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Strich«, ein Bild von Goethe'« Leben und Werken entwerfen, wahrend Herr Hostchauspieler Senff-Lcorgt den deklamatorischen Thell de« Abenos übernommen hat. — Das Reichsgericht tu Leipzig verurteilte gestern de» Angeklagten Golthuber wegen Spionage nach 8 1 des Svionaacgesehe« zu K Jahren Zuchthaus, 8 Jahre» Ehrverlust und Polizeiaufsicht. Die Urtheilsgründe wurden zwar öffentlich verkündet, doch war aus ihnen über den Thatbestand nichts zu entnehme». Fortsetzung de» örtlichen TkieileS auf Leite 4 und V. TageSaeschichte. e» ... Der Kaiser hat ln Wilhelmshaven auch eine Ansprache an die Ablösungstruppe» für Kiantschon gehalten. Wegen des heftigen Windes, welcher gerade den Tvipedo-Ererrier- plah. aus dem die Mannschaften stunde», heiinsnchte, ist die Rede nicht ganz verstanden worden, so daß sie zusammenhängend nicht mitaetheilt werden kann. Mitten in der Rede tamen trügende Säge vor: „Und nun. Leute, spreche Ich Euch Meinen Glückwunsch aus: daß es Euch Vemönnt ist. dem deutsche» Otamen iin ferne» Osten Achtung und Ehrerbietung zu verschaffen: daraus tonnt und müßt Ihr stolz sein! Denket stets daran, daß Ihr Deutsche seid und vergesset das Vaterland nicht!" — Die Schlußworte lautete» etwa wie folgt: .Ich erwarte von Erich, daß Ihr Euch draußen im Auslände Euren Kameraden, der ruhmreichen, siegeglievccktcn deutsche» Annex, ebenbürtig zeigt, und nun Gott befohlen!" Der Kaiser ging gestern ui» Osi2 Uhr bei Bremerhaven von Bord des „Kurfürst Friedrich Wilhelm" an Land, um sich mittels Sonderzuges nach Bremen zu begeben. Dort traf er um I Uhr mit den Herren seines Gefolges auf dem Bahnhöfe ein. wurde daselbst vom Bürgermeister Dr. Pauli, sowie den Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen und fuhr sodann, von dem zahlreich anwesenden Publiknin begeistert begrüßt, nach dcmRathS- Staatssekretär v. Bülow. der sich von Bremen zum Besuche des großherzoglichen Hofes nach Oldenburg begeben hatte, ist nach Bremen zurückgekehrt. Prof. Dr. Schell erklärte, so wird den „Münch. N. R." aus Würzbnrg telearaphirt. den Mitgliedern der theologischen Fakultät feine Bereitwilligkeit, sich dem Dekret der Inder-Kongregation zu unterwerfen, sowie seine» festen Willen, seine Leine mit den Ent scheidungen der Kirche in Einklang zu bringen. Dietelbe Erklärung gab Herr Prof. Dr. Schell am Mittwoch auch dem Biscbof Dr. Schlör gegenüber ab. Die „N. daher. Landesztg." berichtet: „Die Schriften Sckwll's werden bereits von bischöflichen Ordinariaten den ihnen unterstehenden Geistlichen und Ktcrikalscminaristcn »b- gesordert und dann verbrannt. Ta Pros. Schell längst die Even tualität vorausgesehen bat, daß seine Werke auf den Inder gesetzt würden, so ist nicht leicht zu erklären, weshalb er nach dem end lichen Eintritt der Thatsache erst in seinem Kolleg mit höchstem Pathos verkündete, er werde nicht aushören, für die Wahrheit zu streiten und nichts widerrufen, ja sogar Unterwerfung für Feigheit erklärte — um alsbald das Gegenthcil seiner Worte zur That zu machen. — Die „M. N. N." bemerken zu dem Falle: „Ob Prof. Schell für die bittere Erkenntniß. daß die im Katholizismus herrschende jesuitische Richtung nicht jener Katholizismus ist. in dem er das Prinzip des Fortschritts zu erkennen und nachznweiscn unternahm, in dem demüthigenden Beifallsjubel des Chores der klerikalen Presse eine genügende Entschädigung finden wird, muß seinem eigenen