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Anlage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölatt. 9. Donnerstag, den 12. Januar. 1889. Ass M -er StriKe. Roman von H. Schobert. (47. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ein Eklat! — eine Brouville! — ein Skandal!" zischelte man sich in die Ohren. Keiner wußte, wer eS zuerst aufgebracht Mit einemmal schien eS aber, als ob JedeS etwas wüßte, etwas .anzudeuten zu belächeln hätte, mit jenem nichtswürdigen Lächeln, womit die feine Gesellschaft allemal eine voraussichtlich faule Geschichte aufzunehmen pflegt. „Eine Abenteuerin — eine Demimonde," flüsterten sie mit Fächerschlagen und aus den Cigarren blaue Ringe blasend, um dadurch anzudeuten, daß es immer so ist. Man begann Rammingen zu bedauern, der sich so leicht hatte fangen lasten. „Wie er sich wohl aus der Astaire zu ziehen versuchen wird." Man bespöttelte die Leichtgläubigkeit deS Prinzen, nannte Frau von Bogdanoff mit den liebenswürdigsten Namen und amüsirte sich großartig dabei. Die ganze gute Gesellschaft war in einer prächtigen Aufregung, die man nicht um alles in der Welt herge geben hätte. Nachdem Ferra halb besinnungslos auf ihren Sitz gesunken, war das letzte, waS sie sah, wie Maria Paulowna neben Prinzeß herschreitend an ihrem Zelt vorüberging, ohne sich nur mit einem Blick um sie zu kümmern. Also auch hier war sie gerichtet! Ungehört verdammt! Sie wußte ja, daß die kleine Russin sich stets etwas auf ihre Herzenskälte zu gute that, daß sie ihr immer ein- geschärst hatte, als erste Regel gelten zu lasten: kompromittire dich nicht! — Nun hatte man sie kompromittirt, sie war also für ihre Kousine gestorben. Die Thränen stürzten ihr in die Augen. Sie sah wohl die Leere um ihr Zelt, das heißt sie empfand sie eigentlich mehr. Hinaus! Nur hinaus! war das einzige klare Bewußtsein, das sie hatte. Sie zweifelte keinen Augenblick, daß dieser Schlag von Leroy kam, sie glaubte seine stahlharten, grauen Augen zwischen all den Menschen hindurch höhnisch auf sich ge richtet zu sehen, um sich an den Qualen seines OpferS zu weiden. Mit zitternden Händen stützte sie sich auf den schmalen Tisch, fort! fort! Niemand mehr sehen — auch Detlev nicht! — Ein Schauer schüttelte sie wie im Fieber. Daran durfte sie noch nicht denken — hier nicht! In dem Augenblick, als sie die Portiere zu gewinnen suchte, wuide diese hastig von außen zurückgeschlagen, Deuren stand aus der Schwelle. ' „Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten, Fürstin? Ich sehe, Ihnen ist nicht wohl!" Mit scheuem Aufblick, wie ein gehetztes Wild, das nicht mehr weiß, wo es trauen darf, sah sie zu ihm empor. Wußte er? — war es Mitleid, was ihn zu ihr führte oder Un- kenntniß . Aber ein Schwindel, der sie befiel, machte ihrem Zögern ein Ende. „Ich danke Ihnen sehr, — führen Sie mich zum Wagen." Als sie in die Kissen fiel, blaß wie eine Todte und noch immer zitternd, mit den furchtbar verstellten Zügen, sprang er schnell entschlossen zu ihr hinein. „Detlev würde eS mir nie verzeihen, wenn ich Sie in diesem Zustand allein ließe," sagte er mit der Miene eines besorgten Bruders und setzte sich an ihre Seite. Bei dem Namen zuckte sie zusammen, öffnete den Mund, schlug dann, ohne einen Laut von sich gegeben zu haben, die Hände vor das Gesicht und brach in bitterliches Weinen