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Spanien 8. Fränzchen auf der Fibidado. sRochditick verboten.) N. Diesmal traf ich ihn »ich. ohne Absicht uriUcu auf der sp.Hc des 532 Bcetcr hohe» Bcrgkcgcls. das heißt auf einer Spitze, die von den Menschen gemäß ihrer Vcnntzung auk-gcstaltct worden war und zwar zur Erbauung, weshalb eine Zahnradbahn hinauf sübrte und eine Plattform mit großartigem Rundgnng, Hotel und Restaurants, Vergnügungsplätzen und Rcklame-Wanoel- nängcn sich dor-t befanden. Da man auf svauisch bei dem Worte Erbauung aber nicht nur an den Leib des Menschen, sondern auch an seine Seele denkt, so erhob sich dort eine halbseitige Kirche. Alle diese Gebäude krönten den herrlichen Gipfel mit einem Stil, den man als katalanisch bezeichnet, der aber nichts weiter ist wie unser verstorbener schnörkelgrimmiger Fugendstiel, hier etwas gebändigt durch daS lateinische Matz, Doch blieb er gar furchtbar nnzusebcn, zumal wenn er mit seinen tollen Schnörkeln den Leib einer Kirche schminkt. Inmitten dieser Umgebung suchte und fand ich Fränzchen. schwer gestützt auf einer der Balustraden. Seinen Rucksack hatte er neben sich liegen. Seine Hände waren gefaltet, seine Lippen bebten, als sprächen sic, und seine Auge» tranken Schönheit. Plötzlich bemerkt« er mich der ihn mit Respekt betrachtete. „So sind Sie doch auch hierhin gekom men", rief er mit völlig verändertem Gesicht aus. und so, als hätte er mich eingeladen gehabt. „Zwei richtig« Deutsche", rief ich aus, ..kommen wieder zu sammen, und wenn sie vom Planeten Mars herab auf die rollende Erdkugel gewürfelt würden". Er frente sich, mußte mir dann aber sofort sein Herz rnS- schütten, zuerst nörgelnd, nun ja, das gehört nun mal zu unserm Naiionalcharnkter. „Sind das bequeme Leute", rief er ans. „Diesen schönen Berg haben sie mit einer Zahnradbahn entstellt und dazu noch eine höchst faule Laudstraße in Serpentinen wie ein schmutzig graues Band um seinen grünen Kegel geschlungen. Meine Touristcriausrüstung war auch hier überflüssig. Um sie doch noch zu gebrauchen, hatte ich die matten Wege verlassen und war steil aufwärts geklettert. Rechtschaffen müde, wollte ich mich hier oben an einem unten als besonders gut gekauften Wein erquicken. Doch hier schmeckte er ungenießbar nach dem Teer seines Fasses und ich habe ihn dieser fruchtbaren Erde geopfert, meinen Aerger dazu. Nun habe ich all das Schöne, was man hier erblickt, redlich ver dient und reiner noch nehme ich es in mich auf." Seine Augen füllten sich wieder mit jenem Feuer, daS jeden Menschen, Fränzchen aber ganz besonders zierte. Er war begeistert, und daß er es schwärmerisch zeigte, gehörte zu ihm wie sein Lodcnanzug. „Da liegt sie vor uns, die große Industriestadt mit ihren 80 Ortschaften, ihren Schloten links, ihren Villen rechts. Vom Meer aus streckt sie sich über Hügclchen bis an die ersten Berg hohen des bösen Gebirge?. In fast schnurgeraden Straßen, die im Hafenviertel die krummen Gaffen stark umfassen, ist sie gebaut, mit hohen weißen Häusern, die Ballone tragen, worüber oft Roll läden hängen. Flache Dächer haben sie, worauf Wäsche trocknet. Das Weiß der Stadt glänzt stellenweise rosiggrau oder dunkel- violett. Dahinter in sanftem Vogen der Liebe das Meer lilablau mit samtem nebelartiqem Hauch darüber. Wolken schweben duftig wie himmlische Grüße .Au der rechten Flanke erhebt sich ein ähnlicher Bcrgkcgel wie dieser, worauf wir stehen. Doch jener ist militärisch befestigt. An seinem Fuß liegt ein merkwürdiger Kirchhof. Dort werden nämlich die Totensärge der Schlechtbemit telten, und das sind die meisten, in ein Gehäuse einer Wand geschoben, Das fensteravtige Loch wird vermauert und mit einer Gedächtnisplatte versehen. Ein