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!!'! Sonntag den 5. Februar 1922 Sächsische VolkSzettung Nr. SO. Seite S Katholisches Leben von Alienburg einst und jetzt Am 10. Jahrhundert, unter der Regierung Kaiser Ottos i., wurde auch bei den an der mittleren Elbe sitzenden slawischen Sorben das Ehristentum eingeführt. Im Jahre 968 erstand das Bistum Zeitz, dessen Sitz 1029 nach Naumburg verlegt wurde. Der erste Obcrhirt des neuen Bistums. Bischof Hugo, sandte, selbst dem Benediktinerorden angehörig, einen Benediktinermönch namens Boso als Glanbensboten in das Altenburger Land. So wurde Altenbnrg der Zcitzer Diözese zugewiesen, dem Pleiß- nischen Archidiakonate unterstellt und spater zum Sitz eines De kanats erhoben. Im Laufe des 12. Jahrhunderts war Alten burg zu einem Hauptprt des Pleißenlandes und reichsunmittel bar geworden, die erweiterte Burg wurde zur „Herberge" der deutschen Kaiser und war seit 1172 von zwei kaiserlichen Beam te» bewohnt: dem Burggrafen als Befehlshaber der Burgman nen und dem Pleißnischeu Landrichter als besonderen Vertreter des Kaisers. Mit diesem bedeutenden politischen Aufschwung der Stadt hielt auch die Entwickelung ihres religiöse» Lebens erfreulicherweise gleichen Schritt. In unmittelbarer Nähe der Stadt „auf dem Berge", dem heutigen Frauenfels, erhob sich das Kloster Unserer Lieben Frau. Es war bo» Kaiser Friedrich I. gestiftet und vom Bischof Udo II. von Naumburg im Jahre 1172 eingeweiht worden. Seine Bewohner waren Augustinerchor- herren, die dem berühmten Kloster St. Peter auf dem Lauter- bcrge bei Kalle entstammten. Die Kirche, im romanischen Stile erbant, enthielt anher dem der Jungfrau Maria geweihten Hoch altar noch die Altäre des hl. Paulus, des hl. Bartholomäus, der hl. Katharina, vor welchem das Erbbegräbnis der Burggrafen war, und die Kapellen der hl. Elisabeth, der hl. Ursula, des hl. Michael uud des hl. Otto. Das Marienkloster führte das Patro nat über viele Kirchen der Stadt und deren Umgebung. Zum Kloster gehörten noch, wenn auch außerhalb der Klostermaueen befindlich: die St. Agathenkapclle, das daneben befindliche Au- gustincrhospital, in dem Arme unterhalten und auch Schülern Almosen gereicht wurden, und die Marieuschule, an der ei» Rek- tcr und Urei Kollaboratoren wirkten. Seit der Aufhebung des Klosters 15-18 verfiel die Kirche Unserer Lieben Frau auf dem Berge immer mehr, beute sind nur noch die aus roten Ziegel steinen erbauten, ungleich grohen Türme vorhanden, die als die sogenannten „bloten Spitzen" z-nni Wahrzeichen AltenburgS ge worden sind. Als älteste Stadtkirche wind uns die Kirche St. Bartholomäi angeführt, die gewöhnlich nach ihrer Lage in der unter' Slcidt die Unterkirche heißt. lieber die Zeit der Grün dung dieser noch heute vorhandenen, in ihrer ursprüngliche» Ge stalt aber mehr nach der Bnrgstraße zu gelegene» Kirche ist »ns keine sichere Knude geworden. Das staltliche Gotteshaus umfaßte mit seinen zwei besonderen .Kapelle» in, ganzen acht Altäre. Die zweite Stadtkirche war die in der oberen Stadt be findliche Aikolaikirche mit sechs Altären und zwei Kapellen. Seit 1528 als baufällig geschlossen und allmählich abgetragen, steht davon beute nur noch der Turin. Beide unter dem Patronate des- MarienkloslerS stehende Kirchen hatten je einen eigeneil Pfarrer, und neben jeder bestand eine Schule, die Bartholomäi- bezw. die Nikalaischule. In der Iohannisschnle wurde im Jahre >218 vom Dentschrittcrorden eine nns einem