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2015 genommen und er habe sich tot gestellt. Sodann sei er auf einem Ozeandampfer wie ein gewöhnlicher Ver brecher nach Buenos-Ayres geschafft worden, um dort durch Vermittlung der spanischen Botschaft in einem Zuchthaus eingekerkert zu werden. — Diese seltsame Geschichte, die auf fallend an die Abenteuer weiland Don Cesars, des ritter lichen Operettenhelden, erinnert, macht jetzt die Runde durch die spanischen Blätter, nachdem sie der sehr ernst zu nehmende „Jmparcial" übernommen hat. Wir geben sie wieder, weil sie in der Oeffentlichkeit in der nächsten Zeit eine gewisse Rolle spielen wird, denn es ist gar nicht aus geschlossen, dah der Roman nur deshalb erfunden wurde, weil man die Regierung zwingen will, offiziell zu er klären, wie und auf welche Weise Ferrer vom Leben zum Tode befördert wurde. Vielleicht hofft man auch durch diese neueste Entdeckung eine Veröffentlichung der Prozeh akten herbeizuführen. Neue Karlistenumtriebe in Spanien. „Daily Tele graph" berichtet aus Eerona, dah auf dem Wege des Schmuggels es den Karlisten gelungen ist, zirka 6000 E e - wehre einzuschmuggcln. Trotz der Karlistischen Agita tion betrachtet Canalejas die Lage aber mit der größten Ruhe und Kaltblütigkeit. Er erklärt: Die Ma növer des Thronprätendenten hätten keinen anderen Zweck, als die Liberalen und Radikalen zu beunruhigen und die Tätigkeit der Regierung zu verhindern. Namentlich seien die Anhänger des Thronprätendenten eifrig bemüht, Ca nalejas in seinem Bestreben, zwischen Staat und Kirche ein cinigermahen erträgliches Verhältnis herzustellen, Hinder nisse in den Weg zu legen. Der Thronprätendent möchte am liebsten die Beziehungen zwischen Staat und Kirche völlig unhaltbar gestalten; andererseits glaubt man nicht, dah die karlistische Bewegung und die Wühlarbeit der An hänger des Thronprätendenten ernste Folgen nach sich ziehen werden. Trotzdem sind seitens der Regierung alle Vorsichtsmahregeln getroffen, um bei eventuell eintrcten- den ernstlichen Störungen sofort mit aller Energie ein schreiten zu können. Die Garnison von Eerona ist bedeu tend verstärkt und hat Instruktionen dahingehend erhalten, die bekanntesten Karlistenführer streng zu überwachen und sofort zu verhaften, sobald sie offen rebellierend auftreten. Die Karlistenführer sind der Regierung sämtlich bekannt und werden streng bewacht. Die spanische Deputiertenkammer beendigte die Bespre chung der Antwort auf die königliche Botschaft. Im Laufe der Debatte erklärte Ministerpräsident Canalejas nochmals, daß er entschlossen sei, das Regierungs-Programm vollständig durchzuführen. Was die Operationen bei Me lilla betreffe, so verfolge die Regierung lediglich das Ziel, die spanischen Plätze in Afrika in den Stand zu setzen, die nationale Ehre zu verteidigen und jeden Angriff zurückzuweisen. Die Truppen würden die von ihnen besetzten Stellungen räumen, so bald die spanischen Plätze durch tatkräftiges Eingreifen des Sul tans vor jeder Eventualität sichergestellt seien. Sodann kündigte Canalejas an, daß die Regierung die Schaffung einer Ko lonialtruppe erwäge und eine Reform des Militär- strafgesetzbuches sowie eine Reform des Unter richtswesens in der Richtung der