Volltext Seite (XML)
^rschrmt täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- ' Hi inende Rümmer bi« Vormittags'/, N Üh«. Der Abonnementsvrei« beträgt Vierteljahr D 1 Mk. «0 Pf., monatlich SS Pf. Emzelne Rrn. lO Pf. Inserate pro Zeile M Pf., für au««ürt« lS Pf. und Val-enöurzer Anzeiger. Filialen: in Attstaittwaldenburg bei He« Otto Förster; in Tallenberg bei Hrn. Strümp - Wirker Fr. Herm. Richter; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdots t-> Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn Ml« Helm Dadler; in Wolkenburg bei Herr« Herm Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. -"spreche- Nr^s. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. — Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzena«, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke:' —_ Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhaid Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. ^ 228. Mittwoch, den 30. September 1908. ° _ . . — Witterungsbericht, ausgenommen am 29. September, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 770 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 17° O. (Morgens 8 Uhr -s- 9° 6. Tiefste Nachttcmperalur -s- 6° O.) Feuchtigkeit-» -ehM der Luft nach Lambrechts Polymeter 65°/v> Taupunkt -st 10,z° 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,g ww Daher Witternngsanssichten für den 30. September: Meist heiteres Wetter. «Waldenburg, 29. September 1908. In der von den Franzosen besetzten marokkanischen Hafen stadt Casablanca hat sich, wie mitgeteilt, soeben ein kleiner Zwischenfall abgespielt, der politisch keinerlei weitere Folgen habeu wird, aber für gewisse tatsächliche Verhältnisse charakteristisch ist. Mehrere Deutsche, die in der französischen Fremdenlegion, die gerade in Afrika garnisoniert ist, Dienst getan hatten und desertiert waren, wurden von der französi schen Hafenpolizci festgehalten, als sie in Begleitung eines Angestellten des deutschen Konsulat's ein Schiff besteigen wollten. Wenn man französischcrseits zu rauhbeinig gegen den deutschen Konsulatsbeamten gewesen ist, so wird das gesühnt werden, aber jedenfalls durften die Fremdenlegionäre, die sich doch nun einmal verpflichtet hatten, nicht so ohne Weiteres desertieren. Hätten die Franzosen nichts gemerkt, so war es gut; nun es anders gekommen ist, kann das Fest halten der Flüchtigen nicht als unzulässig bezeichnet werden. Wohl aber muh man fragen, ob es kein Mittel gibt, um endlich diesem Anwerben von Deutschen für die Fremden legion ein Ende zu machen, das über so viele unglückliche: junge Leute Elend und Not bringt. Unter den Mannschaften dieser nur aus geworbenen Aus- i ländern bestehenden französischen Kolonialtruppe befinden sich! bekanntlich recht viel Deutsche, die in der Heimat meist in l irgend einer Weise Schiffbruch gelitten haben und in halber, Verzweiflung in dieses Kommando eingetreten sind. Gewiß; ist Viel Abschaum darunter, aber es sind auch bessere Elemente dabei, die ein solches Los keineswegs verdient haben. Denn diese Existenz ist in der Tat bitter; die Disziplin, die sonst gerade in Frankreich Manches zn wünschen übrig läßt, wird in diesem Korps äußerst streng genommen, und die Strafen sind mehr als hart. Die französische Militär-Verwaltung er kennt au, baß sich die Fremdenlegiuäre bei allen Gelegen heiten mit äußerster Bravour geschlagen haben, lehnt es aber. ab, in der Behandlung eine Äenderung eintreten zu lassen,! eben weil zu viel verzweifelte Kerle in der Truppe sind. Sa kommt es denn, daß die Desertionen nicht selten sind, und welches das Schicksal der Flüchtigen ist, wenn sie wieder ergriffen würden, wird kaum immer den Angehörigen bekannt. Wir meinen, um dieses Zuströmen von Deutschen zur französischen Fremdeu-Legion zu verhindern, gibt es nicht allein das Mittel der Verwarnungen, sondern auch noch praktischen- Handhaben. Das französische Gesetz gestattet nicht, daß ein geborener Franzose jemals seine Nationalität Verliert, um sich seiner Dienstpflicht zu entziehen; er könnte also amerikanischer Bürger und fünfzig Jahre alt geworden sein und würde bei seiner Rückkehr nach Frankreich doch be straft. Wir sehen keinen Grund, weshalb nicht eine deutsche Gesetzesbestimmung eingeführt sollte werden können, die be sagt, kein Deutscher verliert seine Staatsangehörigkeit, so z fange er nicht aller seiner militärischen