Komtur und vier bis sechs Brüdern bestehende Niederlassung auf dem Grund des dort gelegnen, vom Kaiser Friedrich I. angelegten Marien- hospilals gegründet, dessen Verwaltung der Orden übernahm. Die znm Hospital gehörige St. Lorenzkapelle am JvhanniStor, sowie die in der Iohannisgasse befindliche Iohanniskirche wur den den Dentschrittern nnicrsicllt. die dann neben der letzteren Kirche noch eine Schule errichteten. Auch die Söhne des hl. Franziskus, die Minderen Brüder, zogen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Altenluirg ein und erhanten an der oberen Marktseite ein Kloster und eine Kirche. Ferner gründete der Buswrden der bl. Maria Magdalena das Franenkloster znm hl..Kreuz, das anfänglich zwischen Svoren- und Jobannisstraße lag, später aber zugleich mit der Kirche Maria Magdalena zun, hl. Kreuz am Teichtor neu errichtet wurde. Nachdem 1829 das Pleisienlaiid durch Ans-sterben der crl'kähigen Burggrafen von Altenluirg in den Besitz <deS Hauses Wettin nbergcgangen war und sväler Markgraf Wilhelm II. sein Hoflager dauernd nach Altcnl'nrg verlegt hatte, wurde eine der drei vorhandenen Bnrg- kapellen, die St. Georaskapelle, erweitert und zur Stiftskirche für das dort 1418 errichtete St. Gcorgcnstift erhoben, an wel chem unter einem Probst und Dechanten im ganzen 13 Dom» Herren und 13 Vikare den HI. Dienst versahen. Tie Kirche, die heutige Schloßkirche, hatte 13 Altäre. Zum Stift, dem das Patronat über zehn .Kirchen zusiand, gehörie noch die unterhalb des Schlosses gelegene St. Maeiinsiirche und die daneben ve- sindliche Schloß- oder Martini s.! nie, hie von Bürgcckindern be sucht wurde. Als weitere Gotteshäuser der damaligen Zeit sind noch zu erwähnen: die St. Margaretenkirche, zwischen Marti, Sporen- und Johannisstrasze gelegen und zum Bergerkloster ge hörig; die Ralhauskapelle im all.» Rathaus-, deren Altardienst die Franziskaner versahen, die Kirche zum HI. Geist, vor dein Iohannistor gelegen, zum gleichnamigen Hospital gehörig und ebenfalls dem Franziskanerkloster unterstellt; die St. Jalobs- kirchc am Teichtor, zu dem dort befindliche» Jakobshospital ge hörig, wiederum von den Franziskanern besorgt; und die Kapelle z. hl. Kreuz, ain Anfang der Peniger Sirasie erbaut und dem St. GeorgTlnstift unterstellt. Insgesamt bestanden also in Altcn- burg 16 Kirrlien und Kapellen, 5 OvdenSniederlassnngen, 4 Ho spitäler und 0 Schulen. Sechs grosse kirchliche Bcnderschaften zeugen von'dem reli giösen Eifer des Volkes, so die Calandbrudcr'schast, benannt nach dem lateinischen Wort caicndae, d. h. der erste Tag des Monats, weil sie jeweils am l. d. MtS. eine anßcrkirchliche Ver sammlung unter Leitung eines Priesters abhielt. Sie hatte ihre gemeinsamen Andachten in der EulogiuSkapelle der Bartho- lomäikirche und in der Pctruskapelle der Nikolaikirche. Ihre obersten Grundsätze waren reiner, erbaulicher Wandel, öfterer Empfang der hl. Sakramente, Pflege der Armcn und Kranken, Beteiligung am Begräbnis der Mitglieder. Tann bestand die Rosenkranzbruderschaft zur Pflege des Noseukrauzgebetes. Diese hielt jeden Sonntag zur Vcspcrzeit einen feierlichen Umgang um die Bariholomäikircke, wo sie einen Altar gcmeininiu mit der Fabian»?