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Sächsischer Landtag Berufe rin lebhafter Andrang statt, weil heutzu tage die jungen Leute die Arbeit mit der Feder jeder anderen schwere» Beschäftigung vorzithen, wenn ste auch schlechter lohnt. Abg. Rie» behauptet, e» seien meist schwäch lich« Personen, zum Teil sogar Krüppel, wrlche zum Gchreiberberuf« drängen. E» liege eine un- gerechtfertigte Bevorzugung darin, daß KO Prozent der freien Etrllrn bet den Gerichten von den Mi- lttäranwä'tern besetzt »erden dürfen. Justizminister Dr. v Ott» erwidert, «S sei von jeher Gebrauch gewesen, daß solche Schreiber, welche bisher bei Anwälten gedient haben, bei den Gerichten angenommen werden und ste würden auch fernerhin dort offene Türen finden. Dir Re gierung könne fich aber eine dahingehende Ver- pfl.chtung nicht auferlegen lasten. Abg. Dr. Kaiser (natl.) «eist die Behauptung RiemS zurück, daß die Rechtsanwälte ihre Schreiber- löhne herabdrückten. Der Rechtsanwalt halte sein Personal solange al- eS geht. Die tariflich fest gesetzten Mtndestlöhne würden fast überall über schritten. Die Furcht vor den Wirkungen der neuen Zivil-Prozchordnung habe aber verschiedene Anwälte veranlaßt, ihren Leuten zu kündigen. Vizepräsident Bär (srets.) wirft den Anwälten eine Art LehrlingSzüchterei vor. Abg. Hettuer (natl.) weist dies zurück und hält auch die Befürchtung Dr. Kaiser» für über trieben. Wa» die Anwälte an Sen Landgerichten und dem ObrrlandeSgericht durch die Zwtlprozrß- ordnun »-Novelle verlieren, werde den Anwälten an den Amtsgerichten wieder zuflteßen. Schließlich läßt man, wie oben erwLhnt, die Petiti» gleichfalls einstimmig auf fich beruhen. Nächste G tzung Freitag */,1O Uhr: Allge meine Vorberatung über Dekret 21, Nachtrag zur Kostenordnung betreffend. sonst könne er nicht antworten. Nach erregter Debatte, in der van Herck<ren behauptete, daß fein Prestige beim Stockholmer Hof durch die Be schwerden ein«» holländischen Landmannr» gelitten hätten, beschloß die Kammer in geheimer Sitzung, über diese Angelegenheit nicht in geheimer Sitzung, sondern öffentlich zu verhandeln, van Herckeren erklärte nunmehr zu seinem Antrag im einzelnen: Der Souvrrän eine» Nachbarstaates habe vor einigen Jahren wissen lassen, daß er gezwungrn worden wäre, niederländische» Gebiet zu besetzen, wenn dir Niederlande ihre Verteidigung-mittel gegen Eng- land nicht instand setzten. Der Minister verdiene^ Tadel, da er diese Tatsache beim Abschluß de» Nordsreabkommrn» nicht in Rechnung gezogen habe. Der Minister erklärte, er könne diese Be- hauplung nicht entkräften, bevor van Herckrren fich nicht genauer zu den AuSdrück-n »Souverän eine» Nachbarstaates" und „wiff n lassen" geäußert habe. Im Jäter,ff« de- Lande» fordere er ihn auf, klarer und genauer zu sein. Da van Heeckeren nicht ant wortete, wurde di« Di-kusfion ohne Ergebnis ge- schlvffen. Frankreich I» der französischen Deputiertenkammer stand gestern die Beratung dr- Budget- de- Kriegs- Ministerium- auf der Lage-ordnung. Alleman« (Soz.) verlangt, Abschaffung der Bagno» in Afrika. Die Qualen, denen die G fangen«« aus gesetzt seien, s«ien eine Schande für Frankreich. Lachaud (Soz-Radikaler), der Arzt ist, zog einen Vergleich zwischen dem GrsundheitSzustand