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Sächsische Volkszeitung : 05.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192202054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-05
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.02.1922
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kann, denn das beweist, daß die ZenlrumSpartci sich nicht in Gegensatz zur Reform der Lehrerseminare gestellt hat und — das betone ich ausdrücklich — auch zur Reform der Lehrer bildung. Tenn daß die Frage der Lehrerbildung mit dem hier vorliegenden Gesetz nichts zu tun haben soll, wie der Herr Unterrichtsministcr meinte, damit kan» ich mich nicht einverstan den erklären. Daraus geht also schon hervor, daß die Zentrums. Partei für den Artikel 143 eingetreten :st und daß sie auf dem Standpunkt steht, daß eine Reform der Lehrerseminare und der Lehrerbildung notwendig ist. und deshalb muß ich den Angriff aus die Z e n t r u m s p a r t ei. die, wie ich noch einmal betone, eine politische Partei ist und keine konfessionelle Par tei. der auch weite Kreise anderen Glaubensbekenntnisses ange- ^ren, zurückwcisen. Ich möchte aber die Gelegenheit diese? Angriffe? des Herrn Kollegen Arzt benutzen, um auf einen Punkt kurz zu sprechen zu kommen, den die katholische Kirche gegenüber dieser Frage einnimmt. Es ist so oft in den Versammlungen draußen, in denen ich gesprochen habe, mir von einer Reihe Persönlichkeiten entgegengehalten worden, auch z. B. vom Lei ter der »Sächsischen Schulzcitung" Vichweg, daß wir nur für die Volksschule den konfessionellen Charakter wünschten und nur dafür eintreten würden, soweit die katholische Kirche i» Frage kommt. Ich möchte das einmal ganz ohne Mißverständnis auS- drücken und ich habe den Mut, da? auözusprechen. Soweit die katholische Kirche in Frage kommt, erkläre ich. daß die katholische Kirche im Prinzip aus dem Standpunkte steht, daß die gesamte Bildung konfessionell zu gestalten ist. Selbstverständlich sind wir der Meinung, daß niemand gezwungen werden soll. Wir stehen auf dem Standpunkte, der in Artikel 146 zum Ansdruck kommt, daß die Freiheit der Erziehungsberechtigten, aber auch der christ- lichen ErzirhnngSbcrcchtiglrn gewährleistet werden soll. Im Prinzip aber stehen wir auf dem Standpunkte, daß das natürlich nicht nur für die Volksschule gilt, sondern für das gesamte Schulwesen. Dieser Ansicht ist die katholische Kirche. Was nun den Gesetzentwurf selbst anlangt, so sind doch eine Reihe von Bedenken finanzieller und sonstiger, vor allen Dingen auch pädagogischer Art zum Ausdrucke gekommen, vor allem aus dem Munde des .Herrn Abg. Tr. Rendtorff, dtt meines Erachtens nickt unterschätzt werden dürfen. Ich habe von dem Gesichtspunkte aus es außerordentlich bedauert, daß Herr Abg. Arzt die doch auch vom Gegner, auch von Ihnen (nach links) sachlich nicht so ohne weiteres von der Hand zu wei senden Ausführungen des Herrn Abg. Rendtorff nicht sür nötig gefunden hat, anzuhören. Ob er geglaubt hat, eine solche durch Sachlichkeit sich auSzeichuende Rede nach seinen Ausführungen nicht ertragen zu können (Heiterkeit), diese Frage überlasse ich der Beantwortung de? hohen Hauses. Ich stehe nach den Er fahrungen, die wir nach dem llcbergangsschnlgesetz in Sachsen gemacht haben, allerdings vollständig auf dem Standpunkte, daß die Sache doch in den Nahmen der NcichSverfassnng gestellt werden muß. Sie können doch sehr leicht wieder in die Zwangslage