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S59 Vellage zu Nr. 46 der Bautzener Nachrichten. Freitag, de« 24. Februar 1888. Stiller nach Unnaber, »urtick und stieg im Baftbof ,,ur goldenen Sans' ab wo er sich im Fremdenbuche als „Vetreidedündler Schmidt au« Scheibenberg" «intrug. Am 31. De» früh verschwand er unter Zurück- laffnng einer Zechschuld von 5 Mt., und unter Mitnahme eine- Unter dette«, eine« »opslissen« und mehrerer, auf einem Lisch« im Borsaal aiedergelegter übertage. Ehe Stiller Lnnaberg den Rücken kehrt», ver sucht« «r d«n Oberkellner in d«r „gold«nen Sans" noch um 6 Mt. 20 Ps. p, betragen, ind«m er d«n Schubmacherlehrling Riedel mit einem selbst, «sertigtkn Zettel de« Inhalt» absandte: .An Herrn Setreidehändler. Schicken Sie mir 6 Mk. 20 Ps.: wenn ich runter komme, bejahle ich gleich. Diener de« Setreidehündler." Allein der Oberkellner fiel auf diesen Schwindel nicht hinein, und Stiller, der während seine« Anna, berger Ausenthalte« übe,die» au« dem Keller de« Obsthändler« Liebscher >u drei verschiedenen Malen Apfel in unbedeutender Menge »um al«, baldigen Genüsse entwendet hatte, fuhr abermal« nach Chemnitz. Dort stahl er am Morgen de« I. Jan. im Gasthof „,ur Stadt Frankfurt- feinem Schlafgenossen, dem Bäckergesellen Erler au« Ruicors, die Taschen uhr nebst Kette Bald darauf erfolgte seine Verhaftung. Stiller ward wegen Diebstahl« und Betrug« im wiederholten Rückfälle, sowie wegen Eenußmittelentwendung ju fünf Jahren Zuchthaus, 450 Mark Geld, strafe, zehnjährigen Ebrenrechirveilufte und Zulässigkeit von Polizei- ausficht verurteilt. Die Hast, und Geldstrafe wurden für verbüßt erachtet. 4) Johann August Schneider. Bäckergesell auS Seidau, 24 Jahre all, 5mal bestraft, stahl am 27 Dez. v. I. in hiesiger Herberge „zur bnmat' dem Herbergsvater Scheinsuß auS dessen unverschlossener Schlaf stube ein Paar Stiefeletten, die er nachmals >n der Backstube deS Meisters OSwald, bei dem er vorübergehend Arbeit erhielt, an den Lehrling Jor dan gegen dessen ihm bester pustenden Stieseln vertauschte. Dem Jordan entwendete er anfang» Januar au» einem Koffer 75 Ps. und einen Klemmer mit blauen Gläsern, und am 17 Jan. nahm er gelegentlich eine» Abschiedsbesuch» dem Bäckerlehrling Hose hier 2 Mk. diebischer- «eise weg, mit welchem Gelbe er seine Reisekosten bis Elstra bestritt, wo seine Verhaftung erfolgte. Der wiederholt rückfällige Angeklagte Mrd ebenfalls unter Ausschluß mildernder Umstände zu zwei Jahren sich» Monaten Zuchthaus, zehnjährigem EhrenrechtSverlust und Zulässig, keil von Polizeiausstchi verurteilt. 5) Die 1826 in NiederrupverSdorf geborene, dreimal bestrafte Dienst magd Johanne Friederike verw. Wehle verw. gew. Seibt geb. Zöllner, zuletzt rn Hainewalde, entwendete am 13. Dezbr. vor. IS. dem Gastwirt Sünlher in Nieoeroderwitz, bei dem sie übernachtet batte, zwei Betttücher. Die That ward indes sogleich bemerkt und di« Diebin verfolgt, wobei sie die Betttücher von sich warf. An demselben Tage stahl die Wehle in Großschönau dem Destillateur Wenzel auS der Hausflur einen Kinder- schlitten im Werte von 2 Mk., welchen sie sofort für 1 Mk. verkaufte. Der Weberin Schiffner in Großschönau entwendete die Wehle zum Dank für gewährtes Nachtquartier Kleidungsstücken im Werte von 50 Mk. und hatte noch die Frechheit die Großmutter der Bestohlenen unter dem Bor. geben, „sie wolle ihre Sachen aus HerwigSdorf holen, komme aber am Abend wieder" um einen Tragkorb, in