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Donnerstag 12. Alu! 1927 — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 221 Sette S Senf und die Vereinheitlichung des zolllariss Ein neuer Antrag Serruys' in Genf. Gcns. 11 Mat. Der frauzösische Delegierte GerruvS bat heute in brr Handclokvmnftssion einen neuen Antrag zur Beseitigung der HindelShemmungen über- reicht, nach dem der Völkcrhundörat das WtrtschaitSkomitee des Bölkerbnndcs bcaustrng».-,, soll, unverzüglich eine ein» gebende PrUInna der Mas,n«ymen sür ein« Bereinbeitlichung der Zolluomeuklatur und zur Umgestaltung und Brr. etubetiltchnng der Z o l l t a »i s s y st c u, e vorzuncbmen. Der Antrag weist daraus bin, tdass die Verschiedenheit der Zvll- tartssnsicmc eines der Hauptbindernisse beim Abschluss von Handelovertrage» darstelle und das, es wünschrnowert sei. Handelsverträge aus lauge Dauer abzuschliessen. Das Prinzip der Gleichberechlttiiing genüge nicht sür eine frucht bare Entwicklung der Henidclsbezlehungen, falls nicht die völlige Gegenseitigkeit und tnsbcsvnderc eine Stabili sierung der Zolltarife gewährleistet würde. In einem Zusatz ivird gefordert, das, der Völkcrbundsrat das WirtschastSkvmitee des Ä«lterb»ndcs mit einer Untersuchung sowvbl bei de» Negierungen als auch in den Kreise» der Produktion des Handels und de/ Arbeit beauftrage, über die Masinabmen zu einer Herabsetzung der Zolltarife und einer Jntensierung Der Handelsbeziehungen. Der Zusatz, antrag streicht ferner die Vorbehalte des ersten franzö sischen Antrages, nach denen eine Ansrcchtcrbaltuna der Schutzzollpolitik a»S Gründe» der nationalen Sicher beit, sowie unter Berücksichtigung der Souveränl- tät der Staaten und der Zollgesetzgebung möglich lein soll Bekanntlich bat dieser Pnnkt des ersten französischen An trages allgemeinen Widerstand anSgelöst. so das, der bcntige» Znrückziebnng der sranzöstschen Vorbehalte allgemein groste Bedeutung betgciiiessc» wird. sT. ll.l Die Deballe über -ie Rationalisierung. Die Verhandlungen in der Jndnstriekommission. Genf, l>. Mai. In der I n d u st r i e k o m m i s s i o n der Weltivirtschastokvnferenz wies die englische Delegierte Wootton in der Debatte über die Rationalisierung daraus bin. das, die Berbrancherorganisationen beute in keiner Weise den Prodiizenteiivraanisationcii angepasst seien. Iran Ncichstagsabgevrdnete LUders legte den gestern ver öffentlichten Antrazz der drei Fraiicndclegierten vor. Frau r?üderS wieö daraus hin, das, an den bisherigen grossen Wirt- schastSkonserenzen nur Vertreter von Industrie, Handel und Landwirtschaft teilgeiiomnirn hätten. ES sei zu fordern, dass die F r a u « n o r g a n t s a t i o n e n als vierte wirtschaftliche Gruppe hinhukäinen. Der Bedeutung der häuslichen Wirt- schäfte» müsse Rechnung getragen werden, denn die Erspar» nisse oder Vergeudungen der Millionen von HauSsranen seien von grösster wirtschaftlicher Tragweite. 