-- und Sebastianusbludersehaft hatte, welche zur Pflicht machte, die Mitglieder uud deren Angehörige zu Grabe zu geleiten. Die St. Annabrndersehaft diente zur Verehrung und Nachahmung der hl. Müller Anna, die Bruderschaft zum hl. Leichnam hatte sich die würdige Feier des um 1450 auch in Deutschland eingeführte» Fronleichnamsfestes zur Aufgabe ge macht, und die St. Iakobsbruderschaft beherbergte und verpflegte, durchziehende Pilger. Gleich vielen anderen Städten des Mittel alters hatte auch Altenburg sog. S.'elbädcr oder Badestiftnngen, wo Arme „um Gottes willen", d. h. nnentgelilich lmdeten »nd Brot. Fleisch, Salz und Bier erhielten. All das zeigt wohl zur Genüge, wie die Einwohnerschaft Altenburgs bis ins 15. Jahrhundert vom Geiste katholischen Christentums durchdrungen war. Doch von den gewaltigen, durch die Glanbensspaltnng des 16. Jahrhunderts hcrvorgernfencn Stürmen sollte auch Altenbnrg nicht verschont bleibe». Von 1522 ab ging in rascher Folge eine Kirche der Stadt nach der anderen der katholischen Sache verloren, und ei» Kloster nach dein anderen wurde aufgehoben. Eine Permtdnung des .Kur fürsten Johann Friedrich vom Iabre 1533 batte die völlige Be seitigung des katholischen Nilns angeordnct. Wohl fand noch manches Jabr hindurch insgeheim katholischer Gottesdienst statt, aber der weitaus größte Teil der Katholiken war obne religiöse Belehrung und aller Gnadenmittel beraubt. 1540 waren so ziemlich alle Priester und Ordensleute aus der Stadt vertrieben und das Kirchengut vom Landesfürsten oder von der Stadt in Besitz genommen. 1542 hörte nach Vertreibung des Bischofs InlinS von Pfli-g mich die Diözese Naumbnra-Zeitz ans zu be stehen. So ward wie anderwärts aneb in Altenbnrg blühendes katholisches Leben auf lange Zeit vernichtet. Erst 300 Jahre später, als verschiedentlich Katholiken von auswärts ins Altenburger Land eingewandert waren, begann es sich wieder zu rege», lind mit dem neuen Morgenrot katho lischen Lebens- in Altenluirg ist für immer der Name des Kauf manns Joseph Franz Richter vcrknüvft. Dieser versammelte nachweislich seit 1823 jeden Sonntag die Katholiken, 18—20 an der Zahl, in seinem geräumige» Wohnzimmer zu einer Andacht--- stunde, wobei eine Predigt gelesen und inebecre Gebete verrichtet wnrdeu. Er bewohnte das- spätere Sa'ascbc Haus, das aus den Resten der ehemaligen Margaretensircl'c i» der Ighannisstraste erbaut war. Wie die katholische Sache in Altenkuira aeendet hatte, so sing sie wieder an, mit Gottesdienst in der Stille, und zwar über einer ehemals aewe-bten Stätte. In de» folaend'n Iabren ließ man stets- zur österlichen Zeit einen katholischen Geistlichen aus- Leipzig kommen. Die Reise geschah zu Wagen. Die nicht geringen Kosten wurden mittels llmta- ckreibenS »de- aus der Opferbüchse vesirctieu, nicht selten auch von den Geist lichen ganz oder teilweise getragen. 1826 wurde Attrn iirg mit dem Einzug Herzog Friedrichs I. bleibende Residenz. Für die ang.-brnde katholische Gemeinde war dies von großem Vorteil. Manche Katholiken, die im Dienste des Hofes standet!, ver mehrten die Zahl der Altenburger Glaubensgenossen, die damit ans 38 stieg. Auch bekundete dieser Herzog gegenüber den Katholiken eine überaus' edle Gesinnung. So verfügte er zur österlichen Zeit 1827, daß auf seine Kosten ein katholischer Geist licher hieber ciugeladeii wurde. Als im Februar 1829 ein Priester zwerks Vornahme einer Taufe hier anweiend war, ge staltete derselbe Herzog guf Vermittlung der katholischen Hof dame Frl. v. Pillnitz, daß ans dem Schlosse am 6. Februar vor mittags Beichte uud hl. Meise gehalten wurde. Ans Vcrinittlung dieser Hofdame bin und mit Grnehmignng des- KonsistorinmS wurde dann die 1803 an der Leipziger Straße erbaute Hospiial- ktrcke, die