aus. Er ließ sie eine Weile gewähren, dann zog er langsam die feuchten Finger herab. „Man hat sie gekränkt," sagte er in beruhigendem Ton, als spräche er mit einem Kinde. „Wollen Sie mir nicht sagen, was geschehen ist?" Sein hübsches, offenes Gesicht sah so ernst nnd vertrauen erweckend aus, seine ganze Haltung war so ehrerbietig und herz lich, aber sie schüttelte leidenschaftlich abwehrend den Kopf. Er drängte sie nun nicht weiter. Vor der Villa hob er sie aus dem Wagen und führte sie in den kleinen blauen Salon. Die Dienerschaft hatte sich die Abwesenheit ihrer Herrinnen zu nutze gemacht, wenigstens ließ sich Niemand blicken. Hier blieb Ferra stehen; mit einer Gebärde verzweifelten Schmerzes hob sie beide Arme in die Höhe. „Es ist alles — alles zu Ende!" schluchzte sie. „Warum? Detlev wird für Sie eintreten, seien Sie ruhig, Fürstin — er ist ein Mann!" „Aber es ist ja wahr! — wahr!" schrie sie und riß mit beiden Händen in den gelösten goldnen Haaren, daß sie ihr wirr um Stirn und Schläfe hingen. „O, verlassen Sie sich darauf, er hat nicht zuviel ge sagt! In der Rue Rochefort geboren — im Palais Arbanoff so lange schutzlos gewesen, bis mir der alte Fürst seine Hand reichte — es ist alles wahr — alles! Aber was kann ich dafür?" Sie sah ihn mit angstvoll flehenden Blicken an, Eustach er blaßte sichtlich. „Fürstin," fegte er vorwurfsvoll, „warum haben Sie davon gegen Detlev geschwiegen?" „Weil ich die Vergangenheit vergessen hatte. Wer hat ein Recht nach dem zu fragen, was gewesen ist! Er hat mich kennen und lieben gelernt als Fürstin Arbanoff, wohlan, das bin ich — das bleibe ich — warum begnügt Ihr Euch nicht damit?" Er schüttelte den Kops, die Schlange des Argwohns erwachte auch in seinem kindlich gläubigen Gemüth. „Ich habe meine Vergangenheit vergessen," fing sie wieder in klagendem Ton an, „weck Konstantin es so von mir verlangte. Er sah nichts Böses in dem, was war. Vielleicht weil er groß herziger dachte — vielleicht weil ich ihn in meiner Verlassenheit jammerte." — Und sich mit einem leidenschaftlichen Aufschrei in den Sessel werfend, Eustach beide Hände entgegenstreckend, flehte sie: „Sagen Sie mir ein Wort deS TrosteS! Sagen Sie, daß Detlev nicht so grausam sein wird, mich zu verlassen." Der junge Offizier schwieg betreten still. Die schöne Frau in ihrem Schmerz that ihm ehrlich leid; dennnoch, wenn er an Detlev dachte, vermochte er ihr kein Wort der Beruhigung zu sagen.' Wie er den Freund zu beurtheilen vermochte, so gab es einen Kampf auf Leben und Tod in besten Seele, aber wer Sieger bleiben würde er wußte es nicht zuversichtlich, ein unabweisliches Gefühl sagte ihm nur, daß die Liebe, so rein und heiß und leidenschaftlich sie auch sein mochte, gegen eherne Vor urtheile, wie sie die Brust eines Mannes zu tragen im Stande ist, unterliegen konnte. Wie würde er im gleichen Falle handeln ? Ebenso wie Detlev, dem Schmutz deS Daseins lieber entsagen, als in semen eigenen Augen zu diesem Schmutz herabsteigen. — Damit war FerraS Urtheil gesprochen. Sie ahnte, WaS in ihm vorging, sie sah es an seinem Zögern. „Herr von Deuren," sagte sie von Schluchzen unterbrochen, „mag Detlev handeln wie er will, ich nehme es demüthig auf — als Strafe für mein Schweigen — aber sagen Sie eS ihm wenigstens — lasten Sie eS nicht gehässiger Weise geschehen — ich bin von allen