Laienschule vorbereitete. Darauf wurde die Antwort auf die königliche Botschaft mit 183 gegen 81 Stimmen angenommen. Meu. Neue Unruhen in Persien. ZnHamadan sind große Unruhen ausgebrochen. Muschteid Scheich ist ermordet worden. Gärungen in Indien. Die Polizeibehörde Kal kuttas wittert wieder einmal, wahrscheinlich nicht mit Unrecht, Unruhen und stellt umfassende Nachforschungen nach verborgenen Waffen an. Bei einer in einem Hause von Nordkalkutta vorgenommenen unvermuteten Durch suchung wurden Revolver, Kist enmitEewehren und Patronen gefunden. Die Bewohner, zwei junge Bengalen, entkamen. Ein besonderer Gerichtshof ist nun mehr mit der Führung des Prozesses gegen dreizehn an gesehene Bengalen aus Khulna beauftragt worden, die beschuldigt werden, zum Kriege gegen den König aufgereizt zu haben. Der Gerichtshof wird sich später mit einem Prozeß gegen 45 andere Personen zu befassen haben, unter denen sich einige reiche und angesehene Männer befinden, Die diesen zur Last gelegten Vergehen sind noch nicht be kannt. China und der russisch-japanische Vertrag. Die chi nesische Regierung hat, laut einer Reutermeldung, auf die Mitteilung von dem Abschluß der r u s s i s ch - j a p a n i- schenKonvention geantwortet, sie freue sich über das Festhalten an dem Vertrage von Portsmouth und an dem Status quo in der Mandschurei. China werde in Zukunft im Einklang mit dem Vertrage zu Portsmouth und mit den chinesisch-japanischen Verträgen handeln und seine Be mühungen fortsetzen, in allen Angelegenheiten, die sich er gäben aus der Ausübung seiner Hoheitsrechte und aus der gleichen Gelegenheit zur Entwickelung von Handel und Industrie, damit die Interessen aller Länder aufs beste ge fördert würden. Afrika. Die marokkanischen Wirren. Wie aus Fes unter dem 28. d. M. gemeldet wird, sandten die Stämme in der Um gebung von Taza an Mulay Hafid eine Abordnung, die ihn um Waffen bat, damit der Marsch der Fran zosen auf Taza aufgehalten werden könne. Mulay Hafid habe erwidert, er werde die Angelegenheit in Ordnung bringen, und die Bittsteller zurückgesandt. — Ein Bataillon der Fremdenlegion hat Befehl erhalten, sich mit der Eisenbahn nach Udschdazu begeben. Amerika. Eine Flottenstation der Bereinigten Staaten in Süd amerika? Wie man hört, hat die Volksvertretung der süd amerikanischen Republik Ecuador die Regierung er mächtigt, die E a l a p a g o s - I n s e l n für wenigstens 3 Millionen Pfund Sterling (60 000 000 in barem Gelbe zu verpachten; jedoch soll die Souveränität über die Inseln der Republik vorbehalten bleiben. Man ver mutet nunmehr, daß diese Ermächtigung ein Entgegen kommen gegenüber den Vereinigten Staaten von Nord amerika bedeutet, die angeblich gewillt sind, die Inseln zum Ausbau einer Flotten st ation zu pachten. Hoffentlich taucht jetzt in der jingoistischen Presse nicht abermals die Mär auf, Deutschland beabsichtige auch dort die Anlage einer Flottenstation. Man ist übrigens in amerikanischen Diplomatenkreisen gegenwärtig allgemein der Ansicht, daß man Deutschland und die Vereinigten Staaten bloß deshalb aufeinander hetzte, da man nach dem russisch-japanischen Abkommen immerhin mit der Möglich keit rechnen mußte, daß ein ähnlicher Ouiproquo-Vertrag zwischen den Kabinetten in