Kirche des allgemeinen Krankenhauses und zugleich Garnisonkirche, den Katholiken zur Abhaltung ihres Gottes dienstes- überlasten Von 1830- 59 war dies der Fall. Dafür wurde keine Abgabe anferlegi. Die Katholiken batten nur je weils für Reinigung der Kirche und Kennug der Sakristei zu sorgen. Die huldvolle Geueigtbeil des- Kakes erwarb der katho lischen Sache in Altenbnrg viele ansn-äi-'ige Hobe Gönner und Wohltäter. Vor allem ist da die Hofdame der .Herzogin Hen riette von Württemberg, Alerandrine des Ekcheralles. zu neunem Glaubenseifrig und wclterfabren, wußte sie seit 1838 in den höchsten Kreisen cwserwillige Kerzen »ür AOenw'ra zu gewinne», während sie zugleich mit den weltlichen Vorstehern der jnnaen Gemeinde briestick verkehrte, sie ermunterte und bestärkte. Eine Baronin von Nenbronn in Württemberg legte den Grund zu der gottesdienstlichen Ausstattung durch Schenkung der ver- schie-denstcn Gegenstände, so Tragaltar, Meßbuch, Kelch mit Pa- tene, Monstranz, Meßkännchen, Kasel». Alben. Tchnltertücher, Altartncher usf. Der vierte Sohn des- .Herzogs Friedrich. Prinz Eduard, der in München wohnte, erwirkte vom bäuerischen Mi nisterium die Erlaubnis, für Erbannng einer katholischen Kirche in Altenbnrg eine Sammlung im Königreich Bauern veranstalten zu dürfen. Leider verließ Ende 18-29 jener Kmifmann Richter mit seiner Familie hie Stadt Altenbnrg. Er übertrug sein Vorsteher amt an den herzoglichen Kainmerfonrier dieser und den Zwirn- nnd Sicbwarcn Händler Fischer. Wahrscheinlich hörten mit dem Wegzug Richters die sonn- und festtäglichen Andachts-stnnden aus. Dafür war aber die Einrichtung getroffen, daß ab 1829 jährlich zweimal non einem Geistlichen aus Leipzig Gottesdienst gehal ten wurde; es war das letzte Werk Richters. Diesem Lberzen- gnngstreuen. mutigen und klngrck Begründer ist die katholische Gemeinde für immer zu großem Danke verpflichtet. Der wacker vorwärts strebenden jungen Gemeinde lieh i» de» folgenden Jahren der Erzbischof Johannes Pnrker von der ungarischen Erzdiözese Erlau, durch das vorerwähnte Fräulein de? Echcrolles gewonnen, seinen weise» Rat. Seiner väterlichen Weisung ge mäß l-aben die Katholiken Altenburgs die geistliche Behörde in Dresden beharrlich um Vermebruna des Gottesdienste? gebeten» Von 1840 ab fand denn auch jährlich viermal, von 1843 ab jährlich zehnmal und von 1850 ab sogar zwötfmal jährlich Got tesdienst statt. DaS war et» großer Fortschritt. Dagegen wnroe im Jahre 1841 ein von den Katholiken an die Herzogliche Lan desregierung gerichtetes Gesuch um Verleihung der Rechte der Gesanil! ersöuliclikeit abschlägig vorbescbteden. Nun folgte» die ersten Versuche zur Errichtung eines eigenen Gotteshauses. Mau lmtte die Absicht, den damals der Stadt gehörigen Bauplatz» hinter der Raniaerseben Handscknhinbrik zwilchen der Schniölln- icl'eu uud der Maricnstraße gelegen, zu erwerben, in dessen Mitte eine zwar etusacbe, aber geschmackvolle Kavelle zu erbauen und ibrc Zuaäuae ringsum in Anlagen zu verwandeln. Die zu diese!» Zwecke mit dem Stadtrate angeknüpswn Verhandlungen begegneten jedoch solchen Schwierigkeiten, daß man. von dem schönen Plane A Inland nehmen mußte. Nun wollte mau den Kapellenban im Garten eines am Iol-annisgraven gelegenen Grundstückes- anssübren. Dieses- Grundstück batte die katholische Gemeinde 1840 vom Ztinmerman» Küttenranch käuflich für 3000 Taler erworben. Allein die behördliche Erlaubnis wunde berwei» gcrt, weil die Zahl der hier wohnenden Katholiken gering sei. Die Erhaltung ienes Kaufes erforderte aber viele Ausgaben, so daß es schließlich mit 600 Taler Verlust wieder verkauft werden mußte. Das war bervcs- Mißgeschick. Toch die Wackeren ließen sich nicht beirren. 