versetzt werden durch irgendwelche Entscheidungen des Reiches, hier eine Ilmstellung vornehmen zu müssen. Es heißt ja in dem von dem Herrn Abg. Dr. Sehfert so außerordent lich gerühmten Artikel 143 der Reichs-Verfassung, daß die Lehrer bildung nach den Grundsätzen, die sür die höhere Bildung allge mein gelten, sür das Reich einheitlich zu regeln ist. Es kann auch meines Erachtens das. was der Herr Reichs- minister des Innern dazu auSgesührt hat, nicht hier ge wissermaßen als Gegenbeweis angczogen werden. Der Herr Reichsminister deS Innern hat in seiner Antwort auf die Frage, die die Abgg. Bellmann, Weiß und Rheinländer am 26. Oktober 1921 an ihn gerichtet haben, unter anderem darauf hin gewiesen, daß mit Billigung des Neichskabinetts den Unterrichts- Verwaltungen der Länder ein in seinem Ministerium auLgcar- beiteter Neserentenentwurf zugegangen ist, der ihm als Grundlage für die weiteren Beratungen der be teiligten Reichs- und Landesressorls geeignet erscheine. Er hat dann darauf hingewiesen, daß das Reich nicht in der Lage ist, etwaige Mehrkosten zu tragen, und er hat besonders den Wunsch ausgesprochen, daß bei den Vorberatungen über diesen Referen tenentwurf die einzelnen Unterrichtsverwaltungen sich mit ihren Finanzressorts verständigen sollten. Nun haben wir ja heule aus dem Munde des Herrn Abg. Arzt, glaube ich, gehört, daß das Finanzministerium hier keine Bedenken dagegen hat. Man darf vielleicht daraus schließen, daß sich inzwischen in den letzten Tagen und Wochen die Finanzen bedeutend gebessert haben (Abg. Schneller: In den letzten Minuten! — Heiterkeit), Vielleicht auch in den letzten Minuten. Besonders war mir inter essant, daß es der Herr UntcrricktSminister diese Ausführungen, di« der Herr Abg. Arzt gemacht hat, gewissermaßen als Neuheit, als Sensation empfunden hat, daß also der Herr klnterrichts- minister nichts von diesem Standpunkte des Finanzministeriums gewußt hat, wormis man vielleicht schließen könnte, daß die Beziehungen der beiden KoalitionSministcrien doch nicht so glänzend sind, als man sie nach außen hin sonst darzustellen beliebt. (Zwischenruf bei den Kommunisten.) Ich gehe nicht auf alle Ihre Zwischenrufe ein, denn ich nehme an. daß Cie alle das Bedürfnis haben, bald nach Hause zu kommen. (Abg. Granz: Zu der Einsicht konnten Sie schon lange kom men!) Ick bin. Herr Granz, njcht dazu da, Ihre Wünsche zu erfüllen. Sie haben ja heute nachmittag schon davgelegt, daß eS gleichgültig sei, ob man in der Restauration oder im Land, tage sitze. Ich stelle Ihnen also anheim, da die Konsequenzen nach der Ihnen beliebigen Richtung zu ziehen. (Heiterkeit.) Ich meine, daß die Vorbedingung der ganzen Frage doch ein Reichs- gesetz ist. ein AusfübrungSgesch zu Artikel 143 Absatz 2 über die Lehrerbildung und daß das anerkannt ist durch den Reichs minister des Innern in dieser von mir bereits ungezogenen Er- klärung. Ich möchte in diesem Zusammenhänge darauf Hinweisen, daß der auf Ihrer Seite (»ach links) ja nicht sehr beliebte Kultus minister Dr. Bölih von Preußen kürzlich ausdrücklich erklärt hat, man müsse erst daS Schicksal des NrichSschulgesetzes zu Artikel 146 Absatz 2 der Verfassung abwarten, damit festge stellt werden könne, auf welche Art der Schulen die Ausbildung der Lehrer Rücksicht nehmen müsse. Er hat sich damit zu der selben Ansicht bekannt, die auch sein Amtsvorgänger, der Mi nister Dr. Becker, am 27. Oktober 1921 im Hauptausschuß des Preußischen