der Wilhelmstraße und in Wallstreet unterzeichnet würde. Revolution in Honduras. Die „Frankfurter Ztg." meldet aus New-Port: In Honduras ist eine R e - volution ausgebrochen. Die Regierung hat das Kriegsrecht verkündigt. Es herrscht strenge Zensur. Amerikas Handelsaussichten in Ostasien. Präsi dent Taft verspricht sich bekanntlich Wunder von einer planmäßigen Unterstützung des amerikanischen Handels mit Ostasien durch eine auswärtige Politik. Jetzt nimmt jedoch I. I. Hill, der Eisenbahnkönig im „Worlds Work" das Wort, um diese Hoffnung auf Grund seiner reichen prakti schen Erfahrung in Zweifel zu ziehen. Es sei kein Zufall, meint Hill, daß der amerikanische Handel mit Ostasien nm dieselbe Zeit ins Stocken geriet, wo Japan in die Lage kam, daraus Nutzen zu ziehen. Mittlerweile sei auch China erwacht, und sobald diesem erst genügMd Kapital zur Verfügung stehe, werde es seine unermeßlichen natür lichen Hilfsquellen ausnützen, feine eigenen Rohstoffe mit seinen billigen Arbeitskräften verarbeiten, und die Waren, deren Herstellungskosten auf der Silberbasis beglichen wur den, im Auslände auf der Goldbasis verkaufen. Nach Hill kann der chinesische Handel ganz gewaltige Profite allein aus dem Unterschiede der Währungen herausschlagen. Das Goldgelb, das der chinesische Exporteur für seine Waren empfange, erhalte für ihn doppelten Wert, wenn er es wieder in Silber umtausche, um es aufs neue in Rohstoffen und Arbeit für die Herstellung von Ausfuhrwaren anzu legen. Hill ist ferner der Ansicht, daß mit der Zeit keine für die einheimischen Bevölkerungen erträglichen Zölle im stande sein werden, die Märkte Amerikas und Europas vor einer Ueberschwcmmung mit billigen ostasiatischen Waren zu retten. Deshalb räte er seinen Landsleuten, sich von dem Wahn zu befreien, als könnte der Handel mit Ostasien große Dinge für die künftige Wohlfahrt der Vereinigten Staaten verrichten. Kleine politijche Nachrichten. Die Internationale Wechsel- rechtSkonserenz im Haag hat Ihre ScktionSarbeitcn beendet. Die Schlußsitzung wird am Montag staty'inden. Die Konferenz hat zur Einigung über einen einheitlichen Gesetzentwurf geführt, nach dem das Wechselrecht der einzelnen Staaten geregelt werden soll. Jnsolge von Streitigkeiten über Arbeitsbedingungen und Löhne hat der Bergarbetterausschuß in St. Etienne alle Maßregeln getroffen, um für Montag den Ausstand herbcisühren zu können. Im russischen Handelsministerium bat eine Konserenz über Einführung eines Zolles aus die nach der Mandschurei ausgehenden Auslandserzeugnisse stattgesunden. Saevz Penna ist mit 26-1 von 300 Stimmen zum Präsidenten von Argentinien und de la Plaza mit 259 Stimmen zum Vize Präsidenten gewählt worden. Japan hat für Juli 1911 den Handelsvertrag mit Nor wegen gekündigt. Unpolitische Nachrichten. Hof und Gesellschaft. Von des Kaisers Nordlandfahrt. Die „Hohcnzollern" mit dem Kaiser an Bord ist Donnerstag nachmittag um 3 Uhr in Molde eingetrofsen. 14. