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Borwürfe, welche denselben gelegentlich der Berathung über die StrouSberg'sche Prämienanleihe gemacht wurden und hebt ins besondere hervor, dah Sachsen endlich doch sich werde dazu ent schließen Müssen, da alle Nachbarstaaten ringsum Prämienanleihen zuließen. Der preußische Finanzminister Camphausen habe erst vor wenig Tagen im preußischen Herrenhause erklärt, daß er durchaus kein Gegner der Prämien-Anleihe sei und daß mit der Ablehnung der 100-Millionen-Prämien-Anleihe durch den preußischen Landtag nicht auch das Princip dieser Anleihen verworfen sei. — Präsident Haberkorn bringt drei ihm überreichte Anträge zur Unterstützung: 1) (Vom Abgeordneten Köckert.) Den Majoritäts- und Minoritäts antrag abzulehnen und die Sache nochmals an die Deputation zur Berichterstattung darüber zu verweisen, ») ob die Creirung einer öprocentigen Renten-Anleihe, b) die Convertirung sämmt- licher Staatsschuld in eine öprocentige Anleihe durchzusetzen sei. 2) (Vom Abgeordneten Starke.) Eine Commission zur Prüfung der Frage niederzusetzen, ob es sich empfehle, die gesammte Staatsschuld in eine einheitliche Rentenschuld zu verwandeln. 3) (Vom Abg. Richter.) Eine Commission die Frage über a) die Unterbringung der 20-Millionen-Anleihe und b) die Um wandlung der Staatsschuld in Rentenschuld erörtern zu lassen. — Alle drei Anträge werden ausreichend unterstützt. — In der weiteren Debatte sprachen noch die Abgg. vr. Minckwitz, Walter, vr. Rentzsch, Mehnert, Starke, Jordan (welcher nur der Majorität beizutreten und alle übrigen Anträge als Experimente zu verwerfen empfiehlt, denn Sachsen bekomme auf solide Weise noch soviel Geld «I pari, als es brauche, ohne zu solchen Künsteleien, die doch nur auf eine Täuschung des Publicums hinausliefen, greifen zu müssen), vr. Heine, worauf die Debatte zu morgen Vormittag 9 Uhr vertagt wurde. Vermischtes. — Auf dem Programm de« sogenannten Leipziger Gegen- concil« stehen bi- jetzt folgende Gegenstände: Für den e.sten Tag Bormiltag« 10 Uhr Eröffnungsrede, Vorlage ter Geschäftsordnung, Verlesung von zehn Thefin des Einbervfenden, sowie DiScusfion und Beschlußfassung über diese Thesen: für den zweiten Tag Berathung über Anträge verschiedener anderer Theilnehmer des EoncilS; für den dritten Tag Fortsetzung dieser DiScusfion; für den vierten Tag Pro klamation der ConcilSbeschlüss« und Abend« Besuch de« Theater« (Ein würdiger Abschluß, zumal wenn an jenem Abende gerade eine Posse aufgeführt werden sollte.) — Der Comitö zur Errichtung eine« A rn dtd en km a ls auf dem Rugard ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß da« vorgeschlagene Hünengrab bei der Formation des Rugard keinen rechten Effect machen würde. Man entschied sich daher für die Aufführung eine« Thurmc«, dessen Umfang und Höhe zunächst von dem Resultate ter Samm lungen abhängig zu mach-n sei. Ter Grundstein zu dem Denkmal soll unter allen Umständen am 100jährigen Geburtstage Arndt'« (26. Dec.) gelegt werden. — Au- Bremen wird geschrieben: „vr. Strousberg will dem Fang frischer Seefische einen neuen Anstoß geben, deSbalb der in Bremerhaven bestehenden Fischerei-Gesells-taft „Weser" beitreten und ihr Capital auf 300,000 Thlr., ihre Flotte auf 20 Kuitcr und »in Dampfschiff vermehren." — In Kirchheim bet Heidelberg y-riethen neulich 2 Knaben, von denen der älteste 15 Jahre alt war, mit einander in Streit, infolge dessen der eine sein Messer zog und den andern sofort tödtete. — Köln, 23. Novb. Zur Frage der von vielen Seiten jetzt angestrebten gänzlichen Freigebung der ärztlichen Praxi« und Aufhebung der eidlichen Verpflichtung, einem dringenden Rufe zu folgen, möge folgender von der ,.K. Z." mitgetheilter Fall be- herzigt werden: „In der Nacht auf Sonntag suchte