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Nummer S0 — 28. Jahrgang »»chrini »»»' w»»rx«I. «N »« «NnNe. »r««i»dril-,en .Di, «Al- >«» Kür nn-er, Nemen 0«««»' >owlr den rerldetlnae« ,». P«,na.B>a>!- .pui^e>->n>ma >,nd »Men- .Dir Wen de, 8«»' ,N«r,iNcdee >!»iaeder- Da« ante Bind- .NNmrnnd. Mau'. MonailNdr, Ve,»a«dr»» « Ml. »In><bl. BeNeNarld. NA«,«,»,»me, I» < Sonnabend, u. Sonntaannwme, !tt» Z. HandttchrNtteN»-- D». Dresden. Donnerstag» 28. Februar »92» ve»l»,S»r«» »r««»e» «»,r«a««»rra«, Dir lae'naitrn» V»l»«en» »» z -ZamiNe». »n-eiaen n.Tiellenaennd» Die BelNreNaine-elle -imn» dren I -» ailr «»«eiaen »„Prrd-Id de« B»rdrrm,„q«ned>el»S <» S »le BeiiireNamereile Brieiaed. ^«i z ^mZulle HSberer «en>»n eetNid' »de verbind'»»« mil ei»'eri,»a owte Eijüilmi i n »l,>>»ia»n.«l„»eäarn u. e»M,m, d klbadeneriatz. «ei«riltti-» De« ««», Dresden. I»,ia,at»SftrlIe. Denn n.>verla»: >«erm»n,a ei^c«. Ii>r Berlaa nnd Drnserei NNiale Dresden. Dresden.«. I. BoNerllrnpeN. iD»n>r»>üIniL. Boluwrikionio Dresden »W1 Bantto-Nn S»>>d«d«n' Dresden ->r «Nt« Für christliche Politik und Kultur Nednktla« »er SäNiNIOiea >v»lkSrel»«na LreSden-HNlllad l BoNerstrape II. gerinn 2MII und ?INI2. Das Orakel -er Dolksparlei Eine Entschlietzung, ln der das Welenkliche unausgesprochen bleibt Kampf um Gesinnungsfreiheil Jur innerpottltjchen Lage in Oeslerresch Keine Kalbheilen t Berlin, 27. Februar. Im Nkninorstwl des Hotels Esplanade l^ai «estern. wie schon berichtet, der Zentralvorstand derDeutschen Volks. Partei eine Sißunz alweßaltcn, in der die Fra,ze der Rezie- rnnnsilmblldnnz beraten wurde. Nach längerer Ilussprache, die durch ein Referat -cs Parlcworsiheiideu, Rcichsanßenministers Dr. Str« scma » n , ciugelcitet ivurde, nahm der Zeiilraivorstaud sol- gcnde Entschließ» »q an: „Der Zentralvorstand der Deutschen Bollspartri billigt die Haltung der preußischen LandtagSsraktion und der ReichStagSlrat- lion in de, Koalitioiiüfrape. Der Zentralvorstand ist der Ansicht, daß eine fraktionell gebundene Regierung der Große» Koalition nur dann erfolgreich wirken kann, wenn aus staatSpolitisch>e» Grün de» der gleiche Zustand i» Preußen gleichfalls geschossen wird. Ter Zentralvorstand wird infolgedessen nach Beendigung der N ev « r a t i o n ö v e r l, a n d l « n g e n in Paris unter Anfrecht- rrbaitung seines Beschlusses zur »nalitionsfrage vom November 1923 erneut Stellung zu der politischen Lage nehmen, um die gleichartige Bildung der Koalition im Reich und i u Preußen zu erreichen. Der Zeutralvoistaud weiß sich angesichts der lleberlastung dcS deutschen Volkes mit Steuern und anderen Lasten, die das Maß des Erträglichen bereits überschritte» haben, einig mit der Reichs- tagSsra'tion, daß die Belastung aller Erwcrbsstände nicht weiter gesteigert werden darf, dann aber rasch nnd fühibar gesenkt werden inuß. Ebenso notwendig ist die Inangriffnahme einer nnifasieiiden Reichs- und Verwaltiingsrcform und die Weiterversolgnng der ver fassungsrechtlichen Anträge der Nrichstagssraktioii." » Diese Entschließung Ist in der Sprache der Dei'pl,liehen Orakel- priichc «bgejaßt. Cs scheint sehr schwer zu sein, sich n der deutschen Sprache unmißverständlich aus- -udrücken, wenn er sich darum handelt, einen politischen Fehler wieder gut zu wachen. Die par- teiofsiziö'e ..Natioiialliberale Korrespondenz" bat denn auch die Notwendigkeit empinnden, daz rätselhaste Orakel des Zcutraloor- pandes zu deulcn, sie schreibt: „Der Zcntra,Vorstand beschränkt sich Dicht auf die Erklärung, dos; eine fraktionell gebundene Regierung her Großen Koalition nur dann Erfolg versprechen kan», wen» der gleiche Zustand in Preußen gcsclmfen wird, sondern läßt auS dem Verantwortungsgefühl heraus, da sih» beseelt, der