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 21. Juli 1910. (Nichtamtlicher Bericht.) Der zweite stellvertretende Vorsitzende, Herr Bulnheim, «öffnete um 6H« Uhr die Sitzung. Beurlaubt sind die Herren Drache, Herrmann, Walter, Klemm und Seidel, entschuldigt fehlten die Herren Grohmann und Grumbt. Der Vorsteher, Herr Bulnheim, gab zur Kenntnis, daß sich am 15. Juli dss. IS. zwanzig Jahre vollendeten, seitdem unser Oberbürger meister, Herr vr. Kacubier, an der Spitze der städtischen Verwaltung steht. Herr Herrmann als derzeitiger Vorsteher Hal namens der Stadt verordneten an den Herrn Oberbürgermeister ein Glückwunschschreiben ge richtet, worin mit Anerkennung und Dank der sür unsere Stadt so er folgreichen Tätigkeit gedacht nmd. Aus dieses Schreiben hat der Herr Oberbürgermeister erwidert, daß ihm diese Glückwünsche eine große Freude gewesen seien und er seinen Dank dafür auSspreche. Er werde freudig bestrebt sein, auch fernerhin die Jnteresjen und daS Wohlergehen der Stadt nach besten Kräften zu fördern. DeL weiteren gab der Herr Vorsteher zur Kenntnis, daß der Rat dem Beschlusse der Stadtverordneten, den neu anzustellenden Ratsassessor zur Verfügung des Ratsvorsitzenden zu stellen, beiaetreten sei. Die Be setzung dieser Stelle ist durch die Wahl des Herrn Rechtsanwalt Wilhelm Georg Schreiber aus Dresden bereits erfolgt. — Ferner teilt der Rat mit, daß derselbe von einer Fluchtliuiensestsetzung an der Ostseite der Neusalzaerstraße Insolge der hohen Kosten (38000 Mark) absieht und die über das sragliche Terrain verhängte Bausperic aushebt. — Beigetreten ist der Rat dem Beschlusse, vakante Lehrerstellen mit weniger Kosten zur Ausschreibung zu bringen. Die Ausschreibung erfolgt nunmehr in den „Bautzener Nachrichten^' und der „Schulzeitung" unter Weglassung der Staffel. — Eine vor kurzem stattgesundene Revision der Stadthauptkasse hat alles In bester Ordnung gesunden —Eingegangen war: eine Einladung zur Scdanseier der Knabenschulen (abgeorduet wurden die Herren Boi tius und P. Hartmann); ReichSgesetzblätter Nr. 40, 41, 42, Gesetz- und Ver ordnungsblatt Nr. 65. — Herr Stadtverordneter Petasch brachte noch zur Kenntnis, daß bei der Tagung des sächsischen ForstvereinS im An schluß an die Nonnendebatte ein Angriff auf unseren städtischen Ober- örster, Herrn Bluhm, erfolgt sei, dessen Maßnahmen zur Bekämpfung der Nonne als nicht genügend hingestellt wurden. Der Forstausschuß hat in seiner Sitzung vom 6. Juli 1910 nach eingehender Prüfung dieser Frage die Anordnungen als richtig befunden uns dieserhalb beschlossen, folgendes vorzuschlagen: Die städtischen Kollegien stellen sich in der Streitsache Ihres Oberförsters mH Herrn Oberforstmeister Krutzsch vollständig aus die Seite deS ersteren. Sie erklären sich in Sachen der Nonnenbekämpfung mit dessen Maßnahmen, die übrigens aus Beschlüssen der städtischen Kollegien beruhen, auch heut noch einverstanden und stellen fest, daß der Satz heS Herm Obcrsorstmeisters Krutzsch in Nr. 148 der „Bautzener Nachr.", „zu gleicher Zeit stellte ich Ihm in Aussicht, daß ich den Vorwurf, welchen er den staatlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Nonne macht, ge- egentltch deS ForstvereinS zurückweism würde", sich nicht mit dem an RatSstelle vorliegenden Briese des Herm Krutzsch vom 9. März 1910, auf welchen eS allein ankommt, In Uebereinstimmung befindet. Der Rat ist dem Beschlusse des ForstaoSschusseS beiaetreten, wünscht aber keine Fortsetzung der Auseinandersetzung in der Presse. — Richtig gesprochen wurden