Verpflichtringen ledig >st Die ft-anzösischc Militär-Verwaltung müßte das doch bei der Anwerbung beachten. Sollte außerdem nicht die Bildung einer besonderen Kolvmnltrnppe ans sich freiwillig Meldenden, die der Heimat den Rücken drehen wollen, auch bei uns am Platze sein? An Persönlichkeiten dafür, die ihr Leben in die Schanze schlagen wollen, fehlt es sicher nicht. Wir Deutsche haben ja nie Mangel an Freiwilligen, wenn es etwas gilt, aber ein bischen Mitleid kann man solchen Elementen, die aus ihren besonderen Gründen aus der Heimat fort wollen oder müssen, auch nicht versagen. Es könnte zum mindesten über legt werden, ob nicht ein Plätzchen zum Unterschlüpfen ein gerichtet werden konnte. Zweifellos sind Leute darunter, die sich selbst außerhalb des Gesetzes gestellt haben, die nach dem strengen Buchstaben eine größere Teilnahme vielleicht nicht verdienen. Aber es sind doch Deutsche, und vor Allem waltet bei ihnen das Be streben vor, zu sühnen, was sie vielleicht begangen haben. Wir richten uns gern nach den Vorschriften von Ehre und Recht, und wenn wir sic im Allgemeinen such als maß gebend betrachten müssen, es gibt doch auch Gebote des Mit gefühls, einer wahren Humanität. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Daraus, daß Jnstandsetzungsarbeiten am Schloß des Königs von Württemberg in Friedrichshafen stattfindcn, glauben einige auf einen baldigen Besuch des Kaisers beim Grafen Zeppelin schließen zu sollen. (?) Graf Zeppelin ist von seiner jüngsten Reise nach Friedrichshafen zurückgekehrt und ist wieder in der Luftschiffbauwerft tätig. Das spanische Königspaar, das am Montag in München eingetroffen ist, hat dort eine herzliche Aufnahme gefunden. Bei der Festtafel gedachten Prinzregent Luitpold und König Alfons der nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Fürstenhäusern. Es wurden viele Orden verliehen. Prinz Bernhard zur Lippe erklärt in der „Lippeschen Landesztg.", seinen Abschied aus dem militärischen Dienste lediglich aus rein privaten, persönlichen Gründen erbeten zu haben, da er beabsichtige, sich mit landwirtschaftlichen und kolonialen Studien zu befassen. Zu den falschen Kommen taren lag nicht der geringste Grund vor. Das Komitee für die Brüsseler Weltausstellung hielt am Montag in Berlin seine erste Sitzung ab. Wie mitge teilt wurde, ist es gelungen, für Deutschland eine eigene Halle zu bekommen für allgemeine Ausstellungsgegenstände, ferner eine solche für kunstgewerbliche Gegenstände und einen Platz, auf dem die Münchener Brauereien ein großes Ge bäude errichten. Auf diese Weise wird ein in sich abge schlossenes „Deutsches Eck" entstehen. Die Mitglieder des internationalen Pressekongresses weilen am heutigen Dienstag in Wiesbaden, um sich von dort in alle vier Winde zu zerstreuen und in die Heimat zurückzukehren. Am Sonntag Abend waren die Herren in Frankfurt a. M. eingetroffen, wo sie Gäste der „Frankfurter Zeitung" wäre:. Sehr eindrucksvoll gestaltete sich der Aufent halt der Presseleute in der Musenstadt Weimar. In der dortigen Fürstengruft, an den Särgen Göthes und Schillers, legten die Journalisten drei prachtvolle Lorbeerkränze nieder. Dann traten zwanzig Delegierte aus zwanzig verschiedenen Ländern vor, und jeder huldigte in seiner Muttersprache den Manen der großen deutschen Gcistesheroen. In der Prüsidialsitzung des Deutschen Flottenvereins wurde die Streitfrage zwischen den Anhängern des Generals Keim und dem bayrischen Landesverband, zu deren Lösung die ersteren den Austritt des bayrischen Vorstandes forderten, als eine Angelegenheit behandelt, die im Interesse des Uottenvcreins zu bedauern sei, in die das Präsidium als solches aber nicht eingreifen könne. Die Vorstandsmitgliedcr des bayrischen Landesverbandes legten die Erklärung vor, daß auf dem bayrischen Delegiertentage der Danziger Friede nicht gebrochen worden sei. Diese Erklärung wurde ohne Debatte zur Kenntnis genommen. Zur Neugestaltung der Reichsgewerbeordnung haben laut „Voss. Ztg." im Reichsamte des Innern die Vorarbeiten begonnen. Auf mehreren Gebieten sind Ab änderungen der bestehenden Bestimmungen zu erwarten. Auch über eine Umgestaltung des Schankkonzessionswesens zur wirk lichen Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs schweben Erwägun gen. In England finden inzwischen die von den Schnaps- und Biermagnaten gegen die Schankvorlagen der Regierung