Empfinden überlassen werden. Für die Wissenschaft aber, und das ist der Punkt, der nicht allein ihn. sondern der weite Kreise angeht, für d ie W i s j e n s ch a f t i st ein dcutscher Gelehrter. der sich die Ergebnisse seiner Forschungen von italienischen Priestern vor- ickreibeiiläßt, todt. Er mag noch in den Dunkelkammer» mönchischer und jesuitischer Asterwissenschast, in die ein Luther und ein Döllinger vorübergehend einen ansschcuchenden Lichtstrahl hineinfallen ließen, einen Platz finden, aber nimmermehr in den leuchtenden Hallen deutscher Wissenschaft." Wie erwähnt, hat der Deutsche Handelstag gegen die Privat- Nvtenbanken Stellung genommen, indem er sich ffir die Ver pflichtung dieser Banken auf den Diskontsatz der Reichsbank er klärte. obgleich diese Verpflichtung i„ der Kommission des Reichs tages unter Zustimmung des Reichsbankpräsidenten bereits wesent lich eingeschränkt worden ist. Bemerkenswert!,, schreibt die „Franks. Ztg.", ist das Abstimmungsvcrhältniß hierbei. Sämmtlichc Kammern, in deren Bereich eine Privat-Rvtenbank wirkt, sprachen sich gegen diese Wendung aus: nur Bagern inacht dabei eine Aus nahme. weil es infolge besonderer Verhältnisse keine» Nachdruck auf die Nngebundenheit seiner Notenbank legt. Da dcrWirknngs- kreiS der Privat-Notenbanken immerhin ei» beschränkter ist, zeigt die Abstimmung — 133 gegen 122 —. daß ihnen auch ans fern stehenden Kammer» eine erfreuliche Unterstützung zu Theil ge worden ist. In diesen Kammern wird man an die Folge» gedacht haben, die eine Majorisirnng der Minderheit in wichtigen wirth- schastlichen Interessen nach sich ziehen muß. Eine materielle Schädigung bestimmter Reichsgebiete durch die Aberkennung eines Rechtes, das sic bisher besaßen, wirkt viele Jahre verstimmend nach. Das ist ein Gesichtspunkt, der besonders für den Reichstag in Betracht kommt. Wie berichtet, ist der vom preußischen Ministerium des Innern ausgearbeitcte Entwurf über die Besteuerung der Waarenhäuscr den Handelskammern und einigen großen Geschäften zur Begut achtung initgetheilt worden. Die ..Kolonialwaarcnzeitnng" ver öffentlicht aus dem Entwurf u. A. Folgendes: Von einer Umsatz steuer sieht die Vorlage ab und schlägt dafür eine kombinirte Branchen-, Personal- und Raum-Steuer vor. Die Steuer soll sich aus Geschäfte erstrecke», in denen mindestens drei von fünf ausgeführten Waarengrnppen gehandelt werden, unter Verwendung von mehr als 25 Gehilfen, oder in Geschäftsräume», deren jühr- Nutzuligswerth eine näher bestimmte Höhe erreicht oder Waarengrnppen sind wie folgt gewählt: Drogen, Parfümerien, 2- BekleidungS Waffe». Iagdutensilien. 3. Möbel und .... .1- Glas- und Porzellanwaaren. 5. Bijou terie-, Jnwelicrwaaren. Wer mehr als zwei dieser Waarengatt nnaen führt und zugleich mehr als 26 Gehilfen beschäftigt oder Räume benutzt, deren Nutzungswerth 30.000 Mark bei einer Änarengattunä, 20.000 Mark bei zwei Waarengattnngen, 12,000 Mark bei drei Waarengattnngen, 0000 Mark bei mehr als drei Waarengattnngen beträgt, fällt unter die neue Steuer. Steuer pflichtig Wen ferner Betriebe mit einer oder zwei Waarengrnppen sein, wenn sie drei oder mehr Filialen unterhalten. Bei Geschäften mit Filialen wird Nutzungsweich sammtlicher Geschäftsräume und die Anzahl sänimtlicder Angestellten gerechnet. Was die Hohe der Steuer anbelangt, jo s," 2. Waarengattnngen 10 bei 4 Waarengattnngen , ... ..... in Ansatz komme», und bei 1 bis 3 Waarengattnngen und