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Sächsische Volkszeitung : 20.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240820
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-20
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.08.1924
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Mittwoch, den 20. August 1924 Nr. IStz. Selt«^ 8ü!ekMM WMer MM I. Lugano. 15. August. (Eigener Bericht.) ., Ter 4. internationale katholische Kongreß, der unter dem Ehreuvorsilzc des H. H. Bischofs Msgre. Bacciarini in Lugano vom 18. bis 20. August tagt, wurde mit einer feierlichen Ponti- fikalmesse in der Kathedralkirche von S. Lorenze eingeleitet. In einer begeisternden Ansprache betonte Msgre. Baxciarini die große Bedeutung des Kongresses und H. H. Konviktsdirektor Dr. Mack (Luxemburgs sprach in einer deutsch-sranzäsischen Predigt über die Notwendigkeit der katholischen Friedensarbeit im Interesse der Menschl-eit und der Kirche. Hierauf folgte unter Anwesenheit von ca. 250 Teilneh mern aus 20 verschiedenen Staaten und Vertretern weltlicher und kirchlicher Behörden von Lugano die feierliche Er os f n u g s s i tz u n g im großen Festsaale des Rathauses. Nachdem Msgre. Antognini als Präsident des lokalen Organisalionskomitees die erschienenen Gäste und Teilnehmer begrüßt hatte, erösfnete Professor Arnold, Zug. im Namen der internationalen katholischen Liga den Kongreß. Msgre. Bacciarini gab unter großer Begeisterung des Kongresses das bereits vor mehreren Tagen eingelausene Telegramm Sr. Heiligkeit Papst Pius Xl. bekannt: „Der Heilige Vater dankt für Ihre im Namen der Leitung der internationalen katholischen Liga sür den Frieden ausgesprochene Huldigung. Se. Heilig keit. dem alle Bestrebungen am Herzen liegen, die den Frieden Christi im Reiche Christi Hersteilen wollen, segnet mit väter lichem Wohlwollen den Kongreß, der dieses Programm sich zum Ziele gesetzt hat. Kardinal Casparri". Die anschließenden Wahlen hatten folgendes Ergebnis: Als Präsidenten des Gesamtkongresses wurden gewählt: Comte de Noaillat, President der Societe d» Regne social du Christ in Paray-le-Monial, Frankreich, Monsignore Montero, Direktor des Pressewerkes „Ora et Labora", Secilla Msgre. Antognini, Präsident des Lokalkomitees in Lugano, Universitätsprofessor Dc. G. Ebers in Köln, Mr. Eppstein, Präsident des englischen Komitees für internationale Zusammenarbeit der Katholiken, Reading, England, als geschästssührender Präsident, Professor W. Arnold, Zug, als Kongrehaktuar, Domkapitular Dr. Nik. Pfeiffer aus Kaschau, als Generalsekretär, K. Mayr, Zug. Als Präsidenten der Fachkonserenzen: Pressekonferenz: -H. H. Don Ernesto Vercesi, Mailand, Rechtsanwalt Dr. Doka, Zürich, Rev. P. Pechenino, Pisa: Konferenz sür Völkerrecht: Msgre. Dr. Pfeiffer, Kaschau, H. H. Konviktsdirektor Dr. Mack, Luxemburg, Chan. Dr. Nosolini, Portugal; Konferenz der Leh rer: Dr. Fabrizzi, Florenz, Stadtschulrat Dr. Weigl, Amberg, Abbe van Porten; Konferenz der Jugend: Abbe Flajolett, Tur- coing, Frankreich, Hanns Sappl, Generalsekretär, München; Konferenz der Frauen: Frau Noaillat, Paray-le-Monial, Gräfin Falkenhayn, Rom, Frau Dr. Proczek, Warschau: Konferenz der Kaufleute: Dr. Reyod, Budapest, Professor Arnold, Zug; Klerus- konserenz: Monsignore Orlandi, Pisa, H. H. Dr. Ehrenfried, Eichstätt, H. H. Dr. Grüner, Prag; Konferenz sür Esperanto: Dr. Hinsenkamp, Essen, H. H. Professor Carolfi, Cortemaggiore. Hierauf begrüßte Herr Reg.