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Zeile .IO Belletristische To>«»erstags Beilage ,«» den ..Dresdner ^achrichtc»^ ich, , . . , Felge zu keine», und erschürfte sich tu Liebenswürdigkeit. Ellen vielleicht Lech ein rascheü Jawort adzugewinnen. Aber es gelang ihm nicht, sie auch nur, eine Minute lang von der Familie zn trennen. Bei Ellen ve> bewerte er leine Lage nicht. Im Gegentheil brauchte sie ihn nur wieder',!,sehen, um Mühe zn haben. daS Gefühl der Abneigung ,» udriwinden und ihm io srrundüch zu dgegnen wie auch nur einem beliebigen anderen geehrten Gaste des Hauses. Nun sie sich halb und halb gebunden haue, fühlte sie erst die ganze Schwere der Aufgabe, sich sv umznwandein, Sag sie nach drei Tagen ein Lügenwort ivrcchen durfte. Sie suchte sich zu überreden, daß ihr Entschluß unumstößlich fei. Wenn sie sich aber nur die nächsten Folgen ansmalre — und ihre Phantasie war darin sehr selbst quälerisch — w stieg ihr die flammende Röthe in's Gesicht oder duickliefen sie kalte schauer. Es war ihr. als ob sie mnkbwillig in ein tiefes Wasser ge sprungen wäre, ohne schwimmen zu können, und nun vergeblich mit den Wellen kämpfte, die sie widerstandslos umherwarsen. In dieser Noch kam sie — sie würge selbst nicht, wie es geschah — aus den Einfall, ihrer Freundin Ruth das Geheimnis anzuoertraue». Sie ver- dstichrete sie nicht einmal zur Verschwiegenheit, forderte auch keinen Rath, sondern sagte »ui: „Das wird übermorgen geschehen, und Du als meine Freundin sollst es schon heut' wissen, damit es Dich nicht überraschte " Es verstand sich fast von ieldft. daß unter solchen Umständen die Fra» ImtizratI) Kennt,riß von der großen Neuigkeit erhallen würde, wadrfcheinlich auch Bernhard. Das reizte sie gerade, wenn die cS wüßten, wäre ja doch ein Rücktritt unmöglich! Und dabei hatte sie doch immer das beklemmende Gefühl, denen gerade müßte ihr Vorhaben unleidlich erscheinen. Sie täuschte sich nicht. Bernhard erfuhr von seiner Mutter, was Im Werte sei. „Es ist ia gegen die Partie nichts einznwendeii," meinte sie. und cs wird jetzt nur Ereignis, was ma» längst kommen iah. aber ich weiß nicht — als Frau Assessor Braunsels kann ich mir uniere Ellen doch schwer denken " ..Ich gar nicht!" fuhr Bernhard auf. Er war bleich geworden, und seine Hände zitterten. Er äußerte sich nicht weiter, sprach aber überhaupt vor Schlafengehen nur noch das Notdweiidigste und zog sich möglichst früh zurück I» seinem Zimmer sank er in den alten Lehnstuhl am Fenster und stieß ächzende Laute aus. ..Nein, es ist ja nicht möglich i" sprach er halblaut vor sich hm »nd hämmerte m>t de» Fingerspitzen gegen seine Stirn. ,WaS lhun, was lassen? O, mein Gott. Hill mir das Rechte finden! Das dari nicht sein — das nicht!" Tie Veidindiiiig Elleii's gerade mit diesem Menschen hatte für sei» Gefühl etwas un'agdar Widerwärtiges. ..Und wenn sie wüßte — I Aber daS mng sie Wissen — vaS — das. . Und wer konnte es ihr verreichen, als er? Nicht einmal die Mutter durfte dle Mitwisserin lein. Wenn Ellen doch . . . Rein, es mußte sein Geheim- niß bleibe», daß sie dies erfahren hatte. Er schüttelte sich schaudernd „Was willst Dn thun? Wie häßlich . . . «der um