Reichstagssoak- kion die Freiheit, die sie haben muß, um eine siaalSpolitischc ReparationS-, Steuer- und Finauzpoliilk treiben zu können. Nach Beendigung der Rcparalloiisverhandluugen in Paris wird der Zentralvorstand unter Anircchtcrhallung seines Beschlusses zur Kaalitionssrage vom ^November 1928 erneut zur politischen Lage Steilung nehmen." Van dieser Freiheit sieht allerdings in der Entschließung kein Wort. TaS, was die Entschließung wirklich besagen soll, kann also nur daraus geschloffen werden, daß das Gegenteil davon nicht in der Entschließung darin siebt. Ten Mut, die Notwendigkeit des Rückzuges aus einer uuhalibare» Position zu bciennen, hat die Deutsche VoltSpartei nicht gehabt. Das Z e» t r n m wird daher in Ruße abivarien können, welche Schritte die Rcichstagssraktion der Deutschen Voiksparlei seht »»tornimmt. An einer Koalition, die von vorubcreiu befristet geschloffen wird, bat das Zentrum kein Interesse. Es liegt auf der Hand, daß bei einem etnxiiee» wenig erfreulichen Ausgang der Pariser Verhandlungen die Deutsche Volkspartci die heutige Ein schließung begnem als Vorivand nehme» könnte, um mit guter Art die Verantwortung von sich abzusebieben. Zn d escr Befürchtung kommt die Tatsache, daß die Entschließung des Zenlralvorst.nides lnno das stehi nun sehr deutlich drin!) fraktionelle sach liche B indungen vorläufig nicht eingcben will. TaS hieße: Tie Politik der Agitatioiisaiiträge im Plenum des Reichstages soll auch bei den kommenden Stenerberalungc» fortgesetzt werden. Daß das Zentrum so töricht sein könnte, eine Koalition ohne solche frak tionellen Bindungen milzuwachcn. hält selbst die volkspartciliche Presse nicht für möglich, so schreibt der ..Dresdner Anzeiger" <Nr. 98): „Es ist durchaus denkbar, daß das Zentrum sich an einer so'cben Negierung nur beteiligen will, wenn die heute vom Zcnlral- vorstand abgelehnten fraktionellen Bindungen eingcgaiigen werden. . . . Wenn der Polkspartei an der Durchsetzung ihrer sachliche» Forderungen in erster Linie gelegen ist. so wird cs auch die Mittel hierzu, also möglicherweise eine sraktioncll gebundene Koalition, nicht gänzlich von der Hand weisen können." Warte» wir also ab. wie die veranlwortunosbewiißten Kreise um Dr. Siresemaiin ihren innerhalb der Dciiischen Volkspartci er- rnnaciicii halben Erfolg im Reichstag ansnupen werden. Die Rcichstagssraktion des Zentrums aber wird sich bewußt sein, daß gegenüber den liberalen Künsten der Taktik sich nur eins alz er folgreich erwiesen hat: FestigkeiI. Die lahmen Dementis „Alrechkfch Dagb!ad" will DeweNe für die Echkhett des MiMärpaKks besitzen Amsterdam, 27. Februar. Das Utrcchtsch Dagblad nimmt in einem an erster Stelle verösseiillichtcn Leitartibel zu dem belgischen nnd dem fran zösischen Dementi wie folgt Stellung: „Wer. wie wir. das authentische Stück mit eigene» Augen gesehen bat, bann für jedes erdenkliche Dementi nur ein Achselzucken übrig baden." Die belgische Erklärung war in einem Ton abgefaßt, wie er .zaghafter nicht mehr gedacht werden kann. Es wurden darin nur Mitteilungen gemacht, die bereits jeder wußte. Wenn darin ausgesührt wird, daß die Interpretationen „naturgemäß gehRm" seien, so antworten wir. daß dies — ,znm Glück für Holland — nun eben nicht mehr der Fall ist In dem fran zösischen Dementi wird — worauf man aufmerksam machen muß — nicht von falschen Dokumenten, sondern nur von .chocuments apocrpphes" gesprochen. Dieser Ausdruck schließ! auch die Möglichkeit mit ein. daß die Dokumente echt sind. Das französische Dement! ist außerdem nicht einmal kategorisch gekeilten, sondern läßt perschiedene Möglichkeiten offen. Eigentlich sagt die französische Regierung dasselbe wie das Utrechtsch Dagblad, nur schweigt die französische Regierung