Landtages ausgesprochen hat, wo er sagte, daß der pnadaogischc Unterricht für Lehrer konfessioneller Schulen anders sein mutz als beispielsweise für solche weltlicher Schu len und das) daher auch bei der Neuordnung der Lehrerbildung auf die besonderen Bedürfnisse der Bekenntnisschulen Rücksicht genommen werden müsse. Ich meine, eS ist ganz logisch, daß wenn wir nun ein Rcicksschnlgcsetz oder dieses Gesetz zum Ar tikel 146 Absatz 2 der NeichSverfassung bekommen, daraus die Konsequenzen gezogen werde» müssen, daß man nicht erst hier die Frage der Lehrerbildung ohne Rücksicht auf die Gestaltung dieses Gesetzes regeln kann. Ich will nicht auf die einzelnen Schularten hier in diesem Zusammenhänge eingeben. Ich be halte mir ebenfalls vor, darüber im Ausschuß noch meine Mei nung znm Ausdruck zu bringen. Ich möchte nur auf zwei Punkte Hinweisen. Daß man sich in Sachsen so eimcilig ans die »eunklastige deutsche Oberschule eingestellt bat, zeigt sich am deutlichsten darin, daß man wohl sür diese Oberschulen Lchrvläne aufgestellt hat, aber noch nicht für die Aufbau schule bis heute irgendwelchen Lehrplan aus gearbeitet hat. Dann ist z. B. noch die Anerkennung der Reifezeugnisse durch die Universität ungeklärt. Der Form der Oberschule und der Ansbauschule, die nur eine Pslichtuiäßige Fremdsprache treiben, was als Typus A bezeichnet wird, zögern die Universitäten die Anerkennung der Universitäts- reifc zuzugestehen. In diesem Zusammenhänge, daß doch auch große Bedenken nach mancher Richtung hin bestehen, daß man tatsächlich nicht alles clnreißen soll, ohne erst vorher geprüft zu haben, um was es sich handelt, will ich noch ein anderes Moment anführen. Ich betone ausdrücklich, daß meine Partei und ich sür meine Person voll und ganz auf dem Standpunkte stehe, daß eine Reform der Lehrerbildung notwendig ist. Aber ich meine, das kann man nicht damit erledigen, daß man einfach alles einreißt, ohne vorher wenigstens die einzelnen Schularten zu prüfen. Ich habe den Nachweis erbracht, daß für eine Schulart überhaupt noch gar keine Lehrpläne ansgcarbeitct sind. Wenn sie heute ein neues System in irgend einer Sache in die Praxi? »msctzen wollen, dann wird daS doch--auch erst geprüft. Ich will bei der vorgeschrittenen Zeit nur ein Beispiel anfnhren. Ich will betone», daß der als pädagogischer Führer und Befür worter der Einheitsschule auch innerhalb der Lchrerkreise hoch- geschätzte Professor Dr. Rein ausdrücklich gesagt hat, es möchten alle einschen lernen, daß die Forderung, säintliche Volksschul- lchrer an der Universität anszubilden, „nicht nur eine Utopie ist, sondern geradezu den Niedergang unseres blühenden VolkS- schulwesens nach sich ziehen müßte". Dann müßte gerade von dem Standpunkte ans die Frage auf das eingehendste geprüft werden tiiwielveit die Länder in der Lage sind, finanziell das durchzuhalten. Ich meine, bei der heutigen wirtschaftlichen Lage ist das doch ein Gesichtspunkt, über den nicht ohne weiteres hinweggegangen werden kann, wozu noch daS kommt, was Herr Abg. Dr. Rcnd- torff mit Recht ausgeführt hat, daß gar keine Gewähr dafür besteht, ob in der genügenden Zahl dann noch Bolksschullehrer vorhanden sind. Gerade die Vorlage und alles das, was wir darüber gehört haben, hat mich insofern bedenklich gemacht. Sie wissen ganz genau, daß von den Krei'en, die hinter mir als Abgeordneten stehen, 85 bis 90 Prozent den minderbemittelten Kreise» angehören, von dem Standpunkte