der deutschen und der französischen Armee, der nament lich inbezug auf die epidemischen Krankheiten in Deutschland weitaus günstiger sei, und erklärte, der Grund dafür liege einmal in dem allgemein schlechteren Gesundheitszustände der französischen Rekrutenkontingent«, dann aber auch in der Unzu länglichkeit der hygienischen Einrichtung«« in den französischen Kasernen. Die Bewegung «uter deu »»titsche» Berg- leute». In Northumberland wird unter den Berg, leuten über die Frage überstimmt, ob der Ausstand erst nach vierzehnlägigir Kündigung oder sofort beginnen soll, um den Streit über die Frag« de» Achtstundentage» zu Ende zu dringen. Da» Er- grbnt- wird wahrscheinlich am Sonnabend bekannt gegeben «erde». Für den AuSstand ist Zweidrittrl- Majorität erforderlich. Wenn di« Entscheidung gegen einen AuSstand au»fallen sollte, dürfte als bald auf allen Gruben, welche jetzt feiern, dir Au»stand beigelegt werden. Der «Daily Telegraph" meldet au- Eardlff, daß die gegenwärtige unge- w>ff« Lage tu« Kohlenrevier von Güv-WaleS «inen sehr nachhaltigen Einfluß auf den Handel habe. Auf der Börse m Eard>ff wird berichtet, daS west- fälische Kohlensy idikat erhielt au» Frankreich Auf träge in Höhe von zwei di» drei Millionen Tonnen, die sonst zum großen Teil nach Süo-WaleS ge fallen wänn. Dasselbe Syndikat schloß auch ein bedeutendes Geschäft in Pc,ßkohlen mit den fran- zöstschen StaalSelsenbahnen ab und steht nut einer großen transatlantischen Schiffahrtsgesellschaft weg«» Kohlenlieferung in Untrrhandlung. D r Verlust all dieser Aufträge, wie auch derjenigen der „N wigazione General« Jtaliana" werde für da- wallfisch« Kohlengebiet sehr ernst »erden. Sriecheulaud Da» Trauerspiel der Uat«rwerf»ng de» König- Dresde», S Febr. Die Zweite Kammer I *— Di» Anträge der Fretfi»»ige» »ad ver beschäftigte fich heute mit 6 Petitionen privater I Nalio»aütb«rale» auf «tu« Reform Ver Ersten N^tur, die man sämtlich auf Antrag der Be- I Kammer, sowie der der Sozialdemokraten aus schwerde- und PetilionSdeputation auf fich beruhen I deren Aufhebung sollen nächsten Dten»tag auf die lnß. Dasselbe Schicksal teilte die Petition de- l Tagesordnung der Zweiten Kammer gesetzt werden. Verbände- dir Bureauangestellten und der Ver- l Von der Regierung dürfte nur eine kurze Ec- waltungSbeamten der Krankenkaffen und Beruf-ge- I klärung abwehrender Art erfolgen. nossenschasten Deutschland- um Berücksichtigung der I * Hoheuftrix-Ernßithal, 10 Febr. FastnachtS- Bureauangestellten bet der Besetzung neu zu schaffen- I vergnügen hielten gestern der Dteigerzug der der Stellen bei den Gerichte». I Freiwilligen Feuerwehr 2. Kompagnie im Neu- Abg. Schmivt-Freibirg (kons.) «rwähnt bet ! städter Gchützenhaus, der Sängervercin im „Grauen Besprechung der letzteren Petition «ine Pfarrer»- I Wolf" und der Steigerzug der Freiwilligen Feuer- witwe au» Dre»den, welche einen Kapitalverlust I wehr 1. Kompagnie im GewerbehauS ab. Sämt- dadurch erlitten halte, daß eine von ihr gewährte ! liche Vergnügen waren gut besucht und nahmen Hypothek auf ein falsche» Aolium eingetragen i einen dem Charakter de» letzten FaschingStage» worden war. Di« w«itverbrelt«te Meinung de» I entsprechenden animierten Verlauf. Publikum-, daß da» Grundbuchamt