welchem sie die DicbSbeute fort- trug. zu prellen. Am 21. D-zbr. stahl die W-Hle dem Gastwirt Fischer in Z'ttau ein Deckbett, ein Betttuch und zwei Überzüge, und am 15. Jan. dem Ortswächter Keßler in Draußenoors, der sie von ihrem früheren Dienste daselbst kannte und ihr sür eine Nacht Unterkunft gewährt halle, Kleidungsstücke rc. im Werle von über 15 M'. Der Gerichtshof billigte der Angeklagten, in Erwägung, daß sie sich in den letzten Jahren tadel los geführt hatte, mildernde Ümnänbe zu, erkannte aus nur ein Jahr drei Monate Gefängnis und brachte die Unlersuchungkhast in Anrechnung. Sitzungen der H Strafkammer des Königs. Landgerichts. Bautzen, 22. Febr. I) Die vom Schöffengericht Kamenz wegen Hausfriedensbruchs zu Geldstrafe verurteilte dasige Tuchmacheriehesrau Christiane Karoline Bulling geb. Schubert zog noch vor Beginn der heutigen Berufungsverhandlung daS von ihr eingewendete Rechtsmittel zurück, worauf auch die K. Staatsanwaltschaft der von ihr ergriffenen Berufung entsagte. 2) Als am Abend deS 30. Juli v. IS. der Drechslergehilfe Karl Ernst Johann Friedrich in Bernstadt sich in der Wohnung eines Bekannten, Namen» Adler, aushielt, hörte er, wie der in dem nämlichen Hause eine Treppe tiefer wohnende Schneidermeister Hempel mit Bezieh- ung auf ihn schrie: „L—verd—, komm' herunter, ich schlage dich toi!" Friedrich leistete nun zwar dieser Herausforderung nicht sogleich Folg«, mußte aber beim Fortgehen bald nachher doch an Hempels Wohnung vorübergehen. Hierbei wurden beide handgemein, und Friedrich schlug Hempeln mit einem neusilbernen Ringe derart an di« Stirn, daß eine 5 bis 6 Centimeter lange, hestig blutende Wunde entstand. Das Urteil deS Schöffengerichts Bernstadt lautete gegen Hempel wegen Bedrohung und gegen Friedrich wegen gefährlicher Kölperverletzung auf je acht Tage Gefängnis. Während Hempel nach erfolgloser Beschreitung des Gnadenweges die ihm zudiktierte FreiheNsstrase bereits verbüßt bat, er hob Friedrich Berufung, welche indes heute nach anderweiter Beweis aufnahme al« unbegründet verworfen wurde. Vermischtes. — A Bernstadt, 21. Febr. Am vorigen Sonntage feierten der Hausmann de» hiesigen Gallwitzischea Hospital« Joh Frdr. Melchior und seine Ehefrau Marie Elisabeth geb. Graf au» Obrrstrahwalde im Kreise ihrer Kinder, Pflegekinder und Freunde da» Fest ihrer goldenen Hochzeit. Da» Jubelpaar genoß da» seltene Glück, in erfreulicher Rüstigkeit, der Bräutigam nach kürzlich überstandener schwerer Krankheit, an demselben Altäre, an dem r» einst den Bund für» Leben schloß, nach einer herzlichen Ansprache de« Herrn Pastor von Mosch auf« neue den Segen der Kirche zu empsangen. Seit 81 Jahren versteht da« Jubel- paar den Posten im Gallwitzischen Hospital. Manche schwer« Krankenpflege an alten alleinstehenden Bürgersleuten, die Aus- erziehuug zahlreicher verwaister Kinder wurde vom Jubelpaar mit unvrrdroffener Treue übernommen und durchgeführt. Bi« vor kurzer Zeit verwaltet« der Jubel-Bräutigam, welcher im 78. Leben«jahre steht, da« Amt ein«« Nachtwächter». Von vier Kindern de» Jubelpaar» find noch zwei verheiratete Töchter am Leben. Die älteste Tochter starb gerade am silbernen Ehe jubiläum ihrer Eltern; der einzige Sohn starb aus der Wander schaft in München. 1 Hirschfeld«, 22 Februar. Am 20. d». friert«» der OrtSrichter und GutSauSzügler Schäfer in Rosenthal und seine Ehefrau ihr fünfzigjährige» Ehejubiläum. Die Wiedereinsegnung der Ehe wurde infolge de» leidenden Zustande» der Braut nicht in der Kirche, sonder» i» der Wohnung der Jubilar« von betd«n Geistlichen vorgenommen, wobei denselben «iu« vom hohen rvang.