die Rechnungen sür 1909 über die: Kommerzienrat Schäffersche, Rudolf Moritz Reinhardtfche, Stadtrat FuchSsche, Karl Schulze che, StadtratAdolfWetzlichfche Armenhaus-, Neusche, Johann Georg Jacob che, Hehdemannfche und Salomon Zeidlersche Stiftung. Das Kollegium trat hieraus st, die Beratung der umsangreichen Tagesordnung eins Zu Punkt 1: Wahle« in den Ausschuß für die Stadtverordneten- ErgänzungSwahl, berichtete Herr Bulnheim. Die Wahl Hal nach den Vorschriften der re vidierten Slädteordnung und des Lrlsslaluts zu «riolgen. Der Rat hat Herm Stadtrat Reiche als Vorsitzenden, sowie Herm Stadlrat Franz gewählt. Aus Vorschlag deS Herm Vorstehers wurden die Herren Stadt verordneten Zimmermann, Dominick und Schratt, sowie Herr Privatier Wetzke In den Ausschuß entsandt. Wahlen in di« Eiuschä-ungSkommisfion««. Der Berichterstatter, Herr Bulnheim, empfahl dem Kollegium, die bisherigen Mitglieder und Stellvertreter on dloc wstdcrzuwählen. Herr Stadtveiordneter Schuster wünfchte, daß die freie Stelle eines Mitgliedes Im 36. Ausschuß mit einem Fcstbesoldeien besetzt werde. Er schlug Herrn Professor Hellbach vor. Da erst abgewartet werden sall, ob alle bis herigen Milglieder ihr Aml Weiler behalten, zog Herr Schuster seinen Antrag zurück und dem Vorschläge deS Herrn Bulnheim wurde ein stimmig beigelreien. Srdan-JubllänmSfeier. Berichterstatter Heir Bulnhetm. Zur Feier des Sedan-Jubiläums ist ein Festausschuß gebildet worden. Der Rat hat in denselben die Herren Bürgermeister vr. Zahn, Stadträie Reiche und Franz abgeorduet. Die Stadtverordneten wählten als ihre Vertreter die Herren Vorsteher Drache, Lehmann und Boötius. Zugleich wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß der Leiter der vaterländischen Festspiele ebenfalls Sitz und Stimme Im Ausschuß erhalte. Annahme einer Stiftung. Auch über diesen Punkt berichtete der Herr Vorsitzende. Der in Weißer Hirsch bei Dresden verstorbene Privatier Herr Johann Karl Wildelm Gnam hat letzlwlllig der Stadt Bautzen 1000 Mk. hinterlassen mit der Bestimmung, daß sür die Zinsen bedürftige Arme zu Weih nachten Brot, Kohlen und Holz erhallen, linier dem Ausdruck deS Dankes winde diese hochherzige Stiftung angenommen. Mobiliarbeschaffung für die Handelsschule. Berichterstatter Herr Mütze. Durch den Umbau sind in der Han delsschule neu geschaffen worden ein Sprechzimmer des Direktors, eia Lehrer-, ein Bibliothek- und ein Lehrmittelzimmer. Für die Einrichtung dieser Zimmer werden 550 Mark gefordert. Der Rat hat diesen Betrag bewilligt und beschlossen, den Betrag verlagsweise den Beständen zu ent nehmen und in den Etat 1911 einzustcllen. Die Stadtverordneten be schlossen gleicherweise. Ausbau der Neusalzaerstraße. Berichterstatter Herr Schumann. Die Stadtverordneten haben am 9. Juni aus Antrag deS Herrn Bulnheim beschlossen, den Rat zu ersuchen, sobald als möglich die ZusahrtSstraße und den Fußweg zur StraßenübersührungSbrücke an der Neusalzaerstraße ausbauen zu lassen. Der Rat Hal Herr Antrag beachtlich befunden und das Bauantt mit den Vorarbeiten betraut. Der vorliegende Kostenanschlag beziffert die Aus gaben aus 20150,25 Mark. Der Rat hat daraus beschlossen, die Her stellung der Neusalzaerstraße alsbald zu bewirken, und den Betrag in