aus bedenklich gemacht, ob diese Kreise in der Lage sind, nun ihre Söhne noch Bolksschul- lehrer werden zu lassen. Wenn ich gerade an den katho lischen Volksteil denke, so ist eS auch hier in Sachsen de» weniger Bemittelten möglich gewesen, ihre Kinder dem Volks- schullchrerberlif z»zuführeii. Wenn ich an manche prächtige Gestalt im Lehrer stände denke, und daran, daß auch in Das beste Denkmal I- In den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts gewann die alte Alma Maler Georgia Augnsta zu Güttingen zu dem allen Ruhme neuen, als bei ihren grundlegenden Untcr- suchungcn über Erdmagnetismus die beide» Professoren Gauß und Weber mit Glück und uiigeahiilem Erfolge den ersten elek trischen Telegraphen herstcllic». Bei ihrem Versuche spannten sie einen unscheinbare» kupfernen Draht von der Sternwarte her über den Iohanniskirchiunn binweg, z»m Botanischen Garten. Ergötzlich zu beobachten war es, wie'sich der weise und ehrsaine Rat und Bürgermeister der aufgeklärten Stadt Güttingen bei diesen Versuchen der Gelehrten benahmen. Sie erteilten n»r unter Vorbehalt die Gcnchinigiing zur Legung des Drahtes, »so fern nicht bei dieser Vorrichtung irgendwelche Gefahr für Leib und Lel>en der Einwohner verbunden sc», fürnchmlich bey Ge wittern". Etwas später, als diese Aufsehen erregende Ent deckung geschehen, die spater wie mit cincin Netz den gesamten bewohnten Erdball uinst'annte, zogen zwei Studiosi nach Göttin gen, die damals freilich einander unbekannt, später recht hitzige Gegner in der politischen Arena sein sollten. Ter eine war ein junger. schmächtiger, kurzsichtiger, mit einer Brille bewaffneter Studiosus, der im Gasthause »Znm schwarzen Bär" Ouarticr bezog und fleißig dem Studium der Pandekten oblag, Ludwig Windthorst. Wenn er über das Buch binwea durch die kleinen Fenster seines bescheidenen ZiinincrS anf die Straße hinanSlngte, dann konnte er seinen Kommilitonen und später so gewaltigen Gegner sporenklirrcnd die Straße hinauf marschieren sehen: Otto von Bismarch. Während vielleicht in dein Kopfe des voni- mcrschen InnkerS die ersten Gedanken an die notwendige Schaf fung einer starken Staatsgewalt undeutlich aittdäwincricn, mag sich aber, vielleicht zielbewusster, in dem Kopfe des kleinen Windtborst ein anderes Bild abgehoben haben: diese? betraf die kamalia« Laoe der katholnh:» K che in Deuts. >iano. En getreue? Abbild dieser Lage konnte er schon erbttckcn, wenn er an? eben diesen Fenstern hinaus schaute ans d«u nebenan lie genden bescheidenden Ban der Göttinger kaibolischen Kirche, Nach einer Verordnung der ebenso aufgeklärten wie weisen hannoverschen EtaatSrrgierung durften die Katholiken, im Staate Hannover nur geduldet, nicht einmal einen regelrechten Kirch-erb.i' besitzen. Cie durften keinen Turm an ihrem Gotlckhaine anbringen, also auch keinen Blitzableiter, der doch dm» da war, „Leib und Leben der Einwohner zu schützein sür- nebwlich bey Gewittern. Sie dursten keine Glocken läuten, kurzum, die damalige Lage seiner Kirche in der angestaminlen Provinz wag den junaen Lndwia tief bedrückt haben und eS Wurde auch nicht eher besser, als bis Windtborst selbst vom KSntg Georg zum Irstizininister sür Hannover berufen, seiner Kirche diejenigen Freiheiten schasste, die sie zum Leben notwendig hatte- Im Laufe der Jahrzehnte wurden mancherlei Verbesserungen tu der kirchlichen Versorgung, namentlich in dem Diasporagebiet deS südlichen Hannovers getroffen. Allein in Göttingen