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bracht worden ist. Der Vortragende richtete an die Vorturner e Mahnung, als Freiübungen da» sogenannte Trockenschwimmen Lben und dem Schwimmen überhaupt, als einem Teil der ea. ihre Aufmerksamkeit mehr zuzuwcnden, da Guts .ihn U. a. dasselbe ebenfalls eifrig gepflegt halten, wie auch au» den Worten Jahn», dir er über Friedrich Friesen schreibt, hervorgeht: „Er war ein kühner Schwimmer, dem kein deutscher Strom zu breit war.* — Der Allgemeine vandwerkerveretn veranstaltete «!>sck>l ' ' ^ vorarstrrn al» tuß seiner Darbietungen in dem zur Neige .. r arbenden jtalcnderj.rhre eine Vorstellung de» Antisvirtmtenpaaies Frau Ada Lans-Ncv und Herrn Richard Land aus Wien. Die Veiaiistalluna batte so viel Teilnehmer ange.ock». daß der große Saal der .Drei Rabe»' dicht besetzt war. Die Antisvirltinen führten in der erlten Abtetlnng Ihrer Darbietungen Experimente der Gedanken- und WtllenSbeeinflnisung. da» gefesselte Medttim mit dem großen Rvsauer Getste.spnk. sowie vlhchologische Studien und Manifestationen unter Koni rolle van Damen und Herren ans dem Publikum vor und ließen daraus die Flucht au» dem Koffer folge» Wo» da» Spannendste an dielen Aufführungen war. das ist dle vollttSndige Anftttlnmg, die du» Aniisplritistenvaar über jede Nummer gab. Freilich litt darunter die erzrelte Wirkung Wübrend bei den genannten Nummern Prüparalione» und sonstige Hilssmittelche» zum Gelingen der Tric» angemendet werden, erfor derten die Aufführungen der zweiten Abteilung mehr Geschicklich keit und Anslrenanng. wie die Selbstbeireiung au» der -Zwangs jacke. die der Frau Laus angelegt und mit Ketten und sechs Schlossern gesichert war; e» «st dir« eine Mnsterjacke an» dem j?ra»ke»ba»se ,u Wien. In einem anderen Falle dagegen diente eine ivrnzige Stecknadel zur Oeffnnnq einer Mechanik, dle sich in einem Kettenringe befand »nd zur Befreiung »er Fesselung sichtte. Zum Schluß erttär'e da« Künstleivaar den Tr>c. anS einer zn- aeiiagelten großen Hnlikiste. die obenorein vertchriürt ist. zu ent- komiiien. Alle A»ssnb»»ngen gelangen den Künstlern, die lebhaft applaudiert wurden nnd es verstanden die zahl.e ch Er'chienenen anieaend z» unterhalten. — Der nächste Vortragsabend siudet am 5. Januar statt — Der Verein „Bignola" an der Königl. Bangewerken, schule zu Dresden feierte vom 8. bis 6. Dezember sein 25jcchriaes Bestehen. Hatte schon der Begrüßungsabend am 8. Dezember im Vereinslokal „Hotel Stadt Görlitz^ Alte Herren auö allen Gauen Deutschlands yerbeigesührt, so konnte man zum Festball am folgenden Abend im „Ansstellungspalast" eine noch größere Anzahl bsgrüßerr. Die Festtafeln waren bis zum letzten Platze besetzt. Das Lehrerkollegium, mit Herrn Direktor Prof. Kayser an der Spitze, nahm an der Feier teil. Auch der Ksiiistlerverein „Hans Holbein", der Verein „Dresdner Bauhütte", die Schüler- schast und andere Gäste waren zahlreich vertreten »nd überreichten prächtige Geschenke. Am 5. Dezember fand A.