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Bautzener Nachrichten : 24.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-188802249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18880224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18880224
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-24
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 24.02.1888
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Russen ihren Kollegen in der Heimat Sympathiekundgeb ungen. Hiergegen hat jetzt der akademische Senat der Wiener Universität nachdrückliche Verwahrung eingelegt und den betreffenden russischen Studenten seine ernste Miß. billiguug ausgesprochen wegen solcher Verletzung de» Bast, rechtes. AuS Studentenkrrisen verlautet dazu, die russische Regierung, welche die Namen der Absender jener Sympathie- kundgebungrn leicht ermittelte, habe eine entsprechende Anzeige in Wien erstattet und das Einschreiten der akademischen Be hörden Wiens verlangt. (B. T) Budapest, 2l. Februar. Gras Kalnoky, der heute früh hier eingetroffen ist, wurde vom Kaiser in Audienz empfangen und konferierte mit TiSza. Der Minister de» Äußern kehrt heute abends nach Wien zurück. Dänemark. Kopenhagen,20.Februar. Der Kronprinz und dir Kronprinzessin werden in den ersten Tagen des nächste« MonatS nach England reisen, um der Feier der silberne« Hochzeit drS Prinzen und der Prinzessin von Wales bei. zuwohnen. Italien. Rom, 20. Februar. Der Senator Luigi Corti, bi» vor kurzem italienischer Gesandter in London, ist, wie bereit» gemeldet, am Sonnabend in Rom gestorben. Über den her vorragenden Diplomaten veröffentlicht die „Köln. Ztg.' einige biographische Mitteilungen, denen das Folgende r»t- nommen «st: Corti war ein Staatsmann auS der norditalie- nischen Schule CavourS, deren größter Zögling, Depretii, >hm vor Jahresfrist tnS Grab vorangegangen war. Er stu dierte in Padua Mathematik, aber die Bewegung des Jahre» 1848 ergriff auch ihn. er trat zunächst als freiwilliger Av beiirr in das sardinische Ministerium deS Auswärtigen ein, focht dann in den Reihen der Armee gegen Öiterrrich und verdiente sich 1850 als LegationSsekretär in London die diplo matischen Sporen. Im Jahre 1862 wurde Corti zum Le- gationsrat ernannt und bekleidete in der Folgezeit rasch hintereinander die Posten als Geschäftsträger, Ministerrestdmt und Gesandter in Brüssel, Stockholm, Madrid und Washingto«. 1873 tagte unter seinem Vorsitz die Kommission zur Beur teilung der Alabamafrage, 1875 ging er als Gesandter nach Konstantinopel und verstand eS, mit großem Geschick die Stellung Italiens in der inner» mehr sich verknotende» orientalischen Frage zu betonen. Corti war von jetzt ab m Italien die maß- und ausschlaggebende Persönlichkeit in de» Angelegenheiten drS Orients und als der Schwerpunkt der gesamten europäischen Politik sich in der Richtung auf Kon stantinopel vorschob, berief ihn Cairoli im Jahre 1878 al» Minister des Auswärtigen in sein Kabinett und als es galt, nach dem FriedenSschluß auf dem Berliner Kongreß im Rate Europas die Interessen Italiens zu wahren, erschien wiederum Corti aks der einzige geeignete Vertreter. Nachdem auch bei dieser wichtigen und ehrenden Aufgabe Graf Corti sich al» geschickten Diplomaten bewährt hatte, erhielt er den Bot- schaftrrposten in London und er hat denselben, unberührt von dem Wechsel der Parteiregirrungrn daheim, bis zu Ao- sang dieses JahrrS behauptet. Die umfaffende Gesandten- Verschiebung Crispis erreichte auch ihn und setzte ihn zur Ruhe. Es ist behauptet worden, der Beweggrund zu diesem schritte sei Crispis Bestreben gewesen^mit den Männers^ der alten Schule oufzuräumrn; mehr Wahrscheinlichkeit für! sich hat die Annahme, daß die Regierung den verdienten Diplomaten zu einem anderen wichtigen Amt auSrrsehen und ihn nur vorübergehend zur Verfügung gestellt hatte. Der Tod hat seiner Laufbahn unerwartet ein Ziel gesetzt. Belgien. AuS