selbst, das für sich eine Diaspora mit 27 oder 29 LrtsclMten darstellte, blicl-cn die kirchliche» Verhältnisse äußerst traurig. Dieses hat sich bis in die Jetztzeit erhalten und ist um so beklagenswerter, als zahlreiche junge akademische Bürger katholischen Glaubens aus allen Teilen Deutschlands die Universität Göttingen zu be suchen pflegen und dort in kirchlich, religiöser Beziehung leicht der Verflachung oder gar Verwahrlosung anheim fallen. Hier haben nun. ähnlich wie nach dem deutsch-französischen Kriege die Greifswalder Studciitcn in ihrer Stadt eine Diasporakirche errichteten, in Güttingen ähnliche Gedanken Fuß gefaßt, sie aber mit einer besonders glückliche» Idee verbunden, indem ma» I» dieser Kirclie zugleich ein Ehrenmal für die gefallenen Krieger des großen Weltkrieges zu errichte» gedenkt. Kein prunkendes Ehrenmal, wie eS andere errichten mögen, soll es sein, sondern eine würdige Statte, in der anf Jahrhunderte hinaus das hei- lige Meßopfer znm Gedächtnis der Gefallenen gefeiert werden soll. Da nun bei der jetzigen Zeitlage die Akademiker und deren Angehörige trotz äußerster Anstrengung nicht mehr in der Lage sind, die Mittel sür diesen Ban allein anfz» bringen, ergeht an die weitesten Kreise des katholischen Volkes die Bitte, diesen Bau, der, wie wobl bemerkt sei, dem Gedächtnisse aller Ge fallenen gewidmet sei» soll, fördern zu betten. Schön wäre es, wenn auch die Katholiken der Diaspora Sachsen, die Katholiken des nenerrichtctcn BiSttims Meißen, an dieser Erfüllung einer Ehrenpflicht Mitarbeiten würden. Sie können eS durch lieber- niitllnng eines SchersleinS an daS katholische Pfarramt in Güt tingen. I» würdiger Form wird das Gotteshaus, für das schon nambaste Summen gezeichnet sind, erstehen. DaS Komitee hat sich gebildet unter Vorsitz Sr. Gnaden des Bischofs Josef Ernst Po» Hildes-Heim. ES wird ein außerordentlich veänenstvollcs Werk sein, wenn diese Gedächtuiskirche baldmöolicbst erstünde. Die katholischen Eltern mögen hieran besonders denken. Und wo immer eine Mutter ihren im Weltkriege gefallenen Sohn betrauert, mögen seine Gebeine ruhen anf den Bergabhängen der Vogesen oder Karpathen, an den Gestaden der Nord- oder Ostsee, oder in den stillen Tiefen ferner Mclteiimccre, sie soll wissen, daß sie eine Tröstung besitzt in dein Gedanken, daß das heilige Meßopfer eben in dieser Kirche znm Andenken an diesen 'hrcn Sohn gefeiert wird. Diese Kirche wird zugleich ein leuchtendes, christliches Ehrenmal bilden und eine Stein gewor dene Erinnerung a» so viele Grobe, stilles Dulden. makkadäischeS Heldentum sein, an denen die Zeit des »»glücklichen Krieges zweifellos reich war. Wenn auch noch so schwarze Schattenseiten dieser Zeit sich zeigen, die Gedächtuiskirche in Göttingen wird ferneren Geschlechtern knndgebcn, daß diese Zeit groß und voll christlichen Heldenmutes Ir-ar, trotz und trotz alledem. dem katholischen Lehrerstande Leute sind, die von der andere» Seite als Pädagogen voll anerkannt werden, und wir forschen nach, so sehen loir dann, daß sie aus ganz kleinen Kreisen und Verhältnissen meistenteils hervorgegangen jind. Ich habe daS Empfinden und das Gegenteil ist mir nicht bewiesen worden, daß es durch die jetzige Regelung nicht leicht sein wird, diesen Kreisen es in dem bisherigen Umfange möglich zn machen, daß sie den Volksschullchrerberuf ergreifen und zwar aus finanziellen Gründen. Ich möchte sie wirklich herzlich bitten, im Ausschüsse von diesem