solches Grabfenstcr liegt neben einem andern in langer Reche; eine Reche über der andern, im ganzen meist vier. Wand bildet mit Wand ein flaches Toten. hauS; Totenhaus liegt neben Totenhaus, sie bilden Straßen und kleine Viertel. Davor oder dahinter erheben sich pomphaft dir Grabstätten der Reichen in der gleichen erhabenen und unerbitt lichen Friedhofsrnh, zu der der kühle Meercswind, der mit Palmenzwcigen fächelt, eine leise seltsame Musik macht. — Bringt sie der Wind vom Strand, der so dreckig ist, daß man meilenweit keine Stelle findet, wo ein Mensch sich baden kann? Da stinkt das Meer nach Schlamm und Tod. Am Strand, längs Fabrik- mancrn, haben sich Obdachlose, arme Fischer und Namenlose, Schiffbrüchige des Lebens, aus Bambusrohr, ans altem Gemäuer, auf faulenden Schiffsplaukc», auk allerlei anderen! Abfall Hütten gebaut. Mtt Lumpen haben sie sie verhangen und verdeckt. Dort zigeunern Hunderte von Familien, schavarz und braun, zwischen Gerümpel, Konservendosen. Fischgräten, tags auf dem Straud- sande, nachts in ihren Elendbudrn. Doch sie beneiden dich nicht, wenn du gebügelt, gestriegelt und parfümiert neugierig unter ihnen erscheinst. Sie belästigen dich nicht einmal mit den Blicken, Ich batte das Gefühl, daß sic glücklicher lebten als ich, WaS daS Klima, was diese herrliche Sonne nicht für eine wundervolle soziale Politik trcibtl Ich möchte mal den spanischen Sozialismus kennen lernen, dessen Hochburg diese Stadt ist. Mt einem Gefühl vom sozialen Vertrauen schritt ich auch zwischen den sechs- bis siebenstöckigen Häusern der engen Gassen der Altstadt, wo dis Schatten ewig sind und die Kühle weht, wo es nach Oel riecht und hie und da auch nach Fischen, wo die Lädru weder Türen noch Fenster haben, sondern nur Gitter, die tagsüber zurückgestoßeu sind, so daß die Läden ganz offen ihre mannigfache Buntheit Die Ebene -er -e« Katakomben von Ellora — In der Präsidentschaft Haidarabad, dem größten der Vasallenstaaten Britisch-Ostindiens, liegt das Dorf Ellora mit seinen phantastisch geschmückten Höhlentempeln, die an Aus dehnung und Ausführung einzig in der Welt daftehen, und deren Katlasa genanntes Hauptwerk unter den Wundern der indischen Baukunst das größte und erstaunlichste ist. Eine rie sige Ebene, die nur vom Horizont begrenzt wird, scheint sich in die Unendlichkeit zu dehnen. Kein Berg, keine Bodenerhöhung, kein Küstcnstreifen läßt den Gedanken an eine Grenze oder Ziel auskommcn. In der Mitte nur ein einziger isoliert stehen der Berg, ein Monolith ungefüger Felsquadern, die eine R.iesen- faust in die Nacht der Welt geschleudert zu haben scheint. Vor fünfzehn Jahrhunderten war diese Einöde von Millionen Men» scheu bewohnt, blühten hier volkreiche Städte, stolze Schlösser und Burgen, stand hier die Wiege mächtiger Dynastien und weitverbreiteter Religionen. Und alle diese Fürsten, diese Prie ster und Menschenmaffen haben Jahrhunderte lang ihren Ehr geiz darin gesetzt, ihren Monolith zu verschönern, ihn außen und innen mit Meißel, Hammer und Grabstichel zu bearbeiten, wie einen Goldblock zu ziselieren und mit kunstvoller Zierart zu schmücken. Bedenkt man ferner, daß hier Generationen um die Palme rangen, daß diesem ehrgeizigen Wcttbeiverb Mil lionen von Sklaven, unschätzbare Geldmittel und eine Jahr hunderte umfassende Arbeitszeit zur Verfügung standen, so kann man sich einen Begriff machen, was hier geschaffen wurde. Aber damit war es noch nicht getan. Nachdem in Millionen von Arbeitstagen der Berg von Ellora zu einem Wunderschrein umgeschaffen, nachdem das ganze Bcrgmassio ein riesiges Tabernakel geworden war, das wie das Diadem eines Maharadschas bis ins kleinste ausziseliert ivurde, überkam den Fürsten der regierenden Dynastie