für geschäst»- I Znrückcrhaltene» 10>Markstück. Da» unkundige Personen da» Amt eine» sorgsamen Mädchen, da» am DtenStag von einer am Nm- HauSvaterS zu übernehmen habe, sei falsch. Der markt wohnhaften Frau anstatt einer Kupfermünze Beamte habe lediglich di« gestellten Anträge durch. I ein 10-Markstück al» Geschenk erhalten hatte, hat zusühren. Wer Geld auf Grundstücke leiht, muß fich zufolge der Notiz in der gestrigen Nummer fich vorher davon überzeug«», welch« Flurstücke «t» unsere» BlatteS gemeldet und der unfreiwilligen Grundbuchblatt umfaßt. I Spenderin da» Goldstück zurückgebracht. Die Abg. SchaVo-Gertitzsch (kons.) bemerkt zur Pe- I Frau dürft« fich den Vorfall zur Warnung diene« tition der Bureauangestellten, dir Deputation habe I lassen und künftig ihre Goldfüchse bester in G«> di« geringe Besoldung der Schreiber bet den Recht«. I wahrsam nehmen. anwältrn anerkannt, dennoch aber finde zu diesem I 1t.. Oberl»«gwttz, 10. Febr. Am Dien»tag Oertliches und Lächfisches. Hohenftei«-Sr«ftthal, 10. Februar. *— Der Komet „1910^" »tcht mehr ficht» bar. Volle acht Lage lang hat die Ungunst der Witterung jede Beobachtung de» mu«n Kometen unmöglich gemacht. Erst am Dienstag abend war der westliche Himmel teilweise, am Mittwoch abend fast gäazltch, wenigsten» zeitweise, klar zu be- obachten. VenuS al» Ori«ntier«ngSstern ist nicht mehr zu sehen, da in Konjunktion zur Sonne. Aber weder mit Fernrohr, noch mit bloßem Auge ließ fich in der Gegend, wo d«r Komet zum letzten Mal« sichtbar war (der Kopf stand ungefähr an der Grenze von PegasuS und Westermann, nach dem Kleinen Pferd zu), etwa» KomrttnähnlicheS er- blicken. E» darf daher wohl angenommen w«rden, daß der Kom«t in den Utzlen acht Lagen soviil an Giöße und Helligkiit verloren hat, daß er ein irgendwie auffällige» Objekt nicht mehr bildet. Man darf gespannt sein, ob und wo ihn die Sternwarten wieder finden werden. Eine Nach suche ist dadurch erschwert, daß man den genauen Standort deS Kometen gar ntcht angeben kann. — So waren also die Stunden, wo der Komet „1910^" sichtbar war, wirklich „gezählt* und es bleibt unS nur die Hoffnung, daß der „Halley", d'ffen Auftreten in rme günstigere Jahreszeit fällt, un» entschädigt sür da- himmlische Schauspiel, daS fich in den letzten Wochen säst ausschließlich .hinter . _ _ , den Kulissen" dicker Wolkenwände abgespielt hat. untrr daS Machtgebot der Militärltga ist durch i die Begnadigung de» Martneleutnaut« und bekannten l WetterauSficht für Freitag, den 11 Febr.: Meuterers LypaldoS um »inen neuen Akt bereichert Lebhafte nördliche Winde, veränderliche Bewölkung, »ordrn. Offenbar hat der König in di« V«gna- I Temperatur wenig geändert, noch zeitweise Nieder- digung unter dem gleichen Zwange gewilligt wie I schlag, meist Schnee. vor wenigen Tagen in die Eindirufung der *— Beztrttfelvwebel. Nächsten Sonnabend Nationalversammlung. Und diese Bedingung lher Bezirksfeldwebel im Sitzungszimmer — lautete: „Wenn du nicht gehorchst, so gehst du 1 Treppe — deS StadthausiS am Neumarkt in dein,» Throne» verlustig." Daß die Beriprechungrn Hohenstein-Ernstthal für die Mannschaften deS der unter drm Kommando der Offizier»Partei I BeurlaubtenstandeS dienstlich zu sprechen. Es strhendtn Rtgi. ung