den HauShaltplan 1911 einzustellen, soweit er sich nicht au« den angesammeltcn Beständen decken läßt. (Die letzteren betragen 12150 Mk.) Das Kolle gium trat dem Ratsbeschlusse einstimmig bei. Ausschreibung der Stelle des Mädchenbürgerschuldirektors. Berichterstatter Herr Boötius. Jnsolge deS Wegganges des Herrn Direktors Kuhne, welcher zum Bezirksschulinspektor in Dippoldiswalde ernannt worden ist, macht sich eine Besetzung der Direktorstclle notwendig. Der evangelische Schulausschuß Hal nach eingehehenden Erwägungen den Vorschlag gemacht, diese Stelle auf Grund des Gesetzes vom 16. Juni 1910 mit einem akademisch vorgebildeten Herrn zu besetzen, welcher genaue Kenntnis der neuen Sprachen besitzt. Der Ausschuß ist von dein Ge sichtspunkte auSqcgangen, daß die höhere Töchterschule späterhin in eine höhere Mädchenbudungsschule ausgcbaut werden müßte, zu diesem Behuse aber ein akademisch gebildeter Direktor Bedingung sei. Der Rat ist dem Vorschläge beigetreten und hat beschlossen, die Stelle auszuschreiben sür einen akademisch gebildeten Lehrer oder einen Kandidaten des höheren Lehramtes, welcher die französische und die englische Sprache beherrscht. Derselbe soll dasselbe Gehalt wie der bisherige Direktor erhalten: aus- wärtS verbrachte Diensljahre können angerechnet werden. Der Herr Be richterstatter empsahl den Ratsbcschluß als einzig richtige Lösung zur Annahme. Von gewisser Seite werde empfohlen, aus Sparsamkestsrück- sichten einen der Herren Lehrer der Mädchenschule zum Direktor zu er nennen und an dessen Stelle einen jüngeren Lehrer anzustellen. Bei genauer Prüfung der Sachlage müsse man aus praktischen Gründen sich aber doch zu der Anschauung des SchulausschusseS bekennen. Wollte man den propagierten Sparsämkeitsbeschluß fassen, so würde später bei Umwandlung resp. Ausbau der höheren Töchterschule dem Direktor zu kündigen sein, da derselbe dann gesetzlich nicht mehr den Posten bekleiden dürfte. Nach unwesentlicher Debatte gelangte die NatSvorlage zur ein stimmigen Annahme. Beitrag zu einem Wettbewerb für städtische Kleinwohnungen. Berichterstatter Herr Kempe. Der Sächsische Heimatschutzverein hat bisher viel getan, die neuzeitliche Bauweise zu heben. Derselbe hat seinerzeit Pläne sür Kleinwohnungen in offener Bauweise Herstellen lassen. Jetzt hat er an den Rat sich gewandt mit dem Ersuchen, ein weiteres Preisausschreiben zur Erlangung von Zeichnungen und Plänen sür städtische Kleinwohnungen in geschlossener Häuserreihe durch Bewilligung eines Beitrage« zu unterstützen. Der Rat hat daraushin 300 Mk. bewilligt. Auch der Berichterstatter erblickte in der Unterstützung deS Unternehmens Voiteile, indem an der Hand der gewonnenen Pläne sich manche Härten bestehender Gesetze mildern und auch die verschiedenartigen Ansichten der Bezirksärzte eine annehmbare Lösung finden dürsten. Herr Schumann war im Prinzip nicht dagegen. Vielleicht trage das Resultat dazu bei, unnötige Erschwernisse zu beseitigen, Erschwernisse, wie sie unsere neue Bauordnung auch in reichem Maße enthalte, gehe dieselbe doch in man chen Punkten weit über das Baugesep hinaus. Herr Klahre sand den Betrag von 300 Mark zu hoch, 150 Mark müßten genügen. Er stellte einen dementsprechenden Antrag. Die