verlaffen — nehmen Sie sich meiner an — ich bin nicht schuldig in dem Sinne, wie ich scheinen mag — und ich habe ihn so innig geliebt — auS Liebe zu ihm schwieg ich —" Thränen erstickten ihre Stimme ganz; sie ahnte selbst nicht einmal, daß sie von ihrer Liebe iu der Vergangenheit sprach, aber Eustach bemerkte eS, und das Mitleid gewann bei ihrem Anblick wieder die Oberhand in seinem jungen Herzen." „Ich will thun, waS in meinen schwachen Kräften steht," ver sicherte er energisch, „Detlev muß sich mit Ihnen aussprechen — vielleicht wird doch noch alleS gut." Sie schüttelte traurig den Kopf, dann lehnte sie die schmerzende Stirn gegen seine Schulter, unaufgefordert: es war ihr, als sei der junge Offizier das letzte Band, daß sie mit der glücklichen Vergangenheit verknüpfte. „Sie sind sein Freund," sagte sie, als müsse sie diese Be wegung dadurch rechtfertigen, „sagen Sie ihm —" sie sprang wieder auf, als ließe es ihr nirgends Ruhe, „daß daS Herz der Fürstin Arbanoff nicht wärmer und bester für ihn schlagen kann, wäre es auch auf einem Thron geboren, als jetzt, da sein erster Schlag im Keller der Rue Rochefort geschehen." Sie athmete tief und heftig. Ein Strahl der Abendsonne fing sich in ihren unordentlichen, metallisch glänzenden Haaren und ließ sie aufleuchten wie flüssiges Gold, die schimmernden Augen sahen ihm heiß und leidenschaftlich in das Gesicht. Dem jungen Offizier wurde warm — es ist doch ein eigen Ding um starre Prinzipien, der athmenden, verlangenden Lebenskraft gegenüber. Armer Detlev! Wie schwer war es, daS rechte zu wählen. - (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Ueber daS drahtlich gemeldete Unglück auf -«M Muveran giebt einer der mit Ausnahme des umgekommenen Lenormand nach Gens zurückgekehrten Theilnehmer der schrecklichen Bergtour folgende Erzählung: „Wir sind, unserer fünf, am Sonntag Morgen in Begleitung eines Trägers von Leytrou auf gebrochen, um die Hütte Rambert (2500 Meter) auf dem großen Muveran zu gewinnen. Das Wetter war nebelig, aber durchaus nicht schlecht, und keiner von uns dachte nur einen Augenblick daran, die beabsichtigte Hochgebirgstour aufzugeben. Der Auf stieg war außerordentlich anstrengend; der Schnee war lockerund wir konnten nur sehr langsam vorwärts kommen. Wir waren indessen gnten Muths. Abends gegen 10 Uhr näherten wir uns der Hütte. Da ließ sich plötzlich einer unserer Gefährten, der etwas vor unS marschirte und bis dahin wacker auSgehalten hatte, in den Schnee fallen. Er erklärte, daß er nicht mehr weiter könne, und daß er einen Fuß erfroren habe. Ich rieb ihn energisch mit Schnee, aber umsonst. Wir waren ungefähr noch 150 Meter unterhalb der Hütte. Es war 9*/« Uhr. Während der Träger und meine Kameraden bei dem erschöpften Lenormand blieben, stieg ich allein zur Hütte hinauf, die ich um 10 Uhr erreichte. ES war unS unmöglich, unseren Kameraden biS zur Hütte zu tragen, denn eS ging mit unsern Kräften zu Ende, und außerdem hatte sich ein furchtbarer Schneesturm er hoben ; bei jedem Schritt verschwanden wir bis zur Brust in Schneewolken. Der Träger Orrigoni, der mir zur Hütte nach gefolgt war, begab sich mit Decken, Lebensmitteln und der Hütte entnommenen Medikamenten zum Schauplatz des Unglücks zurück und gegen Mitternacht waren wir alle, mit Ausnahme des un glücklichen Lenormand, in der Hütte geborgen. Der