-luth. Konsistorium gewidmete Ehrevbibel überreicht wurde, wie die» in einzelnen Fällen in Anerkennung christlich«» Sinn«» und Wand«!» grschttht. Di« Teilnahme der ganzen achtbar«« Familie, wie seitens zahlreicher Bekannte» und Freunde war groß und au« den vielen Glückwünschen und schönen Geschenken zu ersehen. — In Großluga bei Radeberg ist bei dem Abgraben von Erdland abermal« ein Geldfund gemacht worden, etwa« über 500 wohlerhaltene sächsische Silbermünzen. — Ein merkwürdige« Mißverständnis hat letzter Tage eine unnötige Alarmierung der Berliner Feuerwehr herbei- geführt. In «inem Hotel der Behrenstraße rief ein Dienst. Mädchen auS dem dritten Stockwerk durch daS Schallrohr in die Portierstube hinunter: „Ist Emil da?- und fie fügte dann hinzu: „Schnell, «r soll herauskommen, e« brenntl" Höchst er schreckt stürzte», wie der „B. B. K." erzählt, die in der Portier stube Anwesenden auf die Straße hinunter, zerschlugen die Scheibe brS nächsten Feuermelder», und bald darauf kam die Feuerwehr angerasselt, sogar mit einer Dampsspritz«, weil diese Vorsicht»« maßregel b«i allen im Rayon de» kaiserlichen Palat» gemeldete» Bränden angewandt wird. Ma« denk« fich die Überraschung, al» fich mittlerweile herau»stellt, daß da» Dienstmädchen die Worte ,E» brenntl- nur i« der Bedeutung: .E» ist höchst« Eil«' grbraucht hat und daß di« Fru«rwrhr ganz umsonst iu B«w«g«ug grsttzt worden war. — Au» Hamburg wird berichtet: Am 18. d». wurd« di« Verhandlung gegen den Bankräuber Flynn zu End« geführt. Flynn hatte, wie feiner Zeit gemeldet, mit drei anderen Dieben vor etwa 2H Jahren 200000 Mk. au» der hiesigen Reich«- bankhauptstelle gestohlen. Die vier Gauner hatten den Streich lange vorbereitet. An einem Montage (wo fich meisten» viel Geld in Banken ansammelt) im Juni 188S führten sie dann den Coup in folgender Weise au»: In dem dem Publikum zu gänglichen Kaffenzimmer erschienen nach einander die Gauner, von denen der eine nach dem Buchhalter fragte und, da dieser nicht zu sprechen war, um die Erlaubni» ersuchte, auf ihn warte» zu dürfen. Da» wurde ihm gestattet. Ein anderer schien in einer auffallend großen englischen Zeitung zu lesen. Derselbe näherte sich dem Pulte de» einen Augenblick in ein Nebenzimmer eilenden Kassierer« in einer Weise, daß dasselbe den Blicken der übrigen Leute sür kurze Zeit entzogen war. Diese Zeit br» nutzte ei» dritter Mann, um hinter dem Gitter de« Pulte« hin durch zwei Pakete mit je 100000 Mk. in Hundertmarkscheinen unbemerkt sortzunehmen und fich mit denselben zu entsernen. Di« Polizei ermittelte später, daß am Mittag jene» Tage» mehrere in verschiedenen hiesigen Hotel» wohnhast gewesene Eng. länder plötzlich, unter Zurücklassung ihrer Effekten, abgerrist waren. Aber erst am 19. August wurde der jetzige Angeklagte Flynn in Gesellschaft zweier anderer Leute, Mr. Whiteacker und Mr. Burton, in Pari» verhaftet und hierher geliefert Burton ist al» derjenige erkannt, der die Zeitung im Bank- gebäude gelesen hat, Flynn ist in seiner Begleitung daselbst ge sehen worden. Whiteacker mußte au« der Untersuchung entlassen werden, da sich keine Belastung»momente gegen ihn ergaben. Burton ist am 4 Juli v. I. im hiesige» Untersuchuug»gesängni« gestorben, so daß nur gegen Flynn verhandelt werden konnte. Dieser wurde trotz Leugnen« zu acht Jahren Zuchthau«, acht Jahren Ehrverlust und Polizeiaufsicht verurteilt. Bon dem geraubten Gelbe hat die Baak nur «tarn kleinen Teil wieder er. halten. » — Kassel, 21. Februar. (N.