Ratsvorlage wurde gegen eine Stimme abgelehnl und der Antrag Klahre gegen eine Stimme angenommen. Fußwegpflasterung«« in der Neusalzaer-, Albert- und Wettinstraße- Berichterstatter Herr Lehmann. Die vorliegende NatSvorlage sieht die Pflasterung deS Fußweges an der Westseite der Neusalzaerstraße von der Brücke bis zur Humboldtstraße, des Fußweges der Südseite der Albertstraße bis zur Carolastraße und desjenigen der Südseite der Wettin straße, soweit die Mittel reichen, vor. Die Kosten sind aus 8898 Mark berechnet. Die Vorlage jfand nicht den ungeteilten Beifall. Di« Herren Petasch, Schuster und Müller sanden es sür vorteilhafter, de» nördlichen Teil der Alberlstraßc weiter pflastern zu lassen, so daß ein gerader ge pflasterter Fußweg vom Beginn der Nlberistraße bis zum Ende der Wettinstraße auszuführen sei. Herr Petasch beantragte in Verfolg dieser Ansichten, „den westlichen Fußweg der Neusalzaerstraße, den nördlichen Fußweg der Albertstraße und die Wettinstraße pflastern zu lassen und etwa noch vorhandene Mittel zur Pflasterung des südlichen Fußweges der Albertstraße zu verwenden". Der Antrag Petasch ivurde mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen. Anstellung eines MuseumSordnerS. Berichterstatter Herr Schrott. Derselbe führte auS: Durch den Tod deS Herrn Buchhändlers RoeSger ist unser Museum ohne Pfleger. Herr Roesger hat daS Museum unter vollstem Vertrauen verwaltet, und das selbe bedeutend In seinen Sammlungen vergrößert, so daß es jetzt einen hohen Wert darstellt. Leider hat es dem arbeitsamen Manne aber an der Zeit gefehlt, all die vielen Gegenstände einzutragen, sie zu sichten und zu ordnen. Infolgedessen ist kein vollständiges Verzeichnis vorhanden. Daß Herr Roesger bet der minimalen Entschädigung von 3M Mk. pro Jahr nicht noch mehr Zeit opfem konnte, alS er es sowieso schon in uo- elgennützigster Weise getan hat, liegt aus der Hand. Angesichts des Neu baues des Museums drängt sich unS aber nun die Verpflichtung aus, all die reichen Schätze von kunsthistorisch gebildeter Seite auf Ihren wissen schaftlichen und Altertumswert prüfen, sichten und ordnen, sowie ein un bedingt nötiges Verzeichnis ausstellen zu lassen. Der Rat hat deshalb beschlossen, einen museumskundigen Ordner mit 24M Mk. nicht pensions berechtigtem JahreSaehalt anzustellen. Nach Erledigung dieser Arbeit soll die Leitung deS Museums wieder einem altertumskundigen Bautzener Bürger übertragen werden. Der Betrag sür daS Gehalt ist in den HauShaltplan sür 1911 einzustellen. ,Der Berichterstatter empsahl den Beitritt zur NatSvorlage. Herr R. Hartmann trat «bensalls warm für die Vorlage ein. Auch er gedachte unter anerkennenden Worten der großen Verdienste deS Herrn RoeSger um unser Museum. Kolossale Werte liegen in Schränken und Kästen begraben, nicht zum wenigsten infolge man gelnden Platzes. Da müsse geordnet und gesichtet werden. Die heute gesorderte wissenschaftliche Kraft komme als Nachfolger deS Herrn RoeSger aber nicht in Betracht. AlS MuseumSPfleger können nur Bautznrr Bürger in Frage kommen. Die Personen, welche Lust und Liebe sowie daS nötige Verständnis für Altertunispflege haben, möchten sich beim Rate zur Mit arbeit melden. Ob eia voller Ersatz für Herm RoeSger gefunden wird,