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WchüMOWer Metzer Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohensteln-Lrnslthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Saus Mk. 1.50, bei Abholung in der GeschSstsstelle MK.1.L5, durch die Posi bezogen (außer Bestellgeld) MK.1.SV. Einzelne Nummem 10 Psg. Bestellungen nehmen di« Geschäfts» und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Londbrlesträger enigegcn. Ais Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzelgengebühr für die Sgespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg„ für auswärts 15 Psg. , im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. 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Die Regierung will die öffentliche Abstimmung bci- behalten, die Parteien wünschen, mit Ausnahme der Konservativen, die geheime Wahl wie bet der Reich-tagtwahl. GS ist nicht anzunehmen, daß der Reichskanzler von dem Standpunkt de- Gesetzert- würfe- ab eht, sodaß also mit einem negativen Resultat gerechnet werden muß, wenn nicht eine Partei sich ander- besinnt und mit den Konser. vativrn eine Mehrheit für die öffentliche Wahl bildet. Eine geheime oder öffentliche Abstimmung wird immer Gegenstand der persönlichen Auffassung und der Zeitströmung bleiben. Unter demselben Wahl recht. welche- heute verändert werden soll, erlitt der damalig« MinMerprästdent v. Bi-marck-Schön- hausen in den sechziger Jahren eine Wahlnieder lage nach der anderen. Die preußischen Wähler machten sich also damalt auö der öffentlichen Wahl sehr wenig, sie stimmten gegen die Regie- rung, für deren Politik sie kein volles Verständnis batten. Bet den letzten ReichStagSwahleu war be kanntlich da- Wahlgeheimnis noch verstärkt durch die Einführung der Umschläge für di« Mahlzeit«!, und die fiege-gewissen Sozialdemokraten erlitten doch eine schwere Niederlage. So find mit den beiden Wahlsystem«, zu verschiedenen Zriten in gleicher Weise überraschende Ergebnisse erzielt worden. Nan meint, die Wähler würden durch eine öffentliche Wahl gehindert, ihrer wahren HerzenS- überzrugung Ausdruck zu -eben. Gewiß, eS werden sich Wähler einschüchtern lassen, während vielen Lausenden e» ganz gleichgültig ist, ob sie geheim oder öffentlich wählen. Die Einschüchterung kann aber nach zwei Seiten erfolge«; nicht nur nach „oben" hin auzustoßen, kann ein Wähler befürchten, er kann auch Angst haben, unter seinen Mit bürgern, di« anderer politischer Überzeugung sind, wie er selbst, Kunde« zu verlieren. Gs ist also s hr schwer, festzustellen, wie viele Tausende sich nun nach „oben" oder nach „unten" hin bcein- sluffen lassen, und vor allem weiß niemand, ob denn wirklich so viele Leute eine andere Herzens überzeugung haben, wie sie bei der öffentlichen Wahl zum Ausdruck bringen. Fast bei jeder ge heimen ReichStagSwahl können wir beobachten, daß die eine oder andere Partei große Hoffnungen äußert, die der Erfolg dann nicht bestätigt. Man glaubte die Herzensüberzeugung aller Wähler genau zu kennen und täuschte sich doch. Solche falsche Schätzungen passieren aber nicht bloß bei uns, sondern überall, wie sich eben erst wieder in Eng land in zahlreichen Wahlkreisen gezeigt hat. Auf diesen Zwist über geheime und öffentliche Wahl in Preußen wird vor allem deshalb so ge nau geachtet, weil es nicht an der Meinung fehlt, der preußisch« Ministerpräsident, der so sehr für die öffentliche Abstimmung ist, könnte in seinem Hauptamt alß Kanzler einmal daran denken, auch im Reiche da- geheime Wahlrecht ändern zu wollen. DaS ist wohl ausgeschlossen. Will man im preußischen Landtage sich nicht einigen, dann verzichtet man auf den erste» Schritt in der Wahl reform und läßt alle- beim alten. Aber vielleicht gibt cS doch noch Au-wege. Denn wenn da- Aahlvrrfahren im Staate geändert wird, so wird eS auch über kurz oder lang an oaS der Gemein den Herangehen. LageSgefchichte. Giu» Geereifo König Friedrich Auguß» König Friedrich August unternimmt auch in diesem Jahre eine Seereise, und zwar begibt er sich am Ü». Februar von Dresden nach Triest, steigt dort zu Schiff und fährt zu mehrtägige», Aufenthalte nach Korfu. Die ganze Reis», die der König im strengsten Inkognito aussührt, soll 14 Tage dauern, sodaß die Rückkehr nach Dresden für Mitte März beoorsteht. Die Berei-iz««- der R«kr«tc« der Martre- station der Nordsee, zu der der Kaiser nach Wilhelmshaven zu komm n beabsichtigt, ist auf den 8. März angesetzt worden. Marga. Roman von C. Crone. 