Brüssel telegraphiert man der „N. P. Z*: Die finanziellen Bemühungen Rußlands haben Erfolg gehabt, indem, sicherem Vernehmen nach, rin Konsortium französischer, holländischer und belgischer Bankiers einen Vor schuß von sechzig Millionen Rubel an Rußland zahlen wird. Frankreich. Paris, 20. Februar. Bet den Budgetverhandluogen hatte heute Tirard einen parlamentarischen Eifolg zu ver- zeichnen, ein Ereignis, das nach den letzten Vorgängen Er wähnung verdient; auf seinen Wunsch wurde gegen die An-1 sicht des Ausschusses das Kapitel der indirekten Steuern um I 12000 Francs vermehrt. Aber das ist nur die Nähe vor I dem Sturm. Am Donnerstag, wo die geheimen Geld«! mittel für den Minister des Innern auf der Tagesordnung! stehen, erwartet man die Entscheidung. Die Regierung vw! langt 1600000 Francs, der Ausschuß bewilligt nur 800000! und einige wollen den Bestand, gar auf 600000 Franc» I herabsetzen. Tirard beabsichtigt, die KabinettSsrage zu stellen! (vergl vor. Nr.), und da sich bei dieser Gelegenheit die Ext« eine I wieder einmal berühren und die Rechte sowohl wie die äußerste! Linke sür Aufhebung der geheimen Geldbestände stimme»! werden, so steuert man der Krist- entgegen. Der neue! UnterstaatSsekrrtär für die Kolonien, De la Porte, der! heute sein Amt antrat, glaubt auch nicht, daß er sich bei-! selben lange erfreuen werde und erklärte seinen Freunden, er! Halle eS deshalb für seine Pflicht, in seinem Ressort da»! Bestehende zu erhalten, ohne Neuerungen vorzunrhmen. —I In der Kammer herrschte heute eine gewisse Erregung! darüber, daß der Quästor Madier de Montjeau eine Ber-I sammlung verboten hatte, die acht republikanische Deputierte! gemeinsam mit den Abgeordneten der Panama-Gesellschast! im Lalle äes freies abhalten wollten. ES fiel das umso«! mehr auf, als früher ähnlichen Zusammenkünften keine Hinder-I msse entgegen gestellt wurden. Wahrscheinlich wird die Sache! in der Kammer zur Sprache gebracht werden. — Nach Be-I richten aus Cherbourg bestätigt eS sich, daß in den dortige»! Arsenalen aufs eifrigste gearbeitet wird. 700 Angestellte! arbeiten mit Überstunden an der Ausrüstung von zwei! Ponzrrkorvetten und drei Kreuzern. Nach Beendigung der! Arbeiten werden vor Cherbourg 18 Kriegsschiffe versammelt! sein. Nach beendeter Budgetberatung unternimmt der Marine-! Minister Admiral Krantz eine BestchttgungSreise nach de»! KrirgShäfrn. / — Der „Figaro* bespricht die Ernennung deS Grafem Robilant zum italienische« Botschafter in London. Da»! Blatt erinnert daran, daß Graf Robilant als Minister de»! Auswärtigen viel zum Abschluß der Tripelallianz dem getragen habe, und findet unter diesem Gesichtspunkte feint! Ernennung auf den Londoner Posten bezeichnend. Staatsanwaltschaft fall da» genannte Central-Komitee, als dessen Mitglieder dir Angeklagten betrachtet werden, auS je einem rrsp. 2 Delegierten der sechs Berliner Wahlkreise be standen und die gesamten Parteiangrlegrnhrttrn der Berliner Socialdrmokraten geleitet haben. Namentlich soll zu seinen Obliegenheiten das Sammrlwesen, die Unterstützung der Au»> gewiesrntn, die Verbreitung der Flugblätter und dir Ausstell ung der Kandidaten bei den Wahlen gehört haben. Die heim liche Vorbereitung der Kongresse, die heimliche Verbreitung drS Parteiorgan» und die geheime Bestellung der Vertrauens männer soll den „geheimen Charakter dieser Verbindung kenn zeichnen*. Die Anklagebehörde beruft sich ferner darauf, daß auf dem Wydener Kongreß die „ungesetzliche* Agitation aus drücklich gebilligt worden fei und daß trotz der Verbote ein geheimer Flugfchristenvrrtrieb und Wahl- und UnterstützungS- fondS bestehen. Da» Berliner Centralkomitee, welchem dir Angeklagten angehörten, wird als die Berliner Lokalbehörde der socialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands angesehen. Die Angeklagten erklären sich sämtlich nicht schuldig. Seitens der Staatsanwaltschaft ist auch der Abgeordnete Bebel al« Zeuge