'Der Generalsekretär des Internationale» Christlichen GeiverkschastübundeS, SerrarenS, erklärte, dass er grosse Zweifel über die Erfolgs öer Nationalisiernngsinetho-en hege. Die Gefahr bestehe, dass der Arbeiter im ratio- naltsicrten Betriebe immer mehr zn einem Maschinen- teilchcn herabsinke. Jede Nationalisierung sollte unter Mitwirkung der Gewerkschaften durchgeführt werden. Sir Arthur Balsour, der Führer der englischen In dustriellen, hielt es für nötig, das, die Technik mit neuen Kräften die Prvdnklivn fördere. Die Frage der internatio nalen Kartelle sei vorläufig für eine endgültige internatio nale Behandlung noch nicht reis. Nobinson iAmerikai wieö englische Vorwürfe zurück, nach denen Amerika in Europa wohl Kapital investiere, aber nicht lause. Tie amerikanischen Europa-Ncisenden hätten allein im Jahre 1925 für 059 Millionen Dollar Ware ausgekaust. Aller dings sei die amerikanische Ausfuhr »ach Europa doppelt so gross, wie die Einfuhr aus Europa. Die amerikanische Natio nalisierung könne bei den ganz auücrogcstaltctcn europäischen Verhältnissen nicht angewandt werden. Tie Schaffung neuer Märkte müsse die Wirtschaftsnot Europas überwinde». Obolenski wandte sich gegen die Aussassung, dass zwischen ihm und de» übrigen Sowjetdelegierten in de» abgegebenen Erklärungen Gegensätze beständen. Die russische Nationali sierung diene nur der Preissenkung und der Lohnerhöhung. De, Achtstundentag sei in der Sowjetunion tatsächlich dnrch- geführt, was nicht bezweifelt zu werden brauche. Die Jnduslrickvmmissio» setzte für die Frage der Nati o- nalisierung ein N c d a k t 1 o n s k o m j t e e ein, das heute abend bereits zur Prüfung der verschiedenen Vorschläge znsammentrilt. I» der morgige» Sitzung des Komitees ivird Neichstagsabgeordueter L a m m c rs zur .Kartelländerung Stellung nehmen. Da die Arbeiten in den Unterausschüssen rüstig voran schreiten, wird damit gerechnet, dass bereits am Freitag die ersten abschliessenden Ergebnisse dem Vvllausschuss unter breitet werden können. Verg.f erwiderte ein Reglern,lgSvrrtrStcr. dass nach der Rechtsprechung de- Reichsgerichts die VerjührungSsrist für AuswertungSansprüche mit dem Schluss des Jahres 1023 be ginne. Der Gegenentwurs deS Abg. Dr. Best wurde hieraus durch die bisherigen Abstimmungen fürerkedtgt erklärt. Der Ausschuss beriet dann die eigentliche NegierungSvorlage über die Verzinsung ausgewerteter Hypotheken. Eine Regierungöveriretcr begründete die Bestimmungen der Vorlage, durch die abgeschlossene Vergleiche als unverbindlich erklärt werden. Dies sei notwendig, damit auch jene Gläubiger, die freiwillig de» Schuldnern cnt- gegenkämen, ln den Gennss der Vorteile der neuen Vorlage treten könnten. Aus Antrag deS Abg. Wunderlich wurde im Einverständnis deS Rcgiernngsvertreters svlgende Neu fassung des 815 einstimmig a » gc » o m m e n : Ver gleiche aus der Zeit nach dein ll, Juli >925, die lediglich den Streii oder die Ungewissheft über de» Beginn der Verzinsung oder über eine der in Artikel 2 und 9 bczeichneien Rechts verhältnisse bctressen. stehen der Anwendung dieses Gesetzes nicht entgegen. Dasselbe jiilt sür rechlskräslige Entscheidun gen. die ans Grund deS Enlweriiingsgcietzcs ergangen sind. Daraus veriagcc sich der Ausschuss. Neue AlrslvertllngsarrlrSge im Rechtsausschuß. Die Verzinsung ausgewerleier Kypolheken. Berlin, ll. Mai. Im