die schreckhafte Vorstellung, daß die Unwetter, die Seuchen und Wirbelstürme, die bas Land hcimsuchtcn, Anzeichen des Zornes der Götter seien, die damit ihre Unzufriedenheit über die unzulänglickie Aus führung des Mausoleums bekunden wollten. Und aus dieser Erkenntnis heraus faßte der Herrscher — die Ueberlieserung nennt als solchen den im 8, Jahrhundert regierenden Rajah Edu von Ilitschpur — den Entschluß, den ganzen Berg zu einem in darbieten. Abends leuchtet es fast orieulalisch. Da? Licht kommt aus bunten riesigen Ampeln, die oft in lüustlcrisch feinem, reich verzierten Schmiedcwerk schweben. Die Läden selbst sind dunkel, magisch erhellte Tiefen. Einige haben auch Vorhänge au? Eisen- kugeln oder bunten Glaskugeln. Die Fenster der Wohnungen tragen unten Gitter, in den oberen Stockwerken hängen Balkone wie Kästen. Dort sieht man oft ein bleiches Elesicht mit glühend schwarzen Augen auf ein Lied lauschen, das wie ein Leiden- schaflsausbrnch der Carmen klingt. Einmal hörte ich da aber eine Romance und da bekam ich Heimweh. — Fickten stehen da unter unS und tragen so schöne Kuppeln. Aber so weit lebt eine von der anderen am Berge, daß sie schon keinen Wald mehr bilden. Fast Pinienhast, doch gar nicht waldig. Fast kahl ist diese Art der Fruchtbarkeit, Alles ist wie für sich, üppig und schön, nirgendwo ergreift ein wirres Durcheinander, alles hebt sich klar vom gelbroten Boden ab. Olivcnbäuuie silber grün, die Feigenbäume im fetten Grün, die Fickten in dunklerem goldbraunem Grün, hie und da die großen Blätter der Agaven und an einer alten Weinbergsmauer die vhantastischeu Sastb illen und Knäufe der Opuntien. In der Tiefe auf ummauerten Terrassen Weinberge, noch tiefer in Beeten Artischokeu, Salate, Spinale, Erbsen, Bohnen, di« von BambuSstangcu gehalten werden. Auch Weizen, Gerste, Hafer sieht man, alles schon fast reif. LupiucngraS erntet man 14>nal im Jahr, in Deutschland erntet man es 2, höchstens 3mal- Gesegnete Gegend. Gegen die Härte de? Nordens schützen sie van fern die Pyrenäen, deren schneeige Wivsel man von hier flimmern sieht, e? schützen sie nahe daS böse Gebirge, bös wohl, weil es alles Döse auffängt; zwei davon ganz eigentümlich, der Montscrrat und sein Bruder Montscnv, phantastisch zerklüftete Berastöcke. Den Montserrat nannten die Araber den Berg der lleincrncn Wächter. Iberisch war diese Stadt lang« vor Christi Geburt, römisch war sie, maurisch, wcstgotisch, karolingisch, katalanisch, bourboaisch- spanisch. . ." Frä»zchenS Worte verloren sich. Er träumte. HauS Roselieb. Deulscher Kolvnialkvngreh 1924 Am 47. und 18. September 1024 findet in der Fried» ich- Mlhet,»-Universität zn Berlin, Kciiser-Franz-Ioseyh-P!»tz, ein Deutscher K o l o » i a l k o n g r e ß statt. Mit ocin Kolonial- kongrcst verbunden ist eine tropen medizinische Ausstellung in ber Staatsbibliothek, Berlin, Unter den Linden 38. In bei'. Vollversammlungen werden folgende Borträge gehalten: Am 17. Scptemer 1921 von vormittags 9 Uhr ab: Gouverneur z, D. Dr. Schnee, M. d, R. , über MandatSyolitik; Missionsdireklor Knak: Tie Lage der deutschen evangelischen Mission in der Gegen wart; Pater Slolaster, P, S. M, Limburg a, d. Lahn: Tie katholische Mission in den früheren deutschen Kolonien; Obermevi- ziualrat Stendel: Aerztliche Versorgung der deutschen Kolonien jetzt lausen- Tempel Die Grolle -es ln-ischen Paradleses der Welt einzig daestehenden Tempel auszugestalten und damit ein Werk z» vollenden, das durch seinen übermenschlichen Auf- wand an Geld und Arbeitskraft den Zorn der Götter beschworen sollte. Zweihundert Jahre lang war der Wahnwitz des Fürsten das Credo von Millionen, der Lebensinhalt und die Gedanken welt von sechs Generationen, dos schier