mehr als 25 Gehilfen 20 Mark jährlich für den Gehilfen, und bei jeder weiteren Waarengattnng 10 Mark pro Gehilfen mehr. Genossen- schaslen, die nur an Mitglieder abgebcn und keinen Gewinn ver- theileu, also nach 8 5 des Gewerbesteuergesetzes ohnehin von der Gewerbesteuer frei sind, fallen nicht unter das Gesetz. Die ge nannte Zeitung bezeichnet den Euinmrs als ein reines Produkt des grünen TischcH und verlangt eine einfache Umsatzsteuer. Zur Ernennung des Prinzen Heinrich rw» Preuße» zum Cbes des Kreuzergeschwaders bemerken die „B. N. N.": Unverkennbar hat diese Berufung des Bruders des Kaisers an die Spitze des ostasiatischcn' Geschwaders auch eine politische Tragweite. Die gegen den Admiral von Diedcrichs gerichteten gehässigen englisch- amcrikanischen Preßtreibereien werden sich auf den Bruder des deutschen Kaisers nicht übertragen dürfen, und bei der großen Popularität, deren der Prinz sich besonders in der englischen Marine erfreut, würden sie in England auch wohl keinen Boden finden. Der Bmder Kaiser Wilhelms, zugleich auch Schivager des Kaisers von Rußland und Enkel der Königin Viktoria, erscheint sowohl nach diesen Beziehungen als auch »ach seiner ganzen Persönlichkeit in hohem Grade geeignet, zur Ausgleichung mancher Gegensätze in Ostasien mit seinem persönlichen Ansehen beizutragen und gleichzeitig der dortigen Stellung Deutschlands zu neuem Ansehen und neuen Ehren zu vcrhelien. Der Untcrftaatssckretär ini preußischen Finanzministerium. Mcinecke, welcher 82 Jahre alt ist. beantragte seine Pensionirnng. Goethe und der Reichstast, heißt cS in dem Parlamcntsbricf der „Rhein -Wests. Ztg.". scheinen schlecht zu einander zu passen. Das hat sich neulich schon gezeigt und zeigte sich auch am Don nerstag, wo wiederum der Antrag dcS Aba Prinzen Lchönaich- Carolath, einen ReichSbeitraa für ei» Goethe-Denkmal in Straß- burg zu bewilligen, zur Verhandlung gelangte. Hatte damals der bayerisch-klerikale Dunkelmann Franz Laver Scbädlcr sein trüb- ichtchen lenchtö» lassen, so waren es diesmal namentlich u I -- » sicher Nutznugswerth überschreitet. Die 5 1. Nahrungsmittel, gegenstände, Wäsche. Wohnungs-Utensilien. selig«» m. die gegen diesen Antrag Front mach- Gras Roon, ein Sohn des berühmten ütlg genug, die Dichkeraröße^ Goethe s ' der " die Wortführer der Rechten, die ten. Zwar war der Abg Krlegsministers Roon, g ^ ^ nicht in Abrede zu stellen. Zwar machte auch der Abg. Gras Limburg-Stirum eine höfliche Verbeugung vor dem Dichterfürsten. Aber — aber — sie hatten gleich ein ganzes Bündel von Wenn und Aber zur Hand und sprachen damit dem Centrumsabg. Fritzen- Tüsseldors. der übrigens versicherte, daß er ein warmer Goethe- Verehrer ist, gnnz auS dem Herzen. Der Abg. Prinz zu Schön- aüh-Eaivlath sprach mit schöner Begeisterung für seinen Antrag und hatte wahrlich nicht das spöttische Gelächter der Rechten ver dient. die sich über ihn und seine Goethe Begeisterung ungemein muüsirte. Schließlich mußte über diese Frage, über die es im deutschen Reichstage eigentlich gar keine Meinungsverschiedenheit geben dürfte, der erste Hammelsprung im neuen Reichstage statt- »iiden: durch die Ja-Dhür kamen die Nationalliberalen, die Freisinnigen. Sozialdemokraten, die deutsche Reichspartei und ein Theil der lanlisemitischenj Resormpartel. sowie als einziger Cen- lrumsmaini der Abg. Jrciherrr v. Hertlina: durch die Rein-Thür die Deutschkonservativcn. das Centn,,», die Polen, einige Anti