-H - Konvent und abends im „Linckeschen Bade" Kommers statt. Ein Kater- Hummel nach den, Bahn-Hotel in Kötzschenbroda beschloß am Sonntag das Fest. - Dem .Evangelischen Arbeiterverein zu Plnnen-Dresden" war es gelungen, zu lernem Tisku'sionsabend am DienStog Herrn Dr. med Steinadler zum Vortrag über da» Thema „Das Herz und seine Bedeutung" zu gewi nen In geist voller Weise schilderte Redner die Tätigkeit dr» Herzens, welches einer Maschine vergleichbar ist. da vo» ikm der Betrieb des aanzen Körpers in Bewegung gesetzt wird Durch eine geregelte Lebens weise, Vermeidung des übermäßigen Arkodolgenusses rc. seien Hcnklopfen. Angst. Furcht, Wut. Zittern. Nerven-Al,s>egnngen -c. zu vermeiden Der Vortrag wurde, dank der klaren übersichtlichen Auseinandersetzung des Herrn Redners, vo» den zahlreich erschie nenen Mitgliedern und deren Gäste» mit lebhaftem Verfall und anfpchtlaem Dank ausgenommen, den der Vorsitzende des Vereins. Herr Pastor Schmidt, mit beredten Worten Herr» Dr Steinadler übermütelte. Ebenso drückte der als Gast anwesende Herr Pfarrer Liebe seine Anerkennung über das Gebotene aus «nd wü,sichre d>m Verein ein ferneres Wachse». Blühen und Gedeihen. Den Schluß dieses DiskrissionsabeirdS bildeten einige woh gelungene Mannerchöre des Vereins, unter Leitung des LlebermMcrS Herrn Poslalsöicnt C>. Aßmann. - Die Sektion Dresden-Strehlen des Gebirgsvereins für dle Sächsiiche Schweiz hält am N d. M abends 8 Ulrr in der „Goldenen Krone" in Vorstadt Strehlen ihre 12. ordentliche Moimtsvesianinilurig und gleichzeitig die 26. satzungSgemäße IahlkSdanpiversammlurig ad. - Nächsten Sonntag kann der Turnverein in Vor stadt Strehlen aui sein Ahährlges Besteben zurückblrcken E zählt gegenwärtig >30 aktive und passive Mitglieder und stevt unter der bewährten Leitung de» Herrn Betrstbssrkietcirs Lon'S Reiche« dach. welcher seit Bestehen des Vereins der Vorlnrnerschast augehört. — Ern Automobilunfall, der leicht schwere Folgen mit sich bringen konnte, ereignete sich DienStag nachmittag aus der Nicolarstroßc. Zwei hiesige Aerzte, die mittelst Automobils von der Fürstenstrwße her kamen, hatten das Unglück, nmzuwersen, " andere side Vehikel ziemlich beträchtlich beschäöigt worden. — Eine vom tanzlustigen Publikum willkommene Ausnahme durste der von den König!. Tänzern Herren Funke »nd Schütze arrangierte Cake Walk finden. Dieses neue Arrangement ist nach leicht faßlicher Methode schnell zu erlernen und leicht zu tanzen. Interessenten, die auf Einstudierung des hübschen, humoristischen Tanzes, der sich zur Vorführung im Verein ganz besonders eignet, reflektieren, erhalten nähere Auskunft von den genannten Herren, Mitgliedern des Königl. Ballettkorps. — Die heutige Nummer d. Bl. enthält drei Sonder beilagen: für die Gesamtauflage einen Prospekt der Buch Kontor-Einrichtungen betr. — Wegen der von den Behörden in Crimmitschau an- gcordncten Schließung der Wirtschaften von nachts 12 bis morgens b Uhr ist eine Deputation der ausgesperrten Textilarbeiter im Min sterinm des Innern vorstellig geworden und hat eine Unter redung mit Herrn v. Mchsch gehabt. Der Minister erklärte, daß er vorläufig nichts tun könne: die Sacke müsse erst unter- sucht werde» und ihren iiiftanzenmäkigen Gang gehen. — Der Vorstand des Verbandes von Arbeitgebern der Säch fischen Textilindustrie (Ortsgruppe Crimmitschaus hat auf einen im ..Tag" erschienenen