RcchtSanöschnss des Reichstages wurde heute die Beratung der Anirägc zur Acndcrung des ÄnswcrtungSgesctzcS von 1925 hinsichtlich der Hypotheken- aufivertung fortgesetzt. Abg. v. Richthosc» lDcm.j begrün- dete einen von seinem FraklivnSgenvssen Brodaus cingebrach- tcn Antrag, der der neuen Regierungsvorlage über die Ver zinsung ansgcwerteter Hnpvthckcn und ihre Umwandlung einen neuen Artikel Nick einfügen will, in dem cS heisst: Ist i» der Zeit vom 15. Juni >922 bis zum 11. Februar 1921 ein Grundstück vcräusscrt worden, so hat der Veräusscrcr gegen den Erwerber eine persönliche Forderung in der Höhe von 25 Prozent des Betrages, »m den der Goldwert des Entgelts zurzeit der Vcränsscrung hinter dem Goldwert des Grundstücks, abzüglich der vom Erwerber über nommenen Lasten deS Grundstücks, in der a»s Grund deS Auswert,liigögcsetzcö sestgcstclltc» Höhe zurückbleibt. Für Verkäufe in der Zeit vom 1. Januar 1919 bis zum 11. Juni 1922 soll die persönliche Forderung 15 Prozent betrage». Bei Wefterocrkänscn in der Zeit bis zum 11. Februar 1921 soll die persönliche Forderung deS VcränssercrS gegen den ersten Erwerber nur insoweit bestehen, als der durch die Weilcrveräusscrung erzielte Goldmarkgcwtnn deS Erwerbers höher ist als der doppelte Betrag, der dem Veräusserer in den beiden andere» Fälle» zusiehendc» persönlichen Forderung. Soweit hiernach der Erwerber von der persönlichen Schuld »ach Absatz 1 und 2 befreit ist, wird der Dritte der persönliche Schuldner. Soweit nach Absatz 1 bis 9 eine persönliche Forderung deS Verüiisscrcrs gegen denjenigen besteht, der zur Zeit deS Inkrafttretens dieses Gesetzes Eigen tümer des veränssertcn Grundstücks ist, ist sic aus dem Grnnd- slück als Grundschuld an erster Stelle cinznlragen. GrnndslückSwert im Sinne dieser Vorschriften ist der be richtigte WehrbeitragSivert nach Artikel 2 8 9 Absatz 1 Ziffer 1 bis 7 der 2. Stcneriwtvcro,dnnng von, 19, Dezember 1929. Abg. Mnndcrlich lD. Vp.s äusscrte verschiedene Bedenken gegen den Antrag. Wenn ei» Grundstück durch mehrere Hände gegangen sei, so würde »ach dem Worlant des An trages der letzte Erwerber weit über Gebühr belastet werden zugunsten des erste» Erwerbers. In der jetzigen Formulie rung sei der Antrag unannehmbar. — Abg. Dr. Rademachcr lD.-N.i bezeichnet den Antrag gcsctztcchnisch und rechtlich als eine Unmöglichkeit. Man könne nicht nachträglich sür einen privaten Kaufvertrag einen ganz anderen Kaufpreis zu gunsten des Vcrkänsers einsctzcn. Mit dem gleichen Recht wie von Grundstücksverlünsern könnte ein solcher Anspruch dann auch von den Verkäufern anderer Dinge gestellt werden, wenn sie in der Inflationszeit Uhren, Schmuck fachen »sw. billig verkauft haben. — Abg. Dr. Schotter sZ.s führte aus, der Antrag sei die logische Durchführung des von Dr. Best vertretenen Prinzips, dass die in der Inflationszeit er zielten ungerechtfertigten Bereicherungen wieder rückgängig gemacht werden müssen. DaS lasse sich aber gar nicht erreichen, denn dann müsse man auch konscqucnterwcisc den Lohn- und Gehaltsempfänger» das erstatten, was sie damals für ihre Arbeitskraft zu wenig erhalten haben. Es werde auch