-Rat Gä. Cattori im Namen der Regierung des Kantons Tessin und Herr Stadtrat G. Bor- doni im Namen der Stadt Lugano den Kongreß. Sodann kam eine große Anzahl von Begrüßungsschreiben hoher Kirchenfürsten und zahlreicher Organisationen aus den verschiedensten Län dern zur Verlesung, z. B. von Kardinal Lafontaine, Venedig, Kardinal Massi, Pisa, Kardinal Gaylieri, Kardinal Sily usw. Zum Schlüsse begrüßten Vertreter der einzelnen Länder und verschiedener Organisationen den Kongreß, z. B. Msgre. Epp stein. England, der ein überaus herzliches Begrüßungsschreiben Sr. Eminenz Kardinal Bourne zur Verlesung brachte, Lte de Noaillat. der im Namen der französischen Delegation besonders darauf hinwies, daß die Wiedererneuerung des sozialen Königstums Christi der einigende Punkt für die Katho liken der verschiedenen Länder sei. Als Vertreter der Bischöfe der Slowakei, Kanonikus Dr. Szücsy aus Preßburg, Msgre. Montero Sevilla, übcrbrachte als Vertreter der spanischen Dele gation die Segenswünsche Sr. E. des Kardinals von Toledo, des Erzbischofs von Sevilla und des Bischofs von Barcelona. Für Deutschland sprach H. H. Pater Stratmann, Köln, und brachte insbesondere die große Friedenssehnsucht des deutschen Volkes zum Ausdruck. Außerdem iibevbrachten noch Begrüßun gen Rechtsanwalt Doka für die Schweiz, Redakteur Artz für Holland, Frl. Dr. Prozek für Polen, Rev. P. Carolfi für Ita lien, Gräfin G. Walterskirchen sür Oesterreich, H. H. Dr. Mack sür Luxemburg usw. Mit dem bischöflichen Segen, den Msgre. Bacciarini den Anwesenden erteilte, schloß die äußerst interessant verlaufene Sitzung Rüster (Bonn). (Fortsetzung folgt.) Diözesansynode in Fulda Im Tom und im Priesterseminar zu Fulda fand vom 5. bis 7. August die im Codex Juris Canonici jetzt für wenigstens alle 10 Jahre vorgesehene Diözesansynode des ViStumS Fnlda statt Von den einberufenen 84 Synodalen waren fünf wegen Krankheit Alter usw. dispensiert, 79 Priester waren um den Obcrhirten zu ernster Arbeit versammelt. Jeden Morgen fand um 8 Uhr im Dom Pontifikalamt statt. Bischof Dr. Schmitt erössnete persönlich die Synode als die erst« Diözesansynode seit der Erhebung der ehemaligen Fürstabtei zum Bistum (1752) und übergab dann die Leitung der Verhandlungen Herrn Domkapitu lar Dr. Lcimbach als dem Promotor Synodi. Die VeratungS- Am 17. August fand in Zittau die Landestagung der säch sischen Windthorstbunde statt. Der eigentlichen Tagung voraus gegangen war ein Kursus, der einem kleinen Kreis von Teil nehmern Gelegenheit bot, sich über die großen grundsätzlichen Ge danken der Zentrumspartei und über die brennenden politischen Tagesfragen auszusprechen. Di« Leitung des Kursus hatte an Stelle des Generalsekretärs der Windthorstbunde Dr. Krone, der durch Krankheit am Erscheinen verhindert war, der General sekretär der sächsischen Zentru-mspartei Dr. Dedczhk über nommen. An sein Referat über das Wesen der Zentrumspartei, das am Freitagfrüh gehalten wurde, knüpfte sich eine Aussprache an, die die Nachmittagsstunden füllte. Am Freitagabend halte der Windthorstbund Zittau die Ortsgruppe der Zentrumspartci zu einem Ausspracheabend eingeladen, auch Vertreter verschiedener Standesvcreine waren erschieiren. Die Anssprache leitete Generalsekretär Dr. Desczhk ein, indem er von oem Stand der Londoner Konferenz ausgehend auf die großen Probleme hinwies, die uns heute beschäftigen: DaS Transfer problem, die Frage der militärischen Räumung, die Frage der Schutzzollpolitik, die Möglichkeit einer Zweidrittelmehrheit im Reichstage und die Möglichkeit der Bildung eines Bürgcrblockcs. Die Diskussion, di« sich an diese einleitenden Worte anknüpste, setzte sich mit den erwähnten Fragen auseinander und erörterte n. a. noch