Artikel, der sich mit den Maßnahmen der Behörden und der Stellung der Industriellen beschäftigte, eine Entgegnung veröffentlicht, der folgende, für die Beurteilung der Crimmitschauer Streikbewegung beinerkenswerte Ausführungen ent nommen seien: „Die Industriellen von Crimmitschau und Um gebung stehen dem Zemistundentag durchaus sympathisch gegen über, die Einführung desselben 'st aber unmöglich, solange die in Wettbewerb stehenden Städte fast ausnahmslos 11 Stunden ^ L ,c- ^j, füllte, und Per Ll flichlmtb r. der seit Jah«p an der Lu wnnten »rar heit leides bei meist billigeren Löhnen arbeiten. Crinimitschau hat seil Jahren schwere Krisen dnrchzninachen gehabt, was das Zurück gehen einer seiner Hauptbranchcn, der Spinnerei, nach der Zahl der Betriebe und Arbeiter innerhalb öer letzten zehn Jahre be weist. Die ganze Stadt Crimmitschau kann in ihrer Einwohner zahl nicht vorwärts kommen, weil neue Beunruhigungen durch wzialdem okratische Agitatoren sofort da sind, sobald sich ein ge- MfÜ eher Auffchwung zeigt. „Crimmitsckiau ist die Mansche statte der Loynkämpse für Deutschland überhaupt", sagt einer der letzten Aufrufe an d'e deutsche Arbeiterschaft: wenn die Crimniitschauer Industriellen, ganz abgesehen von der Unmöglich keit, die in der Branche und bei den in Wettbewerb stehenden Städten üblichen Lohn- und Arbeitsverhältnisse außer Betracht iii lassen, der Sozialdemokratie nach jahrelangem Nachgebcn nicht endlich die Zähne energisch zeigen, geht alle Disz-plin und Orb- nun'' in den Fabriken zugrunde und Crimm tscha» bleibt das Versuchskaninchen für den Nennstunden» und Achtstundentag, nach dem der Zehnstundentag bewilligt wäre. Es ist in Crilimitschau wiederholt vorgekommen, daß dem Arbeitgeber das Recht der Kündigung und Entlassung der Arbeiter stre tig gemacht wurde." — Ooerverwaltu n gs aericht. Bon prinzipieller Be deutung ist eine Entscheidung, die der erste Senat in der Vcr- waltiingsstreitsache des Zimmerers Otto Hermann Hanicke gegen dt« Gemeinsam« -umkeaversichermtg für HalSbriuke bei Freiberg leb de, genannten' Krankenkasse war. hatte sich ohne Genehmigung de» Äassenvorltzandes in daS Friede,chstädter Krankenhaus begeben, weil ikm v-m ärztlicher Seile erklärt wor den war, daß der einer Krantenhausbehandlung eine Heilung nicht ausgeschlossen sei. H. ist tatsächlich auch nach mehrmonatigem Aufenthalte al- gebessert entlassen worden. Sein Ersuchen, die erwachsenen Kosten in Höhe vo» 240 Mark zu übernehmen, lehnte die Kasse aber ab, well der Kassenarzt die Ansicht aus- sprach, daß, wenn eine Heilung überhaupt möglich gewesen wäre, diese auch ohne Ärankeichausvehandlung eingetrelen sein würde. Dir AmtShanptmannschasi als Aufsichtsbehörde wies se ne Be- all» zurück, da es sich um keinen Dringlichkeits fall gehandelt habe. H. legte daraus Rekurs bei der Kreisyauvt- mamsichaft ein, indem er auf daS Gutachten des ihn behandelnden AnstaltsarzteS verwies, der eine Nrankenhausbehandlung als er- vrdcrlich bezeichnet hatte, weil es sich um eine schwere und an- leckende Krankheit handelte. Die Krcishauptmanisichaft verwarf >en Rekurs jedoch als unbeachtlich, weil der Kläger damals, als ihm von der Kasse die Mankeichausbehandlung