semiten und der eine RationaUiberale Schulze-Steinen, der sich unbekannten Gründen ans die Nein-Seile geschlagen hatte daß in Folge Klementine aus eiterleit erweckte es, als Präsident Gras Ballestrem zu- , stimme mit Nein I" Das Hauü war ein wahres Wunder, eS fehlten daran „nur" Hei stolz erklärte: „Ich ans Große letzt stolz beinahe beschlußfähig, 11 Mitglieder. In Betreff des angeblich zwischen dem Centrnm und der Regierung abgeschlossenen Kompromisses in der Militärvorlagc erklärt die „Gern,.": Wir sind in der Lage, auf Grund unserer zuverlässigsten, authentischen Jnsvrmaticmen wiederholt sestzustellen. daß ein solches Komvrvmiß nicht abgeschlossen ist. und daß die in der „Freist Ztg." angegebenen Details eines solchen „Kompromisses" aus den Finger» gesogen sind. — Die „Natl. Korr." bemerkt zu der Angelegeiibeit: „Richtig ist von den bisherigen Meldungen, daß besondere Verhandlungen zwischen dem Centrnm und der Regierung gepstogcn werden. Zum Abschluß sind sie, wie wir hören, »och nicht gekommen. Es ist indes; anzunehmen, daß alle Forderungen Annahme finden werden, woraus nach den bisherigen Erklärungen der Militärverwaltung nach Maßgabe der Vorlage nicht zu verzichten war. Im Wesentlichen dürsten sich alio die Vermuthnngen der „Freist Ztg" bestätigen, daß die Vermehrung der Kavallerie und die Verstärkung der Insanteriebataillonc mit niedrigem Etat und der Grcnzbataillonc eine große Mehrheit in der Bndgetkvmmission findet." Ter Bürgermeister Mietbe auS Gleiwitz hatte, wie seiner Zeit gemeldet, den Oberbürgermeister gefordert und war dafür seines Amtes entsetzt worden. Gegen diese Entscheidung legte Miethe Berufung beim OberverwaitnngSgericht ein. Dieses hob in nicht öffentlicher Sitzung, nachdem es von früh bis gegen Abend ver handelt batte, die Vorenticheidnug aus und verurtheilte Bürger meister Miethe nur zu einer Geldstrafe in Höhe eines Monats gehalts. Der Zeichner des Münchner „Simplicifsmius". Kunstmaler Thomas Theodor Heine, welcher im vorigen Dezember vom Laodgericht in Leipzig wegen Mnicstätsbelcidigung zu 6 Monaten Gefängnis; vernrtheilt wurde, erhielt die Nachricht, daß diese Straje im Gnadenwege in Festungshast umgewandelt >ei. Diese Maßnahme dürfte ans eine z» Gnnsten des Künstlers gemachte Eingabe an den Kaiser zurückznsühren sein, welche von den hervor ragendsten Münchener Malern, wie Lenbach. Stuck. Defregger. Oberländer, Uhde, Thicrsch und vielen Anderen ausging und unterzeichnet war. Frankreich. Zinn neue» GemeindcrathSvräsidenten von Paris wurde Louis Adrien Lncivia gewählt. Derselbe wird die Ehre haben, bei der Eröffnung der Weltausstellung 1000 die Honneurs zu machen. In ihm werden die WeltanssiellniigSgäste das Urbild eines Pariser Gcmeindcralhsvräsidenten vorfinden. Lncivia ist am l6. Nvvcmber 1813 i» Nantes geboren. Ursprüng lich Jurist, trat er alsbald in die regierungsfeindliche Presse als Mitarbeiter der „Rcffvrmc" und der „R»e". beides Svzialistcn- blätter, ein. Während des deutsch fcanzösiichen Krieges war er Hauptmann in einem freiwilligen Genie-Bataillon und bis zum Sturze der Kommnnc. der er niigelwrte, Mitarbeiter des „Er, du Pendle". Das Kriegsgericht verurtheilte Lucipia zum Tode. Doch wnrde diese Strafe in lebenslängliche Zwangsarbeit umgewandelt. Lncivin trug zunächst in Toulon die grüne Znchthäuslermütze und die Ketten. Dann deportirte man ihn nach Nen-Kaledonien ans die Insel Non. Im Jahre 1879 genoß er eine Begnadigung zu