angeftiftetcn Riesendemonstrationen statt. Nach weiteren Mitteilungen der „Köln. Ztg." wird die mit der Nachlaßstcuer verbundene Wehrsteuer nur solche treffen, die ein erhebliches Vermögen hinterlassen. Der Nachlaß unter 20,000 Mk. wird frei bleiben. Bei einer Wchrsteuer von 1 Proz. zahlt der 20,000 Mk. betragende Nachlaß eines Mannes, der nicht gedient hat, 300 Mk. Wchrsteuer, wer 100,000 Mk. hinterläßt, zahlt 1500 Mk. Bei der Wcinsteuer will man, dainit der Winzer nicht ge ¬ troffen wird, keine Steuer auf offenen Wein Vorschlägen, so daß der Verkehr des Winzers mit dem Händler, dem Wirt, dem Privaten, soweit solche im Faß beziehen, unbelastet bleibt. Sobald der Wein auf Flaschen gefüllt wird, zahlt er 5 oder 10 Pfennige für die Flasche, dazu kommt beim Händler und beim Wirt eine Zusatzbanderole, die sich nach dem -Werte abstuft. Die geplante Jnseratensteuer soll 25 Millionen einbringen. Behördliche Bekanntmachungen bleiben frei. Im übrigen wird ein Unterfchied gemacht zwischen der sogenannten Fachpresse und der politischen Presse. Bei der Fachpresse ist ein Satz von 10 Prozent der Jnsertionskosten als Steuer ins Auge gefaßt. Die politische Presse soll nach der Auf lage besteuert werden, beginnend mit 10 und fallend bis zu 5 Prozent. Der Inserent soll zahlen, die Zeitung die Steuer erheben und abliefern. So der Plan, für den sich im Reichs tage kaum eine Mehrheit finden wird, da er in den Blättern aller Parteien auf das entschiedenste abgelehnt wird. Die deutsche Eisen- und Stahlindustrie hat wie andere Industrien noch schwere Zeiten durchzumachen, sie kann aber der Zukunft hoffnungsvoll entgegensetzen. Diese Ansicht hat der Vorsitzende des Deutschen Stahlwerkverbandes dem Berliner Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" gegen über vertreten. Er sagte u. a.: „Die Verhältnisse in der Eisen- und Stahlindustrie liegen so, daß die Besserung der Geschäftslage, die erhöhte Kauflust und der bereitwilliger hervortretende Bedarf nicht durch übermäßige Lager oder durch eine zu große Produktion zurückgeschreckt werden. Es scheint ja, daß die Folgen der Gcldkrifis nunmehr über wunden sind, Und wenn auch für die Wintermonate eine nennenswerte Bautätigkeit nicht mehr erwartet werden kann, so sind doch die Aussichten für eine nachhaltige Belebung dieses wichtigen Geschäftszweiges im Frühjahr unbedingt günstig. Auch auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues sind auf dem Weltmarkt für die Eisen- und Stahlindustrie große Aufträge in Sicht, so daß ich mich wohl im Ganzen zu einer hoffnungsvollen Auffassung bekennen darf." j Der Entwurf einer Arbeiter-Witwen- und Waisen- Versorgung ist im Reichsamte des Innern bereits fertig gestellt und wird dem Reichstage bestimmt in der kommenden Session zugeheu. Da dies aber erst spät geschehen kann und der Entwurf gegen 1000 Paragraphen umfaßt, so wird die Vorlage vor dem Sommer nicht verabschiedet werden können. Also eine neue Vertagung des Reichstags in Aussicht! Als Antwort auf den Mrnberger Parteitagsbeschluß haben 'zahlreiche süddeutsche Ortsgruppen der sozialdemokrati schen Partei beschlossen, ihre Vertreter in Gemeindekollegien aufzufordern, nunmehr auch die Gemeindebudgets von Fall zu Fall bedingungsweise anzunehmen. Und da gibt sich der „Vorwärts" den Anschein zu glauben, die Süd deutschen würden Mann für Mann dem Nürnberger Partei tagsbeschlusse auf Ablehnung der Landesbudgets sich fügen! Ms Antwort auf die deutschfeindlichen Laibacher Vorgänge hat die Mehrzahl der süddeutschen Reisebureaus sämtliche für Oktober geplanten Herbstgesellschaftsfahrtcn nach Krain, Triest und dem österreichischen Küstenlande absagen lassen. So ist's recht! Wenn der deutschfeindlichen Gesell schaft in Oesterreich das schöne deutsche Geld verloren geht, wird sie am ehesten zur Vernunft kommen. Oesterreich-Ungarn. Das Befinden Kaiser Franz Josefs ist wieder zufrieden stellend. Der Husten ist nahezu vollständig geschwunden und der Kaiser fühlt sich wohl. Frankreich. Während feines Aufenthaltes in Paris hatte König Alfons von Spanien mit den leitenden französischen Ministern Unterredungen über die Marokkofrage. Daß der König das Programm der Herren Clemenceau und Pichon be dingungslos unterschrieb, bedarf keiner Versicherung. Rußland. Die Cholera iu Rußland fordert trotz eines gewissen Stillstandes in der Ausbreitung noch recht zahlreiche Opfer.