vorgeladen. Die Verhandlungen werden mehrere Tage dauern. Magdeburg, 20. Februar. Der vom Reichsgericht zu 8 Monaten Festung verurteilt« Köchlin hatte am 18. d seine Strafzeit verbüßt. In der Freitagnacht wurde «hm die Mitteilung seiner Entlassung zugleich mit der Nachricht, daß er die Reichslandr zu verlassen habe. Köchlin ist am Sonnabend abend in Begleitung seiner Familie, die sei« längerer Zeit hierselbst Wohnung genommen, nach Paris abgereist. * Bremen, 22. Februar. (Tel.) Der „Norddeutsche Ll oy d * hat den Bau eines neuen 6000 Ton S großen R e i ch S - post-SchnelldampferS der Aktiengesellschaft „Vulkan* übertragen. Die Ablieserungszeit ist aus den ersten Juli 1889 festgesetzt. Schwerin, 22. Februar. Morgen ist rin seltener Ge denktag für das mecklenburgischr und preußische FlUstenhauS: Die einzige noch lebende erlauchte Tochter König Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, die Großherzogin Alexandrine, geborene Prinzessin von Preußen, vollendet daS 85. Lebensjahr. Der 23. Februar gehört seit 65 Jahren zu den liebsten Festen der Mecklenburger, insonderheit der Schweriner. Viele Herzen im Lande empfinden an diesem Tage dankbar, wie viel Segen und Hilfe, wie viel Förderung alles Guten und Edlen unserer Hauptstadt und unserem Lande durch die Hand der hochverehrten Fürstin zu teil ge- worden ist. Mit Dank gegen Gott erkennen alle treuen Mecklenburger, daß die edle Hohe Frau auch in diesem Jahre ihren Geburtstag im Wohlsein begehen kann, und hoffen zu Gott, daß die ehrwürdige Greisin noch manche Wiederkehr deS Wiegenfestes erleben möge! * Stuttgart, 22. Febr. (Tel.) Nach einer amtlichen Mitteilung auS Florenz über das Befinden deS Königs geht die Rückbildung auf der Lunge ungestört vorwärts; die Erholung macht jedoch nur langsame Fortschritte. * Freiburg i. Br., 22. Februar. (Tel) Dem heutigen Bulletin zufolge ist das Befinden deS Prinzen Ludwig nach einer Nacht, dir erst durch pleuritische Schmerzen mehr fach gestört, dann aber ziemlich ruhig war, nicht erheblich verändert. Das Fieber hat trotz reichlichen Schweißausbruchs nur unwesentlich nachgelassen. * Karlsruhe, 22. Februar, abends. (Tel.) Über das Befinden de» Prinzen Ludwig wird gemeldet: Geringer Rückgang der Temperatur, Husten selten, aber noch schmerz haft; Puls und Kräftezustand nach den Umständen besrie- digend, die örtlichen Erscheinungen teilweise im Rückgang. (S. auch Tel. Korr) * Amberg, 22. Februar. (Tel.) Bei der im hiesigen Wahlbezirke stattgehabten Ersatzwahl zum Reichstag ist Baron Faenzl (Centr.) mit cirka 4200 Stimmen gewählt worden. Ein Gegenkandidat war nicht ausgestellt. * Straßburg i. E., 21. Februar. (Tel.) Der Präsi- drnt deS LandeSauSschussrS, Schlumberger, gab heute im Hotel „Stadt Paris* zu Ehren der Vertreter der Regier ung und de» LandeSauSschussrS rin Diner, wobei er einen Toast auf den Statthalter und dir Vertrrtrr drr Regierung aus brachte. Der Statthalter erwiderte mit rinrm Trink- spruch auf den Präsidentrn Schlumberger. Österreich. Wien, 21. Februar. Die Meldungen, daß Rußland aus seiner Zurückhaltung in der bulgarischen Frage heraus - getreten ist, lauten so übereinstimmend, daß man kaum noch Zweifel an der Richtigkeit dieser Thatsache erheben möchte, umsoweniger, als die bestimmtesten Nachrichten über die von dem Petersburger Kabinett eingeleiteten Schritte gerade aus Wien kommen, wo man denselben bis jetzt am kühlsten gegen über stand. Außerdem war eS gerade dir offiziöse Wiener „Pol. Korr.", die bereits nähere Angaben über das Vorgehen drr russischen Regierung veröffentlichte, denen zufolge die letzten die Abgabe einer Kollrktiverklärung der Mächte bei drr Pforte wünscht, welche das Verbleiben deS Prinzen von Coburg in Bulgarien als ungesetzlich verurteilt. Zugleich meldet dasselbe Organ aus Parts, daß da» französische Kabinett seiner Bereitwilligkeit, sich drr von Rußland ange- regtrn Kollektivrrklärung drr Mächte - anzuschließen, gleich beim Empfange der bezüglichen Note Ausdruck gegeben und sie auch durch den Botschafter Frankreichs am russischen Hofe zur Kenntnis drr PetrrSburgrr StaatSlritung habe bringen lassen. Auch in Rom soll der von Rußland befürwortete Schritt al» Beweis guten Willen» allseitige Anerkennung finden und sicher kein grundsätzliches Hindernis erwarten lassen. Alle diese Meldungen eines offiziösen, meist vortreff, lieh bedienten Blatte« lassen Zweifel nur schwer auskommrn, zumal sie in bemerkenswertem Gegensatz zu dem Legenden- kreis stehen, der von anderen Journalen über die von russi scher Sette ein geleitete diplomatische Aktion verbreitet wird. Trotzdem wird eine vorsichtige Berichterstattung nur so viel als wahrscheinlich, keineswegs als sicher hervorheben können, daß diese Aktion, wenn sie thatsächlich und bei allen Mächten eingeleitet ist, vorläufig allein die bulgarische Frage betrifft und daß drr erste und hauptsächlichste Punkt auf die Entfernung de» Prinzen von Coburg auSgrht, welche augenscheinlich der Sultan als der eigentliche Souverän von Bulgarien auf sich nehmen soll. — Anläßlich der jüngsten Unruhen an den russischen Universitäten sandte eine Anzahl hierselbst studierender Schrader. Krause. Hovell. v. Bergmann. Bramarm.* — W T B. meldet: „San Remo, 21.Febr, abend» 11 Uhr. Der Kronprinz hatte auch wieder einen guten Tag und be findet sich heute abend besonder» wohl. Die durch dir Ope ration verursachte Wunde ist im Abhetlen. — Der Groß- Herzog und die Großherzogin von Baden sind heute abend 8 Uhr von Sanne» wieder hier eingetroffen, dieselben be gaben sich sofort nach der Ankunft in die Villa Zirio. — Die Kronprinzessin hat heule, von dem Prinzen Hein- ,ich und den Prinzessinnen Viktoria, Sophie und Margarethe sowie von der Prinzessin Irene von Hessen begleitet, den Bazar zum Besten der hiesigen deutschen Kirche eröffnet.' — „San Remo, 22. Febr., vormittags 11 Uhr. Ler Kron- Prinz hatte eine gute Nacht, der Schlaf war völlig ungestört und von langer Dauer. Der Kronprinz fühlte sich heute siüh sehr erfrischt und wird vom Husten weniger belästigt.* — Die „Köln. Ztg.* tritt in längerer Ausführung dem Versuche entgegen, der Reise de» General» v. Werder nach Petersburg einen politischen Charakter beizulegrn. Am Schluffe diese» Aufsatzes sagt da» Blatt: „Zur Sendung einer be sonder» beauftragten Persönlichkeit nach Petersburg ist keiner lei Grund vorhanden; wenn — waS durchaus nicht der Fall ist — irgendwelche außergewöhnliche Verhandlungen schwebten, so würde die deutsche Botschaft in Petersburg berufen sein, solche zu führen. Wollte man aber einen Umschwung ter öffentlichen Meinung zu Gunsten Deutschlands herbeiführen, so weiß man nur allzugut, daß weder General v. Werder noch irgendwelche andere Per sönlichkeit hierzu imstande wäre oder sich bereit finden ließe, diese unmögliche Arbeit zu versuchen.* — Der „ReichS-Anz." und die heute zur Ausgabe ge langte Nummer 6 des Reich».Gesetzblatt» publizieren bas Gesetz betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 278335562 Mk für Zwecke der Verwaltung des Reichs. Heeres, vom 20. Februar 1888. Nach dem diesem Gesetze beiss egebenrn Überschlag der einmaligen Ausgaben aus Anlaß der Änderungen der Wehrpflicht hat das Königreich Sachsen zu dlrsen Ausgaben 19296475 Mk. beizutragen. — Dem BundeSrate ist der Entwurf einer kaiserlichen Verordnung zur Beschlußfassung zugegangen, nach welcher der im Reichstage bereits in zweiter Lesung angenommene Gesetzentwurf, betreffend den Erlaß der Witwen- und Waisengeldbeiträge, wonach diese Beiträge vom 1. Apnl dieses JahrrS ab fortfallen, auch auf die Reichsbank, beamten Anwendung finden soll. Weder das Gesetz, betr. die Fürsorge für die Witwen und Waisen drr Rrichsbeamten der Cioilverwaltung vom 20. April 1881, noch der genannte Gesetzentwurf beziehen sich unmittelbar auf die Beamten drr Reichsbank, wril diese nach dem Bankgesetze ihre