Ellen zu retten —! Ta gilt keine andere Rücksicht!" Am nächsten Morgen war er zu dem schwersten Gange seines Lebens entschlossen. Er ließ sich den, Fräulein melden. Der Diener kannte ihn von der Zeit her. als er Len kranken 'Arthur zu deluchen pflegte, zögerte aber doch, indem er «inen Blick über den wenig visilengemäßen Anzug des jungen Mannes warf. ..Ich wr'ß wirklich nicht, ob das Fräulem —" Bernhard veniaud ihn. „Benuchen Sie cs immerhin." antwortete er im fast befehlenden To», „und sagen Sie. es hätte eine besondere Ursache, daß ich das gnädige Fräulein bäte, mir ein paar Minute» zu schenken " Tr, Diene, ciiiieiiite sich schweigend. Es dauerte ziemlich lange, bis er znrücktehne. „Das gnädige Fräulein wollen Len Herr» Weber im Zimmer des Herrn Konimeizienrakhs sprechen," «cigte er und wies mit der Hand nach der seilenthür. ES war dasselbe Zimmer, in weichem die Konferenz wegen Erweiterung de. Weist sialtgesuiiden hatte. Run konnte es Bedeutung haben, daß Elle» gerade dieien Geschäftsraum wählte, während ihr unbedenklich die Gesell schaftszimmer des großen HauieS zur Beringung standen, wenn Ire ihn auch nicht bei sich empfangen wollte Es sollte ihm wohl demerklich werden, dag Vv» dem Arbeiter gleichsam nur eine geichaiiliche Mittheilriiig erwartet werde. Bernhard mußte schon zuslieden sein, daß sie sich nicht verleugnen oder ihn geradezu Lurch den Diener abweisrn ließ. Er bei >nd sich aber letzt durchaus nichl in der Stimmung eines Menschen der sin gütige Heiablafiung dantbar ist. E, wollte nichts für sich selb» .Hätte Ellen ihn nicht angenommen, so würde er mit den Achseln gezuckt haben und 'ortge-mngen sein, ohne sich gekränkt zn suhlen. Er quälte sich lucht einmal nui Gedanken, wie wunderlich fein Kommen ihr erschienen sein mochte. Was bedeutete er rh, denn »och ? Er wunderte sich nur. daß sie ihn jo sonne warten ließ, als häkw sie eine Vorbereitung nöthig. Endlich :,at sie vom kleinen Taton he, ein. Etwas sleifnackig, wie es ihm vorkam Das war wohl auch Absicht. Er verbeugte sich, «sie senkie ave, kaum ein wenig den Kops, ging aus den nächsten Sessel zu und !e dtc lütte Hand anl dessen Lehne So blieb sie stehen. „Me haben mich zn iprcchen gewümcht," sagte sie mit vornehmer Kühle. Es tauig itim wörtlich. „Es ist w," bestätigte Bernhard, .und sch danke Ihnen, daß Sie ge kommen sind, mich nnzubvren. Ich hätte Tie nickt zn bemühen gewagt, Wen» es sich nn, etwas gehandelt hätte, das mich beträfe —" „Also nichts, was S»e . ." wiederholte Ellen, unruhig esiisallend. glaubte. S'e hätten „gend ein Aul.egen und wollte nicht .... 'Aber ann ist eg mir ganz unverständlich, wie ich dazu komme —" Er e.deb .bw.hreud sie nid .Gestatten Sic mir eine Vorbemerkung. gnädiges Fräste'- " "— — . ^>- ----- - »tann-.'ti unmöglich machen. Ich verlasse in den nächsten Tagen Liest» Ort, wahr scheinlich für iehr lange Zeit, vielleicht für immer. Ich beabsichtige, in Ost« afrika — unter anderen Umständen würde ich sagen mein Glück zn suchen: das blüht mir nun nirgends mehr aus der Welt. Aber mir eine unabhängige: Existenz zu begründen, meine Kraft da zu erproben, wo sie sich frei äritzer!» ic haben nicht zu befürchten, dag ich