über das. worauf es eigentlich ankommt, nämlich über die Intervretationen. Was schließlich das englische Dementi betrifft, so deckt sich dieses nicht einmal mit dem. ivas wir be hauptet haben. Das Dementi ha. nur van einem Abkommen gesprochen, nämlich von der in den Artikeln 1 und 5 der Inter pretationen angefnkiten Uebereiiikniift vom 7. Juli 1927, von der wir wissen, daß sie von England noch nicht ratifiziert worden ist. Das Blatt kündigt dann an, daß es ans diesen Punkt seiner Entbüllungen nock näber rnrückkammen werde, betont nochmals, daß es sehr bestimmte Garantien für die EchGeit der v-rölfentlichten Dokumente befGe u»d fordert die b-trekienden Nealernnsen w"nn sie Re R'cht'akekt der PeröKentlichnn- aen des Utrechllch Dagblad in Zweifel Pichen walt-n. dann, doch den über diel« Angelegenheit ausaebrelteten Sck'eier des M-kieimnlstes »u lüsten und ihrerseits die richtigen Dokumente bestanntzugeben. Brüssel. 27. Februar. In Deantworiung ziveier Anfragen über die Veröffent lichung des Utrcchtsch Dagblad. deren Dringlichkeit von der Kammer beschlossen worden war, erklärte Minister de» Aus wärtigen Hpma n >' v.ngeb!:che Dokument sei von einem Blatt wiedergegep vn -.io», aas wegen seiner feindlichen Ein stcliung gegenüb ,ien bekaniil sei. Das Dokument sei eine Fälsch mg. > ' Echg eit sei bereits von der br'g'schen sowie von der h chen Rea'erun.z entlchieden in Slbrede gestellt worden. sägt: Kinzu. er Hobe vor dem nieder ländischen Gesai oieses D menii wiederholt. Er legte dann dar. daß die d das A'v. mimen mit Frankreich bedingte militärische L>" elgiens dem Vertrag von Locarno ent- svrcche. denn d! ^Ihkominon sehe nur einen nnprcmozierten Angriff seitens ichlanchs vor. trage rein deienliven Eha rakter und vn in keiner Weise gegen de» Bölkerbimds- pakt. Das fr, lck belgisch« Slbkommen sei durch Ab machungen scheu den Ge n e ra l st nb e n vervoll ständigt, die sic r a n f d i e V e r te id ig n n g d e s L a n- des bezögen. gefälschte. Dokument bezwecke nur. bessere Beziehungen z n 2l«Igieii und seinem nördlichen Nachbarn zu verhindern. - niede ändische Blatt habe ein non einem Verbrecher ab es Seiiriftslück ohne jede Kontrolle über nommen. Der Erk ' n des NÜnisters schloß sich eine länaere Debatte an. ck.üch wurde ein von Bandevvvcrc. Vander- vcld« und M eingebrachter Antrag, der folgendermaßen lautet: .Die »er billigt die Erklärungen der Regierung, schließt fick d m ihr erhobenen Protest on und geht zur Tagesordnnw er", nachdem ikin die 9'riorilät zugo- büiigt morde ' . durch Erbeben von den Plätzen fast ein- slimnng aniie > »„ (gegen den Antrag stimmten nur -1 Ab geordnete de onikämpser und ein Kommunist. Paris, 27. Februar. Nach e > Meldung des Haager Korrespondenten des „Petit Paris »" so!! eine Gruppe a k t i v i st i s ch e r Stu denten von U: ecki dem Ntrecbter Tageblatt den Text des angeblichen a> lisch-bslgischen Geheimabkom nens verschafft haben. „Petu parisien" will auch erfahren haben, -aß der Schritt des holländischen Gesandten an Quai de Orsan in schriftlicher Form erfolgt fei. In der gestern nach- mittag überreichten Pole ersuchte der Vertreter der Nieder lande in höflichster Form die froii'ösisclw Regierung, seiner Negierung zu helfen, die Frage der in Utrecht verässentlichten Dokumente zu klären. W!en (UTA) Oesterreich wird dem Auslände seit Jahren nur mehr nuf Seiisatioiisschiisselii serviert. Tie Vorgänge in dem Sechs-Miilionen-Staat sind gewöhnlich für die Au ßenwelt so uninteressant, daß die übergroße Zahl der in Wien sitzenden Vertreter fremder Zeitungen und Agen turen zur scharfen Würze mehr oder weniger phantasie- voller Zutaten greifen muß, um Teiegrainmkosten zu be gründen. Nicht zu re-en von Kobelspesen und ibren Fol gen