2f (Nachdruck verboten.) „Als die Erziehung der Söhne beendet war, und Biihlcr von Lindeneck forchina, wurde er auf seinen Wunsch Seelsorger in einer der ärmsten und am weitesten zerstreuten Gemeinden in der Haide. Dort lebt er noch unverheiratet. Man meint, er hat Baroucß Hildegard nie vergessen. Mit den Randows ist er sein eng befreundet, und als vor einigen Jahren die beiden Söhne des Freiherrn kurz hintereinander von einer tückischen Krankheit hinwcggerafft wurden, war es wiederum Pastor Biehler, der den tiefgebeugten Eltern treu und selbstlos zur Seite stand. Seine Pfarrkinder verehren ihn sehr. Insofern kann man wohl sagen, das, er seinen Lohn gefunden." „Eine tüchtige Natur", meinte Herr von Balckow. „Unzweifelhaft", bestätigte der andere. Ein Blick auf die Uhr veranlaßte die Herren auf- zustehen, um zur Gesellschaft zurückznkehrcn. „Also morgeu früh", wiederholte Herr von Herne. „Gewiß", lautete die Antwort. „Ich bin ordentlich neugierig, das Tier zu sehen, das «inen so abenteuer lichen Herrn gehabt hat." Ungefähr nm dieselbe Zeit, als die beiden Herren mn Höchsten Tage von dem gemeinsamen Spazierritt znrückkehrten, kamen zwei Wanderer von Norden her durch die Hannoversche Haide geschritten. D«r ältere, ein Mann in den Vierzigern, schien die Strapazen des Weges mit Leichtigkeit zu überwinden. Sein sonnengebräuntes Gesicht hatte nichts von seinem energischen Ausdruck «ingebüßt; die elastischen Be wegungen der kraftvollen Gestalt zeigte» keine Ermüdung, und die klugen Augen hatten genau denselben lebhaften Ausdruck als beim Aufbruch, da er mit seinem jüngeren Begleiter tu de» taufrischen Morgen binrinwanderte. Dieser, dem Knabenalter kaum entwachsen, rang da gegen sichtlich mit einer großen Schwäche. Er halte den Strohhnt aägenommeu und fuhr häufig mit dem Taschentuch über das Gesicht, das trotz An strengung und Sonnenbrand ganz sarblos blieb. Die Züge, vornehm und sympathisch, hatten ein unverkennbar fremdländisches Gepräge. Die mandel förmigen, tief dunklen Augen nnd die schmächtige, fast überschlanke Gestalt, ließen auf den Südländer schließen und bildeten einen auffallenden Gegensatz zu der nordischen Geckenhaftigkeit des anderen. Der Weg durch Sand und Haidekraut war sehr mühsam. Einige Wagenspuren zeigten zwar an, daß wohl einst ein Gefährt diese Richtung eingcscklagen haben mochte, doch wo das blühende Krant etwas dichter stand, verschwanden auch diese, und nur ein kundiges Auge konule sich zurecht finden. Die Sonne flieg immer höher nnd ihre heißen Strahlen breiteten einen fummelnden Schein über die weite rotbraune Fläche der blühenden Haide. „Noch eine halbe Stunde tapfer nusgehalten, Arco", begann der ältere, „dann haben wir unser Ziel erreicht. Sieb nur!" Damit reichte er dem jüngeren das Fernglas, nnd wirklich entdeckte dieser weithin eine Erhöhung, die jedoch einem Maulwurfshügel ähnlicher sah, als einer mensch lichen Wohnung. Sehnsüchtig ruhten die dunklen Augen auf dem ivkuzigen Punkt. Schien er doch dem Ermüdeten das gelobte Land. Der stolzeste Bau in herrlichster Lage hatte zur Zeit keinen größeren Wert für ihn, als diese armselige, aus Lehm gebaute nnd mit Haidckraut gedeckte Hütte, hier inmitten der tiefsten Einöde und Verlassenheit. Wieder hatten sie eine Strecke znrückgclegt, als der jüngere plötzlich zusammeufuhr nnd den Schritt hemmte. Unmittelbar vor ihm tauchte, barhäuptig und mit nackten Füßen, ein kleines Wesen aus dem Haidekraut Während seine- dortigen Aufenthalt- nimmt deL Kaiser auf dem Flottenflachsch>ff „Deutschland^ Quartier, mit dem er auch nach Helgoland fährt, um die neuen Befestigungsanlagen und Uferschutz- bauten