verweigert worden sei, unterlassen habe, sich beschwerdefllhrend an die Kreishaupt- mannschaft zu wenden. Aus deniselben Grunde verwirft auch daS Oberverwaltungsgericht die von H. eingelegte Berufung. — Die Esse der Königin Marienkülte in Cains dorf war vor einigen Wochen bei eine, Gasexplosion teilweise geborsten. Die Effenbancr Krauße und Schneider tAftina Heintcke) l» Chemnitz haben de» 68 m buhen Schornstein mit 38 Ei en- ringen gebunden und dadurch jede GUM beseitigt. Die gesahr» liche Aideit veilies ohne Unfall. — Landgericht. Berufungsverhandlung vor der 4. Straf- kammer findet statt gegen den in Stürza geborenen, in Mecken wohnhaften Geschästsre.senden Traugott Richard Metzer, welcher vom Schöffengericht Meißen wegen Verleumdung zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden ist. Ter Angeklagte halte in Nieder- spaar das Gerücht verbreitet, daß sich ein Tierarzt und ei» frühe rer Meißner Poiizeibeamter beim Besuche von Gastwirtschaften höchst unsittlich benommen hätten. Das Berufungsgericht setzt nach gehe.mer Beweisaufnahme die ausgeworsene Strafe aus 100 Mk. Geldstrafe oder 1 Monat Gefängnis herab mit der Äe- angebotene Wahrheitsbeweis nicht ge- cn des Angeklagten aber viel Äahr- das mehrfach kolportierte Gerücht nickt erfunden, sondern nur weiter erzählt habe. — Der Gast- hofsbesitzer Karl Friedrich Ernst Fiedler aus Lommatzsch duldete, daß in se ncm Lokale die Glücksspiele „Siebzehn und vier", „Mauscheln" und „Tante" gespielt wurden. Das Schöffengericht Lommatzsch diktierte ihm 100 Mk. Geldstraf; oder 20 Tage Ge fängnis zu. Die von ihm eingelegte Berufung wird von der 4. Strafkammer als unbegründet verworfen. — Der Glaseinträger Franz Ernst Pfeif,er ans Löbtau kam eines Mädchens halber mir einem Arbeitsgenossen in Streit, zog stugs das Taschenmesser und versetzte se.nem Nebenbuhler einen Stick in den Rücken. Das hiesige Schöffengericht diktierte dem Messerhelden 3 Monate Ge- sängn.s zu. und das Berufungsgericht bestätigt die ausgeworsene, ohnedies milde^ Strafe. — In drei getrennten, unter Ausschluß ver sus ........ ... Ernst .emrich Gräfe aus Dresden-Striesen wegen Sittl chkeits- Verbrechens, begangen an zwei noch schulpflichtigen Knaben, und der Stallschweizer Johannes Gugger aus Gompitz wegen wider natürlicher Unzucht. Hellmuth wird zu 1 Monat, Gräfe zu 4, Gugger zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. — Ter 20jährige Stadlreisende Oskar William John unterschlug als Angestellter eckes kiesigen Bauoeschäfts 827 Mk., wurde entlassen, dann aus Barmherzigkeit wieder angenommen und lohnte diese Müde da durch, daß er seinem Herrn we tere 459 Mk veruntreute. Als Entichuldigiingsgrund gibt der Angeklagte an, daß er mit seinen Bezügen. 