Ihnen noch einmal beschwerlich falle. Sie sehen, ich bin gar nicht in der Lage, für mich etwas zn wollen, und ich darf hinzufnaen. daß es auch für mich persönlich keine Bedeutung hat. ob sich mein Wunsch, Ihnen einen letzten Dienst erweist» ;n können, erfüllt, gnädiges Fräulein. Ich hielt es nur für meine Pflicht, nicht aus Feigheit etwas z.r versäumen, was sich künftig nicht wieder würde einvriugen lassen." Ellen spielte »»ruhig mit den Fingern aus dein schwarzen Leder der Stuhllehne. Sie hielt die Augen gesenkt und die schmalen Lippen geschlossen. Ihr wie vergeistigtes Gesicht, odscho» es nicht ausfallend bleich war. hotte doch wenig Farbe. Seit er ausgesprochen hatte, dauerte cS wohl eine Minute, «zrage ... . Wen» Sie geglaubt haben, nicht ohne Ad'chied „2 nein, nein! Ich bildete mir nicht ein. daß Ihnen irgend etwas daran liege» kvniiN zu wissen, ob ich bleibe oder aehe und wohin ich meine Schritte lenke. Ob ich das Bedürfnis Härle, Ihne» Lebewohl zn 'agen. konnte nicht entscheiden Sie blickte flüchtig auf. „Dann aber —" „Ich glaubte schon bemerkt zu haben, daß ich Ihnen einen Dienst zu leisten wünschfe, und ich bitte Sie, mir darin volles Vertrauen zu schenken, datz ich ehrlich überzeugt bin, etwas zu thun, was — so groß auch die Gefahr einer falschen Auslegung in mehr als einer Richtung ist -- einzig und allein Ihr Wohl bezwecke!, soll Es ist möglich, daß Tie über meine unberufene Einmischung lehr ungehalten werden, aber — es ist mir auch nicht um irgend welchen Dank, und . . . weiter können unsere Wege wohl kaum noch aus- einandcrgeheil." „Alio ohne weitere Umschweife,' bat sie. „was haben Sie mir zu sage»? Sprechen Sie." Bernhard schöpfte tief Athen». „Es ist kein Geheimnis;." begann er dann, „daß Sie willens sind, sich ;n verloben. Die ganze Stadt Grillst von diese»» nahe bevorstehenden Ereignis." Ihre Stirnmuskeln zuckten sichtlich Die Hand hob sich unwillkürlich gegen die Brust und die Lippen wurden kreideweiß. „Und ivenn . . ." „Mit Assessor Braunfels." iubr er eilig fort, als mühte er sich das Wort sickern. „Es kann sein, daß die eigentliche Feier noch nicht stattgesnuLen hat, aber —" „Sie stklst in der Thal nahe bevor.' ergänzte Elle», die sich rasch wieder gesammelt hatte. .Meine Einwilligung ist ertheiit. Wie londerbar aber', dag Sie. . Ihr Bemühe», dielst letzten Worte mit einem spöttischen Lächeln zu be gleiten. schlug seist. Nur ein Ziehen des Mundwinkels verriet!) die Absicht. „Wie sonderbar . . " „ES muß Ihnen io scheine», mein Fräulein." sagte Bernhard, indem er sie niit einem wehiimthigen Blick bettachtete" und doch ist es vielleicht nur ganz natürlich, daß gerade ich Sie über den Mann auszullären suche, dem Sie Ihre Hand für s Leben zu reiche» gewillt sind." ,Nnn schoß ihr plötzlich die Rothe in die Wangen. „Herr Weber, ich muß Ihnen verbieten —" „Es ist ein besonderer Umstand, mein Fräulein —" „Sie zwingen mich, dieses unschickliche Gespräch gänzlich abzubreche:?, wenn Sie noch eine Silbe —" Er hob wie flehend die Hände auf. „Kennen Sie den Rann, an den Sie Ihr ganzes Schicksal ketten, so genau," rief er. „daß nichts Ihre» Ent schluß wankend machen könnte? Ich weiß, daß Sie ihn nicht