unfaßbare Siihneopser eines Volkes von Sklaven, die den ganzen Berg umgestalteten, vierzig unterirdische Tempel mit Korridoren, Statuen und Ga lerien, schufen, die von oben bis unten mit Tiefreliefs bedeckt sind. Sie gestalteten die Außenwände des Tempels zur Front einer Kathedrale und bearbeiteten die Innenwände wie eine Gemme, errichteten Kuppeln, Krypten und Heiligtümer, model lierten unzählige Elefanten, die die Decken und Wände zu tragen scheinen, und bevölkerten das Ganze mit Bildern Brah mas, wenn sie Brahmanen, und denen Buddhas, wenn sie Buddhisten waren, So kam das Riesenwerk zustande, das in der Welt als Mausoleum von Ellora bekannt ist. Ein Zyklopen bau, der an Wucht und Größe das Kolosseum in Rom und die Pyramiden von Gizeh überragt. Achttausend Priester standen im Dienst des Tempels und zweitausend Iungsraucn unterhielten die Flamme des Opferfeuers, das in goldenen Dreifüßen brannte. Die Augen des Brahmas waren große Smaragden, die der Wischnus kostbare Rubinen. Topase die der Kali, Rings um den Tempel war der Boden auf drei Kilometer dick bedeckt mit Reis, der Opfergabe für die heiligen Vögel Cchiwas. Dann kam, wie so oft in Indien, ein Tag, an dem die durch Hungersnöte und Kriege zermürbte Bevölkerung die Ebene verließ. Die Beivohner ivandertcn nach anderen Gegen den aus. die Dynastie stürzte zusammen und die Fundamente der Religion gerieten aus den Fugen. Der Wunderiempcl, der unschätzbare Summen und Tausende von Menschenleben ver schlungen hatte, blieb »»erlassen unter dem Schutze seiner Brahmas und Buddhas aus Stein. Allmählich fielen auch die Städte, die hier geblüht hatten, in Trümmer, die heute die ein zigen Zeichen vergangener Herrlichkeit sind. Nur der Tempel- berg steht fest und össuet auch heute noch den Winden seine siebenhundert Türen. und vor Kriegsausbruch, An» 18, September 192 t, von nachinit, tags 3 Uhr ab: Professor Mr. Kielstra, Wageningen sHoll.iuo,: Europäerwirtschaft mit oeu Eingeborenen und die gesellschaft lichen Verhältnisse ver Eingeborenen: Geheimrat G, Schmidt: Deutsche Siedlung in Ucbersce in Vergangenheit und Gegenwart. Professor Mar Eckert, Aachen: Tie Beocutung de»' deutschen Kol.'- nialtartographie. Mit Lichtbildern; Heinrich Pickt: Die wirt schaftliche Notwenoigkeit eigener kolonialer Betätigung für Teutsch- lano. — Ter Nachm:t tag de? 17. und Vouuittag de? 18. Sep tember sind cuiogesültt init Vorträgen über koloniale Politik, koloniale Wirtschaft, Tropenmedizin und Hngicne, Missionen, Schu len und kulturelle Fragen, Ueberseetsche Siedlung und Wanderung, Geographie. 63. Generalversammlung -er Katholiken Deulfchlands Festblatt des Katholikentages. Bei der Geschäftsstelle des Festblattes, Hannover, Münz straße 2, lausen in den letzten Tagen aus den verschiedensten Geraden Deutschlands Beschwerden darüber ein, daß kleinere Postämter Bestellungen auf das Festblatl nicht annehwen wür den. Es sei daher nochmals ausdrücklich darauf hinaewieien, daß dag Festblatl bei allen Postäwlern bestellt werden kann unter dem Titel: „Festblatl der 63. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. Postzc»tv"qsliste 42. Nacklrag 8." Der Abonnementsbetrag beträgt 2 M k zuzüglich Besteligebö - Sollten trotzdem einzelne Postämter noch Schwierigste:' machen, so wollen die Besteller das beirefsende Pasta»»: dmo ö aufmerksam machen, daß die Oberpostdirektian Hannooe» Pressekommissian gegenüber die Erklärung abgegeben ho', doß jedes Postamt-verpslichtct ist, Bestellungen aus da: Tcsib'a:» gegenzunchmen. Die auswärtigen Bezieher des Feiiblaües Ko nen deshalb die sofortige Annahme ihrer Bestellung aus jeden» Postamt verlangen. Das Festblatt wird außer den Beiträgen erster Größen des gegenwärtigen katholischen