sowie Hafenarbeitm zu besichtigen. Von Helgoland begibt sich, wie schon früher gemeldet, der Kaiser an Bord der „Deutschland" nach Bremerhaven, um al- Gast dl- Norddeutschen Lloyd mit dem Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm II" eine Fahrt in See zu unternehmen, deren Dauer auf ein bis zwei Lag« in Aussicht genommen ist. Z«r Fahrt de- Prinze« Heinrich von Pre«-«« «ach G«gl«nd Die Reise de- Prinzen Heinrich von Preußen nach England erfolgt auf direkte Einladung des Königs Eduard an den Prinzen und seine Ge mahlin. Prinz Heinrich reist am 14. Februar ab und verbleibt in England bi- Anfang März. Der Reich-baukdi-ko«t wird vielleicht schon in nächster Zeit auf- neue herabgesetzt, da dir Geldrückflüffe zur Bank fort- während befriedigen. Der Diskont, der gegenwärtig 4'/, */„ ist, würde jrdoch nur um V,*/o ermäßigt werden. Wenn am heutigen Donnerstag die Bank von England die erwartete Diskontherabsetzung von 8>/, auf 3°/. vornimmt, folgt dir deutsche Reichsdank vielleicht schon am Freitag mit ihrer Ermäßigung. Der Mau-felber Streik vor Gericht. Die jüngst im Reichstag und preußischen Landtag erörterten Vorgänge bei dem großen ManSfelder Bsrgurbeiterstreik haben zu Anklagen wegen Land- friedensbruch gegen die Bergleut« Sichting, Gommer und Otte geführt. Gir sollen »inen Trupp Ar- beitSwilliger beschimpft, mit Steinen beworfen und mit Stöcken mißhandelt haben. In dem Prozeß, der vor dem Schwurgericht in Halle verhandelt wird, widerrief einer der Hauptzrugen alle früher zu ungunstrn der Angeklagten gemachten Angaben. Gegen da- Schmtergalder««wese« haben die Bestimmungen in dem neuen Gesetz« gegen den unlauteren Wettbewerb den erwünschten Schutz nicht gebracht. Trotz der scharfen straf- rechllichsn Bestimmungen deS Gesetze» dauern die Klagen der Unternehmer Über die Bestechung von Angestellten und die Annahme von Schmiergeldern fort. Der Zrntralverband deutscher Industrieller bittet daher seins Angehörigen, ihm Vorschläge zu machen, wie auf dem Wege der Selbsthilfe dem Ucbel gesteuert werden kann, daS gesetzlich nicht zu fassen ist I« England habe» sich die Industriellen zur Beseitigung de- Schmiergelderunwesens zu sammengeschloffen. Bo« der „schlechten Presse. In Echternach in Luxemburg, dem bekannten O-t der Springprozesston, gab eS niulich einen Tu mult. In der katholischen Kirche daselbst wurde der bischöfliche Hirtenbrief gegen die „glaubenslosen Bücher, Zeitsch.tften und Zeitungen" verlesen, der vor den liberalen und sozialdemokratischen Zeitungen mit Namensnennung warnte. „Diejenigen, welche an diesen Schriften Mitarbeiten, welche sie ver kaufen, verbreiten, lese», oder sich auch nur den Inhalt erzählen lassen, können nicht mehr als Ka tholiken betrachtet werden", so heißt eS in diesem Hirtenbrief. Al- er in der Kirche verlesen und unter den vom bischöflichen Interdikt betroffenen Zeitungen auch die in Echternach erscheinende harm lose „Sauerzeitung" genannt wurde, entstand, wie der „Lothringer" meldet, unter den Kirchenbesucherv ein beredte- Murren. Der amtierende Kaplan mußte innehalten und rief hinab: „Wer den Gottes dienst stört, wird protokolliert nach weltlichem Recht!" Die Tumultuanten »erließ«» nach diesen Worten die Kirch,. Und daS geschah in Echter- nach! Auch der Vatikan macht neue Anstrengungen, um das katholische Volk in der ganzen Welt am Gängel band der ultramontanen Preffe sestzulegen. Wie der „Ossorvutzors Romano" mittetlt, wurde durch den Papst, um die „schlechte" Presse unschädlich zu machen, ein schon 1881 von Le» XIII. mit einem Ablaß von 10V Tagen versehenes Gebet nunmehr durch die „heilige" Inquisition mit einem solchen von 300 Tagen ausgestattet. Der Ablaß wird auf die ganze Welt au-gedehnt und gilt auch für die Vrrstorbene». Die Aute-ritiit Holland». Bei der Beratung deS Budgets des Ministe riums deS Aeußern in der ersten holländischen Kammer begründete der ehemalige Gesandte in Stockholm, van He«ckeren, einen Antrag, in dem der Minister aufgefordert wird, Schritte zu tun, um die Integrität der Niederlande gegenüber