lieben Nein, lagen Sie nichts dagegen, Fräulein Ellen, ich würde Ihnen nicht glauben. In diesem Einen nicht. Aber Sie könne» Gründe haben — Sie müsse» Gründe baben. nach Ihrem Derzeit nicht sraaei^ zu wollen. Wie dürfte ich mich unterstehe», sie zu erforschen? Nur, daß Sie meinen, den Mann achten zu können, darf ich vorausiehen. wie ich Sie immer gekannt habe. Fräulein Ellen, und Sie da vor dem schmerzlichsten Irrrhnm zu bewahren, darf ich mich trotz Allem für bernsen Hallen." Ihre B-ust hob und senkte sich stülmisch. ihr Athen» flog Tie stützte den Arm aus die Stuhllehne, sich aufrecht zu halten. Erst nachdem sie sich mühsam ein wenig erholt hatte, antwortete sie -. „Ich weiß, was ich lhne. und hranche keinen Rath." mlBn,' lache er mit einer Sicherheit >m oir, die E!>e„ n, Er sich, zn deren Kenntnis ich mich wahrlich nicht gedrängt habe. Sie hat nur Kummer verursacht. Vielleicht ist sie nicht schli selbst genug schlimmerer Act. als was in gewissen Kreisen so gewöhnlich z» geschehen pflegt — oft wenigstens — und nicht sonderlich beachtet wird. Wenn aber die betheiligten Per sonen . . . Mein Gott, was geschieht Ihnen t" Er sprang zn und hielt mit feinem Acme das Fräulein auf, das sich völlig eutiärbt hatte und eine» Schritt seitwärts schwankte, a!S müßte 'm nächsten Augenblick ein Fall unvermeidlich sein, st „Lassen Sie — es ist nichts . . . .f rönte es kann» v rnchmbar von den i:s bebenden Lippen, ./.'ine übergehende Schwäch: — nein, leisen Sie." Bctletv'ststche Do>tttcvstags-B<rlaüc zu Leu ,,Dresdner: 'Nachrichten". Leite 11. Bernhard führte Ellen um den Stuhl und schob denselben zurecht, so daß sie daraus bingirstc» konnte. Daun trat er wieder zurück und betrachtete sie nun aus der Ferne mit warmen, mitleidig bekümmerten und zugleich sehn süchtig verlangenden Blicken. Er hatte diese schlanke Gestalt st» temem Arme gehalten, an feine Schulter den blonden Kops lehnen gefühlt, auf die leuch tende, von seine:» Löckchen umträmelte Stirn hinab,zevlickt Ganz eigen war ihm zu Mnthe geworden, als ob er unverhofft einen großen Gew»'.» gemacht hätte. Nie bisher in ihrer Nähe .... Er kreuzte gewaltsam de» Abweg. .Befehle» Sie nun, daß ich schweige. Fräulein Ellen ?" fragte er mit ganz iaufter Stimme. Sie hatte den Kops in die Hand gestützt und starrte auf den Teppich. „Ich weiß nicht, ob Tie eS verantworten können, zu sprechet» —" cntgegnetc sie leise und wie zaghaft, „ich meine, vor sich leidst. . . . . „O. das — ? .Ein Dciiimziaut bleibt immer —" „Verächtlich, wollen Sie sage». Es mag sein. Aber, wenn ein Zwiie- fyast der Pflichten .... Verachten Sie mich, aber hören Sie mich an." Tie großen Augen hefteten sich mit verzweifeltem Ausdruck auf 'ein ehr liches Gesicht. .Sprechen Tie. wem» Sie muffen," hauchte sie. „Meine Frau —" Ellen zuckte schon bei diesen ersten Worten schmerzlich. Sie hatte eine Ahnung gehabt, daß hier die Mittheilung einietzen werde, und sich davor gefürchtet. Er bemerkte ihre Bewegung und unterbrach sich sogleich. „Fahren Sie nur fort." sagte sie, sich zwingend. .Meine Frau — noch muß ich sie io nennen — hat eine Schwester, Franziska mit 'Namen, eine Herrenschonheit, wie man zu sagen pflegt. Es »st Ihnen vielleicht bekam«, daß sie mit dem Apotheker Merholz verlobt war — demselben, der letzt —" .Rnth's 'Verlobter ist, ich weiß es." „Es ist Ihnen aber wohl nicht bekannt, daß Herr Assessor Braunfels bauvtiächlich die Beranlassting zum Bruche dieses Verhältnisses gab. Ter Selbstmord des Inspektors Blumbach bot nur de» erwünschten Vorwand." „Ist es daS — sagte sie. last wie enttäuscht. Er schüttelte den Kopf. „Franziska ist lehr leichksstniig- Sie hat den Verkehr mit Bra.unse!s in Bern» wieder augeknnvit. Der reiche Mann ge währt ihrer Mutter die Mittel, ein glänzendes Haus zn machen^ in welchem die verworfene Gesellschaft anS- und eingeht, Spieler von Prv'enw'.t. Damen der Halbwelt, verlotterte Schöngeister aller Art —' Ellen griis nach ihrer Stirn. „In welchen Abgrund lassen Sie mich blicken?" „Nur lim Sie vor einem Fehltritt zu warnen. Herr Bran»se!s steht in engster Beziehung zu Franziska, er hat sie zur Schauspielerin ausbiide» lassen. gestattet ihr großen Au sw and, »in an einer hauptstädtischen Bühne auftreten zu können, hält ihr sogar Equipage Äon ihrer Mutter weiß ich's — bei der sich übrigens meine Frau letzt aushälk." Ellen fühlte sich wie seekrank. Ter Boden schien mir dem Stuhle, auf den» sie saß. zu schwanke», kein Gegenstand im Zimmer behielt leinen Platz. Sie glaubte, Bernhard auf einem Brette stehen z» sehe», das sich fortwährend hob und senkte. Mar einer Gebeide des Ekel-s ächzte sie: „Und «ie nehmen an. daß dieser Mensch — mich der Hochzeit .... Ah!" Sie schien mit den Armen ihre:» Widerwillen niedeniugc» zn wollen. „Ich dari keine Vermukhung laut werden lassen, mein bestes Fräulein." sagte Bernhard, ein wenig den Kopf einziehend. „Ich kenne die Welt - diese Welt — nicht geiilia, um eine Meinung darüber haben zu können, wie sich solche Dinge in der Regel gestalten. Es mag ia Falle geben, ui denen sic ohne Nachwirkung bleiben. Nur hier... Ich vermag ein Gefühl der Furcht nicht z» bezwingen, die Bande würden nicht so leicht lösbar, der rücksichtslose Änslrnn» von der anderen Seite zu erwarten fein. Und ob Braunsels dann ans Pslichgtefühl . . . Vielleicht, wen» Sie ihn liebten! Aber Sie lieben ihn nicht Wenn ich mich dann in Ihre Seele denke — und das glaube ich zu könne». . . . Diese furchtbar guäleude Angst war s ja, welche jedes Bedenken niederschlug und mich z» Ihnen trieb. Handeln Sic nun. wie Sie wollen und müiicn — mein Gewissen wird beruhigt sein." ^ „Ihre Gewifieuhastigkeit ist grausam," ries Ellen. „Schon, einmal . . ." Sic murmelte einige unverständliche Worte und sank dann völlig im Sessel zliiaiiime». Jede Herrschaft über sich hatte sie verloren. Bernhard wagte nicht, zu ihr zu treten, um ihr seinen Beistand anziidieten, und ebenso wenig sich zn entfernen, ohne dazu anfgeiordert zu sein. Ihr zn Füßen hätte er sich werfen, ihre Hände küssen und sie um Verzeihung für allen den Kummer bitten mögen, den er ihrem arglosen Herzen bereitet Halle. Aber er bezwang sich Es hatte doch Alles so komme!» muffen I Und nun war sie inzwischen j klag gewoben, hatte die irbwälmeriichen Vorstellungen von der Allmacht der Liebe ansgegeben, sich der Alltagsmeit gelugt. Er wurde lächerlich, wenn