-Z.) Der Monstrr-Be, trug«Prozeß gegen die Schwindrlfirma Koch u. Compagnie welche mit einem patentierten Flaschenreiniger ganz Deutschland beschwindelten, hat vor der hiesigen Strafkammer heute begonnen. Über hundert BetrugSsälle liegen vor. Die Verhandlungen werden 4 Tage dauern. — Au« Bretstein bei Ober-Zeiring wird geschrieben, daß ein Holz knecht sich jüngst, begleitet von einem Hunde, in den Wald nächst der sogenannten GanoSschartr begab, um sich Zeug holz zu holen. Er war mit Schneereifen versehen und brachte dadurch eine Lawine in« Rollen, unter der er samt seinem Hunde den Tod fand. — Rom, 22. Februar. (N. Pr. Z.) Der Tiber hat die niedrigen Teil« Rom» überschwemmt. — Nu« Rom wird berichtet: Dir vatikanisch« Aus stellung der Geschenke de« Papste« ist immer noch im Wachsen. Täglich noch kommen Kisten und Pakete an. Um nur von heiligen Geräten zu sprechen, zählt man bi« jetzt: 800 geistliche Ringe, 9000 Kelche, 30 000 Stolen, 100000 P-ktoralen, 50 000 Meßgewänder und 40 000 Chorhemden. Sehr viele dieser Meßgegenstände sind von außerordentlichem Wert, so die Stola der Damen von Bogota (Kolumbla). sie ist au« Silberbrokat, geschmückt mit 14800 Perlen, 800 Smaragden, 340 Diamanten. Jüngst ließ der Papst seine Landsleute von Carpineto, die zu seiner Beglückwünschung nach Rom gekommen, auf eigene Kosten bewirten, und entsandte seine Neffen, die Grafen Pecci, um denen von Carpineto di« Honneur« zu machen. — In einem Tanzlokale zu Neapel kam e« zu einem hef tigen Streite zwischen zwei Matrosen, der bald, da alle An wesenden eingrtffen, in eine blutige Schlacht auSartete. Man griff zu Revolvern und Messern. Von den Streitenden blieben sech» tot, 11 wurden schwer, 23 leichter verwundet. Die Wachen, von denen eine getötet, 8 verwundet wurden, nahmen, nachdem Hilfe herbeigreilt war, 48 Verhaftungen vor. — Part«, 20. Februar. Au» Avignon und Mont pellier wird starker Schneefall gemeldet. In letzterer Stadt hat die Schneedecke eine Höhe von 60 Centimeter erreicht. Der Schneefall war zugleich von einem heftigen Gewitter mit Blitz und Donner begleitet. In den Departement« Oise und Eure- et-Loire ist der vom Schnee unterbrochene Eisenbahnverkehr erst teilweise wieder hergestellt. (Bergl. auch unter „Verkehr".) — London, 20. Februar. Am Sonnabend abend explo dierte in der in Newtown bei Newmill» in Derbyshire an der London-Northwestern Eisenbahn gelegenen Turnerschrn Papier fabrik einer der 5 Tonnen schweren rotierenden Kessel, welcher 4 Tonnen Rohstoffe enthielt. Die Folgen waren furchtbar. 30 Aird« im Umkreise wurde alle» in Trümmer gelegt; die Kessel- und Mauerstücke flogen nach allen Richtungen hin. Den- noch wurde niemand verletzt, weil da» Unglück geradestatt fand, al» die Ablösung vorgenommen werden sollte und sich kein Arbeiter in dem betreffenden Gebäude befand. — Der am 19. d«. in QueenStown von Boston an. gekommene Dampfer „Cephalonia- meldet, daß sich da» Dampf- schiff „Bremen" fünf Tage lang in bedeutender Gefahr be funden habe, weil r» zwischen die aus dem Ocean treibenden Stämme de» Riesenflosst» geraten war. Die Schraube und da» Steuer der „Bremen" wurden beschädigt. Dennoch gelangte der Dampfer glücklich nach Bermuda. — Spanien ist in diesem Winter von Schneefällen