Volltext Seite (XML)
V o i g t l ä n d i s ch e r Anzeiger. 11. Stück. Mauen, Sonnabends den 13. Marz 1830. Bekanntmachung. Da nunmchro in Gcmäsheit eines unterm 5. Merz dieses Jahres ergangenen allcrgnä- digftcn Rescripts die in Ansehung der Einbringung von Rind- Schaaf- und Schwarzvich, inglcichcn von Rindshäutcn und andern giftfaugenden thierischen Producten aus Böhmen zeithcr noch bestandenen Beschränkungen und rcsp. gänzlichen Verbote durchgängig aufge hoben worden sind; so wird solches hierdurch zur allgemeinen Kcnntniß gebracht. Plauen, den 8. Mcrz 1830. König!. Sächs. Krcishauptmannschaft des Voigtländischen Kreises, von Zczschwitz. B randun g lü ck. (Zur Cbronik Vvtgtlands.) Am 4. März Abends nach 9 Uhr brach zu Plauen in dem einen großen Gebäude der Gösselschen Maschincnspinnerei vor demStraßbcrgerthorc, und zwar in einem der obersten Sääie plötzlich Feuer aus, welches so schnell um sich griff, daß bis zum Morgen S4 Feinspinnmaschinen und das ganze Innere des großen massiven Gebäudes cm Raub des wüthendcn Elements wurden. Keine mensch liche Anstrengung war vermögend, diesem Ungeheuern Brande Einhalt zu thun, und die Hauptsorgc mußte nur darauf gerichtet wer den, durch die vielen Feuerspritzen die so nah liegenden und leicht feuerfänglichen Gebäude zu schützen und so noch größeres Unglück ab- zuwcndcn, welches mit Gottes Hülfe auch gelang. Ja nur mit Gottes Hülfe gelang es; denn wäre das Feuer früher, zur Zeit der strengen Kälte und des dann stattfindcndcn Wassermangels, ausgcbrochcn, oder wäre auch jetzt die Luft nicht so anhaltend still ge blieben, so würde die fürchterlichmajcstätisch aufsteigende Feuersäule unfehlbar mit gewal tiger Schnelle nicht nur die nächsten Gebäude ergriffen, sondern sich der Brand auch wahr scheinlich bis in und über die Stadt selbst ver breitet haben. Die vernünftigen Frommen erkennen daher nur in Gott durch diese seine Fügung den mächtigen und gütigen Retter, und lachen mit Bedauern und Unwillen zu gleich des dummen Aberglaubens, welcher wähnen mag, daß durch einen angewandten, der Vernunft und Religion gleich wider sprechenden, Fcuersegen den verheerenden Flammen Ziel und Schranke gesetzt worden sey. Fürwahr eine Thorheit, welche man unsrer Hellen Zeit nicht mehr zugetrauct hätte! Doch neben diesem Schatten auch der Licht punkte viel, indem nicht nur von allen benach barten Ortschaften, welche das Unglüek ge wahrten, dankcnswcrthc schnelle Beihülfe kam, sondern auch von den hiesigen Einwoh nern n. namentlich von sehr vielen der Höbern Stände u. den erwachsenen Zöglingen unserer Schule mit ruhmwürdigcrThätigkeit und Aus dauer gearbeitet wurde. Wenn dies Unglück schon an sich höchstbcklagenswcrth ist, so wird cs dies auch noch in der Hinsicht, daß dadurch eine