schwer sein, die in dein Vortrag erhobenen Forderungen gegen die vielen Ausländer geltend zu machen, die in der In flationszeit Grundstücke gekauft haben. — Abg. Dr. Best stimmte dem Antrag Brodaus z». Die dagegen erhobenen Einwendungen seien nicht dnrchschlaggebcnd, denn die krassesten Ungerechtigkeiten seien bei den Grundstnckövcrkäu- fcn vorgckommcn, die unter dem Druck der wirtschaftlichen Not vollzogen wurden. Ministerialdirektor Schlagclbcrgcr vom ReichSjnstiz- ministerium erklärte, der Antrag stehe mit der jetzigen Vor- läge kaum im Zusammcuhang. Dieser Antrag verlange eine Korrektur der ln der Inflationszeit vollzogenen Kaufgeschäfte. Damit würden aber alle Fundamente cingcrisscn, aus die sich Recht und Wirtschaft stützen. — Ei» Vertreter des Rcichs- wirtschastsministerS warnte vor der Verbindung deS demokra tische» Antrages mit dein vorliegenden Gesetzentwurf. Die Rcchtsunsichcrheit würde dadurch noch grösser werden. Bei der Kompliziertheit der Verhältnisse würde der Antrag, wie er setzt vvrlicgt, zn den grösste» Schmierigkeiten sür die Wirt schaft führe». Nach weiterer Aussprache beschloss der Ausschuss ein stimmig, die in dem Antrag berührte Frage der Auswertung von Jnflationöverkäuscn von der seht zn beratenden Vorlage z« trennen «nd den Antrag dem Unterausschuss zu über weisen. Ans eine Frage de» Abg. Dr. Jö rissen lWirtsch. Der deutsche Städtetag klagt Uber den Finanzausgleich. Berlin, ll. Mai, Wie die Pressestelle des Deutschen Stüdletages mitteilt, beschäftigte sich der Vorstand des Deutschen Stadtetagcs in seiner Sitzung in Koblenz am 9. Mai eingehend mit dem provisorischen Finanzausgleich und dem geplanten Neichsrahmengcsetz sür die Nealstcnern. Der neue provisorische «Finanzansgleich bedeutet sür die Städte eine wesenilichc Verschlechiernng ihrer finanziellen Lage. Die Einführung der Arbeitslosenversicherung wird bei Annahme des EntnmrfeS der Neichoregicrnng die Ge meinden nicht entlasten, da ein erheblicher Teil der Er werbslosen in die allgemeine «Fürsorge abgedrängt wird. Der von, Ncichsarbeitsministcr eingeleitcte Abbau der K r i s c n s ü r s o r g e würde eine weitere Verschiebung des «Finanzausgleiches zuungnnste» der Städte aus dein Ver waltungswege bedeuten. Die Städte haben das dringende 'Bemühen, die Nealstcnern, insbesondere die Gewerbe steuern, soviel an ihnen liegt, zu senken. Es ist ihnen aber, solange Reich und Länder hierfür nicht andere aus reichende Einnahmequellen erschlichen und ständig neue Ge setze mit neuen Lasten geschaffen werden, der Weg zur Senkung ausserordentlich erschwert. Der Deutsche Städtctag richtet an die Neichsregierung die dringende Bitte, bei der im Laufe dieses Jahres bevorstehenden Rcichsrahmengesetz- gebnng für die Nealstcnern und Hanszinssteiiern die kom munalen Bedürfnisse, die zugleich auch die Bedürfnisse der Wirtschaft darstcllc», ausreichend zu berücksichtigen. fWTB.i Um -ie Milgliedschatt Berlins im Slädlelog. Berlin, ll, Mai, Der Magistrat beschäftigte sich in seiner Sitzung u, a. auch mit dem Konflikt mit dem Preusscschen Städielag wegen des Finanzausgleichs. Der in der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung aus Antrag der Demokraten, deS Zentrums und der Sozialdemokraten aus gesprochenen R ü ck t r i t t s a n d r o h u n g hat sich der Magistrat nicht angeschlosscn, sondern beschlossen, auf dein Verhandlungswege einen Ausgleich der zutage getretenen Differenzen hcrbciznführcii, Mer diele Verhandlungen führen wird, steht zurzeit noch nicht fest, ebensowenig der Termin. «W. T. B > Iusii.iral Kempner -j- Berlin, II. Mai. Der Vorsitzende des Kalisyndikats, Ge heimer Jnstizrat Maximilian Kcmpncr, ist heute früh im Hotel Europäischer Hos in Amsterdam einem Herzschlag er legen. Mit ihm verliert die juristische und industrielle Welt eine ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten. Die grössten Erfolge erzielte Kcmpncr nm die Jahrhundertwende bei der Sanierung der Hnpothekenbaiik des Sanden-Konzcriis und spater bei der Gründung deS K a I i s y n d i k a t s, dessen Vorsitz er bis zu seinem Tode bcibchaltcn hat. Gerlchlsassesfvr Dr. Kutzmann suspendier!. Berlin, ll. Mal. Ter a»s verschiedenen politischen Pro zessen bekannt gewordene Gerichtsaiscssvr Dr. Kussmann, gegen den zusammen mit Assessor Dr. Easpary und Land- gerichtsrat Dr. Pcltzcr ein Disziplinarverfahren schwebt, ist jetzt vom Amte suspendiert worden. Vsäe-IVaskke Nanätücker prinrip. bei niHkjri^lor pr«"1r;xH5ln1tun8 1-isckt 6rNnkiun^riks I8ZN ZperinNimir; kiir ßute Würrcke » ' Kunst und Wissenschaft. Keqnty—Nossen. Der diesjährige Stiidienaiisflug des Sächsischen A ltc r t » ms v e r c t n S führte zunächst nach Hennitz. Fast möchte nicht verraten werden, wo dieses zauberhaft im Grün verborgene Schloss liegt, damit seine Ruhe nicht ebenso gestört wird, wie die anderen Kostbarkeiten unserer säch sischen Heimat. Es schützen ja nicht überall so feste Mauern vor unliebsamen Eindringlingen wie in Miltitz, dessen Kirch hof recht beachtenswerte Grabdenkmäler besitzen soll. Im benachbarten Hennitz freilich, da wurden dem Altcrtuins- vcrcin vom Schlvssherrn, Dr. sur. Benno von Heynitz, die Pforten des altchrmürdigen Baues gern geöffnet. 1338 wird das Geschlecht derer non Hennitz in Verbindung mit diesem Besitze zum ersten Male urkundlich erwähnt — ein seltenes Beispiel jahrhundertelanger lückenloser Erhaltung des StammgiitcS. Ohne Zweifel sitzt das Geschlecht aber noch langer hier: die grosse Zeit der ostdeutschen Kolonisation wird wohl die Heynitzc zusammen mit anderen deutschen Edlen in dieses Gebiet geführt haben — Wegbereiter für deutsche Kolonisten ans dem Westen. DaS Schloss mag noch manchen Bauteil ans jenen stnrinbcivcgtcn Zeiten erhalten haben: aber schon die schmucken Neiiaissaiiecgicbcl, die den Wanderer kurz vor dem Ziele — iiiivcrmnlct — bcgrüsscn, sie erzählen non späterem Umbau: 1519 hat ihn NicolaiiS non Hennitz ausführen lassen, der Kanzler Georgs deS Bärtigen Die beiden Erker der Nordseftc sind erst gegen Ende des lo, Jahrhunderts schmückend hinzugekommcn: die reicheren Formen lassen das erkennen, die Zahl 1585 ans einem der Tragsteine bestätigt es. Leider haben spätere Bau meister nicht die Kraft und deshalb nicht den Mut gehabt, Eigenes zn bilden. Auch nicht