heimgesucht, die bedeutender find al» je zuvor. In der Provinz Bilbao sind mehrere Eisrnbahnzüge im Schnee stecken geblieben, Bilbao selbst ist von jedem Verkehr abgrschnitten. In Leon liegt der Schnee 1—5 Meter hoch, die Flüsse steigen besorgnis erregend. In Barcelona stört der Schnee die Fortführung der Vorarbeiten für die im April zu eröffnende Welt-Aus stellung; man hofft indessen die Gebäude früh genug fertig stellen zu können, obgleich die vielen Anmeldungen eine Ver größerung de» anfänglich in Au-flcht genommenen Ausstellung«, platze» notwendig machen. — Nach Meldung der „Daily New»" au» Athen wurde daselbst am 18. d. M. bei de» Au»grabuogeu aus der Akropolis unweit der südöstliche» Ecke de» Parthenon et» große, Kops einer männliche» Statue auS Tage»licht gebracht. Derselbe ist auS porösem Stein gefertigt, weist Spurr» einer gläuzeude» Kolorierung auf und ist angeblich älter als irgend etwa» bi» jetzt auf der Akropolis Entdeck!tS und ganz einzig in seiner Art. E» ist, wie man glaubt, der Kops eines Triton» und gehört einem vor einigen Tagen entdeckten schlangeuähnlichen, in d«n Schwanz «ine» Fische» endigenden Körper a». — Au» Kairo wird der „Frankfurter Zeitung- geschrieben, daß vr Schliemann i« der Nähe de» Lolomotivdepot» der Alexandria-Ramleh-Eisenbah» am 10. d. M. drei Stufen bloß- gelrgt hat, welche mau sür den Anfang einer langen Trepp« hält. Man hat auch di« Fundamrnte eine» Palast«» grfuude». Litterarisches. :: Di« christliche Kletokinderschule, ihre Geschichte und ihr gegenwärtiger Stand. Bo» Johanne« Hübener, Hils«geistlicher am Diakoniflenhau« zu Dre«den. Gotha, Fr. Andr. Perthe«, 1888. 328 S. 2,80 Mk. — Die vorliegende Schrift bietet eine allseitig« Darstrllung dr« Kieinkinderschulwesrn» und kann al« «uentbthrlich zur Orirntierung aus ditsrm Gebitt bezrichnrt werden. In dem biographischen Teil de« Werke» werden die Leben»bilder von Luise Schrppler, Psarrer Oberlin, Mutter Jolberg, Gräfin Theresia Brun»wick, Psarrer Fliedner. Pauline Fürstin zu Lippe-Detmold und Freiherr Adols von Bisstng-Bärberg gegeben. Daun folgen eingehend« und zuver- lässige Nachrichten über den Stand der Sache in Deutsch land und in außerdeutschen Ländern. Darauf wird da» Ber« hältni» de» bloß Humanitären Zwecken dienenden Kindergarten» zur christlichen Kleinkinderschule, sowie die Erhaltung und die Einrichtung der letzteren besprochen uud endlich im Anhang eine Meng« von Statutrn, Regulativen, Instruktionen, Stundenplänen und Tabellen mitgeteilt, die allen, welche mit der Kleinkinder» schul« zu thun haben, sehr willkommen sein werden. * In der BerlagShandlung von E. G. Roßberg in Franken berg ist erschienen: Sächs. Innung»-Almanach. I. Jahr gang 1888, Ladenprri» 1 Mk. — Der Zweck de» Buche» ist: den Innungen ein Wegweiser durch da» sächsische Innung« wese» zu sein, sie über die Jnnung»bezirk« und deren Abgrenzung zu unterrichte», und vor allem auch jenen Behörden, welche in Iu». ung»-Angelegenheiten zu arbeiten haben, rin praktische» Nach- schlagewerk zu bieten. Schließlich aber will da» Buch in seinem Anhänge den Innung«meister» eine Übersicht über die ein« schlagende Gesetzgebung geben; denn Thatsache ist e«, daß gar häufig den Innung-meister« da« Gesetz, aus welchem ihre Inn ungen beruhe», gänzlich sremd geblieben ist. Volkswirtschaftliches. L Löbau, 21. Februar. In der am heutigen Nachmittage in den oberen Räumen der Restauration „zur Funkenburg" all« hier abgehaltenen