75 Mk. Monatsgehalt und 20 Mk. wöchentlichen Spesen, nicht ansgereicht habe. Er wird zu 8 Monaten Gefängnis ver urteilt und sofort in Hast genommen. — Ei» langes Tchnldkonto hat der vorbestrafte, zuletzt in Pirna in Untersuchungshaft ge wesene Dienslknecht Oswald Arthur Kuschle aus Bischofswerda auf dem Kcrbholze. Nach Verdickung einer Strafe sprach er ans dem Bahnbose Dahlen emen Droschkenkutscher an, ließ sich, ob wohl mittellos, nach Mühlberg fahren und prellte den Kutscher um 7 Mk. Fuhrloh» und 13 Mk. Darlehen. Mit einem gefälsch ten Telegramme und einem ebensolchen Kaufverträge ausgerüstet, unternahm er im August und Sepiembcr Kreuz- und Ouerzüge durch halb Sachsen, gab sich allenthalben als Heiratskandrdal und Gutsbesitzer aus, verübte in Äurkhardiswaldc, Geleiiau. Neustadt. CnnnevSdorf bei Hohnstein und Pinnewitz mehrere einfache und schwere Diebstähle, wobei ihm außer einigen Schmuck sachen rund 200 Mk. Bargeld in die Hände sielen. Im Septem ber verübte der aemcinaesährliche Mensch in Boden. Stahna. Großerkmannsdorf, Hirschseid, Prnnewitz und Kreißa eine An- zahl Logisgeld, nnd Tarlehnsschwindeleien. Zur Hauptvcrhans- lung vor der 4. Strafkammer sind 17 Zeugen geladen, doch brauchen sie nicht abgehört zu werden, da der Angeklagte ein ,'miassendes Geständnis ablegt. Das Urteil lautet auf 4 Jahre Gefängnis, wovon 2 Monate als verbüßt gelten. — Tagesordnung der E r st e n Kammer für die 8. vffentlitre Stpung am Iv Tezeniber, mittags >2 bbr: Anima z» Tekiei Nr lk, einen Nesebrniwurt wegen der vorläufigen Crhetung der Steuern und Ab gaben >>n Iabrc ivoi b«tr,sse»d. — Tagesordnung der Zweiten Kammer sur die Iv. össentllrbe Sitzung am Iv. De,Kinder, vormittags II libr: Jmerpellalion des Ab geordnete« Tr. Kiiblworgr» und Gr »offen, die Eisenbadnunsällc aus dem Halievunkie Buchbolj und b«i Rothenkirchen betreffend. rageSgeschielire. Deutsches Reich. Die Zentrumssraktton und die Deutsch- konseroattveli haben e.n Heimstätten-Gesetz im Reichs- tage emgebracht. Zunächst soll einem jeden Deutschen, der das 24. Lebensjahr vollendet hat, das Recht zur Errichtung einer Heimstätte instehen. Zu diesem Zwecke soll ein Heimstätten- buch eingeführt werden. Die Größe einer Heimstätte darf die Besitz darf bis zur Halste des Wertes und zwar nur mit Renten oder mit Annuitäten verschuldet sein, welche durch Amortisation get.lgt werden. Die Heimstätte ist unteilbar und nur auf einen Erben übertragbar. Niemand darf mehr als eine Heimstätte besitzen. Die Nachricht, es se! beabsichtigt, Herrn Bassermann als nationallibcralen Kandidaten in Osnabrück anfzustcllen, beruht nach Informationen des „Hann. Cour." lediglich aus einer privaten Kombination. Wie die „Saale-Itg." erfährt, beabsichtigt Professor Dr. Fried borg, der langjährige Vertreter Halles im preußischen Äbgcordnetciihause, seine Lehrtätigkeit an der Universität Halle mit Ablauf des Wintersemesters einzustcllcn. um sich gänzlich der Politik zu widmen. Professor Jriedberg ist auch Re chstaas- abgeordneter für Lennep-Solingen und gehört zur nationallioeralen Partei. Von einer neuen Parteigruppe, die im Reichs- tag sich zu bilden im Begriff stehe, erzählt man sich neuestens. Die »Antisemiten sind zu schwach, um eine selbständige Fraktion bilden zu könne» mit Anspruch auf Kommissionsvertretuiig u. dgl. Andererseits scheinen die Abgeordneten des Bundes der Land wirte, Tr. Wolfs, Vogt-Hall, Voat-Crailsheiin, Stauffcr (Hom burg), keine Luft zu haben, sich der konservativen Fraktion an zuschließen. Dazu komme» die zwei Christlichjozialcn Stöcker und Burkhnrdt, sowie die batzerischen Baucrubündler Bachmeier und