die Möglichkeit eines Eintrittes Deutschlands in den Völkerbund und die Forderungen nach Kolonien, die in letzter Zeit von deutscher Seite erhoben worden sind. Am Sonnabend fand eine Vertretersitzung statt, in der der Landesvorsitzende der Windthorstbunde, Karisch, Pirna, sowie die Herren Grütze, Schirgiswalde und Dorn, Dresden über den Stand der Bewegung berichteten und über die Meinungs verschiedenheiten, die sich in der Zeit der lebten Wahl ergeben batten. Die Aussprache, die sich an diese Referate anknnpftc, führte zu einer völligen Klärung. Als Ergebnis dieser Sitzung darf bezeichnet werden, daß man nach Erledigung der Mißver ständnisse und Fehler in der Vergangenheit, Wege zu neuer positiven Arbeit gefunden hat. Die Abendstunden des Sonnabends brachten eine Begrüßungsfeier in den Räumen der Libelle, in der Herr Kahl, Zittau, die Ansprache hielt. Er stellte drei große deutsche Staatsmänner Heinrich II., Friedrich den Großen und Bismarck nebeneinander und zeigte durch den Ver gleich des mittelalterlichen Kaisers mit den beiden letzteren, wie wir uns daS Ideal eines christlichen Staatsmannes vorstellcn. Im weiteren Verlaufe des Abends bot das künstlerisch« Personal der Libelle eine Reihe von Vorträgen. Mitglieder deS Windthorst- bundes Zittau trugen ebenfalls zur Unterhaltung ihrer Gäste bei. Die Feier wurde nach einer Ansprache des Landesvorsitzenden Karisch mit dem Gesänge des Deutschlandsliedes beendet. Zu der Haupttagung am Sonntag waren Vertreter fast aller sächsischen Windhorstbunde erschienen, außerdem eine vom Windthorstbund Görlitz abgesandte Gruvpe. Mitglieder der Zen trumsortsgruppe Zittau waren zahlreich erschienen. Herr Dorn, gegenstände die schon in sieben Kommissionen vorbereitet waren, wurden jedesmal von den Referenten dieser Kommissionen zur Beratung vorgelegt. Es behandelten: 1. Regens Prof. Dr. Koch, Vorbildung, Ausbildung und Fortbildung des Diözesanklerus; 2. Dechant Ley-Hünfeld Die priesterliche Sclbstheiligung, das Decorum Clericale, die Konfraternität; 3. Pfarrer Pfeifer-Groß- auL-im Die Sorge für den standesgemäßen Unterhalt des Klerus; 4. Domkapitular Dr. Leimbach Die Verwaltung des kirchlichen Lehramtes; 5. Dompfarrer Schüler Gottesdienst und Sakramenten- cmpfang, Kirchengesang und kirchliche Kunst; 6. Domkapitular Dr. Thielcmann Die neuzeitlichen Gefahren sür das christliche Leben und die besonderen Mittel der Seelsorge; 7. Domkapitular Günther Amts, und Verwaltungsfragen. Zu der feierlichen Schlußandacht im Dom hatten sich Tausende von Gläubigen der Stadt und der Diözese emgefunden. Die ergreifende Predigt des Bischofs und die feierliche Weihe an das heiligste Herz Jesu werden allen Teilnehmern unvergeßlich sein. Dann zogen die Synodalen nochmals in Prozession hinab in die Gruft des hl. BonifatiuS, um am Grabe unseres Glaubensvaters, wo sie sich schon den Segen für die Beratungen erfleht hatten, nun auch Mut und Kraft zu schöpfen, all das in die Tat umzusetzen, was die wertvollen Verhandlungen ergeben hatten. Kumor Amerikanischer Äumor Im Kreuzverhör. Ter Verteidiger zum Zeugen: Also Sie sagen selbst, daß der Bretterzaun acht Fuß hoch war, und Sie standen unten au, dem Erdboden — nicht auf einer Leiter oder etwas Achn- lichem? Zeuge: Nein, auf dem Erdboden. Verteidiger: Wollen Sie uns dann erklären, wie Sie, kaum fünf Fuß hoch, gesehen haben willen, was der Angeklagte hinter oem Zaun tat? Zeuge: Jawohl, es war ein Loch im Vrcttörzann. Eine alte Erfahrung. Tie besten Gesetze sind die, die nie beschlossen werde,,. Andere Zeiten. In den guten alten Zeiten der Ritterlichkeit, standen