lOjühriger Verbannung und, im Jahre 1880 nach Frankreich zurückgckehrt, die vollkommene Amnestie. Er vertauschte ini» die rothe mit einer weniger schreienden Farbe und wnrde Mitarbeiter des „Eitoyen de Paris", der „Evnvention nativnale" und des „Radien!". Lncipig ist Viccpräsident der „Association des Journa- listeS räpnblicainS". Zum Präsidenten des französischen Senats an Stelle Loubet'S wurde der frühere Minister Element Armand Fallisres gewählt. Als Gegenkandidat kam nnr der Botschafter Eonstans in Betracht, der sich seiner Zeit als Minister deS Innern durch sein energisches Vorgehen gegen de» Bonliingismns bekannt gemacht hat. Im erste» Wahlgange sielen Ott Stimmen ans Falliöres: Constnns erhielt 81. Franck-Ehanveau 50. Peistral 25 Stimmen, so daß ein zweiter Wahlgang nothwendig wnrde. Bei diesem wurde Fallisres mit >51 Stimmen znm Präsidenten gewählt: EonstaiiS erhielt 85. Auf Befehl des Untersuchungsrichters PaSgues b-aab sich der Ches der Sicherheitspolizei noch dem Hgnptvoslgebände in Paris, wo er die dort liegen gebliebenen Einladungen konfiszirt hat, die von dem Komitee der Patrivtenliga am Tage vor dein Begräbnis; des Präsidenten Fanre an die Mitglieder der Liga gerichtet worden sind. In der Angelegenheit Picguart fällte die Kriminalkaminer iinch Mfftundigcr Bernthnng das ZnständigkeitS-Urtheil. Durch dasselbe werde» Picgnart und Leblvis vor dre Anklagckammer ver wiese» wegen der Anschuldigung der Fälschung des „Petit Bleu", wegen Mißlnnnchs und Mitcheilnng geheim zu haltender Schrift stücke in den Angelegenheiten Esterhaz» und Drehsns. Bezüglich der Aktenstücke in dcr Brikstaut>e»-A»gelegei>hcit und der Spionen- Affaire Bonlot besagr das Uttkeil. daß leine Konnezität vorlicge und daher das Kriegsgericht für dieselben zuständig bleiben soll. Die Regierungen in Paris und London sind übereingekomme». daß Frankreich in Maskat eine Kohienmederlage errichten wird unter denselben Bedingungen wie England. Die nationalistische» Blätter greifen die Kriminalkammer wegen der ZuständigkcilSeiiticheiottng heftig an und nennen sie einen AmtSsrevel und eine Herausforderung der öffentlichen Meinung. Der Revision günstig gesinnte Blätter verlange», daß eine Unter suchung eingeleitet wird, um sestznsleUen, wer die Radirunge» a» der Adresse des „Petit.bleu" in der verbrecherischen Absicht. Picguart der Fälschung zu bezichtige», vorgeuvmmen hat. — Die „Libre Parole" und andere Blätter bezeichnen die Wahl Fallisres zum Senatspräsidenten als einen Sieg der Drepfns-Partei. Italic». Der Freitag Abend 5 Uhr 45 Minuten Befinden des Papstes nnsgegebene Krantheitsbencht lautet Befinden des Papstes war während des heutigen Tages sehr gut: er klagte^ nicht über Schmerzen und äußerte, er fühle sich sehr wohl. Temperatur 37. Puls 72. Athmnng 22. Der Kardinal- StaatSsekrctär Ranipvlla richtete an die in Nom cesidirendcn hohe» Prälaten folgendes Schreiben: „Ich beeile, mich. Ihnen davon Kenntnis; zu geben, daß das Befinde» des Heiligen Vaters heute vollkommen zufriedenstellend ist. — Dns ärztliche Bulletin von gestern Vvrmittng halb IO Uhr lautet: „Der Papst verbrachte die Nacht ruhig. Er fühlte sich heute wohl und wird das Bett ans einige Stunden verlassen. An der operirten Stelle nichts Neues Temperatnr, Puls und Athimiiig normal, Appetit gut. alle anderen Funktionen regelmäßig." — Wenn, wie man hvfst, die Besserung ini Befinden des Papstes anhält, werden keine ärztlichen Bulletins