Wind brauste mit furchtbarer Gewalt, wirbelte den Schnee in der Luft umher und deckte den von uns genommenen Weg meterhoch zu. Am nächsten Morgen, Montag, wollte Orrigoni nach Leytrou hinab teigen. Wir widersetzten uns, da der Sturm noch mit un- ;ebrochener Kraft tobte. Einer unserer Kameraden entschloß sich edoch, ihn zu begleiten, und sie gingen ab. Sie kamen bei Lenormand vorbei; sie fanden ihn noch lebend und theilten uns dieses — wie wir verabredet hatten — durch ein Signal mit. Lenormand sagte ihnen, daß es ihm nicht schlecht gehe und daß er baldigst Hilse erwarte. Dann setzten sie ihren Weg fort. Etwas später versuchte ich, mir bis zu unserm Gefährten einen Weg zu bahnen, aber ich konnte bald nicht mehr weiter; und bevor ich noch 100 Meter vorgedrungen war, mußte ich un verrichteter Sache nach der Hütte zurückkehren. Der Schnee sturm hielt bis Dienstag gegen Mitternacht an. Mittwoch Morgen war das Wetter klar und um 9^ Uhr setzten wir uns in Marsch, um das Thal zu gewinnen. Wcr fanden unsern Kameraden Lenormand nicht wieder, er war unter dem Schnee verschwunden. Der Abstieg war äußerst gefährlich. Ober halb der Hütte SailleS begegneten wir einer Rettungskolonne, die uns zu suchen von Leytrou (unter Führung des Oberstleutnants Ribordy) abgegangen war. Sie gingen mit uns zurück bis zur Hütte Leytrou, von wo aus sie gedachten, am Abend zur Hütte Rambert hinaufzusteigen, um Lenormand zu suchen. Abends kamen wir in Leytrou an." So berichtet der 28 jährige Mechaniker Chouet, der älteste der fünf Touristen. Ein letztes Telegramm aus Sitten meldet, daß der Oberstleutnant Ribordy nebst zwei anderen beherzten Männern am Donnerstag Abend um 9 Uhr 30 Minuten nach Leytron zurückgekommen ist. Die Kolonne hat am Mittwoch in der Hütte Leytrou übernachtet und ist am nächsten Morgen mit Schneeschuhen bis zur Hütte Rambert vorgedrungen. Die Nachsorschungen nach Lenormand in der Umgebung der Hütte blieben resultatlos. Er ist un auffindbar. Der ausgepflanzte Eispickel, der den Platz be zeichnete, wo der Unglückliche lag, ist unter dem Schnee ver schwunden. Der Schneesturm war entsetzlich. Lenormand war Elektrotechniker in Genf, 22 Jahre alt und der einzige Sohn seiner Eltern. * Die „Dollarköniginnen" in New-Bork. In dem neuesten Heft der „Revue des Revues" veröffentlicht L. de Norvins, der zu dem Kreise der New-Aorker Milliardäre selbst in engen Beziehungen steht, eine Plauderei über die Frauen der amerika nischen Millionärwelt. Im Mittelpunkt deS Interesses dieser Saison stehen zwei junge Mädchen, die der Elite oder, wie man in New-Jork sagt, der „Creme" der Milliardäre angehören nnd in diesem Winter zum ersten Mal in die Gesellschaft eingeführt worden find. Es sind zwei Cousinen, die kaum ihr 16. Jahr vollendet haben, Miß Gladys Banderbilt, die letzte «och nicht verheirathete Tochter von Cornelius Vanderbilt, und Miß Ruvß Twombly, deren Mutter eine geborene Banderbilt ist. Die Er» ziehung, die sie empfangen haben, lief nur darauf hinaus, sie für gesellschaftliches Leben in großem Stil vorzubereiten. Die jnuge« Mädchen dieses Kreises müssen vor Allem eine Ahnung haben, um eine Konversation führen zu können, ohne sich lächerlich z« machen; sie müssen etwas Klavier spielen können und etwas von der Malerei verstehen; sie lernen, wie man in einen Salon ein tritt, sich graziös