Gesichtspunkte auch sachliche Momente in die Wagschale zu werfen. Ter Herr Unterrichtsministcr hat sich nachher etwas korri giert, indem er das, was er zuerst sagte von der Majorität, wesentlich eingeschränkt hat. Ich meine, wenn auch von anderen Seilen sachliche Gesichtspunkte geltend gemacht werden, gerade dann müßten sie beachtet werden. Das kann ich Ihnen mit gutem Gewissen sagen, daß ich — von welcher Seite auch die Anregung kommen mag, von der äußersten Rechte» oder der äußersten Linken — sie nicht ohne weiteres beiseite setze, sondern frage, ob nicht ein berechtigter Kern darin ist. Von diesem Gesichtspunkte aus müßten all diese Fragen erledigt werden. Auf zwei Punkte möchte ich »och kurz Hinweisen. Was § 4 anlaiigt, so möchte ich betonen, daß ich die Erklärungen, soweit es sich um die in § 67,2 des Gesetzes über Gymnasien usw. vom 22. August genannten Seminare handelt, daß dies in Gemein schaft mit der Aufsichts- und KollaturbchSrdc zu geschehen hat, daß ich diese Bestimmung nicht sür genügend halte und dringend wünschen möchte, daß hier Sicherungen in jeder .Hinsicht noch gegeben werden. Ich will auf Einzelheiten in diesem Zusammenhänge nicht eingehen. Gerade hier bietet sich Gelegenheit, den R ech t s st a n d p u n k t zu wahren, und er muß gewahrt werden, und ich würde selbstverständlich von einer durchaus entschiedenen Wahrung dieses RechtSstandpnnkteS die Zustimmung zu dem Gesamtgejetze abhängig machen. Was ich vermißt habe, das ist die Ergänzung des Neber- gangSjchulgejctzes in der Hinsicht, daß den berechtigte» Wünschen der wendischen Bevölkerung Rechnung getragen wird, mit Bezug aus die wendische Sprache und die Erlernung der wendischen Sprache. Das ist nur dann/ möglich, wenn das auch in de» Lehrerseminaren geschieht. (Zurus.) Aber wenn das auch bei der Lehrerbildung kommen sollte, so hätte ich doch gewünscht, daß bezüglich der Seminare schon in diesem Gesetz das sestgelegt würde. In diesem Zusammenhänge muß ich erklären zu der Po litik, die ich hinsichtlich der berechtigten Wünsche der Wenden als G eh ei m ra t sp o li t i k bei der Etatrede bezeichnet habe, daß mir nichts bekannt geworden ist, daß etwas in dieser Hinsicht geschehen sei, daß man irgendwie die Mitteilungen, die ich da mals gemacht habe, benutzt Härte, um die Verhältnisse nach^u- prüfen. Vielleicht wird die heutige Anregung die Herren be. wegen; den Herrn Kultusminister möchte ich nicht apostrophieren und belästigen aus den Gründen, die neulich in der »Dresdner Volkszeitnng" angegeben worden sind. (Zuruf des Abg. Schnel ler.) Gewiß, so ein bißchen Boshaftigkeit kann nichts schaden, Herr Kollege Schneller, das trägt zur Belebung »ei. Im übrigen betone ich noch einmal, daß ich einer Reform der Lehrerbildung und der Umgestaltung der Lehrerseminare durchaus freundlich gegenüberstehe, nur möchte ich nachmals mit Rücksicht auf die Neichsversassung und das bevorstehende Reichs» gesetz Sie bitten, von übereilten Beschlüssen abzusehcn, um nicht den Schwierigkeiten der Umgestaltung ausgesctzt zu sein. Et« Ivaigen Versuchen, die christliche Weltanschauung hier auSznschalten für diejenigen, die die christliche Weltanschau ung in die Kinder hincinverpslanzt haben wollen, würde ich ent- grgentreten. Daß ich wünsche, daß in dieser Beziehung Maß- nahmen getroffen werden, ist selbstverständlich. Wenn eS hier nicht durch dein sächsischen Landtag geschieht, werden wir dafür sorgen, daß es durch die N