Deutschland und England zu sichern. Der R.dner erklärte, ein einige Jahre zurückliegendes Ereignis, das dem Minister wahrscheinlich unbekannt sei, bilde einen Gpezialgrund für Heliand, eine bessere Garantie zu fordern, als daS Nordseeabkommen mit den Mächten zweiten Range- biete. Der Minister deS Aeußern erwidert«, van Hecckeren müsse seine Behauptungen genauer formulieren, empor, dar- mit einem halb fröhlichen, halb schüchternen: „Euren Tag, Onkel Pastor!" auf den ältere» Herrn zuging. „Ei, ei, kleine Marga, soweit kommst Du »ns entgegen. Nu», vor Deiner Frcrmdiu Sonne brauchst Tu Dich nicht zn fürchten: brcmuer als Du bist, kau» sie Dich nicht brennen oder Deine Haare bleichen, sie haben schon gar keine Farbe mehr." Dabei strich er freundlich über den etwas wirren FlacliMbeuel, nahm das Kind an die Hand, nnd mit einem Ausdruck des Geborgcuseins, der das schmale Gesiclücheu erhcllre, ging Marga neben dem Oukel Pastor her, indem ein stilles Lächeln die ernsten Kinderlippen umspielte. Das erste, was Arco an der ihm fremdartigen und unstimpathischeu Erscheinung bemerkte, war ein paar übergroße Auge», deren Farbe sich zunächst nicht be stimmen ließ. — Sie konnten tieibla» oder dunkelgran sein. — Die laugbcwimperle» Lider legten sich so häufig über die schimmerudeu Sterne, daß man sie nur selten zn sehen bekam. Diete Angcu sielen nm so mehr auf, als sie zu einem Gefickt gehörten, dessen eckige Unregelmäßigkeit durchaus nichts Anziehendes batte, und dem jeder Ans- drnck pon Beweglichkeit und Frohsinn fehlte. Den Kopf, mit seiner Fülle von weißgcldcu Haaren, trug das kleine, elwa zehnjährige Mädchen leicht vorn übergebeugt. In der ganzen Haltung lag ein Sinnen, das den Jahren weit voraus war. Während Arco es fast als einen körperlichen Schmerz empfand, daß ihre kleinen, nackten Füße auf das struppige Haidckraut traten, schritt Marga mit einem so eigen tümlich schwebenden Gang einher, als trüge die Luft ihre federleichte Gestalt. Im Wcitergchen sprach der Pastor mit dem Kinde über die wenigen Vorkommnisse aus dem täglichen Leben. Waren es auch kurze Antworten, die er aus dem schweig samen Munde erhielt, so waren die wundersamen Augen um so beredter. Jetzt lag eine Welt von Glückseligkeit in ihrem schimmernden Blau. Endlich war die Hütte des Haidebauern erreicht. Die Frau saß vor der Thür, eifrig damit beschäftigt, Besen aus Haidckraut zu binden. Mit sichtlicher Freude bot sie Pastor Biehler und seinem Begleiter Willkommen, und nicht ohne Würde führte sic die Ankommenden in ihr bescheidenes Heim. Die Thür war so niedrig, daß selbst Arco sich bückeu mußte, um hindurch zn kommen, und die Räumlichkeiten dünsten ihm kaum groß genug, um sich irgendwo ans- streckcn zu können, aber Schatten war da, und schon das emvsand cr als eine Wohltdat. Drinnen war alles blank und sauber. Au den getünchten Wänden hingen ein paar alte Holzschnitte, die wohl vor Jahren in irgend einer Zeitschrift erschienen waren. Untergrund und Ränder waren bräunlich und fleckig geworden, und die einst so strahlenden Goldleistenrahmeu blind und schadhaft. Hiuter den rot und grün schillernden Scheiben der kleinen viereckigen Fenster blühten Goldlack und Nelke» und sandten dem Einircteuden duftige Grüße culgcgcn. Für die kleine Marga war der Kranz aus Wald« meister, der vou der niedrigen, braun geräucherten Deck? über dem weißgeschcnerteu Tisch herabhing, das Beste, Ivas das HnuS besaß. Jährlich einmal wurde ec er« neuert und sollte Ersatz für den Waldduft bietcu, deitz die Bewohner in der entlegenen Haidehütte entbchrcit mnßten. Die Ranzen wurden abgelegt, und mit einem Gesicht des Behagens ließ Arco sich aus einen Sucht nieder. Sogleich kniete die kleine Marga neben ihm, zoq ihm die heiße», staubige» Lederstiesel aus, und setzt» behutsam seine Füße auf ein winziges Bänkchen, daS sie aus einer Ecke hervorholte. Er lieb alles ruhig gescheht«, und rührte sich auch nicht, als Marga sich neben ihn stellte, um gcwisscuhafj die Fliegen zu verjagen, di« ihn möglicherweise z>t belästigen suchten. (Fortsetzung folgt.»