mehr aus- gegeben werden. — Der Leibarzt des Papstes Dr. Lappvni hat an den „Don Ebisciotte" einen Brief gerichtet, in dem er a»s- führt, daß die Operativ» beim Papste dringend nothwendig war, weil sich die Geschwulst im Entznndungs- und ReiznngS-Znstand befand. I» früheren Jahre» wurde die Operation nicht vorgenom men. weil die jetzt eingetretene» Gründe äußerster Nothweiidigkeit nicht Vorhände» waren. Lapponi bemerkt schließlich, der Erfolg der Operation scheine das vorsichtige und aufmerksame Zuwarten, das er sich bis zum Tage der Operation zur Pflicht gemacht hatte, zu rechtfertigen. Ans Grund neuer Indizien hat die Gerichtsbehörde in Rom de« Schwächezustande« der Königin Prinzessin :s Nizza »ach Brussel zurückaernsen worden ist . Die Königin-Regenttn beauftragte Silvela mit der KabinetSbilduna: Silvela nahm den Auftrag an. — Die Kammern sollen aufgelöst werden, die Neuwahlen Ende April statt finden und die Wiedereinbernsung im Mai erfolgen. England. Bei der Fortsetzung der Berachung des Militär- Etats im Unterhause wurde der von Labouchere eingebrachte Unter antrag, die Präsenzziffer uni 4340 Atari» zu vermindern, mit 188 gegen 54 Stimmen abgelehnt. Iin Lause der Debatte gab der Erste Lord des Schatzes. Balfour, zu, daß eine sehr große Ver mehrung der Ausgaben für die Flotte und das Heer, beide zu sammen genommen, stattaesnnden habe ES sei indessen unrichtig, anzunehmen, daß diese Vermehrung eine Folge der Politik dieser oder jener Negierung sei. Er wolle nicht leugne», daß die Aus dehnung des britischen Gebiets und die Verantwortlichkeiten Eng landS ui Afrika eine der Ursachen, ja vielleicht die Hauptursache der Steigerung des Militär-Etats sei. Diejenigen, welche die!'- Steigerung beanstanden, müßten folgerecht auch jene Ausdehnnim beanstanden. (Beifall, i Er sei aber über die Entscheidung nick» besorgt, wenn dem Lande die Frage klar unterbreitet werde, vb c bereit sei, Asrika unter die anderen Nationen vertheilt zu sehen inst allen daraus entstehenden Folgen hinsichtlich der Zolltarife, oder ob es bereit sei. der Steigerung des Militär-Etats, welche die von der Regierung ciiigeschlagene Politik erforderlich mache, znzn- stimmen. (Hört! hört!) Die größte Steigerung sei in den Aus gaben für die Flotte erfolgt und sie habe doch nichts mit den neuen Verantwortlichkeiten in Afrika zu thun; sie sei nicht durch die aus wärtige Politik der Regierung, sondern durch die Marinepolitik anderer Länder nothwendig geworden. (Beifall > Wenn diese Politik keine Veränderung erfahre, sehe er nicht ein, wie die Marinepoiitik Englands sich ändern könne. Das Problem der Kosten der Ausdehnung deS Reiches dürfe nicht mit dem Problem der Hilfsquelle sür die Marine verwechselt werden, welche letztere zum Schutze der Kolonien, der Handelsstraßen und der Interessen in China und anderwärts nothwendig sei. Rnstland. Ter Kaiser beauftragte den Generaladiutanten Wannowski. eine eingehende Untersuchung über die Ursachen und einzelnen Umstände der Unordnungen einzuleiten, die am 20. Februar an der St. Petersburger Universität begannen una sodann ans einige andere Lehranstalten übergingen, und über die Resultate der Untersuchung dem Kauer zu berichten Gleichzeitig ordnete der Kaiser an. das; die Entscheidung über die Maßnahme: zur Wiederherstellung der gewöhnlichen Ordnung der Kompetenz der Oberleiter der vetrcffeiioen Lehranstalten verbleiben soll - Ter Kaiser besuchte die