1851 wiederholten sic den sckion zehn Jahre K. Nt» Sächsische Volkö.;eituli>n — Nr. 60 — 5. Februar 1922 Das Rosenhaus Originalroinan von Felix Nabor (40. Fortsetzung.) „Warum bist du nur so rachsüchtig!" sagte Hella vorwurfs voll. „Das paßt ganz und gar picht zu deiner Jugend. In dei nen Jahre» muß man noch Ideale lzaben und an das Gute in der Welt glauben." Jmiua zuckte die Schultern und erwiderte schnippisch: „Na — wenn du sie für Heilige hälft — meinetwegen!" „Für Heilige halte ich sie nicht. Es- sind arme, nrcgeführtc Mensche», die der Haß verblendet und die Not verbittert hat. Mil Liebe könnte man sie. gewinnen »nd zu glücklichen Menschen machen. Aber ihr gebt sie ihnen ja nicht . . . Ihr stellt euren Haß dein ihrigen entgegen. Da ist es kein Wunder, daß zwischen euch ewiger Kampf ist. Vielleicht tragt ihr den größten Teil der Schuld!" In dein Kranken regte -sich sein Ehrgefühl. „Urteile nicht zu hart über »ns," sagte er, „diese Menschen sind Wahnsinnige. Sogar an dir haben sie sieb vergriffen!" „Ach, das bißchen Blui!" rief sie. „Dos tut »ichlsl Ich wäre herzensfeoh. wenn ich damit den .Haß anSlöscheu könnte, der zwischen euch brennt!" Thiebolt faßte ihre Hand und drückte sie. „Du bleibst eben die Jdcalisti» — genau wie dein Vater," sagte er. „Ich danke dir, daß du so mutig für uns eingetreten bist. DgS werde ich dir nie vergessen, Hella!" ^K»e jähe Freude durchzuckte Hella. Hatte sie endlich den Schlüssel zum Herzet, dieses harten Mannes gefunden? Bn Thiebolt war aber schon im nächste» Nugenhlick die weiche Wal lung vorüber, und er lebte wieder in der Wirklichkeit. „Wenn ich nur wüßte, wie es drunten aussicht," sagte er. „Ich schicke Iusteph hinab," erwiderte Hella, „oder noch besser — ich gehe selbst." lrorcl ürstenhof ° Mprig Alle Ltmmer Mil Kalt MarmmaHe» zo vzaer - lNäDlü " «onsermrsN» „Aber du bist ja verwundet," warf er ein. „Ach, das macht nichts," entgegucte sie. „Ich bin schon wieder munter. Iusseph kann mich >a hechelten." „Dann gehe also. Vielleicht kannst du Buchung fragen, wie es steht." Zwischen Hellas Brauen bildete sich eine steile Falte, „Schon wieder- Buchung," ries sie unmutig. „Ist denn die un heilvolle Herrschaft dieses Mannes noch nicht zu Ende?" „Was dcnlst da?" ries Thiebolt. „Jetzt, wo alles- znsani- »wngebrvchen ist, brauche ich Buchung »öliger als je. Ich lun doch völlig hilflos und kann nichts unternehmen. Er aber ist ge sund und stark und dabei gewandt tüchtig und in alle Verhält nisse eingeweiht. Er allein vermag Ordnung in dieses Chaos zu bringe». Ich branche Buchung so nötig wie meine rechte Hand; er soll mir aufbanen helfen." „Wie du willst," erwiderte Hella enttäuscht. „Ich habe allerdings eine andere Meinung von Bü.hting. Ich Halle ihn für den bösen Dämon dieses Hauses und deines Lebens. So lange er die Herrsclmft führt, wird nie Friede werden, sondern ewiger Kamps sein. Und das- ist tief zu bedauern." Sie nickte ihrem Onkel und Imma flüchtig zu uud verlies; das Zimmer. Wenige Minuten später stieg sie, in einem dunk len Mantel gehüllt, an Jussephs Seite de» Hügel hinab. Im Dorfe waren die Löscharbcilcn im vollen Gange. Der Braudpiatz war abgesperrt, aber so viel sah Hella doch, daß der größte Teil der