in einen Sessel fallen läßt und geschickt wieder aufsteht. Ihre Hauptsorce aber besteht im Tanz. Auf de« Tanzunterricht wird mehr Sorgfalt und Geld verwandt, als auf alle anderen gesellschaftlichen Talente. Die meisten junge« Damen haben mindestens 6 Gemächer zu ihrer Verfügung. Kei« männliches Wesen, außer dem Hausarzt, darf diese Gemächer betreten, kein Diener darf die Schwelle überschreiten. Nur wenigen Auserwählten ist eS erlaubt, einen Blick hinein zu werfen. In der Wohnung der Miß Ruth Twombly gelangt man durch ein pompöses Vorzimmer in den Salon, von da u» das Musikzimmer, in dem ein Flügel steht, der mit Hellem AtlaS drapirt ist, damit er mit den seidenen Tapeten harmonire. Da- Ärbeitszimmer birgt in zahlreichen Glasschränken die Autoren für junge Mädchen, natürlich in den elegantesten Einbänden. Der Glanzpunkt ist aber das luxuriös eingerichtete Boudoir. Daneben befindet sich daS Badezimmer und Ankleidezimmer, daS mit allen Hilfsmitteln derToilettenkunst versehen ist. Ruth Twombly hat zwei Kammerfrauen allein für sich, die ein sehr mühevolle- Dasein führen. Die eine frisirt ihre Herrin, hilft ihr beim An- und Auskleiden — wer weiß, wie oft am Tage — begleitet sie zn den Diners, um noch im letzten Augenblick eine Unordnung an ihrer Toilette repariren zu können, ehe sie in den Salon tritt, und holt sie nachher wieder ab. Die zweite Kammerfrau hat «in nicht minder schwere- Amt. Sie hat die Garderobe unter sich und hat dafür zu sorgen, daß jeder Toilettengegenstand in tadel losem Zustand vorhanden ist. Auszubeffern braucht sie die Garderobe natürlich nicht. Manche Kleider, z. B. die Ball-Roben, werden überhaupt nur einmal benntzt. Immerhin ist die Sorge für eine Toilette, die jährlich 60,000—80,000 Mark kostet, keine Kleinigkeit. Eine dritte Kammerfrau hat die Reinigung der Zimmer zu besorgen. Außerdem gehören zu der Dienerschaft «och ein Kutscher, ein Lakai und ein Reitknecht. Jeden Morgen er scheint ein Reitknecht, um die Befehle entgegenzunehmen. Ei« Lakai, der im Vorsaal beschäftigt ist, benachrichtigt die erste Kammer frau davon, die sich zu ihrer Herrin begiebt. Diese orientirt sich auS ihrem Taschenbuch über die Verpflichtungen deS Tage- und schreibt einen Tagesplan auS, den sie ihrer Mutter zur Begut achtung schickt. Nachdem diese Formalität erledigt ist, ertheilt sie ihre Befehle...In ganz gleicher Weise ist das Leben der andern jungen Mädchen dieses Kreises geordnet. Unter den älteren Frauen stehen in dem Millionenparadies an erster Stelle Hetty Green und Senora Cousins. Hetty Green besitzt 500 Millionen; aber sie bewohnt in einem möblirten Hause ein Zimmer für etwa 29 Mark wöchentlich, um — keine Steuern zu zahlen. Senora Cousino stammt aus Chile und hat sich erst seit Kurzem in New- Jork niedergelassen. Mit ihrem Vermögen von 1000 Millionen . Mark ist sie die reichste Frau der Welt. Der TypuS der excentrischen Millionärinnen, die sich den SnobiSmuS zur Aufgabe machen, ist MrS. Jack Gardner. Sie kultivirt die Berühmtheiten aller Art, den hervorragenden Ringkämpfer Sandow, wie Pade- rewski, dem sie 4000 Mk. für ein Stück bezahlt, sie protegirt die chinesischen Schauspieler und belegt sogar Paul Bourget mit Be schlag, der in ihrer Villa einige Seiten von „Outremer" schreiben muß . . . Eine Lieblmgsmode der New-Dorker Millionärinnen ist zur Zeit die