er eine sentimentale Rolle spielte. Nach dieser Eröffnung zumal! Was Witte j jedes weitere Wort ? Ferner, tausendmal seiner stand er dem Fräulein a!s damals, wo er nur die ausgeitreckle Hand schien ergreifen zu Mutzm. Nichts War er heute, und iiwrge» ein land,tüchtiger Mann, der lausend Meilen weit ein neues Leben beginnen wollte. Nein, kein Work weiter I Herunter leiws Weiche Gefühl der grauer über verlorenes Glück, jedes unbändige Verlangen nach Erfüllung unmöglicher Wünsche I Er biß die Zähne zusammen und > harrte aus. i Ellen merkte erst gar nicht, daß Minute» aus Minuten verrannen. Tie hatte die Ellenbogen auf die Seilenlchnen des Sejicls, den Kops in die beiden Hände gestützt und blickte mit unbeweglichen Augen vor sich hin. Endlich riß sie sich ans dieser Grübelei ans. „Es kann sein, daß ich Ihnen zn danken habe," sagte sie mit schwerer Zunge, „und jedenfalls — ich danke Ihnen." Sie bewegte die rechte Hand ein wenig vor, zog sic adcr.wiedcr zurück „Ich danke Ihnen. Reisen Sie mit Gott!" I Bernhard verneigte sich m-d ging. Ig. Kapitel- Er hatte am anderen Tage schon seine geringen Habscligkekieu zusanimen- gepockt, als ihn zu seiner nicht geringen Verwunderung der Lureauchcf. Herr Ottmar, zu besuchen kam. Die Iustizräthiii ries ihren Sohn, der m seinem Zimmer die kleine Käthe umhrstlriig, in die gute Stube. Er behielt das Kind auf dem Arm „Ter Herr Kommerzieiirath hat eriahren," begann Ottmar, „daß Sie aus- zuwaiideru beabsichtigen. Ist das richtig?" Bernhard bestätigte dies mit dem Hiiizilsützcn, daß er schon in der nächsten Nacht abzureisen gedenke. „Ich habe rechtzeitig die Arbeit gekündigt." sagte er. „und meine, daß man mich nicht wild aufhalten können." „Das will man auch nicht," entgegnele der Bnreauchef. „Der Herr Kommerzienrath erinnert sich aber, noch im Besitze von Papieren zu fein, welche Ihnen gehören." Bernhard iah ihn prüfend an. ..Ich wüßte nicht — falls nicht an eine Ausarbeitung gedacht sein soll, die Ich vor Jahren —" „An sie rst gedacht. Sie befindet sich ja wohl i» einer Mappe, die noch in des Herrn Kommerziencaths Arbeitszimmer steht. Was soll damit geschehen?" Bernhard glaubte nun zu mme». um tv>»S es sich handle. „O. Herr Ottmar." sagte er lächelnd, „sie ist mir jetzt ganz nutzlos. Aber ich begreife, daß der Herr Kommerzienrath die Mappe endlich aus seinem Zimmer entfernt z» sehen wünscht, die th.n noch dazu eine lästige Verbindlichkeit der Auf bewahrung auserlegen kann. Es wird mir schwer, mich an diesem letzten Tage eine Stunde von den Meinlgri» zu trennen. Aber es darf nicht be stimme!,d sein. Ich werde die Mappe Nachmittags von der Werft selbst abholen." „Das wäre nicht nöthig." erwiderte der Gast. „Ich würde mich gen» bereit erklären, sie durch einen Arbeiter zu Ihrer Frau Mutter zu schicken, falls Sie darüber verfügen wollten. Aber der Herr Kommerzienrat!) halte auch eine andere Möglichkeit in's Auge gefaßt." „Es ist fa wohl die Rede von einer Schisiskonstruklion," fuhr Ottmar fort, „zu welcher sich die Zeichnungen und Berechnungen m der bewußten Mavve befinden. Das Modell soll noch bei Ihnen sein. Der Herr Kommerzien- raih hat sich wiederholt init diesen» Entwürfe beschäftigt und ihn zwar nicht fehlerfrei, aber bei ewiger 'Nacharbeit durch Sachverständige praktisch brauch bar befunden." In Bernhards Augen blitzte es. „Das ist also ehrlich seine Meinung —" „Hören Sie nur weiter, " bat Herr Ottomar. „Ich bin von ihm deanftragt. Sie zu wagen, ob Sie ihm den Entwurf zu beliebiger Benverkhnng über lassen wollen?"