Obcrlandbanmeistcr Moritz Hacncl, der in den Jahren 1817 bis 1819 einen grossen Umbau geleitet hat. Dass er dabei den kleinen Jnnenhos zum Treppenhaus iimgcstaltete und dadurch das Schloss viel wohnlicher machte, werden die Bewohner ihm aber gewiss danken. Hertzsch und Neinhart haben l919 und 1929 versucht, de» Wünschen des Schlvssherrn nach Licht und Lust noch weiter iiachziilommen — unter Wahrung des guten Alten, Einzigartig ist der sogenannte „Turm" von Heynitz, der durch den Umbau von 15l9 seinen Charakter völlig ver loren hat — er enthält jetzt recht behagliche Räume. Und das „Chörlcin" an der Oslscite mit seinen noch gotischen Formen, wie viel könnte cs erzählen von Freud und Leid ans der langen Reihe derer von Hennitz. Gotisch sind übrigens auch noch mehrere der Türgemände, und zwar in den Formen, die mir von der AlbrcchtSburg her kennen. Das Gelände, in dem Heynitz liegt, ist vielfach zerrissen, die Hänge stark ansteigend — im Kriege ein schwieriges Gelände. Obcrstaatsarchivar Tr, Brabant zeigte das an der sogenannten „Katzenhäuscr-Stcllung" des Siebenjährigen Krieges, die in den Jahren 1759 bis 1702 immer weiter nach Westen zu auSgcbaiit worden ist, ausgcbaut werden musste, da die rechte Flanke die schwache war. Dazu sind grosse Ncitcrmasscii unter Scidlip und Kleist eingesetzt worden, die bis Grimma, zuletzt sogar bis Allcnburg das Gelände zu sichern hatten. Ziethen ist übrigens nie hier gewesen! Prinz Heinrich, der Bruder des grossen Königs, hat sich trotz der stark ausgcbauten Stellung nicht wohl gesuhlt, denn er musste sich fühlen „wie der Kater aus dem Baum", der dort oben zwar sicher ist, aber auch nicht hinunter kann. Dazu kam, dass das vorgelagerte Triebischtal „so recht zu Schikanen geeignet" mgr, vor allem bei Hochwasser: die Triebisch war dann „nicht einmal zu Pferde passierbar". Im Mai 1782 war die Stellung für die Prcussen unhaltbar geworden, vor allem, weil das bisher so ergiebige Hinterland — die Lvmmatzscher Pflege — völlig verödet war. Nossen-Fraucn- stcin sind dann die Endpunkte der veränderten Front ge wesen. General Finck ldie „Finkcnsang"-Strasse in Leubnitz soll gewiss an ihn crinnerns hat in jenem Gelände von Fried rich dem Grossen den verhängnisvollen Befehl zum Abmarsch nach Maxen erhalten. Zn einer grösseren Kampfhandlnng ist cs bei der „Katzcnhänscr Stellung" nicht gekommen. Das „hitzige Gefecht" entpuppt sich als ein Geplänkel zwischen Reitern und Kleist und den Ocstcrrcichcrn, die ln die von den Prcussen freiwillig geräumte Stellung cingcrückt waren, Ob das „die Affäre bei den Katzcnhäuscrn" ist, von der der prachtvolle alte Wachtmeister Werner in Lessings „Minna von Barnhelm" beinahe erzählt hätte? Vom „Nvdigt" n»S, der dem Nosscner Schlosse gegen überliegenden Höhe, kann man die ganze Stellung noch ein mal Überblicken btö hin zur Radewitzer Schanze, deren Baumgruppen deutlich sich vom Horizonte abhebcn. Vom Nodigt aus hat man aber auch den herrlichsten Ueber- blick über das Nosscner Schloss, durch da« Neg.