Gärtnerei. Helen Gould, die eine herrliche Sammlung von Orchideen und Tulpen besitzt, für die sie in Holland fabelhafte Preise bezahlt hat, hat dazu den Anstoß ge geben. Die seltensten Blumen werden von den vornehme» „Gärtnerinnen" gezüchtet. Natürlich aber können sie dazu nicht die vulgären Gärtnergeräthschaften gebrauchen. DaS Haden sich dann auch die New-Iorker Goldschmiede und Juweliere zu Nutzen' gemacht. Silberne Gießkannen mit dem Monogramm ihrer Eigenthümerinnen werden zu 600—800 Mk. verkauft; die Messer zum Abschneiden der Weintrauben kosten 40—100 Mark und gegenwärtig fabrizirt man ein „Gärtnerei-Necessaire", bestehend aus einer kleinen Harke, einem Spaten und einer Gartenhaue, natürlich alles aus Silber, im Preise von 600—1500 Mark. Daneben nimmt das Diamantenfieber immer größere Dimensionen an. Der Halsschmuck, den Georg W. Vanderbilt seiner Braut zur Hochzeit schenkte, wird auf 600,000 Mk. geschätzt. Er wird gebildet von 5 enormen Rubinen, die allein fast 500,000 Mark werth sind, und durch je 6 Diamanten von einander getrennt^ sind. Mrs. Twombly besitzt Diamanten im Werth von 1,500,000 Mark; aber sie beneidet noch Mrs. Bradley Martin, die eine Garnitur von Rubinen für 2 Millionen besitzt. Fremdenliste vom 9. Januar 18SV. «lwonuS, Kaufmann, Dresden, Hotel Goldn. Stern. Am End«,, Mühlenbesitzer, Greußnig, Hotel d« Saxe. Ackermann, Kaufmann, Plauen i. V-, Hotel de Saxe. Bender, Reisender, Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Böthig, Kaufmann, Leipzig, Hotel Kronprinz. Vock, Kaufmann, BreSlau, Hotel R. Hirsch. Büschel, Kaufman«, Hainichen, Hotel R. Hirsch. Bennewitz, Kaufmann, Leipzig, Hotel v« Saxe. Degenkock, Kaufmann, Leipzig, Hotel Kronprinz. Dreysel, Kaufmann, OelSnitz t. v., Hotel de Saxe. Engelhardt, Rentier. Stettin, Hotels schwarzes Ro^ Ficker, Kaufmann, Gera R-, Hotel Kronprinz. Frey mann , Kaufman«, Dresden, Hotel R Hirsch. Frohmann, Kausmann, Berlin, Hotel de Saxe. Franke, Eibergen i. Holland, Hotel d« Sax«. Günther, Kaufmann, Frankenberg, Hotel R. Hirsch. Aoersch, Kaufmann Lhemnitz, Hotel Goldn. Stern. Gräfe, Kauft»., Dresden, Hotel Goldn. Stern. Gärtner, Kaufmann, Berlin, Hotels schwarzes Roß. Herbst, Kauf«., Dresden, Hotel Kronprinz. Hodurch, Kaufmann, Raiidor, Hotel Kronprinz. Hefft, Kaufman«, Ehemnitz, Hotel R. Hirsch. Hößelbarth, Kaufm., Limbach i. S., Hotel R. Hirsch. Hahn. Kaufmann, Grimma, Hotel schwarzes Roß. Hartung, Elektro techniker. Zwi^au, Gasthaus zur Post. Häuflein, Fuhrmann, Olbernhau/, Gasthau» zur Post. Hentschel, Kaufmann, Meißen, Hotel d« Sax«. Herrmann, Kaufmann, Görlitz, Hotel de Saxe. Jungfer, Kaufmann», Dresden, Hotel Stadt Altenburg. Israel, Kaufmann, Eibau, Hotel, Kronprinz. Koalltck, Kaufmann, Dresden, Hotel Stadt Altenburg. Keller, Kaufmann, Leipzig-Lindenau, Hotel Kronprinz. Koffer, Kau'm, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Kröber, Kaufmann, Dresden, Hotel schwarze» Roß. Kunze, Kaufmann, Leipzig, Hotel schwarzes Roß. Kahnt, Kaufmann, Altenburg, Preuß. Hof. Kohl, Kaufmann, Lermig, Hotel? de Saxe. Lewerenz, Kaufmann, Leipzig, Hotel Stadt Altenburg, Leuschner, Kaufmann, Berlin, Hotel de Saxe. Lätzsch, Kaufmann« Dresden, Hotel de Saxe. Lotze, Kaufmann, Pirna, Hotel, de Saxe. Müller, Kaufmann, Lommatzsch, Hotel Stadt Altenburg« Mche, Kaufmann, Magdeburg, Hotel R. Hirsch. Müller, Sauft»«»