Konstantin-Artillcrieschule. — Das Mit glied des ReichsrathS Peretz ist gestorben. -Amerika. Ter „New?)ork Herald" erhielt ein Telegramm ans Panama, wonach am 25. Februar in San JosS ein ernslci Vernich gemacht wurde, die Regierung von Eostarica zu stürzen Die Artilleriekaseriic sei angegriffen und in dem sich dabei ent ivinncndcn Kamvsc leie» mehrere Personen getödtet und veiwnndet. die Angreifer aber schließlich zerstreut worden. Die Verfassung sei bis auf Weiteres außerKraft gesetzt und da-2 Krieg-recht pwklainiu worden. Kunst nutz Wissenschaft. f König!. H o ss ch a u s v i e l. Als vorgestern Abend im Neustädter Theater der Vorhang znm letzten Male gefallen war. und die Premiere der letzten Konwagnicarbcit von Moser und Trotha „Aus 2trafnrlaub" ein willkommenes Ende erreicht! hatte, da kam man beinahe in Versuchung, die Herren Kadcldurg§ und Bernstein sammt ihrem ehrenwertben Mathias Göttinger um' Verzeihung zu bitten sür all' die herben Worte, die man ihnen nachgercdct hatte. Denn gegenüber dieser geradezu lappischen, in ihren Voraussetzungen wie in ihrer Eiilwickelnng gleich unmög lichen Komödie bedeutet lenes Stück wenigstens einen Versuch, über das Hergebrachte hinanszukommen. Das »»selige Tan- tismengesetz und der Pnbliknmserfolg der „Hosgunst" scheint es den rührend betriebsamen Verfassern cingeihan zu haben: sie schreiben nun munter daraus los und suchen sich die Sache so leicht wie möalich zu machen. Leider fällt beiden „Autoren" nicht das Geringste mehr ein, und sie sind daher gezwungen, nicht nnr die Figuren und Situationen ihrer Stücke nach den ältesten Schablonenmnstec» ziizuschneiden, sondern auch ihre kleinen Witze und großen Kalauer irgend woher zu — „entlehnen": namentlich die ältesten Moier'schcil Stücke haben sich derartige Entlehnungen gefallen lassen müssen. Das wäre nun an und sür sich nicht ichlimm. und Jeder blamirt sich schließ-! ich ' ' . - sich ich , lich als Lustspieldichtcr so gut er kann, vollends wenn das Publikum io lieb ist, sich halb todt über die ältesten Mitzche» zu lachen, über die eS vielleicht in den „Fliegenden" die Olafe rümpfen würde. Aber die Sache hat auch eine Kehrseite, die die Oppo sition der Kritik^ heransfordern ninß. sofern nicht derartige Nichtig keiten a In „strafnrtanb" wieder aus mocrer deutschen Bühne einreißen solle». Das ganze Stück ist »ämtich eigentlich eine einzige! Geschniacktosigkeit. Ter schnldcnmachcnde Leutnant, die kaum der! Pension entsprungene Naive, ein liebenswürdiger Maior a. D. als Herr Pava. ei» junger Privatgelchrter von einer Albernheit, die de» ganzen Stand beleidigen muß, eine Tante, die sür den Lentnants Neffen schwärmt, ein reicher Fabrikbesitzer, Guts-- Nachbar des Majors und Schwiegervater in ein duinindrcislcr Offiziersbnrsche :e., — das sind die abgegriffenen Figuren, die in der Hauptsache die Kosten der Unterhaltung drei Akte laug tragen müssen. Und wie? Es wird Einem ordentlich btninerant vor den Augen bei allen den Manövern, die Moier und Trotha an stelle», um das obligate glückliche Paar am Schluß doch noch vor die Rampe zu bringen. Daß sie zu diesem Bchuse freilich einen Offizier bei einer Liebeswerbnug als „Bcmichskarnickcl" ans- trelen lassen, ist nicht mehr geschmacklos, sondern bc denklich: dazu wird sich wohl kein Offizier der Wett hergebe», vollends nicht für diese» Troddel von Horst. Doch, wozu der Lärm ? Das Stück hat ja gefallen, wcnigsle».