keinen Wert habt«, gehl aus I können an diesem Tage Meldungen aller Art er- dem Umstand, hervor, daß fich plötzlich die führenden l ledigt und Gesuch» abgegeben werden Auch wird kretischen Abg o dneten al- griechische Staatsbürger I über alle militärischen Angelegenheiten, soweit ste die naturalisier,n ff münd al« solche an der National- Fragesteller berühren, bereitwtlligst Auskunft erteilt. Versammlung le>lnekmen wollen. Will man ge- I Einschränkung ver stille» Z»it. recht fein, jo muß man diesem Treibe« gegenüber In der gestrigen Sitzung der Gtsetzgebungs-D.pu- doch sagen, daß Griechenland die Langmut der > tation sind bestimmte Anträge wegen der Ein- Türkei auf eine mehr als hart« Probe stellt. An- I schränkung der stillen Zeit mit Majorität gegen gesicht- dieser unaufhörlichen Provokationen müßten « vje Stimmen der Konservativen beschlossen worden, dir Schutzmächte endlich einmal «in energisches Die geschloffene Zeit soll zu Weihnachten am 22. Wort sprechen und, w.»n Worte nicht helfen Dezember beginnen und am ersten Feiertag (intl.) sollten, zu «ntschiedenen Taten schreiten. Die > enden, zu Ostern am Sonnabend vor Palmarum Türket will in di-sem Sinn« eine Note an die bis Mit ersten Feiertag. Für Familienfeste soll Mächte richten und b.kommt hoffentlich ein, be- die geschloffene Zeit erst am Mittwoch der Kar- friedigende Antwort. j woche beginnen. Die Beschränkungen vor Buß ¬ tag««, Totensonntag usw. sollen früh S Uhr be ginnen und mit der Beendigung de- Gottesdienstes ende», also nicht wie bl-her nacht» 12 Uhr. nachmittag erfolgte hier die Uebrrgabe bez. Weih« d«r von der Königin Marten-Hütte, A -G, Eaink- darf, »rbautrn Waff,rl«itung. Die Herren de» GemetnderateS und dte Vertreter der Hütt« unter Führung de» Herrn Generaldirektor» Fink begaben fich gemeinschaftlich nach dem Hochbehälter, wo dem Herrn Gemetndevorstand di« Schlüssel zu dem vollendeten Werk unter entsprechenden Worten überreicht wurden. Dem Urbergabeakt folgte eine photographische Ausnahme der Teilnehmer und ein« Besichtigung d«S 400 edm fassenden Hoch behälter», dte voll befriedigte. Sodann wurden unter Leitung de» H:rrn Branddirektors HL t.l verschiedene Hydranlenproben vorgenommen, die ebenfalls, wie die frühere Druck- und Dichtigkeit-« Prüfung der Leitung, ein sehr günstige- Resultat ergaben. Hieran schloß fich ein solenne», durch Lrtnksprüche gewü zte» Abendessen im Gasthos zum Lamm, dessen fich die Teilnehmer gern er innern werden. Mit dem Bau der Leitung wurde am 2. Juni 1909 begonnen, nachdem bereits im Vorjahr die Ouellenfaffung»arbeiten vorgenommen worden wann. Unter Bauleitung der Herren Ing. Pampel und Bauführer H. Eibisch und unter Aussicht durch den Gemeiudevocstand und Herrn Ing. R. Lieberknecht schritten die Arbe.tr« gut vorwärts, sodaß bereits Mitte August v. I. ein Te l und End« September die ganze Leitung unter Wasser gefitzt werden konnte. Bis Ende November wurden hierzu ea. SSO HauSanschlüffe hergestellt. Die ganz« Anlage mit ihren 6 Alm. natürlichen Druck im Mittel bewährt sich gut und arbeitet tadello». Die Waffermeffer liefert die Firma Siemens u. Halske, A.