen künftig die Worte stehen: „Freiheit und öffcntl. Ord nung," auch soll auf den erstcrn der gallische Hahn wieder angebracht werden. — Die Schüler der polptechnischcn Schule, welche an der Spitze der Kämpfenden so viel zum Siege beigetragen und aus deren Mitte sich auch Lafayette einen Adjutanten erbeten haben soll, haben Lieutcnantsrang und 20 Ehrcn- legionskreuze erhalten, welche letztere sie je doch abgclehnt haben. — Unter vielen Zügen von Muth und Aufopferung wird auch der erwähnt, daß ein Knabe von 15 Jahren sich durch Kartätschen - und Flintcnfeucr bis zu dem Befehlshaber einer Kavallerieabthcilung gedrängt, diesem mit einem Pistolenschuß den Kopf zerschmettert habe und trotz des auf ihn gerichteten Feuers, auf dem Bauche kriechend, glücklich wieder zurückgekommcn sey. — An der Säule zum Andenken der Landung Lud wigs XVIH. z^Calais ist die Inschrift, so wie im Hafen das in Stein gehauene Zeichen seines ersten Fußtritts vernichtet worden. — Der Herz, von Orleans hat dem Hrn. Rou ge t D e l i s l e, Dichter der bisher wieder viel gesungenen MarseillarHymne (Allons enksn» cle la katr!« etc.) eine Pension von 1500 Fr. aus eigener Chatouillc angewiesen. Derselbe hatte als Rcichsvcrweser bereits die ihm ver liehene Gewalt durch Erlassung mehrerer Or donanzen und Verleihung von Orden, Stel len re. ausgeübt.— Kammern. Beider Sitzung der Deput. Kammer am 2- Aug. von 200 Mitgliedern war die äußerste rechte Seite weggeblieben. — Der Sitzung der Kammer am 3. Aug. wohnten nur die Gesandten von Dänemark und Nord-Amerika und einige Ge- sandtschaftssckrctärc bei. Die Rcdnerbühne und der Sitz des Präsidenten hatten diesmal einer