- dnrste es einen Lacherwlg vor dem willig gestimmten Adonnenten- publikum erzielen Wie viel von all' dem Avvlaus aus das Konto d-w Darsteller kommt, ist freilich eine andere Frage: denn gesviel: wurde ganz prächtig. Der Abend brachte nach Vieler Richtung hin sogar eine Ueberrnschung: er zeigte Herrn Franz in de. Rolle des Leutnant Waldu als frischen, fröhlichen Bonvivant, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Auch Frau .Hildebrandl als nachsichtige Tante versuchte sich auf einem ihr bisher fern liegende» Rollengebiet gleich erfolgreich, während die Damen Wolfs, Schendler und vor Allem Frl. GaSnn in Rollen ihrer Fächer Vortreffliches leisteten, ebenso^ wie die Herren Dettmci. Gnnz. Wiene, Mutter, Gebühr und Schubert aui ihren Posten das Möglichste tbaten, um den Schwank rasch und ohne größeren Aufenthalt von Statten gehen zu lassen. Der Regie des Herrn Erdmann läßt sich diesmal nur das Beste nachsagen: sie hatte über das« einen dekorativen Rahmen von angemessener Vornehmheit für da -t: DaS Stück besorgt und die Pausen nach Möglichkeit abgekürzt, so das: der Dreiakter die Geduld der kritisch veranlagten Zuhörer wenigstens nicht ans eine zu harte Probe stellte, und man früö genug nach Hans kam. um seinen Aerger über das schlechte Stück noch vor Mitternacht los zu werden. P. A. Wolfs. ß Im König!. Hcffopernhause geht heute „Carmen" in Scene; im König!. Schaustffclhause „Auf S rrasurlanh". Die Vorstellungen veginncn halb 8 Uhr. 's W o ch en s p i c l P l a i; der Könial. Hvsoper Sonntag: „Carmen": Montag: Eoncert des Belgrader Gesang Vereins. „Die Nürnberger Pnpve", Eoneert 2. Theil, „Der Km märker und die Picarde": DienStag: „Lohengrin"; Mittwoch. „MaMietbc": Donnerstag: „Tvi^ PaSanale": Freitag V. Sinfonie-Concert Serie U.: Zomiadend: „Tristan und Isolde" - Sonntag: „Der Rattenfänger von Hameln". — K ö n i g I Hofschauspiel. Sonntag: „Am Strafnrlaub"; Montag „Die Welt, in der man sich langweilt" - Dienstag : „Aus Stw' Urlaub" : Mittwoch: „Johannes": Donnerstag: „Die Braut von Messina": Freitag: „Romeo und Julia": Sonnabend: Zum ersten Male: „Gewißheit": Sonntag: „Gewißheit". f Dem morgen im König!. H o sopei n hans stalt- findende» groben Eoncert des Belgra Vereins fielst man in musikalischen Kreisen mit Interesse und grader Gesang .— — isen mit Interesse und Spannung entgegen. Der ausgezeichnete, in zahlreichen Eoncerten . j , . — . . im Ausland längst bewährte Chor stellt sich ans 60 Damen und nach langer sorgfältiger Unteriuchiing den Prozeß gegen Aciavitv Herren der besten Gesellschaft Belgrads zusammen Die Vorträge und Genossen wegen Verabredung gegen dns Leben des Königs sind bis in s Feinste abgetönt und bestehe,> ausschließlich aus wieder eröffnet und die Verhaftung der Mitschuldigen angevrdnet.! serbischen Volks- »nd Heldenliedern, die in kunstgerechtem Satze Bis ans Trenta. der vor einiger Zeit in's Ausland floh, sind alle von packender Wirkung werden. Gcthcilt sind diese bcrrlichen bereits verhaftet. ! serbischen Volkslieder in zwei Hanptgrnppcn: in Liebes- oder Belgien. Entgegen düsteren Gerüchten wird amtlich mit- Frauenlieder und Heldenlieder. Alle diese Lieder wurden durch getheilt, daß der Zustand der Königin sich gebessert und die Kranke den Vcreins-Ehviineistcr St. Molranyatz genau so, wie sie vom eine gute Nacht verbracht hat. Dagegen meldet die „Bost- Ztg ", Volke gesungen werden, ausgezeichnet und dem Sinne des Textes Dres-rrer Aachr 5chterr. Seite 3. Sonntag, l». Mar ;