Besoldungen, Pensionen und sonstigen Dienstbezüge nicht auS der Reichs kaffe, sondern aus Bankfonds empfangen. Da indessen diese Beamten die Rechte und Pflichten der Reichsbeamten haben, so sprechen die gleichen Gründe, welche zu der entsprechenden Ausdehnung des Gesetzes vom 20. April 1881 auf die Reichs, bankbeamten durch die Verordnung vom 8. Juni 1881 geführt haben, auch dafür, die Anwendung deS zu erwartenden Gesetzes auf diese Beamten zu sichern. — Ferner ist dem BundeSrat der Entwurf einer Verordnung, betr. die Abänderung und Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über die KrirgSlristungen, zugegangrn. Die Ver ordnung betrifft die Naturalverpflegung, also die Mund verpflegung der Truppen, ferner die Verpflegung der Pferde, die Gestellung von Vorspann, Wegweisern und Boten und die OuittungSlristung und Liquidierung. — Durch KabinettSordre wurde befohlen, daß das GardecorpS und das 3. Armeecorp» vor dem Kaiser in dielem Herbste Manöver abhaltrn. Außer den üblichen Hrrbstübungrn sollen eine Pontonierübung auf der Weichsel und eine Belagerungs Übung bei Graudrnz abgehalten werden. — Uber die Bekleidung des Landsturms wird der „Magdeb. Ztg * folgendes berichtet: Der Landsturm bekommt Blusen, welche aus starkem, dunklem Tuch ange- fertigt werden. Die Blusen werden vorn durch 6 schwarze Knöpfe, die durch eine Art Latz verdeckt sind, geschlossen. Um den Leib werden sie durch eine Art Zugschnur, dir jeder Körperstärke entspricht, festgrhalten. An den Ärmeln sind keinerlei Abzeichen; am Kragen ist dagegen an beiden Seiten vorn ein Stück rotes Tuch aufgenäht, auf welchem auch die UnterosfizierSabzrichen in Gestalt von weiß-blauen Litzen, die den SchleßauSzeichnungen der Linie gleichen, angebracht werden. Die Stelle der Achselklappen vertritt auf beiden Schultern je eine zwei Finger breite Borde. Innen haben die Blusen rechts und links eine Brusttasche. Es sind, dem Vernehmen nach, bereits sehr erhebliche Bestellungen in diesem neuen Ausrüstungsstücke durch die Militärverwaltung gemacht worden. Als Beinkleid soll wahrscheinlich das bisher bei dem Fußvolk übliche getragen werden, denn eS verlautet nichts von Bestellungen auf Beinkleider. (Dem Vernehmen drr „N. Pr. Ztg.* nach steht die definitive Entscheidung über die zukünftige Bekleidung des Landsturms noch auS. Bei der, wie gemeldet, am 16. d. vor dem Kaiser erfolgten Vorstellung eines Manne» in der „neuen Landsturm-Uniform* handelte e» sich nur um einen Probeanzug.) — Hier wird jetzt wieder ein Socialisteuprozeß ver handelt. Derselbe wurde schon vor einigen Wochen vertagt Die Anllage richtete sich gegen: 1) den Maurergesellen Ferkel, 2) den Nähmaschtnenhändler Apelt, 3) den Tischlergesrllen Scholz, 4) den EtuiSmachrr Jahn, 5) den Schlosser Neu mann, 6) den Tischlergesrllen Schmidt, 7) den Maurrrgesellrn Wilschke und 8) den Tischlrrgrsellrn Seelig. Sämtliche An- geklagte werden beschuldigt: innerhalb der letzten 5 Jahre nn Jnlande an einer Verbindung, deren Dasein und Ver- faffung von drr StaatSregirrung grheim gehalten wrrdrn soll, und zu drren Zweckrn und Brschästigungrn rS grhört, die Vollzirhung von Grsetzrn und Maßrrgrln der Verwalt- ung, insbesondere die Vollziehung de» SocialistengrsrtzeS und die auf Grund drSselbrn erlassenen Anordnungen durch un gesetzliche Mittel zu entkräften, teil genommen zu haben und »war al» Vorsteher. Ferkel und Apelt fällt ferner die Ver breitung verbotener Schriften, Wilschkr verbotenes Einsammeln von Geldbeträgen zur Last. Die Angeklagten waren Mit glieder de» „socialdemokratischen Central-Komitee» der Stadt Berlin*, welche» in der Nacht de» 16. Juli aufgehoben wurde. Die Polizei hatte Nachricht erhalten, daß da» Central- Komitee in jener Nacht in den Geschäftsräumen drr Produktiv- Genoffenschaft Berliner Schneider eine geheime Sitzung ab halten werde. Nach den Ermittelungen der Polizei und der
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