-G, Berlin. * Glaucha», 9. Febr. Wie schon gemeldet, ist seit dem 7. d. M. die 74jährige Witue Eckert von hier, welche infolge langer Krankheit in letzter Zeit wiederholt unter Schwermutsansällen litt, verschwunden. Heute hat man nun oberhalb der König Albert-Brück« am Leipziger Platz auf dem linksseitigen Ufer verschiedene Kleidungsstücke der Vermißten gesunden. ES steht somit fest, daß die bedauernswerte Griifin ihren Tod in der Mulde gesucht und gesunden hat. * Limbach, 9. Febr. Ein LogiSdteb ist kürz lich hier ausgetreten und hat einem Logi»kollegrn eine Uhr mit K«tte gestohlen. Gestern abend konnte d«r Unbekannte ermittelt und festgenomm«« werden. ES ist ein 22 Jahre alter Strumpfwirker au» Hohensttin-Ernstthal. Die Uhr hatte er bereits verkauft, doch kann ste sür den Bestohlenen noch gesichert «erde«. * Lhimnitz, 9. Frbr. Für da- hier September 1908 erbaute, in Altendorf gelegene Heim für blind« Mädchen stiftete «in ungrnannter Herr 10000 Mark zur T lgung der Schuldenlast. * Thalheim, 9 Febr. Einen schnellen Tod erlitt der Vater eines hiesigen Fabrikbesitzer», Herr Karl Aug. Rudolph. Als er nach alter Gewöhn- heit in der Wohnung eine» Jugendfreundes weilte, sank er plötzlich um und war tot. Er stand im 80. Lebensjahre. * Dre»Ve», 9. Febr. In einem hiesigen Hotel hat fich gestern der SO Jahre alte Besitzer deS Hotels »Zum goldenen Siern" in Dippoldiswalde, Richard Heinrich, infolge von Zahlungsschwierig keiten mit Zymtali vergiftet. Eine Släubigerver- sammlung, die gestern stattgefunden hatte, war auf eine von Heinrich angestrebte Vermittelung nicht eingegangen. Heinrich hinterläßt eine Frau und vier Kinder. — Sestern nachmittag versuchte sich der in den dreißiger Jahren stehende Pano- ramabesttzer Knorre auS Letschen an der BiSmarck- säulezu erschießen. Der Mann, der über schlechten S-schäftSgang klagte, wurde schwer verletzt inS Krankenhaus gebracht. — In einem Seitengebäude des Grundstücks Gatzkowstraße 8 entstand heute vormittag in einer Wohnung ein Brand, bei dem ein dreijähriges Kind so erhebliche Brandwunden erlitt, daß e» starb. Der Brand war dadurch ent standen, daß Kinder mit Streichhölzern gespielt hatten. * Leipzig, 9. Febr. Vor etwa 14 Tagen wurde «in hiesiger Gastwirt, der einen ungemüt lichen Gast auS seinem Lokal weisen wollte, von diesem vor Wut in die Brust gebissen. Die Wunde hat fich nunmehr derartig verschlimmert, daß der Wirt unter den Anzeichen einer schweren Blutver giftung in daS Krankenhaus eingeltefert werden mußte. - Leisnig, 9. Febr. Für die am Montag abend im Schulhause zu Großweitzschen von dem 19jährigen Schneider Gühne mit dem Revolver überfallene Frau Kirchschulllhrer Reinhold besteht keine LebenSgesahr, die Verletzungen find j-doch schwer. Der jugendliche Verbrecher hatte die Frau auch an den Haaren gezerrt, dadurch scheinen sich di« beiden Revolverkugeln, welche die Frau in den Hinterkopf erhalten hatte, gelockert zu haben, sie find auS den Wunden herau-getreten. * Waldheim, 9. Febr. Gestern sollt« die Fest, nähme eines 28 Jahre alten Arbeiter» erfolgen, der in der Nacht zu«« Sonnabend hier einen schweren Einbruchsdirbstahl verübt hatte. Al« die Polizei in der Wohnung erschien, bracht« sich der Dieb mit einem Rasiermesser an den Unterarmen tiefe Schnitte bei und versuchte sich hierauf die Kehle zu durchschneiden. Der Verzweifelte wurde