die Herren auf, um den Damen ihren Platz anzubieten — aber freilich gab cs damals noch keine Straßenbahnen! Dresden, leitete die Versammlung. Alz erster Referent sprach Generalsekretär Dr. Dcsczyt über die st aal »politisch« Einstellung der Zentrumspartei. Ec skizzierte d'e Entwicklung, der politischen Gliederung unseres Volkes von der Gemein-Frcihcit über den Lehnstaat zum Ständestaat. Di« Heu-, tigen bürgerlichen Parteien sind Erscheinungen, der bürgerlichen Staatsordnung, die sich im 19. Jahrhundert in Deutschland gegen den alten Ständestaat durchgesetzt hat. Der Referent verglich die Entwicklung der deutschen Parteien mit jener des englischen Parlaments. Er wies darauf hin, daß heute in allen parlamen tarisch regierten Ländern eine Opposition in das Parlament ein» dringt, die das Parlament und die bürgerliche Staatsordnung überhaupt beseitigen will. Diese Entwickelung bringt es dahin, daß in allen Parlamenten nicht mehr eine einzelne Partei maß gebend wird, sondern eine geistige Einstellung in der sich mehrere Parteien zusammenfinden. Träger dieses entscheidenden Gedan kens ist di« Ze n t r u m S p a r t e i, die in ihrer staatspolitischen Einstellung an den Neichsgedanken des Mittelalters anknüpft und in ihrer wirtschaftspolitischen Einstellung den Ausgleich der Gegensätze durch eine Zusammenarbeit mit christlichem Geiste erzielen will. Dabei stellt die Partei bewußt ihre Sondcrintcr- cssen hinter den Interessen des Staates und des Volkes zurück. Die letzte Wahl hat bewiesen, daß im Volke Verständnis für diese staatspolitische Einstellung herrscht und die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, daß den Trägern dieser staatspolitischen Ein stellung immer wieder die Führung im Reichstage zufallen muß. Der Landesvorsikende der sächsischen Windthorstbunde Karisch, Pirna, sprach im Anschluß daran über den geistigen Inhalt der Windihorstbundbewegung. Nachdem er kurz die Entwickelung dee Windthorstbunde in den letzten Jabren gezeichnet hatte, führte er aus: Den Inhalt unsere? Verhältnisses zur Partei auf eine allessagende Formel zu bringen, ist nicht möglich. Aufgabe der Windthorstbunde ist die Vermittlung politischer Bildung, ist poli tische Willensformung. Der Einzelne im Bund soll nicht ergeben nachdenkend hinnehmen, sondern selbständig kritisch in allem zur Erfassung der Zentrumspolitik Vordringen. Unsere Bunde machen keine Politik, sind keine maßgebenden ZentrumSorganisalionen, sie sind in erster Linie zu geistigem Durchringen gebildete Ge meinschaftsgruppen. Wahrheit und Klarheit wollen wir — eine klare politische Linie. Unser Ziel ist, eine geistige Erneuerung der deutschen Politik. Die Führer und Sprecher der Bunde sollen in der Partei und in der Presse unser Wollen auswirken. Der Erfolg unsrer Erneuerungsbewegung beruht auf der aktiven Tätigkeit der Jungen in der Partei. Die äußere Organisation der Windthorstbunde entspricht dieser Freiheit der geistigen Einstellung in der Partei. Nach den Referaten dankte der Leiter der Versammlung allen, di« zum Gelingen der Tagung beigetragen haben, mit herzliche,, Worten. Es ist zu erwarten, daß alle Teilnehmer der Tagung unvergeßliche Eindrücke und Anregungen zu neuer Arbeit von Zittau mitgenommen haben. Das Schwierigste. Unsere Generation kann Auto fahren, mit Flugzeugen fliegen, per Radio sprechen und n'ch viel andere Dinge mehr. Abc, es ist nicht so sicher, ob sie auch Kinder erziehen kann. A»S der Kinderstube. „Du, Mutti, die Erna nimmt immer das Tierbilderbnck, und schimpft mich draus I" « Anerkennung. „Wie denken Sie eigentlich