Schrifttums die Reden der Hauptversammlung im Wortlaut bringen und über alle Ver anstaltungen der Tagung eingehend berichten. Bon besonderen» Interesse wird auch der Bildschmuck sein, mit dem die ei» einen Nummern ansgestattct sein sollen. Neben den Bildnissen der teilnehmenden Kirchenfürsten. der Kuppelhalle in Hannover, verschiedener Kirchen usiv, werden auch die Bildnisse der ein zelnen Redner veröffentlicht werden. Wer also auf dem schnell sten Wege sich eingehend über den Verlauf der diesjährigen Senc>alversammlung, »interrichien will und sich auch ftir d'e Zukunft die Reden und Beschlüsse der Tagung als O,»>e-e:,- material aufbewahren will, der bestelle umgehend das Feiibla , Auskunft über Inserlionsbcdingungcn erteilt cbcnsails die Ge schäftsstelle des Festblattes, Hannover. Münzstraße 2. Wilhelm Schüssen Zum 5t». Geburtstag de, schwäbische» Dichter, «m IO August. In einem kleinen Hänschen, dicht an Bäumen und Wie sen. im Dorf Klein-Wienaden bei Schussenried, ist am 11. August 1874 Wilhelm Flick geboren, den wir alle als Wilhelm S ch u s- sen kennen. Seine nächsten Lebens- sund wohl auch Leidens-) Stationen sind das Seminar in Saulgau, Schulen in Cannstatt und Stuttgart, die Oberrealschule in Ravensburg, die Realschule in Gmünd, wo er als Reallehrer amtiert. Es beginnen die Wanderjahre, In Ungarn, Holstein, Italien. Frankreich; hier wanderte er zu Fuß von Beifort über Paris an die Küste. Nach sechs Münchner Jahren zieht ihn die Heimat wieder in ihren Bann: seit August 1817 lebt er nun in Stuttgart. — Es ist schwer, auf so engem Raum eine so reiche Persönlichkeit zu er schöpfen. Es kann sich hier nur um Andeutungen handeln. Wilhelm Schüssen ist der „schwäbischste" Dichter, wenn dieser Superlativ sprachlich erlaubt ist. Alle Strömungen schwäbischer Dichtung vereinen sich üu Sammelbecken seiner Schöpfungen. In ihnen ist die naturtrunkene Lyrik, das stille Dersonnensein, der Wandertrieb in die blaue Ferne, das behagliche Lachen, die heimliche Liebe für allerlei Käuze und Schnurranten und die vertiefte, philosophisch erhärtete Weltanschauung, die allem den vollem Grundakkord gibt. Bei Schüssen kommt noch ein Eige- nes Hinz«: er kann Menschen gestatten, objektiv, plastisch und lebensvoll. Der Schelm Vinzenz Faulhaber — di« fleißigen, in ihrer edlen Armut -roßen Steinauer — die vielen Figuren aus den „K»»cknck»riern", der verbitterte Mann im „Gildegarn" — der prachtvoll« Medard Rambold — der ungesunde Mergen- thaler im „Roten Berg" — sie alle find Leine Schveibtisch- Homnnlrwli, sie leben,, atme», lachen, weinen, trinken und gehen mit' „hartem Wunder schuh" über di« blühende wundcrreiche Erd«. — Wenn vie orientalische Sage recht hat, daß dem Abgeschie- denen seine Werke folgen, wirb einmal Schüsse« an der Spitze eines stattlichen Trupp» «fröhlich-ernster Menschen drüben an» kommen, die all« irgendwie schwäbisch s»»d.. ,. Dis dahin hat es freilich noch gute Wege. Schüssen steht in voller Kraft Md schenkt Buch auf Buch au» seiner Einsamkeit heraus. Aus dieser Stille erwachsen seine objektiven Erzählungen und seine subjektive Lyrik, deren seltsam verhaltene, keusche glockenreine Töne lange im Leser nachhallen, »veil sie nicht geschickter Kling- Klang, sondern Widerspiel ernsten, gesammelten Menschentums sind. Wollte man ein Bild finden, das ihn charakterisiert, müßte cs ctnxr sein: ein knorriger Baum mtt tiefgreifenden Wurzeln, in dessen vielgcästelter Krone eine bunte Bogclschar lärmt und singt; und irgendwo im Baumdunkel müßte eine ernste, geheim nisvolle Eule hocken. . . . X Bon den Hochschulen. Köln Dem Privatdozenten für Geographie an der hiesigen Universität, Dr. Hans Speth- inann, ist ein Lehrauftrag für Landes- und