Hauptversammlung de« hiesigen Albert- Zweigvrrein« wurden die über Verwaltung der Verein«kasse owohl al« auch de« Fond« zur Errichtung eine« Krankenhaus«« ür Löbau und Umgegend, bcz. zur Vorläufiges Einrichtung einer Station für ambulante Krankenpflege — Unterhaltung einer hier tationierten Albrrtinerin — abgelegten Rechnungen nebst Jahre«» irricht vorgetragen und von der Versammlung genehmigt. Au» diesen Rechenschaftsberichten ist folgende» hervorzuheben: Die VereinSkassenrechnung weist eine Einnahme von 600 Mk. 84 Pf., darunter 21 Mk. Erträgnisse von Veranstaltungen bei festlichen Gelegrnhrtteu, und eine Ausgabe von 525 Mk. 80 Pf. nach und schließt mit 75 Mk. 4 Pf. Kasienbestand sowie 186 Mk. 95 Ps. Sparkasseneinlage ab. Unterstützungen an 63 arme kranke Personen sind im verflossenen Jahre verabreicht worden: 269 Suppenportione», 396 Pfund Brot, 282 Portionen Milch, 8 Flasche» Wein, 98 Centner Steinkohlen, 21 Stück Hemde», 1 Bettüberzug, 1 wollener Rock, 16 Paar Strümpfe und Socken, 10 Paar Müffchen, verschiedene Medikamente und Stärkungs mittel, sowie seiten der einzelnen BereinSdamen Lebensmittel, Wein, Wolle, Wäsche, Betten, wollene Decken und 1560 Frei- tische. Die Rechnung über Verwaltung de» Krankeuhau«sond» schließt in Einnahme wie Ausgabe mit je 370 Mk. 9 Pf. ab und weist am Jahresschlüsse einen Fondsbestand von 8614 Mk. 78 Pf. in Sparkasseneinlagen nach. Demselben sind im ver flossenen Jahre zugrwachsen 38 Mt. anteiliger Ertrag einer Auf führung im hiesigen Königl. Seminar und 50 Mk. anteiliger Ertrag einer von Mitgliedern der hiesigen Gesellschaft „Erhol ung" veranstalteten Theatervorstellung, sowie 282 Mk. 9 Pf. Zinsenerträgntffe. Nach erfolgter Genehmigung der Rechenschaft», berichte erfolgte die Neuwahl von 3 AuSschußmitgliederu. Seit Neujahr find au» Anlaß der in Cunewalde auSgebrochenen Trichinose von den Damen de« Verein« reichliche Wäschespende» an da« zusammengetretene HilsSkomitee abgescndet worden, auch wurden die von der Trichinose betroffenen hiesigen armen Kranke» durch Verabreichung von Leben«- und Stärkung«mitteln sowie durch Überlassung von Luftkissen bedacht. — Die Zahl der Mit glieder de« Verein« beläuft sich gegenwärtig auf 89 und zwar 28 thätig« und 61 zahlende. — Möge da« Interesse für de» Verein immer mehr wachsen, damit recht bald di« Füglichkeit ge boten ist, vorläufig und bi« zu dem Zeitpunkte, zu welchem die Errichtung eine« Krankenhause« au«führbar sein wird, wenigsten» ein« hier stationierte Albertinerin unterhalten zu können, eine Einrichtung, deren Mangel bei der kürzlichen Trichinose sich ganz besonders fühlbar gemacht hat und deren risrigste Förderung jedenfalls im Interesse der gesamten Bewohnerschaft liegt. * In diesem Frühjahr soll da» neue homöopathische Krankenhaus auf der Sidonienstraßr zu Leipzig eröffnet werden. Diese» ist da» erste und zugleich einzige Spital Deutsch land«, in welchem mittelst Homöopathie geheilt wird. Da« Ge bäude ist ganz au» privaten Mitteln errichtet worden. E« wurde eine Summe von 245000 Mk, wovon Baron Alphon« v. Hoff mann in London allein 150000 Mk. stiftete, aufgebracht, die auch für Grund und Boden, Bau und innere Einrichtung de» Gebäude« aufgegangen ist. Der Betrieb soll gleichfalls mit pri vaten Geldern ausgenommen werde». Freilich tragen die Kur kosten der Patienten mit zur Unterhaltung bei; trotzdem aber werden in den ersten beiden Betriebsjahre» ca. 16 000 Mark Unterhaltungskosten gebraucht.