über unseren Stanimtiich- genossen, den Meyer?" „Oh, — der ist hochbegabt! Mit nichts hat er angefangen, uno jetzt hat er bereits 200 000 Mark — Schulden!" (Ulk) Im Atelier. Modell zum Maler: „Muß ich bei der nächsten Sitzung wieder stehen?" „Nein, da geb' ich Ihnen eine Stellung, wo Sie sitze» können." N. Unter Tagedieben. . „Warum so stolz?" „ne Polizeistrafe von zwanzig Mark abgesessen... das erste selbstverdiente Geld!" Bestraft. Chef: Meine Dame, diesen Stoff kann ich Ihnen sehr empfehlen. Er kostet nur zwei Mark das Meter. Arrogante Käuferin (ungehalten): Was fällt Ihnen ein? Sehe ich aus, als ob ich Zwcimarkware kaufe? Chef: Entschuldigen Sie. Die billigeren Sachen finden Sie am nächsten Tisch. „Woher hast du denn die vielen Runzeln im Gesicht. OiOe!?" „Vom Aerger." „Worüber ärgerst du dich denn so?" lieber die Runzeln." Onkel: Was willst du einmal werden? Fritz: Fischer. Onkel (verächtlich): Warum ein Fischer? Fritz: Ich Hab' schon oft zugesehen und finde, daß es di« meiste Aehnlichkeit mit Nichtstun hat. krimemm »IIS im Zeiligeil Me 1« Im 2. Bande seines Werkes „An dev Schwelle des Vatikans" erzählt Kommissar Manfroni, der von der italienischen Negierung seit dem Jahre 1870 im Borgo — gegen über dem Vatikan — als Polizeikonimissar angestellt war, seine Erinnerungen aus dem Jubeljahre 1900, die angesichts oer bevorstehenden Festlichkeiten des Anno Santo hier Erwähnung finden mögen. Manfroni, der die zu erwartende Pilgerschar auf erne halbe Million schätzt, was, auf zwölf Monate verteilt, keine bedeutende Zahl nnsmachen würbe, befürchtete Unordnun gen, wenn diese Masse sich in wenig Wochen zusammendrängt«, und wenn sich unter den Italienern und mehr noch unter den AnSlänkfern unruhige und aufgeregte Köpfe zeigen würden. „Da her die Notwendigkeit von seiten unserer Regierung," so schreibt er lnntürlich in liberalem Sinne), „sich mit den politischen Be>- hördcn des Auslandes auf Grundlage meiner Berichts inS Ein vernehmen zu setzen. Daher die Norwenoigkeit genauer und streng einzuhaltender Vorschriften, die, ohne die religiöse Freiheit zu verletzen, dazu dienen sollten, mehr oder weniger freiwillige Aufwiegelungen und reaktionäre Handlungen zu unterdrücken." Daß der Vatikan auf manche Aeußcrlichkeiten, die im letzten Jubel jahre (1825) noch am Platze waren, verzichten müsse, wie: össcntliche Prozessionen mit Absingung von Liedern und Psalmen uno dergleichen, dafür habe man „n Vikariat und in der Starts- fekrctarie Verständnis gehabt. Kurz vor der am 24. Dezember 1899 stattgefundenen Er öffnung oes Heiligen Jahre-, verbreitete sich da» Gerücht, die Rauheit oer Jahreszeit, die ziemlich kalte Vorhalle von St. Peter, worin sich oer Festakt abspielt, da» hohe Alter des Ponti fex und seine Physische Schwäche hätten die «erzte veranlaßt, sich resolut dagegen cmszusprechen, baß die Funktion von Leo Xlll. vorgenommen werde; dem Papste wuroe angeraten, sich durch einen Kardinal vertreten zu lassen. Ter Hl. Vater aber zeigte sich un beugsam und verlangte Einstellung jeglicher Opposition. Wir er fahren, daß seine Dienerschaft sehr besorgt und von Furcht erfüllt war, und daß unzählige Vorsichtsmaßregeln für den nicht un wahrscheinlichen Fall des Eintritts einer Ohnmacht, eines plötz lichen Unwohlseins während der Zeremonie getroffen worden seien. Das habe zu einigen Abänderungen, was Anordnung und Verteilung der Einladungen und infolgedessen a»ch, was die außer halb der Peterskirche geltenden Verfügungen des Polizeikommissars angingen, geführt» die sich schon an und für sich schwierig gestalteten, da dem Ritus