Wirtschaftskunde des rheinisch-westfälischen Industriegebietes erteilt worden. — Bonn. Das Institut für internationales Privat recht des verstorbenen Geheimen Iustizrats Professor Dr. Ernst Zitelmann hat sich mit dem Seminar für wissenschastliche Poli tik zu dem nunmehrigen Institut für internationales Recht und Politik der Universität Bonn verbunden. Leiter sind die Herren Professor Dr. Erich Kaufmann und Professor Dr, Carl Schmitt. — Gießen, Zum Nachfolger des Professors M. Schian auf dem Lehrstuhl der praktischen Theologie an der hiesigen Uni versität ist der außerordentliche Professor Lic. Dr. Heinrich Fr ick ebenda in Aussicht genommen. Derselbe gehört zugleich dem Lehrkörper der Technischen Hochschule zu Tarmttaöt als Privatdozent für allgemeine Religionswissenschaft und Missions kunde an. — Heidelberg. Professor Otto Mayer, von 1882—1903 Ordinarius für Verwaltungs- und Staaterecht an der Universität Straßburg, danach bis 1920 in Leipzig, ist in Baden-Baden im Alter von 78 Jahren gestorben. Sein« letzte Schrift gab er als Band 8 der Elsaß-Lothringischen Haus bücher«! über die Kaiser-Wilhelins-Unioersität im Jahre 1922 heraus. Ei« schließt mit den auf Straßburg bezüglichen War- ten: „Mag auch jetzt olles untergegangen scheinen in einem trüben Meere, so wird das deutsche Bock nicht aufhören, den heimatlichen Glocken der versunkenen Stadt zu lauschen, deren Töne immer noch darüber schweben," — München. Der e»»«ritierte Professor der Mechanik, Geheimrat August Föppl, ordentliches Mtqlied der banrischen Akademie der Äsneniä i- ten, ist infolge eines Herzschlages gestorben. — Dies , , Dem wissenschaftlichen Assistenten Dr,-Ing. Hans David B r o ' ch aus Berlin ist die Lehrberechtigung für das Fach der gesaw,, ' Fertigungslehre m der Mechanischen Abteilung der Teck n-ich Hochschule zu Dresden erleilt worden. — Marbur Philosoph an der Universität Marburg, Paul Natorp. ist Sonntag im Alter von 70 Jahren gestorben. X Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin, In der Angelegenheit des Seminars für Orientalische Sprache:» öit jüngst der Preußische Landtag endgültigen Beschluß oeö-'i. Unter Ablehnung des Planes des Unterrichtsministeriums, nuch welchem das Seminar an die Berliner Universi.nt onfgeleilt werden sollte, wurde enlspreckiend den Anträgen des Honvkous- schusses mit starker Mehrheit beschlossen, das Oriental,icke Se minar als besonderes Institut in seinem Bestand» n erhalten dergestalt, daß es bei der künftigen Errichtung e'.'.er Anslandshochschulr als Grundlage dienen kann, und ive er, dun Institut eine kollegiale Verfassung zu geben. So wird die Hoch schule weiter und noch mehr als bisher den deutschen Auslands- intercsten wichtige Dienst, leisten können. Das Emmerick-IubllSum. Die Siadt Dülmen rüstet sich, den 150. Geburtstag der gottsel, A, K, Emmerick am 7. September festlich zu begehen. An Sielen» Tage wird vormit- tags in der Pfarrkirche ein feierliche« Levftcnamt zur Erstehung baldiger Seligsprechung gelesen. Mittags findet eine historische Führung der Pilger zu den denkwürdigen Orten statt, di« im Leben A. K. Emmerick» ein« Noll« spielten. Nachmittags wird im größten Saale der Stadt eine große E m m e r > ck - K u n d« gebung erfolgen, für di« der Iesuitenpater Sedler aus Essen als Redner gewonnen ist. Den Beschluß der Feier bildet abend« ein« Illumination der Stadt und des Emmerich-Grabes. Ka tholiken, die an der Tmuxrick-Feier teil nehmen wollen, mögen sich ziveck, Unterbringung wenden an den Emmerickbund Dül men. AI« willkommen« Gab, zum Jubiläum empfehlen wir den Bezug de« neuen Ennnerickbuche, „Die Herrgottsleele", welche» der Buchversond A. Adel. Dülmen t. W.. gegen Einsendung voq 4 Mark überallhin versendet.