Hilpert. Alle diese Gruppen und Grüppchen beabsichtigen, sich als „Wirtschaftliche Vereinigung" unter der Führung von Licber- mann von Sonnenberg zusamiiienzuschließen. Das Band, das diese recht verschiedenartigen Elemente zusammenhielte, wäre weder ein wirtschaftliches noch ei» politisches Programm, sondern lediglich die Absicht, sich gewisse parlamentarische Rechte zu sichern, ein Wunsch, der durchaus verständlich ist und nur aus dem Wege einer solchen Gruppenbildung seine Erfüllung er reichen kann. Es wird Sache des Präsidenten sein, ob er so disparate Elemente als eine Gruppe anzuerkennen geneigt ist. Aus der Landcsversammlung, die der württembergsiche Zweig des Bundes der Landwirte am letzten Sonntag in Stuttgart ab- gehalten hat, hat der Abg. Dr. Wolfs laut Zeitungsberichten sich dahin geäußert, daß die süddeutschen agrarischen Abgeordneten sich zu einer besonderen Gruppe vereinigen werden. Diese üeußerimg ist wohl in der angegebenen Weise zu ergänzen. zum Börsengesetz mit dem Anträge. Verstöße gegen das Ver bot de» Lerminhandels >n Bergwerks- und Hndustriewerte», sowie in Getre.de- und Mühle,siabrikatcn unter Slrase zu stellen, zu beantworten gedenken", schreiben die,,Berl. Pol. Nachr." die sowohl zum preuß scheu Finanzministerium wie zum Hanvels- minsiterttim Beziehungen unterhalten: „Es liegen sichere Anzeichen dafür vor, daß man auch in denjenigen parlamentarischen Kreisen, die im übrigen energisch auf dem Boden ber Ncichsgesctzgebung über Börse und Börsensteuer stehen, bereit ist, die Hand zu eine. Beseiligting derjenigen Bestimmungen des Börsengesetzes zu bieten, die zu oen so bedauerlichen Verfehlungen gegen Treu und Glauben und damit zur Erschütterung des Fundaments des Börscnhandels Anlaß gegeben haben. Auf Best mmungen dieser Art wird sich im wesent'chen die geplante Novelle zum Börsengesetz beschränken Man wird sich aber auch in den beteiligten parlamentarische» Kreisen der Ueberzeuguna nicht verschließen dürfen, daß eine starke und gesunde Börse ein Element nationaler Kraft, namentlich in Bezug auf die Behauptung der Stellung Deutschlands auf de», Weltmärkte, ist, und daß unter diesem Gesichtspunkte der Rück hl, und eine Fortdauer oder gar Ber kreisen, sondern auch, wie wir wissen, in parlamentarischen Kreisen ....... . . rnae Handhabung des betreffende» Gesetzes bedenklichen Schäden erkannt. Man wird die sonst für eine streu sind, hat man diese be daher trotz jener Vorstöße der extremen Agrarier mit Sicherheit aus die Annahme der Novelle zum Börsengesetze im Risichstagc, aus welche seitens der verbündeten Regierungen aus den oben erwähnten Gesichtspunkten entscheidendes Gewicht gelegt wird, rechnen dürfen." Der Treueid der Offiziere bildete abermals den Gegenstand sehr ausgedehnter und sehr lebhafter Erörterungen vor der 8. Strafkammer des Landgerichts I in Berlin als Be rufungsinstanz. Als Privatkläger stand Oberst a. D. Gaedkc dem Chefredakteur der „Kreuzztg", Prof. Tr. Kropatschek, aegenüvel. Letzterer ist seiner Zeit vom Schöffengericht freigc- svrocken worden, da ihm das Gericht den Schutz des § 198 St.-G.