- „Ob ich — ?" Er setzte das Kind aus die Erde. „Aber mit größter Freude." „Vorausgesetzt ist. daß wir über die Bedingungen einig werden." „Was für Bedingungen. Herr Ottmar? Es versteht sich ia von selbst —" ..Es versteht sich nichts von selbst, es sei denn das Eine, daß der Herr Kommerzienrat!) von Ihnen natürlich nichts umsonst haben will." „Aber es ist mir dock eine Ehre —" „Er läßt Ihnen für Abtretung aller Ihrer Rechte durch mich fünftausend Mark dielen. Sind Sie damit zufrieden?" Bernhard starrte ihn iprachloS vor Erstaune» an. „Es ist eine recht anständige Summe," fuhr der Burcanches fori, „und ich kann Ihnen nur rathen, ohne alle Weiterungen zuzugreisen." ,,Fünftausend Mark i" ries Bernhard und fuhr sich in die Haare. „Abel das ist ja ein Kapital —" „Für Sie gewiß. Herr Weber, und ich denke mir. daß Sie's da in dem schwarzen Afrika, oder tvohin Sie sonst gehen wollen, gut werden brauchen können, während Jhnen^ die Moppe mit den Papieren wahrscheinlich Ihr Leben lang ein kodier Schatz ist. Ich habe einen schriftlichen Vertrag auf gesetzt. der schon die Billigung des Herrn Kommerzienraths erhalten hat. Wenn sie ihn gleich durchichen und unterschreiben wollen . . Er zog ein Blatt aus der Tasche und legte es geöffnet vor Bernhard aus den Tiich. Dem war -3 noch immer io. als ob er nicht recht gehört hätte. Er la-s lind los niid fand zu seiner Verwunderung Alles bestätigt. Fünftausend Mark! Ihm schwindelte der Kovs. Da stond'S in Zahlen und Buchstaben. „Herr Ottmar." sagte er. „aber so viel ist das fa lange nicht wert!) — für keinen Menschen " „Lassen Tie das die Sorge des Herrn Komnierzienraths sein." antwortete dieser, „er pflegt allemal zu wissen, was er thut. Wenn Sic also sonst keine Bedenken haben —" Bernhard holte vom Schreibtische der Mutter Tinte und Feder. Er schrieb seinen Namen und darunter die Worte: „Mit ehrerbietigstem und wärmstem Tank." „Das gehört eigentlich nicht dahin," meinte der Bnreauchef, „schadet »ber auch nichts " Er örsuekc seine Ledertaiche und zählte vier Taufend- und zehn Hunderlmarklcheine auf den Tisch. „Richtig?" Bernhard schüttelte seine Hand, als ob er sie ihm vom Arm abreißen wollte. Er könnte vor Bewegung nicht sprechen. Herr Ottmar rang sich endlich mir Mühe tos, wnmchte ihn» glückliche Rene und entfernte sich. ^ Als dann die Initizräkhi» eiutrat. zeigte Bernhard über den Tiich hin. Sic enchrak, a!S sie die Scheine musterte. .Das gehört mir," verkündete er siendestrahleud und umhalste sie Dan» erklärte er ihr den Zusammenhang. ..O, das ist brav von den» aste» Freunde," ries sie lehr glücklich. „Nun ist mir Deinetwegen nicht mehr bange, mein Junge. Und ich hoisc auch, daß wir einander miederiehen. Den» :o gar lange wird'S fa letzt nicht dauern, bis l Du ein reicher Man» bist. Gott erhalte Dir nur die Gest'.udheiti" /z Lewi»».)