-Baurat Ihle den Verein vorher geftihrt hatte, über die Stadt und die alles überragende Kirche mit ihrem Portal, das einst das nahe Kloster Altzcllc geschmückt hat Ursprünglich hat der Ort an der Mulde gelegen, erst nach dem grosse» Brande von 1549 — iinter Vater August — ist oben aus der Hoch fläche die Neugrllndiing erfolgt. 1554 ist der westliche Teil deS Schlosses entstanden — daö Amtsgericht ist jetzt darin untcrgebracht —1829 ist ihm der östliche Teil hinzngcsiigt worden, der viel weniger trutzig ins Miildcntal hinabschaut, tt. ist. F Dresdner lhcaterspiclplan sür heute. Opernhaus. „Zar »nd Aimmcrmann" 17l. Schauspielhaus: Volks vorstellung. Albert-Tkiealcr: „Gesellschaft" lü48s, Residenz-Theater: „Die Tanzgräsin" s^8j. Die Komödie: „Die rote Robe" l K8j. E c n t r a l - T h e a t e r : Haller-Rcvne „An und ans" l'48i, 1' Albcrt-Thcater. Heule abend, Tonnerstag, findet die erste Vorstellung des auf vier Tage berechneten G a st I p t e l S non (5 r n st Deutsch in „G csellschns t", drciaktiges Schauspiel von Galswvrtl-y, statt, 1- Veranstaltungen. Heute, Donnerstag st!.s, abends 8 Uhr im Gewerbchous: Einziges Konzert von Elisabeth Rethberg mit Generalmusikdirektor Fr!» Busch am Flügel. Programm: Mozart lMiscra, dove svn>, Schubert, Brahms, Hugo Wols, Rich, Strauß. — Karten bei Nies. -s Gastspiele der Genossenschaft Deutscher Bühnen- angchörigcn. Die aus Rcichsmittcln iinierstützie Wander bühne sür c n g a g e m e n t s l o s c Bühnenkünstler in Sachsen, unter der Oberleitung deS Bczirksobmanns P. Paulscn -er Genossenschaft Deutscher Bühnenangehürigcn, Bczirksverband Sachsen, hat in der Zeit vom l, Februar bis 39. April 1927 Vorstellungen veranstaltet, bei denen insgesamt 19 engagcmcntslosc Künstler beschäftigt worden sind. Mit der Leitung war Aennc Schönstedt, die vorjährige Leiterin des JahreSschan-Parktlicaters. betraut worden. ES kamen zur Aufführung: an Schauspielen: „Der zerbrochene Krug", „Loti- chcns Gebnrtslag", „Pension Schölle»": an Operetten: „Der Vetter auS Dingsda". „Die schöne Galnthöc" Vereist wurden die S-iädte: Radcbcul, Pirna, 'Weinböhla, Wilsdruff, EoSwig, 'Ronen, Rvssivein, Heidenau, Rengersdors. Wilihen, Radeberg, Dippoldiswalde, Lvmmatzich. In Dresden wurde» ans Ein ladung des „Vereins Vollswolil" drei 'Vorstellungen kür diesen Verein veranstaltet, sowie ferner a»t Anssordciiing des Arbeitsnachweises Dresden zwei 'Vorstellungen sür die hiesigen Erwerbslosen, Die kulturelle Auswirkung war besonders wertvoll, Publikum und Presse haben überall diese Ausführun gen mit lebhaftester Freude und Aiierkcnnnna ausgenommen. Von der Presse wurde immer wieder betont, dass der Provinz seit Jahren keine Vorstellungen eines auch nur annähernd so hohen künstlerischen Niveaus geboten worden seien. l Das Olto-Gussmann-Wcrk, Gerade recht zu der Ge dächtnisausstellung, die von der Dresdner Akademie ihrem am 27. Juli 1920 gestorbenen Meister Otto G n ss in a n n gewidmet worden ist, kommt eine Monographie über ihn. erschienen als erster Band der Sammlung „Neue Kunst in Sachsen", unter Mitwirliing des sächsischen Ministeriums des Innern und der Staatl. Akademie der bildenden Künste, als Prachtwerk mit 49 Textfesten und 89 Doppcltontaseln auf Mattkunstdrnckpapicr von dem Dresdner Verlag Wilhelm