-B. zusvrach. Oberst Gocdke hatte in Nr 313 deS „Ber liner Tageblattes" längere Ausführungen über den „Serbischen Königsmord und die Armee" gemacht. Er verurteilte darin das Vorgehen der serbischen Offiziere ihrem Könige gegenüber, be tonte, daß nach der bei nnS herrschenden Auffassung das Ver hältnis persönlicher Treue des Heeres zu seinem Kriegsherrn ein besonders heiliges sei, plädierte dann aber für mildernde Umstände für die serbischen Offiziere, indem er im allgemeinen aussührte, daß es neben dem Treueid noch eine ebenso heilige und erhabene Pflicht gebe: die Bürgerpflicht gegen den Staat und das Vaterland, von welcher der Treueid gegen den Monarchen uns niemals entbinden könne. Wenn diese beiden Pflichten in schärfstem Gegensatz zu einander stoßen, so sei dies der härteste Konflikt, vor den ein Ehrenmann gestellt werden könne. Hiergegen und gegen einen weiteren „zur Abwehr" ver öffentlichten Artikel wandte sich Pros. Kropatschek in zwei Ar tikeln der „Krenzzeitung", durch die sich Oberst a. D. Gaedke be leidigt fühlt. In dem Artikel hieß es zum Schluß: „Eine Kon sequenz wird hoffentlich jeder Offizier, der etwa — wir glauben cs nicht — diese Ansicht des Herrn Oberst a. D. Gaedke teilt, als ehrlicher Mensch ziehen: schleunigst seinen Abschied auS einem Korps zu nehmen, in das er innerlich nicht mehr hineingehört." In dem zweiten Artikel hieß es. daß sich Oberst a. D. Gaedke herauszuredcn suche. „Der Oberst a. D. Gaedke tröste sich, daß es in Deutschland entscheidendere Stellen gebe als die „Kreuz- zcitung". Das sei ganz richtig nnd diesen möge das Urteil über die Anschauungen, die der Oberst a. D. vom Treueid hat, über lassen bleiben." Gegen das erste Urteil hatte der Privatkläoer Berufung eingelegt. Oberst a. D. Gaedke erklärte: Er sei unbedingter Monarchist, stehe aus dem Boden der Monarchie, und es falle ihm gar nickt ein, die Treue gegen den Monarchen erschüttern zu wollen. Er huldige ans ideellen Gründen dem Monarchismus, während der Monarchismus der ,,Krenzzeitung" ein egoistischer sei. Sein Monarchismus habe seine Grenze an den Grenzvsählen des Deutschen Reiches und er sei nicht dumm aeniiq, nickt einzusehen, daß in anderen Ländern andere Ver hältnisse als bei uns bezüglich der Treue gegen den Monarchen obwalten können. Solche Verhältnisse hätten ^ich in Serbien räsentant des e des ai ^ . AuS d , , Grunde habe er für Mflderungsgriinde für die Offiziere plä diert. Als seinerzeit in Bulgarien der mit Krieasruhm gekrönte Fürst durch Offiziere, die ihm den Treueid geschworen, beseitigt worden, da habe kein Hahn danach gekräht. Die betreffenden Offiziere wurden in der russischen Armee angestellt und später wurden die bulbarischen Offiziere sogar gezwungen, sie wieder als Kameraden in ihre Reiben aufznnehmcn. Er habe auch den serbischen Offizieren gegenüber sich durchaus für die Hoheit des Gesetzes erklärt, aber darauf Hinweisen wollen, in welchen schweren Konflikt ein Offizier geraten könne, wenn aus der Ein heit „Staat und Fürst" eine Zweiheit geworden und die Lebens- Interessen von Fürst und Staat nicht mehr übereinstimmen. Er wies n. o. daraus hin, daß in den Freiheitskriegen ganze sächsische Heeresabteilungen zu den Preußen übergegangen seien und Friedrich Wilhelm III. gegen diesen Bruck