für das Ansehen der Doiwnrepubiilr. Diese Zustände, die seit Jahren nach öfentlic'er Erörterung und Abstel lung schreien, hoben auch in diesen Tagen wieder einmal Oesterreich im Anslande mehr Schaden zugefügt, als man annehmen möchte. Es ist nicht zuletzt der Kredit Oesterreichs, der durch die Sensationsmacherei leidet, ein Umstand, der für das Land aerade vor Aufnahme einer neuen großen Anslandsanlest'c besonders nachteilig ist. Der 24. Februar war estter der sogenannten briii- scben Tage, die der (sterüchteinaü'erei Tür und Tor öffnen. Allerdings nur vorher. Denn am 24. selbst war es für d's Sensationen zu spät. Es oeschoh an diesem Tage das. was man hier allgemein wußte und nur dem Auslande nicht wissen lassen wollte: Nichts. Die .Heimwebren nnd der Republikanische Schutzbund hoben wohl Aufmärsche ver anstaltet, sie verliefen aber vollkommen reibungslos und bei geringstem Interesse der Bevölkerung — mehrere Kältegrade wirkten mit —. es gab kein Massenaufgebot von Deii'onstranlen. das Kräftemessen war ans beiden Seiten sehr reduziert. Kein Militär, keinen Stacheldraht, keine Maschinengewehre oder Sturmböcke, nichts von jenen Dingen, die so drohend on die Wand gemalt wur den, um wieder einmal zu beweisen, wie dieses Oesterreich ans einem Vulkan steke, der nur mit der Errnption auf gute Gelegenheit warte. Die Wiener Polizei genügte» um die Ordnung ansrechtzuerhalten. Was am 24. Februar in Wien stattsand war, von den nicht durchaus erfreulichen Aeußerlichkeiten der Auf märsche van Kampsfvrmativnen abgesehen, eine Kund gebung van Rechts nnd Links in der durch die derzeit in Oesterreich bestehenden besonderen politischen Verhält, niste gesel'-asfenen Form, die mit einem Durchbruch wirk licher Demokratie ihr natürliches Ende finden würde. Daß Heimwebraufmärsche seit einiger Zeit stattfnrden, ist, objektiv betrachtet, eber als Annäbernng an die De mokratie anzusehen, da bis zuin 15. Iuii 1927 die Straße als alleinige Domäne der sozialdemokratisäzeu Partei aalt, die, nacir, Bedürfnis oder Belieben, den „ehernen Schritt ibrer Bataillone" — so ging die Phrase. ertönen stoß. Alle bürgerlich Denkenden standen bis dahin an die Wand gepreßt, geänastigt und erfolgreich eiiigistchüchtert. Als „ach dem kritischen tä. Juli die Heimmebrstewegniig hochging, sich als ein über den Parteien siebendes, zum Schutze der Verfassung und Stüde der legalen Gewalt gegen jeden Terror wirkendes Instrument deklarierte, da wich dieser Druck van den büropri'chen Blassen in Stadt und Land. Man konnte eine sehr bemerkenswerte Aen- derung in der ganzen innerpolitischen Lage des Landes konstatieren, als die Ausbalancierung der Kräfte von Links nnd Rechts stattfand, die klar erwies, daß auch diele Farm parteimäßiger Blocht sich in Oesterreich die Wage hält. Es ist nicht zu leuanen, daß die bürgerliche Welt Oesterreichs mit dein Aufkommen dieser Erkenntnis wie von einem schweren Druck befreit auiatmete, es zeugt aber für das wirklich demakratstche Denken des öster reichischen Bürgertums, wenn die Erkenntnis nicht zu Spekulationen nach einer Necbtsdiktotnr onswncks, hin dern zu dem säst einstimmigen Wunsche sübrte. daß der Weg für eine beiderseitige endliche Abrüstung in jeder Form, kür eine Absage an den Terror der Straße nnd in den Betrieben srei werde. Die Regie rung selbst lpat zur .Hennwebrbewcgung dadurch Steilung genommen, daß der Regierunasches sich zu ihr solange bekannte, als sie ihrem Grundsätze, eine Stütze der lega len Macht nnd einer wahren demokratischen 'Verfassung zu sein, treu bleibt. In dieser Beziehung hat sich bisher nichts geändert. Es wäre die Frage zu stellen, ob die Regierung nicht Dte heutige Nummer enthält dir Beilage „Unter, h a l 1 u n g u n d W i s s e n".