gemäß die Kirche so lange leer bleiben mußte, bis der Papst mit dem ganzen Hofstaat durch das ge öffnete Heilige Tor eingetreten war. War dies geschehen, so durften die draußen harrenden Pilger, Eingeladenen oder die mit Einlaßkarten versehenen Römer nur vurch die Sakristei in die Peterskirche hineingehen. Alles ging zur größten Zu friedenheit der Vorgesetzten Manfronis, oie ihm eine Menge Soldaten zur Verfügung gestellt hatten, von statten. Aus dem Buche erfahren wir ferner die in den verschiede nen Monaten des Heiligen Jahres stattgehabten Empfänge durch den Papst und die Zahl der Pilger, die daran teilgenommen haben; so hatten sich z. B. im Mai bei 6 Funktionen in St. Peter 130000, bei der Kanonisation am 27. Mai mindestens 70 000 Personen eingefunden. „Es war die» der arbeitsamste und unangenehmste Monat, denn die Pilger einer gewissen Nation (gemeint sind die Franzosen) zeigten sich wie gewöhnlich etwas aufgeregt und manche durch ihre Intoleranz hervorgerufenen Zwischenfälle waren alle» andere al» erfreulich." Ten beiden Seligsprechungen im Juni wohnten ungefähr 70 000 Pilger bei. Trotz der heißen Jahreszeit nahmen die Empfänge ihren Fort- gang, wenn auch die Zahl der auswärtigen Pilger bedeutend abgenommen hatte. Im Juli flieg Leo XIII. in Begleitung der Kardinäle, seine» Hofstaate» und vieler Bewohner de» Vati kan» dreimal in die Basilika hinab, um den Jubelablaß zu gewinnen; er gab in den vatikanischen Gemächern drei Empfänge, zu denen die katholischen Vereine und Pfarrkomitee» von Rom Zutritt hatten. Selbst in den Augusttagen betete der Papst zweimal am Grabe des hl. Petrus; an einem Empfange in der Basilika hatten sich 15 000 Pilger beteiligt. Die herbstliche Frische und die baldige Schließung de» Anno Santo rief wieder eine stattliche Zahl von Gläubigen uacy Rom; nach Manfronis Berechnung hatten im Monat Sep tember über eine halbe Million Personen den Petersdom be sucht. Ein ganz gewaltiger Andrang herrschte bei Ausstel« stellung der großen Reliquien, was sich an verichie- denen Tagen wiederholte, aber namentlich bei der vom Papste am Bigiltage vor Weihnachten vorgenonimenen Schließung der Heiligen Pforte wogte eine derartige ungeheure Menschenmenge aus dem weiten Petersplatze, wie sie der Polizeikommissar vorher nie gesehen hatte. Manfroni berichtet auch, daß er bei dieser Gelegenheit einen mit seinem Namen versehenen Ziegelstein in die Heilige Pforte habe mit elnmaueru lassen. Es sei die», s» schreibt er, oie einzige Genugtuung gewesen, die ihm die an strengend Arbeit jenes Jahre» einbrachte, das für ihn ein Jahr beständiger Sorge und schwerer Verantwortlichkeit gewesen sei. Nach seinen Schätzungen dürften den Empfängen im Heiligen: Jahre mindestens 1300 000 Personen beigewohnt haben, wo von etwa 4M OM auswärtige Pilger gewesen seien. Bon letzteren wurden ungefähr 50000 auf Kosten de» Vatikans beherbergt uno 18 OM dürften auch freie Verpflegung genossen haben. Zum Schluß erfahren wir noch, daß auch die Königin Marghccika an drei verschiedenen Tagen während der ersten Morgenstunden in strengem Inkognito oie Basilika des hl. Petrus besucht hat, um den Jubelablaß zu gewinnen. Auch hatte sich die Kunde verbreitet, oaß König Humbert im geheimen am Jubiläum teilgenommen habe, und daß für ihn infoge privater Verhand lungen zwischen Quirinal und der Kurte durch Vermittln!,, eine» Prälaten die allen Gläubigen auferlegten Pflichten besonder» reduziert worden seien. E. Kappemberq. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohm ann, DreSdch*
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