aber überwältigt und nach Anlegung von Notver- bänden nach dem Krankenhaus transportiert. Auf dem Wege dahin mußte der Verletzte nochmal» verbunden werden, weil er die Verbände losge- nssc« hatte. * Zwickau, 9. Febr. Auf d«r Ellefelder Straße scheuten dir Pferde des FuhrwerkSbefitzer» Strobel auS Ellefeld und gingen durch. Dabei wurde der Kutscher Thoß vom Wagen geschleudert und über- fahren. Bewußtlos und mit schweren Verletzungen wurde der Bedauernswerte aufgehoben und in- Krei»krank«nstift zu Zwickau geschafft. * Zwickau, 9. Febr. Vor der dritten Straf- kammer de» hiefigrn Kgl. Landgericht- hatten sich gestern unter Ausschluß der Oeffentlichkeit da» Dienstmädchen F. I. Rentsch in Hohenstrln-Ernst« thal, der Kaufmann F. E. Manger in Glauchau und dir Mutter drr ersteren, die Fabrikw«brr»eh«- rau T. K. Rentsch in Glaucha», wegen Verbrechen» »egen da» keimende Leben, resp. Anstiftung und Seihilfe Hinz» zu verantworte». Da» in öffent- ich.r Sitzung bekannt gegebene Urteil lautete wid« di« ledige Rentsch wegen Abtreibung auf 8 Mo nate Gesängni», wider Manger wegen Beihilfe zur Abtreibung auf eine ebensolche Strafe von 8 Mo naten und wider die vrrehel. Rentsch wegen Bei hilfe zum Abtreibungsversuche auf 2 Wochen Ge fängnis * Rtrderschlrma, 9. F«br. Auf einem Fabrik- gleis verunglückte hier der 42 Jahre alte Arbeiter Engmann dadurch tödlich, daß er zwischen die Puffer zweier Eisenbahnwagen geriet. Der Ver storbene war verheiratet, aber kinderlos. * «unaberg, 9. Febr. Die Beerdigung de» ermordeten Uhrmacher» Schöne fand heute unter Teilnahme einer großen Trauerversammlunz statt. Herr Dr. Bönhoff al» berufener Geistlicher hielt eine ergreifende Predigt unter Zugrundelegung der Schriftworte Ebräer 12, 24 und 1. Mos. 4, 10, darin auSsührend, daß der Mörder seiner himm lischen Strafe nicht entgehen «erde. Der über und über mit Blumen bedeckte Sarg »urd« von Feuerwehrmannschaften getragen, deren Mitglied der Verstorbene war. * Reichenbach t. B, 9. Febr. Großen Appetit nach Katzrnbraten verspürte dieser Tage ein hiesiger Arbeiter. Er suchte eine ihm bekannte Familie auf und forderte im Auftrag eine» dritten der«« Katze, die er schlitßlich auch erhielt. Bald darauf stellt« fich der Schwindel heraus. Al» die Polizei in der Wohnung deS Feinschmcckrr» erschien, lag der Dachhase bereit» bratfertig in der Pfanne. Di« Katzenbesttzer find untröstlich. Dte sterblichen Reste ihre» Lieblings haben ste fich aurhändigen lassen und sür fie ein Grab im Garten bestimmt. * Treue», 9. Febr. Recht leichtfertig handeln oftmals Frauen insofern, al» fie bet großer Hitze im Ofen beim Wäschetrocknen ihre Kinderchen unter Abschließung der Türen allein lassen. Die» tat auch die Frau deS Oberschweizer- im Rittergut Neuensalz. Al» fie zurückkehrte, strömte dicker Qualm auS den Stubenfenstern, und di« Feuerwehr könnt« fich erst nach Zertrümmerung von Türr« den Weg zu den Kleinen — vier Kinderchen in zartem Alter — bahnen. Ste waren dem Er stickungstod nahe, konnten aber tn» Leben zurück gerufen werden. Da» Feuer wurde bald unterdrückt. * Markueukirche», 9. Febr. Die nicht länger aufzuschiebende Anlegung ein«» neuen Friedhöfe« würde durch Ankauf geeigneten Gelände» sür unser, Parochialgemeinde sehr kostspielig werden — teuerer als der Bau eines Krematorium». Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, wird im hi«figen Lokal blatte sestgestellt, daß gut zwei Drittel der Bürger für Anlegung eines Krematorium» find, und e» wird die Frag, aufgeworfen, warum ntcht auch ein« kleine Stadt sich einen Leichenverbrrnnungs- ofen zulegen und Markneukirchen damit den An fang machen solle. * Kö»i,»drück, 9. F«br. Der 18jährtge Schul- knabe Erich Hering au» HermSdorf rettete drei Kinder vom Lode deS Ertrinkens. Die drei Knaben im Alter von 7 bis 11 Jahren waren auf dem Schloßteiche in Herm»dorf etngebrochen. Auf da» Hilfegeschrei der Kinder eilt« Hering hinzu und legte fich auf den Leib, um auf diese Weise bi» an die Einbruchsstelle heranzurutjchen. E» gelang ihm, alle drei glücklich zu retten. ' Halle a. S, 9. Febr. Heute morgen steckt» die Witwe Waldheim, Mittelwachr 13, unter einem Bette, in dem ihr« drei Kinder im Alter von 4 Wochen, 2 und 4 Jahr«« lagen, ein ziemlich große» Feuer an, in drr Abficht, fich und die Kinder zu verbrennen. Zum Glück bemerkte ein gerade vor übergehender Polizrisergeant noch rechtzeitig den Feuerschein tn der Wohnung. Der Beamte drang sofort in die verschlossene Stube »in und seinem energischen Einschreiten gelang e» auch, die Kinder und die Mutter zu retten. Frau Waldheim wurde verhaftet. Sie gibt zu, daß fie fich und die Kinder töten wollte. Al» Beweggrund für ihr schreckliche» Vorhaben gibt fie große» Elend an, daS fie ntcht «ihr ertragen könne. * Joachimsthal, 9. Febr. Im hiefigrn Radium- Institut«, dem ersten der Welt, wurden bisher 2 Gramm Radium im Werte von j« 380000 Kronen an die Wiener staatliche Verkaufsstelle abgeliefert. Fra« von Schönebeck ver teidigt fich. Frau von Schönebeck, die zu trauriger Berühmt- heit gelangte Heldin des Allensteiner OsfizierSdrama», ist von einem Mitarbeiter der „B. Z." interviewt worden. Sie gab eine Darstellung, wie man sie erwarten konnte, d h. sie erklärte sich an der Er mordung ihres Gatten durch den Hauptmann v. Göben unschuldig und schob alle Sckuld aus Göben» rasende Eifersucht. Frau von Schönebeck erzählte, sie sei bei ihrer Verheiratung erst 18 Jahre alt ge wesen und von ihrem Manne vernachlässigt worden. Acht Monate nach der Hochzeit habe sie den ersten Selbstmordversuch unternommen, der mißlungen sei, ebenso wie zwei spätere. Sic habe einen Menschen gebraucht, der ihr Liebe entgegenbrachte. Da sich ihr Mann nicht viel um sie kümmert«, so hätten da- andere getan, und die Gesellschaft in der Gar nison habe nicht- dabei gefunden. Sie habe nur die DehorS gewahrt wissen wollen. Sechs Jahre lang habe sie zu einem Kameraden ihre» Manne» in sehr freundschaftlichen Beziehungen gestanden. Im Jahre 1907 habe sie Hauptmann von Göben auf einem Balle kennen gelernt. Ihr Freund hatte sich an jenem Abend auffällig um eine junge Dame bemüht; da» hätte sie geärgert. Sie hätte ihn eifersüchtig machen wollen, und al» ihr Hauptmann v. Göben vorgestellt wurde, habe sie fich ihm mehr al» sonst neuen Bekannten gewidmet Sie hätte nicht geahnt, daß v. Göben sofort Feuer sangen würde. Sie sei v. Göben» erste Liebe gewesen. Dieser habe sie ganz sür sich haben und vor aller Welt verschließen wollen Sie habe sogar aus ihr»