des Treueides sich ebenso wenig erklärt habe, wie dies im holsteinischen Kriege ye- schehen sei, als die Soldaten ihrem damaligen Könige den Eid der Treue brocken. Nach dem Standpunkte deS Ängellagten hätte im Falle Ludwigs H. von Bayern das bayerische Heer zunächst für diesen seinen Herrn und König eintreten müssen. Er habe keineswegs den Treueid des deutschen Heeres erschüttern wollen. Ter Treueid schaffe kein materielles Reckt im Lande, sondern sei nur ein Symbol; der Gehorsam des Soldaten und Offiziers gegen den Kaiser sei durch Gesetz und Verfassung und durch nichts sonst sestgelegt. Der Soldat trete mit dem Augen blick seiner Aushebung unter diese Bestimmungen und leiste den Treueid erst einige Wochen später. Der Angeklagte habe ilm beleidigt »nd auch beleidigen wollen. Er habe auch wissen müssen, daß ftm Artikel eine ehrengerichtliche Untersuchung herbeiführeu mußte. Die „Krenzzeitung" sei am wenigsten berechtigt, sich aus 193 zu berufen. Die „Krenzzeitung" stelle sich immer als Hüterin des monarchischen Prinzips hin. während sie nur die eigenen Parteiinteressen vertrete. Er wiederhole: Er sei ein unbedingter Monarchist, aber müsse sich die Freiheit wahren, da, wo sich Mißstände zeigen, diese zu besprechen. Gewiß müsse er sich dabei selbst eine Kritik gefallen lassen, diese dürfe aber nicht dahin sich wenden, daß ein Landwehrossizier einen alten Obersten bloßstelle. Angeklagter Prof. Kropatschek er klärte: Der Privatkläoer habe sich in seinen Ausführungen mehr fach selbst widersprochen. Soweit diese beweise» sollten, das; der Treueid gegen den Monarchen kein absolut bindender sei, müsse er von seinem Standpunkte aus dem entschieden wider sprechen. Er bleibe dabei, daß ein Offizier der aktiven Armee, der offen ausspricht, daß der Treueid für ihn nicht absolut bin dend sei, nicht in die Armee gehöre. Er sei überzeugt, daß ihm jeder Offizier darin Recht geben werde, und daß auch Oberst a. D. Gaedkc i» seinem Innern nickt anders denke. Der Gerichtshof kam nach längerer Beratung zur Bestätigung des ersten Urteils ans folgenden Gesichtspunkten: Der Privat» klüger sei »ach Ansicht des Gerichts in seinen beiden Artikeln von den Betrachtungen über den serbischen Königsmord aus allgemeine Betrachtungen und auch auf deutsche Verhältnisse übergegangen und habe davon gesprochen, daß es zwei Pflichten ;ebc, die zu einer Kollision führen können. Gegen diese Aus- ührungen habe sich der Angeklagte in seinem ersten Artikel ge wandt und ansgelührt, daß der Treueid die höhere Pflicht in sich schließe Der Gerichtshof entscheide hier nicht, welche Ansicht die richtige sei. Wenn der Angeklagte in seinem Artikel ans- aeführi. daß ein Offizier, der solche Anschauungen, wie sie der Privatkläger vertreten, tefle, ehrlicherweise aus der »Armee aus- cheiden sollte, so habe er nach Ansicht des Gerichts dem Privat- Näger damit nicht den Vorwurf der Unchrlichkeit gemacht. Was den im zweiten Artikel gebrauchten Ausdruck, „daß sich der Oberst a. L- Gaedke „hcrausreden" wolle" betrifft, so liege hier objektiv eine Beleidigung vor; denn es sei beleidigend, wenn vuur Dresdner Nachrichten. Nr. »41. Seite 1. M» Donnerstag. 1«. Dezember ISO.,