ein Mann, dessen Frau im Begriff stand, niederzutommen, nach einem Arzte. Er suchte Gedrnckt bei E. M. deren sechs aus, aber alle weigerten fich, zu kommen. Als er nun endlich in voller Verzweiflung und ohne Arzt nach seiner Wohnung zurückkam, war seine Frau unterdeß gestorben." — Hüttenrode. Ueber einen entsetzlichen Unglücksfall, welcher den Bergmann Heidecke von hier betroffen hat, berichtet das , Braunschw. Tageblatt" Folgendes: „Da« zersprengte Gestein hat den Unglücklichen in wahrhaft graumhafter Weis« zerstümmelt. Die Augen find zerschmettert, ein Theil de« Unterkiefer« weggerissen, die Arme und die einzelnen Finger mehrfach zerbrochen, der ganze Kör per zerfleischt; und dennoch lebt der Arme und wird wahrscheinlich auch ferner leben, aber in dem trostlosesten Zustande, der Augenlichts beraubt, unfähig, die zerstörten Glieder zu irgend einer Arbeit zu ge- brauchen. Seine Mutter scheint den bitteren Kelch de« Leidens voll ständig leeren zu müssen, denn vor etwa 20 Jahren verlor fie auch ihren Mann auf gleichfalls traurige Weise, indem derselbe, im Be griff einzufahren, in Len tiefen Schacht hinabstürzte und fich dort unten zerschmetterte." — (Unglücks fall.) Am 20. d. stürzte in Franz-nSbad ein neuer dreistöckiger Anbau zusammen und begrub die Arbeiter. Bier derselben blieben todt, sieben wurden verletzt. — Im Süden Algeriens, in Biskra, Seriana und Sidi Obka hat am 16. d. M. ein heftiges Erdbeben stattgcfunden, Seriana ist durch dasselbe zerstört worden, jedoch konnten die Ein wohner, bis auf eine Frau, fich retten. — (Furchtbarer Orkan.) Ein in Falmouth eingelaufener Dampfer bringt Kunde von einem gewaltigen Orkan, der am 10. Oct. über den La Plata hinfegte. Derselbe hielt mit zunehmender Hef tigkeit bis zum 12. Nachts an und that den in Bucnos-AyreS und Montevideo liegenden Schiffen großen Schaden. In Buenoi-Ayrc- liefen nicht weniger al« 14 Fahrzeuge auf den Strand, zahlreiche andere Schiffe rissen fich von ihrem Ankergrunte los und stießen gegen einander. An der Mündung des Flusses gingen verschiedene Schiffe zu Grunde, darunter ein nicht namhaft gemachte- AuSwan- dererschiff, von dem nicht ein einziger Mann mit dem Leben davon kam. Auf dem Flusse Parana ging ein Schiff mit 200 Pferden an Bord unter und der Schaden, welchen die gioßen Schäfereien in Ro sario erlitten, war sehr beträchtlich. Bei dem Geschwornengericht zu Bautzen sollen in der Zeit vom 9. bis 18. December 1869 in der alten Bürgerschule, zweite Etage, folgende Hauptverhandlungen abgehalten werden: Donnerstag, den 9. December, Vormittags 8^ Uhr, wider Carl August Jacob, wegen schwerer Körperverletzung: Freitag, den 10. Dec., Vormittags 8^ Uhr, wider Christian Gott lieb Weber und Christiane Friederike vcrehel. Weber, wegen Brandstiftung und Unterschlagung; Sonnabend, den 11. Dec., Vormittags 9 Uhr, wider Johann Carl Ehrenfried I sr a c l, wegen ausgezeichneten Diebstahls; Montag, den 13.Dec., Vormittags 9 Uhr, wider Johann August Grohmann, wegen ge- wcrbmäßigcr Partirerei; Dienstag, den 14. Decbr., Vor mittags 8^ Uhr, wider Carl Friedrich Lehmann, wegen mehrfacher ausgezeichneter Diebstähle; Mittwoch, den 15.Dec., Vor mittags 8 Uhr, Fortsetzung und Schluß der Hauptverhandlung wider Lehmann; Nachmittags 3 Uhr, wider Carl Gottlieb Teich, wegen versuchter Nothzucht; Donnerstag, den 16.Decbr., Vor mittags 8H Uhr, wider Heinrich Eduard Neumann, wegen ver suchter Nothzucht; Nachmittags 3 Uhr, wider Johann Carl Reichel, wegen versuchter Nothzucht und Bedrohung: Freitag, den 17. Dec., Vormittags 8^ Uhr, wider Carl August Döring, wegen Meineides; Sonnabend, den 18. Dec., Vorm. 9 Uhr, wider Johanne Sophie verchel. Berndt, wegen Meineides. Der Präsident des Geschw ornengerichts. Gareis. ons« in Bautzen. (Hierzu zwei veilagem)