e i ch s g e se hg e b » ng in ent sprechender Weise durchgesührt wird. Deutsches Reich Zum erneuten Austteferungsvertrag Die vom Obersten Rat eingesetzte juristische Kouunission hat bekanntlich die Erneuerung der AnSlieferuiigssorderung einv- sohlen. Sie zeigt damit, was inan einem nnglünlichen Volke an Beleidigungen und ehrenrührigen Zumutungen zu bieten nagt, nnttr völliger Verdrehung der wirkliche» Tatsachen. Keine deutsche Negierung, wie immer sie auch zusammengesetzt sein mag, wird sich so weit erniedrigen, ihre eigenen Landsleute den Gerichten ihrer rachsüchtigen Gegner auszulicfcrn. Schon diese Zumutung stellen, ist eine bewußte Beleidigung. Als die For. derung zum ersten Male auftanchte. erbob sich oanz Denttchland wie ein Mann gegen diese Ungeheuerlichkeit, die dadurch nicht -r wird. daß uns in Versailles die eigene Unterschrift unter dieses Verlangen abgepreßt wurde. Hier stehen keine Partei- intercssen sondern Selbstachtung und Würde des ganzen deut schen Volles ans dem Spiele. 890 Personen ans allen Kreisen sind aus der AuSliescrungsliste verzeichnet, neben Prinzen und Generälen, Unteroffiziere und Arbeiter. Allen diesen Volks- genossen muß der Schutz des Reiches sicher sein. — Die Entente- kainmilston, die die unselige Auslieferungsforderung erneuerte, ist durchaus darüber im klaren, daß sie in der Praxis mit die sem Verlangen nicht durchdringt. Selbst die sraiizost'nfrenndliche «Daily Mail" drückt die Hoffnung aus, daß der Oberste Rat dem Vorschlag der alliierten Kommission, die Auslieferung der Kricgsbe'chiildigtcn zur Aburteilung zu fordern, nicht stattgevcn wird. Jedes Gericht, das- von den Alliierten gebildet sei, werde ebenso wie das deutsche Gericht dem Vorwurf der Parteilichkeit anSgesetz! sein, und es würde keine praktische Politik bedeuten, gerade gegenwärtig diese Aufgabe zn übernehmen. Keine diiittche Negierung könne oder werde die deutschen KriegSbe- schnldigtt'ii anSIiescrn, »nd der Versuch, sie dazu zu Kvingcn, würde eine Kraskvcrgendnng sein." ^ Sollte der Oberste Rat tatsächlich dem Kommissionsbeschlutz znsttmmen, so kann man sicher sein, daß er im Grunve genom- men auf neue Sanktionen oder ähnliche Akte der Völkerversöh- nung abgesehen ist. Und dazu der heuchlerische Vorwand, das Reichsgericht in Leipzig habe das Recht gebeugt! Nein! Die Entente weiß elwnso gut wie wir, daß die Leipziger Prozesse- mit aller erdenklichen Genauigkeit und Gründlichkeit geführt worden sind. Wenn sie die erhoffte „Aburteilung der Verbrecher" in den meisten Fällen nicht brachten, so dcsbalb, weil die große Mehrzahl der Anklagcpnnkte sich als haltlos erwiesen batten. Das Bild würde sich noch mehr zn unseren Gunsten verschiebe», wenn sich unsere Negierung endlich dazu entschließt, das reich- baltliche amtliche deutsch« Gcgenmatcrial über die Kriegsvc» brechen der Entente berciiiönigeben. Sie hat dies am 3. Mai l921 im Reichstage öttcntlich versprochen und wird nun wohl nicht länger zögern. Sie kan» des Einverständnisses aller Deut, scheu sicher sein. Nur wenn wir fest und mit Würde unser Recht vertreten, wie eS gerade einem unglücklichen Volke znkomm!, werden wir von weiteren Attacken anf die nationale Würde verschont blei ben und die Achtung der zivilisierten Welt wieder erlangen. in allen OröLen und ?rei5!>iLen Vi'avivi sn un»«on»E worauf gewartet werden kann ba <Lol«S-KssßZS V2li »«LSveN-tt., pr-ger Str. 31
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