Fabrikanlage» verloren war. Als sie einen Nundgang machte, gewahrte sie Bnchting an der Seite des Branddirektors; er trat noch eben so hvckisahrend auf wie früher und erteilte Befehle, als ob er der Herr und Gebieter wäre. Entrüstet wandte sie sich ab. da sie den Anblick dieses- an maßenden Menschen, der da-s ganze llngU'lck verschuldet halte, nicht ertragen konnte; sie begab sich ins- Krankenhaus-, »in sich nach den Verwundeten zu erkundigen, und traf Dr. Thyssen im Operattonssaal, wo er im blntbespritzten Mantel die letzten Verbände anlcglc. Als eS gcschetc» war, kam er mit ansge streckten Händen a»f Hella zu und sagte: „Wie — Sic sind schau wieder auf dem Damme? All- H"chachUingI Aber muten Sie sich nicht zu viel zu, sonst werde» auch Sie mir noch krank, und das wäre mir leid, denn ich habe ohnedies alle Hände voll zu tun." „Ich möchte gern irgendwie helfen." erwiderte sie. „Kön nen Sie mich wirklich nicht gebrauchen?" „Nein," entschied er. „Der Anblick all des- Elends würde Sie allzu sehr anfregen, Sie brauchen Ruhe für Ihre Nerven. Es ist am besten, wenn Sie nun nach .Hause gehen und sich zur Ruhe begeben." Eben als- siel Hella entfernen wollte, brachte» zwei Träger den verwundeten Koller ans einer Thrhre herein. Er war gräß lich anznsehen, der linke Arm bildete eine einzige Wunde. ^ ai-iner, mmcr Mensch," sagte Hella zu ihm. leiden?" „Wie müssen Sie „Ach, Fräulein Hellmers," sagte er. vor Schmerzen stöh nend. ich möchte am lievsien sterben. Wenn nur meine armen Kinder nicht wären!" Die Kraft des starten Mannes- war ge brochen, und er schluchzte wie ein Kind. „Seien Sie dessentwegen ohne Sorge," trösiew ihn Hella. „Ich werde mich Ihrer Kinder annehmen. Wenn Tie nur wie der gesund werden." „Gesund?" stieß er hervor. „Nie mehr! Fragen Sie nur den Heirn Doktor —" „Sie werden wieder gesund," sagte Tbusseu, „wenn Sie sich meinen Anordnungen fügen." „Dann bin ich lebenslang ein Krüppel —" „Besser al-Z Krüppel durchs Leben gehen, denn als Leiche im Grabe modern. Koller. Tie Ampnlatwn des Armes ist-not wendig, sonst garantiere ick für nichcs. Und zwar muß sie so fort erfolge», nur dadurch kann Ib-e Leben gerettet »erde». Geschieht cS za spät, so werden Sic unter den schrecklichste» Onalen sterben." „Koller. lieber, armer Mann." bat KRla. .hören Sie ans den Rat des Arztes. Er menit es dock gut mit Ihnen, das wissen Tie. Reuen Sie Ihr Leben — für sich . . . und sür Ihre Kin der. Das ist Ihre Pflicht als Mensch und als Vater." Eie hat:e so großes Mitleid »nt ihm, daß ihr die Träne» über die Wan gen liefen. Koller sab sie mit einem eigentümlichen Blicke all. Gab es das wirklich jn der Weit, daß eui so vernehnu-s Fräulein sür ihn, de» verachteten Arbeiter, Tränen vergoß. In seine»! Wesen ging eine plötzliche Veränderung vor sich; sein Haß. sein Zorn und Trotz war gebrochen, die selbstlose Menschenliebe dieses edlen Wesens batte sie besiegt. Er wandte sich an den Ärz: und sagte: „Herr Doktor, als inan mich da beremtrng. wollte ich Ihnen sagen: Sckncidcn Sie mir lieber tue Kehle durch als den Arm — aber jetzt, nachdem mir Fräulein Hellmers- gesagt bat, daß ich Pstichten habe, jetzt will ich leben. Für meine Kinder will ich leben. Ich bi» zur Operation bereit —" „Gott sei Dank!" rief Th>-sse». „Dann wolle» wir gleich beginnen. F-rchnlein Hellmers, nun muß ich bitten." llosebmtr tun s 11 AeiSer »irseli kecken Kviinlsg ad 4 Uk>- v.°6 83Sil'KVU6 7b»r. öltj im voriwi.iNLi, 8til piOjpümins ick ö Mir ilor KuitLlir